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Fanfiction

Zur Spitzen Feder - The Net

von Muggelchen

Die Reviewantworten findet ihr unten in meinem Vorstellthread im Forum.


° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °



Während Severus und Sirius in der Heulenden Hütte auf die Fortsetzung der Fanfiction warteten, stöberte Hermine im Internet, um nachzusehen, ob es „Furcht erregend“ geschrieben wurde oder „furchterregend“. Wenn sie schon eine Fanfiction für jedermann lesbar online stellte, wollte sie so wenig Rechtschreibfehler wie nur möglich machen. Das Schlimme war jedoch, dass sie sich von Diskussionen zum Thema Sprache gern ablenken ließ. Noch immer stöberte sie auf einer Korrektur-Seite – nur gefühlte fünf Minuten, doch in Wirklichkeit war längst eine Stunde vergangen. Erst das knisternde Geräusch des Kamins hielt ihr vor Augen, wie viel Zeit vergangen war. Per Flohnetzwerk hatte sich Harry gemeldet. Sein Kopf erschien im Feuer. Der Oberkörper war unbekleidet und Hermine dankte Merlin dafür, dass sie nicht mehr sehen musste.

„Harry, wie geht’s?“
„Danke, gut. Und selbst?“
Sie lächelte. „Alles bestens.“
„Sag mal, ist Severus da?“
Ihr ging ein Licht auf. „Ah, ihr wollt ihm zum Geburtstag gratulieren?“
„Ähm …“ Er druckste herum. „Eigentlich wollte ich sicherstellen, dass er nicht da ist. Wir möchten nämlich wissen, ob er sich etwas Bestimmtes zum Geburtstag wünscht.“
„Ein bisschen spät dafür, sich jetzt erst Gedanken zu machen oder?“
„Wenn man achtzig Prozent der gesamten Fanfiction im Bett verbringt, ist es nicht so leicht, mal unter Leute zu kommen. Ich kann nichts dafür, Hermine. Man hat mich so geschrieben.“
„Von wegen … Ich glaube eher, man hat dich mit achtzig Prozent weniger Hirnschmalz geschrieben. Ihr geht beide keinem Beruf nach. Da müsste ein bisschen Zeit drin sein, um sich Gedanken über ein Geburtstagsgeschenk zu machen, vor allem wenn man bedenkt, dass dein blonder Stecher Severus’ Patensohn ist.“
Harry winselte wie ein Hund, den man ausgeschimpfte, weil er auf den Teppich uriniert hatte. „Es tut mir leid, ich möchte es ja wieder gut machen. Hast du einen Tipp für mich?“
Einmal atmete Hermine tief durch, um sich zu beruhigen. „Einen Gutschein von Borgin & Burke's kann er immer gebrauchen.“
„Oh danke, Hermine!“ Harry klang tatsächlich erleichtert. „Wo ist Severus eigentlich?“
„Ich …“ Sie überlegte, ob sie von ihrem ganz persönlichen Geschenk an Severus überhaupt jemandem erzählen sollte. Harry war ihr Freund. Bei ihm wäre die Information bestimmt sicher aufgehoben. „Ich erfülle ihm einen Wunsch und schreibe gerade eine Fanfiction mit ihm, die er live erlebt.“
„Wow, Hermine! Hätte nicht gedacht, dass du ihm tatsächlich einen flotten Dreier mit Madam Rosmerta und Narzissa …“
„Bitte?“, unterbrach Hermine sichtlich schockiert.

Harry konnte sich noch gut an die letzte Party bei den Malfoys erinnern, bei der Severus ein wenig über den Durst getrunken hatte. Der Tränkemeister war nicht aufzuhalten und plauderte seine gut gehüteten Geheimnisse aus und das ganz ohne Veritaserum. Draco und er hatten danach mit dem Gedanken gespielt, für Severus diesen Traum wahr werden zu lassen, doch sie nahmen Abstand von der Idee, weil sie Hermine nicht kränken wollten.

„Äh, ich meine, ich weiß nicht“, korrigierte Harry seine Vermutung. „Was für ein Wunsch könnte das wohl sein? Gibst du mir einen Hinweis?“
„Nein!“, sagte sie sauer. „Und jetzt lass mich in Frieden, ich habe noch zu tun!“

Als Harry die Verbindung übers Flohnetzwerk trennte, hörte er noch die Namen der beiden eben erwähnten Damen, und das, was Hermine wütend murmelte, beinhaltete die Tätigkeit Hals umdrehen.

„Ich glaube, Hermine ist sauer auf mich“, sagte Harry, drehte sich dabei zu Draco und kratzte sich an der nackten Hüfte.
„Ich würde es ebenfalls nicht gern sehen, solltest du mit jemand anderem …“ Draco warf Harry einen finsteren Blick zu, der bedeutete, er sollte nicht einmal an andere Partner denken. „Sie schreibt also eine Fanfiction für Severus?“
„Ja, sieht so aus.“
Draco spitzte die Lippen, ließ sich derweil einiges durch den Kopf gehen. „Weißt du, wie ihr Username im Internet ist?“
„Sie hat mal was erwähnt. Warte mal …“ Diesmal grübelte Harry nach. „Sie sagte, ihr Name wäre in sämtlichen Variationen nicht mehr zu haben, also hat sie sich Herminebärchen genannt.“
Draco schnaufte belustigt. „Höre ich da richtig? Herminebärchen? Ich glaube, mir wird schlecht.“
„Alles andere war schon vergeben, ehrlich! Sie hat’s mir gezeigt.“
„Ich kann einfach nicht glauben, dass so viele Leute Hermine Granger heißen sollen.“
„Tun sie auch nicht“, beteuerte Harry. „Du vergisst aber, dass meine Bücher sehr bekannt sind.“
„Es sind nicht deine Bücher“, hielt Draco dagegen, doch Harry überhörte ihn geflissentlich.
„Und die ganzen Leuten aus den Büchern, also wir alle, sind so beliebt, dass die Fans sich im Internet so nennen wie wir heißen. Ist das nicht toll?“
„Das ist nicht dein ernst?“, fragte Draco perplex nach. „Wenn ich mir jetzt auf einer beliebigen Fanfiction-Plattform einen Account erstellen möchte, dann muss ich damit rechnen, dass Draco Malfoy gar nicht mehr frei ist?“ Harry schüttelte den Kopf. „Aber mein Name ist einzigartig!“
„Nicht nur der wird bereits vergeben sein. Auch sämtliche Abwandlungen.“ Harry zählte auf. „Draco Malfoy mit Bindestrich, mit Unterstrich, mit sonst welchen Sonderzeichen oder Zahlen vor, mitten oder nach dem Namen. Sogar Malfoy junior wird’s nicht mehr geben.“
„Das wird Daddy aber gar nicht gefallen“, sagte Draco mit ernster Miene. „Er hat sich meinen Namen damals urheberrechtliche schützen lassen. Ich werde ihn gleich mal anflohen. Dann kann er einigen Muggeln mit seinem Anwalt auf ganz legale Weise den Hintern aufreißen!“
„Ähm, ich glaube, das ist weder mit dem Abkommen zur Geheimhaltung der Zauberei noch mit dem Muggelschutz-Gesetz vereinbar, Draco.“
„Ach ja? Woher willst du das wissen?“
„Weil ich nicht vollkommen verblödet bin.“

In Sekundenschnelle dachte Draco darüber nach, dem Nebenplot mit Harry und ihm durch einen Streit noch ein bisschen Drama zu verpassen, bis er zu der Ansicht kam, dass er ihren eigenen Handlungsstrang nicht überstrapazieren durfte. Von einem Streitgespräch sah er daher ab. Je weniger die Leser von Harry und ihm erfuhren, desto besser.

„Hast du mal Fanfiction gelesen?“, wollte Draco plötzlich wissen.
Harry stemmte die Hände in die Hüfte und legte den Kopf schräg. „Als Hermine erzählte, sie würde regelmäßig Fangeschichten lesen, hab ich auch mal welche versucht. Sind ein paar gute dabei. Gibt aber auch eine Menge Schund da draußen.“
„Hast du auch mal welche geschrieben?“
„Nein, du?“
Ein fieses Grinsen legte sich über Dracos Gesicht. „Sicher!“
Die Information erstaunte Harry. „Warum hast du mir das nie erzählt?“
„Ich habe nie welche veröffentlicht. Ich schreibe sie nur für mich.“ Draco schlenderte zu einem Schrank hinüber, öffnete ihn und nahm ein Laptop heraus. „Hier.“
„Du bist im Netz?“
Mit vorwurfsvollem Blick fragte Draco: „Sag mal, Harry: Wie lange leben wir jetzt zusammen?“
„Hey, ich weiß nicht einmal, wie unser normaler Alltag aussieht. Immer, wenn man zu uns überblendet, liegen wir im Bett und kuscheln.“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir in diesem Moment eine sinnvolle Unterhaltung miteinander führen? Sie beinhaltet sogar andere Dialoge als Ja, Draco, tiefer. Härter, härter. Besorg’s mir!“
Harry wurde knallrot im Gesicht und suchte nach einer Erklärung. „Vielleicht ist das hier nur eine verworfene Szene?“
„Nein, dazu ist sie viel zu detailliert geschrieben. Das gehört zur Fanfiction. Ich frage mich nur, warum? Was für eine Rolle spielen wir? Warum schenkt man uns plötzlich so viel Aufmerksamkeit, wenn doch alles darauf hindeutet, dass wir beide momentan nicht in Stimmung sind?“
Harry musterte sein unbekleidetes Gegenüber von oben bis unten und grinste frech. „Ich bin immer in Stimmung.“

Seinen Liebhaber konnte er damit nicht aufheitern. Zwei Falten auf der bleichen Stirn zeigten, dass Draco angestrengt nachdachte. Plötzlich glättete sich seine Stirn.

Draco hob einen Finger und rief: „Ich hab’s! Man traut uns offenbar auch andere Dinge zu, als nur Körperflüssigkeiten auszutauschen.“
„Mmmh“, summte Harry. „Dann zieh ich mir mal was über.“ Er stand vom Bett auf und sah sich um, bevor er irritiert zu Draco schaute. „Haben wir eigentlich irgendwelche Kleidung?“
„Wen interessiert das?“, blaffte Draco ihn an. „Wir haben Schränke! Du kannst nur hoffen, dass man auch etwas in die Schränke hineingeschrieben hat.“ Draco selbst ging ein paar Mal im Zimmer auf und ab, während er laut kombinierte: „Wir müssen etwas Bedeutendes mit dem Plot mit Hermine und Severus zu tun haben. Vielleicht sogar mit der Geschichte, die sie schreibt.“ Er wandte sich an Harry, der gerade eine schwarze Lederhose beäugte, als wäre sie ein außerirdisches Artefakt. „Harry, um was ging es nochmal in der Geschichte, die Hermine für Severus schreibt?“
„Hat sie nicht verraten.“ Harry drehte sich zu Draco und hielt die Hose in die Höhe, bemerkte erst jetzt, dass der Stoff rund ums Gesäß fehlte. „Ist das deine?“
Draco rümpfte die Nase. „Nein. Und dir steht sowas auch nicht. Besser du bleibst nackig.“

Die Lederhose warf Harry zurück in den Schrank. Über die String-Tangas, essbaren Unterhöschen und das umfangreiche Repertoire an Sexspielzeug verlor er lieber kein Wort. Was für ein perverser Autor, dachte er abschätzig.

