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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Unwetter über Hogwarts

von Viola Lily

Danach stand ich eine Weile verwirrt im spärlich beleuchteten Treppenhaus. Patrick schwieg und guckte mich abwartend an.
Als ich nach etwa 5 Minuten immer noch kein Wort von mir gegeben hatte, fragte er: „Sollen wir immer noch zu Professor Hagrid gehen?“
Langsam aber bestimmt schüttelte ich den Kopf.
„Die beiden haben mich zwar nicht umgestimmt, aber ich muss noch etwas herausfinden. Können wir das auf ein anderes mal verschieben?“
„Klar.“
Ich dankte Patrick und ging zurück in den Gemeinschaftsraum. Da ich Luke und Dustin nirgends erblicken konnte, schlug ich den Weg zu den Schlafsälen ein. Ich musste Luke zur Rede stellen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er Patrick auf den Tod nicht ausstehen konnte. Vorhin hätte er ihn ja am liebsten mit 'ner Kanone auf den Saturn befördert. Das wunderte mich. Sonst kam er mit allen Schülern immer gut klar. Ich wollte, dass die beiden keinen Zwist miteinander hatten, und selbst wenn Luke mit Patrick nichts am Hut haben wollte, sollte er sich ihm gegenüber gefälligst nicht so feindselig verhalten.
Ich lief die Wendeltreppe runter zu den Jungenschlafsälen. Vor der Tür mit folgender Aufschrift blieb ich stehen:

Sechstklässler:
Dustin Green
Souta Hainsworth
Stephen McGowan
Luke Wood

Bevor ich eintrat, horchte ich an der Tür. Luke und Dustin waren da drin, und sie unterhielten sich - naja, ich hörte nur die Stimme von Luke. Er klang furchtbar aufgebracht.
„Anfangs dachte ich ja auch noch, dass er in Ordnung ist, aber mittlerweile krieg' ich schon das Kotzen, wenn ich ihn nur sehe.“
Ich musste gar nicht erst überlegen, über wen er sich da aufregte. Aus diesem Grund spitzte ich die Ohren und presste meinen Kopf an die Tür. Zwar nicht meine Art, aber effektiv.
Dustins Tonfall hörte sich beruhigend an: „Findest du das nicht ein bisschen zu extrem?“
Doch das schien nicht zu wirken, viel mehr redete Luke sich jetzt richtig in Rage.
„Nein, ganz sicher nicht. Er nervt dich vielleicht nicht, aber mich schon. Ich komme halt nicht mit diesen aufmüpfigen Typen klar, die anderen Leuten nur ihre besten Seiten zeigen. So was ist doch nicht ehrlich. Oder würdest du gern mit jemandem abhängen, der dir immer nur das erzählt, was du auch hören willst? Seit er hier ist, mischt er sich ständig in unsere Angelegenheiten ein.“
„Er möchte doch nur, dass wir ihn mögen.“
„Tja, Pech gehabt. Ich mag keine Menschen, die unehrlich zu sich sind. Hast du das mal beobachtet? Er grinst den ganzen Tag. Kein Mensch kann 24 Stunden am Tag grinsen, da muss doch was hinter stecken.“
„Ach komm, ich werde Grinsebacke genannt und mich willst du doch auch nicht in den Boden stampfen.“
„Bei dir ist es auch was anderes, aber... .“
„Jetzt halt doch mal die Luft an“, fuhr Dustin dazwischen, „Was würdest du tun, wenn dein Leben für ein paar Tage so absolut cool wäre, so richtig geil, als würdest du die ganze Zeit 'nen halben Meter über dem Boden schweben?“
Lukes Antwort kam nicht sofort. Offenbar hatte Dustin es geschafft, ihn mal zum Schweigen zu bringen.
„Was meinst du damit?“, fragte Luke nach einer Weile, diesmal ohne scharfen Unterton.
„Er könnte besonders gute Noten in der Schule haben, aber aufgrund jüngster Ereignisse vermute ich eher, dass er verliebt ist. Das passiert jedem mal, und dann benimmt man sich eben idiotisch.“
„Jüngste Ereignisse?“
Darauf sagte lange niemand etwas, doch ich konnte spüren, dass die Luft darin kurz vor einer Explosion stand. Dann vernahm ich ein lautes, verärgertes Schnauben.
