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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - In der Bibliothek

von Viola Lily

Die Anwesenheit der Austauschschüler war leider kein Grund, weshalb die Lehrer den Unterricht lockerer angehen sollten (wäre ja auch zu schön gewesen). Professor McKinnens begann gleich in der nächsten Stunde Zauberkunst mit der Kunst des Ungesagten Zaubers. Eine reine Kopfsache, bei der man schweigend zaubert. Nicht weiter schwer, wenn es nach Professor McKinnens ginge, alles was man bräuchte ist viel Konzentration und Ruhe. Sobald man darin Übung hätte, liefe die schweigende Magie (die Professor Freshad übrigens gern bei seinen Bestrafungsmethoden einsetzt) wie am Schnürchen.
Professor Freshad wollte in VgddK wissen, mit welchem Stoff die Austauschschüler bis jetzt zu tun gehabt haben. Danach verkündete er mit Freude, dass wir jetzt den Patronus-Zauber angehen würden. Juhuu - nicht. Er gehört zu den kompliziertesten Verteidigungszaubern, und wenn ich noch nicht mal den Expelliarmus kontrollieren konnte, wie sollte ich dann weißen Nebel in die Gestalt eines Tieres kriegen - ganz zu schweigen von der wichtigsten Zutat, der glücklichen Erinnerung? In einer Großfamilie mit täglichem Geschwisterkrieg hat man da nicht viel Auswahl.
„Das wird bestimmt übelst aufregend“, meinte Stephen und freute über den Patronus sich wie Luke über ein gutes Training.
Wir beide saßen zur Tee-Zeit in der großen Halle und gönnten uns vom Unterricht eine Pause. Leider war diese bei mir von kurzer Dauer: heute war Dienstag, also fing für mich in einer halben Stunde, um genau 17.00 Uhr, das Quidditchtraining an. Als ich aus dem Fenster schaute und das regnerische Oktober-Wetter sah, fuhr meine Motivation Fahrstuhl in die Tiefgarage.
„Wahnsinn“, kommentierte ich dementsprechend betrübt und nippte an meinem Kaffee.
Stephen ignorierte diesen Ton und ritt weiter auf diesem Thema herum: „Ich überlege schon die ganze Zeit, was für eine Gestalt er bei mir annehmen würde. So 'n großes Raubtier wäre cool, ein Tiger oder Berglöwe. Oder etwas stolzes wie ein Hirsch oder Adler. Oder... .“
„Oder eher was gechilltes wie 'ne Schildkröte. Die Tiere gestalten sich nach unseren Erinnerungen und Charakter, schon vergessen?“, redete ich ihm ins Wort, „Außerdem hast du die wichtigste Zutat dafür vergessen - die glückliche Erinnerung.“
Stephen runzelte überrascht die Stirn und fragte: „Das ist dein größtes Problem? Glückliche Erinnerungen hat doch jeder.“
Ich sah schweigend zu, wie er sich einen Keks schnappte und nachdenklich abbiss. Dann öffnete er den Mund (natürlich nach dem Runter-schlucken) und fragte: „Wo wir uns grad sowieso beim Erinnern sind: hast du dir schon was für Soutas Geburtstag überlegt?“
„Öh“ machte ich gedehnt und starrte Stephen an, „Soutas Geburtstag?“
„Gjjjjjaaaaaaaaaarg, Lorrels.“
Sein Kopf traf die Tischplatte, was mit einem dumpfen Klonk quittiert wurde. Es hörte sich sogar so schmerzhaft an, dass einige sich besorgt umdrehten und ein Mädchen fragte, ob alles in Ordnung ist. Ich lächelte ihnen zu und versicherte, dass alles in bester Ordnung sei.