„Ich könnte mir ein Handtuch umwerfen.“ Draco schien nicht hinzuhören, so dass Harry mit sich selbst sprach. „Ich könnte auch Dobby rufen und um Hilfe bitten.“
Mit einem lauten Knall erschien der Hauself. „Harry Potter hat Dobby gerufen?“
„Dobby?“ Die Wiedersehensfreude war groß. Harry ging in die Knie. Vor dem Elf war ihm seine Blöße nicht unangenehm. „Wie geht es dir? Siehst etwas ausgezehrt aus.“ Schmutzig war der Elf auch. War das eine Platzwunde über dem Auge?
„Dobby hilft gerade, die Schule gegen Todesser zu verteidigen.“
Harry fiel aus allen Wolken. „Was?“
„Voldemort ist zurück“, sagte der Elf, „und Dobby kämpft gegen …“
Trotz seiner Nacktheit sprang Harry auf und war in Alarmbereitschaft. „Draco, hast du das gehört? Ich muss sofort los und die Welt vor …“
„Ah, ah, ah“, machte Draco schnell hintereinander, womit er Harry aufhielt. „Andere FF, andere Probleme. Das hat nichts mit dir zu tun.“
„Wenn das nichts mit mir zu tun hat, warum ist Dobby aus der anderen Geschichte zu mir gekommen?“
Der Elf erklärte dieses Phänomen selbst. „Dobby wird nicht oft geschrieben, Sir. Dobby muss sich vierteilen, um überall kurz auftreten zu können.“
„Wieso wirst du nicht oft geschrieben?“, fragte Harry nach.
Diesmal nahm Draco es dem Elf ab zu antworten. „Er ist zu uninteressant, Harry. Die Leute stehen auf Pairings. Wenn man ihn auftauchen lässt, dann nur kurz, um einen Kaffee zu bringen oder dergleichen.“
Dobby nickte und ergänzte: „Oder man holt Dobby für komische Geschichten mit dem jungen Mr. Malfoy.“
„Dobby!“, zischte Draco ermahnend.
Harry wurde stutzig. „Was denn für Geschichten bitteschön?“
„Dobby“, begann Draco und ignorierte Harrys Frage völlig, „würdest du für Harry und mich ein bisschen Kleidung besorgen?“
„Soll Dobby etwas Bestimmtes herzaubern?“
„Nein, nur eine normale Garderobe, wie wir sie auch in den Büchern in der Freizeit getragen haben. Mach den Kleiderschrank voll, damit wir ein bisschen Auswahl haben“, ordnete Draco an.

Mit einem Fingerschnippen waren die essbaren Unterhöschen, die Lederhosen und das Sexspielzeug durch normale Zauberer-Alltagskleidung ersetzt worden. Dobby entfernte sich wieder, um bei einer der vielen alternativen Schlachten um Hogwarts zu helfen. Harry schaute noch lange auf die Stelle, an der der Elf vor wenigen Minuten gestanden hatte. Dobby erlebte Action, während Harry Potter, der Inbegriff purer Action, in einer Fluff-Geschichte ohne ersichtliche Handlung versauerte. Erst jetzt bemerkte Harry, wie langweilig sein Leben mit Draco war. Noch während er sich ankleidete, überlegte Harry, wie er seine Situation ändern könnte.

„Hier!“
Erschrocken fuhr Harry zusammen und blickte zu Draco hinüber. „Was ist?“
Sein Liebhaber saß vor dem Laptop und deutete auf eine Stelle. „Ich hab Herminebärchen auf einer Fanfiction-Seite gefunden. Das erste Kapitel ist gar nicht so lang.“ Er überflog die Informationen zur Geschichte. „Ist seit heute online. Etwas über 4.000 Wörter, über 200 Mal angeklickt. Die Geschichte hat noch keine Reviews. Ich hab es überflogen und glaube zu wissen, was Hermine mit ihrem geschriebenen Geschenk an Severus beabsichtigt.“
„Und was soll das sein?“, fragte Harry gelangweilt nach, womit er Dracos Aufmerksamkeit erregte, denn der Blonde …
„Ich habe einen Namen! Ich heiße Draco und bin nicht nur der Blonde“, meckerte Draco plötzlich drauf los.
„Was ist dir den über die Leber gelaufen?“

Als Harry angekleidet war, setzte er sich neben Draco und blickte auf die Internetseite. Er entdeckte Hermines Usernamen und las ein paar Zeilen der Geschichte. Am Ende bekam Harry eine böse Vorahnung.

„Sehe ich das richtig? Sie sperrt Severus und Sirius in die Heulende Hütte? Das geht doch bestimmt nicht gut.“
„Du hast es erfasst, Harry. Jetzt rate mal, was sich Severus wohl gewünscht haben könnte?“ Draco half ihm auf die Sprünge. „Du hast es mir selbst erzählt. In dieser einen Fanfiction, in der du mit Hermine und Severus die Fanfiction in der Fanfiction anhören musstest, die Trelawney vorgelesen hat, hat Severus diesen Wunsch an sämtliche Autoren gerichtet.“
„Nein! Hermine will schreiben, dass er Sirius umbringt?“ Harrys Herz begann wie wild zu pochen. „Mit bloßen Händen?“
„Ich denke, genau darauf soll es hinauslaufen.“
„Wie weit ist die Geschichte? Es gibt bisher nur dieses eine Kapitel? Ist es schon zu spät?“
Draco zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Zu spät für was?“
„Na, um einzugreifen! Ich kann doch nicht zulassen, dass mein Patenonkel umkommt. Das hat schon genug wehgetan, als ich ihn in Band 5 verloren habe.“ Die Erinnerung an den Canon schmerzte ihn sehr. „Jetzt ist er wieder da und dann soll ich das ganze Gefühlschaos noch einmal durchleben?“ Harry redete sich in Rage. „Nein, das lasse ich nicht zu! Wie kann Hermine nur solche brutalen Ideen haben?“
Draco blieb völlig gelassen. „Also, ich gönne es meinem Patenonkel, dass er deinem Patenonkel das Licht ausbläst.“
Von dieser Aussage war Harry vollkommen geplättet. „Dann hilfst du mir nicht?“
„Wie denn? Hey, Harry, hör mal“, jetzt benutzte Draco seine nette Stimme, „im Fanfiction-Bereich kann jeder wiederbelebt werden. Das musst du beachten. Black ist ziemlich beliebt. Das dauert bestimmt nicht lange, bis der wiederaufersteht.“
„Trotzdem! Ich kann hier nicht untätig herumsitzen, jetzt wo ich weiß, was passieren soll. Das kommt unterlassener Hilfeleistung gleich!“

Weil Draco den Browser minimierte, erhaschte Harry einen Blick auf den Desktop. Dort war ein Ordner vorhanden, der schlichtweg Harry&Draco genannt worden war.

