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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Zwei Ohrfeigen an einem Tag

von Viola Lily

Im Laufe der letzten Wochen war es doch so weit gekommen, dass ich bei unserem regelmäßigen Quidditch-Training nun doch den Vize-Kapitän machte. Wenn ich Luke im Krankenflügel besuchte, gab er mir ständig Tipps und Strategien, die ich dem Team erklären und beibringen sollte. Das war ziemlich kompliziert, weshalb die meiste Zeit meiner Besuche in Quidditch-Erklärungen investiert wurde. Irgendwie bescheuert, weil ich mich mit Luke auch gern über andere Dinge unterhalten hätte als Quidditch.
„...in dem Moment schickst du Emily dann da rüber. Wenn Marcus dann gleichzeitig nach vorne sprintet, wird keiner aus der anderen Mannschaft sie in dieser Ecke vermuten. Sie hat 'nen schnellen Besen, sie soll mit Marcus gleich auf bleiben - vielleicht noch ein bisschen schneller, sobald er an dieser Markierung ist, soll er eine Weasley-Rolle drehen und Emily den Quaffel zuwerfen. Sie versenkt ihn dann von hinten im dritten Ring. Reena? Hörst du mir zu?“
Ich zuckte zusammen, rutschte dabei mit meinem Ellbogen von der Matratze und schlug unsanft mit meinem Kopf auf der harten Eisenstange des Bettes auf.
Luke runzelte besorgt Stirn und sah mich an: „Alles OK?“
Ich rieb mir die schmerzende Stelle und jammerte: „Jaaa. Das Bettgerüst wollte mich nur knutschen.“
„Reena, du bist manchmal zu herrlich“, entgegnete er und fing an zu lachen.
Beschämt rieb ich mir immer noch den Kopf und guckte weg. Es war wieder ein befreites und unbekümmertes Lachen, das ich von ihm hörte. Es löste so eine heiße Welle in mir aus, die mich total glücklich machte. Es war ein tolles Gefühl, ihn zum Lachen zu bringen.
„Es ist doch was mit dir“, sagte er nach einer Weile, „Die ganze Zeit schon wirkst du so abwesend. Ist was passiert?“
Ja, ich habe mich in dich verliebt, antwortete ich in Gedanken. Aber bis ich ihm das auch sagen könnte, müsste noch ein Wunder geschehen.
„Ich mache mir immer wieder Gedanken um Mabel und Davis“, sagte ich stattdessen, „Es ist einfach nicht richtig. Seit 3 Wochen gucken sie sich nicht mal mit dem Arsch an. Dabei sind sie so unglücklich.“
„Aber es ist schwierig, ihnen zu helfen“, meinte Luke.
Ich nickte. Luke hatte vollkommen Recht. Dabei fiel mein Blick auf die Uhr, die schon halb 5 anzeigte.
„Ich sollte mich auf den Weg machen. Training, du verstehst?“
„Klar. Nimmst du diese Aufzeichnungen mit? Und heiz` den anderen ordentlich ein. Ich möchte nicht, dass sie sich ins kalte Wasser geworfen fühlen, wenn ich wieder da bin.“
„Schmeißt du uns mit deinen Methoden nicht jede Woche ins kalte Wasser?“, witzelte ich, worauf er mir sein Kissen an den Kopf warf.
Er verschränkte die Arme und mahnte: „Vielleicht schon eher, als dir lieb ist, Fräullein.“
„Wann kommst du denn hier raus?“
Er grinste spitz: „Ãœbermorgen kommen die Heiler zum - hoffentlich - letzten Gesundheitscheck. Dann hat auch Madam Pomfrey nicht mehr das Recht, mich hier zu behalten.“
Die Krankenpflegerin hatte Lukes Worte gehört und sagte mit trockener Stimme: „Und ich will sie so früh auch gar nicht wieder sehen. Diese 3 Wochen reichen fürs Schuljahr.“
Wir grinsten beide, dann umarmte ich ihn zum Abschied: „Dann bist du beim Spiel am Sonntag dabei, richtig? Gryffindor spielt gegen Slytherin.“
„Da kannst du Gift drauf nehmen.“
Aus dem Hinterzimmer hörten wir Madam Pomfrey rufen: „Bloß nicht!“
Ich senkte die Stimme: „Sie hat Recht, sonst hat sie die nächste Nervensäge am Hals.“
Ich lachte und ging zur Tür. Als ich sie gerade aufziehen wollte, wurde sie von der anderen Seite geöffnet, wodurch ich beinahe in ein Mädchen rein lief. Sandfarbene Wellen, ein schmales Gesicht, zierlicher roter Mund, helle Augen: Selina Jefferson.
„Oh, tut mir Leid“, sagte ich hastig, und ein Schauer purer Eifersucht lief mir über den Rücken.
„Ach, passt schon.“
Schnell rannte ich den Korridor hinunter ins Treppenhaus. Bis hinunter zum Quidditchfeld versuchte ich niemanden direkt anzusehen. Ich wollte nicht, dass sie mein verwirrtes Gesicht sahen: alles wäre viel einfacher zu ertragen, wenn Selina nicht so ein nettes und sympathisches Mädchen wäre.

Als ich nach dem Training meinen Schlafsaal betrat, kam mir gleich als erstes eine Wand aus intensiven Gerüchen und stickiger, brüllend heißer Luft entgegen. Ich japste und versuchte ihr irgendwie Sauerstoff abzugewinnen. Ich kam mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das ganze wäre ziemlich beunruhigend gewesen, wenn nicht Mabel und Jenny seelenruhig neben dem Kamin, umgeben von Kerzen und Duftstäbchen auf einer flauschigen Decke gesessen hätten und so aussahen, als würden sie indische Gebete sprechen. Sie sahen in ihren weiten Klamotten und dem Schneidersitz aus wie buddhistische Mönche. Als ich leicht benebelt auf sie zuging, öffneten sie ihre Augen und sahen mich abwesend an.
„Hallo Laura“, grüßte Mabel mit einer melancholischen Stimme.
„Ich spare mir einfach die Frage, was hier los ist, ok?“, entgegnete ich verdattert.
„Jenny hilft mir, meine innere Ruhe zu finden.“
Ich lachte trocken: „Höhö. Innere Ruhe?“
Jenny sagte geheimnisvoll: „Mabel hat mich darum gebeten, sie auf andere Gedanken zu bringen.“
Ich fragte die Klassenbeste argwöhnisch: „Bist du schon länger auf so 'nem Trip?“
Jenny hatte meine Frage einfach überhört und schloss die Augen. Offenbar war sie bereits im Südasiatischen Mysterium verschwunden.
„Mach doch mit, Lulu“, schlug Mabel vor und schloss ebenfalls die Augen.
Ich sagte nur: „Mit Kerzen? Duftstäbchen? Lotusblüten? Nein! Nein, ich bin weg.“
Ich zog mir, so schnell es ging, etwas anderes über und verließ schleunigst den Raum. Auf dem Flur atmete ich erst mal die frische Luft ein. Ich verstand immer noch nicht, wie Jenny auf so 'nen Quatsch kam. Auf der Treppe kam mir Ammy entgegen.
„Hey Laura. Ist Jenny oben?“
„Körperlich schon, geistlich befindet sie sich allerdings in einem Paralleluniversum.“
„Sie hat doch nicht schon wieder ihre indischen Methoden raus gekramt, oder?“, fragte Ammy und runzelte besorgt die Stirn.
Ich nickte.
Ammy sprach weiter: „Jemand sollte sie so bald wie möglich davon abbringen, sonst fängt sie wohl möglich noch an, auf dem dritten Auge zu sehen.“
„Du sprichst ein wahres Wort. Was wolltest du von Jenny?“
„Ihr nur das Buch zurückgeben. Und was machst du jetzt?“
Ich zuckte mit den Schultern: „Nen Feierabend-Tee trinken. Kommst du mit?“
„Gern. Da oben halt ich's eh keine 5 Minuten aus.“
In der großen Halle war das Abendessen bereits abgeräumt, aber ein paar vereinzelte Schülergruppen saßen noch an den Haustischen und machten es wie Ammy und ich: den Abend bei einer Tasse Tee genießen.
Es war schön, mal wieder ausführlich mit Ammy zu quatschen. Ich erzählte ihr von Lukes baldiger Entlassung, dem neuen Song von James und Hagrids Idee mit Elma. Sie hörte interessiert zu, freute sich und versprach mir ebenfalls, mich im nächsten Frühjahr zu unterstützen. Außerdem machte sie die ganze Zeit so ein rätselhaftes Gesicht, das Fragen in mir aufwarf.
„Was ist los?“, wollte ich wissen und fing an zu grinsen, als sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl, „Du bist so am Grinsen.“
„Nun ja. Es passt angesichts von Mabels Zustand nicht in den Schlafsaal, aber jetzt wo wir unter uns sind, kann ich nicht mehr an mich halten: Harrold Miller hat mich gefragt, ob ich nächstes Wochenende mit ihm nach Hogsmeade gehen möchte.“
Moment mal. Harrold Miller? Denk, denk, denk… Ach, dieser Quidditch-Fatzke von den Auswahlspielen, der Treiber werden wollte und mich über Ammy ausgefragt hat. Der im Gemeinschaftsaum immer einen dümmlichen Eindruck machte und über komischen Büchern wie Halten sie ich fit - Aber richtig hing.
Weil Ammys Lächeln nicht verschwand, fragte ich verdattert: „Du hast nicht Ja gesagt, oder?“
„Doch, hab ich.“
„A- aber er... .“
„...ist nicht der Harrold, für den ich ihn ursprünglich gehalten habe. Seit Soutas Geburtstag hat er sich irgendwie verändert. Er ist viel freundlicher und reifer geworden. Ich dachte mir, dass es nicht schaden könnte, den neuen Harrold mal kennen zu lernen. Ich kann ihm ja immer noch eine Abfuhr erteilen, wenn sich nach dem Date heraus stellen sollte, dass er immer noch klein und dämlich ist.“
„Und ist das auch OK für dich?“, hakte ich nach und hob eine Augenbraue, „Bist du dir sicher, dass er anders ist? Und was ist überhaupt mit dir? Wie stehst du zu ihm? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du zusagst, ohne das geringste Interesse an ihm zu haben. Stehst du etwa auf ihn? Seit wann? Oh mein Gott.“
Diese Sätze und Fragen sprudelten nur so aus mir heraus.
Ammy öffnete erstaunt den Mund: „Wow, Laura. So habe ich dich noch nie reden hören.“
Ertappt hielt ich mir die Hand vor den Mund: „Vergiss einfach, was ich gesagt habe.“
„Quatsch. Seit wann denkst du so viel über Jungs und Beziehungen nach? Was ist dir passiert?“
Ammy guckte mich mit ihren großen Knopfaugen an und beugte sich neugierig zu mir rüber. Ich schüttelte nur den Kopf, trank schnell meinen Tee aus und meinte: „Lass mal gut sein. Ich möchte nur nicht, dass du hinterher verletzt wirst. Mach das Beste aus dem Tag, vielleicht ist Harrold ja doch nicht so übel.“
Das sagte ich nur, damit sie zufrieden war. Für mich würde vorerst der Fitnessmacker und Weiberheld Miller bleiben. Sie war mit meiner Antwort zwar überhaupt nicht zufrieden, aber sie streute auch kein Salz in die offene Wunde und schwieg. Warum hatte ich das Gefühl, etwas ganz Dummes gesagt zu haben?

Ich ließ Ammy nicht mehr aus den Augen. Jedes Mal, wenn ich sie irgendwo mit jemandem Reden sah, war ich wie ein Strommast gespannt und hatte nur noch Augen für ihre Lippen.
„Wenn ich doch nur Lippen-Lesen könnte!“, dachte ich auch an diesem Samstagmorgen in der großen Halle, wo sie bei den Gryffindors frühstückte.
Sie wollte wahrscheinlich nur James und Pamela Sloper Glück beim Spiel wünschen, aber ich konnte meinen nachdenklichen Blick trotzdem nicht von ihr nehmen. Ich zuckte fürchterlich zusammen, als mir jemand an die Schulter tippte und sich schwungvoll neben mich setzte.
„Steve! Guten Morgen.“
„Morgen, Lorrels.“
Er trug, wie ich, einen Schal in den Gryffindorfarben um den Hals und machte ausnahmsweise mal einen fitten und vorfreudigen Eindruck.
„Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich das nächste mal nicht so erschrecken würdest.“
„Jaja. Weißt du schon, was du Silvester machst?“
Ich schüttelte den Kopf: „Ich fand es bis jetzt zu früh, um mir darüber Gedanken zu machen. Du etwa?“
„Würde ich sonst fragen?“, entgegnete er und tat sehr geheimnisvoll, „Weil wir ja jetzt endlich alle 16 sind und damit ein spezielles Partyalter erreicht haben, darf bei mir nun endlich die erste Out-Of-Hogwarts-Feier steigen.“
„Alter, ich hab das Gefühl, dass wir dieses Jahr nur am Party-Feiern sind“, staunte ich und lachte, „Bei dir? Was sagen deine Eltern dazu?“
Stephen hob den Zeigefinger: „Das ist der springende Punkt. Sie wissen schon seit langem davon und Dad hatte eigentlich auch schon sein OK gegeben… . Aber da wusste er noch nicht, dass die Wahl der Location für die traditionelle Neujahrs-Gala des Ministeriums auf unsere bescheidenen Räumlichkeiten gefallen ist.“
„Soll heißen… ?“
„Ich darf als Teil-Gastgeber nicht fehlen. Es ist immerhin eine Ehre, dass dieses Schaulaufen der besseren Zauberergesellschaft bei uns stattfindet. Wir können uns also erst in den Partykeller zurückziehen, wenn wir den Erwachsenen auf den Keks gehen. Bis dahin müssen wir schick aussehen, zu alten Damen nett sein und uns geduldig die Gespräche der dicken Beamten anhören.“
„Pfuuuu“, machte ich, „Das klingt ein bisschen anstrengend, aber machbar. Und was definierst du mit schick?“
Stephen verdrehte die Augen und antwortete hastig: „Wirf dich in Schale und benimm dich einfach: zieh dir ein Kleid an und bete zu Gott, dass sich Esther nicht einschleicht.“
Ich musste nicht lange überlegen. Das klang auf jedem Fall spannender als ein Jahreswechsel mit meiner Familie. Esther und ich würden uns eh nur gegenseitig Böller in die Schuhe legen.
Drum sagte ich: „Bin dabei. Wer kommt denn noch so?“
„Tjoa“, machte Stephen und zählte auf, „Also, die Potters sind auf alle Fälle eingeladen. Ebenso der halbe Weasley-Clan - ich hoffe, sie lassen die Jüngeren zu Hause - und meine Freunde... .“
Hinter mir hörte ich Dustin fragen: „Zählen wir dazu?“
Ehe ich mich umdrehen konnte, wurden mir Hände vor die Augen gehalten. Genervt schnaubte ich. Ich hasste solche Spiele.
„Mabel?“, riet ich.
„Nein“, hörte ich Stephen sagen.
Jetzt konnte ich diese Hände eindeutig dem männlichen Geschlecht zuordnen und riet: „Dustin.“
„Nö, der steht dir gegenüber“, sagte Stephen diesmal und fing an, leise zu lachen.
Ich verlor langsam die Geduld. Ich kam mir unheimlich albern vor und wollte die Sache schnell hinter mich bringen: „Dann eben Souta.“
„Nope“, meinte Stephen, „Schleeeecht. Hast du dir überhaupt Mühe gegeben?“
„Verarsch mich doch nicht“, fuhr ich ihn leicht an und hob die Hände mit meinen eigenen an, um den Jungen hinter mir einen auf den Deckel zu geben. Als ich allerdings in Lukes grinsendes Gesicht sah, verflog mein Zorn augenblicklich.
„Hi“, grüßte er und fügte schelmisch hinzu, „Du willst dich also schick machen?“
„Ich finde es auch schön, dass du wieder da bist“, entgegnete ich. Ãœberglücklich drückte ihn kurz und antwortete, „Werd ich ja wohl müssen, wenn ich Silvester bei Steve feiern möchte.“
„Ihr seid übrigens auch eingeladen“, sagte Stephen zu Luke und Dustin, als sie setzten.
„Hab ich das richtig verstanden?“, hakte Dustin misstrauisch nach, „Neujahrs-Gala des Ministeriums?“
„Japp.“
„Die Créme de la Créme unserer Gesellschaft, die Sahnehäubchen der einzelnen Büros und die hohen Tiere des Gerichts - das klingt nach Spaß“, kommentierte Luke im höchsten Maße ironisch und runzelte die Stirn, „Du kannst auf mich zählen.“
Dustin stimmte zu: „Auf mich auch. Irgendjemand muss ja den langweiligen Laden aufmischen.“
„Lorrels hab ich doch schon eingeladen“, sagte Stephen und in seine Augen funkelten, „Da braucht`s doch keinen weiteren, um Chaos in die Festlichkeit zu bringen.“
„Aber die macht sich doch schon schick“, meinte Dustin und ärgerte weiter, „Ihre gewohnten Bemühungen um Eleganz und Würde beschränken sich bestimmt nur auf vorlaute Kommentare.“
Luke ergänzte schelmisch: „Wer weiß, wie sie mit Absatzschuhen zurechtkommt... .“
Kopfschüttelnd sagte ich nur: „Danke Jungs, ich fühle mich geehrt.“
Danach lächelte ich müde und löffelte schweigend mein Müsli leer, während über meinem Kopf wieder der gewohnte Wochenend-Alltag tobte.

Wie immer, wenn im Quidditch Gryffindor auf Slytherin traf, wurde gefoult was die Regeln hergaben. Bei keinen anderen Spielen in Hogwarts musste Madam Jordan-Spinnet so viel Pfeifen. So auch in diesem Match, bei dem der Großteil der Schüler einen rot-gelben Schal trug und die Gryffindors tüchtig anfeuerte.
Ich war während des Spiels sehr erstaunt darüber, dass sich James und sein Bruder Albus nicht in die Quere kamen. Zwar war James ein Jäger und Albus der Sucher - von daher waren sie eh nicht voneinander abhängig - aber immerhin waren sie beide Teil eines Teams, dass aufs präziseste miteinander arbeiten musste. Und in diesem Spiel waren die beiden sehr konzentriert.
Nach 2 Stunden, 64 Fouls, 19 Freiwürfen und einem Ellbogenkampf um den Schnatz gewann Gryffindor mit 420 zu 240 Punkten das Match. Viele Schüler hatten sich in dem Nieselregen bereits heiser geschrien und gingen jetzt gut gelaunt zurück ins Schloss.
„Madam Pomfrey wird sich morgen über die Schlange für Salbeitränke und Anti-Schnupfenzauber freuen“, kommentierte Mabel, als wir die Treppe der Tribüne hinunter gingen und um uns herum die Schüler husten und krächzen hörten.
Wir kamen gerade zu dem Zeitpunkt am Ausgang des Stadions an, als ein Teil der Gryffindormannschaft aus den Umkleiden kam - vielmehr war es James, der von seiner aufgebrachten Cousine Rose Weasley verfolgt wurde. Augenblicklich verlangsamte ich mein Tempo, um die Szene zu beobachten.
„James Potter! Geh wieder rein und entschuldige dich!“, schimpfte Rose.
„Wofür?“
Die Fünftklässlerin mit den buschigen, braunroten Haaren schnappte wütend nach Luft, stemmte die Hände in die Hüften und fauchte ihren Cousin an: „Albus hätte sich sonst was brechen können!“
„Er ist von selbst auf die Klappe geflogen“, sagte James knapp und ging einfach weiter.
„Du hast ihm ein Bein gestellt.“
James blieb stehen und wirbelte herum: „Dann habe ich das eben. Zu Recht.“
Jetzt blieben meine Freunde und ich endgültig stehen. James hatte sich also wieder mit Albus in die Wolle gekriegt.
„Die werden es wohl nie geschissen kriegen, was?“, fragte Mabel und runzelte Stirn.
„Was ist hier los?“, hörte ich eine Stimme sagen, die keinem meiner Freunde gehörte.
Es war Selina, die mit besorgter Mine dazu gekommen war. Och neee, dachte ich genervt, was wollte sie denn hier?
Luke klärte sie auf: „James und Albus haben sich wieder in die Haare gekriegt.“
„Oje, warum denn?“
Das geht dich gar nichts an, dachte ich wütend und versuchte, mich wieder auf James und Rose zu konzentrieren.
„...und darum bist du einfach das Letzte!“, schrie Rose ihn an.
„War`s das?“, schrie James zurück, doch das hätte er besser nicht tun sollen.
„Nein, da fehlt noch etwas.“
Schnell wie der Blitz hatte Rose ausgeholt und ihm eine geknallt. Mir stockte der Atem, als ich das sah. Ein paar schnappten erschrocken nach Luft und niemand wagte es, sich irgendwie zu bewegen. Das sah einfach viel zu bitter aus. Im Nieselregen drehte James einen Kopf wieder Rose zu. Sie war offenbar selbst erstaunt über ihre Tat und ihrem Gesicht nach bereute sie es auch schon, ihren Cousin eine geknallt zu haben. Aber was geschehen war, war geschehen.
„Das macht nichts Rose“, meinte James, als er ihr entsetztes Gesicht sah, „Ich bin doch schon immer das letzte gewesen.“
Der Ausdruck in seinen Augen war ziemlich niederschmetternd. Ich hätte gern geholfen. Ich hätte ihm zum wiederholten Male sagen können, diesen blöden Streit zu vergessen, aber dann hätte ich vermutlich auch eine Ohrfeige kassiert.
„Oho, da musste aber gerade jemand einstecken“, schnarrte eine Stimme hinter uns.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich mich in Zeitlupe umdrehte und keine 5 Meter weiter Esther erkannte, die sich ebenfalls mit ihren Kumpels grinsend das Schauspiel angesehen hatte.
„Muss ja sehr bitter sein, wenn du am laufenden Band abserviert wirst, Potter“, höhnte sie, „Bei meiner Schwester scheint es ja auch nicht geklappt zu haben.“
Tja, und so gab es in diesem Moment wieder einmal nur das Gesicht meiner Schwester, das ich möglichst schnell verunstalten wollte. Nicht einmal Stephen oder Mabel hielten mich zurück, als ich mit schnellen Schritten auf sie zuging. Natürlich stellten sich mir ihre Bodyguards in den Weg, doch die ließ ich mit ein paar wenigen Drehungen hinter mir und hatte dann freie Bahn zu meiner älteren, hinterlistig grinsenden Schwester. Meinen Zauberstab lies ich stecken, und das war der springende Punkt meines Vorteils - während sie noch irritiert meinen Fluch abwartete hatte ich schon weit ausgeholt. Um ihre Nase zu entstellen, reichte meine Faust.
BÄM! Knack.
Als nächstes sah ich, wie Esther sich vor Schmerzen krümmte und ihre Nase festhielt. Eine ihrer Freundinnen war sofort bei ihr und fragte, ob alles in Ordnung sei. Doch Esther überhörte diese Worte des Mitgefühls. Sie starrte mich so hasserfüllt an, dass ich förmlich das Höllenfeuer in ihren Augen lodern sah.
Aber sollte mich das einschüchtern? Keineswegs, ich wurde sogar noch energischer: „Ich habe nichts dagegen, wenn du über mich her ziehst, aber bei meinen Freunden hört der Spaß auf. Erst Mabel, jetzt James. Hast du es irgendwie nötig, jetzt auch noch meinen Freunden das Leben zur Hölle zu machen? Kleiner Tipp: einfach mal die Fresse halten.“
Ich bekam nur am Rande mit, wie meine Freunde Bill Manson und den anderen Gorilla davon abhielten, mir einen über zu braten. Trotz meiner schmerzenden rechten Hand weidete ich mich an dem Anblick meiner großen Schwester, die sich fassungslos aufrappelte, ohne dabei den Blickkontakt abzubrechen.
Es waren nur drei Worte, die sie mir zu flüsterte: „Das gibt Rache.“
„Ich weiß.“
Dann kehrte ich ihr den Rücken zu und ging zurück zu meinen Freunden. Esther machte sich schnellstens auf den Weg zurück ins Schloss (wohl möglich, um sich einen Racheplan auszudenken) während ich mit den anderen noch abwartete.
Stephen konnte seine Begeisterung kaum halten: „Habt ihr Esthers Gesicht gesehen? Phänomenal.“
„Du könntest 'ne Menge Ärger kriegen. Madam Pomfrey wird wissen wollen, wo sie sich die blutende Nase hergeholt hat. Wer weiß, wie die Bestrafung diesmal ausfallen wird“, sagte Mabel nur.
Nach diesen Worten guckte mich ausnahmslos jeder alarmiert und entsetzt gleichzeitig an. Sogar Selina, mit der eigentlich gar nicht so viel zu tun hatte.
Ich zuckte mit den Schultern und fragte: „Na und?“
„Aber du könntest endgültig von der Schule fliegen“, sagte Selina und runzelte besorgt die Stirn.
„Pff“, machte ich nur und guckte sie irritiert an.
Seit wann kümmerte es sie, was aus mir wurde? Seit sie Luke Briefe schrieb? Seit sie ihn im Krankenflügel besucht hat? Weil sie neben ihm stand und sich dadurch irgendwas versprach?
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie James immer noch abseits stand und mir zulächelte. Ich grinste zurück. Ich beschloss, dieses Thema erst mal ruhen zu lassen und sagte abschließend: „Ihr kennt Esther nicht. Sie wird mich schon nicht von der Schule werfen. Wen soll sie denn sonst nerven?“

James und ich saßen an diesem Nachmittag auf einer Bank im überdachten Gang vom Hinterhof und ließen amüsiert die Geschehnisse vom Vormittag Revue passieren.
„Hast du ihr Gesicht gesehen? Ihr Gesicht... Alta, geil.“
„Bombe!“
„Weißt du... du so: BÄM... in your face, biatch. Und dann sie so: Ohhhh...“
„Like a boss!“
„Und dann sie: Das gibt Rache!
„Uuuuuuh, ich zittere vor Aaangst.“
Eigentlich wollte er nur, dass ich seinen Verwandlungsaufsatz einmal durchlas, denn nach dem ersten mal hatte sich herausgestellt, dass meine Kontrollen äußert hilfreich waren. Irgendwann sind wir so albern geworden, dass sich in meinen Augen schon Lachtränen bildeten.
Als ich mich halbwegs ein gekriegt hatte, meinte ich nur: „Bis jetzt habe ich noch kein Wort des Verweises gehört. Warum sich also Sorgen machen?“
„Meine Rede. Esther wird sich was anderes für dich überlegen. Wahrscheinlich wird sie es nicht mal euren Eltern sagen.“
„Sonst wäre das mein zweiter Heuler innerhalb von 3 Wochen. So etwas haben nicht mal die Drillinge geschafft.“
„Dafür schaffen die anderes: neulich haben sie beim Nachmittagstee im Gemeinschaftsraum Kotzpastillen unter die Bonbons und Schokolade gemischt. Es war zwar kein schöner, aber ein lustiger Anblick, als auf einmal ganz viele... .“
Ich unterbrach ihn: „Danke James, ich kann's mir vorstellen.“
Ich schüttelte den Kopf. Manchmal waren meine Brüder einfach eine Wucht. Da ich nicht in Gryffindor war, entgingen mir bestimmt 40% aller Streiche, die sie anderen Schülern spielten, aber das war auch gut so. Rebbecca tat mir manchmal ein bisschen Leid, aber die konnte gut damit umgehen. Manchmal zu gut, denn dann verlor sie, wie ich, die Beherrschung und wurde nur noch mehr zur Zielscheibe von Olivers, Charlies und Ellis' Streichen.
„James!“
Wir beide blickten auf. Vor uns stand, mit verschränkten Armen, Gwendolyn, und guckte James mit steinerner Mine an.
„Habe ich was angestellt?“
„Es geht um Albus.“
„Och nöööö“, maulte er, „Willst du jetzt auch noch, dass ich zu ihm gehe und Bitte-bitte mache?“
„Das wäre eigentlich meine Art, aber...“
Plötzlich veränderte sich ihr Ton. Er wurde irgendwie traurig: „Ich habe das hier im Gemeinschaftsraum gefunden. Lag vor dem Kamin. Ich glaube, der Rest davon ist schon verbrannt.“
Sie holte aus ihrer Pullovertasche ein paar große Fetzen Papier, die stark nach einem Foto aussahen.
Nach einem zerrissenem Foto.
„Autsch“, entfuhr es mir, als ich James' und Albus' Gesichter auf einem der Fetzen wieder erkannte.
James ließ sich zwar nichts anmerken und tat gelassen, innerlich war er aber unheimlich aufgewühlt und verletzt. Ich sah es an seinem Blick.
„Danke Lynn“, meinte er zwar gefasst, doch ein leichtes Zittern schwang in seiner Stimme mit, „Ich geh dann mal joggen... .“
Er stand auf und verschwand. Irgendwo hin.
„Das tut er immer“, erklärte Gwendolyn und setzte sich auf den frei gewordenen Platz, „Dann kann er so etwas besser verarbeiten.“
„Albus hasst ihn.“
„Du hasst Esther doch auch.“
„Das ist nicht dasselbe“, sagte ich rasch, „Wir sind in unterschiedlichen Häusern. Ich kann mich zumindest noch zurückziehen. Wäre ich James und müsste in meinem zweiten Zu Hause schon wieder rund um die Uhr meine Geschwister ertragen... würde ich mich dann anders verhalten als er?“
Ich schüttelte mit dem Kopf und beantwortete mir die Frage selbst: „Nein, nicht mit so einer schwierigen Kindheit.
Gwendolyn wechselte mit ihrer Frage die Richtung: „Ihr versteht euch deshalb so gut, nicht wahr?“
Ãœberrascht sah ich sie an: „Woher… ?“
„Ihr habt beide Probleme, die eure Freunde nicht richtig nachvollziehen können“, erklärte sie, „Mir hat er auch schon versucht, sein Problem mit Albus zu erläutern, aber ich verstehe mich mit meinem großen Bruder bestens. Wer wäre da als Gesprächspartner besser geeignet als du?“
Sie warf mir einen rätselhaften Blick zu, der angesichts der jüngsten Ereignisse eindeutig war. Sie dachte wirklich, dass da was zwischen mir und James lief.
„Jetzt übertreib nicht gleich, du tust ja fast so, als würde ich James für mich beanspruchen. Ähm, nimm diesen Satz nicht ernst, vergiss ihn am besten gleich wieder. Ich verbringe nicht so viel Zeit mit ihm, weil ich was von ihm will. Ich glaube, wir beide tun uns im Moment einfach nur gut.“
Gwendolyn nickte und lächelte bedrückt. Sie hatte etwas auf dem Herzen, doch sie erhob sich schon wieder und sagte abschließend: „Ich wollte dich nicht vom Lernen abhalten.“
„Ich lerne doch gar nicht.“
„Solltest du aber“, sagte sie zum Schluss, zwinkerte mir zu und ging von dannen.
Diese Gwendolyn. Ein Buch mit 7 Siegeln und wenn man es schaffte, es aufzuklappen, befanden sich lauter Sudokus und Kreuzworträtsel darin. Wie sollte ich da jemals schlau aus diesem Mädchen werden?
Aber sie hatte Recht: Lernen war nie verkehrt. Drum zog ich meinen Schal enger um den Hals und schlug das Verwandlungsbuch auf. Ich war bis zur dritten Seite eines Textes über die ungesagte Verwandlung von Tier zurück zum Menschen, als ich hinter mir zwei leise, aber deutlich vernehmbare Stimmen vernahm. Sie klangen heiter, eine lachte die ganze Zeit - und das Blut gefror mir in den Adern, als ich diese Stimme Selina zuordnen konnte.
Ich drehte ruckartig meinen Kopf in die Richtung. Mein Blut gefror zum zweiten mal, als ich Luke bei ihr sah. Sie überquerten den Platz und gingen gerade am Denkmal der 4 Gründer vorbei. Ich klappte erschrocken das Buch zu, rutschte rücklings von der Bank runter und blieb so verrenkt hinter der Wand liegen. Ich hörte sogar fast auf zu atmen, damit mir kein Wort der beiden entgehen konnte.
„Das hat er zu ihr gesagt?“, lachte Selina, „Souta ist echt 'ne Wucht.“
„Du solltest ihn angetrunken erleben, dann ist er kaum noch zu stoppen. Ich erinnere mich letztes Jahr an einen Abend in den Drei Besen, wo er Hannah am Ende des Ausflugs einen Heiratsantrag machen. Professor Longbottom bestrafte ihn mit einem extra langen Aufsatz zum Thema, Umgangssprache, Gepflogenheit und Selbstdarstellung außerhalb der Schule. War schon irgendwie witzig.“
Danach sagten sie für eine Weile nichts (wehe sie guckten sich verträumt in die Augen - Na warte Schätzchen, in your face!), ehe Selina zögernd die Stille brach.
„Wo du gerade von den Drei Besen gesprochen hast“, begann sie und ihre Stimme klang plötzlich ganz anders, „Nächsten Samstag ist ja wieder Hogsmeade-Wochenende. Wenn du noch nichts vorhast, hättest du Lust, mit mir hin zu gehen?“
Selina hörte sich dabei zwar verlegen, aber so ehrlich und hoffnungsvoll an, dass ich mich auch einmal ganz schlecht fühlte.
„Hm“, machte Luke erst, aber ich kannte dieses Hm. Das machte er oft, wenn er die Antwort eigentlich schon wusste, aber nicht mit der Sprache raus rücken wollte.
Ich riskierte es, seitlich an der niedrigen Mauer vorbei zu gucken, um einen Blick auf sie zu werfen. Sie standen sich gegenüber. Selina sah zu ihm auf, dabei spielte der Wind ein wenig mit ihren Haaren, die sie verspielt hinters Ohr klemmte. Luke, dessen Hände lässig in den Hosentaschen steckten und dessen Haare unter einer hässlich dunkelblau- und schwarz-gestreiften Mütze hervor lugten, guckte zurück.
„Wieso eigentlich nicht?“
Selina lächelte bis an beide Ohren, machte einen Satz auf ihn zu und sagte: „Prima. Sagen wir halb 3 hier an der Statue?“
„Klar.“
Was dann geschah, hätte ich lieber nicht gesehen. Es ging zwar schnell, aber Selina stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Luke einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Nach einem letzten Lächeln lief sie ohne ihn ins Schloss zurück.
Ich hatte mich wieder hinter der Mauer verkrochen und fragte mich, was ich hier eigentlich tat. Was berechtigte mich auf einmal dazu, in der Privatsphäre anderer Leute herum zu schnüffeln. Wollte ich es einfach nicht wahr haben, dass Selina auch auf Luke stand? Das war ja offensichtlich, aber sie machte ihm gegenüber kein Geheimnis daraus. Und ihm schien das auch nichts auszumachen - im Gegenteil. Sonst hätte er nicht Klar gesagt.
Nach einer Weile hörte ich, wie sich seine Schritte ebenfalls entfernten. Dann war ich allein. Und so fühlte ich mich auch. So allein wie noch nie zuvor. Und noch etwas fühlte ich. Eifersucht. Schmerz. Und absolute Hilfslosigkeit.


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