„Nächste Woche!“, jammerte Stephen und rieb sich die Stirn, „Wie letztes Jahr, und das Jahr davor, und das Jahr davor... Wie immer am 6. Oktober.“
„Wenn ich dich nicht hätte“, sagte ich und grinste ihn dankbar an, „Wollen wir den Raum der Wünsche in Beschlagnahm nehmen und fett feiern? Immerhin wird er 16, ein perfektes Alter, fette Party, Alkohol und so... .“
„Endlich mal eine brauchbare Aussage von dir.“
„Lass' uns doch heute Abend nach dem Essen bei mir aufm Zimmer treffen und mit den anderen darüber reden, OK?“
Ich behielt die Uhr im Auge, nahm den letzten Schluck Kaffee aus meiner Tasse und stand auf: „So, ich muss jetzt zum Training. Wir sehn' uns.“
„Was meinst du?“, hielt Stephen mich noch kurz zurück, „Wär' Schildkröte möglich?“
„Nach deiner Aktion grad vielleicht auch ein Vogelstrauß, die stecken ihre Köpfe auch immer in den Sand“, entgegnete ich grinsend und fügte noch hinzu, „Keine Sorge, wenn jemand den Patronus hinkriegt, dann du. Wo bitte findet man in diesem (dabei zeigte ich auf meinen Kopf) Hirn 'ne brauchbare glückliche Erinnerung, wenn ich mir nicht mal Soutas Geburtstag merken kann?“
Ich lief zwischen dem Gryffindor- und Ravenclawtisch vorbei in Richtung Portal, als mich eine vertraute Stimme rief.
„Lauren!“, hallte es vom Gryffindortisch zu mir rüber.
Rebecca lief mir nach. Ich ignorierte sie anfangs und ging weiter, schließlich hatte ich es echt eilig, weil ich mich noch umziehen musste. Außerdem hatte ich ihren Tagebuchauftritt von neulich noch nicht vergessen. Ohne mich zu meiner kleinen Schwester um zudrehen hob ich abwehrend die Hand und sagte hastig: „Nein, Rebecca, geh zu Abigail!“
Ich zeigte zum Hufflepufftisch, wo Abigail vor einem aufgeschlagenen Buch saß und eine Tasse Tee trank.
„Aber Abigail ist in Kräuterkunde ein hoffnungsloser Fall.“
„Ich habe doch gar kein Kräuterkunde mehr.“
„Hattest du bis letztes Jahr aber noch. Und ich muss das morgen abgeben“, protestierte Rebecca, die mich mit schnellen Schritten überholt hatte und mir nun den Durchgang zur Eingangshalle versperrte. Ich blickte in ihr unnachgiebiges Gesicht. In diesem Zustand ähnelte sie sehr unserer Mutter, wenn diese angespannt war - meistens dann, wenn bei einer Streiterei wieder irgendwas zu Bruch gegangen ist.
Ich versuchte einen neuen Anlauf.
„Und was ist mit Esther?“
Nerv die doch, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Die ist doof!“
„Toll, da bin ich auch schon drauf gekommen“, erwiderte ich und kam nun zum wahren Grund meines Nein's, „Aber bist du nicht auch der Meinung, dass ich nach eurem Auftritt letzten Monat die Letzte sein sollte, die dir hilft?“
„Ich bin doch gar nicht Schuld“, wehrte sich Rebecca frech und verschränkte die Arme, „Die Drillinge haben angefangen!“
„Du hast aber auch nicht aufgehört. Und jetzt lass mich bitte gehen, ich habe Training!“
Meine kleine Schwester sah mich enttäuscht an und trat zur Seite. Für mich war dieses Gespräch beendet und ich ging an Rebbecca vorbei zur Treppe, die nach oben führte. Blöderweise konnte ich ihr trauriges Gesicht nicht vergessen und drehte mich auf der letzten Stufe zu ihr um. Sie stand immer noch da und sah mich bittend an.
„Na, Gut“, meinte ich, „Komm um halb 7 in die Bibliothek.“
Erleichtert nickte Rebecca und verschwand wieder in der großen Halle. Ich hoffte nur, dass Luke heute nicht überzog.

Er tat es. Weil der Regen nachließ und es noch relativ hell war, trainierten wir ein viertele Stunde länger. Und er hätte bestimmt noch länger gemacht, wenn ich ihn nicht daran erinnert hätte, dass das Abendessen nur noch für eine 3/4-Stunde bereit stand.
„Ok, hören wir für heute auf“, brüllte er über den Platz und wollte ebenfalls gerade landen, als ich ihn schnell abfing.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte ich und hielt ihn am Arm fest.