„Was ist denn das?“, wollte Harry wissen.
„Das, ähm, sind die Geschichten, die ich geschrieben habe. Es ist mir peinlich. Ich bitte dich, Harry“, Draco sah ihm tief in die Augen, „lies sie nicht. Das ist eine Art Tagebuch, privat.“
„Okay“, sagte Harry lang gezogen, denn skeptisch war er durchaus geworden. „Was kann ich jetzt machen, um Sirius zu helfen?“
„Du könntest Hermine eine schlechte Review geben. Vielleicht ändert sie dann ihren Plot. Oder sie hört gleich ganz auf zu schreiben.“
Harry schnaufte. „Ich glaube nicht, dass sie ihre Geschichte so schreibt, wie ein Leser sie haben will. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich auch nicht entmutigen.“
„Dann bleibt nur die Möglichkeit, dass du selbst eine Geschichte schreibst. Wenn diese Geschichte mehr Leser findet, dann wird sie eher real als eine FF, die kaum Leser hat.“
„Häh?“
Draco schüttelte den Kopf, weil Harry nicht verstand. „Eine Fanfiction wird nur für diejenigen wahr, die sie lesen und diese Leser machen die FF auch für uns wahr – und je mehr das sind …“
„Muss ich das verstehen?“
„Meine Güte, du hast gefragt, was du tun kannst und ich hab dir Möglichkeiten genannt: Hermine mobben oder selbst eine FF schreiben, die bei den Lesern richtig gut ankommt.“

Angespannt überlegte Harry, was die beste Alternative wäre. Er hatte sich noch nie eine Geschichte ausgedacht, bis auf die falschen Träume, die er sich zusammen mit Ron für das Fach Wahrsagen aus den Fingern gesogen hatte. Das war sogar im Canon vorgekommen, also schlummerte in ihm durchaus die Gabe, eine Handlung zu erfinden und zu Papier zu bringen. Professor Trelawney war jedenfalls von seinen Unheil bringenden Traumdeutungen ganz begeistert gewesen. Er könnte es versuchen. Er könnte eine Fanfiction schreiben. Andere konnten es doch auch.

„Was wird denn gern gelesen?“, wollte Harry wissen.
„Slash!“, war die prompte Antwort.
Was sich hinter diesem Begriff verbarg, wusste Harry noch aus dem Oneshot, in dem Hermine ihm alles erklärt hatte. „Ähm, soll ich etwa Sirius und Severus …?“ Er hielt inne und stellte sich das Paar bildlich vor. „Nein, das kann ich den beiden nicht antun.“
„Wenn du mit Sex das Leben deines Patenonkels retten kannst, warum nicht?“
Harry stellte sich Sirius und Severus diesmal viel genauer im Bett vor, bevor er mit einer Gänsehaut entschied: „Probieren wir erst die andere Möglichkeit aus.“

In der Zwischenzeit hatte sich Hermine von der Rechtschreib-Seite im Internet gelöst und überflog den Rest ihres ersten Kapitels, um den Faden der Geschichte zu finden. Lange wollte sie die Fortsetzung nicht hinauszögern. Severus sollte sehr bald zum Zug kommen und Sirius den Hals umdrehen. Kaum legte sie die Finger auf die Tastatur, da klingelte es.

Als sie zur Tür ging, murmelte sie grantig: „Wir hätten allen sagen sollen, dass Severus zu seinem Geburtstag nicht Zuhause ist.“ Die Tür war geöffnet und Hermine stutzte. „Ginny?“ Ihre Freundin hielt einige Broschüren in der Hand. Eine davon reichte sie Hermine.
„Hier, für dich. Wenn du noch ein paar haben möchtest, um sie zu verteilen …?“
Hermine hatte die Broschüren überflogen. „Rettet den Harry Potter-Canon?“, las sie laut vor. „Was soll das?“
„Wir sind eine Gruppe von Charakteren aus dem Harry-Potter-Universum, die sich dafür einsetzen, dass die Fans sich mehr an den Canon halten“, erwiderte Ginny. Man hörte heraus, dass sie diesen erklärenden Satz nicht zum ersten Mal von sich gab.
„Aber …“ Hermine schüttelte den Kopf. „Warum? Es ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn die Fans unabhängig vom Canon ihre eigenen Geschichten schreiben.“
Ginnys Augen wurden ganz groß. Sie schien entsetzt. „Dann macht es dir nichts aus, mit deinem ehemaligen Lehrer für Zaubertränke, der nebenbei erwähnt doppelt so alt ist wie du und nicht gerade bei einem Schönheitswettbewerb gewinnen könnte, zusammenzuleben und“, Ginny verzog das Gesicht, „mit ihm Sex zu haben?“
„Wir haben keinen Sex!“, rechtfertigte sich Hermine. „Das wird immer nur angedeutet.“
„Pah!“, machte Ginny abwertend. „Hast du mal gelesen, was es über euch für Geschichten gibt? Natürlich habt ihr Sex miteinander! Manchmal sogar ohne deine Einwilligung.“
„Wirklich?“ Hermine konnte sich das gar nicht vorstellen. Hier im Fluff-Universum war alles in Ordnung. Vergewaltigung war ein Fremdwort.
„Ich habe die Nase voll, dass jeder außer mir mit Harry schlafen kann“, brachte Ginny als Beschwerde hervor. „Dabei sind er und ich laut Canon ein Paar. Wir haben sogar Kinder! Selbst die werden vernachlässigt. Ich habe wirklich schon überlegt, ob ich das Jugendamt auf ihn hetzen soll.“

Nochmals schaute Hermine auf die Broschüre und stellte sich vor, wie ihr Leben verlaufen würde, sollte man sich ausschließlich an den Canon halten. Sie wäre mit Ron verheiratet, hätte Kinder und … Würde sie überhaupt einem Beruf nachgehen? Das Leben wäre eintönig! Mit Severus erlebte sie wenigstens hin und wieder ein paar Abenteuer, konnte mit ihm zusammen auch ein paar neue Tränke brauen, was mit Ron unmöglich wäre.

„Du kannst für uns spenden“, sagte Ginny monoton, „oder unserer Gruppe beitreten. Susan und Justin machen auch mit. Du findest auf der Broschüre die Internetseite von uns. Da erklären wir unsere Ziele und dergleichen, wir haben auch ein Gästebuch und bieten Hilfe für Canon-Charaktere an, die sich nicht mehr benutzen lassen möchten.“
„Ich sehe mal rein, Ginny, aber ich kann nichts versprechen.“
Ginny lächelte gezwungen. „Das musst du gar nicht. Es ist schon gut zu wissen, dass du dich damit auseinandersetzt. Dann will ich mal wieder … Bis dann!“
„Wiedersehen, Ginny.“

Zurück am PC öffnete Hermine zunächst die Seite http://www.rettet-den-harry-potter-canon.de und warf einen Blick ins Gästebuch. Schon einige hatten sich hier verewigt. Beinahe alle kannte Hermine, wenn auch manchmal nur vom Hörensagen. Ein Eintrag brach ihr fast das Herz. Dort stand:

„Ginny! Wie kannst du dich nur für so eine Sache starkmachen? Laut Canon bin ich tot. Ich bin mehr als nur froh, dank Fanfiction mein junges Leben genießen zu dürfen. Überlege dir gut, ob du für immer auf Fanon verzichten möchtest – und damit auf mich. Und denke bitte an Mum, vor allem aber an George.
Dein Bruder Fred“

Einerseits verstand Hermine, dass Ginny sich für den Canon einsetzte. Andererseits konnte niemand außer Rowling Canon schreiben. In diesem Sinne reagierte Ginny völlig über. Es war zu verstehen, dass sie viel öfter mit Harry zusammen sein wollte. Geschichten mit den beiden als Paar gab es natürlich, aber sie waren im Vergleich zu anderen Geschichten in der Minderheit. Viel häufiger gab es Harry/Draco und selbst – das machte Hermine besonders eifersüchtig – Harry/Severus. Dennoch war der Anteil an Hermine/Severus-Geschichten mindestens gleich groß. Mit Severus müsste sie mal ein ernstes Wörtchen reden. Auch die ganzen OCs, die selbst erfundenen Charaktere von FF-Autoren, sollten ihrer Meinung nach ein bisschen weniger werden. Es gefiel Hermine überhaupt nicht, dass Severus sich sexuell mit Frauen vergnügte, die ihm völlig fremd waren. Dazu auch noch ohne Verhütung! Jedenfalls hatte sie noch nie in einer Fanfiction von Kondomen gelesen. Dann lieber Severus/Narzissa. Da hätte nämlich Lucius noch ein Wörtchen mitzureden.

Über dem von Fred stand ein anderer Gästebucheintrag, der da lautete:

„Der Canon ist Dreck! Ich hätte gewinnen müssen! Und weil ich es im Canon nicht geschafft habe, werde ich eben in Fanfiction meinen Sieg auskosten.
Voldemort“

Es gab auch Einträge, die sich positiv für die Canon-Liebhaber aussprachen. Neugierig las Hermine einen Eintrag von Justin Finch-Fletchley, einem ehemaligen Mitschüler aus Hufflepuff, Mitglied der DA und darüber hinaus mit einer unwichtigen Nebenrolle besetzt, der schrieb:

„Ich bin auch für den Canon. Das Ende der Buchreihe war doch bestens. Ich finde nicht schön, selber für Fanfiction herzuhalten, nur weil man gerade wieder einen Toten braucht, der irgendwann mal in den Büchern auftauchte. Dafür bin ich wohl gut genug. Aber nicht mit mir!
LG Justin“

Daraufhin antwortete Lee Jordan:

„@Justin: Du bist erstens nur ein langweiliger Nebencharakter und zweitens bist du im Original nicht gestorben, du Mistkerl. Ich will auf meinen Freund Fred nicht verzichten!
Hoch lebe der Fanon!
Lee“

Wieder ließ sich Hermine von der Seite ablenken. Sie las die restlichen Beiträge aus dem Gästebuch, danach die Forderungen der Gruppe, die den Canon retten wollte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie alle Seiten durch hatte. Plötzlich blinkte rechts unten an ihrem Monitor etwas auf. Das Symbol für eine neue Mail. Der Betreff lautete „Sie haben eine Review erhalten“. Voller Vorfreude klickte Hermine den Link an und las das Feedback.

„Hallo Herminebärchen,

das erste Kapitel habe ich schon gelesen und es gefällt mir ganz und gar nicht. Mal davon abgesehen, dass kaum Handlung vorhanden ist, ist der Plot sowas von vorhersehbar, dass es überhaupt keinen Spaß macht, die Geschichte überhaupt noch weiter zu verfolgen. Das sehe ich ohne Trelawneys blöden Wahrsagekugeln, dass Snape Sirius umbringen wird. Und? *schulterzuck* Was ist das für eine bescheuerte „Handlung“? Schreib lieber was Spannendes, von mir aus was Erotisches, aber lass Sirius gefälligst am Leben, du blöde Kuh.

LG
Goldjungchen“

Wütend las Hermine die Review noch einmal, dann ein drittes Mal. Anfangs war der Text einigermaßen nett und kritisch, aber „blöde Kuh“ ging ihr dann doch zu weit. Sie drückte den Abuse-Button und meldete die Beleidigung bei den Seitenbetreibern. Wenn die Review nicht zu editieren wäre, dann sollte man sie eben löschen. Lieber keine Review als eine, in der sie als blöde Kuh bezeichnet wurde.

Kurz nachdem sie die Review gemeldet hatte, bekam sie eine weitere, diesmal von einem anderen Leser.

„Liebes Herminebärchen,

lass dich von der Review von Goldjungchen nicht verärgern. Die Wortwahl war recht harsch, teilweise muss ich ihm aber zustimmen. Die Handlung lässt zu wünschen übrig, Liebes. Ich mag ebenfalls nicht lesen, dass Sirius sterben soll. Aus welchem Grund? Warum sind die beiden überhaupt in der Heulenden Hütte? Warum lebt Sirius? Wieso besitzt er ein Handy? Das alles kommt viel zu plötzlich und liest sich eher wie eine unfertige Szene, anstatt wie eine ganze Geschichte. Du solltest dich wirklich auf eine gute Handlung konzentrieren, vielleicht auch auf ein paar erklärende Details. Es ist, wie Goldjungchen schon schrieb, wirklich vorhersehbar, was du bezwecken möchtest: einzig und allein Sirius’ Tod. Dennoch ein Lob von mir bezüglich der Rechtschreibung. Fehler habe ich keine gefunden, die Sätze lesen sich sehr flüssig und ich mag die Art, wie du die Dialoge zwischen den beiden verfasst. Genau wie ich sie kenne, einfach herrlich! Nur an der Handlung hapert es. Nichts für ungut. Es könnte noch was draus werden. Freue mich auf mehr.