„Ich muss ganz dringend was zerstören gehen. Wir sehn' uns beim Abendessen.“
„Aber verschone Menschen und Gewächshäuser, OK?“
Stampfende Schritte näherten sich der Tür. Schnell lief ich ein paar Stufen hinunter zu den Schlafräumen der Siebtklässler. Mein Herz raste wie wild, als ich Luke im Treppenhaus hörte und wie er sich nach oben entfernte. Phuu, da war das Glück wohl mal auf meiner Seite.
Das mit dem Gespräch konnte ich jetzt allerdings vergessen. Was ich da gerade gehört hatte würde reichen, um mich für die nächsten Tage von Luke fern zu halten. Ich verstand ihn überhaupt nicht mehr. Der Luke von früher hätte sich doch nie wegen solcher Kleinigkeiten aufgeregt. Ihn ging Patricks Privatleben gar nichts an, geschweige denn seine Art, wie er sein Leben führte. Luke hatte doch sonst nie Probleme mit andere Schülern - warum jetzt ausrechnet mit Patrick?
Und wo ich gerade bei Patrick war. Ich hoffte nur, dass Dustin Unrecht hatte: sollte Patrick wirklich verknallt sein, dann war ich diejenige, die genau wusste, in wen.
Jüngste Ereignisse.
Verwirrt setzte ich mich auf die Stufen, lehnte meinen Kopf an die kühle Wand und atmete tief durch. Also doch. Patrick wollte etwas - und zwar von mir.

Ich schlurfte benommen hinauf in meinen Schlafsaal. Dort schmiss ich mich auf mein Bett und blies Trübsal.
„Ganz toll gemacht Lauren, du solltest dafür einen Merlin-Orden erhalten.“
Eigentlich war es ziemlich albern: da war ein Junge wahrscheinlich in mich verliebt und ich verwünschte mein Leben, weil ich es nicht ändern konnte. Natürlich konnte Dustin auch falsch liegen, rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis, aber für mein Gefühl war Patricks Verhalten eindeutig. Die Tür wurde plötzlich aufgestoßen. Mabel betrat tänzelnd das Zimmer und setzte sich schwungvoll auf ihr Bett.
„Wow, so gute Laune?“, kommentierte ich entrüstet, richtete mich auf und sah in Mabels strahlendes Gesicht, „Meine Herren, hattest du grad mit Davis besonders guten oder- ?“
Ehe ich den Satz zu Ende bringen konnte, redete Mabel erbost dazwischen: „Nein, hatte ich nicht. Doch nicht mitten am Tag, wo sind wir denn hier? Außerdem: in was für einem niedergeschlagenen Zustand bist du denn? So redest du sonst nicht.“
„Wie rede ich sonst nicht?“
„So schmutzig!“
„Ich war ja noch gar nicht richtig in Fahrt, du hast mich doch unterbrochen“, entgegnete ich trocken.
„Und ich glaube nicht, dass ich dich so schnell auch so reden hören will“, sagte Mabel bestimmt und schloss damit dieses Thema ab, „Nein, es gibt andere Gründe, warum ich guter Dinge bin. Gut, Davis und ich hatten eben einen unglaublichen Kuss, aber das ist nicht der Grund. Stell dir vor, mir ist endlich ein Kostümthema für uns zu Halloween eingefallen.“
Sie sprang auf mein Bett und hielt mir ein Buch vor die Nase. Es war das Buch, das ich eben auf dem Kaminsims gefunden hatte.
„Das gehört Luke“, meinte ich abfällig und wandte mich davon ab. Ich wollte jetzt lieber nicht an ihn erinnert werden.
Mabel änderte jetzt ihre Taktik - anstatt mein Trübsal mit guter Laune zu überschatten fühlte sie dem Problem auf den Zahn und fragte mich seufzend: „OK, Lulu, was ist los?“
Ich erzählte ihr von dem belauschten Gespräch, von Lukes Wutausbruch und Dustins unausgesprochener Vermutung, dass Patte auf mich stehen könnte.
Als ich damit fertig war, fragte ich unsicher: „Klingt das zu einfältig?“
Mabel verzog das Gesicht und jammerte: „Boah, nee. Lulu, das Thema hatten wir doch schon. Und du warst es, die nicht mehr davon sprechen wollte.“
„Dinge ändern sich nun mal.“
„Und Gefühle scheinbar auch“, entgegnete sie und musterte mich, als suche sie in meiner Körperhaltung eine Bestätigung für ihre Aussage.
„Meinst du damit meine Gefühle? Was weiß ich, deswegen rede ich ja mit dir.“
Plötzlich begann Mabel zu lachen. Sie hörte eine ganze Weile nicht auf und kugelte sich auf meinem Bett herum.
Beleidigt sagte ich: „Du jedenfalls verletzt meine Gefühle gerade. Ich finde das absolut nicht komisch!“
Mabel fing sich wieder und richtete sich auf: „Du hast echt noch nicht viel Erfahrung mit der Liebe, habe ich Recht?“
„Das weißt du doch.“
„Allerdings. Schließlich habe ich es schon 5 Jahre mit dir ausgehalten. Das ist echt - darf ich enttäuschend sagen? Nimm mir das bitte nicht übel, aber ich habe dir schon so oft gesagt, dass die Liebe keine Regeln hat. Wenn es passiert, sollte man es auf sich zukommen lassen. Egal was man tut, es wird irgendwie richtig sein.“
„Ich weiß, aber weil du schon im 7. Himmel bist ist dir wohl entgangen, dass Liebe richtig kompliziert sein kann. Und genau das ist es gerade bei mir. Ich gebe zu, ich habe in letzter Zeit neue Gefühle entwickelt, und ich glaube auch, dass sie denen des Verliebens nahe kommen, aber da gibt es ein fehlendes Puzzleteil: Wer ist es?“
Mabel lächelte lieb, dachte kurz nach und sagte dann: „Hier noch ein kleiner Tipp: lass ihr Zeit. Du solltest solche Gefühle niemals hetzen. Früher oder später wirst du herausfinden, für wen sie bestimmt sind. Und dieser Jemand wird ein ziemlicher Glücklpilz sein.“
Ich seufzte. Zwar fühlte ich mich nach diesem Wortaustausch mit Mabel besser, aber nicht unbedingt erleichtert: ich wusste immer noch nicht, ob meine neuen Gefühl Patrick galten oder jemand anderem. Solange würde ich wohl noch im Dunkeln tappen. Mein Gott, Liebe kann ganz schön anstrengend sein.
„Weißt du, Lulu“, meinte Mabel plötzlich, „Du bist echt putzig. Sonst kennst du dich mit allem aus und weißt, was zu tun ist, aber wenn es um Liebe und Jungs geht, stolperst du über deine einen Füße.“
„Für irgendetwas musst du ja auch gut sein.“
Ich drehte mich grinsend zu ihr - und bemerkte das Buch, dass sie mir vorhin gezeigt hatte.
„Was wolltest du mir darin jetzt zeigen?“
Mabel deutete auf den Einband und fragte: „Kennst du diese Geschichte?“
Ich schüttelte den Kopf: „Was ist es für eine? Ich hab vorhin nur kurz rein geguckt und den ganzen Text gesehen. Das sieht nach so 'nem klassischen Schinken aus.“
„Weit verfehlt. Diese Story besitzt zwar Kultstatus, aber so alt ist sie auch nicht: das ist die Geschichte des Zauberers von Oz.“
Meine Gehirnzellen schalteten sich ein und kramten in meinem Kindheitsstübchen. Ich kannte diesen Namen. Oz. Dorothy und Toto. Zinnmann, Vogelscheuche und Löwe. Die gute Hexe des Westens und die böse Hexe des Ostens. Jetzt fiel es mir wieder ein: ein Musicalbesuch in London, das die Vorgeschichte erzählt. Viele Jahre her.
„Na, leuchtet da was?“, erkundigte sich Mabel, die mein immer klarer werdendes Gesicht beobachtete.
Ich war begeistert: „Und wie... . Mabel, du bist ein Genie. Diese Idee ist so genial, ich könnte dich küssen.“
„Uäääh, das überlass' lieber meinem Freund. Aber du findest es auch gut, oder? Ich die gute Glinda und du die böse Elfi?“
Statt eines Kusses fiel ich meiner besten Freundin dankbar um den Hals. Aus Tradition verkleideten sich nämlich alle Schüler auf der Halloween-Party, aber die meisten kamen als Vampire oder Todesfeen. Nicht so meins, schon gar nicht Vampire. Aber Mabels Idee war etwas völlig neues. Ich konnte es jetzt schon kaum erwarten.
„Boah, das wird so was von genial.“
„Das sagtest du eben schon. Und freu' dich nicht zu früh. Du solltest dich vorher lieber auf Schule und Quidditch konzentrieren. Wehe ihr verliert am Samstag, dann schütte ich dir 'nen Eimer Wasser über den Kopf.“
„Pff, das kannst du wiederum Professor Freshad überlassen.“

Am Donnerstagnachmittag vor dem Quidditchspiel saß ich mit meinen Freunden bei den gemeinsamen Hausaufgaben.
Ammy war bei Martha und Jenny und besprach mit ihnen ein Verwandlungs-Referat. Mabel und Souta hatten sich über eine Sternenkarte gebeugt und zermarterten ihr Hirn über Stern- und Planetenkonstellationen, dass es nur so rauchte. Immer wieder deuteten sie auf verschiedene Punkte und besprachen Dinge, nach denen sie wieder die Köpfe schüttelten.
Ich hätte ihnen gern meine Hilfe angeboten, wenn ich nicht selber über einer Alte Runen-Ãœbersetzung gebrütet hätte. Immerhin nicht alleine, Luke hatte dasselbe Problem wie ich. Stephen, der mit seiner Ãœbersetzung schon fertig war, hätte uns helfen können, doch wie Mabel war er der Auffassung, dass man am effektivsten lernte, wenn man von alleine auf die Lösung kam und zeigte diesmal keine Gnade. Außerdem war er immer noch damit beschäftigt, seinem Patronus eine Gestalt zu verleihen. Immerhin konnte man bei seinem Rauch schon mal 4 Schildkrötenähnliche Beine erkennen.
Dustin konnten wir leider auch schlecht bitten, da dieser im Übungsraum für Zaubertränke hockte und den Trank der Lebenden Toten braute - jedenfalls versuchte er es. Ich wäre echt dankbar gewesen, wenn noch jemand drittes bei dieser Übersetzung dabei gewesen wäre, denn mit meinem Partner ging die Arbeit nicht gerade rosig zu.
„Schlag mal auf Seite 82 nach, ob diese Rune hier das Symbol für Präteritum oder Perfekt ist, Reena!“, bat mich Luke forsch.
Er sah mich gespannt an, während ich seufzend und kühl in unserem Buch das Kapitel über Zeitformen aufschlug. Ich hatte das belauschte Gespräch aus dem Schlafsaal noch nicht vergessen, doch seitdem haben sich Luke und Dustin auch nicht mehr Patrick betreffend geäußert oder irgendwas gesagt. Deshalb habe ich meine Wut fürs erste beiseite geschoben und mich auf neutrales Gebiet begeben.
„Du bist in der falschen Zeit“, erwiderte ich trocken, „Das ist Futur 1.“
„Nein, fürs Futur fehlt der obere Querbalken.“
„Quatsch“, sagte ich verunsichert und sah mir die Vorlage noch mal genau an.
„Das muss Vergangenheit sein“, beteuerte er.
„Stopp mal“, sagte ich plötzlich und hielt ihm triumphierend den Zettel unter die Nase, „Da ist der Querbalken fürs Futur doch!“
„Laber nicht, der gehört zu der Rune für Graben in der Zeile darüber.“
„Hast du Quidditchbälle auf den Augen?“
„Nein, aber du siehst offenbar wegen des nächsten Spieles überall zusätzliche Besenstiele, die aussehen wie ein Runenbalken.“
Unser kleiner Streit hätte vielleicht noch länger gedauert, wenn Stephen, der neugierig geworden war, uns nicht unterbrochen hätte.
„Ihr hört euch an wie ein altes Ehepärchen“, meinte er und nahm uns die Vorlage aus der Hand. Er betrachtete unser Problem und gab uns das Blatt lachend wieder.
„Dieser Rune ist keine Zeitangabe, sondern steht für Wärme.“
Die anderen um uns herum brachen in leises Kichern aus. Ich drehte meinen Kopf von Luke weg, weil wir beide peinlich berührt rot wurden. Um die Aufmerksamkeit von uns zu lenken sagte er kleinlich: „Lass uns weiter machen.“
„Wenn wir so weiter machen, wird 'ne Runen-Soße bei raus kommen, von der Professor Simmens alles andere als begeistert sie wird. Der wird uns bestimmt in die dritte Klasse zurück versetzen.“
„Mich in die Vierte“, ärgerte Luke.
„Moooment, wer hat denn behauptet, dass das 'ne Zeitangabe ist?“
„Es geht schon wieder los“, murmelte Mabel verzweifelt.
Luke wurde sogar noch ausgefallener und begann schließlich, auf meinem Pergament herum zu kritzeln, worauf ich seine Herausforderung annahm und einen dicken Professor Maddoxx auf sein Pergament malte. In diesem Moment betrat Patrick den Gemeinschaftsraum und winkte, als er uns erkannte. Mein Herz machte einen komischen Hüpfer, den ich nicht genau zuordnen konnte: freute ich mich, dass er kam, oder empfand ich es als unpassend?
„Judde Tooch, alles beisamm'“, grüßte er und klopfte zur allgemeinen Begrüßung auf den Tisch. Dann sah er mich an und stutzte amüsiert. Ich musste mit meinen Tintenflecken im Gesicht komisch ausgesehen haben.
„Haste du kurz Zeit?“
Sein hellauf begeistertes Gesicht sagte mir, dass er das Stück wieder proben wollte.
„Haben wir das Trio nicht gestern schon geprobt? Weißt du, ich bin noch mitten in den Hausaufgaben.“
„Bitte Laura, gestern waren Corinne und ich nicht in Form.“
„Ja, das habe ich gemerkt“, bestätigte ich und guckte ihn verärgert an.
Die Probe mit den beiden war gestern vor der Musik-AG eine einzige Katastrophe. Die Einsätze waren nicht klar, er hat sich ständig verspielt und Corinne hat immer wieder angefangen zu schleppen. Unzufrieden hatte ich irgendwann die Probe abgebrochen, weil wir eh nicht weiter gekommen wären.
„Und jetzt solls auf einmal klappen?“, hakte ich nach.
Er nickte: „Ja, ich habe Corinne noch ein paar Sachen erklärt und gezeigt. Und ich habe meine Stimme noch mal geübt, diesmal kommen wir mit dem ersten Satz vielleicht durch.“
Ich dachte kurz nach und legte dann entschlossen meine Feder beiseite.
„Aber bitte nicht lange. Ich muss Runen noch zu Ende machen.“
Von argwöhnischen Blicken begleitetet stand ich auf und holte mein Horn aus dem Schlafsaal. Bevor ich durch die Tür ging, winkte ich den anderen zu, wobei Luke uns einen undefinierbaren Blick zuwarf. Als überlegte er gerade, noch etwas zu sagen oder nicht.
„Ihr findet mich im Musikraum.“
Was da wohl wieder durch seinen Kopf ging? Doch ich hatte keinen Bock zu warten und folgte Patrick aufgeregt die Wendeltreppe hinunter. In Wahrheit wollte ich mich nämlich nicht nur von meinen Hausaufgaben wegschleichen, sondern - langsam aber sicher - mal herausfinden, ob ich wirklich Gefühle für Patrick hatte. Allgemein war ja schließlich bekannt, dass sich ein Mädchen (oder Junge), seiner Verliebtheit nur sicher werden konnte, wenn man mit seinem Schwarm (oder seiner Angebeteten) viel Zeit verbrachte. Jetzt wollte ich endlich wissen, ob ich den Gefühlen zu Patrick trauen konnte oder nicht. Und ich hoffte darauf, dass es sich so bald wie möglich ergeben würde.

Wir gingen nicht wie vermutet zum Musikraum, sondern in den Ostflügel.
Auf meinen fragenden Blick hin erklärte er: „Im Musikraum sind im Moment ein paar Chorleute. Die wollten da partout nicht raus, deshalb haben wir das Klavier klein gezaubert und geklaut.“
Im dritten Stock öffnete er eine Klassenzimmertür und ließ mich eintreten. Dort saß Corinne bereits am Flügel und guckte beim Spielen konzentriert in ein aufgeschlagenes Notenheft. Als wir eintraten, sah sie auf.
„Oh, 'allo Lauren“, grüßte sie und sah mich entschuldigend an, „Versseih mir bitte, isch war gestern nischt in Form. Aber la musice, sie ist sehr, sehr - was sagt ihr - knifflisch?“
„Kein Thema“, meinte ich abwinkend und packte mein Instrument aus.
„Ich habe diese Noten von unserer Musiklehrerin auf der Vahrensburg bekommen“ sagte Patrick und guckte mich dann an, „Sie sagte auch, dass wir es ruhig zurück schicken können, wenn es zu schwer ist.“
„Papperlapp“, meinte ich barsch, „Wir ziehen das jetzt durch. Wer weiß, wann für uns noch mal so eine Gelegenheit kommt.“
„Der Meinung bin ich auch. Wenn wir es gut genug drauf haben, können wir's ja auch mal den anderen vorspielen“.
Ich biss mir auf die Lippen. Schon wieder das Vorspiel-Thema.
Patrick war meine zurückhaltende Reaktion aufgefallen und fragte: „Ist was?“
„Quatsch“, meinte ich kopfschüttelnd.
„Worauf wartest du dann noch? Spiel dich ein, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
Ich lächelte und spielte ein paar Töne. Die Alte Runen-Übersetzung hatte ich längst vergessen.

Nach dem ersten Durchspiel guckte ich etwas pikiert auf meine Noten. Das war schon ein höheres Stück Musikliteratur und wie die Sonate aus meinem Hornunterricht an vielen Stellen technisch anspruchsvoll. Meine Augen huschten über die Notenblätter und je mehr Stellen ich fand, die mit mehreren dunklen Balken versehen waren, verzog sich mein Mund zu einem geräuschlosen Jammern.
„Jetzt hatte ich also schon zwei Stücke, die ich üben muss“, sagte ich laut.
Eigentlich hätte ich angesichts dieser Tatsache total down und überfordert sein müssen, doch irgendwie konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ich hatte gemerkt, dass es unheimlichen Spaß machte, mit Patrick und Corinne zusammen zu musizieren - sofern sich die beiden mal zusammen rissen.
Corinne, die ich anfangs noch etwas unterschätzt hatte, legte sich richtig ins Zeug und war auch nicht wie vermutet eine Schicki-Micki-Französin, sondern in erster Linie eine durchaus gefühlvolle und gute Musikerin.
Besonders bei Patrick war es schwierig, ernst zu bleiben, weil er sogar während des Spielens stets zu Scherzen oder komischen Gesichtsausdrücken fähig war. Doch trotz seiner Kaspereien spielte er so gut und sicher, als hätte er das Geigenspiel schon mit der Muttermilch eingesogen.
„Wow“, meinte er und grinste optimistisch, „Der erste Satz läuft doch schon ganz gut.“
„Is ja auch 'n Adagio!“, entgegnete ich trocken, „Langsame Sätze klappen generell besser.“
Patrick grinste scheel und tippte nachdenklich mit seiner Bogenspitze an sein Kinn.
„Bitte, lasst es uns noch einmal spielen“, drängte Corinne und rutschte auf die Kante des Klavierhockers, „Isch habe gans unmögliche Läufe gemacht.“
„Se müssn ja noch nich Eins-A sein“, beruhigte Patrick sie und wiederholte selbst eine Stelle, über die er sich eben geärgert hat.
Ich saß still da und beobachtete, wie sein Bogen über das Instrument strich und eine schöne Melodie nach der anderen hervor zauberte. Ich musste einfach zugeben, dass er wunderbar spielen konnte. Viel besser als sonst jemand hier in Hogwarts. Sein Gesicht war beim Geige spielen sehr konzentriert und ruhig, seine Augen sahen eher verträumt auf die Noten - als hätte er es gar nicht nötig, sie richtig zu lesen.
Ein plötzlicher Blitz zuckte über das Gelände, erhellte für den Bruchteil einer Sekunde das Klassenzimmer und holte mich zurück in die Realität. Erschrocken zuckte ich zusammen, Patricks Bogen kratzte über die Saiten und Corinne haute einen erschrockenen Cluster aus den Klaviertasten.
Patrick lachte euphorisch über den Schrecken: „Donnerwetter, der war heftig.“
„Mon Dieu, wir kriegen ein Gewitter“, bemerkte Corinne leise.
Der Himmel verfinsterte sich Zusehens und wenig später setzte ein gewaltiger Regen ein, der trommelnd seine Tropfen gegen die Fenster peitschte. Beim Anblick des Regens beschlich mich ein unheimliches Gefühl. Als wenn ich etwas Wichtiges vergessen hätte. Aber was?
„Wie gut, dass wir ein Dach über dem Kopf haben“, kommentierte Patrick.
Ich stimmte ihm zu und sagte entschlossen: „Los jetzt, noch mal von vorn. Sonst sitzen wir morgen noch hier.“
Patrick gab uns den Einsatz und Augenblicke später nahmen wir aufgrund unserer Konzentration das Gewitter gar nicht mehr wahr.


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