„Klar, was denn? Wieder Alte Runen?“
„Ach Quatsch. Ich habe Rebbecca versprochen, ihr bereits seit einer viertel Stunde bei Kräuterkunde zu helfen und ich schaffe es danach nicht mehr in die große Halle. Kannst du mir 'n Brot mitmachen? Ich habe nämlich keine Lust, mit leerem Magen ins Bett zu gehen.“
„Klar, was soll drauf?“
„Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, entgegnete ich nur und fügte noch hinzu, „Wir wollen heute bei uns auf dem Zimmer Soutas Party planen. Bringst du Dustin mit?“
„Sicher, bis dann.“
„Prima.“
Da ich wieder Zeit sparen wollte, flog ich zum Schloss zurück. Mann, Mann, irgendwann erwischen die mich noch. Ich wäre am liebsten durch ein Fenster in die Bibliothek eingestiegen, doch ich besann mich eines klügeren und nahm den gewöhnlichen Weg. Um 10 vor 7 war ich dann endlich bei Rebbecca, die mich, vor allem wegen des nassen Umhangs, mit großen Augen anstarrte.
„Guck nicht so, Luke hat überzogen“, war meine kurze Erklärung, in einem Ton, der keine weiteren Fragen duldete, „So, was macht ihr gerade?“
„Alraunen.“
Ich grinste in mich hinein, weil mich dieses Thema in meine eigene, zweite Klasse zurück versetzte. In einer der Alraunen-Stunden hatte eine Pflanze Mabel in die Nase gebissen, worauf sie so stark geschrien hatte, dass Professor Longbottom diesen Schrei mit dem Schrei einer Alraune verwechselte und Mabel mit Erde beworfen hatte, damit sie aufhörte zu schreien. Ein anderer Tag schockierte uns wiederum und führte uns vor Augen, wozu diese Pflanzen fähig waren: Arnold kam zu spät zum Unterricht und riss außer Atem und ohne Vorwarnung die Tür zum Gewächshaus auf. Da er noch keinen Ohrenschutz trug, bekam er volle Möhre den Schrei einer Alraune ab und fiel um. Professor Longbottom war so aus dem Häuschen, dass er sofort den Unterricht beendete. Jeder von uns befürchtete das Schlimmste. Alle dachten, dass Arnold bereits tot sei, bis er glücklicherweise am nächsten Tag, zwar etwas benommen aber ziemlich lebendig, im Krankenflügel wieder aufwachte. Es war, zum Glück, nur eine junge Alraune gewesen.
Eine halbe Stunde half ich Rebbeca bei ihren Aufgaben. Mit dem Versprechen, mir zum nächsten Hogsmeade-Wochenende Geld für 'n Frei-Butterbier zu geben, zog sie von dannen. Ich blieb noch 5 Minuten in der Bibliothek und sah mich ein bisschen in der Abteilung für magische Tierwesen um. Seit dem belauschten Gespräch von Professor Hagrid und Firenze wollte ich mehr über Greife erfahren, aber ich bin selten in der Bibliothek. Jetzt, wo ich schon mal hier war, suchte ich die Reihen nach einem Lexikon ab und zog prompt ein dickes, in Leder gebundenes Buch aus dem unteren Regal.
Es war schwerer als erlaubt und rutschte mir aus der Hand. Es landete schmerzhaft auf meinem Fuß, worauf mich zwei Hufflepuffs strafend ansahen und Pssscht zischten.
„Sorry.“
Ich verkroch mich mit dem Buch in eine Ecke und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Vor mich hin murmelnd suchte ich nach den richtigen Seiten und begann zu lesen:

Greif (lat. Gryphus) ist ein aus Tierkörpern bestehendes Mischwesen.
Er wird in den meisten Überlieferungen als Wesen mit Kopf, Rumpf und Flügeln eines Adlers und dem Hinterteil eines Löwen beschrieben. Auf diese Art ähnelt er seinem Verwandten, dem Hippogreif (s. S. 236, Hippogreife), die hier ihren Ursprung haben. Greife sind somit viel älter als Hippogreife. Es ranken sich daher viel mehr Legenden und Sagen um diese Tiere.

„Greife?“, kommentierte plötzlich eine Stimme hinter mir und lies mich zusammen zucken.
Patrick stand hinter mir und guckte zischen mir und dem Artikel interessiert hin und her.
