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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (H/G) - Geheimnisse

von Jessica21

Ihr Lieben, ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich für mein Zuspätkommen wirklich rechtfertigen kann ... deswegen bleibt mir nur ein beschämtes "Sorry!" und die Hoffnung, dass ihr es mir nicht allzu übel nehmt. (Ich habe angefangen, mir feste Deadlines zu setzen, also ist die Hoffnung auf Besserung noch nicht ganz verloren!)

Nur schnell Re-Kommis!

@Dolohow: Du meinst, weil die Updates so lange dauern? Na ja, das ist eine ziemlich subjektive Frage, also überlasse ich dir die Entscheidung, aber halte dir bitte vor Augen, dass ich - und man mag es nicht glauben - nebenbei noch ein Real Life habe! ^^

@Solistatos: Was soll ich sagen ... ich doch auch! :D

@mephisto: Tja, Cliffhanger sind nun mal dazu gedacht, unschuldige kleine Leserchen zu ärgern! *muahaha*

Okay, los geht's!



"Geheimnisse"


Harry schlug die Augen am nächsten Morgen mit der vagen Hoffnung auf, die letzte Nacht sei nur ein sinnloser Traum gewesen, eine Einbildung ohne näheren Grund. Ein Blick in Ginnys Richtung genügte jedoch, und dieser Gedanke schrumpelte in sich zusammen wie ein Stück altes Obst.

Jetzt sah sie so friedlich aus. Die langen Haare hatten sich von ihrem Kopf ausgehend in sämtliche Himmelsrichtungen über das Kopfkissen verteilt; gegen den weißen Bettbezug wirkte das flammende Rot noch intensiver als sonst. Ihr Kopf ruhte in ihren Händen, die Bettdecke hob und senkte sich ein wenig im Takt ihrer tiefen, gleichmäßigen Atemzüge.

Sie wird schon was sagen. Dieser eine, undeutliche Gedanke hatte unbemerkt in seinem Kopf Gestalt angenommen, der einzige, den er klar fassen konnte, und er klammerte sich unwillkürlich ein wenig daran fest, obgleich er nicht wirklich daran glaubte.

Leise, um Ginny nicht zu wecken, schlug er die Decke zurück und kletterte aus dem Bett, einen Moment lauschend in der Erwartung, die Gnomen-Uhr zu hören – doch sie schwieg zur Abwechslung einmal, und er konnte nur vermuten, dass es noch zu früh und die kleine, verzauberte Reinkarnation des Gartengnoms noch zu schläfrig war, sie aus dem Bett zu krähen. Das einzige Geräusch, das die Stille störte, war das synchrone Ticken seines und Ginnys Wecker auf ihren Nachtschränken und das gelegentliche Klappern von Elfes Käfig unten im Wohnzimmer.

Harry schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter – die Schlafzimmertür ließ er hinter sich einen Spalt breit offen – und stellte fest, dass Elfe tatsächlich schon putzmunter zu sein schien. Als er mit einigen Eulenkeksen in der Hand näher trat, warf sie ihm einen kurzen Blick zu und begann dann, auf ihrer Sitzstange hin und her zu trippeln, bis sie schließlich möglichst weit von ihm entfernt sitzen blieb und den Keks in seiner Hand misstrauisch, doch auch mit unverhohlener Neugierde, beäugte.

„Na, du bist schon wach?“, begrüßte Harry sie, kniete sich vor ihren Käfig und öffnete mit der freien Hand langsam das Vordertürchen. „Schau mal, was ich hier habe“, lockte er sie und hielt ihr die Nascherei vor die Nase. „Der schmeckt dir sicher, du musst ihn dir nur holen.“

Elfe warf ihm einen bitterbösen Blick zu, bevor sie den Hals lang machte in dem Versuch, ihm den Keks aus der Hand zu klauben und sich dann aus seiner Reichweite zu bewegen, Harry behielt die Leckerei jedoch fest in der Hand, woraufhin ihr Blick sich noch mehr verfinsterte.

„Jetzt schau mich nicht so mörderisch an“, grinste er, nachdem sie ein paar Sekunden miteinander gerungen und Elfe sich schlussendlich geschlagen gegeben hatte, die jetzt an dem Keks in seiner Hand knabberte; sie erweckte allerdings immer noch den Eindruck, als hätte sie große Lust, ihm die Finger zu zerhacken.

„Du hast Glück, dass wir neue gekauft haben, weißt du“, erklärte er ihr, „Pig hat die neulich alle alleine gefuttert. Übrigens kannst du dich heute mal als Postbotin beweisen. Das kriegst du hin, oder?“

Während Elfe die restlichen Krümel von seinen Fingern pickte, wanderte Harrys Blick aus dem Fenster. Die Dächer von Godric's Hollow wurden von dem kühlen Glanz eines unberührten Tages verziert, der mit dem Morgentau in den Gärten um die Wette funkelte.

Harry stützte die Ellbogen auf die Fensterbank, unwillkürlich ein wenig lächelnd. Manchmal – und dieser Moment zählte dazu – wollte er sich in den Arm kneifen, um sicher zu sein, dass er nicht träumte. Dass er wirklich in Godric's Hollow war, sogar mit Ginny hier wohnte, und nicht jeden Moment wieder in dem muffigen, kleinen Zelt aufwachte, in dem er die letzten Monate zugebracht hatte.

Er war Zuhause.

Der Gedanke fühlte sich seltsam an wie etwas, das ihm einmal vertraut gewesen, zwischenzeitlich aber vergessen worden und nun in alter Pracht zurückgekehrt war. Bisher hatte er mit „Zuhause“ immer Hogwarts in Verbindung gebracht, doch obgleich die Wehmut ihm kleine Stiche versetzte, überwog die ungläubige Euphorie darüber, hier zu wohnen, in einem Haus, dass ihm mit Ginny gehörte.

Hogwarts führte seine Gedanken zurück zu der Bewerbung, wenn man es denn so nennen wollte, die er heute verschicken würde. Wenn er Glück hatte – gewaltiges Glück – dann könnte er vielleicht bald seine Ausbildung als Auror anfangen. Wenn nicht … wenn er dafür einen Schulabschluss brauchte … dann würde er sich etwas anderes überlegen müssen. Sicherlich, er könnte nach Hogwarts zurückgehen, aber wollte er?

Er hatte dem Schloss die glücklichste Zeit seines Lebens zu verdanken, doch nun war da etwas anderes … jetzt fühlte sich das alles seltsam weit weg an.

Vielleicht lag es daran, dass er bis vor einigen Wochen nicht davon ausgegangen war, jemals wieder zurückgehen zu können … und er hatte es auch nicht gewollt, nicht wirklich. Es war zu viel passiert. Dieser Teil der Geschichte war vorbei.

In seinen Gedanken versunken, hatte er die Schritte nicht wahrgenommen, und den vertraute Blumenduft, der ihm in die Nase stieg.

„Morgen“, nuschelte eine verschlafene Stimme hinter ihm und zwei schlanke, warme Arme schlangen sich um seinen Bauch – eine Sekunde später vergrub Ginny die Nase in seinem Nacken.

„Hey, du“, erwiderte er und drehte sich halb zu ihr um, sodass er das Kinn auf ihren Kopf stützen konnte. „Gut geschlafen?“

„Hmm …“, murmelte sie schläfrig. „Sehr gut, und du?“

„Sicher? Du siehst müde aus.“

Sie sah ihn etwas verdutzt an, und wenn er nicht gewusst hätte, dass sie tatsächlich kaum geschlafen hatte, wäre er vermutlich nie darauf gekommen, dass sie ihm etwas vorspielte.

„Oh, keine Sorge. Ich hab geschlafen wie ein Murmeltier.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange, dann schmiegte sie sich gegen seinen Arm und folgte seinem Blick aus dem Fenster. „Bist du schon lange wach?“

„Noch nicht lange, nein. Ich hab Elfe schon gefüttert, vielleicht kann ich heute mal an Kingsley schreiben wegen der Bewerbung.“

„Sie macht sich richtig gut, oder?“, fragte Ginny mit einem Blick auf Elfes offenen Käfig.

Harry nickte. „Glaubst du, sie schafft den Flug? Wir haben sie noch nicht lange.“

„Sie schafft das schon. Was hältst du von Frühstück?“

„Viel.“



„Fertig.“ Harry warf seine Feder neben das vollgeschriebene Pergament und überflog, tief Luft holend, die Zeilen ein letztes Mal. Eine ganze Menge hing von diesem unscheinbaren Brief ab.

„Na los“, sagte Ginny, die über seine Schulter mitgelesen hatte, und richtete sich auf. „Lass uns die Dinger abschicken, Sorgen können wir uns später immer noch machen.“

Harry grinste unwillkürlich – sie hatte völlig richtig erkannt, wie nervös er war. Stillschweigend gab er ihr Recht, während er auf dem Schreibtisch auf einem Umschlag suchte und den, nachdem er ihn gefunden hatte, ebenfalls beschriftete.

Ginny hatte, nachdem sie entschieden hatten, die Bewerbungen so bald wie möglich abzuschicken, das ganze Haus auf der Suche nach dem Tagespropheten, in dem sie die Anzeige zu den Probespielen bei den Holyhead Harpies gefunden hatte, auf den Kopf gestellt und ihn irgendwann unter den zerknautschten Sofakissen im Wohnzimmer entdeckt. „Wie haben wir das eigentlich geschafft, in so kurzer Zeit so viel Unordnung in diesem Haus zu verbreiten?“, hatte sie matt grinsend gefragt und die Zeitung durchblättert, bis sie auf den kleinen Absatz stieß, den sie gesucht hatte.

„Okay“, erwiderte er und sah auf. „Dann los.“

Elfe raschelte mit den Flügeln, als sie ins Wohnzimmer kamen, und betrachtete die Briefe in ihren Händen – offenbar hatte sie begriffen, dass es hier um etwas sehr Wichtiges ging. Ginny streckte langsam die Hand nach ihr aus und strich mit zwei Fingern über Elfes hübsches, rotbraunes Federkleid, bevor sie zu ihr heran trat und sie, leise, beruhigende Worte murmelnd, aus dem Käfig hob. Mit vereinten Kräften schafften sie es, beide Briefe sicher an Elfes Bein festzuknoten, und Harry trug sie zum offenen Fenster.

„Guten Flug“, sagte Ginny, während die zierliche Silhouette der Eule mit dem graublauen Himmel verschmolz. Als sie sich schließlich vom Fenster abwandte, stutzte sie kurz.

„Was?“

Harry richtete seinen Blick hastig auf einen Punkt einige Zentimeter neben ihrem Kopf, in der Hoffnung, dass sie nicht bemerkte, dass er sie beobachtet hatte. „Nichts.“

Sie schloss das Fenster und lächelte ihn an. „Mach dir keine Sorgen, ja?“

Harry nickte, während sie aus der Tür spazierte, und er wünschte, sie hätte mehr als die Briefe gemeint.



Nachdem Ginny vage angedeutet hatte, sie wäre nicht müde, hatten sie und Harry es sich abends auf dem Sofa gemütlich gemacht und den Fernseher eingeschaltet; Ginny war froh, dass sie sich so vor dem Zubettgehen drücken konnte, obwohl ihr klar war, dass Harry früher oder später einfach irgendetwas auffallen musste. Und wenn sie sich dann mit leeren Worten zu beruhigen versuchte – bisher hatte er schließlich auch nichts bemerkt – schlug ihr das schlechte Gewissen kleine Krallen ins Herz, weil ihr die gelegentlichen besorgten und nachdenklich Blicke seinerseits, die ihr durch den Tag gefolgt waren wie ein zweiter Schatten, nicht entgangen waren und sich nun fest an ihre Gedankenwelt klammerten.

Wahrscheinlich bildete sie sich das ohnehin ein. Muss am Schlafmangel liegen, dachte sie wild, verschloss die Augen vor der flimmernden Mattscheibe und drehte den Kopf auf Harrys Schoß, bis sie die Nase in seinem T-Shirt vergraben konnte.

Sie konnte Harry glucksen hören und brachte ein gequältes Lächeln zustande, das er nicht sehen konnte.

„Müde?“, fragte er gähnend, zog die Beine an und stützte die Fersen auf der Sofakante ab, sodass Ginnys Kopf in seinem Schoß lag wie in einer dunklen, warmen Höhle; dann warf er einen Blick auf die Uhr und ächzte. „Schon nach elf.“

Der Wink mit dem Zaunpfahl hatte Ginny durchaus gereicht, zu verstehen, dass er müde war. Das war sie auch, aber sie hätte sich den dämlichen Muggelkleinstadtkrimi, der offenbar noch aus dem vorletzten Jahrhundert stammte, lieber noch zwanzigmal angesehen, als ins Bett gehen zu müssen, weil sie genau wusste, wie die Nacht verlaufen würde. Allein der Gedanke daran trieb ihr ein Frösteln den Rücken hinunter, das nichts mit Kälte zu tun hatte, und so blieb sie reglos liegen, wie sie lag, vorgebend, nichts gehört zu haben.

„Schläfst du schon?“

„Nein“, sagte sie rasch und zwang sich, die Augen offen zu halten, obwohl ihre Lider sich so unendlich schwer anfühlten, als hätte jemand Gewichte daran gehängt.

„Dafür siehst du aber verdammt müde aus.“

„Bin ich nicht.“

Harry schlang als Antwort lediglich die Arme um ihre Hüfte und ließ sich zur Seite kippen, bis sie Seite an Seite auf dem Sofa lagen, dicht gedrängt, weil ihnen nicht allzu viel Platz zur Verfügung stand.

„So besser?“, fragte er leise und angelte nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten, dann legte er sich neben sie und beobachtete sie schweigend aus Augen, die unendlich müde und seltsam traurig wirkten.

„Ginny?“

„Hmm … “

„Alles okay?“

„Ja. Klar.“ Sie strich mit den Fingerkuppen über die schwarzen Bügel seiner Brille, bevor sie sie ihm vom Gesicht zog, auf den Teppich warf und ihn anlächelte, obwohl ihr herzlich wenig danach zumute war. „Gute Nacht.“

Als er das Kinn auf ihrem Scheitel abstützte, sodass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, schloss sie die Augen und unterdrückte krampfhaft jedes weitere Wort, das ihr im Kopf herumspukte. Doch, ich bin sogar verdammt müde. Nein, es geht mir nicht gut. Bitte finde es nur einfach nicht raus. Ich komm damit alleine klar.

Ginny vergrub das Gesicht wieder in seinem T-Shirt und bekam durch die schleierhafte Müdigkeit gerade noch mit, wie Harry sie mit einem Arm an sich drückte; und sie hatte das undefinierbare Gefühl, er hätte genau zugehört, obwohl sie nichts gesagt hatte. Der Gedanke hatte etwas seltsam Beruhigendes an sich, obwohl er ihr Angst machte.



Keine vier Stunden später riss sie die Augen auf.
Mit hämmerndem Herzen die dunkle Decke anstarrend, kniff sie die Augen zusammen, und legte die flachen, zitternden Hände auf ihr Gesicht, als könnte das die Bilder aus ihrem Kopf vertreiben – gestochen scharf und im nächsten Moment zur Unkenntlichkeit verschwommen, dunkel und verzerrt, doch nicht weniger furchteinflößend, wie Dämonen, die sie nicht fassen, nicht einmal vollständig sehen konnte.

Harry schlief tief und fest. Ein Blick in seine Richtung genügte, sich dessen zu vergewissern, und ein neues Gefühl regte sich in Ginnys heillos aufgewühltem Innersten – eine seltsame Mischung, halbherzig verrührte Farben, die irgendwo zwischen Erleichterung und noch größerer Angst schwankten.

Sie wischte den Gedanken unwirsch beiseite und richtete sich auf, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Es hatte Möglichkeiten gegeben, mit ihm zu reden. Sie war diejenige, die ihm die Lügenmärchen aufgetischt hatte … und es schlussendlich immer noch tat.

Das Wohnzimmer schien vor ihren Augen wegzurutschen, zu verschwimmen, und sie floh regelrecht Richtung Tür, schwankte mehr, als dass sie lief, und stürzte in das nächste Zimmer, das ihr in den Sinn kam – Panik keimte in ihr auf, hämmerte dumpf durch ihren Körper, synchron mit dem einen, flehenden Gedankenfetzen … bitte … nicht schon wieder.

In der Küche angekommen, stürzte sie auf den nächstbesten Stuhl, den sie erreichen konnte; die Stirn auf den kalten Tisch gelegt, klammerte sie die Arme um den Kopf, schwer nach Atem ringend, doch die Stimmen in ihrem Kopf wollten keine Ruhe geben, kreischten einfach weiter … ihr Kopf könnte jeden Moment platzen – vielleicht würden sie dann endlich schweigen –

„Aufhören – bitte, aufhören … “

„Ginny?“

Ginny zuckte zusammen und wirbelte auf ihrem Stuhl herum – offenbar hatte er sie erschreckt. Die Stille schien fest zu werden wie Eis und ebenso schwer war sie zu durchbrechen – Harry bemerkte, dass sie seinen Blick mied, doch sie sagte nichts, und irgendwann machte er zwei große Schritte auf sie zu und schlang die Arme fest um ihre Schultern.

„Was ist los?“, flüsterte er und hörte nur allzu deutlich, dass seine Stimme vor Entsetzen bebte. „Was ist passiert?“

„Nichts.“

„Erzähl mir keine Märchen, Ginny“, sagte er leise und griff nach ihren Händen, die zitterten und sich ungewöhnlich fest um seine eigenen klammerten. „Du bist doch letzte Nacht schon aufgewacht.“

Ihre Augen wirkten seltsam starr und betäubt, als sie schließlich seinen begegneten, und die tiefen Schatten darunter verliehen ihrem Gesicht etwas ungesund Gespenstisches. „Du hast es bemerkt“, krächzte sie schließlich. „Warum hast du nichts gesagt?“

Harry setzte sich auf die Küchentisch, ohne ihre Hand loszulassen. „Und warum hast du nichts gesagt?“

Jetzt blickte sie wieder an ihm vorbei, als wollte sie der Frage ausweichen. „Tut mir leid.“

„Ich hab dir keinen Vorwurf gemacht. Nur gefragt.“

Keine Reaktion.

Irgendwann trat er wieder auf sie zu, hob sie hoch und trug sie, ohne auf ihre dumpfen Proteste zu achten, zurück ins Wohnzimmer, bevor er wieder in der Küche verschwand. Zwei Minuten, vielleicht drei, vergingen, dann war er wieder bei ihr.

Ginny entfuhr so etwas wie ein gebrochenes Lachen, als er ihr die dampfende Tasse mit heißer Schokolade reichte, die er mitgebracht hatte. „Hilft vielleicht“, sagte er leise und bemerkte mit einem Anflug von Erleichterung das schwache Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Danke.“

Er wartete geduldig, während sie an dem Getränk nippte; auf Worte, auf eine Erklärung, irgendwas, doch da kam nichts, und erst, als er es schon gar nicht mehr erwartete, sprach sie plötzlich.

„Bist du sauer?“

„Warum sollte ich?“, fragte Harry, ehrlich erstaunt.
Sie blickte auf, die Hände fest um ihre halbvolle Tasse geklammert. „Hätte ich mit dir reden sollen?“

„Nein. Du hättest mit mir reden können. Was – was war denn los?“

Er konnte an ihrer Reflektion in der Fensterscheibe auf der anderen Seite des Raumes sehen, wie sie kurz die Augen schloss und dann in die Nacht hinaus starrte, als hoffte sie, die würde für sie antworten.

„Es ist … nichts.“ Sie würgte die Worte fast hervor. „Es sind einfach nur dämliche Albträume.“

„'Einfach nur dämliche Albträume' würden dich nicht so fertig machen, oder?“

„Es macht mich nicht fertig.“

„Es scheint dir genug zuzusetzen, um dich nachts wachzuhalten“, murmelte Harry. „Hör zu, wie lange geht das schon?“

Ginny lehnte sich zurück, bis sie sich an ihn lehnen konnte, und Harry bemerkte die Zeichen grenzenloser Müdigkeit auf ihrem Gesicht, Müdigkeit, die er selbst empfand.

„Nicht lange“, flüsterte sie und vergrub das Gesicht in seinem Hals. „Es hat gerade erst wieder angefangen.“

Es war nur ein einziges Wort zu viel, und Harry hatte es nicht überhört. Sie hatte versucht, den Kopf wegzudrehen, doch er hielt sie fest und starrte sie an.

„Wieder?“, echote er schwach. „Das ist schon mal passiert?“

Ein paar Sekunden – vielleicht waren es auch Stunden – verstrichen in angespannter Stille, und dann erst bemerkte Harry, dass sie weinte; sie starrte immer noch völlig reglos zur Decke hinauf, während stumme Tränen ihre Wangen hinunter kullerten, und sie machte sich nicht die Mühe, sie vor ihm zu verstecken, vielleicht, weil sie genauso gut wusste wie er, dass es schlussendlich zwecklos war.

Das Schlimmste war, dass Harry keine Ahnung hatte, wie er reagieren sollte. Keine Ahnung, was sie trösten könnte, oder was er sagen sollte, ob er überhaupt etwas sagen sollte oder ob es reichte, hier mit ihr zu sitzen und zu warten, dass es vorbei ging.

„Tschuldigung“, wisperte sie irgendwann, ihre Stimme dünn und zittrig und viel höher als gewöhnlich.

„Da gibt’s nichts zu entschuldigen.“

„Nein, ich meinte – dass ich nichts gesagt habe.“

Harry zog sie dichter zu sich heran und schlang die Arme um ihre Hüfte, so fest, dass er sich einen Moment lang wunderte, ob sie noch Luft bekam. „Warum hast du denn nichts gesagt?“

„Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst“, nuschelte sie leise. „Dass sich irgendjemand Sorgen macht. Ich dachte, ich komm allein damit klar.“

„Na ja, der Plan ging nach hinten los“, sagte Harry in einem verzweifelten Versuch, sie zum Lachen zu bringen. „Jetzt mach ich mir nämlich auf jeden Fall Sorgen.“

Sie gab ein seltsames Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Schluchzen und Lachen schwebte. „Dumm gelaufen.“

„Erzählst du's mir jetzt?“, fragte er irgendwann.

„Ich hab dir doch schon gesagt, es sind nur Albträume.“

„Und – was träumst du?“ Wenn Harry ehrlich zu sich selbst war, musste er nicht wirklich fragen. Er wartete nur noch auf die Bestätigung, die allein ihre Reaktion schon enthielt; sie starrte stumm geradeaus, als hätte sie ihn nicht gehört, und der Ausdruck in ihren herumirrenden Augen bohrte ihm kleine Dornen ins Herz.

„Denk's dir“, krächzte sie.

Harry drückte die Nase in ihren roten Haarschopf, suchte mit geschlossenen Augen nach ihren Händen und hielt sie ganz fest.

Eigentlich hatte er es dir ganze Zeit gewusst.

„Es ist – es ist er, oder?“, fragte er leise. „Fred?“

Ginny umklammerte seine Hände so fest, dass es wehtat, doch er ließ sie nicht los und erwiderte den Händedruck, um irgendetwas tun zu können, weil es ihn verrückt machte, dass es nichts gab, dass ihr helfen würde.

„Ja“, flüsterte sie.

Stille.

„Es ist immer dasselbe.“ Ihre Stimme war noch immer viel zu hoch und hatte von Neuem zu zittern begonnen. „Er liegt einfach nur da – er könnte schlafen, als würde er jeden Moment aufwachen, aber er wacht einfach nicht auf – “

„Ginny.“ Er rüttelte sachte an ihrer Schulter, weil sie nicht reagierte, und zog sie an sich, bis ihr Gesicht sicher in seinem T-Shirt vergraben lag. „Ist schon gut. Es war nur ein Traum. Einfach nur ein dämlicher Albtraum.“

„Das ist ja das Problem“, brachte sie hervor. „Ist es eben nicht.“

„Ich weiß. Ich weiß. Hör zu, ich hab keine Ahnung, wie, aber wir kriegen das hin, okay? Das wird schon wieder. Wir schaffen das. Du schaffst das.“

„Harry, ich hab Angst.“

Harry küsste sie auf den Haaransatz und griff nach ihrer Hand, während sie den Kopf auf seine Schulter legte. „Ich weiß. Ich auch.“


--
Husch, die Kommibox wartet!


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