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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Showdown bis zum Anpfiff

von Viola Lily

Der Gemeinschaftsraum war schon halb leer, als ich später mit Patrick und Corinne zurückkehrte. Corinne hatte mir nun das „Cora“ angeboten, weil sie von allen Freunden so genannt wurde. Ich nickte danken und bot ihr meinerseits auch das „Laura“ an. An dem Tisch, wo ich zuvor noch Hausaufgaben gemacht hatte, saßen Luke, Mabel und Souta immer noch beisammen. Dustin und Ammy hatten sich mittlerweile auch zu ihnen gesellt und spielten eine Runde Zauberdame.
Patrick und Corinne verabschiedeten sich zum Schlafen-Gehen und verschwanden durch die Tür zu den Schlafsälen. Ich ging gut gelaunt auf die anderen zu. Am Ende der Probe hatte sich der 1. Satz schon wie richtige Musik angehört und ich war mit davon immer noch so zu gedröhnt, dass ich mit dem Grinsen nicht aufhören konnte.
Die beiden Astronomie-Opfer waren immer noch nicht fertig: Mabel hatte den Kopf auf die Tischplatte gebettet und schlief, Souta kratzte in Zeitlupentempo über die Karte und starrte lustlos aus dem Fenster. Luke war mit der Übersetzung offenbar fertig und las jetzt mit strenger Miene ein Buch. Kein Schulbuch, wie mir beim näher kommen auffiel.
„Hey“, rief ich.
Mabel schreckte auf und Souta rutschte mit seinem Ellbogen vom Tisch, worauf ein hässlich Kratzer zwischen dem Uranus und Neptun entstand.
„Sorry“, entschuldigte ich mich und reparierte mit einem Wink meines Zauberstabs die Karte wieder, „Wo sind die anderen?“
Ich guckte mich im fast leeren Gemeinschaftsraum um, in dem sich außer uns nur noch wenige Schüler aufhielten.
„Schlafen gegangen?“, meinte Luke, als hätte ich die dümmste Frage der Welt gestellt.
„Heute ist Freitag. Und es ist gerade mal halb 11“, erwiderte ich ahnungslos, „Und morgen ist Samstag, da können wir ausschlafen, warum sollten die deshalb schon alle im Bett sein?“
Schnaubend schlug Luke das Buch zu, sodass der Knall im Raum wider hallte. Auf dem Cover stand so viel wie Europäische Literatur des 18. Jahrhunderts, doch ehe ich fragen konnte, was ihm denn den Zauberstab verknotet hatte, zog Souta meine Aufmerksamkeit auf sich - und zwar indem er ein ausholende Armbewegung wie beim Baseballspielen machte.
Eine Weile sah ich ihm schweigend zu und versuchte aus seinen Dameleien schlau zu werden. War das vielleicht ein neuer Gag von ihm? Lustig war er jedenfalls nicht. Plötzlich schlug in mir ein Gedanken wie ein Blitz ein und setzte in meinen Kopf schmerzhafte Flammen frei. Meine Gute Laune und Euphorie der letzten Stunde war wie vom eisigen Winde verweht.
„Ãœbermorgen ist ja das Quidditch-Spiel!“, sagte ich entsetzt.
Das war es, was mir vorhin in der Probe nicht einfallen wollte. Wie konnte ich nur so doof sein und bis zu diesem Augenblick das Spiel vergessen.
„Der Kandidat erhält 100 Punkte und einen quietschgelben Minimuff“, meinte Luke und klang dabei ziemlich giftig.
Ich seufzte. Natürlich war er wütend. Ich suchte nach den richtigen Worten, doch mir wollten nicht die richtigen einfallen. Es war gewissermaßen meine Schuld, dafür ließ sich also keine Ausrede finden.
„Tut mir echt Leid“, sagte ich deshalb nur und versuchte die Situation noch irgendwie zu retten, „Aber du musst ja nicht gleich so tun als sei es der Weltuntergang. Sieh's optmistisch: wir haben das Spiel noch vor uns.“
Shit, das ging wohl nach hinten los, denn Luke sah mich strafend an.
„Habe ich vom Spiel geredet?“
„Nein“, entgegnete ich und wurde selbst wütend, weil ich Lukes fiesen Unterton nicht nachvollziehen konnte, „Aber dann solltest du mich auch nicht so anschauen. Wenn was ist, dann sag's doch!“
„Pff“, machte er aber nur und hörte sich dabei wie Esther an, wenn sie ein geschnappt war.
Mit einer Dann-Eben-Nicht-Einstellung setzte ich mich mürrisch an den Tisch, wo ich noch meine Alte-Runen-Übersetzung vermutete.
Schnell merkte ich jedoch, dass ich viel mehr vor einem Haufen Blätter und Büchern saß, aus denen ich nicht schlau wurde. Ohne Hilfe würde ich hier nicht weiter kommen. Kurz sah ich zu Luke rüber. Er war sicher schon fertig mit der Ãœbersetzung. Ich hätte ihn einfach danach fragen können, doch als ich sein mürrisches Gesicht sah, vernichtete ich diesen Gedanken. Irgendwo hatte ich auch meinen Stolz. Lieber würde ich die ganze Nacht hier sitzen, als jetzt bei Luke angekrochen zu kommen. Nicht nach dieser Anfuhr.
Eine Weile versuchte ich es allein. Doch als auch Souta sich ins Bett verabschiedete und Luke Anstalten machte, ihm zu folgen, gab ich auf und fragte ihn erschöpft: „Lucky, kannst du mir deine Ãœbersetzung geben? Du weißt schon, so zum Nachschauen.“
Ohne in seiner Bewegung inne zu halten sagte er mit losgelöster Stimme: „Frag', doch Patrick. Der hilft dir bestimmt gerne.“
Aus meinem Mund kam ein Geräusch, dass sich wie das Knurren eines Hundes anhörte, der sich gerade den Mund ausspülte.
„Was bitte?“, fragte ich angespannt.
Luke blieb jetzt stehen und sah mich an. Die Luft zwischen uns beiden wurde augenblicklich zu einem Kampfplatz.
„Versteh mich nicht falsch“, begann er mit schneidender Stimme, „Mittlerweile ist es mir egal, mit wem du lieber deine Freizeit verbringst - ob mit alten oder neuen Freunden - aber ich kann es nicht nachvollziehen, wenn du wegen einem dahergelaufenem Austauschschüler das Training und die Spiele vergisst.“
„Jetzt übertreibst du aber. Ich bin doch immer beim Training gewesen“, sagte ich abwehrend.
„Und was war mit heute Abend?“
Schockiert fiel mein Blick auf das schwarze Brett mit den zusätzlichen Trainingsterminen. Ich hatte ganz vergessen, einen Blick darauf zu werfen. Die Regentropfen prasselten mit voller Wucht gegen das Fenster und ein entferntes Donnergrollen zog sich über den Himmel bis zu uns in den Gemeinschaftsraum.
Verunsichert fragte ich: „Wie, heute war Training? Und das bei dem Wetter?“
Luke gab keine Antwort, aber er sah mich als, als hätte ich gerade seine Autorität als Mannschaftskapitän in Frage gestellt - natürlich haben sie trainiert.
Jetzt bemerkte ich auch, dass seine Haare noch etwas feucht vom Regen waren. Wie bekloppt ist er eigentlich, bei so einem Wetter draußen herum zu fliegen? Und überhaupt: er hätte mich auch an das Training erinnern können. Schließlich ist es auch seine Pflicht, sein Team zusammen zu halten. Er wusste doch, wo ich war. Der Musikraum ist gar nicht mal so weit von hier, da hätte... .
Halt, nein! Wir waren ja gar nicht im Musikraum, der war besetzt. Und jemanden innerhalb von Minuten in diesem Schloss zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit.
Na gut, mein Fehler, aber hier und jetzt wollte ich vor Luke nicht klein bei geben. Schon gar nicht, weil er allen Grund hatte, mich anzupflaumen, schutzlos wollte ich mich nicht einfach so ergeben. Außerdem hatte ich noch eine Rechnung mit ihm offen.
Ich fragte ihn folgendes: „Warum redest du eigentlich so schlecht von Patrick? Er ist kein dahergelaufener Austauschschüler. Und er ist weder nervig noch aufmüpfig. Und er ist bestimmt ehrlicher als du. Er würde niemals hinter dem Rücken anderer Leute schlecht über sie reden.“
Ob Luke wohl gemerkt hatte, dass diese Worte von ihm stammten? Ich hoffte es, denn so konnte ich es ihm mit gleicher Münze heimzahlen.
Um uns war es mittlerweile mucksmäuschenstill geworden. Die einzige, die im Gemeinschaftsraum ein Lebenszeichen von sich gab, war Mabel, die ängstlich zwischen uns beiden hin- und hersah.
„Tatsächlich?“, fragte Luke nur und verschränkte die Arme.
„Du kennst ihn doch gar nicht richtig.“
„Er kann die Fidel spielen, toll.“
Luke machte mich echt rasend: „Es heißt Geige, du Affe. Du bist doch nur eifersüchtig, weil du mit diesem Hobby nichts anfangen kannst.“
„Du hast Recht, Geige ist nicht so mein Ding. Aber für dich scheinen musikalische Stunden zu zweit ja wichtiger zu sein als Schule.“
„Moment, vorhin meintest du noch, dass Musizieren mich von Quidditch ablenkt, wieso fängst du jetzt mit Schule an?“
„Weil du mit ihr nicht mehr klar kommst. Oder bist du vielleicht mit deiner Ãœbersetzung schon fertig?“
„Luke!“, schrie ich jetzt.
Er war so unfair. Ich wollte ihn unterbrechen, doch er redete stur weiter.
Du hast mir neulich noch die Ohren voll gejammert, weil deine Noten schon mal besser waren und du zu viel Stress hast. Wenn dein Terminplaner zu voll ist, musst du eben was raus streichen. Oder hast du vergessen, wo deine Pflichten sind?“
Ich holte tief Luft und zählte innerlich bis 10.
„Du musst kein Geheimnis daraus machen, dass du meine Musik überflüssig findest, aber du kannst mich nicht zwingen, das Musizieren sein zu lassen?“, sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.
Mir wurde ganz schwindelig, als ich nur an diesen Satz daran dachte. Er war so unglaubwürdig, so unreal.
„Ich dachte du wärst mein Freund, dann wüsstest du, was mir mein Hobby bedeutet. Ich liebe es. Es ist viel mehr als nur in ein Zeitaufwendiges, goldenes Ding zu pusten. Aber was kann man von einem sturen Quidditch-Bock auch erwarten? Einsicht für andere Leidenschaften außer Quidditch? Das ich nicht lache.“
Luke sah mich jetzt an, als hätte ich ihm einen Schlag in die Magengrube gegeben: „Weißt du, was ich nicht verstehe? Du hast mir selbst gesagt, dass die Welt ungerecht ist. Dabei bist du diejenige, die ungerecht ist.“
„Und wo hast du das jetzt wieder her?“, hakte ich nach.
„Mann, muss man dir echt alles aus der Nase ziehen?!“, grummelte er und begann, aufgebracht und nach den richtigen Worten suchend hin und her zu laufen.
Weil ich langsam die Nase voll hatte, bat ich im scharfen Ton: „Kannst du jetzt bitte aufhören, mich die ganze Zeit so an zu machen?“
„Lauren!“, sagte er hart und klatschte dabei seine Hand auf den Tisch, an dem ich saß. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden und ich konnte sein Blut förmlich durch seine Arterien brodeln sehen, „Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, aber anders scheinst du es ja nicht zu checken. Wir machen uns Sorgen um dich und deine Ausbildung. Vielleicht hast du es selbst noch nicht gemerkt, aber seit einiger Zeit steckst du mit dem Kopf in den Wolken und erkennst die wesentlichen Dinge nicht. Du bist in der 6. Klasse. Nächstes Jahr stehen die UTZ-Prüfungen an, und du bist noch nicht mal ansatzweise bereit für die Quartalsprüfungen in 2 Wochen. Lass Musik mal Musik sein und kümmere dich um die Schule.“
Unbeeindruckt verschränkte ich die Arme und starrte wütend zurück.
„Du meinst wohl eher, kümmere dich ums Quidditchtraining? Du hast doch nur diesen dämlichen Quidditchpokal im Kopf. Deiner Meinung nach sollte von morgens bis abends auf dem Besen sitzen, anstatt etwas zu machen, was mir viel mehr Freude macht... Vergiss es, du herzloser Hohlkopf.“
Lukes Mine hellte sich gefährlich auf.
„Wer bist du, und was hast du mit Lauren gemacht?“, fragte er fassungslos und seine Stimme war gefährlich leise geworden, „Die Reena von früher, hätte so etwas nie gesagt.“
„Der alte Luke auch nicht. Der hätte mich vorhin, als ich gegangen bin auch noch daran erinnert, dass noch Training war.“
Auf mein letztes Argument erwiderte er nichts. Er legte demonstrativ den Kopf schief und sah mich an wie eine Feindin: „Weißt du, dass ich dich gerade immer weniger ausstehen kann?“
Dabei blickten mich seine Augen kalt und gefühllos an. Er meinte es ernst.
„Du sprichst mir aus der Seele!“, meinte ich kühl und schaute trotzig weg, „Ich hab dir jedenfalls nichts mehr zu sagen.“
„Schön, das wir seit langem mal wieder einer Meinung sind.“
Mit diesen Worten schnappte er sich sein Buch und ging stampfenden Schrittes zu den Schlafsälen. Augenblicke später konnte man den lauten Knall einer zuschlagenden Schlafsaaltür durch den ganzen Turm hallen hören.
Mein Herz vereiste sich, wurde schwer und sagte nur Scheiße. Ich wollte diesen Streit gar nicht, aber was passiert war, war passiert.
Irgendwo auf dem Schulgelände schlug ein Blitz ein.

Ich schlief diese Nacht kaum.
Allerdings nicht, weil bald das Quidditchspiel bevor stand, sondern weil mir immer wieder der Streit mit Luke durch den Kopf ging. Hätten wir das Problem nicht auch anders lösen können? War Quidditch der einzige Grund, weshalb Luke sauer war? Wer von uns ist eigentlich im Recht und Unrecht?
Diese und ähnliche Fragen spielten in meinem Kopf Hängen-gebliebene-Schallplatte und machten mich wahnsinnig.
Den ganzen Morgen über schwieg ich und musste deshalb bis zum Frühstück einerseits fragende, andererseits auch vorwurfsvolle Blicke von Ammy, Martha, Jenny und Mabel über mich ergehen lassen. Auch leises Tuscheln drang an meine Ohren, gewöhnlich dann, wenn die anderen Mabel nach dem Grund meiner miserablen Laune fragten.
Nicht einmal mit Patrick wollte ich darüber reden. Obwohl ich das Gefühl nicht loswurde, es ihm schuldig zu sein, schließlich war er ja - mehr oder weniger - der Grund für diese Auseinandersetzung.
Den ganzen Tag schenkte ich Luke den gleichen Anteil an Aufmerksamkeit, der sonst meiner Schwester Esther zu Teil wurde. Das schien ihm Recht zu sein, denn er mied mich ebenfalls wie Trolle eine Badewanne. Er sprach kein Wort mit mir, entfernte sich, sobald ich irgendwo dazu kam und hielt sich sicherheitshalber den ganzen Nachmittag in seinem Schlafsaal auf.
Beim Bitten und Betteln meiner Freunde, mich mit ihm wieder zu vertragen, stellte ich meine Ohren auf Durchzug. Luke hatte sich das ganze selbst eingebrockt und diese Suppe sollte er gefälligst selbst wieder auslöffeln. Schließlich hatte er hinter meinem Rücken gelästert, er ist gestern Abend als erstes aus der Haut gefahren und überhaupt hat er mit diesem Streit doch erst angefangen.
Das Aus-dem-Weg-gehen klappte den Tag über gut. Schwieriger wurde es allerdings, als ich abends noch reguläres Quidditch-Training hatte. Als ich den Mannschaftsraum der Ravenclaws betrat, wobei ich sehr darauf geachtet hatte, nicht zu spät zu sein, guckte mich der Rest des Teams mürrisch an. Ich setzte mich neben meinen Treiber-Partner Justin Andrews.
„'tschuldige wegen gestern“, nuschelte ich ihm zu.
„Luke war ganz schön sauer („Ach was!“). Wir mussten später mit dem Training anfangen, weil er dich gesucht hatte. Mussten leider nach 'ner halben Stunde wieder abbrechen, weil das Gewitter zu heftig wurde. Wärst du rechtzeitig da gewesen, hätten...“
„Danke Justin, wirklich sehr aufbauend“, grummelte ich und war froh, dass Justin nicht noch erklärte, wie fürchterlich nass sie alle geworden sind.
„Ruhe jetzt“, herrschte Luke uns an, „Wie ihr seht, haben es heute mal alle geschafft, pünktlich und überhaupt anwesend zu sein!“
Er taxierte mich kurz. Seine Lippen wurden zu einem geraden, niederträchtigen Strich und er schaute mich so herablassend an, dass ich dem Drang widerstehen musste, wieder zu gehen.
„Morgen, am 20. Oktober, ist das erste Spiel der Saison. Wir sind den Hufflepuffs um einiges überlegen - und damit meine ich nicht nur unsere neue Angriffs-Taktik, sondern auch dein Hüter-Training, Thomas.“
„Ich muss mich bei dir bedanken. Die Tricks von deinem Vater sind echt gut. Ich glaube, darauf sind die Hufflepuffs nicht vorbereitet“, meinte unser Hüter Thomas Laundry und grinste siegessicher.
„Also gut. Heute Abend werden wir einfach...“
Blablabla - und so was habe ich gestern verpasst?, dachte ich und tat nur so, als würde ich den Worten von Luke zuhören. Ich war eine der ersten, die den Raum wieder verließ und das Feld des Stadions betrat.
Glücklicherweise endete unser Training ohne weitere Zwischenfälle, doch als ich auf den Rückweg ins Schloss mit unserer neuen Jägerin Emily Corner gerade den Innenhof betrat, stoppten wir erschrocken. Auf dem überdachten Gang zu unserer Rechten rangelten zwei Jungen miteinander und ein paar umstehende Schüler versuchten sie wieder auseinander zu ziehen.
„Was ist denn da los?“, fragte Emily neugierig.
Gemeinsam liefen wir zu der Menschentraube. Beim näher kommen erkannte ich die beiden Streithähne. Es waren James und sein Bruder Albus.
Beide sahen übel zugerichtet aus: James' Hose war aufgerissen und er hatte eine Platzwunde an der Lippe. Albus, der mit seinen 14 Jahren schon fast so groß war wie James, hatte ein kaputtes Brillenglas (dahinter auch ein blaues Auge) und Blut tropfte aus seiner Nase.
„Und du fragst dich ernsthaft, was du falsch machst?“, fragte Albus und schaute James feindselig an.
Molly, die mir am nächsten war, klärte mich hinter vorgehaltener Hand auf: „Es hat ganz harmlos angefangen. Albus fragte ihn nur, ob er dieses Jahr über Weihnachten nach Hause kommen würde. James meinte nein, und nach einer spitzen Bemerkung von Albus hat James ihm plötzlich eine rein gehauen.“
„Diese Frage ist überflüssig, Albus!“, fauchte James seinen jüngeren Bruder an, „Lieber würde ich nach Alaska auswandern, als mit dir 2 Wochen in Godrics` Hollow zu verbringen. Ich kann es kaum bis zu meinem Abschluss erwarten, dann... .“
James wurde mitten im Satz unterbrochen.
„Hört jetzt gefälligst auf!“, schrie ein kleines Mädchen mit roten Haaren und Unmengen an Sommersprossen im Gesicht, „Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht! Ich werd' mir das jedenfalls nicht länger ansehen.“
Sie mochte gerade mal in der zweiten oder dritten Klasse sein; gegen die beiden hätte sie nicht den Hauch einer Chance, aber in ihren Augen funkelte der Kampfgeist einer Löwin.
„Lily, halt dich da raus!“, blaffte James seine Schwester an.
„Als wenn ich noch auf dich hören würde“, sagte sie und richtete ihren Zauberstab auf ihn, „Wenn du ein Problem mit Albus hast, dann sag' es ihm gefälligst!“
Irgendwie bewunderte ich das kleine Mädchen. Dafür, dass die 3 Jahre jünger war als James, traute sie sich, ihn so an zu reden. Ich beobachtete seine Reaktion. Er entgegnete nichts, doch es kostete ihn viel Mühe, seine Schwester nicht an zu schreien. Sauer starrte er an ihr vorbei zu seinem Bruder Albus, der die kurze Kampfpause nutzte und seine Brille vom Boden auf las.
„Eure Schwester hat Recht“, mischte ich mich automatisch ein, „Mit Prügeln kommt man auch nicht weiter. Sprecht euch aus, wenn ihr Probleme miteinander habt.“
Ich wollte, dass dieser Streit unter Brüdern nicht genauso schlimm wird wie mein Streit mit Esther. Doch diese gut gemeinte Überlegung war wohl ein Schuss in den Ofen.
„Das musst du grad' sagen, Lauren!“, fauchte James mich an, „Wie heißt es so schön? Man sollte erst vor seiner eigenen Haustür kehren?“
Ich ließ mir nichts anmerken, doch seine Worte waren für mich ein Faustschlag in die Magengegend. James hatte Recht, und gerade deshalb fühlte ich mich auf einmal so elend.
In diesem Moment kam Gwendolyn herbei gelaufen und schrie James und Albus an. Was sie sagte, bekam ich nicht mit, jedenfalls schaffte sie es irgendwie, die beiden auseinander zu kriegen. Nach einer Weile ging Albus, in Begleitung seiner Freunde und Lily ins Schloss zurück. James wiederum ging allein in entgegen gesetzter Richtung davon. Seine Worte machten mir zu schaffen.
Er hatte ja Recht. Ich sollte nicht so klug daher reden, wenn ich selbst es nicht schaffte, an meinen Geschwistern vorbei zu gehen, ohne ihnen am liebsten einen Tritt in den Allerwehrtesten zu geben.
Eine Sache tröstete mich jedoch - er konnte es scheinbar auch nicht.
„Ist alles in Ordnung?“, hörte ich plötzlich Gwendolyns Stimme fragen.
Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Nein.“
„Möchtest du reden?“
Ich dankte Gwendolyn für ihr Angebot, aber in diesem Moment fühlte ich mich noch nicht bereit dazu. Die Sache mit Patrick, der Streit mit Luke und die Worte von James waren einfach zu viel auf einmal.
Ich fragte sie nur: „Warum sind Männer so kompliziert?“
Gwendolyn und zuckte mit den Schultern und meinte: „Vielleicht, weil Frauen es auch sind. Komm, es gibt Abendbrot und du siehst aus, als könntest du 'ne Tasse Tee vertragen.“

Normalerweise konnte ich in Nächten vor Quiddichspielen immer gut schlafen, aber diese Nacht war anders. Ich wälzte mich im Halbschlaf hin und her, klopfte ständig mein Kissen auf und ging gefühlte 20-mal aufs Klo.
Auch am Frühstückstisch ging es mir nicht besser.
„Es liegt etwas in der Luft“, meinte ich und guckte mein Brot mit Wurst an.
„Hm?“, machte Steve.
„Ich weiß nicht, irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.“
„Du bist doch keine Wahrsagerin“, meinte er und schob mir mein Brot zu, „Und ich eigentlich auch nicht, aber du hältst nicht lange durch, wenn du vor dem Spiel nichts isst. Komm, wenigstens einen Happen.“
Steve zu Liebe biss ich ein paar Mal lustlos von meinem Brot und trank ein halbes Glas Milch, doch das reichte mir dann auch - mein Magen fühlte sich so flau und komisch an, dass ich keinster Weise in der Lage gewesen wäre, noch mehr Nahrung zu mir nehmen ohne zu kotzen.
Ich würgte den letzten Rest meines Brotes runter und ging dann mit Stephen hinunter zum Quidditchfeld. Am Stadion wünschte er mir noch viel Spaß, ehe ich mich in die Mannschaftsräume verabschiedete.
Wie am Tag zuvor redete ich kein Wort mit Luke. Seinen traditionellen Worten vor einem Spiel hörte ich nur halbherzig zu. Als es Zeit war, erhob ich mich schnell und war die erste, die ihren Besen schulterte und den kurzen Weg zum Stadion antrat.
Ich dachte, ausnahmsweise, mal an nichts, als mir jemand beiläufig den Klatscherschläger in die Hand drückte.
„Gut, dass du nicht noch deinen Kopf vergessen hast“, meinte Luke trocken.
Er rauschte an mir vorbei, aber sein Gesicht sagte so viel wie „War-ja-mal-wieder-typisch!“.
Am liebsten hätte ich im mit dem Schläger die Fresse poliert. Und ihm sollte ich tatsächlich helfen, zu gewinnen? Ich hatte so was von überhaupt keinen Bock mehr auf dieses Match. Mit mürrisch verzogener Mine betrat ich mit meinen Team-Kollegen das Stadion.
Es war ein klarer, kalter Herbsttag. Der frische Wind trieb mir Tränen in die Augen, als ich mich umschaute und die überfüllten Ränge des Stadions sah. Mein Blick viel auch auf die Lehrertribüne, von wo aus das Spiel kommentiert wurde:
„Hallo Leute, da wären wir wieder. Neue Quidditch-Saison...”
„...neues Glück...“
„... und viele neue, spannende Spiele rund um die beliebtesten 4 Bälle der Zaubererwelt...“
„...heute im Einsatz beim Eröffnungsspiel Ravenclaw gegen Hufflepuff.“
Ich sah hinauf in den Rang, wo die Scamander-Zwillinge wie üblich neben Professor Freshad saßen und das Spiel kommentierten. Lysander und Lorcan Scamander, zwei Jungen aus der 5. Klasse und beide aus Hufflepuff, glichen sich aufs Haar genau. Wenn man sie allerdings schon länger kannte und ihr Geheimnis gelüftet hatte konnte man die beiden anhand ihres Scheitels halten. Lysander hatte ihn auf der linken Seite, Scamander auf der rechten. Ansonsten hatte beide dieselben buschigen, grellblonden Haare, die verträumten und gleichzeitig wachsamen Augen und beendeten immer den Satz des jeweils anderen.
„Beide Teams stehen nach so langer Zeit endlich wieder in den Startlöchern und warten auf den Anpfiff unserer neuen Schiedsrichterin Madam Jordan-Spinnet.“
„Hey Lysander, findest du auch, dass Jordan-Spinnet nicht ein bisschen lang ist?“
„Ich muss dir recht geben Lorcan, da verknotet man sich ganz schön die Zunge. Wie wär`s nur mit Jordan?“
„Oder nur Spinnet?“
„Scamaders, das Spiel. Bitte!“, unterbrach Professor Freshad die beiden.
„Verzeihung, Professor.“
Ich musste kurz grinsen. Diese Zwillinge hatten's echt drauf, Schade, dass sie nicht in Ravenclaw waren, sie wären eine lustige und abwechslungsreiche Bereicherung für unser Haus gewesen. Auf das Zeichen von Madam Jordan-Spinnet bestiegen wir unsere Besen.
Ich warf automatisch einen kurzen Blick zu Luke, der jedoch geringschätzig zurück starrte. Ich hätte am liebsten die Zähne gefletscht oder ihm die Zunge raus gestreckt.
Der Pfiff ertönte.


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Manchmal ist es auch sehr schade, dass eine Figur verschwindet und im nächsten Band nicht mehr vorkommt. Dazu zählt beispielsweise Gilderoy Lockhart, den ich sehr mochte, weil er so furchtbar eitel war und ich mir einen Spaß daraus machte Leute aus dem Showbusiness mit seiner Charakterisierung zu veralbern.
Rufus Beck