„Ähm, jah“, meinte ich zögernd und suchte nach einer Ausrede, „Ich glaube, dass wir diese Tiere bald in PMG dran nehmen werden.“
„In Magische Tierpflege? Cool, gibt es bei euch hier in England welche?“
„Ja, soweit ich weiß, im Verbotenen Wald“, antwortete ich, und da ich die Vermutung hatte, das Patrick mehr über Greife wusste als ich, fragte ich weiter, „Kannst du mir mehr erzählen?“
„Klar, wir haben die letztes Jahr schon durchgenommen.“
Boah, wie fies, dachte ich, und das Wort Streber rutschte aus mir heraus.
„Hey“, wehrte er sich zwinkernd, „Wer ist hier in Ravenclaw? Du oder ich?“
Patrick wusste eine Menge über diese Geschöpfe: Greife waren überwiegend Einzelgänger und fanden sich nur zur Paarungszeit in größeren Gruppen zusammen. Die Muttertiere, die ein bis zwei Kinder, sogenannte Wilsche, bekamen, verließen nach wenigen Wochen diese Gruppe wieder, um ihre Neugeborenen allein aufzuziehen. Gerade während dieser Zeit entwickelten Muttertiere gefährliche Methoden, um ihren Nachwuchs zu beschützen. Dieser war dann nach einem Jahr soweit, dass er für sich selbst sorgen konnte, bis dahin waren sie voll ganz auf ihre Mutter angewiesen. Leider sind diese Tiere durch ihr gefährliches Temperament sehr in Verruf geraten. Wie die Hippogreife konnten sie bei falschem Umgang sogar Menschen töten. Zudem entdeckten die Zauberer irgendwann im 18. Jahrhundert, dass sich ihre Federn und Krallen besonders gut für Magische Kerne eigneten und machten bis ins späte 20. Jahrhundert Jagt auf diese Geschöpfe, bis sie kurz vor der Ausrottung waren.
Heute gibt es sie nur noch in wenigen Wäldern Europas, unter anderem auch hier im Verbotenen Wald.
„Es wäre traumhaft, wenn ich bis April noch einen Blick auf sie werfen könnte“, schwärmte Patrick, „Wir sind damals nur für einen Tag in den Schwarzwald gefahren, weil es dort die letzten Exemplare in Deutschland gibt.“
„Da bist du nicht der Einzige“, stimmte ich zu und verschränkte die Arme.
Dabei erhaschte ich einen Blick auf meine Uhr, die schon Viertel vor 8 anzeigte.
„Himmel, Arsch und Wolkenbruch“, fluchte ich laut und sprang auf, „Ich habe total die Zeit vergessen.“
„Hast du noch was vor?“
„Ich bin schon lange mit den anderen verabredet. Wir müssen noch was besprechen.“
„Tut mir Leid, wenn ich dich abgelenkt habe. Ich komm gern mit und erklär`s ihnen.“
Ich lachte: „So wichtig ist das auch nicht. Meine Freunde sind keine Professoren, die mir gleich 'ne Stunde Nachsitzen aufbrummen oder mir `nen Schwall Wasser über den Kopf jagen.“
Plötzlich linste die alte sehr Bibliothekarin, Madam Pince, um eines der Bücherregale und guckte uns böse an: „Ich brumme ihnen gleich etwas ganze anderes auf, wenn sie nicht augenblicklich still sind oder die Bibliothek verlassen. Das hier ist ein Ort der Ruhe und Konzentration und kein Vergnügungspark.“
Mit geduckten Köpfen zischten wir beide an Madame Pince vorbei und sahen zu, dass wir aus der Bücherei verschwanden.
Draußen fragte Patrick: „Was ist das denn für eine Schreckschraube?“
„Die ist schon seit der Steinzeit so, und ungefähr genauso lang schon Bibliothekarin in Hogwarts. Boah ist das kalt auf dem Flur“, bemerkte ich, als mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.
„Kein Wunder, du hast ja auch noch den nassen Quidditchumhang an.“
Ohne zu zögern streifte sich Patrick seinen Hogwartsumhang ab und legte ihn mir über die Schultern. Über diese Geste war ich so verblüfft, dass ich ihn erst mal nur doof anstarrte.
„Wolln` wir?“, fragte er verwirrt, „Sonst stehn' wir morgen noch hier.“
„Ähm- … Ja, klar.“
Mit hochrotem Kopf machte ich mich mit Patrick auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.

Zum Glück dachte ich daran, Patrick vor der Tür seinen Umhang wieder zu geben, die anderen sollten schließlich auf keine falschen Gedanken kommen. Trotzdem fühlte ich mich unwohl, als er sich zu Christopher und Desirée begab und ich an den Kamin ging, wo Mabel, Ammy Stephen, Dustin und Luke saßen. Sie guckten mich an wie bestellt und nicht abgeholt - was im wahrsten Sinne ja auch so war.
„Was hattest du denn noch zu tun?“, fragte Mabel argwöhnisch und guckte unauffällig zu Patrick rüber.
„Können wir hoch gehen?“, bat ich.
Ich spürte, wie meine Ohren anfingen zu glühen, als ich Lukes Blick sah, der dem von Mabel gefolgt war. Ich wollte lieber nicht wissen, was er in diesem Augenblick dachte.
„Magst du es, in nassen Klamotten rum zu laufen?“, fragte Dustin und griff an den Saum meines Umhangs.
„Ey, wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“, herrschte ich sie an.
Meine Freunde waren momentan scheinbar schwer von Begriff. Und in die Gänge kamen sie auch nicht. Ich drehte mich schnaubend um und ging demonstrativ hoch in den Schlafsaal. Hinter mir erhoben sich die anderen langsam und folgten mir - na, immerhin. Doch mir entging nicht, dass sie miteinander tuschelten. Und ich hätte meinen Besen darauf verwettet, dass es um mich und Patrick ging. Schön, sollen die doch denken was sie wollen. Solange morgen nicht in der Schülerzeitung steht, dass wir beide Heiratspläne hätten, konnte sich alles noch ändern. Denn nur weil ich mich mit einem Jungen gut verstand, hieß das nicht gleich, dass Liebelei im Spiel war.
Zum Glück waren weder Jenny noch Martha im Schlafsaal, weshalb ich mir schnell andere Klamotten schnappte und ins Bad verschwand. Nach einer kurzen, heißen Dusche schlüpfte ich in Jeans und Kapuzenpulli und gesellte mich zu den anderen.
„Wo ist Souta gerade?“, fragte ich gleich als erstes um sicher zu gehen, dass er nicht gleich hier rein platzt.
„Wahrscheinlich Klavier spielen“, antwortete Stephen, „Er meinte vorhin, dass er etwas Ãœbung gebrauchen könnte.“
„Gut. Schon irgendwelche Vorschläge?“
Mabel holte einen Zettel hervor: „Heute ist Dienstag, Donnerstag hat er Geburtstag und gefeiert wird am Samstagabend im Raum der Wünsche. Da haben die meisten Zeit. Essen organisieren wir aus der Küche, die Hauselfen helfen uns bestimmt, und um die Getränke können sich die Jungs kümmern.“
„Wir haben da gewisse Quellen.“
Dass diese Quelle James Potter hieß, behielt ich für mich. Es war ein offenes Geheimnis, dass besagter Gryffindor wusste, wie man geheim nach Hogsmade kam.
„Wie sieht das mit Gästen aus?“, hakte ich nach, worauf Mabel mir den Zettel überreichte.
Dort standen alle Ravenclaws, und auserwählte Gryffindors, Hufflepuffs und Slytherins aus unserem Jahrgang drauf, sowie noch ein paar andere Schüler aus höheren und niedrigeren Klassen.
„Souta überlässt es unserer Entscheidung, ob wir die Austauschschüler ebenfalls einladen sollen oder nicht. Bei der Frage waren wir eben, als du kamst“, meinte Dustin.
„Spräche was dagegen?“, fragte ich zurück, „Meinetwegen sollen sie ruhig kommen, wenn sie Lust haben.“
„Der Meinung sind wir auch“, sagte Stephen, „Dann werden wir auch sehen, aus welchen Holz die so geschnitzt sind.“
„Ist meine böse Vorahnung berechtigt?“, fragte ich schelmisch zurück, „Du weißt doch Stephen, Abfüllen gilt nicht.“
Stephen hob nur unschuldig die Hände.
