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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Eine Tasse Tee beim Wildhüter

von Viola Lily

Nicht nur Stephen und Souta waren wild darauf, alles zu erfahren: im Gemeinschaftsraum war die Hölle los, als wir ihn wenige Minuten später betraten. Dutzende von Schülern stürzten sich auf uns und bombardierten uns mit Fragen.
Was ist passiert?
Wie geht es ihm?
Was sagt Madam Pomfrey?
Kommt er durch?
Ich war nicht in der Stimmung tausendmal zu erzählen, was genau passiert war oder was ich alles gehört oder gesehen habe. Ich kämpfte mich Wortlos durch die Masse, doch das fiel mir schwerer als sonst. Ich hatte einfach keine Kraft mehr, mich gegen so viele Schüler durch zu kämpfen. Ausnahmsweise mal nicht.
„HEY!“, rief jemand gebieterisch und ein Knall tönte durch den Raum.
Erschrocken wirbelten alle Anwesenden herum und fixierten Stephen, der mit erhobenem Zauberstab auf einem Tisch stand. Wütend ließ er seinen Blick über die Schüler schweifen, die erschrocken schwiegen.
„Geht doch!“, murmelte er für sich und fuhr mit ernster Stimme fort, „Ist das hier ein Gemeinschaftsraum oder ein arabischer Basar? Lasst sie gefälligst durch.“
Ein paar Schüler traten beiseite und machten auf diese Weise Platz für Mabel, Dustin und mich. Schnurstracks gingen wir zur Tür, die zu den Schlafsälen führte. Stephen sprang vom Tisch runter, ließ seinen Blick noch mal böse über die Menge schweifen und folgte uns dann zusammen mit Souta rauf in den Mädchenschlafsaal.
Dort wartete Ammy bereits, ebenso Martha, Jenny, Sam, Ian, Owen und Alexander. Ich war etwas erstaunt, aber nicht böse drum. Wir waren alle in einer Klasse, wir alle kannten Luke seit mehr als 5 Jahren, also hatten sie auch ein Recht darauf zu erfahren, was passiert ist.
„Was ist denn in die gefahren?“, fragte Mabel und setzte sich neben Owen auf ihr Bett, „Haben sich benommen als gäbs da unten Gratispizza.“
Dustin legte derweil die beiden Besen auf meinem Bett ab. Ich setzte mich davor auf den Boden und lehnte mich gegen den Pfosten. Ein paar mal holte ich tief Luft. Die Stille um mich herum tat gut und half mir, mich von der ganzen Aufregung etwas zu beruhigen.
„Lorrels?“
Ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte. Ich öffnete die Augen und sah in Stephens Gesicht.
„Was ist passiert?“, fragte er mich ruhig.
Also erzählte ich den anderen, was seit dem Angriff auf Luke alles geschehen war: wie ich ihn gefunden hatte, worüber wir geredet haben, bevor er bewusstlos wurde, von Professor Marchs Vortrag über das Gift und seine Wirkung, dem Verhalten der Professoren im Krankenflügel, ehe Dustin und Mabel dazu gekommen waren.... .
Nachdem ich geendet hatte, herrschte eine bedrückte Stille, in der jeder seinen Gedanken nach ging.
Nach einer Weile räusperte sich Souta: „So wie es aussieht, können wir jetzt echt nichts tun. Aber eins ist sicher... .“
Wir sahen ihn gespannt an.
„Professor Hagrid kann sich auf einiges gefasst machen.“
„Aber es ist doch nicht Professor Hagrids Schuld“, entgegnete Mabel.
„Andere sehen das vielleicht anders“, meinte Souta, „Und damit meine ich nicht nur Professor Firenze. Es hat vor Ewigkeiten hier in Hogwarts schon mal so einen ähnlichen Fall gegeben. Damals hat ein Hippogreif einen Schüler angegriffen - während Professor Hagrids Unterricht. Das Tier wurde zum Tode verurteilt, ist vor der Hinrichtung aber seltsamerweise verschwunden. Nach dem Krieg wurde die Anklage fallen gelassen und der Hippogreif wurde, wie man so sagt, frei gelassen.
Ãœberlegt mal: nur weil ein Schüler einen Kratzer bekam und herum gejammert hat, sollte dieses Tier sterben. Das ist verglichen mit unserem Fall harmlos. Das Ministerium wird früher oder später eine Kommission losschicken und im besten Fall die Greife aus dem Wald vertreiben. Und wir wissen noch nicht, ob und Luke sich wieder erholen wird. Sollte er sterben, werden die Greife wahrscheinlich auch dran glauben müssen.“
Soutas erschreckende Worte lagen noch eine Zeit lang im Raum.
„Das ist doch vollkommener Unsinn“, meinte Mabel, doch ihre Stimme hörte sich unsicher an.
Stephen sagte trocken: „Das hört sich vielleicht wie Unsinn an, ist aber durchaus realistisch. Keine Mutter und kein Vater will sein Kind auf eine Schule schicken, an der Schüler während eines Quidditchspieles lebensgefährlich verwundet werden. Ich will nicht wissen, was mein Vater dazu sagen würde. Ich glaube, er hat damit jetzt schon alle Hände voll zu tun.“
„Er ist im Elternrat, richtig?“, fragte Ian nach.
Stephen nickte: „Er ist alles Mögliche. Stellvertretener Zaubereiminister, Mitglied im Zaubergamot und Elternrat von Hogwarts. Morgen bekommt er bestimmt noch 'nen Orden erster Klasse überreicht oder so etwas... .“
Vielleicht wollte Stephen mit diesem Scherz die Stimmung etwas aufheitern, aber das brachte gar nichts. Jeder war irgendwie angespannt, betrübt oder ahnungslos, und das machte die Luft in unserem Schlafsaal zu einer dicken und kaum erträgliche Suppe. Sie führte mir nur noch mehr vor Augen, dass ich hilf- und nutzlos für Luke war. Ich konnte nur abwarten. Ein fröstelnder Schauer durchlief meinen Körper. Ich fror auf einmal und zog meine Knie an. Behutsam nahm Stephen mich in den Arm.
„Ich hab Angst“, flüsterte ich.
„Wir haben alle Angst“, sprach er sanft und zwang mich, ihn anzusehen, „Er wird schon nicht sterben.“
„Aber es ist durchaus möglich. Und das letzte, worüber wir gesprochen haben, wäre, dass wir uns nichts mehr zu sagen hätten. Das fühlt sich nicht besonders toll an.“
Stephen verstärke kurz seinen Griff und erhob sich dann langsam.
„Zieh dich am besten erst mal um“, schlug er vor, „Und danach sehen wir weiter.“
Ich blickte an mir herunter und merkte, dass ich immer noch meinen Quidditchumhang trug. Ich hatte in der ganzen Aufregung ganz vergessen, dass wir ja heute ein Spiel hatten. Ich betrachtete den Schnatz in meiner Hand, als sei er ein besonders schönes, altes Artefakt von einem fremden Planeten.
„Tja, wir haben gewonnen.“

Den restlichen Tag verbrachte ich damit, die beiden Besen zu reparieren, was bei Lukes wesentlich länger dauerte. Es war eine gute Beschäftigung, die mich halbwegs ablenkte und zeitlich den Nachmittag und Abend beanspruchte. Ich hatte den Gemeinschaftsraum gemieden und nur fürs Abendessen durchquert. Die ganzen Blicke, die auf mich gerichtet wurden, waren unangenehm und belasteten mich. Ich wollte kein Mitleid.
Von Lukes Zustand hörten wir nichts Neues. Er war am Abend, als wir am Krankenflügel klopften, immer noch nicht aufgewacht. Stattdessen hätte er zusätzlich Fieber bekommen, ein Symptom der meisten Vergiftungen.
„Kommt morgen wieder. Und versucht, bis dahin zu schlafen, Madam Pomfrey und ich tun alles, was in unserer Macht steht, damit es ihm bald wieder besser geht. Wenn sich etwas verändert, geben wir euch sofort Bescheid“, versprach Augusta und schloss die Tür vor unserer Nase.
Früher als sonst legte ich mich schlafen.
„Du gehst schon schlafen?“, fragte Ammy vorsichtig, als sie beobachtete, wie ich in meinen Pyjama schlüpfte.
„Ja, ich bin ziemlich fertig“, murmelte ich.
„Eigentlich gar keine schlechte Idee. Morgen ist ja schließlich der nächste Hogsmeade-Ausflug“, meinte sie.
„Echt? Das habe ich voll verdrängt.“
„Hattest in den letzten Tagen ja auch ziemlich viel um die Ohren.“
„Jaja. Könnt ihr mich jetzt bitte in Ruhe lassen?“
„Bin schon weg.“
Mit diesen Worten verließ sie den Schlafsaal.
Mabel, die schweigend auf ihren Bett gesessen hatte, meinte: „Das klang ganz schön bissig.“
„Jaja, ich habs gemerkt“, entgegnete ich und schmiss mich auf mein Bett.
„Wirst du morgen mit nach Hogsmeade kommen? Es ist verkaufsoffener Sonntag. Ein bisschen Abwechslung täte dir sicher gut.“
„Eigentlich habe ich herzlich wenig Lust auf Ausflüge. Ich überleg's mir, OK?“
Mabel nickte und fragte: „Möchtest du vielleicht noch einen Tee?“
„Nein, Danke.“
„Sag Bescheid, wenn du noch was brauchst.“
Dann wünschte sie mir eine Gute Nacht und ging. Ob ich die haben würde, wusste ich nicht, aber ich dankte ihr und zog dann die Vorhänge zu. Ich wollte einfach nur noch allein gelassen werden.

Ich konnte in dieser Nacht wieder kein Auge zudrücken. Obwohl ich mir immer wieder ins Gedächtnis rief, dass am morgigen Tag der Hogsmeade-Ausflug war und ich für diesen alle Kräfte brauchen würde (Mabel sollte mich schließlich nicht den ganzen Tag durchs Dorf schieben müssen), wälzte ich mich hin- und her, schob die Decke von mir runter, zog sie wieder zu mir ran, klopfte etwa dreimal mein Kissen auf und versuchte eine so angenehme Schlafposition zu finden, wie es nur ging.
Aber es half alles nichts. Jedes Mal wenn ich die Augen wieder schloss, sah ich Lukes Gesicht in allen Formen und Farben vor mir: mal lachte er aus vollem Hals, mal grinste er fies während eines Schachspiels, ein anderes Mal löste er hochkonzentriert Schulaufgaben oder schrie uns entschlossen Befehle auf dem Quidditchfeld zu... .
Aber ein Bild tauchte immer wieder vor mir auf: jener kalte und gefühllose Blick, als wir uns zerstritten haben.
Weißt du, dass ich dich gerade immer weniger ausstehen kann?
Ich schlief die ganze Nacht nicht. Irgendwann war es mir auch egal, dass ich keine Ruhe fand. Mein Entschluss für den heutigen Tag stand in den frühen Morgenstunden bereits fest. Hogsmeade konnte mir heute gestohlen bleiben.
„Ich bleibe hier“, verkündete ich, als Mabel um halb 10 meine Vorhänge zur Seite zog.
Ich saß kerzengerade im Schneidersitz auf meiner Matratze und blickte sie entschlossen an.
„Du siehst richtig scheiße aus“, meinte sie und runzelte die Stirn.
„Danke, so geht's mir auch“, murmelte ich.
Ich ließ mir Zeit mit dem Aufstehen und betrat als letzte das kleine Bad. Dort musste ich Mabels Urteil zustimmen. Ich sah wirklich furchtbar aus:
Meine Augenringe waren fast Blutunterlaufen, so deutlich traten sie heute hervor, meine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und meine Augen blickten mir müde und gerötet entgegen - als wenn ich eine Minute lang in einen eingeschalteten Föhn geschaut hätte ohne zu blinzeln. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, doch das stimmte mich auch nicht gerade munterer. Als ich zurück in den Schlafraum ging, zog Mabel sich gerade um.
„Soll ich dann vielleicht lieber hier bleiben?“, schlug sie vor und beobachtete, wie ich mich zurück auf mein Bett schmiss.
„Meinetwegen sollst du dir den Nachmittag nicht verderben“, wehrte ich ab, „Ich werde schon eine andere Beschäftigung finden. Geh nur.“
„Wenn du das sagst. Stürz dich aber nicht vom Astronomieturm, denn, mit Verlaub, du siehst ziemlich suizidgefährdet aus. Wenn was ist, schick mir 'ne Eule.“
„Oh ja, Hannah wird sich freuen, wenn an ihrer Bar plötzlich Vögel bedient werden.“
Das sollte ein Scherz sein, doch irgendwie kam er nicht rüber. Meine Stimme machte zu allem Überfluss auch nicht mehr mit. Sie war nur noch ein leises Krächzen. Um 11 Uhr beobachtete ich vom Glockenturm aus, wie die Schülermassen aus dem Innenhof wanderten. Ich sah Mabel bei Davis, Ammy, Jenny und Martha und wie sie dann mit unseren Austauschmädels verschwanden.
Eine Zeit lang blieb ich noch stehen und beobachtete den Zeiger der Uhr, der sich immer weiter von der 11 entfernte. Als ich mich umdrehte, kam ein nützlicher Gedanke.
Ich ging zur Bücherei. Madam Pince warf mir einen aufmerksamen Blick zu, als ich schnurstracks in die Abteilung für Magische Tierwesen wuselte. Dort suchte ich kurze Zeit, bis ich ein dickes, vergilbtes Buch aus einem der oberen Regale zog und den Einband betrachtete.
Greife in Natur und Umgebung stand in groben Buchstaben auf der Vorderseite. Darunter war in goldenen Strichen ein Greif mit ausgestreckten Flügeln ein gemalt. Ich schlug das Buch auf und ging, das Inhaltsverzeichnis lesend, zum nächsten Tisch.
„Hallo Lauren“, grüßte mich ein tiefe Stimme, als ich mich setzte.
Vor mir saß, umringt von Büchern und Pergamentblättern, James Potter.
„Hi James“, grüßte ich irritiert zurück, „Warum bist du nicht in Hogsmeade?“
„Darf dieses Wochenende nicht. Hab Mist gebaut.“
„Soso“, meinte ich.
Den genauen Grund wollte er mir nicht verraten. Um ehrlich zu sein, es interessierte mich auch nicht wirklich, weil James' Anfuhr von neulich noch in meinem Hinterstübchen hockte.
„Und jetzt machst du Hausaufgaben?“, schlussfolgerte ich und beobachtete aufmerksam seine Reaktion.
„Ja, ein bisschen Theorie für Zauberkunst. Und warum bist du nicht in Hogsmeade? Hast du dich wieder mit deiner Schwester duelliert?“, fragte er mich und grinste.
„Zum Glück geht die mir seit ein paar Tagen aus dem Weg.“
Ich und blickte kurz aus dem Fenster und erklärte: „Nein, es ist nicht wegen Esther. Ich hatte heute einfach keine Lust auf Hogsmeade.“
„Ist es wegen gestern?“, fragte er mich und sah mich an, ohne mit dem Schreiben aufzuhören.
Folglich wurde seine Schrift ziemlich schief.
Ich seufzte: „Irgendwie schon.“
„Deshalb das Buch?“
„Ja, ich wollte etwas nachlesen.“
Weil ich gestern schon nicht gewusst habe, dass Muttertiere Gift erzeugen, wollte ich heute etwas mit meiner freien Zeit anfangen und Verlorenes nachholen.
Plötzlich sagte James: „Tut mir Leid wegen neulich. Ich wollte dich nicht so anpflaumen.“
Ich winkte ab.
„Kein Problem, angepflaumt zu werden bin ich gewöhnt.“
Dass mir seine Worte mehr zugesetzt hatten, verschwieg ich. Stattdessen fiel mein Blick wieder auf seinen Aufsatz.
„Ich glaube nicht, dass sich Professor Boot über einen Aufsatz freuen wird, den er schräg halten muss um ihn zu lesen.“
James' Schrift war immer mehr in die Senkrechte gegangen. Er fluchte und warf die Feder beiseite.
„Du hast mich abgelenkt“, behauptete er und deutete mit triefendem Sarkasmus anklagend auf mich.
„Gar nicht wahr, wenn du nicht gelernt hast, wie man schreibt, dann...“
„Und sie beide haben offenbar nicht gelernt, dass in eine Bibliothek Ruhe herrscht. RAUS!“
Madam Pince schmiss uns mit einer großen Bewegung aus der Bücherei und zog die Tür hinter sich zu.
„Möchtest du vielleicht mitkommen?“, fragte er mich, als wir etwas perplex vor der Tür standen und nicht recht wussten, wohin mit uns. Das Buch hatte ich immer noch in der Hand.
„Wohin?“
„Zu Hagrid. Ich hatte eh vor, ihn mal wieder zu besuchen. Und er kann dir bestimmt auch ein paar Dinge erzählen.“
Das hörte sich gar nicht so dumm an. Also ging ich mit James und dem Buch unterm Arm den Weg hinunter zu Professor Hagrids Hütte. Unterwegs erklärte ich James ein paar Fragen zu seinem Aufsatz für Verwandlung, an dem er vorhin noch gesessen hatte und versprach, ihn mal durch zu lesen. Aus dem Schornstein der Hütte stieg Rauch auf, also war Professor Hagrid auch nicht in Hogsmeade.
Bevor James anklopfte, drehte er sich zu mir um und sagte: „Pass auf, wenn du von Hagrids Kochkünsten probieren solltest.“
„Okay. Warum?“
„Er ist ein Steinharter Bäcker.“
„Oh...“
Danach klopfte er an die massive Holztür und wartete.
„Moment“, donnerte die hünenhafte Stimme des Halbriesen durch das dicke Holz und Sekunden später wurde die Tür schwungvoll geöffnet.
„Oh, 'tach James. Hast du wieder was verbockt?“
„Wie kommst du darauf?“, entgegnete er nüchtern und trat ein.
„Kommt rein“, bat Professor Hagrid und schloss die Tür hinter mir.
Natürlich war ich schon öfters in der Nähe der Hütte gewesen, aber noch nie drin. Es war für meine Verhältnisse alles zu groß geraten, viel zu unordentlich und voll gestopft, aber gemütlich. Als Professor Hagrid uns dann noch einen Tee servierte, ging es mir gleich besser.
„Diese Drillinge sind doch deine Brüder, oder Lauren?“, fragte Professor Hagrid mich.
Da es nur ein Drillingspaar auf Hogwarts gab, nickte ich automatisch.
„Bereitn mir ganz schön Probleme, die drei. Muss se ständig ausm Wald vertreiben. War noch nie sicher da drin.“
„Das haben wir gemerkt“, meinte James und schaute Professor Hagrid aufgeklärt an.
Der Wildhüter schwieg eine Weile betroffen und blickte mich dann fragend an.
„Wie geht's dem Knaben?“
Ich setzte die Tasse ab, um zu antworten.
„Ich weiß es nicht. Ich war seit gestern Mittag noch nicht wieder da.“
„Is' auch gescheiter. Madam Pomfrey würde nur wieder am Rad drehen. Wisst ihr, eigentlich sin` Greife harmlos. Ähnlich wie die Hippogreife sind se nur in Verruf geraten, weil se gefährlich werd'n, wenn man se falsch behandelt. Weil se Gift produzieren können, wurden se vor langer Zeit gejagt und beinahe ausgerottet. Aber nur, weil se für den Menschen gefährlich sind. Nein, denn ihre Federn und Krallen sind Magische Kerne, die für uns von unschätzbarem Wert sin.“
„Was meinst du mit Magische Kerne?“, fragte James, doch zu seiner Ãœberraschung beantwortete ich die Frage.
Denn das war ausnahmsweise mal ein Thema, über das ich bestens Bescheid wusste: „Ich kann mir denken, dass Magische Kerne gern für Talismane benutzt werden, die einen beschützen sollen oder Glück bringen. Die Federn wurden damals bestimmt gern als Schreibmaterial bei wichtigen Anlässen benutzt, z.B. Verträgen im Ministerium oder so etwas. Von Ollivander weißt du bestimmt, dass auch in jedem Zauberstab ein magischer Kern enthalten ist, so etwas wie Einhornhaare. Aber nur die wenigsten Kermaterialien können vollständig in einen Zauberstab eingearbeitet werden, weil diese Prozedur ein riskantes Unterfangen ist. Man muss dabei aufpassen, dass der Kern nicht zerstört wird, da er sonst seine Magie verliert.“
Ich zog meinen Zauberstab hervor und fügte leise hinzu: „In meinem Zauberstab ist zum Beispiel der Kern einer Greifkralle enthalten. Sagen sie, Professor Hagrid, um an so etwas heran zu kommen, müssen dafür die Tiere immer getötet werden?“
„Das Professor kannste weg lassn, wir sin` ja nich im Unterricht. Und zu deiner Frage: Nö, man kann so was finden oder man findet einen bereits toten Greif. Darf allerdings nich` zu lange tot sein, die Dinger müssn noch bearbeitet werden, solange noch Magie drin steckt. Also keine Sorge. Dein Kern ist bestimmt nich` von einem ermordeten Tier. Zum Gift kann ich noch sagen, dass es Muttertiere produzieren, sobald der Nachwuchs da is. Das is` dann wie bei `ner Katze, die ihre Krallen ausfährt: fühlt sich das Muttertier bedroht, öffnen sich winzige Poren an der Krallenspitze und übertragen so das Gift in den Körper des Feindes.
Die meisten Tierwesen sin` dann nur für `ne Weile betäubt - für gewöhnlich sind se nach 3 oder 4 Stunden wieder auf den Beinen - aber bei Menschen is das anders. Das Betäubungsgift ist für eure Körper zu stark. Es dringt in den Blutkreislauf ein und bringt ihn langsam zum Stillstand. Es wurden natürlich Gegengifte entwickelt, die das Greifgift neutralisieren könn`, aber die Behandlung muss schnell gehen. Is die Zeitspanne zwischen Unfall und Behandlung zu groß, stirbt in den meisten Fällen das Opfer.“
Nach diesem Vortrag herrschte eine bedrückende Stille.
Um das Schweigen zu brechen, fragte Hagrid: „James, wie geht's Albus?“
Alarmiert schaute ich James an, doch zu meiner Ãœberraschung blieb er ruhig.
„Soviel ich weiß, lernt er im Moment sehr viel“, antwortete er, „Aber sonst geht's ihm gut.“
„Schön. Ich habe lange nichts mehr von deinem Bruder gehört. Lily kommt ja hin und wieder vorbei und hilft mir im Garten“, sagte Hagrid und hinter vorgehaltener Hand fügte er zwinkernd hinzu, „Sie sagt, das mein Garten viel interessanter sei als der von Neville. Aber von Albus höre ich seit längerem nichts mehr. Nach dem Quidditchspiel gegen Slytherin letztes Jahr habe ich nur kurz ein paar Worte von ihm gehört und dann war er weg. Aber wenn er lernen muss... Is ja nicht verkehrt.“
„Oh nein“, meinte James steif.
„Dabei schreibt er doch schon so gute Noten. Will' vielleicht ein kleiner Musterknabe werden.“
„Ist er das nicht schon?“, fragte James kühl, und die Tasse in seiner Hand fing an zu zittern.
Hagrid, dem nun der feindliche Ausdruck in James Gesicht aufgefallen war, hakte nach: „Ist was passiert?“
James antwortete wieder zu hastig: „Ja, aber das ist keine große Sache. Nur 'n kleiner Streit unter Brüdern.“ versicherte er und holte tief Luft.
Um das Thema so schnell wie möglich zu wechseln, fragte er: „Um noch mal auf die Greife zurück zu kommen: Was ist jetzt eigentlich mit dem Nachwuchs von gestern passiert?“
„Hast du es gefunden?“, fragte ich.
Hagrid nickte und schaute uns tiefsinnig an: „Hab ich - in einem holen Baum in der Nähe vom Stadion hat es sich versteckt. Hat 'ne Weile gedauert, bis ich 's hier her bringen konnte.“
„Und was ist mit der Mutter?“, fragte ich.
Diesmal schüttelte Hagrid den Kopf: „Lässt sich nicht mehr blicken. So wies es aussieht, ist der Wilsch zwar nicht mehr auf Muttermilch angewiesen, aber es hat bis jetzt noch nichts von dem angenommen, was ich ihm gegeben habe. Hab vor eurem Besuch am Stall gearbeitet. Hab' den ganzen Vormittag dafür gebraucht. Wollt ihr's euch ansehen?“
James und ich nickten Zeitgleich und erhoben uns.
Gemeinsam mit Hagrid gingen wir durch die Vordertür wieder nach draußen, gingen die wenigen Meter zum Stall und betraten ihn. Das kleine Tier hockte in einer Ecke einer Box und schlief offenbar. Ich betrachtete es genauer.
Es hatte den Oberkörper eines Adlers, der mit silbrig-weißen Federn und einem goldfarbenden, krummen Schnabel geschmückt war. Der Unterkörper war der eines Löwen und hatte somit ein gelbbraunes Fell. Nur die vorderen beiden Pranken waren wieder die eines Adlers.
Als hätte Hagrid meine Gedanken gelesen, erklärte er: „Es gibt Greife in unterschiedlichen Formen. Sie können, wie dieses Exemplar, die Vorderpranken eines Adlers und die Hinterläufe eines Löwen haben. Die meisten haben aber auch Löwentatzen als Vorderpranken. Das da is 'n Weibchen.“
„Weißt du schon, ob sie durch kommt? Ich meine so ganz ohne Mutter... .“
„Es gehört nicht zu den stärksten Wilschen. Wahrscheinlich hatte sie noch ein anderes Geschwisterkind, das stärker und dominanter war. Und ihr wisst wie`s im Tierreich ist, dem stärksten gehört die größte Portion. Leider frisst es nichts. Ich hab ihr immer mal wieder was hin gestellt, aber sie rührt es nich an.
Gestern hat es sich wahrscheinlich um einen der ersten Flugversuche vom Boden gehandelt, als es in Luke herein geflogen ist. Ihr linker Flügel ist gebrochen. War 'ganz schöner Aufwand, sie zu beruhigen und zu verarzten. Wenn sie aufwacht, wird sie nach ihrer Mutter rufen, die aber leider nich mehr kommen wird.“
Ich empfand ein wenig Mitleid mit dem Jungtier.
„Es muss schlimm sein, wenn sich die Mutter nicht mehr um einen kümmert“, sagte ich still zu mir.
James wandte in diesem Moment ab und schlug vor: „Wir sollten zurück zum Schloss gehen, Laura. Mittagessen gibt es nur noch bis halb 2, dann räumen sie die großen Tische ab. Kommst du mit?“
„Okay.“
„Tschüss Hagrid.“
„Machs gut James. Und schick Albus mal vorbei.“
„Mach ich.“
„Und deinem Freund wünsche ich 'ne gute Besserung“, sagte er an mich gewandt.
Ich bekam rote Ohren und nickte hastig, ehe ich an der Hütte vorbei lief und James einholte. Schweigend gingen wir eine Weile den Berg hinauf.
„Du bist ganz rot“, bemerkte er belustigt.
„Echt?“
„Glühst wie Drachenfeuer. Vielleicht kann man sich ja daran wärmen.“
„Nett.“
„Darf man fragen... “, begann er scheinheilig, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Ja, und die Antwort lautet: Luke ist nicht mein Freund. Also ich meine, schon, aber nicht der Freund, Okay?“
James nickte und grinste dabei schelmisch. Er wollte dich mit dieser Frage nur auf den Arm nehmen, dachte ich verärgert. Er ist schließlich ein Scherzkeks und kein Kavalier, der dezent Abstand zu anderer Leuten Privatsphären hält.
„Wenn ich auch mal was fragen dürfte“, setzte ich an, „Wegen Albus: Nur ein kleiner Streit unter Brüdern?“
James schwieg.
„Vielleicht geht es mich ja nichts an, aber wenn hier in Hogwarts jemand merkt, dass andere Streit mit Geschwistern hat, bin ja wohl ich das, oder?“
James drehte mir schweigend den Rücken zu und ging nun die kleine steinerne Treppe zur hölzernen Brücke hoch.
„Ich meine, wer muss sonst noch mit 6 Brüdern und Schwestern auskommen?“
Meine letzte Frage musste das entscheidende Argument gewesen sein, denn James blieb stehen und drehte sich wieder zu mir um.
„Vielleicht hast du Recht“, begann er, „Und es geht dich wirklich nichts an. Andererseits scheinst du aber auch jemand zu sein, der mich verstehen könnte.“
Abermals holte ich James ein und während wir langsam über die Brücke gingen, begann unser Gespräch.
„Also kommst du gar nichts so gut mit Albus und Lily klar, wie 's aussieht?“
James schüttelte betrübt den Kopf und sagte: „Mit Lily habe ich keine Probleme. Wenn wir zusammen sind, behandelt sie mich wie einen guten Freund und vertraut mir. Sie ist auch immer die Einzige gewesen, die mich von Klein-Auf als Bruder behandelt hat.“
James blieb kurz stehen und ließ seinen Blick nachdenklich über die Brücke schweifen. Ich hielt es für klüger, den Mund zu halten und wartete, bis James von alleine weiter redete.
„Mit Albus ist es komplizierter“, sagte er kurze Zeit später und als wolle er mich abschrecken, fügte er noch hinzu, „Es ist auch eine längere Geschichte.“
Doch ich zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ich hab' Zeit.“
Und James begann zu erzählen… .


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