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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Im Schatten des kleinen Bruders

von Viola Lily

„Es ist ja normal, wenn Eltern dem jüngsten Kind in der Familie besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Gerade, wenn es sich um ein Baby handelt. Als Albus geboren wurde war ich ein Jahr alt und ich fand es toll, einen Bruder zu haben. Das folgende Jahr war dann auch irgendwie das schönste, an das ich mich noch vor der Zeit in Hogwarts erinnere.. Denn an seinem ersten Geburtstag entdeckte Albus seine Zauberkräfte.“
„Das ist doch ganz normal. Ihr seid immerhin eine reine Zaubererfamilie...“, unterbrach ich James unbewusst.
„Aber Albus war nicht normal. Und an diesem Tag wurde etwas Besonderes, er beförderte nämlich nicht nur das gesamte Mobiliar unserer Küche an die Decke. Wenig später regnete es im Wohnzimmer und gleichzeitig ließ Albus auf dem Flur Gras wachsen. An unserer Kommode wuchsen sogar Äste.“
„Wow“, staunte ich, „Das ist ziemlich krass für... .“
„Für ein Einjähriges Kind?“, beendete James den Satz und sein Blick versteinerte sich plötzlich, „Oh ja, meine Eltern waren ganz schön aus dem Häuschen. 2 Monate zuvor hatte ich ebenfalls das erste mal gezaubert, aber das vergaßen sie plötzlich - schließlich kann ein Schrumpfzauber, der eine Wassermelone auf die Größe eines Apfels verkleinert mit Regen und Gras in der Wohnung nicht mithalten. Natürlich machten die Neuigkeiten von Albus' Fähigkeiten früher oder später ihre Runde im Büro des Tagespropheten - schließlich sind wir eine berühmte Familie.
Und ab diesem Zeitpunkt fing langsam aber sicher das ganze Schlamassel an. Meine Eltern freuten sich natürlich, wenn ich hin und wieder zauberte, aber es stellte sich schnell heraus, dass Albus einfach der begabtere war. Du hättest meine Eltern bei den Verwandten hören müssen: Albus hat neulich die Katze vom Baum gezaubert. Albus lässt Abends ständig das Licht an- und ausgehen, der Schlingel. Albus kann Geschirr vom Küchentisch in die Spüle fliegen lassen. Wir sind ja so stolz auch unseren Albus. Und er ist dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.“
James stoppte kurz und rümpfte verächtlich die Nase, als er an diese Aufzählungen zurück dachte. In seinen Augen sah ich die Eifersucht aufflammen, als ihn diese ganzen Erinnerungen wieder einholten.
Er sprach mit leiser weiter: „Ich wollte, dass meine Eltern auch mal so etwas über mich sagten. Es war kein schönes Gefühl, immer nur schweigend daneben zu stehen und brav zu nicken, wenn ich die Geschichten meiner Eltern bestätigen sollte. Ich war eifersüchtig auf meinen kleinen Bruder. Also versuchte ich, wie Albus, zu lernen, meine magischen Fähigkeiten zu kontrollieren und dann auch für nützliche Dinge einzusetzen. Doch mein erster Versuch ging volle Kanne nach hinten los: Ich war 5 Jahre alt, als meine Großeltern wieder ein großes Familien-Weihnachtsfest bei sich zu Hause im Fuchsbau geplant hatten.“
„Fuchsbau?“, hakte ich kurz nach.
„Ja, so heißt ihr Haus. Es ist eine tolle, windschiefe Bude, in der meine Mum aufgewachsen ist. Draußen im Hof war auf Wunsch meiner Cousins ein großes Lagerfeuer aufgebaut worden, an dem wir nach der Bescherung noch beisammen waren. Als dann alle ins Bett gingen vergaßen die Erwachsenen, das Feuer auszumachen. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und wollte das Feuer mit einem Zauber löschen. Doch anstatt zu schrumpfen und zu verschwinden, wuchs es. Nach wenigen Augenblicken waren die Flammen Meterhoch und versetzten mich in Panik. Als das Feuer schließlich auf das Holzdach des Schuppens übersprang, kamen die Erwachsenen herbei und löschten es. Doch das Dach war hin und ich habe den ganzen Segen abbekommen.
Nimm dir ein Beispiel an deinem jüngeren Bruder, der scheint in seinem Alter schon zu wissen, wann man Magie einsetzen soll und wann nicht.
Seitdem nahm das Schicksal seinen Lauf: Albus wurde zum Vorzeige-Potter, ich langsam aber sicher das 5te Rad am Wagen. Machte Albus etwas gut, sollte ich mir wieder ein Beispiel an ihm nehmen, machte ich etwas falsch, wurde ich Stundenlang belehrt und zugetextet. Machte Albus gute Vorschläge, wurden sie sofort angenommen, hatte ich Einwände, wurden sie ignoriert und so weiter und so fort.
Ich war so glücklich, als ich nach Hogwarts kam. Endlich wurde ich nicht mehr mit Albus verglichen und ich konnte tun und machen was ich wollte. Es war für mich ein Neuanfang.“
„Ich erinnere mich. Du hast angefangen, den Lehrern Streiche zu spielen und deine Mitschüler zu ärgern wo's nur ging“, stimmte ich zu und musste plötzlich lachen, „Weißt du noch, als Ammy vor dir gesessen hat und du ihre langen Zöpfe in dein Tintenfass getaucht hast?“
James lachte ebenfalls: „Das weiß ich noch gut. Und mit der Einstellung als aufmüpfiger Erstklässler kam ich in den Sommerferien wieder nach Hause. Meine Eltern konnten gar nicht nachvollziehen, dass ich ihnen plötzlich auf der Nase herum tanzte. Dagegen konnten sie nichts mehr machen und wenn ich unerträglich wurde, schickten sie mich einfach aufs Zimmer. Dort schrieb ich dann stundenlang Briefe mit Arnold. Ein Jahr später kam der perfekte Albus nach Hogwarts und alles ging wieder von vorne los. Die Lehrer merkten schnell, dass nicht alle Potters Nervensägen und Rumtreiber waren wie ich.
Und die ganze Geschichte mit dem Vorzeige-Potter ging wieder von vorne los. Diesmal mit dem Unterschied, dass ich Freunde hatte, keine Eltern da waren ich und Albus aus dem Weg gehen konnte..
Die Schnauze hatte ich dann endgültig voll, als sie Lehrer hinter meinem Rücken Briefe nach Hause schickten, in denen sie sich über mich beklagten und Albus als einen begabten, klugen Jungen beschrieben, von dem man noch viel erwarten konnte. Als Albus in seiner Zweiten Klasse Sucher wurde, da ging... . Ach was soll's, du weißt, wie sauer ich wurde.
Zu dem Zeitpunkt war Lily dann die beste Stütze, die ich haben konnte. Wir schrieben uns viele Briefe und sie verstand mich. Sie hat mitgekriegt, was in der Vergangenheit zwischen uns passiert ist. Weil sie mich gebeten hat, mich etwas zu benehmen und nicht mehr so undiszipliniert zu sein, hörte ich mit dem Großteil der Streiche auf, die ich nicht nur den Lehrern, sondern auch Albus machte.“
„Gott sei Dank, sonst wärst du sicher immer noch ein...“, drückte ich vorsichtig aus, „Kranker Vollhorst, wie Mabel dich vor 4 Jahren noch genannt hat. Dein Ruf war nicht der Beste.“
„Tja, und so ein Image darf sich doch ein Potter nicht leisten!“, gebot er sarkastisch und lächelte leicht, „Zum Glück hab ich das alles hinter mir gelassen! Aber zwischen mir und Albus herrscht trotzdem immer noch Grabesstille. Seit 4 Jahren.“
Und hier endete James Geschichte. Eine Weile schwiegen wir, jeder hing seinen Gedanken nach. Was James da erzählt hatte, klang logisch und nachvollziehbar - sie erinnerte mich an meine eigene Situation mit Esther.
Ich sagte: „Bei Esther ist es so, dass sie sich aus eigenem Willen von der Familie abgespalten hat und irgendwie nicht mehr zu uns zurück will. Ich habe es nie geschafft sie umzustimmen oder wenigstens ihre Abneigung gegenüber uns zu ändern. Wir sind ihr egal. Aber weißt du was ich glaube?“
James schaute mich fragend an.
„Das du deinen Eltern nicht egal bist. Sie lieben dich und würden dir jederzeit helfen, wenn du in Schwierigkeiten bist. Du würdest dasselbe für sie machen, oder?“
Darauf gab James keine Antwort, aber ich schöpfte Hoffnung, weil er auch nicht „Nein“ sagte.
„Esther würde nie etwas für mich tun. Und das ist der entscheidende Unterschied bei deinem und meinem Problem. Aber ich konnte dir doch hoffentlich etwas helfen, oder?“
„Vielleicht. Auf jedem Fall war es gut, mal mit jemanden darüber zu sprechen, der mich versteht.“
„Was ist mit Arnold?“, wollte ich wissen.
„Er ist Einzelkind“, war die kurze Antwort und ich verstand ihn, „Lass uns ins Schloss zurückgehen, mir wird langsam kalt.“
Ich nickte, sagte aber noch schnell: „Lass uns etwas ausmachen.“
„Etwas ausmachen? Eine Art Deal? Vertrag?“
Neugierig legte James den Kopf schief. Wie niedlich er in dieser Pose aussah, dachte ich unwillkürlich und hoffte, dass meine Ohren nicht rot wurden.
„So ungefähr. Sprich dich bis zum Ende des Schuljahres bitte mit Albus und deinen Eltern aus“, bat ich abschließend.
James runzelte misstrauisch die Stirn: „Wieso?“
„Es ist schwer für mich, einer Familie zu beim Zerbrechen zusehen zu müssen. Vielleicht, weil es bei mir schon zu spät ist. Gerade weil das nächste Jahr auch unser letztes in Hogwarts ist, finde ich, dass dann keine unangenehmen Familienkriege hineingehören.“
„Dann musst du mir dasselbe versprechen“, meinte er spontan, „Sonst wäre es ja unfair.“
Ich grinste: „Tja, dann habe ich es einfacher.“
„Wieso?“
„Kennst du auch andere Wörter außer Wieso?“, fragte ich und fing an zu lachen, „Und ich meinte damit, dass Esther nächstes Jahr nicht mehr in Hogwarts ist. Also wird sie mir auch nicht mehr auf den Keks gehen können.“
„Das gilt nicht“, protestierte er.
Wieso?
Lachend machten wir uns auf den Weg zurück ins Schloss.
Seit langem saß ich an diesem Tag wieder am Gryffindortisch und aß mit James zu Mittag. Wir verstanden uns prächtig. Ich hätte nie geahnt, dass man mit James so gut reden konnte. Lag vielleicht auch daran, dass Arnold nichts in der Nähe war. Wir laberten über witzige Familiengeschichten und seine Band, die Sound Waves. Ich fragte ihn bei der Gelegenheit sogar, ob er mich fürs nächste Programm mit einplanen könnte.
„Die Idee klingt gar nicht doof. Wie kommst du darauf?“
„Der Vorschlag kam Luke“, erklärte ich und mit matter Stimme fuhr ich fort, „Ich wollte ihn gleich besuchen gehen. Wenn du magst, kannst du mitkommen.“
Demnach machten wir uns nach dem Mittagessen gemeinsam auf den Weg zum Krankenflügel Ich klopfte an, doch es dauerte ungewöhnlich lange, bis jemand die Tür öffnete. Es war Augusta und sie guckte mich erschrocken an.
„Oh, du bist es.“
„Ja, James und ich wollten Luke besuchen. Sofern sie nichts dagegen haben.“
Augusta legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich an, als müsste sie ein schweres Verbrechen beichten. Ihr Verhalten gefiel mir gar nicht.
„Das geht leider nicht“, sagte sie mit belegter Stimme, „Er wurde vor einer Stunde ins St.-Mungo Hospital gebracht.“
Als ich das hörte, fiel mir der Himmel auf den Kopf.
„Was? Wieso?“, fragte ich panisch und versuchte, das Zittern in meiner Stimme unter Kontrolle zu kriegen.
„Sein Fieber ist nicht gesunken und sein Zustand kritischer geworden“, erklärte sie, „Weil Poppy und ich für Vergiftungen ab diesem Level nicht ausgebildet sind, haben wir ihn die Hände von Experten gegeben.“
„So schlimm ist es bereits?“
„Leider ja. Ich bin davon ausgegangen, dass ihr in Hogsmeade seid.“
Sie versicherte uns noch einmal, uns bei Neuigkeiten sofort zu informieren und verschwand dann wieder.
Wie angewurzelt bleib ich stehen und starrte die Tür an. Das durfte nicht wahr sein - Luke war im St.-Mungos. Langsam drehte ich mich zu James um.
„James?“
„Oh nein!“, entgegnete er hastig und trat einen Schritt zurück.
„Du weißt doch gar nicht, was ich vorhabe.“
Er sorach seine Ahnung aus: „Du willst dich ins St. Mungo schleichen, richtig?“
„Richtig. Wo ist der nächste Kamin?“
„Bist du verrückt geworden? Wir dürfen ohne Erlaubnis das Schulgelände nicht verlassen. Wenn du erwischt wirst brauchst du wegen Schulverweis gar nicht mehr wieder kommen. Selbst wenn wir einen Kamin auftreiben können, glaubst du etwa, die werden glücklich sein, dich da zu sehen?“
„Das sagt jemand, der Regeln-Brechen schon mit der Muttermilch eingesogen hat?“
„Tja, das ist es irgendwie. Meine Akte in Greftfields Büro nimmt schon Schubladen ein und du kennst meinen Nachnamen - sollten Reporter dort sein, ist alles gelaufen.“
Ich seufzte vernehmlich. Das konnte doch nicht wahr sein. Vor mir stand James Potter, der größte Unruhestifter dieses Jahrhunderts und traute sich nicht, einen kleinen Ausflug zu machen - an einem Tag, wo die Schüler eh frei hatten.
„James, bitte!“, bat ich mit Nachdruck.
Er guckte mich immer noch skeptisch an.
Ich versuchte weiter, ihn zu überzeugen: „Wenn einer so etwas schaffen könnte, dann du. Ich werde dich dann auch nie wieder um einen Gefallen bitten, aber - bitte, dieses eine mal. Ich weiß, du kannst so was. Es ist mir sehr wichtig, verstehst du?“
James zögerte immer noch, doch nach ein paar Sekunden fing er an lächeln: „Na gut, einverstanden.“
Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.
„Aber bevor es los geht, brauchen wir noch was wichtiges. Komm mit, unterwegs erkläre ich es dir.“
Er steuerte den Gemeinschaftsraum der Gryffindors an und erzählte mir unterwegs, was ihm durch den Kopf schoss: „Mein Plan sieht so aus: erst flohen wir ins St.-Mungo. Dort gibst du dich als meine Alibi-Freundin aus, OK? Wenn wir gefragt werden, sagen wir einfach, dass ich dich meiner Cousine Victoire vorstellen möchte, die macht dort gerade eine Ausbildung zur Heilerin. Und die Erlaubnis der Lehrer haben wir auch, falls sie danach noch Fragen sollten.“
Ich ergänzte: „Dann schleichen wir uns unter dem Vorwand, dass wir uns verlaufen hätten, in Lukes Zimmer und werden darauf hoffen, dass niemand da sein wird? Klingt so, als könnte es nur schief gehen.“
James grinste nur. Als wir am Portrait der fetten Dame ankamen, nannte er das Passwort und trat ein. Ich folgte ihm und kletterte durch das Loch. Ich war nicht zum ersten mal hier, aber es versetzte mich erneut in Erstaunen, um wie viel gemütlicher dieser Gemeinschaftsraum doch war als der der Ravenclaws. Es standen mehr weiche Sessel und Sofas herum, es gab kleinere Fenster mit roten Vorhängen und weniger Tische, die Platz wegnahmen. Außerdem waren die Polster, Gardinen und Teppiche in warmen Rot- und Gelbtönen gehalten.
„Warte hier“, sagte James und lief eine Treppe rauf, die zu den Schlafsälen führte.
Derweil setzte ich mich auf einen Stuhl und sah mich um. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz und begann unruhig meine Hände zu kneten.
„Du bist aber keine Gryffindor.“
Ich sah in die Richtung, aus der die skeptische Stimme gekommen war. Ein kleines Mädchen stand von einem der Sofas auf und guckte mich an. Neben ihr erhob sich ein anderes Mädchen - mit dunklen, braunen Haaren und einem Gesicht, das meinem sehr ähnlich war.
„Oh, Lauren“, sagte Rebbecca überrascht, „Was tust du denn hier? Warum bist du nicht in Hogsmeade?“
Ich biss mir auf die Lippen. Solche Fragen haben mir gerade noch gefehlt.
„Ich warte nur auf jemanden“, antwortete ich deshalb knapp.
„Auf wen?“, wollte meine kleine Schwester wissen.
„James Potter. Sie ist eben mit ihm rein gekommen“, sagte das andere Mädchen verheißungsvoll, worauf sich Rebbeccas Augen weiteten.
Bitte nicht, schoss es mir genervt durch den Kopf.
„Auf James Potter?“, wiederholte sie ungläubig und starrte mich an, „Seit wann stehst du auf Berühmtheiten?“
„Mein Gott, er ist in meiner Stufe“, erwiderte ich, „Und ich stehe überhaupt nicht auf ihn.“
„Jaahjaaah...“
Doch das war keine Erklärung für die beiden Tratschtanten. Ihre Augen begannen zu glänzen und sie wurden ganz hibbelig. James kam wieder.
„OK, alles klar“, meinte er, „Bist du soweit fertig?“
„Wo geht's denn hin?“, fragte Rebbecca scheinheilig.
„Nach Hogsmeade, wohin sonst?“, sagte James schneller als die Auroren erlauben.
Dann zog er mich aus dem Gemeinschaftsraum.
„Wir haben gerade die Gerüchteküche verlassen“, murmelte ich verhalten und konnte es nicht vermeiden, rot zu werden.
„Lass sie, wir haben uns jetzt um andere Dinge zu kümmern“, sagte James und holte ein kleines Säckchen aus seiner Jackentasche, „Da ist Flohpulver drin. Ich hab es von meinem Onkel bekommen. Der mit dem Scherzartikelladen in der Winkelgasse.“
„Da kriegt man auch Flohpulver?“
„Nicht nur das. Hiermit werden wir jetzt über den Kamin in der heulenden Hütte ins St.-Mungo flohen.“
„Die heulende Hütte?“, rutschte es mir laut heraus.
Zwei kleine Mädchen, die uns über den Flur entgegen kamen, schauten uns neugierig an.
„Ja, sag' bloß, du warst noch nicht bei der heulenden Hütte. Dann zeig ich sie dir als erstes“, sagte James in normaler Lautstärke, während wir an ihnen vorbei gingen.
Erst, als wir um eine Ecke gebogen waren, fuhr er mich leicht an: „Mann, pass' auf, was du sagst! Es ist für mich schon schwer genug, Gespräche zu führen, die nicht gleich in der Schülerzeitung landen. Da musst du nicht auch noch über den halben Flur brüllen, was wir vorhaben.“
„Tut mir Leid.“
„Die heulende Hütte deshalb, weil andere Kamine in den Büros der Lehrer sind, Hagrids nicht ans Flohnetzwerk angebunden ist und wir ja, wie schon gesagt, unauffällig dahin wollen.“
„Klingt logisch. Und wie sollen wir unauffällig zur heulenden Hütte kommen?“
Nun durchquerten wir den Innenhof und machten uns auf den Weg zurück zu Hagrids Hütte.
„Das wirst du gleich sehen.“
Wir hielten uns links und liefen über das Gelände am Waldrand vorbei, bis wir zur berühmten, peitschenden Weide kamen. Ich begann mich zu fragen, was James gerade hier wollte, als er seinen Zauberstab hob und mit einem Spruch die Weide zum Stillstand brachte.
„Was gibt es eigentlich, was ich noch nicht über dich weiß?“, fragte ich verdattert, als er in ein kleines Loch schlüpfte, das kaum erkennbar zwischen den Wurzeln klaffte, „Du schmiedest einen Plan, um ins St.-Mungo zu schleichen, du schmuggelst Flohpulver in die Schule, weißt, wie man die Peitschende Weide zum Stillstand bringt und jetzt das!“
„Jaja, Hogwarts ist durch und durch ein magischer Ort“, meinte er verschmitzt und half mir, ins Loch zu klettern.
Unten war es dunkel und der Boden, die Wände und die Decke waren feucht und voller Schlamm. Um mich herum ragten Wurzeln aus der Erde und vor mir erstreckte sich ein langer, niedriger Gang.
„Hat den ein Riesenmaulwurf gegraben?“, fragte ich.
„Etwas anderes, aber diese Geschichte erzähl ich dir lieber ein andern mal. Los, wir sollten uns beeilen, wenn wir bis zum Abendessen wieder zu Hause sein wollen.“
„Zum Abendessen?“
„Sonst fällt es noch mehr auf, dass wir weg waren. Und dann gehen die Gerüchte erst richtig rum.“
„Oh Mann, ich hasse Gerüchte.“
James und ich entfachten ein Licht an unseren Zauberstäben und machten und auf den langen Weg. Es kam mir schon wie Stunden vor, als der Weg endlich steiler wurde und Bergauf führte. Wenig später kletterten wir durch eine Falltür in einen Raum, der ziemlich herunter gekommen und kaputt aussah.
„Sind wir in der Heulenden Hütte?“, fragte ich.
„Japp. Komm mit, der Kamin ist hier drüben.“
James holte nun das kleine Säcken aus der Jackentasche und warf etwas Pulver in den Kamin. Sofort loderte aus dem Nichts ein grünes Feuer auf und knisterte erwartungsvoll. Als könnte es kaum erwarten, Personen durch Schornsteine zu befördern.
„Bist du bereit?“, fragte er nach einer Weile.
„Naja, eine Frage hätte ich noch: woher weißt du, dass dieser Kamin ans Netzwerk angeschlossen ist?“
James biss sich kurz auf die Lippen und antwortete: „Das hat mit der Schlacht von Hogwarts zu tun. Reicht das erst mal als Antwort?“
Ich taxierte James mit meinen Augen. Er solle sich keine Hoffnungen machen, dass dieses Thema bereits vom Tisch war. Doch dann zwang ich mich, wieder an den Plan zu denken. Es konnte so viel schief gehen. Doch ich musste mich unbedingt selbst davon überzeugen, dass es Luke gut ging.
„Geh du vor“, bat ich, und ohne zu zögern trat James in die Flammen und rief St.-Mungo. Dann war er verschwunden.
Ich schaute mich ängstlich um, ob vielleicht jemand etwas gehört hatte. Dann trat ich selbst in die Flammen und war Sekunden später auf der anderen Seite Englands. James wartete bereits auf mich.
„Und vergiss nicht, tu' am besten so, als seien wir zusammen. Das kommt am glaubwürdigsten rüber.“
Ich wurde leicht rot. Allein die Vorstellung war ziemlich albern. James war einfach nicht mein Typ. Aber sein Plan würde anders nicht funktionieren, und ihm war es überhaupt zu verdanken, dass wir so weit gekommen waren. Also erwiderte ich nichts, nahm ihn bei der Hand und folgte ihm. Ich war noch nie im St.-Mungo, doch James schien sich hier bestens aus zu kennen. Er lief sofort auf den Schalter zu, der sich nicht weit von uns auftat. Eine kleine Schlange hatte sich vor ihm gebildet, aber so schnell die Leute kamen, so schnell wurden sie weiter geleitet.
„Guten Tag“, grüßte James die Hexe am Empfangsschalter, „Ich möchte fragen, ob momentan eine gewisse Victoire Weasley Dienst hat.“
„Und sie sind?“, hakte sie gelangweilt nach.
„Ihr Cousin, James Potter.“
„Ah ja“, sagte sie etwas verträumt, „Jetzt seh' ichs. Einen Moment.“
Während die Hexe in ihren Unterlagen wühlte grinste mich James siegessicher an.
„Weiß sie, dass sie hier sind?“, fragte die Hexe nach einer Weile und schlug in einer Mappe herum.
„Ja, aber es war keine Uhrzeit ausgemacht.“
„Gut. Haben sie eine Schulerlaubnis?“
An diesem Punkt setzte mein Herz aus - ich glaubte schon, dass jetzt der Ausflug gelaufen sei. Doch wieder einmal schaffte es James, mich zu überraschen. Er hatte vorgesorgt und holte aus seiner Jackentasche einen zusammen gefalteten Zettel hervor. Diesen übergab er der Hexe, die ihren Blick drüber schweifen ließ. Dann gab sie ihn James zurück.
„Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“
Darauf bedacht, nicht zu hastig zu wirken, verzogen wir uns an eine Wand, wo wir uns ungestört unterhalten konnten.
„Wo hast du diesen Zettel her?“, fragte ich ihn, „Ich habe schon damit gerechnet, dass wir auffliegen.“
„Eine kleine Vorsichtsmaßnahme“, sagte er und zeigte mir kurz den Zettel.

Hiermit erkläre ich meine Einverständnis bezüglich eines kurzweiligen Aufenthaltes von
James Sirius Potter und Begleitung im St.-Mungo Hospital.
gez.
Professor Freshad, stellv. Schulleiter von Hogwarts


Ich kam nicht umhin, James' Mut zu bewundern.
„Du hast Freshads Unterschrift gefälscht?“, fragte ich, als ich ihm den Zettel wieder gab.
„Naja, ich hab da ein gewisses Talent.“
Er wandte sich ab, damit ich nicht noch mehr Fragen stellen konnte.
„Wo müssen wir eigentlich hin, wenn wir zu Luke wollen?“, fragte ich, als wir uns wieder auf den Weg machten.
„Das weiß ich auch nicht genau. Aber erst einmal müssen wir nach ganz oben, wo die Mitarbeiter und das Besuchercafé sind. Sonst fallen wir auf.“
Unterwegs erzählte er mir ein bisschen etwas über seine Cousine Victoire. Sie machte seit ihrem Schulabschluss vor 4 Jahren eine Ausbildung als Heilerin hätte und bald ihr Diplom. Sie war mit dem Patensohn seines Vaters verlobt und sie sei ein durch und durch freundlicher Mensch. Oben angekommen warteten wir kurz vor der Tür des Cafés, von wo aus James unauffällig ein kleines Wesen mit einem Zettel los schickte. Es sah aus wie eine Winzeule.
„Das ist ein kleiner Botschafter. Er findet, wie eine Eule, überall hin.“
„Lass mich raten, er ist auch von deinem Onkel?“
James grinste breit und meinte: „Er ist ein Genie!“
Dann betraten wir das gemütliche Café und setzten und neben einer großen Zierpflanze an einen Tisch. Ein paar Minuten warteten wir, in denen ich zunehmend unruhiger wurde. Wir waren jetzt schon mindestens eine Stunde unterwegs und ich wusste überhaupt nicht, wo dieser Ausflug noch enden würde. Und von Luke wusste ich auch immer noch nichts. Wie es ihm wohl mittlerweile ging?
Als hätte er meine Gedanken gelesen legte James beruhigend seine Hand auf meinen Arm: „Mach dir keinen Kopf, wir kommen noch rechtzeitig zu ihm.“
„Er kann von dem Gift sterben“, gestand ich leise.
James nickte klamm: „Ich weiß. Es sah gestern echt schlimm aus, wie der Greif ihn erwischt hat. Wusstest du vorher schon viel über sie?“
So kam es, dass ich während unserer Wartezeit auch James vom Gespräch der beiden Professoren erzählte, wie ich Recherchen dazu gemacht haben und beulte sogar so weit aus, dass ich ihm von Luke's und meinem Streit berichtete.
„Ich könnte nicht mehr ruhig schlafen, wenn er sterben sollte“, beendete ich die Geschichte und seufzte.
Plötzlich wurde die Flügeltür zum Bistrobereich aufgestoßen und eine Frau betrat den Raum. Und was für eine Frau. Mir klappte der Mund auf, so wunderschön war sie. Sie hatte lange, glänzende, blonde Haare fielen ihr über die Schultern, ihre Haut war rein wie eine rosafarbene Porzellanvase und ihre Figur war ein Traum. Ihre strahlend blauen Augen wanderten über die Tische, bis sie auf uns haften blieben. James hob den Arm und winkte ihr zu.
„Das ist deine Cousine?“, fragte ich ihn und beobachtete jeden ihrer eleganten Schritte, „Ist die ein Model oder so?“
„Nein, aber sie hat Veela-Gene.“
„James, so eine Ãœberraschung. Ich war gerade noch in einem Patientengespräch, als ich deine Nachricht erhalten habe. Bist du wieder ausgebüxt?“, fragte sie erfreut und umarmte James kurz.
„Victoire, darf ich dir Lauren vorstellen? Lauren, das ist meine Cousine Victoire. Victoire, das ist meine Klassenkameradin Lauren.“
Das sagte er nur, damit die anderen Anwesenden nicht länger auf uns achteten (was bei Victoires Erscheinung ziemlich schwierig war - besonders für die anwesenden Männer) und Victoire sich erst mal setzten konnte. Er warf ihr einen viel sagenden Blick zu, woraufhin sie etwas ernster wurde.
„Du hast dich also aus Hogwarts raus geschlichen um mir deine Freundin vorzustellen?“, fragte sie leise und musterte mich amüsiert.
„Sie ist nicht meine Freundin“, stellte James klar, „Und wir sind auch aus anderen Gründen hier. Wir brauchen deine Hilfe.“
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort: „OK, was kann ich für euch tun?“
Offenbar kümmerte es Victoire nicht, dass vor ihr zwei Schüler saßen, für die ein paar Schulregeln nichts weiter waren als Tinte auf Papier. Neugierig schaute sie von mir zu James und sah dabei so anmutig und intelligent aus, dass ich mich neben ihr klein, dumm und hässlich fühlte.
„Ich weiß nicht, ob du schon davon gehört hast, aber gestern wurde ein Schüler von einem Greifen angegriffen.“
„Ja, das habe ich gehört. Hat eine ziemliche Aufruhr im in unserem Ausbildervorstand gegeben.“
„Nun, heute Mittag wurde er ins St.-Mungo verlegt, weil Madam Pomfrey allein nicht mehr mit seinem Zustand fertig wurde.“
„Was ist mit Augusta?“
„Sie ist noch nicht für solche Fälle ausgebildet.“
„Weißt du, der Schüler ist ein sehr guter Freund von mir“, ergänzte ich, „Und ich muss einfach wissen, wie es ihm geht. Ich kann nicht mehr in Hogwarts sitzen und so tun, als könnte ich den Tag an mir vorbei ziehen lassen.“
„Kannst du uns helfen, irgendwie ein paar Minuten für uns raus zu schlagen, dass wir ihn kurz besuchen können?“, bat James.
Victoire kämpfte kurz mit sich, aber dann blitzte der Schalk in ihren Augen auf und sie sagte: „Nun ja, ein guter Freund macht gerade sein Praktikum in diesem Bereich. Er könnte uns vielleicht weiter helfen. Kommt mit.“


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