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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Das schönste Weihnachtsgeschenk

von Viola Lily

Die letzten Tage bis zu den Ferien spürte ich immer wieder Lukes Blicke auf mir ruhen. Beim Essen, im Unterricht, in den freien Stunden im Gemeinschaftsraum - egal wo wir uns aufhielten, ständig kreuzten sie sich. Nur kurz, aber jedes mal, wenn ich meinen Kopf wegdrehte und dann versuchte, an etwas anderes zu denken außer ihn (was mir so gut wie nie gelang) begann mein Herz zu rasen und sein Bild trat mir noch deutlicher vor Augen.
Eigentlich hätte es, meiner Meinung nach, nicht dabei bleiben sollen, aber aus unerklärlichen Gründen fanden wir beide keinen einzigen Moment mehr in diesen Tagen, in denen wir ungestört miteinander über diesen Kuss reden konnten. Oder meinetwegen auch da weiter machen konnten, wo wir aufgehört hatten. Denn mit jeder Minute, die verstrich, wusste ich umso mehr, dass ich niemand anderen wollte außer ihm. Ich wollte ihm noch mehr Küsse geben und mit ihm zusammen sein. Aber wie schon erwähnt, ich - nein, wir beide fanden keine Gelegenheit mehr dazu.
Früher hatten wir es so gut drauf, einfach zu verschwinden, irgendwo allein zu sitzen und zu quatschen, aber irgendwie legten es unsere Freunde gerade in dieser Woche, unbeabsichtigt natürlich, darauf an, diesen Plan zunichte zu machen: mal wollte sich Mabel bei mir wegen Davis Ratschläge holen, Dustin wuselte mit irgendwelchen verrückten Ideen um Luke herum... . Öfters funkte mir sogar Selina dazwischen und gerade dann wurde es für mich brenzlig. Wenn ich sie und Luke in diesen Momenten miteinander reden und scherzen sah, verlor ich allen Mut und Ehrgeiz.
Doch das Schicksal half mir, als ich am Donnerstag nach meiner letzten Strafarbeit von Hagrid wieder ins Schloss zurück ging und mich von irgendwo aus dem nichts plötzlich ein Schneeball an der Schulter traf. Erst vermutete ich einen der Drillinge (nein, eigentlich alle drei auf einmal), aber als Luke grinsend hinter einem Baum hervor trat, löste sich meine anfängliche Wut in Luft auf.
„Sehr witzig“, meinte ich nur und ging einfach weiter. Wenn er auf diese Weise versuchte, ins Gespräch zu kommen, wollte ich es ihm auch nicht unbedingt einfach machen.
„Schmollst du?“
„Hmmm, vielleicht.“
„Cool, das will ich sehen.“
Mit großen Schritten hatte Luke mich überholt und vor mich gestellt.
„Guck nach vorne, sonst fällst du noch hin.“
„Ich bin doch nicht du... .“
Als er das sagte, schubste ich ihn rücklings in den Schnee. Er hatte diese Reaktion wahrscheinlich kommen sehen, denn er schnappte nach meinen Handgelenken und zog mich mit.
„Lass mich los, du Spinner“, lachte ich und versuchte mich aufzurappeln, doch gegen meinen Willen fühlte sich mein Körper angenehm schlapp und träge an, sodass es ihm ein leichtes war, mich immer wieder zurück in den Schnee zu ziehen.
„Sei kein Spielverderber, Reena“, alberte er herum und wollte mich schon so, wie ich halb auf ihm lag, umarmen und hätte wohl gern noch mehr gemacht, wenn mich ein Siebter Sinn nicht dazu zwang, aufmerksam zu horchen und ihm Einhalt zu gebieten.
„Sei mal still“, bat ich leise und zwang ihn, in seinen Bewegungen inne zu halten.
Ich hörte dumpfe Schritte im Schnee. Es waren mehrere, so an die 5 oder 6 Leute, die in unserer Nähe waren. Alarmiert rutschte ich von Luke runter, der sich verwirrt umsah.
„Was ist?“, wollte er wissen und klang dabei irgendwie verärgert.
„Da ist jemand.“
Keine 10 Sekunden später näherte sich eine kleine Gruppe Schüler, die offenbar gerade einen Spaziergang machte. Ich kniff die Augen zusammen, als ich ihre silbriggrün-gestreiften Schaals sah.
Luke und ich guckten uns kurz an. Vielleicht hatten sie uns noch nicht bemerkt und wir konnten uns noch davon stehlen - doch kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, drehte sich eine der Slytherins zu uns um und grinste verstohlen, als sie mich erkannte.
Ich konnte es nicht glauben. Warum musste es immer meine ältere Schwester sein, die mich gerade in solchen Moment erwischte?
„Was haben wir denn da?“, fragte sie und kam auf uns zu gestiefelt, „Zwei flugunfähige Turteltauben im Schnee?“
„Verzieh dich, Esther“, zischte ich und erhob mich langsam.
Esther tat schockiert: „Ich muss doch sehr bitten. Das hier ist Schulgelände, und ich darf ich als Schüler hier überall frei bewegen.“
„Genau“, pflichtete ihre Freundin mit Namen Besty bei.
„Das machst du doch mit Absicht“, entgegnete ich barsch.
Meine Schwester lächelte gemein. Dann verschwand ihr Lächeln und wurde zu einer knallharten, wütenden Mine.
„Schon vergessen? Du hast mir fast die Nase gebrochen.“
Luke kommentierte trocken: „Die war doch vorher schon krumm und schief.“
„Pass auf deine Zunge auf, Wood“, zischte sie und Bill Manson hob drohend seinen Zauberstab, „Sonst hast du gleich vielleicht keine mehr.“
Luke grinste verwegen und holte seinen Zauberstab ebenfalls hervor: „Ich setzte mich nun mal für meine Freundin ein.“
Wie eine Klatschreporterin öffnete Esther erfreut den Mund und hakte interessiert nach: „Oohhh, deine oder eine Freundin?“
Eine Freundin“, sagte ich hastig, ehe Luke etwas anderes sagen konnte, „Und er ist für mich mehr wert als für dich 6 deiner Freunde zusammen.“
„Gibt es ein Problem, junge Herrschaften?“
Unser Professor für Wahrsagen, der Zentaur Firenze, trat aus dem Unterholz hervor und guckte von einer Seite zur anderen.
„Wenn die auftaucht, gibt es immer Probleme“, sagte Esther schnell, zeigte dabei anklagend auf mich und verzog sich dann mit ihrem Anhang.
Mürrisch guckte der Zentaur den Slytherins nach. Mit so einer respektlosen Reaktion hatte er wohl nicht gerechnet und ich sah ihm deutlich an, dass es ihn Mühe kostete, nicht auszurasten.
„Das war sehr respektlos von deiner Schwester“, brummte er und sah mich an, „Sie kann von Glück reden, dass ich nicht Bane bin. Sonst hätte ich für nichts garantieren können.“
Ich nickte nur. Ich wollte möglichen Stress mit anderen Zentauren vermeiden und war froh, dass Professor Firenze sich schnell wieder von uns abwandte. Er verschwand zurück in den Wald und lies Luke und mich allein zurück. Schweigend setzten wir beide unseren Weg fort, doch in der Stille lag plötzlich eine unangenehme Schärfe. Dann bemerkte ich den konfusen und entgeisterten Ausdruck in Lukes Gesicht.
„Was ist los?“, wollte ich daher wissen.
Er drehte den Kopf zu mir und fragte nur: „Eine Freundin?“
Ich fühlte mich plötzlich wie vor den Kopf gestoßen: „Hab ich was falsches gesagt?“
Luke antwortete nicht sofort, doch dann hob er protestierend den Blick und sah mich eindringlich an. In seinen Augen spiegelte sich die Ernsthaftigkeit der Situation wieder und mir wurde noch bewusster, was ich in Sekundenbruchteilen wieder angestellt und zerstört hatte.
„Ich verstehe das nicht“, fing er leise an und klang sehr verletzt, „Dieser Kuss - die vielen Blicke in den letzten Tagen. Flirten im Unterricht? Kokette Witze, wenn niemand anderes in der Nähe ist? Ich dachte wirklich, dass du mehr für mich empfinden würdest als Freundschaft und dann sagst du so etwas.“
Verzweifelt versuchte ich, irgendwie aus diesem Schlamassel heraus zu finden: „Bitte, Luke, ich kann doch Esther nicht einfach alles erzählen. Und überhaupt, du kannst doch nicht einfach behaupten, dass wir so etwas wie zusammen sind. Darüber hätte ich gern vorher noch mit dir gesprochen. Wo kämen wir denn sonst hin?“
Er entfernte sich einen Schritt von mir.
„Wir beide jedenfalls nicht weit“, sagte er kopfschüttelnd, „Wenn du nicht bereit bist, deine Gefühle für mich auch anderen zu offenbaren, wird das nichts. Du weißt, ich habe eine Wahnsinnsgeduld, und in den letzten Tagen war es echt schwer für mich, nicht über dich her zu fallen. Aber ich habe echt keine Lust, länger zu warten als nötig. Für mich war dieser Kuss jedenfalls echt. Schönen Tag noch, Lauren.“
Dann ging er mit schnellen Schritten vor und lies mich verwirrt und allein im Schnee zurück.
„Wir haben doch gar nicht darüber geredet“, murmelte ich leise und schüttelte enttäuscht den Kopf.
Männer!
Er hatte nicht das Recht, alleine etwas zu entscheiden, was uns beide betraf. Das machte mich irgendwie wütend, weshalb ich an diesem Abend kein Wort mehr mit ihm wechselte. Das fiel mir zwar schwer, aber Strafe musste sein. Erst am nächsten Tag auf der Heimreise im Zug traute ich mich, Luke darauf anzusprechen. Vor allem auch, weil ich über Weihnachten nicht mit diesem unsicheren Gefühl im Bauch feiern wollte.
Im Zug wechselten wir die ganze Zeit über kein ernstes Wort. Wir spielten mit den anderen Snape explodiert und MauMau, ich blätterte ein wenig in den Zeitschriften von Mabel und hörte über Kopfhörer Musik. In Gedanken versunken legte ich mir Worte zurecht, die ich später noch an Luke richten wollte. Und ich fragte mich das erste mal, ob es bisher richtig war, niemandem davon zu erzählen. Ich guckte zu Stephen, der arglos am Fenster saß und ein Buch las. Er glaubte immer noch, dass ich was von James wollte. Doch es war in den letzten Wochen ruhiger um mich und ihn geworden, daher hoffte ich, dass er diese Sache mittlerweile für erledigt hielt. Doch jetzt hatte ich diesen Kuss mit Luke, womit eine Sache unvermeidbar wurde. Egal wie es zwischen uns beiden endete, ich müsste irgendwann Stephen davon erzählen und ihm beichten, dass ich ihn angelogen hatte. Vor dem Tag graute es mir jetzt schon.
Als Stephen seinen Kopf hob und sich unsere Blicke kurz trafen, lächelte ich flüchtig. Dann drehte ich den Kopf wieder und guckte nach draußen in die dunkle Landschaft. Ãœber die Spiegelung der Scheibe sah ich zu Luke, der im gleichen Augenblick mich ebenfalls über die Spiegelung ansah. Zum Glück dauerte es nicht mehr lang, bis der Zug in London einfahren würde.
Keine Stunde später fuhr der Zug auf Gleich 9 ¾ ein. Ich wartete den Moment ab, als alle ausstiegen und keiner mehr in unserem Abteil war. Die Lichter im Zug waren schon aus und nur das spärliche Licht vom Bahnsteig beleuchtete die Innenräume des Hogwartsexpresses.
„Luke, warte kurz.“
Luke drehte sich herum: „Was gibt's denn noch? Sie schließen gleich die Türen.“
Ich kam gleich auf den Punkt: „Das gestern mit Esther tut mir Leid. Ich wusste einfach nicht genau, was ich vor ihr zugeben konnte und was nicht. Auf keinem Fall wollte ich, dass ausgerechnet sie als erstes erfährt, dass da irgendwas zwischen uns läuft... .“
„Und was läuft deiner Meinung nach zwischen uns?“
Ich grinste geheimnisvoll, ging an ihm vorbei, nahm seine Hände in meine und küsste ihn liebevoll auf die Wange.
„Das werden wir bestimmt bald herausfinden. Eigentlich habe ich auch noch viel mehr zu sagen, aber dafür ist auf der Silvester-Gala ja noch Zeit. Darf ich bis dahin deine Wahnsinnsgeduld noch mal auf die Probe stellen?“
Luke grinste, drückte mich glücklich an sich und meinte abschließend: „Du bist wirklich sonderbar, Reena.“
„Du auch. Ein frohes Weihnachtsfest.“
Mit geröteten Wangen aber darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen, stiegen wir aus dem Zug und gingen zu unseren Eltern. Meine Geschwister standen schon alle bei Mum und Dad und stritten sich um den wenigen Platz auf den Gepäckwagen, die Mum und Dad ergattern konnten. Es waren nur drei. Für 7 große Koffer, zwei Eulenkäfige, zwei Katzenkörbe, einen Frettchengitterkasten und unsere Taschen. Das bedeutete automatisch Krieg um jeden freien Quadratzentimeter.
Esther hob argwöhnisch eine Augenbraue, als ich von Mum und Dad begrüßt wurde.
„Können wir schnell nach Hause fahren?“, bat ich, „Ich möchte nämlich so schnell wie möglich Weihnachten feiern. Ich bin grad so gut in Stimmung.“

Die letzten Tage bis Weihnachten vergingen wie im Flug. Hier unten in der Region Wiltshire lag zwar kein Schnee mehr und es regnete über die Feiertage, aber für mich war das egal. Kaum das ich mal an Luke dachte, schien in meinem Kopf die Sonne und ließ das englische Wetter vor unserer Haustür verschwinden.
Heilig Abend bekamen wir Besuch von Mums Schwester Jane und ihrer Familie aus Bristol. Ihr Mann, Onkel George, war ein alter Bekannter und Studienkollege von meiner Mum. Er war ebenfalls Musiker. Tante Jane und Onkel George hatten sich sogar über meine Mum kennen gelernt. Er hatte eine Stelle als Klarinettist im Bristol Symphonic Orchestra und Tante Jane war Erzieherin in einem Kinderhort. Sie waren zwar beide Muggel, wussten aber von unserer Zauberei.
Kinder hatten die beiden ebenfalls, doch die wussten nichts von unserem magischen Talent. Meine Cousins hießen Ethan und Oscar und waren 15 und 11 Jahre alt. An diesem Tag hatte ich also nicht nur drei brüllende Brüder um mich, sondern auch noch zwei Cousins, die zu gern mitmischten. Daher verkroch ich mich in die Tabu-Zone des Hauses, die Küche, wo ich mich lange mit Onkel George über Musik und meine Fortschritte auf dem Horn unterhielt. Er bot mir sogar an, nächsten Sommer in den Ferien im Young Orchestra of Bristol mit zu spielen. Er war Dozent dort und konnte sich durchaus vorstellen, dass ich durchaus das Zeug dazu hätte Ich stimmte zu, weil das sehr spannend und nach viel Spaß klang. Außerdem würde ich dann endlich erfahren, wie es war, in so etwas wie einem Orchester mitzuspielen. Es würde toll sein, mit anderen Jugendlichen zusammen zu musizieren.
Bei der Gelegenheit erkläre ich am besten den Rest meiner Familie und Verwandtschaft - meine Eltern sind nämlich keineswegs Einzelkinder gewesen, doch außer uns gab es soweit keine weiteren Magier in unserer Verwandtschaft.
Fangen wir bei Dad an. Er hatte noch eine ältere Schwester, Leah, die Immobilienmaklerin in Irland war und an Touristen Ferienhäuser vermietete. Dann hatte Dad noch einen jüngeren Bruder, Irwin, der zu seiner Frau Sophie nach Deutschland gezogen ist.
Tante Leah und Onkel Irwin waren beide Muggel, denn damals war Dad der Einzige, der einen Brief aus Hogwarts erhalten hatte. Überrascht waren wir alle, als Onkel Irwins Tochter, meine Cousine Annabell, letztes Jahr Anzeichen von Zauberkräften gezeigt hat. Offenbar schlug sie nach Dads Linie und würde in drei, vier Jahren dann die Vahrensburg-Akademie in Deutschland besuchen.
Tante Leah hatte auch Kinder: Lucas, der 4 Jahre älter als ich war und Psychologie studierte, Gary, der ein Jahr älter war als ich und Cassandra, die vor kurzem 11 Jahre alt geworden ist. Tante Leah hatte sich vor Jahren von ihrem Mann scheiden lassen und lebte jetzt mit ihrem neuen Freund William, zusammen. Er war Schriftsteller und schwer in Ordnung.
Von allen Cousins oder Cousinen verstand ich mich mit Lucas am besten. Er war witzig, cool und hatte, wie ich, ein Talent dafür, sich zu blamieren. Auf dem letzten Familientreffen vor einem Jahr hatte er Mums prachtvolle Torte zerstört, indem er ausgerutscht und volle Kanone mit dem Arm in die Sahne gedonnert war. Zudem hat er einen Stapel schmutzige Teller fallen lassen und sich mit überschämendem Bier bekleckert. Es war schön, jemanden zu kennen, der genauso tollpatschig und verplant war wie ich. Wir hatten immer viel Spaß, wenn wir uns trafen.
Oh, und Mum hatte auch noch eine Schwester, Christine, aber sie vermied es mit ihrer Familie so gut wie möglich, uns einen Besuch abzustatten. Sie arbeitete bei einer Bank und hielt nicht viel von Dads Tick. Ja, unsere magischen Kräfte waren für sie ein Tick - aber nur, weil sie der Auffassung war, dass Magier den Muggeln im Alltag helfen sollten.
„Das ganze Leben wäre für uns viel einfacher, wenn ihr uns mit euren Kräften hier und da unter die Arme greifen würdet“, hatte sie mal gesagt. Das wiedersprach aber unseren Gesetzen, also zog sie es lieber vor, Abstand zu halten. Wäre Esther auch Nicht-Magisch, wären die beiden ein tolles Team, dessen oberstes Ziel es war, uns zu vernichten.
Also war nicht nur meine Familie groß, sondern auch meine Verwandtschaft. Das bedeutete auf den jährlichen Familientreffen volle Bude. Und weil Dad zaubern und somit die Räumlichkeiten vergrößern konnte, wurden sie immer bei uns abgehalten.
Am Nachmittag des 1. Weihnachtstages war es allerdings ruhig um mich herum. Die Drillinge waren mit ihren Geschenken in ihrem Zimmer beschäftigt, Rebbecca half Mum in der Kühe beim Abendessen, Abigail saß bestimmt irgendwo und las ihre neuen Bücher und was Esther machte interessierte mich herzlich wenig. Ich saß unten im Wohnzimmer auf der Couch und war mit dem Auspacken der Geschenke meiner Freunde beschäftigt, die heute Morgen per Kamin und Eule gekommen waren.
Einen ganz besonderen Umschlag hatte ich mir für den Schluss aufgehoben - den von Luke. Als ich ihn öffnete und mir die kurze Nachricht durchlas, wurde ich stutzig.

Fröhliche Weihnachten, Reena
Ich hab mir diese Idee von Patrick geholt, ebenso den Inhalt dieses Umschlag.
Such dir einen ruhigen Ort und streichle mit deinem Finger über das letzte Wort dieses Briefes.
Ich wünsche dir noch schöne Feiertage und freue mich, wenn wir uns Silvester bei Stephen wieder sehen. Dann hab ich auch etwas handfestes für dich.
Mit den liebsten Grüßen,
Luke


Was für eine merkwürde Idee. Ich sollte mit dem Finger über seinen Namen streichen? Ich lief durchs Haus und suchte nach einem Ort, an dem ich für mich sein konnte und setzte mich kurzerhand in den Heizkeller. Dann holte ich tief Luft und streichelte das kurze Wort.
Was dann geschah, wollte ich gar nicht richtig glauben. Der Brief sang. Aber nicht etwa All I Want For Christmas Is You oder so einen abgenudelten Weihnachtsquatsch. Sondern eines meiner absoluten Lieblingslieder, welches ich, zugegebenermaßen wegen meiner momentanen Stimmung, in den vergangen Wochen mehr als einmal am Tag gehört hatte.
Seine Stimme sang die ersten beiden Strophen, auf so gefühlvolle Art und Weise, die ich Luke niemals zugetraut hätte. Ich hätte ihm eigentlich auch nie zugetraut, dass er singen kann. Der Brief sang? So einen Text? Und dann auch noch mit Lukes Stimme? Und so schlecht klang es auch nicht. Hatte er vielleicht heimlich geübt?
Wie sÃ¼ß war das denn? Mir wurde fast schlecht. Auf so eine liebe Idee wäre ich selbst nie gekommen.
Als er geendet hatte, war ich eine Zeit lang einfach nur baff - unfähig, irgendwas zu tun. Sogar das Atmen hatte ich für kurze Zeit eingestellt.
Was war das denn? Alles noch mal auf Anfang - für mich.
Automatisch strich ich noch einmal über seinen Namen. Der gewünschte Effekt trat ein und die wenigen Zeilen wurden mir erneut vorgesungen.
Mit angewinkelten Beinen saß ich in unserem Heizkeller auf der Waschmaschine, streichelte einen Brief und bekam feuchte Augen. Ich bekam das dringende Verlangen, den Absender dieses Briefes in die Arme zu nehmen, seinen Körper an meinem zu spüren und einfach das Gefühl haben, dass er für mich da sein würde. Ich hatte das erste mal richtig Sehnsucht nach Luke.
Ich streichelte seinen Namen noch mal. Und noch mal.
Ich hätte das noch den ganzen Abend machen und mich über diesen Brief wie ein Kind über einen neuen Playmobilbauernhof freuen können, doch irgendwann hörte ich Schritte auf der Kellertreppe, die ich eindeutig meinem Dad zuordnen konnte. Wahrscheinlich ging er gerade in den Getränkekeller, um eine Flasche Wein für das Abendessen hoch zu holen.
„Welcher darf`s denn heute sein?“, brüllte er die Treppe rauf.
Von oben rief die gedämpfte Stimme meiner Mutter runter: „Egal, Hauptsache es sind keine Drachen oder Vampire drauf.“
„Wie wär`s mit dem französischen, den deine Jane gestern mitgebracht hat?“
Ich sprang von der Waschmaschine und ging in den nächsten Raum. Dad stand ratlos vor dem Regal mit den guten Flaschen und sah mich überrascht an, als ich auftauchte.
„Oh Laura. Trinkst du gleich einen Wein mit?“
„Klar.“
Dad grinste: „Welchen würdest du dann nehmen? Deine Mutter steht nicht so auf unser magisches Gesöff.“
„Ich kann's ihr nicht verübeln“, ergänzte ich, „Nichts gegen Mum, aber wenn Muggel die Etiketten unserer Flaschen lesen würden, lassen sie automatisch die Finger davon.“
„Was treibst du denn da unten?“, hörte ich Mums Stimme, „Ist Lauren bei dir? Lauren, sag deinem Dad, dass er etwas Vernünftiges mitbringen soll!“
Dad lehnte sich zu mir rüber und fragte verschwörerisch: „Und wenn wir die Etiketten austauschen?“
Ich schüttelte warnend den Kopf und ehe mein Dad auf andere dumme Gedanken kommen konnte zog ich kurzerhand eine Flasche Rotwein aus dem Regal.
„Nehmen wir den hier.“
Er nahm Stirnrunzelnd die Flasche entgegen.
„Den hat deine Tante Sophie uns letztes Jahr mitgebracht“, bemerkte er und studierte das Etikett.
„Umso besser“, meinte ich und zeigte auf das Etikett, „Muggelwein. Loreley-Tropfen. Klingt doch gut.“
Dad zuckte mit den Schultern: „Na gut. Aber transsylvanischer schmeckt immer noch am besten.“
Mit diesen Worten entschied er sich für diese Flasche, doch bevor wir hoch gingen, warf er mir einen letzten, aufmerksamen Blick zu.
„Ist was passiert?“, wollte er wissen und guckte mich über seine Brillengläser forsch an.
Ertappt schüttelte ich den Kopf: „Ähm, eigentlich nicht, wieso?“
„Weil du aus dem Heizkeller gekommen bist.“
„Oh - achso, ähm...“, stotterte ich und redete mich dann mit einer plausiblem Erklärung raus: „Ich habe geguckt, ob meine Sachen für Silvester zufällig schon fertig sind.“
Dads Blick wurde weich.
„Dein Kleid für die Ministeriums-Gala?“, hakte er neidisch nach, „Schätzchen, so was suchst du im Heizkeller? Ich dachte, ihr Mädchen hängt solche Dinge an vergoldeten Kleiderbügeln in einem Extraschrank auf, den ihr nur zu besonderen Anlässen öffnet. Das macht jedenfalls Esther momentan mit ihrem Abschlusskleid.“
Ich zuckte lachend mit den Schultern. Wir waren mittlerweile wieder im Flur angekommen, wo ich die Kellertür hinter mir schloss und schnell nach oben lief. Auf der Treppe hörte ich ein letztes „Weiber“ von Dad und begab mich dann in meines und Abigails Zimmer, um Lukes Brief sorgfältig zu verstauen - und zwar an einem Ort, den man gut mit einem vergoldeten Kleiderbügel für ein Kleid vergleichen konnte. Ich holte eine kleine, grüne Kiste unterm Bett hervor. Ich hatte sie vor ein paar Jahren von meinen Freunden zum Geburtstag bekommen. Sie öffnete sich nur, wenn man meinen Fingerabdruck nachweisen konnte - also nur, wenn ich es wollte. In ihr versteckte ich alles, was kostbar war oder niemals in die Hände meiner Geschwister gelangen durfte. Denn, in der Tat, dieser Brief war für mich etwas Besonderes und ich konnte es kaum abwarten, seinen Absender in ein paar Tagen endlich wieder zu sehen.


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