Nachdem die Liste mit den Namen der Austauschschüler ergänzt worden war, gingen wir wieder runter. Als ich mich gerade auf eines der Sofas fallen lassen wollte um ein paar Minuten zu entspannen (mittlerweile fühlte ich doch die Anstrengungen des Tages in meinem Knochen), hielt Luke mich zurück.
„Ich hab was für dich. Vorausgesetzt, du willst es noch haben.“
Dann holte er zwei eingepackte Vollkornbrote mit Käse und Salat und sogar eine kleine Schale mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum aus seiner Schultasche. Erst bei diesem Anblick fiel mir wieder ein, wie hungrig ich eigentlich war. Wie vorhin, als Patrick mir seinen Umhang überlassen hatte, war jetzt Luke an der Reihe, von mir angestarrt zu werden.
„Ooooahaah, geil“, bedankte ich mich und umarmte ihn dankend, „Du hast doch dran gedacht.“
„Ich vermutete, dass ich bei dir mit Tomaten, Mozzarella und Käsebrot nichts falsch machen kann.“
„Absolut nicht. Du rettest mir grad' den Abend.“
„Nur, was deinen Magen betrifft, Frollein“, tönte Mabels Stimme und sie legte ein Blatt Pergament, Feder und Zaubertränke für Fortgeschrittene neben mich aufs Sofa. Habe ich schon erwähnt, das Mabel unbarmherzig ist?

Am Mittwochabend feierten wir im Schlafsaal der Jungs mit Butterbier und selbstgemachten Kuchen von Mabel, Ammy und mir in Soutas Geburtstag rein. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, die wir allerdings am Samstag noch toppen wollten - daher gingen wir zeitig ins Bett und genossen die nächsten beiden Tage. Weil Mabel, Ammy und ich Souta versprochen hatten, am Samstagabend bei den Vorbereitungen zu helfen, waren wir schon am frühen Nachmittag damit beschäftigt, uns für die Party fertig zu machen.
So wie es im Zimmer aussah hatte Mabel kurzerhand ihren Kleiderschrank umgekippt - was sie mit folgender Aussage begründete: „Damit wir auch was passendes für dich finden. Schließlich wird Patrick auch kommen.“
Entgeistert hielt ich in meiner Bewegung inne. Die Hose in meiner Hand fiel auf den Fußboden, von wo aus sich ein Kribbeln in meine Füße und anschließend die Beine entlang hoch zog.
Mein Gesicht muss ziemlich merkwürdig ausgesehen haben, da Mabel nichts weiter fragte als: „Was?“
„Auf was für 'nem Trip bist du denn?“, fragte ich und hob die Hose auf.
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, sagte Mabel und stakste über einen Wäschehaufen auf mich zu, „Ich habe doch Augen im Kopf. Mir sind die Kleinigkeiten zwischen dir und Patrick nicht entgangen.“
Ammy ergänzte: „Dienstagabend wolltest du zum Beispiel auffällig schnell das Thema wechseln, als du mit Patrick wieder kommen bist. Und am ersten Abend habt ihr euch ziemlich gut miteinander unterhalten. Und... .“
„Mabel, Aus! Ammy, Ruhig!“, unterbrach ich sie, damit diese ganzen Aufzählungen ein Ende hatten, „Ich verstehe mich nur gut mit ihm.“
„Ausrede!“
„Hallo… ?“
„Warum bist du dann neulich rot geworden?“
Ich suchte nach den richtigen Worten, doch mit dieser Aussage hatten die beiden ins Schwarze getroffen. Ich war am Dienstagabend rot geworden, das hatte ich eindeutig gespürt. Und es hatte mich auch ziemlich verwirrt. Es ist schon lange her, dass ich wegen eines Jungen rot geworden bin, das letzte mal am Ende der Vierten Klasse, aber das ist eine andere Geschichte. Mabel deutete mein Schweigen als potentielles Ja und lächelte mich an. Eine böse Vorahnung beschlich mich.
Oh nein. Nein.
„Nein, nein, nein!“, sagte ich und wurde immer lauter.
„Lulu, das ist doch nichts schlimmes.“
„Nichts schlimmes. NICHTS SCHLIMMES?“
„Ich verstehe gar nicht warum du dich so aufregst“, meinte Mabel, „Irgendwann erwischt es jeden mal.“
„Aber nicht mich. Nicht jetzt“, erwiderte und klang verzweifelt, „Bitte, hört mir bloß mit diesem Wort mit V auf, klar? Es reicht mir schon, wenn ich mich mit meinen Schwestern herum plagen, meine Noten verbessern, Horn üben und nebenbei noch Quidditch spielen muss, dieses bestimmte Etwas wird da keine Chancen bei mir haben. Ich hab da echt weder Lust, Zeit noch Ahnung für.“
„Fürs Verlieben?“, hakte Ammy nach und hörte sich schon etwas enttäuscht an.
„Ich bringe euch um!“, sagte ich erschöpft und lies mich auf mein Bett fallen.
Ich schloss die Augen und wollte am liebsten gar nichts mehr hören. Ich musste nachdenken. Sollte ich wirklich in Patrick verliebt sein? Ich konnte Mabel ja verstehen, es kam wirklich komisch rüber, wenn sich jemand gegen die Liebe wehrte. Das war, gerade in unserem Alter ziemlich unnormal. Vor meinen Augen erschienen die vielen Mädchen, die Dustin oder Luke sehnsüchtige Blicke zuwarfen, wie sich Mabel und Davis küssten, wie Liebesbriefe an meine Klassenkameraden verschickt wurden...
Ich spürte, wie sich meine Freundinnen neben mich aufs Bett setzten.
„Ich will jetzt nicht von Patrick ausgehen, aber was soll ich tun, wenn ich mich wirklich verliebe“, fragte ich matt, „Das ist etwas, mit dem ich mich gar nicht auskenne... .“
„Keine Angst, das ist eigentlich was ganz einfaches.“
„Mag ja sein, aber anders gefragt: wo soll ich bitte noch die gemeinsame Zeit zu zweit unterbringen? Ich habe doch schon so viel zu tun.“
Mabel seufzte genervt: „Du bist ganz schön kompliziert. Keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung... . Lass die Dinge doch mal auf dich zukommen - du bist doch sonst so locker. Du kannst doch sonst so gut durch Leben tanzen. Bei der Liebe kann man echt nicht viel falsch machen. Die wichtigste Voraussetzung ist nur, dass du dabei auf dein Herz hörst. Du darfst tun, was du für richtig hältst, sonst wirst du nur unglücklich.“
Mabel guckte mich aufmunternd an und Ammy nickte zustimmend.
Ich erhob mich wieder und meinte langsam: „Na gut. Dann lass uns was raus suchen.“
„Nur zur Orientierung“, setzte Mabel schnell an, bevor wir uns auf den Kleiderstapel stürzten, und sah mich verschwörerisch an, „Für Patrick oder für alle?“
Ich grinste: „Für mich.“
„Gute Antwort!“, sagte Ammy mit leiernder Stimme und klang dabei wie der Türklopfer, worauf wir drei lachen mussten.
Nach kurzer Zeit entschied ich mich für ein blau-weiß gemustertes Knielanges Kleid aus meiner Sammlung. Ich hatte es diesen Sommer erst gekauft, aber leider noch nie die Gelegenheit, es anzuziehen. Dazu setzte ich mir ein blaues Haarband auf. Ich wollte mir ein Beispiel an Corinne nehmen und es mal an mir ausprobieren. Vielleicht kam diese Art des Kopfschmucks bei mir auch gut an.
Als Mabel dann auch noch anbot, mich zu schminken, lehnte ich dankend ab: „Wir gehen nur auf 'ne Party, nicht auf den Silvesterball des Zaubereiministeriums.“
Mabel zog einen Schmollmund und meinte sarkastisch: „Dann werd' ich dich eben dann schminken.“
Ich lachte und wartete, bis sich Ammy und Mabel fertig umgezogen hatte. Mabel trug jetzt einen weißen Rock mit violettem Blumenmuster und passend dazu ein violettes Top und schwarze Ballerinas. Ihre Haare ließ sie offen. Ammy hatte sich für eine schwarze Hose und ein dunkelgrünes T-Shirt entschieden.
„Auf geht's“, meinte Ammy auffordernd und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur ersten Party des Schuljahres.


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis