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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Duell auf dem Schulflur

von Viola Lily

Ab 20 Uhr trudelten die Gäste in den Raum der Wünsche ein und fingen an, zu feiern. Die einen nahmen die Tanzfläche in Beschlag, andere hielten sich erst mal am Buffet auf, wo sich ausnahmslos jeder ein Stück der zweistöckigen Torte gönnte, die die Hauselfen hervorgezaubert hatten. Der Rest verteilte sich auf die gemütlichen Sitzecken oder der Bühne. Dort sollte das Highlight des heutigen Abends stattfinden: ein Auftritt unserer beliebtesten Schüler-Band, zu der auch Souta gehörte. Es war für ihn eine Ehre, auf seiner Party persönlich einen Teil der Musik selbst zu spielen und half daher an allen Ecken und Kanten, um die Instrumente mit den richtigen Zaubersprüchen zum Erklingen zu bringen.
„Nichts hasse ich mehr als diesen Kabelsalat, durch den sich die Muggel jedes mal durchwurschteln müssen“, kommentierte er, als er das Keyboard auf die richtige Lautstärke prüfte.
Ich half ihm, indem ich aus dem Raum raus den Gesamtklang mit den anderen Instrumenten prüfte. Gerade wies ich James Potter an, seine Gitarre etwas lauter zu drehen, als Luke plötzlich neben mir stand.
„Hier ist dein Bier.“
„Loch Ness-Pils?“, fragte ich sicherheitshalber nach.
„Loch-Ness-Pils.“
„Cheers.“
Ich wollte gerade anstoßen, als ich das Schlagzeug hörte - oder besser gesagt nicht hörte.
Ich hielt in meiner Prost-Bewegung inne: „Moment. Ich bin gleich fertig.“
Ich drückte Luke mein Bier in die Hand und drehte mich zu den Jungs auf der Bühne.
„Harry, das Schlagzeug ist viel zu leise“, rief ich und wartete ab, bis Harry Buckley, ein Hufflepuffschüler aus unserem Jahrgang, dieser das Drumset lauter geregelt hatte, „James, die Gitarre ist gut so, darf aber auf keinem Fall leiser werden, das klingt sonst überhaupt nicht. Und den Bass stimmst du gleich noch, oder Arnold?“
„Natürlich, Frau Chefin.“
„Ok, dann könnt ihr's gleich krachen lassen!“
Mit einem draufgängerischen Grinsen meinte Arnold: „Wenn Molly da ist, kann's nur krachen.“
„Wohooo, wenn du da mal das Fass nicht zu voll nimmst“, mahnte James, „Sonst klebt sie dir noch eine.“
Ich lachte, als ich mir vorstellte, wie Molly Weasley, die draufgängerische Sängerin der Sound Waves und James` Cousine Arnold eine klatschte.
„Und wenn nicht, singt Lulu einfach“, schlug Souta abschließend vor und zwinkerte mir zu.
Als ob, dachte ich nur. Doch ich zeigte dem Team beide Daumen und wandte ich mich wieder Luke zu, der grinsend mit erhobenen Flaschen vor mich stand.
„Was ist?“, fragte ich.
„Nichts, nichts“, winkte er urplötzlich ab, als hätte ich ihn aus einem Traum gerissen, „Jetzt aber richtig: Cheers?“
„Cheers!“
Wir blickten uns in die Augen und stießen an. Dann lies ich mir endlich mein erstes Bier an diesem Abend schmecken.
„Für wen hast du dich heute Abend so schick gemacht?“, fragte ich und zeigte auf sein Outfit.
Er trug eine dunkelgraue Jeans und ein rotgestreiftes Hemd, was ihm sehr gut stand. Die meiste Zeit trug er nämlich überwiegend blau (damit meine ich nicht nur die Ravenclawuniform). Außerdem hatte er Schwung in seine Haare gebracht. Kurz gesagt: hätte ich ihn so zum Ersten mal sehen, würde ich mich sofort an ihn ran schmeißen.
Doch diese Einstellung war gegen meine Natur, und glücklicherweise war ich mit ihm bereits befreundet. Ich könnte niemals etwas von Luke wollen, dafür war er viel zu cool. Umso mehr wunderte es mich, dass er keine Freundin hatte. Seit der Trennung von Marilyn Cadwallader ist schon knapp ein Jahr vergangen und es bemühten sich so viele Mädchen darum, einmal von ihm auch nur angesehen zu werden.
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, meinte er und trank einen Schluck.
Meine Gedanken schweiften kurz zurück in den Schlafsaal zu dem Zeitpunkt, wo Mabel, Ammy und ich uns fertig gemacht hatten. Schweigend warf ich einen kurzen, unauffälligen Blick durch den Raum, wo ich Patrick bei Christopher und Viggo entdeckte. Er unterhielt sich reichlich gestikulierend mit ihnen, was einerseits nach einer Menge Spaß aussah (alle drei lachten was das Zeug hielt) andererseits auch merkwürdige Blicke auf sich zog.
„Für den Papst“, antwortete ich spitz und grinste Luke schelmisch an, worauf er seine Unterlippe schmollend nach vorn schob. Wenn er es mir nicht verraten wollte, dann sollte er von mir auch nichts erfahren.
So ist das Leben mein Junge - hart aber fair.
„Themenwechsel“, schlug er deshalb vor und nickte in Richtung Band, „Du solltest da auch mal mitspielen.“
Ich war überrascht. Wenn Luke Interesse für Hobbys anderer Leute zeigte, dann höchstens mal für Dustins Fotografie. Außer Quidditch hat er ja sonst nichts im Kopf, aber dass er plötzlich Neugierde für Musik zeigte und mir sogar einen, ich muss zugeben ziemlich guten Vorschlag machte, ging in diesem Moment über meine Wahrnehmungsgrenzen hinaus.
Verdutzt nippte ich an meinem Bier und sagte dann dementsprechend unsicher: „Ich weiß nicht. Horn ist kein typisches Bandinstrument. Aber Danke für den Tipp, ich werd' die Jungs mal fragen, vielleicht haben sie ja was für mich.“
„Es würde dir bestimmt viel Spaß machen.“
„Ja“, meinte ich und musterte Luke prüfend. Hatte er vielleicht schon ein Bier zu viel? Er redete so komisch? „Da hast du vermutlich Recht.“
Luke sah aus, als wolle er noch etwas sagen, aber dann ging die Partymusik im Hintergrund plötzlich aus und lenkte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf die Bühne. Ehe ich mich versah, stand Molly auf der Bühne, hielt ihren Zauberstab wie ein Mikro vor den Mund und stimmte nach ein paar Glückwünschen und Worten des Dankes an Souta den ersten Song an.
„Komm, lass uns tanzen“, schlug Luke gut gelaunt vor, was ich dankend annahm.
Im Laufe des Abends, bzw. der Nacht musste ich
- Ammy mehrmals vor Harrold Miller retten. Meine Originellste Idee war wohl, sie auf der Bühne hinter dem Schlagzeug zu verstecken, bis er wieder mit etwas anderem beschäftigt war
- mir von Gewndolyn die neusten Dummheiten von James und Arnold und ihren mühevollen Versuchen, sie davon abzuhalten, anhören
- mit Stephen und Souta in die Küche einbrechen, um noch mehr Knabbersachen zu besorgen. Das war wohl der nervenauftreibenste Akt der Nacht
- und bereits um 12 Uhr die ersten Gäste wegen unberechenbaren Benehmens ins Bett schicken, natürlich in Begleitung von Freunden, Begegnungen zwischen Professoren auf Patrouille und betrunkenen Jugendlichen wären das letzte gewesen, was wir wollten.
Etwas erschöpft setzte ich mich später auf eine Fensterbank und atmete tief durch. Ich brauchte eine Pause. Kurz schloss ich meine Augen, um die vielen, bunten (und bei höherem Alkoholpegel im Blut auch sehr verwirrenden) Lichter auszublenden. Die Musik dröhnte dadurch nur umso lauter in meinen Ohren und wurde zu einem unverständlichen Rauschen. Partys waren im Grund 'ne coole und amüsante Sache, aber zwischendurch muss ich einfach mal durchatmen. Ich könnte die Nacht nicht ohne Pause durchmachen, dafür war ich nicht stabil genug.
„...lo.“
Ich schüttelte den Kopf und machte die Augen wieder auf.
„Hallo.“
Jemand wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen rum und grinste dabei hämisch.
„Biste ooch schon ne Alloholleiche?“
„Halt die Klappe, Pac!“
Sanft schlug ich Patricks Hand weg.
„Nöö, biste nech. Zu jude Reflexe.“
„Ich vertrag' einiges“, meinte ich und hielt mein Bier wie ein Beweismittel hoch, „Wie redest du überhaupt?“
Doch er ging gar nicht auf meine Frage ein und sagte: „Datt isn wahrer Musiker. Prosit!“
„Prosit? Sagt man das bei euch?“
„Datt soch man nisch, des musste sinnnge.“
Was darauf folgte, konnte nur auf Partys passieren. Denn er hob seine Flasche, schlug gegen meine an und fing dann an zu singen: „Ein Prosit. Ein Prosit der Jemütlichkeit.
Es war so paradox, dass ich anfing zu lachen. Irgendwann ging es, meiner Meinung nach, aber mit ihm durch. Ich fand es ja schon grenzwertig, dass er nicht mehr fähig war, richtiges Englisch zu reden und immer mehr von seinem deutschen Dialekt durchsickerte - aber als er Anstalten machte, auf die Bühne zu springen um Luftgitarre zu rocken, wusste ich, dass er ganz, ganz dringend ins Bett gehörte. Etwas wehmütig guckte ich meine halbvolle Bierflasche an und stand dann auf.
„Komm, du gehörst ins Bett.“
„Escht?“
„So wahr ich hier stehe!“
„Un' wenn isch mich unkopo-koopoope- unkopoerativ zeije?“
„Dann stirbst du!“
„Na jud. Nachm Tod jeht datt Leben weida... .“
Trotzdem stand er auf und legte mir bereitwillig als Stütze einen Arm um meine Schultern. Meine Augen weiteten sich bei dieser Geste überrascht.
...mer schenke d'r Ahl e paar Blömscher... .“
Wieder musste ich lachen. Mann, hatte der eine Energie, den kriegt man ja gar nicht zum Stoppen.
„Kann den mal jemand an die Leine nehmen?“, fragte ich prustend, weil Pac immer noch nicht mit dem singen aufhören wollte. Zum Glück kam Desirée mir zu Hilfe.
„Ich mach das schon, du hattest den ganzen Abend schon alle Hände voll, solche Leute in die Betten zu kriegen. Trink lieber dein Bier aus, sonst wird es noch traurig.“
„Laura? Wir müssn unbedingt ma was zusamm' spieln, so auf Hoan und Geije. Würd Spässeken machn, gel?“
Auch wenn dieser Vorschlag im besoffenen Zustand kam, war ich mir sicher, dass Pac das ernst meinte.
Ich nickte deshalb: „Ja, wär cool.“
Und war mir mal wieder nicht im Klaren darüber, was diese Worte später auslösen würden.

Die meisten Gäste waren schon weg, als die Musik irgendwann nach 2 Uhr endlich leiser gemacht wurde. Die Partyrunde verlegte sich jetzt überwiegend auf die Bänke, wo jeder, der noch an sich halten konnte, saß und mit irgendjemandem plauderte. So kam auch Mabel irgendwann zu mir.
„Ich hab das eben gesehen.“
„Was hast du gesehen.“
„Das mit Patrick.“
„Pac.“
„Aaaach so. Pac also schon?“
Mabels Blick durchbohrte mich wie ein Akkuschrauber eine Mauer und brachte mich völlig aus dem Konzept.
„Ach Mensch“, sagte ich hastig, „Er wird von so ziemlich allen Pac genannt.“
„Von mir nicht.“
„Möchtest du mit mir darüber diskutieren, wer wen wann wo und wie nennt oder einfach wissen, was los war? Da ich davon ausgehe, dass zu letzteres interessanter findest - außerdem bin ich gar nicht mehr in der Verfassungen für persönliche Diskussionen, die man lieber unter 4 Augen führen sollte - kann ich dir nur sagen, dass dieser Typ zu tief ins Glas geschaut hat und einfach ins Bett musste.“
„Und?“, fragte sie jetzt leiser und lehnte sich zu mir rüber, „Hast du was gespürt?“
„Mabel, falscher Ort, falsche Uhrzeit, OK?“, fauchte ich sie leicht an.
„OK, komm` runter. Gut, vertagen wir das. Gönn' dir ruhig noch ein Bier, nach der Ansprache gerade verträgst du noch eins.“
Ich wollte Mabels Vorschlag nur zu gern Folge leisten. Ihre Frage hatte mich ziemlich durcheinander gebracht. Ob ich was gespürt hatte? Kribbelte es etwa auf meiner Schulter? Dort, wo Pac mich berührt hatte? Ja. Irgendwie kribbelte es. Verflucht. Es kribbelte.
Ich wollte gerade nach der nächsten Bierflasche greifen, vielleicht konnte frische Alkoholzufur dieses verwirrende Dings auf meiner Schulter weg machen - ich sollte einfach auf ein Wunder hoffen. Doch plötzlich stand Stephen mit einem ziemlich fahlen Blick und eindeutig gechillter Haltung neben mir und guckte mich an.
Er hatte eine Flasche Transillvanischen Hochlandwein in der Hand.
„Wolln wir uns noch ein bisschen unterhalten?“, fragte er in einem Ton, als wolle er mit mir nicht nur übers Wetter reden.
Ich nickte dankbar. Das war auf jedem Fall eine gute Abwechslung.
„Wir werden morgen zwar so `nen Schädel haben, aber das ist es wert.“
„Richtig Lorrels. Was hältst du von folgendem Thema: Sehen und Gesehen werden?“, fragte er neugierig.
Klang spannend.

Am nächsten Tag (an dem ich das Frühstück verschlief und den ganzen Mittag über nicht zu gebrauchen war) versuchte ich, Mabel und Patrick so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Einfach aus dem Grund, damit beide nicht auf komische Gedanken kämen. Nach Lukes merkwürdigem Verhalten gestern wollte ich auch ihm möglichst nicht unter die Augen kommen. Und Dustin automatisch auch nicht.
Dementsprechend versuchte ich möglichst unbemerkt von einem Ort zum anderem zu kommen, benutzte alle Geheimgänge, die ich kannte und hielt mich sogar an Plätzen im Schloss auf, die ich noch gar nicht kannte. Natürlich hätte ich mich auch in Myrtes Klo verstecken können, dort hätten mich meine Freunde wohl als letztes gesucht, aber ihrem Gejammer hält niemand mehr als 3 Stunden stand.
So kam es, dass ich am Nachmittag allein auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum war. Ich wollte die freie Zeit nutzen und ein bisschen Horn üben. Ich hatte ein neues Stück von meinem Lehrer bekommen. Es war schön, aber nicht ohne. Und blöderweise genau das Stück, das ich zum Adventsvorspiel vortragen sollte. Oh, wie ich es hasste, vor Publikum zu spielen. In einer Gruppe ging es ja, ich habe schon öfters mit dem Hogwarts-Blechbläserensemble vorgespielt, aber alleine? Das war der absolute Horror für mich. Ich bekam dann immer unheimliches Lampenfieber. Ich schaffte es ja nicht einmal, vor einer schlafenden Klasse ein Referat zu halten ohne zu stottern oder lächerlich zu wirken. Folglich waren Vorspiele für mich der reinste Albtraum.
Mit den unschönen Gedanken an das letzte Adventsvorspiel, bei dem ich wie angewurzelt da gestanden und keinen Ton hervor gebracht hatte, achtete ich nicht auf den Weg, lief um eine Kurve und - wie es der Zufall wollte - direkt in einen anderen Schüler rein. Ich schaffte es, nicht auf dem Hosenboden zu landen, aber mein Gegenüber riss es von den Füßen.
Es war ein Junge aus Slytherin, der mir ziemlich bekannt vorkam. Er war groß, hatte die Statur eines Schranks und rappelte sich vor meinen Augen auf wie ein Troll, der über einen Stein gestolpert war.
„Du!“, blaffte er und sah mich geringschätzig an.
Er kannte mich offensichtlich, doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Ich überlegte, wo ich ihn schon mal gesehen hatte.
„Du bist nicht bei euch Quidditch-Team, oder?“, fragte ich, während ich versuchte, jeden der Slytherin-Spieler vor Augen zu kriegen.
„Deinetwegen ist mein Umhang dreckig!“, bemerkte er wütend und zeigte auf den Saum und seinen Rücken, wo der Stoff voller Staub war.
„Kann man wieder sauber machen“, murmelte ich halbherzig.
Ich hatte keine Lust auf eine längere Diskussion mit einem Schüler der beschränkten Sorte und wollte mich daher gerade von dannen machen, als mich eine dritte Stimme erstarren ließ.
„Willst du dich nicht entschuldigen?“, forderte diese.
Als in diesem Moment Esther im Gang auftauchte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen - er war dieser komische Kerl, der immer den Dicken markieren musste, wenn Esther und ich uns stritten.
„Jetzt erst recht nicht“, sagte ich trotzig und funkelte meine Schwester an, „Er ist genauso in mich rein gelaufen.“
„Was ist hier los? Bill?“, fragte Esther mit hochgezogener Augenbraue.
Ein Zeichen dafür, dass sie nicht auf meiner Seite war. Aber hatte ich etwas anderes erwartet?
„Sie hat mich absichtlich umgelaufen“, erklärte dieser Bill und grinste dämlich, als Esther mich schuldig ansah.
Es hatte keinen Zweck zu erzählen, wie es wirklich abgelaufen war, daher zuckte ich nur mit den Schultern und meinte: „Wenn dein Schoßhündchen es sagt, muss es ja wohl stimmen.“
„Ich - ich b-b-bin kein Sch-sch-schoß-hün-hündchen!“ stotterte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen und es kostete ihn alle Kraft, nicht den Zauberstab zu zücken - daher das Stottern, sonst würde ich bestimmt schon kopfüber an der Decke hängen.
„Er bewegt sich nicht nur wie eine Trollmischung, er spricht offenbar auch noch wie einer. Ich wusste gar nicht, dass du auf so etwas stehst, Esther!“
Das war jetzt vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, denn Esthers Gesicht wurde wie bei einer Ampel schlagartig rot. Bill hatte nun seinen Zauberstab erhoben, doch auch ich war nicht auf den Kopf gefallen und hatte meinen ebenfalls mit einer geschickten Bewegung aus dem Ärmel gezogen. Meine schnelle Reaktion schien Bill unsicher zu machen, denn er zauberte noch nicht drauf los. Dadurch hatte Esther Zeit, ihren ebenfalls seelenruhig hervor zu holen und trat einen Schritt auf mich zu.
„Scheinbar bist du im falschen Haus gelandet. Du solltest nicht so klug daher schwätzen, wenn du es nicht besser weist.“
Ich lächelte locker.
„Och, ich bin mir seit 6 Jahren sicher, dass der Hut mich ins richtige gesteckt hat“, sagte ich und hoffte, dass Esther aus diesen Worten meine Stärke im Duellieren und meinen Zauberformeln-Wortschatz heraus hören konnte. Ich kannte sie und sie würde diese Worte nicht einfach auf sich sitzen lassen.
„Was ist hier denn los?“
Es wunderte mich, dass gerade in diesem Moment Stephen um die Ecke gebogen kam. Sein Gesichtsausdruck wurde immer misstrauischer, je näher er uns kam.
„Bist du mir gefolgt?“, fragte ich ihn flüsternd, als er bei mir war.
„Du gehst uns doch den ganzen Tag schon aus den Weg“, entgegnete er, nicht ohne dabei Esther und Bill aus den Augen zu lassen.
„Soso... “, grinste Esther hämisch. „Hast du ihn dafür bezahlt, hier im richtigen Moment aufzutauchen... ?“
Oh Gott, ist die blöd. So etwas zu denken! Da gehört schon einiges dazu, wenn man so was annahm.
„So etwas habe ich gar nicht nötig, Esther“, sagte ich dazwischen, doch sie hörte mir gar nicht zu.
„Du hältst dich daraus“, rief sie und zeigte drohend auf Stephen, „Eine reine Familienangelegenheit.“
Diese Worte machten mich so rasend, dass ich nicht mehr an mich halten konnte und es nur so aus mir heraus sprudelte: „Wie kannst gerade du es wagen, es als eine Familienangelegenheit zu bezeichnen. Wo du uns doch schon seit Jahren nicht mehr mit dem Arsch anschaust. Du hast uns den Rücken zu gedreht und du bringst mich wieder und wieder zur Weißglut, wenn du mir absichtlich in die Quere kommst. Warum ärgerst du mich eigentlich noch, wenn wir deiner, und mittlerweile auch meiner, Ansicht nach keine Schwestern sind? Ignorieren könnt ihr Slytherins doch so gut, warum probierst du's nicht mal?“
Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten, doch bei ihrem gelassenen Gesichtsausdruck geriet ich immer mehr in Rage und brüllte sie letztendlich nur noch an.
„Und überhaupt... “, setzte ich ein letztes mal an und deutete auf Manson, der immer noch den Zauberstab erhoben hatte, „...seit wann gehören Trolle zur Familie?“
In diesem Moment schoss ein blauer Strahl aus Bills Zauberstab auf mich los. Ich schaffte es noch rechtzeitig, einen Schildzauber auszusprechen, der seinen Fluch aufhielt, doch ich hatte die Rechnung ohne Esther gemacht, die mich keine Sekunde später attackierte. Ein weiterer Schildzauber, der allerdings nicht von mir kam, verhinderte zum Glück schlimmeres.
Verwirrt drehten wir drei uns um und erblickten Stephen, der mit erhobenen Zauberstab Esther herausfordernd anstarrte.
„Wie süߓ, säuselte meine Schwester, die als erste die Stimme wieder fand, „Macht sich McGowan etwa sorgen?“
Gelassen entgegnete er: „Nein, McGowan hat nur eine Schwäche für Fairness. Und ausgerechnet zwei Slytherins gegen eine Ravenclaw - fändet ihr nicht auch, dass das eurem Image schaden würde? Oder Manson?“
Jetzt fiel mir wieder der richtige Name der Trollmischung ein: Bill Manson. Soweit ich wusste kam er aus einer reinblütigen Zauberer-Familie. Doch sie schien nicht gerade mit Intelligenz gesegnet zu sein. Dieser runzelte die Stirn, ohne den Zauberstab zu senken.
„Ich helf' dir mal auf die Sprünge“, sagte ich leise und taxierte ihn mit meinen Augen, „Steve meint damit, dass ihr Feiglinge seid, die sich nur zu zweit an einen Gegner trauen.“
Nun schossen die Flüche aus allen 4 Zauberstäben gleichzeitig. Ich hatte alle Schulregeln hinter mir gelassen und sah durch einen Tunnelblick nur noch meine Schwester, die immer noch fies grinste und fast jeden meiner Zauber abblockte. Ich drängte sie zurück und versuchte dabei das triumphale Gefühl der Ãœberlegenheit zu unterdrücken, das in mir hoch kam: denn sie kam kaum dazu, selbst einen Fluch auf mich zu schießen.
Stephen und diesen Bill Manson verlor ich dabei allerdings aus den Augen. Ich hoffte nur, dass Steve diesem Troll zeigte, wo's lang ging, schließlich hatten wir beide den Ruf unseres Hauses zu verlieren. Und da war wieder dieses Gefühl, Esther alles heimzahlen zu können, was sie mir angetan hatte - ich hatte sie jetzt schon so weit nach hinten gedrängt, dass wir auf einem anderen Flur gelandet waren. Eine Welle der Siegesgewissheit erfüllte mich, als ich es endlich geschafft hatte, Esther in eine Ecke zu drängen.
Diese lies plötzlich ihren Zauberstab sinken und legte - Entschuldigung, bitte was? - einen ängstlichen Gesichtsausdruck auf. Nicht nur das, sie ging in eine gebückte Haltung, die eindeutig Rückzug signalisierte. Aber Esther würde so etwas nicht einfach machen. Irgendwas war hier faul.
Was ging davor?, dachte ich und wollte gerade den entscheidenden Fluch loslassen, als mir bewusst wurde, dass wir nicht allein waren.
Ich verharrte in meiner Haltung und schockiert drehte sich mein Kopf nach rechts. Dort, aus einer offenen Klassenzimmertür, kam Professor Boot herbei gelaufen und eine Traube von Schülern strömte - naja, strömte nicht mehr, da sie bei unserem Anblick überrascht stehen blieben. Entsetzt sah ich meinen Hauslehrer an, der mich mit zusammen gekniffenen Augen fixierte. Innerlich zählte ich Eins und Eins zusammen und kam zum Ergebnis, dass dies im besten Fall in einer lebenslangen Strafarbeit enden würde.
„Erklären sie mir das, Brodericks!“
Esther richtete sich, mit der passenden Geschichte auf den Lippen, auf und entfernte sich ein paar Schritte von mir.
„Sie hat absichtlich Bill Manson gerammt und dann auch noch eine Entschuldigung gefordert. Dann ist sie auf ihn losgegangen und ich wollte sie nur aufhalten - doch scheinbar hegt sie einen solchen Groll gegen ihre eigene Schwester, dass sie wie blind Flüche auf mich geschleudert hat. Und den Rest haben sie ja gesehen.“
Professor Boots Gesichtsausdruck nach wusste ich, dass er ihr kein einziges Wort glaubte, doch als zu meinem Entsetzen auch noch Professor Maddoxx, der Hauslehrer von Slytherin auftauchte, flogen meine Hoffnungen, halbwegs heile aus dieser Sache raus zu kommen, dahin. Ich konnte nur noch dafür beten dass Stephen sich nicht mehr mit Bill Manson duellierte und nicht auch noch hier auftauchte, doch Esthers Kumpel kam alleine um die Ecke gerannt und bestätigte ihre Geschichte.
Professor Maddoxx übernahm sofort die Initiative und wies uns an, ihm zu folgen. Mit hängendem Kopf und geknicktem Stolz folgte ich meinem Zaubertranklehrer. Esther stolzierte vor mir her. So sah ich ihr Gesicht zwar nicht, aber ich wusste, dass sie zufrieden lächelte.


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