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Aus Fehlern lernt man - Ein Abend im Rampenlicht

von Viola Lily

Die Probe vom Trio lief gut. Bis auf ein paar Stellen fühlten wir uns sicher. Patrick war der Überzeugung, dass wir heil durch dieses Stück kommen würden.
„Wir müssen uns an den Stellen einfach nur konzentrieren, aufeinander hören und dann wir es schon klappen. Und falls einer raus fliegen sollte, steigt er später einfach wieder ein. Weil die Leute das Stück nicht kennen, wird so ein Fehler kaum auffallen“, meinte er guter Dinge und lächelte uns heiter zu.
Corinne fragte: „Machen wir eine petite présentation? Wenn ja, wer soll machen?“
„Patrick“, meinte ich spontan und fügte nach seinem erstaunten Blick hinzu, „Du bist die beste Labertasche von uns. Erzähl ihnen meinetwegen ein bisschen über internationalen kulturellen Austausch oder sülz' ihnen was im Sinne von Musik ist eine Sprache, die man in jedem Land versteht vor. Das kommt bestimmt gut an.“
„Ich kann aber auch einfach etwas über den glücklichen Zufall unseres Zusammentreffens und den Komponisten erzählen, oder?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
„Meinetwegen auch das“, erwiderte ich spitzbübisch und sah dann Souta an. Der hatte die ganze Zeit über neben Corinne gesessen und interessiert die Noten mitverfolgt.
„Wollen wir?“
„Klar.“
Corinne machte ihm Platz und er schlug seine Noten auf. Patrick und Corinne hörten schweigend zu, während ich den Anfang und ein paar Stellen in der Mitte und am Schluss spielte. Für einen kompletten Durchlauf reichte die Zeit leider nicht. Bevor wir allerdings runter gingen, bestand Corinne darauf, dass ich etwas mit meinem Gesicht oder zumindest mit meinen Haaren machte.
„Es ist schließlisch eine Konsert, Laura. Du kannst nischt spielen ohne dass du hast schöne Haare. Oder zumindest un peu de rouge im Gesischt, non?“
Ich ließ mich von Corinne aufs nächste Mädchenklo ziehen, wo ich wiederwillig ihren Tick über mich ergehen ließ. Ich erlaubte ihr aber höchstens, dass sie mir ein bisschen die Wimpern tuschte. Dafür machte sie sich aufwendig an meinen Haaren zu schaffen, löste das Zopfgummi und flocht mein Pony nach hinten und befestigte den schmalen Zopf an der Seite. Ohne zu fragen spritzte sie mich zum Schluss mit einer Brise Parfüm voll, doch danach reichte es mir.
„Okok, es reicht?“, bat ich und verließ das Mädchenklo, ehe sie mir noch die Fingernägel lackieren konnte.
10 Minuten vor 5 gingen wir runter zur großen Halle. Vor dem Portal standen bereits ein paar Eltern und Schüler herum, die sich begrüßten und eifrig miteinander plauderten. Von drinnen konnte man den zauberhaften Klang unseres Schulchores hören.
„Lauren“, rief mich jemand, und ich erkannte Jeremy, der gerade die Eingangshalle betrat. Begleitet wurde er von einer Dame, die sich als seine Frau vorstellte.
„Hast du dich gut eingespielt?“, wollte er wissen und machte einen noch nervöseren Eindruck als ich.
„Ja, gerade eben.“
„Und die großen Intervallsprünge, an denen wir in der letzten Stunde noch rumkauen mussten?“, hakte er nach und runzelte die Stirn.
„Naja“, gab ich mit hochrotem Kopf zu, „Die sind immer noch so eine Glückssache.“
Er schüttelte unwirsch den Kopf: „Mach dir um solche Dinge keinen Kopf. Du darfst dich gleich nicht nur auf diese Stelle konzentrieren, wohl möglich verspielst du dich dann an ganz anderen. Denk immer daran, auch wenn du nervös sein solltest: mit beiden Füßen fest auf dem Boden und gib dem Instrument Luft.“
„Das werde ich.“
In diesem Moment ging das Portal auf und die Zuschauermenge strömte in die große Halle.
„Also, Toi Toi Toi.“
Wir wurden von der Masse mitgerissen und betraten umringt von Mitschülern, Professoren und Eltern, die große Halle. Die Haustische waren verschwunden und hatten Platz für mehrere kleine Tische gemacht, auf denen blühende Weihnachtssterne mit dunkelroten, leicht leuchtenden Blättern standen. In jeder Ecke der Halle stand ein großer, geschmückter Weihnachtsbaum an denen die Kerzen brannten. Es duftete nach frischem Kaffee, heißem Tee und Schokolade, Zimtsternen, Lebkuchen und Bratäpfeln und über unseren Köpfen rieselte der weiße Schnee von der Decke. Man konnte es an der Luft schmecken, dass Weihnachten nahte.
Mein Blick ging dorthin, wo sich normalerweise der Lehrertisch befand. Dort stand jetzt ein glänzender, schwarzer Flügel, bei dessen Anblick Corinnes und Soutas Augen zu leuchten begannen.
„Boah Leute, da WILL ich drauf spielen. JETZT!“, staunte der Halbjapaner und konnte seine Begeisterung kaum zurück halten.
Meine Nervosität wurde von diesen ganzen, traumhaften Eindrücken einfach überrollt. Ich konnte es sogar kaum noch erwarten, in dieser Atmosphäre endlich spielen zu dürfen. Da meine Eltern noch nicht da waren setzte ich mich mit meinen Freunden an einen freien Tisch.
„Wahnsinn, es sind ja echt viele gekommen. Dieses Weihnachts-Vorspiel scheint immer beliebter zu werden“, staunte Mabel, als sie sich nach hinten drehte und die besetzten Tische sah.
Ich sah ins Programm. Mein Solo-Vortrag war vor der Pause dran. Daher kamen jetzt in den letzten Minuten noch viele meiner Freunde zu mir, um mir Glück zu wünschen. Aber zwei blieben aus. Als um 5 Uhr die Türen geschlossen wurden, waren Mam und Dad leider immer noch nicht da. Professor Flitwick, der schon sehr betagte Leiter des Chores, begrüßte uns mit einer kleinen Rede und dirigierte dann den Chor, der zu Beginn ein paar selbst einstudierte und choreografierte Weihnachtslieder vorsang. Dann war ich dran.
„Als nächstes steht eine ganz andere Art der Musikliteratur auf dem Programm. Ich habe recherchiert: noch nie hat ein Schüler dieser Schule ein Solo-Werk aus der Familie der Blechblas-Instrumente vorgetragen: Lauren Broderick besucht die 6 Klasse und wird ihnen heute etwas auf dem Horn vorspielen. Am Klavier begleitet sie Souta Hainsworth, ebenfalls in der 6. Klasse.“
Applaus erklang nach diesen Worten. Ich holte tief Luft, nickte Souta zu und erhob mich. Auf der Bühne drehte ich mich zu den Leuten um. Es war ein seltsamer Anblick, die große Halle in so einer Konstellation von hier oben aus zu sehen. Sie wirkte so anders, viel familiärer und gemütlicher.
Hinter mir räusperte sich Souta und sah mich an. Sollte ich was sagen? Äääähm... .
Und wie das bei spontanen Vorträgen meistens der Fall ist, fielen mir zwar Worte ein, aber nicht unbedingt die richtigen: „Ähm, ja. Wir spielen eine Srauss-Sonate für Horn (ich hob kurz mein Instrument an) und Klavier von - von (Verdammt, hatte ich nicht schon gesagt, dass es von Strauss ist?) - von ihm und mir... weil sich das so schön reimt.“
Auch wenn ich ein paar Lacher erntete, senkte ich etwas beschämt den Kopf. Das Blut schoss mir in den Kopf, als ich mein Horn ansetzte. Plötzlich fingen meine Finger wieder an zu zittern und mein Atem wurde schnell und flach. War das die Aufregung, von der ich die ganze Zeit nichts gemerkt hatte? Shit, was jetzt?
In dem Augenblick bemerkte ich etwas. Hinten am Portal standen zwei Menschen, die mir mit ihrer bloßen Anwesenheit Mut gaben: Mam und Dad standen dort und sahen mich gespannt an. Und nicht nur sie drückten mir die Daumen. Meine Freunde saßen in unmittelbarer Nähe und grinsten.
Wenn du heute Abend also da oben stehst und das Gefühl hast, vor lauter Lampenfieber keinen Ton heraus zu bekommen, denk darüber nach, für wen du spielen möchtest. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir würde der Gedanke daran helfen.
Ich warf Luke einen letzten Blick zu. Er saß da und lächelte. Lächelte einfach nur und gab mir damit den Anstoß, endlich das zu tun, wofür ich so hart gearbeitet hatte. Ich gab Souta den Einsatz und fing an zu spielen.
Und wie ich spielte. Auch wenn ich innerlich total aufgewühlt und zittrig war, half mir der Klang, mich nach außen hin zu beruhigen und wirklich nur auf das Stück zu konzentrieren. Jede einzelne Note sprach plötzlich in einer neuen Sprache zu mir. Sie klang so schön und bezaubernd, dass ich gar nicht anders konnte als sie dem Publikum zu vermitteln, mit ihnen meine Freude an diesem Erlebnis zu teilen.
Auch, wenn ich einen Lauf versiebte - als ich nach ein paar Minuten den letzten Ton absetzte, fühlte ich mich, als könnte ich dieses Stück noch 10 mal spielen.
Ein paar Sekunden war es still, dann rief irgendwo jemand Bravo und klatschte. Keinen Augenblick später brach die ganze Halle in Jubel aus, ich bekam sogar Standing-Ovations und Pfiffe, die mir Bewunderung schenkten. Glücklich drehte ich meinen Kopf zu Souta, der sich bereits erhoben hatte und selig grinste. Noch auf der Bühne umarmte er mich und fragte mit glänzenden Augen: „Kannst du das noch mal spielen?“
Ich lächelte nur, als wir von der Schulsprecherin eine dunkelrote Rose überreicht bekamen. Zu Worten war ich im Moment nicht fähig, daher gingen wir schweigend, aber immer noch lächelnd, von der Bühne.. Ich war ziemlich - geflasht. Das beschrieb es am ehesten. Nachdem der Applaus verebbt war, verkündete Professor Flitwick die Pause. Schnell lief ich zu meinen Eltern, die mir auf halben Weg schon entgegen kamen.
„Schön gespielt“, empfing mich mein Dad und kniff mir leicht in die Wange.
„Dad“, protestierte ich und lies diese Geste über mich ergehen, „Die gucken doch alle zu!“
„Lass sie. Ich würde auch durch die ganze Halle brüllen, wie stolz ich auf meine Tochter bin, aber dann würde mich deine Mutter wohl zusammen falten und in ihrer Handtasche mit nach Hause zu nehmen.“
In diesem Moment entdeckte er nicht weit von uns einen alten Schulkameraden: „Hey, das da vorn ist doch Eddie Carmichael, oder?“
Fragend guckte er meine Mum an.
„Woher soll ich das wissen, Schatz“, erwiderte sie nur und schob ihn in die Richtung, „Ich bin nicht so oft hier.“
„Doch, das ist Eddie. Ich werd ihn mal fragen, wie er Lauren fand. Hey, Eddie. Ed!“
Mit diesen Worten verschwand mein Vater, nicht ohne dabei fast einen Hauselfen umzulaufen, der ein Tablett mit Lebkuchen balancierte.
Kopfschüttelnd sah ich meinem Vater nach. Offenbar handelte es sich wirklich um Eddie Carmichael, denn beide begannen sofort ein weitreichend gestikulierendes Gespräch (und mit weitreichend meine ich, dass Dad einer Hexe fast den Hut vom Kopf fegte). Ich biss mir auf die Lippen. Hätte ich einen Merlin-Orden erster Klasse erhalten, könnte ich Dads Verhalten nicht übel nehmen, aber es war doch nur ein kleines, Schulinternes Vorspiel mit ein bisschen Applaus.
Meiner Mum fiel meine nachdenkliche Mine auf: „Warum guckst du so, Lauren?“
„Ich finde, dass die Leute vielleicht ein bisschen übertrieben haben“, sagte ich langsam, „Die meisten hier haben nicht viel Ahnung vom Musizieren, schon gar nicht, was Technik betrifft. Ich habe fast das Gefühl, als wenn ich auch Alle-meine-Entchen spielen könnte und sie würden in Jubel ausbrechen.“
Meine Mum schenkte mir ein kleines Lächeln und antwortete: „Und was ist mit der Meinung einer professionellen Musikerin?“
„Aber du bist meine Mum - und Mütter loben und ermutigen ihre Kinder für gewöhnlich.“
Erbost senkte meine Mutter den Kopf, woraufhin ich noch schnell hinzufügte: „Aber wenn du drauf bestehst, höre ich mir deine Meinung gern an.“
Sie lächelte wieder: „Freut mich. Es ist vielmehr ein Rat, den ich dir nicht als Mutter sondern als Musikerin geben möchte: du solltest jetzt auf keinem Fall aufhören. Du hast gut gespielt, deine Technik ist ausbaubar, aber das wichtigste fürs Musizieren hast du bereits.“
„Und das wäre?“
Als Antwort legte Mum mir nur ihren Zeigefinger dorthin, wo mein Herz immer noch wie wild schlug.
„Das da. Und deshalb sind alle so begeistert von dir.“
Ich grinste schüchtern und umarmte meine Mum dankbar. Wenig später war die Pause auch schon wieder vorbei, und wenn Patrick mich nicht daran erinnert hätte, dass für mich noch ein Stück anstand, hätte ich das Trio im Rausch meiner momentanen Empfindungen total vergessen. Als ich sah, dass Corinne bereits ihr rotes Tuch und Patrick eine rote Krawatte trug, legte ich mir schnell den dünnen, roten Schal um.
„Lass uns einfach nur unseren Spaß haben, einverstanden?“, sagte Patrick, als er, Corinne und ich auf die Bühne gingen und uns aufstellten. Corinne und ich nickten zustimmend und lächelten. Dann erklang der erste gemeinsame Akkord und den Rest überließen wir unserem Gefühl für die Musik.
Wir ernteten trotz kleiner Patzer eine Menge Applaus und wir bekamen ebenfalls Rosen von der Schulsprecherin. Noch während der Applaus verebbte, fingen die Mitglieder der Sound Waves mit ihrem Aufbau an. Denn jetzt waren James, Arnold, Souta, Harry und Molly dran.
„Guten Abend, alle miteinander“, grüßte Arnold mit magisch verstärkter Stimme und trat nach vorne, „Für, die, die uns noch nicht kennen: wir sind die Schülerband Sound Waves, bestehend aus unserem Drummer Harry, Souta am Keyboard, James als Gitarrist, ich an der Bass-Gitarre und unserer Sängerin, der reizenden Molly. Wir gehen alle in die sechste Klasse, spielen Coverversionen von bekannten Songs aber auch eigene Kreationen. 2 von uns sind bereits vergeben... und nach diesen ganzen seriösen und hochqualitativ künstlerischen Beiträgen wollen wir einfach nur die Stimmung ein bisschen auflockern und zum Mitsingen anregen. In diesem Sinne übergebe ich das Wort an Miss Weasley und wünsche euch allen im Namen der Band eine schöne Weihnachtszeit. Molly, it's your turn!“
Als erstes rockten sie mit einer eigenen Version von Jingle Bells die große Halle. Danach folgte ein Cover von Open Your Eyes, It's Christmas, dem Weihnachtslied der Schicksalsschwestern Snow inside your heart und holten mich anschließend zu sich auf die Bühne.
„Lauren hat heute einfach ihren Abend der kleinen Premieren, denn mit uns hat sie auch noch nie zusammen gespielt“, erklärte James, als ich mich, von vielen Blicken verfolgt, zwischen Souta und Arnold stellte, „Wir sind sehr gespannt, wie sich das Horn so in unserer Band schlägt. Hier ist das Ergebnis mit unserem neusten Song New World.“
Unten am Rand der Bühne standen viele unserer Mitschüler und jubelten uns zu oder tanzten, die Erwachsenen, Lehrer und Eltern, hielten sich eher dezent im Hintergrund und erfreuten sich an unserem Spaß. Als wir geendet hatten und ich mich schon wieder verabschieden wollte, hielt James mich überraschenderweise am Arm zurück.
„Wo willst du hin?“, fragte er.
„Äh, ich... .“
„Bleib doch. Du könntest improvisieren oder einfach mitsingen.“
Mir schoss das Blut in den Kopf und sagte hastig: „Aber ich kann doch gar nicht singen.“
„Ach was, wer sprechen kann, kann auch singen.“
Ich schüttelte bestimmt den Kopf: „Nein, wirklich. Ich habe voll die hässliche Singstimme, total rau, penetrant und tief.“
James bekam plötzlich ungebeten Unterstützung: „Du kannst singen, Reena.“
Luke war vorbei gekommen, lehnte sich zu mir herüber und sagte so laut, dass nur James und ich es hören konnten „Unter der Dusche klingt es jedenfalls ziemlich klasse.“
„Woher weißt du, dass ich unter der Dusche singe?“, zischte ich entsetzt.
Luke zuckte mit den Schultern, sagte nur „Mabel“ und schob mich dann wieder hoch auf die Bühne.
„Das ist cool“, empfing mich James, „Leute, die unter der Dusche singen, können es für gewöhnlich auch.“
Unsicher gesellte ich mich zu Molly: „Dann sieht es aber so aus, als ob ich heute Abend allen die Show stehle.“
„Das hast du doch eh schon“, meinte James und grinste schelmisch.
Ich sträubte mich zwar immer noch ein wenig, doch die unnachgiebigen Blicke von James und den anderen schafften es, mir einen Ruck zu geben.
„Du wirst merken, es macht einfach tierischen Spaß“, meinte Molly, als ich den Stimmenverstärkungszauber anwendete.
„Wir spielen auch nur bekannte Lieder, du hast also nichts zu befürchten.“
Harry stimmte The Magic Of Chistmas Day an. Erstaunlicherweise konnte ich mit Molly sehr gut zusammen singen, obwohl wir es so noch nie geprobt haben. Irgendwie funktionierte es auch ohne Absprache: mal sang sie die Melodie und ich eine Terz höher, dann rockten wir den Refrain oder wechselten uns mit den einzelnen Zeilen ab. Natürlich spielten wir auch Lieder, die das Publikum mitsingen konnte wie Deck The Halls, Rudolph The Red Nosed Reindeer oder We Wish You A Merry Christmas.
Die Krönung war nach einer weiteren Reihe von Liedern war am Ende Wonderful World, eines meiner absoluten Lieblingslieder zur Weihnachtszeit. Ich bekam richtig Gänsehaut, als ich dieses Lied zum Abschluss dieses Abends mit Molly singen durfte.
Danach packten dann auch wir die Sachen ein und beendeten damit den Vorspielabend. Die Eltern verabschiedeten sich wieder und fuhren, flohten oder flogen nach Hause. Während ich den anderen beim Abbau half, musste ich mir hin und wieder ein Gähnen verkneifen. Es war 10 Uhr geworden und von allen Anwesenden mussten es für mich wohl die anstrengendsten Stunden gewesen sein. Als der Abbau fertig war, fühlte ich mich auch ziemlich müde, war aber keineswegs in der Lage, schon ins Bett zu gehen. Ich war viel zu aufgewühlt, um jetzt schon die Matratze lauschen zu können. Unauffällig schnappte ich mir noch eine Tasse Glühwein und schlich mich allein hinaus in den Hof. Es schneite nicht mehr und die kühle Luft tat nach den betörenden und stickigen Dürften in der großen Halle unheimlich gut.
Plötzlich musste ich einfach grinsen: dieser menschenleere, stille Anblick war zu verlockend. Ich stellte meinen Hornkoffer ab, holte tief Luft - und jubelte:
WOOOOW. I feel good dada-dada-dada-daaa. I'm feeling so gooood now dada-dada-dada-daaa... .
Mit diesem Lied tanzte ich über den Hof, sprang durch den Schnee, spielte dazu Luftgitarre, sang aus voller Kehle und machte mich total Deppen. Doch mir war alles egal: wo ich war, wer ich war, dass bereits absolute Nachtruhe herrschte, alles ging mir - ganz dezent gesagt - am Arsch vorbei. Irgendwie musste ich meine überschüssige Energie los werden und diese Art und Weise war eine geniale Lösung.
So good! - So good! - I gotta yoooouuuuuuu. WOW!
Zum Finale sprang ich mit weit ausgestreckten Armen in die Luft und fügte hinzu: „Das war gut.“
Dann setzte ich mich außer Atem auf eine Bank und lauschte. Hatte ich jemanden mit meinem Geschrei herbei gelockt? Waren die Schulsprecher schon unterwegs? Hatte mich vielleicht sogar James über seine praktische Karte auf dem Hof auf- und ab tanzen sehen?
Plötzlich hörte ich neben mir das verräterische Knirschen von Schnee unter Schuhsohlen. Ich hob den Blick und das Blut gefror in meinen Adern, als ich Luke erkannte. Mit den Händen in den Hosentaschen kam er durch den Schnee auf mich zugelaufen. Er lächelte verschmitzt, so, als hätte er mich gerade in meinem Vollrausch beobachtet.
„Du hast mich gerade gehört, oder?“, fragte ich und wurde puterrot.
Er nickte und guckte auf mich hinab: „Ich war im Eingangsbereich, als du angefangen hast. Du kannst von Glück reden, wenn Mr. Greftfield nicht gleich um die Ecke geschossen kommt.“
Ich zuckte irgendwie nur mit den Schultern: „Soll er doch. Ich hab's echt gebraucht.“
Während ich redete, setzte sich Luke nun neben mich. Irgendwo hörte ich eine Eule rufen, ansonsten herrschte eine angenehme, friedliche Stille. Mein Herz machte angesichts dieser Tatsachen einen großen Satz. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte. Es war zu komisch, dass wir schon wieder allein waren.
Plötzlich lachte er leise.
„Warum lachst du? Hab ich echt so albern ausgesehen?“
„Das auch. Es ist nur, dass du mich immer wieder aufs Neue überraschst. In letzter Zeit jedenfalls.“
Ich hob neugierig eine Augenbraue.
„Inwiefern?“
Er lehnte sich nachdenklich nach hinten: „Heute zum Beispiel. Ich wusste vorher schon, dass du gut spielst, aber nicht, dass du so gut bist.“
„Ach, das wusste ich selbst nicht“, meinte ich, sagte es aber eigentlich nur so.
Luke durchschaute meine Aussage sofort: „Ich meinte das ehrlich, Reena. Wenn da heute Abend jemand Talent hatte dann du.“
Ich überlegte, was ich auf dieses Lob erwidern konnte. Das waren schöne Worte, die ich von ihm hörte, und ich wollte ihm ebenso schöne Worte zurückgeben - aber welche?
Luke war wieder schneller mit dem Reden als ich. Um die friedliche Ruhe nicht zu stören, lehnte er sich zu mir rüber und sagte mit gesenkter Stimme: „Und irgendwie fasziniert mich das.“
Ich war sprachlos. Noch nie hatte ich ihn so etwas sagen hören - zu mir.
Ich muss sehr verdattert ausgesehen haben, denn er legte den Kopf schief (Oh mein Gott, ich liebe es, wenn er das macht) und fragte: „Habe ich etwas falsches gesagt?“
Ich schüttelte langsam den Kopf: „Nein. Ich hatte bis jetzt nur den Eindruck, dass du am wenigsten Interesse für meine Musik gezeigt hast. Wir haben nie darüber geredet - außer an Soutas Geburtstag. Und jetzt haust du mich mit solchen Worten um.“
Luke wusste darauf offenbar nichts zu erwidern, daher saßen wir eine Weile schweigend nebeneinander und hingen unseren Gedanken nach. Lange hielt ich die Stille aber nicht aus und erzählte ihm, was mir schon seit ein paar Minuten auf dem Herzen lag.
„Ich habe übrigens über das nachgedacht, was du mir heute gesagt hast. Bei der Schneeballschlacht.“
Luke lächelte scheu und wiegte den Kopf hin- und her: „Hat sich bestimmt schnulzig angehört.“
„Das wollte ich eigentlich nicht sagen“, meinte ich ungehalten, „Aber jetzt wo du's sagst fällt's mir auch auf. Du solltest weniger hochtrabende Literatur lesen.“
Luke schubste mich von der Seite und meinte: „Komm schon, das war es nicht, was du sagen wolltest, oder?“
„Doch.“
„Reena, du bist im Moment nicht gut im Ärgern.“
„Und wenn ich zu anderen Mitteln greife?“
Ich versuchte, ihn zwischen den Rippen zu kitzeln: „Ich weiß zufällig ganz genau, wo du kitzelig bist.“
Wir kabbelten uns eine Weile, rannten dann wieder über den Hof und bewarfen uns ein wenig mit Schnee. Es fühlte sich genauso an wie heute Nachmittag und das machte mich unheimlich glücklich. Allerdings wurde mir jetzt auch langsam kalt, daher schlug ich vor, ins Schloss zurück zu gehen. In der Eingangshalle schnappte ich mir meinen Hornkoffer und wartete auf Luke.
„Wenn ich eine Jacke hätte, würde ich sie dir gern geben, aber - Oh oh.“
Sein Blick verharrte über unseren Köpfen. Ich verfolgte diesen und sah etwas, was mir einen Knoten im Hals bescherte: ein Mistelzweig.
„Ganz schön kitschig, oder?“, meinte ich nach einer Weile und guckte den Zweig prüfend an.
„Es ist Tradition“, entgegnete er nur und anlässlich seines spöttischen Tons beruhigte mich ein wenig, „Und die meisten Mädchen stehen auf so was.“
Ich hob eine Augenbraue: „Geschmäcker sind verschieden… .“
„Du also nicht?“
Ich zuckte nur mit den Schulter und fragte nach einer Weile: „Und was erwartest du jetzt von mir?“
„Nur eine Antwort darauf, ob du mit der Traditionen brechen willst oder nicht.“
Das war eine gute Frage. Einerseits wäre dies endlich ein geeigneter Zeitpunkt, Luke meine Gefühle zu gestehen, andererseits - und ihr könnt mich dafür schlagen - traute ich mich einfach nicht, diesen entscheidenden Schritt zu tun. Schande über mein Haupt - Ja, ich traute mich nicht. Ich wollte also schon wortlos den Weg zum Gemeinschaftsraum einschlagen, als neben uns aus der Wand der fast kopflose Nick in Begleitung einer glucksenden, beleibteren Geisterdame erschien.
Der Gryffindor-Geist machte neugierige, große Augen, als er uns sah: „Ooooh, was haben wir denn hier? Einen Mistelzweig und du willst gehen? Einfach so?“
Seine Stimme hörte sich beinahe bestürzt an.
„Das wäre ein fataler Bruch der Tradition“, pflichtete die dicke Dame ihm bei, „Ihr müsst euch Küssen.“
Ich runzelte die Stirn: „Eigentlich müssen wir gar nichts.“
Luke stimmte mir zu: „Wir sind kein Liebespaar.“
„Das ist doch dem Mistelzweig egal“, sagte der fast kopflose Nick und seine Stimme klang jetzt sehr unnachgiebig, beinahe befehlshaberisch.
„Vielleicht, als ihr noch gelebt habt“, meinte ich schnippisch.
„Damals ist man ja auch noch auf Dinosauriern geritten“, fügte Luke schelmisch hinzu und brachte mich zum leise zum Lachen.
„Macht euch nicht lustig über uns. Und über Jahrhunderte alte Bräuche schon gar nicht. Denkt an die 7 Jahre Pech.“
„Daran glauben nur Muggel.“
„Aber ihr seid Zauberer“, raunte der fast kopflose Nick, „Denkt mal darüber nach.“
Die dicke Dame beugte sich vor und sagte leise: „Und wenn sie meine persönliche Meinung interessiert: sie ergänzen sich so schön, warum probieren sie es nicht einfach?“
Dann kicherte sie und entschwand mit dem fast kopflosen Nick und einem „Dann wollen wir mal nicht stören“ durch die nächste Wand.
„Pfff, Geister...“, meinte Luke spöttisch.
„Aber irgendwie haben sie recht“, sagte ich nachdenklich, „Ich glaube, Professor Maddoxx würde auch einen Hauselfen küssen, wenn ihm das passieren würde.“
Luke lachte leise und sah mich dann an: „Das hört sich so an, als wärst du dafür?“
Meine nächsten Worte kamen nicht sofort.
Mit leiser Stimme fragte ich: „Was ist denn schon groß dabei?“
Luke guckte mich eine Zeit lang an, als läge ihm irgendwas wichtiges auf der Zunge, wofür ihm aber nicht die richtigen Wort einfielen.
„Na los“, sagte er dann und runzelte gespannt die Stirn, „Die Tradition will es so.“
Unsicher tat ich einen Schritt auf ihn zu und sah im kurz aber tief in die Augen. Ein Leuchten lag in ihnen, das in mir etwas Unbeschreibliches auslöste. Eine Welle des Glücks? Mein Herz begann zu pochen, als er sich runter beugte und meinem Gesicht immer näher kam. Ich zitterte.
Auf mein loses Mundwerk war auch in so einer Situation Verlass: „Wäre es dir eigentlich nicht lieber, wenn anstatt mir Selina hier wäre?“
Luke hielt in seiner Bewegung inne, verzog dann das Gesicht und sagte in einem fast schon abfälligen Ton:
„Jetzt hör mir doch mit der auf.“
Schnell umfasste er zärtlich mit seinen Händen mein Gesicht und zog es zu sich heran. Dann spürte ich seine Lippen auf meinen.
In mir breitete sich ein Kribbeln aus, wie ich es noch nie gespürt hatte. Ein angenehmes Kribbeln. Eines, das größer und größer wurde, bis ich drohte zu explodieren. Lukes weiche und warme Lippen verharrten vielleicht nicht lang auf meinen, aber, wie so vielen, kam es mir wie endlose Minuten vor. Minuten, in denen ich mich in einer völlig anderen, wundervollen Welt befand. Erst als wir uns wieder voneinander lösten, wurde meine Wahrnehmung zurück in die Realität geschleudert und machte meine Gedanken für das wesentliche klar. Entsprechend verwirrt und wacklig auf den Beinen öffnete ich die Augen und guckte direkt in die von Luke rein. Er war, wie ich, völlig durch den Wind, scheinbar wusste er jetzt auch nicht, was er sagen wollte.
„Der bleibt unter uns, klar?“, bat er unsicher und fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare.
Ich nickte zustimmend. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, das Feuerwerk in meiner Magengegend unter Kontrolle zu kriegen als große Wiederworte zu geben - wobei diese eigentlich durchaus berechtigt waren: ich hatte soeben den Jungen geküsst, in den ich schon seit so vielen Wochen verliebt war, doch mein Herz sträubte sich irgendwie dagegen, der dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Hallo? Sinn? Wohin hast du dich bitte verabschiedet, du wirst gerade dringend gebraucht.
„Ist wohl vorerst besser so“, murmelte ich, sammelte dann meine Sachen zusammen und wollte gehen.
„Gute Nacht“, wünschte ich ihm, als ich die letzten Meter zum Ravenclawturm ansteuerte.
„Sehen wir uns gleich nicht mehr?“
Der hoffnungsvolle Ton in seiner Stimme ließ mich stoppen.
„Nein“, sagte ich zaghaft und drehte mich zu ihm um, „Ich hätte gern erst mal meine Ruhe. War 'n krasser Abend für mich. Bis morgen.“
„OK. Bis morgen.“
Im Eiltempo marschierte ich die Treppen zum Türklopfer auf, beantwortete seine Frage („In wie viele Teile hat sich die Seele des Magiers Voldemort gespalten?“ - „8!“ - „Richtig. Das war eine meiner Fangfragen.“). Schnurstracks durchquerte ich den Gemeinschaftsraum und versuchte dabei, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen. Daher winkte ich meinen Freunden, die noch da waren, müde zu und wünschte auch ihnen eine Gute Nacht. Im Schlafsaal wechselte ich ein paar belanglose Worte mit Mabel, Jenny und Martha (Ammy war noch unten bei Harrold), schlüpfte beim Zähne putzen in den Pyjama und zog im Bett die Vorhänge zu.
Als erstes holte ich 10 mal tief Luft. Das soll bekanntermaßen beruhigen. Mein Herz raste immer noch wie verrückt und auf meinen Lippen knisterte noch der süßliche Nachgeschmack des Kusses. Ich fuhr mir immer wieder mit den Fingern über diese Stelle, aber dieses angenehme Kribbeln verschwand einfach nicht.
Ich hätte mich selbst ohrfeigen können, so sauer und aufgewühlt war ich. Aus lauter Wut über mein eigenes Verhalten prügelte ich auf mein Kissen ein und trat gegen meinen Bettpfosten. Ich benahm mich einfach kindisch. Jedes andere Mädchen wäre vor Freude gestorben, ihren Schwarm unter dem Mistelzweig zu küssen. Solche Gefühlsausbrüche konnten eindeutig nur Teenagern passieren.
Der Sinn schrieb mir in diesem Moment eine Postkarte aus Timbuktu. Er habe bereits Weihnachtsurlaub.


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