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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Emotionsvoller Besuch

von Viola Lily

Auf dem Flur im St.-Mungo kam uns eine Heilerin entgegen, die mir auf dem ersten Blick sehr bekannt vorkam. Sekunden später fiel mir auf, dass es dieselbe Frau war, die schon bei Luke's Behandlung dabei war, der James und ich vor 3 Tagen unfreiwillig zugesehen haben.
Sie lächelte nett, als sie uns sah, doch ihre Augen verrieten, dass sie nicht mit so viele Schülern auf einmal gerechnet hatte.
„So viele auf einmal. Was kann ich für euch- .“
Als Professor Boot in ihrem Blickfeld auftauchte, stoppte sie mitten im Satz, blieb abrupt stehen und sah ihn entsetzt an. Dann nahm ihr Gesicht einen gefährlichen Ausdruck an.
„TERRY!“
Professor Boot zuckte beim Brüllen seines Vornamen heftig zusammen. Plötzlich sah die Heilerin gar nicht mehr ruhig, gefasst und nett aus.
„Ich habe 2 Personen erlaubt, und jetzt schleppst du den halben Kurs an“, schimpfte sie und ging mit wehendem Heilerkittel und finsterem Blick auf Professor Boot los, „Bin ich etwa die Einzige, die an deinen Fähigkeiten als Pädagoge zweifelt?“
„Aber Mandy...“
„Oder hat sich Professor Marchs Verstand endgültig verabschiedet?“
„Aber - Mandy!“
„Aber Mandy, aber Mandy, aber Mandy. Weißt du, was Mandy dir gleich erzählt?“
Die Heilerin holte tief Luft, beließ es aber erst mal bei diesen Worten, formte ihren Mund nur zu einem schmalen, bösen Strich und sie starrte unseren Verwandlungslehrer weiterhin finster an. Dieser war förmlich auf die Größe einer Schnecke geschrumpft und duckte sich unter ihren Worten.
„Der Schüler ist ernsthaft krank. Du weißt ja gar nicht, was du ihm mit diesem Menschenauflauf antust!“
Professor Boot fasste sich und sagte beruhigend: „Ich weiß, ich weiß. Du kannst mir gleich alles an den Kopf werfen, was du willst, aber kannst du nicht mal ein Auge zudrücken?“
Diese Mandy verschränkte die Arme und schnaubte: „Was ist in dich gefahren. Wer weiß, ob er so viel Aufruhr überhaupt schon verträgt, er befindet sich immer noch in einem kritischen Zustand. In welchen du dich befindest, will ich lieber gar nicht wissen - höchstwahrscheinlich in einem der Geisteskrankheit.“
Mabel, Ammy und ich guckten uns an und wussten, dass wir denselben Gedanken hatten: Was war denn jetzt kaputt? Die beiden Erwachsenen schienen über ihren Streit total vergessen zu haben, dass wir auch noch anwesend waren und jedes Wort mithörten.
Terry - ähm, ich meinte, Professor Boot sah sie bittend an und sehr bald gab sich die Frau geschlagen und nickte widerwillig.
„Aber nicht lange, kapiert?“, sagte sie scharf, aber nicht zu uns, sondern zu unserem Hauslehrer.
Die Heilerin mit Namen Mandy ging voraus und blieb vor der Tür stehen, die zu Lukes` Zimmer gehörte. Sie wollte gerade die Klinke von runter drücken, als sich die Tür von innen öffnete. Ich erkannte den Heiler, der sich im Zimmer befand und etwas auf einem Klemmbrett notierte. Es war Mr. Coote, der sich amüsiert die kleine Versammlung an ansah, die gerade eintrudelte. Wäre die Situation mit dieser Heilerin nicht so merkwürdig gewesen, hätte ich über Professor Boots verbittertes Gesicht auch gelacht.
„Oh, Miss Broklehurst...“, meinte er, als er Mandy sah, „Noch mehr Besuch?“
„Es tut mir Leid, dass es so viele sind, aber offenbar kann jemand nicht zählen“, erwiderte die Heilerin trocken, worauf Professor Boot ihr einen scharfen Blick zu warf.
Zu unserem Glück lächelte Mr. Coote und sagte an uns gerichtet: „Aber nicht zu lang, Mr. Wood hat noch einen langen Heilungsprozess vor sich und braucht viel Ruhe.“
„Wir werden schweigen wie bei einer schriftlichen UTZ-Prüfung“, versprach Mabel, worauf Dustin meinte: „Ein besserer Vergleich ist dir wohl nicht eingefallen, oder?“
„Wäre dir Schweigen wie ein Grab lieber gewesen? Bisschen makaber, oder?“, fügte Souta hinzu.
Mr. Coote grinste, machte uns den Durchgang ins Zimmer frei und bat uns, den Besuch auf höchstens 10 Minuten zu beschränken. Dann verließ er mit Mrs. Brocklehurst und Professor Boot den Raum und schloss hinter sich die Tür. Wenige Sekunden später hörte es sich von draußen so an, als würde Heilerin Mandy mit einer Vase auf Professor Boot zielen.
Du kannst mir gleich alles an den Kopf werfen, was du willst?“, zitierte Stephen die Worte unseres Hauslehrers und guckte uns an.
„Diesen Teil nimmt sie anscheinend sehr ernst“, sagte Souta leise.
Also, zwischen Professor Boot und dieser Mandy stimmte bei besten Willen überhaupt nichts, dachte ich und verschob diese Frage auf später. Im Zimmer war es angenehm warm und das Licht war abgedämmt. Auch die Luft fühlte sich anders an als das letzte Mal, wo ich hier war. Wir zogen uns unsere Jacken aus und guckten uns unsicher an.
Dustin ging vor und war somit auch der Erste an Luke's Bett. Die anderen folgten ihm sofort, nur ich konnte mich irgendwie nicht bewegen. Unruhig sah ich mich um. Vor ein paar Tagen bin ich im denkbar ungünstigsten Augenblick hier gewesen und ich schämte mich deswegen sehr. Aus diesem Grund fühlten sich meine Beine an, als seien sie mit Blei gefüllt und sie wollten sich keinen Millimeter bewegen. Mein Selbstvertrauen schien ich auch auf dem Flur zurück gelassen zu haben.
Stephen, der sich als Einziger auf halben Weg umgedreht hatte, war mit schnellen Schritten bei mir und zog mich mit einem aufmunternden Lächeln sanft vorwärts.
Es sah so aus, als würde Luke schlafen.
„Er sieht schon wesentlich besser aus“, meinte Dustin und zeigte auf Lukes Hals. Seine Haut schimmerte nicht mehr so extrem violett wie beim letzten Mal. Seine Atmung war ruhig und regelmäßig.
„Schade, dass er grade schläft“, bemerkte Mabel, „Da sind wir wohl umsonst gekommen.“
„Das würde ich nicht sagen.“
Luke öffnete die Augen und guckte jeden einzelnen von uns an. Dann grinste er schwach.
„Ihr müsstet eure Gesichter sehen“, krächzte er, „Ihr guckt als wäre ich von den Toten auferstanden.“
„Nen dümmeren Spruch hättest du nicht bringen können, oder?“, murrte Dustin, der seinen besten Freund vorwurfsvoll anstarrte.
Souta bemerkte: „Hier werden heute pausenlos dumme Sprüche gerissen.“
Wir alle lächelten erleichtert. Ammy wischte sich eine Träne weg und sogar Dustin hatte feuchte Augen bekommen, als er sah, dass es seinem besten Freund wieder besser ging.
Mabel fragte: „Wie geht's dir?“
Lukes Antwort kam nicht sofort.
„Besser. Die letzten Tage waren die reinste Hölle.“
„Können wir uns vorstellen“, bemerkte Dustin und fügte vielsagend hinzu, „Aber nicht nur für dich. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht… . Mein Gott, du Teufelskerl!“
Luke grinste und hob seine Faust, auf die Dustin mit seiner freundschaftlich aufschlug.
„Was machst du so den ganzen Tag?“, fragte Mabel, „Außer schlafen und Tränke trinken.“
Luke verzog den Mund: „Naja, nicht viel. Die Heiler sagen, dass ich noch viel Ruhe brauche, aber ab demnächst dürfte es wohl ziemlich langweilig hier werden.“
„Hm, `nen Fernseher gibt es hier ja nicht“, meinte Dustin und guckte sich um, „Aber wir können dir ein paar Bücher schicken. Oder beim nächsten Besuch mitbringen.“
Ich hatte mich etwas hinter dem großen Stephen versteckt und den Wortwechsel schweigend beobachtet. Stephen drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. Ich zögerte kurz, doch mir war klar, dass ich mich nicht länger verstecken konnte. Ich trat seufzend einen Schritt vor.
„Hi Luke“, murmelte ich und klemmte mir verlegen eine Strähne hinters Ohr.
Luke drehte den Kopf zu mir und lächelte: „Hey Reena.“
Reena. Er war wirklich der einzige, der mich so nannte. Unsicher lächelte ich zurück, doch dann wusste ich auch nicht weiter. Na gut, ich wusste es schon. Ich wusste auch, was ich sagen wollte, aber ich traute es mir nicht zu, es auch vor den anderen zu sagen.
Zum Glück war ja Stephen da.
„Weißt du Luke, aus Gründen, die wir dir jetzt noch nicht erklären können hat Lorrels nicht viel Zeit, mit dir zu reden“, meinte Stephen plötzlich und schob mich zu dem anderen freien Stuhl neben dem Bett, „Deshalb schlage ich vor, das wir beim nächsten Mal ausführlich quatschen und du dir jetzt anhörst, was sie zu sagen hat. Alleine.“
Irritiert guckte Luke erst zu mir, dann zu den anderen, die sich jetzt langsam entfernten.
„Wir warten draußen“, sagte Mabel, „Und passen auf, dass wir unseren Verwandlungslehrer in einem Stück wieder mit nach Hogwarts nehmen können.“
Jetzt verstand Luke nur noch Bahnhof. Verdattert winkte er den anderen zu, die sich mit einem Mehrchörigem Gute Besserung wieder verabschiedeten. Dann waren wir allein.
„Ich habe wohl einiges verpasst, was?“, fragte er und guckte mich an.
„Das kannst du laut sagen“, bekräftigte ich und schwieg.
Nach einer Weile bemerkte er: „Du siehst furchtbar aus.“
Natürlich sah ich furchtbar aus. Seit mehreren Tagen habe ich nicht mehr richtig in den Spiegel geschaut.
„Waren deine Eltern schon hier?“, erkundigte ich mich, um von mir abzulenken.
„Ja, bevor ihr gekommen seid. Und zugegeben, es wird anstrengend, wach zu bleiben.“
Er blinzelte kurz und holte tief Luft, um die müden Geister zu vertreiben und sah mich dann an.
„Du siehst erschöpft aus. Ich sollte besser nicht fragen, was du wieder angestellt hast, oder?“
„Das dürftest du schon, aber das kann ich dir auch ein andern mal erzählen. Ich bin eigentlich wegen etwas anderem hier.“
Bevor ich weiter sprechen konnte, hatte Luke mir schon dazwischen geredet.
„Ich weiß, ich weiß“, sagte er schnell und sah mich entschuldigend an, „Ich wollte es dir eigentlich sagen bevor ich - naja, du weißt schon… . Die Sache mit dem Streit tut mir echt Leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Du weißt, dass ich mich nie in andere Angelegenheiten eingemischt habe und ich hab bei dir einfach eine Grenze überschritten, die- .“
Ich unterbrach ihn bestimmt: „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, Luke!“
Fragend sah er mich an. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich an meine nächsten Worte dachte. Während meiner schlaflosen Nächte habe ich lange überlegt, was ich sagen könnte, wenn ich Luke gegenüber stünde. Jetzt, wo es soweit war, suchte ich verzweifelt nach den bereit gelegten Sätzen, doch sie waren verschwunden. Wie aus meinen Gedächtnis gelöscht. Ich seufzte kurz und überließ dann meiner Zunge die Arbeit. Irgendwas würde schon dabei raus kommen.
„Du solltest dir nicht den Mund fusselig reden. Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann ich. Schließlich habe ich mit diesem Streit angefangen - und habe das noch nicht einmal gemerkt. Du…du wolltest nur mein Bestes und ich - war so fies zu dir. Ich hab das Gefühl, im Moment alles falsch zu machen. Ich versteh selber nicht, wieso. Irgendwas ist anders als in den Jahren zuvor. Es hat auch nichts mit Patrick zu tun, aber ich möchte nur gut mit ihm befreundet sein. Und trotzdem, etwas hat sich verändert, seit er da ist.
Aber ich weiß nicht was. Diese Ungewissheit, dieses Hin- und Her war schwierig für mich und Nervenzerreißend - und letztendlich habe ich es an dir ausgelassen. Kannst du dir vorstellen, was ich deshalb in den letzten Tagen durchgemacht habe? Du hättest jederzeit sterben können. Diesen Gedanken und die Schuld dir gegenüber habe ich die ganze Zeit herum geschleppt. Ich konnte nur noch an dich denken, hoffen, beten dass du wieder gesund wirst, weil ich wusste, dass ich nie wieder ein normales Leben führen könnte, wenn du… wenn… wenn du sterben solltest. Ich habe es einfach nicht ausgehalten.“
Meine Stimme zitterte und ich hatte meine Hände zu Fäusten geballt. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich widerstand dem Drang, sie mit meinem Ärmelsaum weg zu wischen. Als sie jedoch an meinem Gesicht runter liefen, drehte ich meinen Kopf weg, damit Luke sie nicht sah.
„Reena?“
Langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu Luke, der sich nun mit Mühe aufrichtete und mich mitfühlend ansah. Erst in diesem Moment realisierte ich, dass Luke wirklich da war. Er war nicht tot oder kurz davor, er saß vor mir in seinem Bett und lächelte mich an. Erste Tränen liefen an meinem Gesicht herunter, als ich ihm in die Arme fiel.
Das erste, was ich registrierte war sein Geruch: er erinnerte mich an laue Sommerabende und an Erdbeerfelder im warmen Sonnenschein, Spaziergänge im Morgengrauen, prasselnde Kaminfeuer im tiefsten Winter und Caramellschokolade.
Er strich mir leicht über den Rücken und lehnte seinen Kopf an meinen. Seine Berührung fuhr wie ein Blitz durch meinen Körper und spendeten mir mehr Trost als tausend gesagte Worte. Ich fühlte mich auf einmal warm, träge und geborgen - wie ein Baby in den Armen seiner Mutter. Ein dämlicher Vergleich, ich weiß. Doch diese Geste hatte eine besondere Wirkung auf mich - denn endlich konnte ich weinen.
Ich fing an zu schluchzen, heulen, alles auf einmal, ich lies einfach die Strapazen der letzten 4 Tage in Form von Tränen aus mir heraus. Luke schien das gar nichts auszumachen, er saß einfach nur still da und rührte sich nicht.
Erst nachdem ich mich beruhigt hatte, fragte er: „Fertig?“
„Ich glaub' schon.“
Dieser Gefühlsausbruch war mir ziemlich peinlich und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich habe seit langem nicht mehr so sehr heulen müssen.
„Mach dir keinen Kopf“, meinte er, „Auch starke Mädchen müssen mal weinen.“
Wir lösten und wieder voneinander und ich lächelte schwach. Als ich dann sein Hemd sah, musste ich lachen.
„Ich hab dich ganz nass gemacht.“
In diesem Moment erfuhr ich, wie es war, gleichzeitig Lachen und Weinen zu müssen. Als Luke an sich hinunter guckte um sein nasses Hemd zu sehen, musste auch er auflachen. Ruckartig stellte er es jedoch wieder ein. Er fasste sich an den Bauch und holte scharf Luft. Unwillkürlich nahm ich seine Hand und drückte sie fest. Er nahm ein paar tiefe, ruhige Atemzüge, ehe er sich wieder erschöpft ins Kissen zurück sinken ließ.
„Gehts?“, fragte ich.
Er zog eine Grimasse und antwortete: „So gut geht's mir echt noch nicht.“
Professor Boot (mit einem blauen, linken Auge), Miss Broklehurst und Mr. Coote betraten jetzt das Zimmer. Schnell wischte ich meine Tränen weg und setzte mich wieder auf den Stuhl.
„Nun, es ist wieder soweit“, verkündete Mr. Coote und holte aus einem Schrank eine Flasche hervor.
Mein Herz rutschte in die Hose, als ich das Etikett erkannte - es war die Flasche mit dem Gegengift.
Luke seufzte ergeben.
„Ich will dich echt nicht raus schmeißen Reena, aber du solltest jetzt gehen.“
Zögernd stand ich auf. Ich wusste was jetzt kommen würde und hätte Luke am liebsten beigestanden, aber keiner der Anwesenden wusste, was ich in diesem Zimmer schon gesehen habe.
„Ich schaff das schon“, sagte er und drückte meine Hand.
Aufmunternd lächelte er mich an.
„Wir schreiben uns, OK? Gute Besserung“, wünschte ich ihm zum Schluss und hob beide Hände, damit er meine gedrückten Daumen sehen konnte.
Dann verließ ich mit Professor Boot den Raum und flohte mit den anderen zurück nach Hogwarts.
Auf dem Rückweg redeten wir nicht viel miteinander. Jeder war irgendwie mit sich selbst beschäftigt. Das einzige, woran ich dachte, war mein gemütliches Bett oben im Ravenclawturm. Ich purzelte im Schlafsaal aus meinen Klamotten, lief kurz ins Bad, stülpte den Pyjama über (dass er auf Links saß, bemerkte ich gar nicht) und war schon eingeschlafen, bevor ich mich überhaupt richtig hingelegt hatte. Und wie ich schlief. Es war so bitter nötig, dass ich das Aufstehen am nächsten Morgen gar nicht mitbekam. Ich verschlief somit die erste Doppelstunde und traf folglich erst zum Zauberkunstunterricht bei meinen Freunden ein.
„Gut geschlafen?“, fragte Stephen grinsend, als er mich sah.
„Oh Ja. Ich könnte allerdings noch ein Wochenende gebrauchen“, gab ich lächelnd zurück und setzte mich neben ihn an den Tisch.
Weil er seinen prüfenden Blick nicht von mir abwandte, fragte ich: „Habe ich etwas verbrochen oder warum beäugst du mich so kritisch?“
„Du hast gestern Abend nur deine Strafarbeit vergessen. Professor Hagrid war eben da und möchte, dass du heute nach dem PMG-Unterricht kurz da bleibst.“
Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Ach, das hole ich heute Abend dann einfach nach. Noch was?“
Stephen sah zu allen Seiten, als wolle er sich vergewissern, dass unsere Sitznachbarn mit sich selbst beschäftigt waren.
„Ich finde, dass du mal mit James reden solltest.“
Mein Blick blieb auf dem schwarzen, zerzausten Hinterkopf von James haften. Ich nickte langsam. Es gab wirklich noch ein paar Dinge, die ich loswerden musste.
Ich sagte: „Wir haben eh gleich Pflege magischer Geschöpfe zusammen.“
Dann betrat auch schon unsere Professorin McKinnens den Raum und begann mit dem Unterricht.

Da wir in PMG die Skunfulls abgeschlossen hatten, standen jetzt, was auch irgendwie klar war, nicht die Greife sondern das Thema danach, die Kohlillibris, auf dem Unterrichtsplan.
Kohlillibris waren Taubengroße, schwarze Vögel mit einem schmalen, langen Schnabel und gelben, wachsamen Augen. Ihr Name leitete sich von ihrem kohlschwarzen Federn und ihrem Flugverhalten ab, das an Kolibris erinnerte. Mich erinnerten sie an aufgeplusterte Amseln.
Professor Hagrid hatte so einen Kohlillibri auf der Hand und erklärte: „Se leben in großen Schwärmen zusammen, ernährn sich hauptsächlich von Insekten und, wenn 'se Lust haben, auch mal von kleinen Fischen. Ihre Paarungszeit liegt mittn im Sommer, meistens Ende Juli bis Mitte August. Das Weibchen legt für gewöhnlich 5 bis 7 Eier. Kann mir jemand verraten, woran man diese Eier erkennen kann?“
Jenny hob die Hand.
„Ja, Miss Silver-Ricket?“
Meine Mitbewohnerin rückte ihre Brille zurecht und atwortete: „Das auffälligste sind ihre Form und Farbe: ihre Eier sind Kugelrund und wie das Gefieder schwarz. Die Brütezeit beträgt etwa 4 bis 5 Monate, was für Vögel extrem lang ist. Die Küken werden dann etwa 2 Monate von den Eltern, die im übrigens den Rest ihres Lebens in einer festen Gemeinschaft leben, versorgt. Ein Jahr später sind sie ebenfalls geschlechtsreif.“
Irgendwo flüsterte jemand Intelligenzbestie, was mit einem schüchternen Kichern von Jernny quittiert wurde.
„Richtig. 10 Punkte für Ravenclaw“, brummte Professor Hagrid, „Ihr fragt euch sicher, warum diese harmlosen Geschöpfe erst in der 6. Klasse behandelt werden. Se sind, wie viele magische Lebewesen, vom Aussterben bedroht, weil sie einen einzigartigen Verteidigungsmechanismus entwickelt haben. Fühlen sich diese putzigen Tierchen bedroht, mach`n se sich unsichtbar.“
Bei dieser Aussage guckte ich verstohlen zu James rüber. Er schien dasselbe zu denken und sah in dem Moment zu mir rüber.
„Wer kann mir sagen, warum... ? Ja, Mr. Potter?“
„Die Menschen gebrauchen die Federn zu Herstellung von Verteidigungs- oder Spionagewerkzeugen, wie zum Beispiel unsichtbar machende Umhänge oder diverse Tarnvorrichtungen. Im Notfall könnte ein Zauberer dann, sobald er sich bedroht fühlt, verschwinden. Das geht schneller als ein Desillusionszauber und hält länger.“
„Gute Antwort James, 10 Punkte für Gryffindor.“
Den Rest des Unterrichts sollten wir eine Zeichnung des Kohlillibris anfertigen und durften versuchen, sie auf die Hand zu nehmen. Da diese Vögel jedoch sehr eigensinnig waren, gelang dies nicht jedem. Ich ging auf James zu, der gerade mit einer schwungvollen Linie den Schnabel skizzierte.
„Hey James.“
Er grinste schief: „Na, willst du es riskieren, wieder in der Presse zu landen?“
„Ach Quatsch. Ich möchte mich noch bei dir bedanken. Du hast ganz schön viel auf dich genommen, damit mein Ausflug ins St.-Mungo gelingen konnte. Außerdem tut es mir echt Leid, dass wir hinterher noch erwischt wurden, Rebbecca ist... .“
„...erst 12 Jahre alt“, unterbrach er und sah mich an, „Sie hat uns zusammen gesehen und gerade weil du ihre Schwester bist ist es doch klar, dass sie das mit ihren Freundinnen bis ins kleinste Detail durchgekaut. Sie befand sich dafür leider zur falschen Zeit am falschen Ort - so hat Esther dann davon Wind bekommen.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte - James hatte gerade das analysiert, was mir schleierhaft gewesen ist.
„Wie kommt es, dass du dich besser in die Köpfe meiner Familie hinein versetzten kannst als ich? Ich wäre nie darauf gekommen, dass Rebbecca so sehr an meinem Leben interessiert ist.“
Ohne mit dem Malen auf zuhören, zuckte er mit den Schultern.
„Vielleicht, weil ich die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachte. Aus einem Blickwinkel, den du gekonnt ignorierst.“
Professor Boots Stimme hallte in meinem Kopf wider: Sieh es doch mal als Kompliment, wenn sie mit Problemen und Hausaufgaben zur dir kommen. Sie wollen dich damit nicht nerven, das ist einfach nur eine andere Art des Respekts und des Vertrauens.
James riss mich aus meinen Gedanken: „Ich will dir damit keinen Vorwurf machen, bestimmt ist es bei mir genauso. Ich will Albus gar nicht mehr als interessanten Bruder sehen, weil er mir schon so lange ein Dorn im Auge ist.“
„Womit wir wieder bei unserer Abmachung wären“, meinte ich schwermütig.
James seufzte ebenfalls: „Oh Ja.“
Um ihn nicht länger beim Zeichnen zu stören (mir fiel auf, dass es nicht leicht für ihn war, diesen Vogel einzufangen) wollte ich mich gerade erheben, als mir noch eine Frage auf der Zunge lag.
Ich musste sogar leicht lachen, als ich sie stellte: „Wurdest du eigentlich auch so von Professor Freshad zurecht gepfiffen?“
James blickte auf.
„Viel mehr von meinen Eltern.“
„Du hast auch einen Heuler gekriegt?“
Er fing wieder an zu grinsen und sagte Kopf-nickend: „Klar. Wenn ich nach Hause komme, bin ich ein toter Mann.“
Spontan hielt er mir seine Zeichnung des Kohlillibris entgegen: „Na, wie sieht's aus?“
„Wie 'ne fette Kanonenkugel mit Flügeln.“


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Als ich das Buch las, sah ich es sofort vor mir. Für mich war klar, wie der Film aussehen würde.
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