Liebe Grüße
Wölfilein1960“

Das war eine Review, mit der Hermine leben konnte. Nett und kritisch, aber trotzdem würde es zu lange dauern, wenn sie sich für Severus’ Geburtstagsgeschenk auch noch eine spannende Handlung ausdenken müsste. Sie wollte ihm nur den Wunsch erfüllen, Sirius umzubringen. An der Kritik von Wölfilein1960 hatte sie dennoch lange zu knabbern. Seine Worte führten ihr vor Augen, dass andere Menschen mitlasen – und für die war es tatsächlich langweilig. Vielleicht wäre ein bisschen spannende Handlung nicht verkehrt, auch wenn das für Severus das Ziel etwas weiter weg rücken würde.

Als sie die Usernamen las, hatte sie das Gefühl, die beiden Leser gut zu kennen. Goldjungchen und Wölfilein1960 … Wenn Harry sie als „blöde Kuh“ bezeichnet haben sollte, dann würde sie ihm das nächste Mal, wenn sie ihn sehen sollte, den Kopf waschen. Und Wölfilein1960? Remus, na klar! Oder die User hatten sich so genannt, damit Hermine denken sollte, es würde sich nur um diese zwei handeln. Wer hinter den Usernamen steckte, konnte sie nicht mit Sicherheit wissen. Wer würde sie auf eine falsche Fährte locken wollen? Voldemort? Lucius Malfoy? Nein, die beiden hätten bestimmt nichts dagegen, dass Sirius stirbt.

Nicht nur Hermine saß vor ihrem PC und las ihre eigene Geschichte. Auch Draco und Harry befanden sich wieder auf der gleichen Fanfiction-Seite.

Harry las die Review, die Draco vor einigen Minuten unter Harrys frisch angelegten Account verfasst hatte.

„Du kannst Hermine nicht einfach als blöde Kuh bezeichnen, Draco“, mahnte er seinen Freund.
„Habe ich aber eben.“
„Das wird auf mich zurückfallen. Der Account wurde mit meinen Daten angelegt. Ich will es mir mit ihr nicht verscherzen.“
„Weißt du, Harry, ich habe keine Lust mehr darauf. Ich gehe jetzt in die Nokturngasse und besorge für Severus den Gutschein zum Geburtstag.“
Harry nickte. „Kannst du was zu essen mitbringen? Bisher haben wir beide nichts zu uns genommen. Ich will nicht verhungern, nur weil der Autor nicht daran denkt, uns zu füttern.“
„Füttern …? Wir sind doch keine Tiere.“
Harry lächelte verschmitzt. „Wenn wir übereinander herfallen, dann schon.“

Seinen Laptop fuhr Draco wieder hinunter. Er konnte nicht ahnen, dass der Ordner auf dem Desktop Harrys Neugierde geweckt hatte. Kaum war Draco zur Tür raus, da fuhr Harry den Laptop wieder hoch. Er klickte doppelt auf den Ordner und fand unzählige nummerierte Textdokumente, die er nach und nach anklickte und überflog. Erst jetzt wurde ihm klar, dass es Draco war, der ihn in dieser fluffigen Slash-FF gefangen hielt. Kein Fan schrieb die Geschichte über Draco und ihn, sondern Draco selbst. Die größte Enttäuschung war jedoch, dass Draco ihn absichtlich dumm darstellte. Der Harry aus den Büchern war schlau, konnte Rätsel lösen und die Welt retten. Der Fluff-Harry war dumm wie Brot und einzig im Bett eine Granate. Wahrscheinlich charakterisierte Draco ihn so, weil Harry auf diese Weise mit ihm zusammenblieb. Ein Malfoy bekam immer, was er wollte, hallte es in Harrys Gedächtnis wider.

„Dieser verdammte Dreckskerl!“, beschimpfte Harry seinen Freund in Abwesenheit. „Von wegen, die Geschichte sei nur ein Tagebuch. Von wegen privat. Das Frettchen hat sie hochgeladen!“ Schnell fand Harry im Internet entsprechende Fanfiction, die bis ins kleinste Detail sogar, beziehungsweise besonders ihr Sexleben beschrieb und bisher eine Menge Reviews aufwies. „Alle Welt weiß, was wir treiben“, murmelte Harry verlegen. „Und vor allem wie!“ Peinlich berührt legte er eine Hand über den Mund und schaute sich das Feedback an. Die Reviews zu der frivolen Fanfiction sahen entsprechend aus. Da schrieb einer:

„geilomat! ehrlich!!!! ich finde klasse, dass harry so richtig durchgenudelt wird. mehr davon!!!!111
lg vincent“

„Na prima!“ Harry schnaufte. „Crabbe liest Sexgeschichten mit Draco und mir. Mir wird schlecht!“ Er schaute sich andere Reviews im Schnelldurchgang an, denn die Fanfiction hatte trotz weniger kurzer Kapitel – in denen jedesmal mindestens eine Sexszene vorkam – schon weit über 3.000 Rückmeldungen von Lesern erhalten. Eine schrieb:

„Harry hat es nicht anders verdient, als ans Bett gefesselt zu werden. Nächstes Mal am besten noch einen Knebel! Ich finde seine Dialoge nämlich echt ätzend. Und mehr Bondage, bitte! Hätte auch nichts gegen figging einzuwenden … ;)
Lieben Gruß
Deine Pansy“

Harry war nicht mehr zu halten. Seine Wut über Draco, der ihn dümmlich darstellte, nur damit das Fluff-Leben angenehm blieb und er sich nicht über ausgefallene Sexpraktiken beschwerte, wuchs von Kapitel zu Kapitel, bis er an die Stelle kam, an der er sich jetzt gerade befand: Draco war in der Nokturngasse und Harry las heimlich dessen Dateien. Magische Instant-Fanfiction.

„Ginny würde mich nie so hintergehen“, murmelte Harry zu sich selbst. „Das werde ich Draco heimzahlen!“

Der Kamin knisterte unerwartet. Erschrocken klappte Harry den Laptop zu und nahm den Ruf entgegen.

„Remus, hallo“, grüßte er den alten Freund, den es nicht geben würde, hätte man sich an den Canon gehalten.
„Harry, mein Guter. Ist Draco da?“
„Nein.“
„Gut, darf ich vorbeikommen?“

Harry gestattete dem Freund, durch den Kamin zu treten. Remus sah aus wie immer, wenn auch etwas gesünder, jünger und vor allem etwas kräftiger. Der Autor meinte es gut mit ihm. Remus klopfte Harry zur Begrüßung auf die Schulter, ließ die Hand dort verweilen und drückte einige Male freundschaftlich zu, als wollte er etwas sagen, sich aber nicht trauen.

„Remus, raus mit der Sprache. Was ist los?“
Zögerlich schenkte Remus ihm ein Lächeln. „Ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, was Hermine vor hat.“ Remus bemerkte den Laptop und Harry folgte dem Blick seines Gastes.
„Wenn du meinst, dass Hermine Sirius umbringen will, nur damit Severus ihr nicht mehr mit Sex in den Ohren liegt? Ja, das habe ich mitbekommen und ich überlege, wie ich das stoppen kann.“
Remus strahlte über beide Ohren. „Dann sollten wir uns beide zusammen etwas überlegen. Ich finde Hermines Idee nämlich auch nicht besonders prickelnd.“
„Ich …“

Weil es an der Tür klingelte, hielt Harry mitten im Satz inne. Er hoffte, dass Draco nicht jetzt schon zurückgekehrt war. Noch immer war Harry so wütend, dass die Fetzen fliegen würden. Als Harry den Gast anblickte, stand nicht nur die Tür, sondern vor lauter Staunen auch sein Mund weit auf.

„Ginny!“ Er freute sich über ihren Besuch, doch sie schien sehr distanziert. Er war nicht ihr Harry.
„Hallo Harry.“ Mit einer Hand hielt sie ihm eine Broschüre entgegen. „Hier, für dich. Kannst es ja mal durchblättern.“

Vom Flur aus hatte Remus ihre Stimme erkannt. Er gesellte sich zu den beiden und grüßte die junge Frau.

„Remus, du hier?“, fragte sie überrascht und auch etwas zurückhaltend. Ihre anfänglicher Scheu legte sie schnell ab, als sie den beiden vorwarf: „Habt ihr euch für einen schmutzigen Oneshot getroffen?“
Er schenkte ihr ein mildes Lächeln. „Nein, ich wollte mit Harry eine wichtige Sache bereden.“
Ginny nickte verbissen. „Ich will auch gar nicht lange stö…“
„Was ist das?“ Remus nahm Harry die Broschüre aus der Hand, las den Titel und den Werbespruch. „Ist das …? Das ist euer Ernst?“ Weil Ginny nickte, holte Remus aus: „Du weißt, dass das hier“, mit der anderen Hand schlug er auf die Broschüre, „meinen endgültigen Tod bedeuten würde?“ Wieder nickte Ginny. „Es bedeutet auch, dass du deinen Bruder Fred nie wieder sehen würdest“, hielt Remus ihr vor Augen, „und all die anderen. Hedwig“, vom Wohnzimmer schuhute es, als die Eule ihren Namen hörte, „Alastor, Albus, Dobby, Sirius, Severus, Tonks.“ Das Schluchzen konnte Remus nicht unterdrücken. „Mein liebe Tonks“, murmelte er leise, bevor er sich wieder fasste. „Ginny, warum?“
„Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“, meckerte sie unerwartet. Sie nickte zu Harry hinüber. „Wir beide müssten zusammen sein, nicht Draco und Harry. Das ist völlig unrealistisch! Die beiden hassen sich.“
Harry erinnerte sich an die Fanfiction von Draco. „Lass mal gut sein, Ginny. Ich fange gerade wieder an, ihn zu hassen. Andererseits kommen wir einigermaßen miteinander aus. Man hat uns nicht komplett in character geschrieben.“
„Genau das ist es doch, was mich stört. Du bist nicht IC. Bist du überhaupt noch Harry? Der Harry, den man aus den Büchern kennt?“ Sie selbst schüttelte den Kopf. „Nein, der bist du nicht. Du bist so anders“, sie musterte ihn von oben bis unten. „Dich müsste man nicht mal Harry Potter nennen. Jeder Name würde es tun.“
„Sieh mich an“, empfahl Harry, bevor er seinen Pony aus der Stirn strich.
„Oh ja“, schnaufte Ginny, „die bekannte Narbe. Jedem Idioten könnte man so eine verpassen. Die Narbe lag neulich in der Hexenwoche als Rubbel-Tatoo für Kinder bei. Du siehst aus wie Harry, verhältst dich aber nicht wie er.“
Remus versuchte zu schlichten und hob beide Hände, damit Ginny und Harry sich beruhigten. „Ginny, ich verstehe deine Einwände. Ich weiß aber, dass es viele Geschichten gibt, in denen du mit Harry …“
„Es gibt zu wenig!“, unterbrach sie zornig. „Die Leute glauben doch nicht wirklich, Harry würde besser mit Draco zusammenpassen? Das ist abartig! Es gab in den Büchern nie Anzeichen dafür, dass Harry schwul ist.“
„Bist du homophob?“, fragte Harry provozierend.
„Nein, bin ich nicht. Falls du es vergessen hast: Dumbledore ist homosexuell und ich mag ihn sehr“, stellte sie klar.
„Fehler!“, warf Remus ein. „Es stand nie in den Büchern, dass er homosexuell wäre. Das ist nur eine Interviewaussage. Rowling sagte, sie hätte sich Dumbledore beim Schreiben immer homosexuell vorgestellt. Die Presse machte daraus eine Tatsache und schrieb, er wäre schwul.“
„Alles“, Ginnys Gesicht war mittlerweile hochrot angelaufen, „was Rowling von sich gibt“, ihre Stimme zitterte, „ist realer und gewichtiger als das, was die Fans von sich geben. Ich mach das nicht mehr mit und zum Glück bin ich nicht die Einzige, die so denkt!“
„Es tut doch niemandem weh“, versuchte Harry sich und seine Fans zu rechtfertigen. „Man muss es nicht lesen, wenn man Draco und mich nicht als Paar sehen möchte.“
„Genau!“, stimmte Remus mit ein.
„Das ist das typische Totschlagargument eurer Fans, nicht wahr? Musst es ja nicht lesen, wenn es dir nicht passt! Pöh!“ Ginny redete sich in Rage. „Es stört mich bereits, dass es solche Geschichten überhaupt gibt. Das Internet ist voll mit Schund! Ich müsste nur zwanzig Blatt Papier fressen und würde eine bessere Fanfiction auskotzen als das, was man so geboten bekommt.“
„Ginny, ich glaube, jetzt gehst du wirklich zu …“
„Nein, nein“, sie hielt beide Hände in die Höhe und ging einen Schritt zurück, atmete einmal tief durch. „Ich störe nicht länger. Ich wollte nur, dass du dir mal Gedanken darüber machst. Falls du mich suchst: Ich bin bei meinen Eltern. Wenigstens werden die von den meisten Fans in Ruhe gelassen. Kein Techtelmechtel zwischen Dad und Lucius, kein Rumgepoppe zwischen Mum und Fenrir Greyback. Zuhause ist das Leben noch in Ordnung. Unsere Kinder sind übrigens auch dort, falls du dich überhaupt daran erinnern kannst, zwei Söhne und eine Tochter zu haben.“

Mit einem lauten Knall apparierte Ginny und ließ einen verdutzten Harry und einen nachdenklich wirkenden Remus zurück. Langsam schloss Harry die Tür. Die beiden gingen stumm zurück ins Wohnzimmer. Ginnys Worte hatten einen Punkt tief in ihrem Innern berührt.

„Vielleicht hat Ginny Recht?“ Harry zweifelte langsam am Fanon.
„Nein, Harry“, widersprach Remus. „Denk daran, dass es Sirius und mich nicht geben würde, würde jeder nur noch streng nach den Vorgaben des Canons schreiben. Ich für meinen Teil habe nichts dagegen, dann und wann eine heftige, ähm“, Remus suchte ein passendes Wort, „Auseinandersetzung mit Lucius zu führen, solang ich dafür nur am Leben sein darf.“
„Lucius und du?“
Remus blickte beschämt zu Boden und murmelte: „Ich möchte nicht darüber reden, Harry.“
Ungläubig schüttelte Harry den Kopf. „Geht es denn wirklich immer nur um das Eine?“
Nachdem Remus tief durchgeatmet hatte, erklärte er: „Nicht immer, Harry, aber meistens. Da müssen wir durch. Es geht nun einmal darum, wer mit wem. Handlung spielt selten eine Rolle, eine gute Handlung ist noch schwerer zu finden.“
„Aber es gibt sie, oder?“ Ein Hoffnungsschimmer. „Geschichten mit Handlung, ohne Sex. Es gibt Fans, die sich wirklich Gedanken über uns machen.“ Harry hoffte und Remus stimmte ihm zum Glück mit einem Nicken zu.
„Und ich bin froh darüber. Ich wäre nämlich wirklich lieber tot, als nur von einem Bett ins nächste zu hüpfen.“
Gedankenverloren nickte Harry ebenfalls. „Sag mal, mit wem wirst du eigentlich am meisten verkuppelt?“
Eine Augenbraue fuhr in die Höhe, bevor Remus mit einem Schmunzeln auf den Lippen erwiderte: „Mit Sirius.“ Bevor Harry etwas Schlechtes sagen konnte, erklärte Remus: „Es ist nicht übel, wirklich nicht. Ich mag das Leben mit ihm sogar recht gern. Es ist überwiegend harmonisch geschrieben.“ Remus wollte zum eigentlichen Thema zurückkehren. „Deswegen möchte ich nicht, dass Hermine ihn einfach in ihrer Geschichte umbringt. Sirius bedeutet mir einfach viel zu viel.“
„Ich will das auch nicht“, beteuerte Harry. „Ich weiß nur nicht, wie ich sie aufhalten kann. Wir haben es mit einer Review versucht.“
„Die habe ich gelesen. Du bist Goldjungchen?“
Harry nickte. „Draco hat die Rückmeldung unter meinem Account geschrieben. Ich hätte Hermine nie als blöde Kuh bezeichnet, das musst du mir glauben!“
„Ich glaube dir, Harry. Die Frage ist, was tun wir jetzt?“
Völlig überfordert mit der Situation hob und senkte Harry die Schultern. „Es ist nicht nur die Sache, dass Hermine Sirius umbringen lassen will. Ich habe heute eine Entdeckung gemacht …“ Er seufzte. „Draco schreibt mich absichtlich dumm, damit ich mit ihm zusammenbleibe und keine Fragen stelle.“
„Tut er das?“, fragte Remus verwundert nach.
„Beweise habe ich auf seinem Laptop gefunden. Er schreibt unsere Geschichte, unser Leben, und er lädt alles ins Internet. Er hat mich enttäuscht, Remus. Ich habe ja nicht mal was dagegen, dass wir ein Paar sind. Mich widert nur an, dass er mir nicht meinen normalen Intellekt zugesteht. Hat er Angst, dass ich dann gehe? Mir ist es momentan beinahe wichtiger, dieses Problem zu lösen als Sirius zu retten.“
Remus spitzte die Lippen. Langsam legte er einen Arm um Harrys Schultern. „Weißt du, Harry, ich denke, wir sollten beide Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
„Und wie?“
„Wir beide tun uns zusammen und reden Hermine den geplanten Mord aus – beziehungsweise schreiben wir ihr den aus, wenn du verstehst, was ich meine …“ Remus zwinkerte ihm zu. „Und im gleichen Atemzug geben wir dir deinen IQ zurück, mit dem Draco klarkommen muss.“
„Das ist eine fantastische Idee!“ Sein Enthusiasmus wurde mit einem Male gebremst, als er sich eine bestimmte Sache vor Augen hielt. „Da ist nur … Draco müsste bald zurückkommen und ich weiß nicht, wohin ich gehen soll.“
„Das Problem haben wir gleich gelöst. Darf ich mal an den Laptop?“

Harry nickte und wies höflich mit einer Hand zur Technik. Er beobachtete, wie Remus ein neues Dokument öffnete und zu schreiben begann. In enormer Geschwindigkeit huschten die zehn Finger über die Tastatur. Nie hätte Harry gedacht, dass Remus das Blind-Schreiben beherrschte. Vorsichtig lehnte er sich über Remus’ Schulter und las das Geschriebene. Remus hatte mit einer neuen Geschichte begonnen, die Draco in der Nokturngasse festhielt, weil er auf einen alten Bekannten nach dem anderen stieß. Das gab ihnen genügend Zeit, sich selbst unbemerkt von allen anderen an einen Ort zu schreiben, an dem sie in Ruhe ihren Angriff auf Hermine planen, Sirius befreien und gleichzeitig Draco einen Denkzettel verpassen könnten, den der nicht so schnell vergessen würde. Ein Ort, der einen der sichersten der Welt darstellte: Hogwarts!



Fortsetzung folgt.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg