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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Der größere Fisch

von Viola Lily

Noch am selben Abend hockte ich auf einer Fensterbank im Gemeinschaftsraum und starrte nach draußen in die Finsternis. Stephen saß auf dem Boden vor mir und brütete über einen Fragebogen für Zauberkunst. Ammy lümmelte in unserer Ecke auf dem Teppich herum und summte das Lied im Radio mit („Lalaa… running around like a clown on bubbles… Lalaa“).
Ich versuchte mich schon seit geraumer Zeit auf ein Buch (Der Herr der Ringe - Die zwei Türme, eins von Abigails Büchern) zu konzentrieren, aber nach diesem Nachmittag konnte ich nur noch an Luke und Selina denken. Sollte ich Stephen davon erzählen? Vielleicht wusste er ja, was zu tun sei. Aber wie sollte ich es verpacken? Konnte ich ihm erzählen, dass ich in Luke verliebt war? Warum musste alles so - kompliziert sein?
Frustriert klappte ich das Buch zu. Was machte ich mir eigentlich vor? Ich konnte es doch sowieso nicht verhindern: Selina stand auf Luke, er schien ebenfalls Interesse zu haben, sie hatten am nächsten Wochenende ein Date... und würden wohl als neues Sucher-Traum-Pärchen wieder zurück ins Schloss kommen. Ich schnaubte und schlug das Buch zu.
Wie auf Teufel-komm-raus, betrat Luke in diesem Moment mit Dustin den Gemeinschaftsraum.
„'n Abend ihr drei“, grüßte Dustin und setzte sich zu uns auf den Boden, „Wo ist der Rest?“
Stephen antwortete, ohne vom Fragebogen aufzusehen: „Mabel bläst in der dritten Dimension Trübsal über verloren gegangene Liebschaften und Souta und Desirée halten irgendwo entweder Händchen oder Schäferstündchen... .“
Ich gab Stephen einen Klapps auf den Hinterkopf. Diese Aussage konnte - nein, durfte gar nicht anders kommentiert werden.
„Stephen, du brauchst 'ne Freundin“, seufzte Ammy nur und schaute Stephen verträumt an.
„Das sagst du nur, weil du dir da keine Gedanken mehr darum machen musst“, entgegnete Stephen unwirsch.
In Lukes und Dustins Gesichtern sah man ein fettes Fragezeichen blinken.
„Kann uns mal jemand aufklären?“, bat Dustin und guckte Ammy verwirrt an, „Seit wann hast du 'nen Freund?“
Stephen meinte nur: „Noch nicht. Sags ihnen, Ammy... .“
Ammy grinste verschmitzt: „Ich habe nächsten Samstag ein Date mit Harrold.“
Die beiden runzelten erst die Stirn, drehten gleichzeitig den Kopf in Harrolds Richtung, guckten sich fassungslos an und dann wieder zu Ammy.
Stephen, der vom Fragebogen aufgesehen und die beiden dabei beobachtet hatte, war begeistert: „Was war das denn? Habt ihr das abgesprochen?“
Luke schüttelte den Kopf und fragte Ammy: „Seit wann stehst du auf Harrold?“
Luke war nicht der erste, der so reagierte. Also war Luke auch kein Fan von Harrold Miller und es kam ihm mehr als spanisch vor, dass eine seiner Freundinnen plötzlich mit ihm ausging.
„Seit er anders geworden ist“, entgegnete sie nun etwas zickig, „Was habt ihr alle gegen ihn? Muss ich das ganze jetzt noch mal erklären oder lasst ihr mich auch ohne Vortrag mit ihm ausgehen?“
„Als ob du uns dafür erst fragen müsstest“, grinste Dustin und boxte sie.
Ihm schien das nicht im Geringsten zu stören.
Ammy schubste ihn lachend weg: „Hey, wo wir grade dabei sind: wie es bei euch aus? Luke, irgendwelche Fortschritte?“
Luke machte große Augen.
„Genau, was macht Selina?“, hakte Stephen nach.
Er lächelte leicht: „Naja, nächstes Wochenende mit mir nach Hogsmeade gehen.“
Ammy quiekte: „Ooooah, na endlich.“
Dann rollte sie wie ein verliebter Teenager über den Boden. Ich begann mich langsam zu fragen, ob sie Alkohol oder irgendwelche Medikamente zu sich genommen hatte, die ihr nicht gut taten.
„Wurde auch Zeit, sonst wären ihr irgendwann noch graue Haare gewachsen“, kommentierte Dustin und grinste frech, „Mach das Mädel klar. Sie ist echt cool.“
„...sieht gut aus...“, ergänzte Stephen.
„Ist intelligent… .“
Luke konnte das Grinsen nicht verheimlich, während die anderen drei sich den Mund über diese Neuigkeit fusselig redeten und Selina Jefferson lobpreisten. Ich hatte mein Buch zwar wieder aufgeklappt und tat so, als würde ich lesen, doch ich war dem Gespräch aufmerksam gefolgt. Jetzt, wo ich sein Grinsen sah, wurde ich nicht schlau daraus. Fand er es grad nur albern, wie sich seine Freunde aufführten? Oder dachte er wohlmöglich an das kommende Wochenende? Was auch immer ihm durch den Kopf ging - er sah dabei unheimlich sÃ¼ß aus.
„Dann können wir mit euch beiden am Samstag nicht rechnen, oder?“, fragte Stephen nach und sah Luke und Ammy an.
Beide erwiderten nichts.
Dann fragte Stephen: „Tja, Dustin, wenn Souta und Desi mitkommen sollten, sind wir mit Mabel zu sechst!“
„Fünf!“, verbesserte ich und legte endgültig das Herr-der-Ringe-Buch beiseite, „Ich hab Arrest, schon vergessen?“
Stephen fluchte: „Japp, vergessen. Schade eigentlich. Wir bringen dir 'n Butterbier mit.“
„Guter Junge“, sagte ich, klopfte ihm dankend auf die Schulter und erhob mich.
„Wohin gehst du?“, wollte Ammy wissen und sah dabei aus wie eine räkelnde Katze auf einem Sofa, „Ist doch grad so gemütlich... .“
„Ich geh oben das Fenster aufmachen“, antwortete ich - und das war kein Vorwand, um Lukes Anwesenheit zu entkommen, sondern entsprach der Wahrheit, „Ich will da heute noch drin schlafen, ohne Räucherstäbchen und Duftkerzen!“
Ich hüpfte über Ammy rüber, die sich just in dem Moment wieder auf die andere Seite rollte. Meine Güte, ist die in ihrem letzten Leben ein Katzenbaby gewesen? Dabei verlor ich den Halt und wedelte wild mit den Armen in der Luft herum, bis ich das Gleichgewicht wieder fand. Dabei traf ich dummerweise Lukes Kopf mit dem Buch.
„Aua!“, sagte er empört und fuhr sich durch die Haare.
„Tut mir Leid. Tuts weh?“
„Quatsch“, entgegnete er und schaute zu mir auf, „Das bin ich doch von dir gewohnt.“
„Ja, darin bin ich Meister“, gab ich düster zu, „Um-mich-schlagen, Verchecken, Scheiße-Labern, Tollpatschig-Sein... .“
Luke runzelte die Stirn und meinte dann mit einem Lächeln: „Das meinte ich eigentlich nicht. Das war nicht negativ gemeint. So bist du nun mal. Anders wärest du - ähm, jemand anderes.“
Klang plausibel.
„Tja, ich lerne mich gerade neu kennen verstehst du?“
Im wahrsten Sinne des Wortes. Was war bloß los? Was laberte ich hier eigentlich? Seine Nähe machte mich ganz verrückt. Lukes Mine war unergründlich. Er hielt mich bestimmt für einen absoluten Vollidiot.
„Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß in Hogsmeade“, sagte ich abschließend, „Selina scheint schwer in Ordnung zu sein. Mach was draus... du hast es verdient, glücklich zu sein.“
Dann ging ich rauf, um einerseits seinem Blick auszuweichen (sonst wären meine Knie wohl auch noch weich geworden) und um die Fenster des Schlafsaals zu öffnen, damit Mabel und Jenny aus ihrem indischen Traum erwachten.

Es war Samstag. Der Tag des Hogsmeade-Ausfluges. In wenigen Minuten würde sich Luke mit Selina auf dem Platz treffen und los marschieren. Und ich konnte nur hier am Fenster stehen und in den Hof hinunter sehen.
„Lorrels?“
Ich drehte mich um. Stephen stand plötzlich mit verschränkten Armen neben mir. An seinem steinharten Gesicht konnte ich erkennen, dass er Aufklärung verlangte. Und seinem Ton von vorher nach zu urteilen hatte er alles andere als gute Laune.
„Dein Verhalten in letzter Zeit geht mir ganz schön auf die Nerven. Was ist so schwer daran, den Mund auf zumachen und zu erzählen, was los ist? Ich bin dein Freund, verdammt noch mal!“
Stephen hatte richtig schlechte Laune. Er musste diese Wut die ganze Zeit aufgestaut haben und jetzt war er mit seiner Geduld am Ende. Ich hätte nie gedacht, dass er einmal so sauer auf mich sein würde.
„Es tut mir Leid... .“
„Ja, das sollte es auch. Ich hab dich schon so oft gefragt, ob alles in Ordnung ist. Gluabst du vielleicht, dass mir deine Verschwiegenheit nicht aufgefallen ist? Du bist doch sonst nicht so.“
Ich lächelte unwillkürlich: „So etwas ähnliches hat Luke mir letzten Monat auch gesagt. Ich habe wohl nicht aus meinen Fehlern gelernt.“
„Jeder verdient eine zweite Chance“, erwiderte Stephen nun etwas milder, „Also, was ist los? Ich nehme an, dass du verliebt bist, richtig? So habe ich dich nämlich noch nie erlebt.“
Ich nickte „Du hast es erfasst. Aber es ist nicht so leicht.“
Stephen stellte sich neben mich und fragte weiter: „Wo liegt das Problem? Hat er schon 'ne Freundin? Beachtet er dich nicht. Ist es etwa eine Sie?“
Ich sah ihn an: „Quatsch. Er ist eindeutig männlich. Er hat auch keine Freundin und er beachtet mich, aber offensichtlich steht er auf 'ne andere.“
Nach ein paar Sekunden fragte er: „Du meinst doch nicht etwa James, oder?“
Ich tat so, als würde ich Stephen erstaunt angucken. In der Tat, seine Vermutung überraschte mich - und, wenn ich so darüber nachdachte, würde mich diese kleine Notlüge vielleicht vor seiner Enttäuschung bewahren. Ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass es Luke war. Andererseits, konnte ich einfach so meinen besten Freund anlügen?
Wobei: das mit Luke würde sowie bald vorbei sein - hoffentlich. Schließlich hatte er jetzt Selina. Aus diesem Grund nickte ich und bestätigte schweren Herzens Stephens Verdacht.
„Vermutlich ist es eh bald vorüber. Bin bestimmt nur ein bisschen vernarrt... weil wir dasselbe Problem haben. Geschwisterstress und so, verstehst du?“
Stephen runzelte die Stirn und meinte: „Wow. Also doch. Soso, James. Ich dachte immer, du gehörst zur intelligenteren Sorte. Vor allem nach der Sache mit dem Artikel aus dem St.-Mungo und so… .“
Ich sagte hastig: „Bitte Steve, reit' nicht so darauf herum. Und überhaupt, ich steh nicht auf ihn, weil er berühmt ist und gut aussieht. Ich habe ihn auf 'ner anderen Ebene kennen gelernt und mich offenbar so ein bisschen in ihn verguckt… und jetzt versuche ich irgendwie damit klar zu kommen. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich überhaupt mit ihm zusammen sein will.“
Stephen lächelte nun und grinste: „Kein Wunder, dass du niemandem was sagen wolltest. Oder konntest. James Potter ist schon ein ziemlich großer Fisch... .“
Es gibt immer einen noch größeren Fisch, dachte ich und sah hinunter in den Hof. Selina ging gerade zum Treffpunkt und umarmte Luke zur Begrüßung. Dann hakte sie sich bei ihm unter und gemeinsam zockelten sie Richtung Hogsmeade. Ich wandte den Blick ab. Stephen stand immer noch vor mir und wartete ab.
„Geh schon. Die anderen wollen bestimmt bald los“, meinte ich und schubste ihn leicht.
Er schubste zurück: „Wenn du reden willst, bin ich jederzeit für dich da.“
„Ich weiß.“
Ich blieb noch eine Weile da oben stehen und ließ mir den Wind um die Nase wehen. Ich versuchte, das Gespräch zu verdauen und je länger ich darüber nachdachte, umso lieber hätte ich mir einen richtigen Elfmeter in den Hintern gegeben. Wie hatte ich Stephen das nur antun können?
Jetzt musste ich umso mehr versuchen, Luke zu vergessen - einerseits, damit ich wieder die alte werden konnte. Und zum anderem, damit Stephen niemals erfahren konnte, dass ich ihn angelogen hatte.
Trotzdem fühlte ich mich nicht gut, als ich hinunter zu Hagrids Hütte ging, um einen weiteren Nachmittag meiner Strafe abzuarbeiten.

Hinterher erfuhr ich von den anderen, dass zwischen Luke und Selina trotz der guten Voraussetzungen nicht viel passiert war. Laut Berichten der anderen hatten sie zwar viel Spaß miteinander, haben viel geredet und gelacht, aber sie hatten - merkwürdigerweise - weder geflirtet noch haben sie sich geküsst. Nicht einmal Händchen-Gehalten haben sie.
Als Mabel mir davon erzählte, tat ich natürlich schockiert, aber innerlich machte mein Herz einen kleinen Luftsprung. Klar, es war fies von mir, mich über so etwas zu freuen, andererseits machte diese Geschichte den Eindruck, dass diese Verliebtheit ziemlich einseitig war und eher von Selina ausging als von Luke.
Trotzdem gingen sie die nächsten Tage und Wochen miteinander um wie in frisch verliebtes Pärchen. Sie hakte sich ständig bei ihm unter, man sah sie ständig miteinander reden, er wurde immer rot, wenn es in unseren Gesprächen um Selina ging... .
Kein Wunder, dass ich bzw. wir alle nicht mehr aus ihm schlau wurden. Dustin und Ammy versuchten ständig, eine plausible Antwort für sein Verhalten aus ihm heraus zu kitzeln, doch jedes Mal ohne Erfolg. Offenbar schien Luke selbst nicht zu wissen, was er von Selina halten sollte - und da soll mir einer sagen, Weiber sind kompliziert!
Ammy jedenfalls war mit dem Hogsmeade-Ausflug sehr zufrieden. Harrold habe sich normal benommen und sei sehr umsichtig und witzig gewesen. Als er ihr dann zum Ende noch einen Kuss auf die Wange drückte, war für mich der Fall schon erledigt. Wann und ob sie wirklich zusammen kämen, wollte ich ihnen selbst überlassen - mein OK hatten sie jedenfalls. Auch wenn ich Harrold immer noch so in Erinnerung behielt, wie ich ihn bei den Auswahlspielen kennen gelernt hatte.
So verging die Zeit bis zu den Tagen, an denen der erste Schnee fiel und das Schloss in Vor-Weihnachtliche Stimmung verfiel. Die Geister sangen auf den Gängen die ersten Weihnachtslieder, in den Gesprächen ging es immer mehr um die Gestaltung der Weihnachtstage und ausnahmslos jeder freute sich auf die bevorstehenden Ferien. Am Wochenende des 1. Advents halfen so gut wie alle Ravenclaw-Schüler, um den Gemeinschaftsraum in eine gemütliche, vorweihnachtliche Atmosphäre zu tauchen. Wir hängten einen großen Adventskranz mit 4 blauen Kerzen an die Decke, stellten Tannenzweige in Vasen und verteilten sie auf Tischen, dekorierten mit ihnen die Wände und stellten Kerzen in die Fenster. Auf den Tisch, auf dem auch das Radio stand, stellten wir Schüsseln und Platten mit Keksen, Plätzchen, Schokolade, Nüssen und Marzipan. Daneben stellten wir unseren eigenen Ravenclaw-Weihnachtsbaum auf, der jedes Jahr bis zu 3 Meter groß war. Sogar unser Türklopfer bekam eine rote Nikolausmütze aufgesetzt. Aber am meisten freuten wir uns alle über den riesigen Adventskalender, der schon seit Jahrhunderten den Raveclaws gehörte. Man munkelte sogar, das Rowena Ravenclaw ihn selbst gemacht hatte. Er bestand aus 24 großen, blauen Socken aus Stoff, der an einer langen Schnur im Kreis an die Wand gehängt wurde. An jedem Abend wurde ausgelost, wer von den Ravenclaw-Schülern das nächste Türchen öffnen durfte, wobei die Erstklässler natürlich bevorzugt wurden. Damit jeder mal dran kam.
Ich persönlich genoss diese Vorfreude im Gemeinschaftsraum am Kamin mit einer warmen Tasse Tee - oder an den Wochenenden auch mal mit Drachen-Glühwein. Dabei beobachtete ich gern das Treiben meiner Mitschüler oder guckte den ersten Schneeflocken beim Fallen zu.
Leider merkte man auf den Fluren und Ländereien umso deutlicher, dass es saukalt geworden war. Die Strafarbeit bei Hagrid machte längst nicht mehr so viel Spaß, weil ich jetzt auch noch die Ritzen in der Stallwand aufspüren und verstopfen musste und mit dem Reparieren der Decken für die Tiere beschäftigt war. Immerhin hatte ich so die Möglichkeit, mich von meiner Nervosität vor dem Adventsvorspiel abzulenken. Am 3. Advent würde es so weit sein und mit jeder Probe wurde ich nervöser.
Das schien auch Elma zu spüren. Wir beide waren mittlerweile ein gutes Stück vorangekommen. Sie freute sich jetzt jedes Mal, wenn ich die Stallungen betrat - zwar auf ihre Weise (sie zerlegte dabei meistens die halbe Box) aber sobald sie sich beruhigt hatte, konnte ich sie sogar streicheln, ohne Angst um meine Hand zu haben.
Doch um die Weihnachtszeit schien sie meine Nervosität zu spüren und stupste mich beruhigend an, wenn ich in ihrer Box war. Dankbar kraulte ich sie am Schnabel. Wir waren im Laufe der Wochen so etwas wie Freundinnen geworden.
„Wenn du mir doch nur besser helfen könntest. Ich habe so viel auf dem Herzen, aber du bist nur ein Greif im Wachstum.“
Wie ein zu groß gewordener Hund legte sie ihren Kopf auf meine Schultern und schnaubte leicht.
Am Stalleingang hörte ich Hagrids Stimme rufen: „Lauren? Geh ins Schloss zurück, ehe das Schneetreiben noch dichter wird.“
Ich streichelte Elma zum Abschied über den Kopf, zog mir dann Jacke an und Mütze auf und ging durch den mittlerweile Kniehohen Schnee zurück ins Schloss. Im Gemeinschaftsraum machte ich einen kurzen Abstecher zu Stephen, Dustin, Luke und Mabel. Diese war seit ein paar Tagen wieder von Jennys Orient-Trip runter war. Sie hockten alle zusammen auf dem Kaminsims und chillten bei einer Tasse Tee.
„Hey“, meinte Stephen und hob den Kopf, „Wieder da?“
„Ich hab mich noch etwas mit Elma unterhalten.“
„Dem Greifenbaby?“, hakte Luke interessiert nach.
Ich lachte: „Baby ist untertrieben. Sie ist mittlerweile so groß wie ein Pony. Hoffentlich tritt sie mir nicht irgendwann auf die Füße, die brauch' ich noch.“
Dustin zog mit ein paar Hustern die Aufmerksamkeit auf sich: „Ohne sähest du bestimmt auch lustig aus.“
Ich hob eine Augenbraue und musterte ihn. Seine rote Nase stach aus seinem Gesicht hervor und sein Hals war von einem dicken Schal umwickelt. Ich lachte in mich hinein. Na super, Dustin war erkältet.
„So, ich sehe also lustig aus?“, entgegnete ich.
„Finde ich schon“, sagte er mit näselnder Stimme, „Weißt du was, ich schenk dir zu Weihnachten 'nen Lachsack.“
„Bei deinem Zustand ahne ich schon, was für eine Form er hat.“
Ein lang gedehntes Leeeuteee von Mabel unterbrach uns. Ich kicherte in mich hinein und forderte Dustin zu mehr dummen Sprüchen heraus, doch er musste wieder Husten.
Ich meinte: „Du warst doch schon vorgestern bei Madam Pomfrey. Warum bist du immer noch krank?“
„Du kennst mich doch, so etwas hält bei mir länger an“, erwiderte er und schnäuzte sich die Nase.
Ich zuckte mit den Schultern: „Um mich machen die Krankheitserreger gern einen großen Bogen.“
„Ich kann dir ja was von meinen Keimen geben. Weil du es bist, kriegst du sie auf direktem Weg“, fragte er und schürzte die Lippen.
Ich lachte jetzt laut auf.
Luke verpasste Dustin einen Klapps auf den Hinterkopf und meckerte: „Musst du jedes Mal, wenn du krank bist, auch noch pervers werden?“
„Wieso, ist doch witzig. Findet Laura doch auch. Ich mag Mädchen, die gern lachen.“
Luke sagte kopfschüttelnd: „Du hörst dich sturzbesoffen an.“
Dustin schnäuzte sich ein weiteres mal die Nase, lehnte sich zurück und sagte dann leise: „Lucky, ich verstehe dich einfach nicht.“
Luke schenkte seinem besten Freund nur ein müdes Lächeln: „Ist es schon wieder wegen Selina?“
Dustin nickte: „Warum tust du dir das an. Sie steht doch voll auf dich.“
Jetzt zuckte Luke mit den Schultern: „Dustin, das Thema haben wir doch schon so oft durchgekaut.“
„Und immer wieder sagst du, dass da nicht mehr ist als Freundschaft“, maulte Dustin, „Ich glaube das redest du dir nur ein. Was ist also wirklich los?“
Luke seufzte und guckte plötzlich wie beim Quidditchtraining, wenn überhaupt nichts klappte.
„Stehst du etwa auf jemand anderes?“, hakte ich mit prüfender Mine nach, „Wenn ja, solltest du Selina das sagen, damit sie sich nicht weiter Hoffnungen macht.“
Luke guckte mich eine Weile an. Vielleicht eine Weile zu lang. Sein Blick brachte mich nur wieder an den Rand des Wahnsinns, bis ich diesem nicht mehr standhalten konnte und dezent wegsehen musste.
Dann fragte er: „Ihr oder Selina?“
„Beiden.“
Dieses einzige Wort kam mir nur schwer über die Lippen. Einerseits bedeutete es nämlich, dass Luke im Fall der Fälle nicht auf Selina, sondern ein andere Mädchen steht. Oh Fuck.
„Hör zu Luke“, mischte sich nun Mabel ein und ihre Stimme klang so, als wolle sie mir ein bisschen unter die Arme greifen, „Wenn du nicht in Selina, sondern ein anderes Mädchen verliebt bist, solltest du Selina nicht in dem Glauben lassen, dass du etwas für sie empfindest.“
Luke klappte mürrisch sein Buch zu: „Das sind doch nur alles Spekulationen! Wenn hier, wenn da... . Was seit ihr, meine Beziehungsberater?“
„Nein, deine Freunde.“
„Würdet ihr als Freunde mir dann auch bitte mal den Gefallen tun und euch da nicht so hineinsteigern? Es ist doch immer noch eine Sache zwischen mir und Selina, und irgendwo habe ich doch auch das Recht, etwas mal allein zu machen, oder?“
Das klang ganz schön nach einer Ausrede, aber ich wollte Luke nicht noch wütender machen. Ich konnte ihn zu gut verstehen - mich hat es auch immer genervt, wenn ich mit dem Thema Jungs konfrontiert wurde.
„Ihr könnt über mich denken, was ihr wollt! Aber bitte lasst mich in nächster Zeit mit Selina in Ruhe, OK?“
Unbeeindruckt forderte ich: „Dann red' endlich Klartext mit ihr. Damit würdest du nicht nur ihr, sondern auch dir einen Gefallen tun.“
Dustin grinste scheel: „Gut gesagt, Schatz.“
Ich verdrehte die Augen und sagte zu Dustin: „Und du solltest ins Bett gehen, sonst wird hier wohl möglich noch irgendjemand abgeknutscht.“
Er erwiderte verschmitzt: „Wenn, dann nur du, meine Liebe.“
Jetzt schaltete sich Mabel ein: „Nein, neeeein, meine Freundin ist keine Herausforderung für deinen Männlichkeitswahn. Untersteh` dich!“
Ich fügte noch tadelnd hinzu: „Und das meine Liebe kannst du dir sonst wo hin stecken.“
„Ich wüsste auch schon, wohin... .“
Jetzt war Stephen an der Reihe, zu lachen. Luke verzog beleidigt das Gesicht und widmete sich wieder seinem Buch und ließ Dustin labern. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass wir ihm gerade ganz schön die Leviten gelesen hatten. Leviten, die er gar nicht höre wollte, weil sie ziemlich nah an die Wahrheit ran kamen - dass er, natürlich nicht böse gemeint, einfach nur mit Selina spielte.
Ich sah ihn ein letztes Mal verbittert an. Ich konnte mir nicht erklären, was ihn dazu gebracht hat. War es eine vergangene Enttäuschung, mit der er fertig werden musste und nicht wusste, wie?
In diesem Moment guckte er zurück. Wieder einmal sahen wir uns in die Augen - nicht so wie früher: vertraut, freundschaftlich und locker. Diesmal war es ein anderer Luke, der mich ansah: ein fremder, unbekannter, an den ich mich einfach nicht gewöhnen konnte.
Aber das lag auch an mir. Ich war in ihn verliebt und wusste selbst nicht, was für ein Spiel ich da mit mir trieb. Wie war das? Man sollte sich vom kleinen zum großen hinauf arbeiten? Wie sollte ich das machen? Ich wusste noch nicht einmal, wie ich mit Kleineren Dingen fertig werden sollte und hatte mir prompt den größeren Fisch im Ozean raus gesucht. Nein, er war schon der Größte. Für mich war Luke einfach der Größte geworden.
Unauffällig unterbrach ich den Blickkontakt und setzte mich schweigend auf das Sofa. Draußen schneite es noch immer. Morgen würde Professor Freshad wohl angesichts der hohen Krankheitsquote statt Wasserfontänen mit Schneebällen um sich werfen.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg