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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (H/G) - Beste Freunde

von Jessica21

Hach ja, ich mag Samstagabende. Oder sollte ich Sonntagmorgende sagen? Jedenfalls gibt es keinen besseren Zeitpunkt, die ganze Nacht durchzuschreiben, und dann vier Uhr morgens mit dem neuen Kapitel fertigzuwerden! Yay!

Ich will euch diesmal auch gar nicht länger auf die Folter spannen, wir haben auch ein recht langes Kapitel vor uns ... los geht's!


***


Beste Freunde


„Drei Uhr, drei Uhr, drei Uhr!“

„Das wissen wir“, sagte Ginny und streckte für einen Moment den Kopf durch die Küchentür, dann wandte sie sich wieder der Treppe zu. „Harry!“

„Komme schon! Willst du deine Jacke mitnehmen?“, hallte seine Stimme ein Stockwerk über ihr aus dem Schlafzimmer zurück, und eine Sekunde später flog ihr besagtes Kleidungsstück auch schon entgegen; Harry, der geworfen hatte, folgte, mit einem Schuh am Fuß und dem anderen in der Hand.

Sie waren auf den Weg in den Fuchsbau; nachdem Mollys Einladung bei ihnen angekommen war, hatten sie beschlossen, schon am Nachmittag dorthin zu apparieren und nicht erst, wie vereinbart, gegen Abend. Harry freute sich darauf, etwas Zeit mit Ron und Hermine verbringen zu können, die er in den letzten Tagen so selten gesehen hatte, und vielleicht würde das kleine Abendessen im Kreise der Weasleys ihn und Ginny ja auch ein wenig von dem stetig anwachsenden Berg an Sorgen ablenken, der sich vor ihnen aufgebaut hatte.

An ihrer Verspätung war hauptsächlich der Schlafmangel schuld. Die Gnomen-Uhr hatte bereits schlaftrunken die frühen Morgenstunden verkündet, als sie schlussendlich zu Bett gegangen waren, und das Aufstehen heute Morgen – eigentlich war es fast Mittag gewesen – war dem Anlaufen gegen Seile geglichen.

„Können wir?“, fragte er Ginny.

Sie lächelte – ein schiefes, müdes Lächeln, das ihm eher noch größere Sorgen machte, statt sie zu lindern – doch sie lächelte. „Wir können.“

Harry konnte sie nur ansehen; Ginny, wundervolle Ginny, die, obgleich von den Schrecken der letzten Nacht deutlich gezeichnet, trotzdem die Hoffnung noch nicht verloren hatte, immer noch aufrecht stand und ihn immer noch anlächelte, einfach nur, um ihn glücklich zu machen.

„Komm mal her“, murmelte er und breitete einen Arm aus. Sie trat zu ihm heran und ließ sich von ihm umarmen – noch immer spielte ein Grinsen mit ihren Zügen. „Wir kriegen das wieder hin, ja?“

„Schon gut“, sagte sie leise und küsste ihn auf die Wange. „Komm schon, wir wollten längst im Fuchsbau sein.“




Harry hatte nach dem Apparieren gerade erst sein Gleichgewicht wiedererlangt und tief Luft geholt, die während der Reise aus seinen Lungen gepresst worden war, als Ron und Hermine bereits strahlend die Treppe des Fuchsbaus hinunter und auf sie zu gelaufen kamen – und eine kleine Ewigkeit schien seit ihrem letzten Treffen vergangen zu sein, so eifrig und wild durcheinander begannen sie zu reden, noch während sie Begrüßungsumarmungen austauschten.

„Es ist so schön, euch zu sehen!“, sagte Hermine strahlend, entließ Harry aus einer Umarmung, die Molly alle Ehre gemacht hätte, und trat einen Schritt zurück, um Ginny zu begrüßen.

„Ihr hättet ruhig öfter vorbeikommen können, wisst ihr“, sagte Ron mit einem seltsamen Grinsen und klopfte Harry kräftig auf den Rücken.

„Hier sind wir!“, grinste Harry.

„Hey, Brüderchen, wie geht’s dir?“, rief Ginny strahlend und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Ron zu umarmen.

„Prima“, sagte Ron. „Euch?“

„Gut, danke – Mum!“, fügte Ginny hinzu, als Molly hinzukam, um sie ebenfalls zu begrüßen.

„Hallo, ihr beiden“, erwiderte Molly herzlich, zog sie beide in eine rippenbrechende Umarmung und fügte hinzu: „Schön, dass ihr es einrichten konntet - “

„Natürlich konnten wir's einrichten, was sollen wir schon vorhaben?“, sagte Ginny.

Da hat sie Recht, dachte Harry und pflichtete ihr bei. „Ferien auf unbestimmte Zeit, mit anderen Worten –“

„ – unser Leben“, beendete Ginny.

„Erzählt mal, ihr beiden, wie geht’s euch?“

„Sehr gut“, sagte Harry und fragte sich, inwieweit das stimmte. „Wir haben vor ein paar Tagen Teddy besucht.“

„Und entgegen, deiner Befürchtung, Mum, haben wir uns nicht nur von Tiefkühlkost ernährt“, fügte Ginny hinzu, nicht ohne einen Hauch von Stolz – sie hatten sich wirklich gar nicht schlecht geschlagen.

Die Minuten vergingen, ohne wahrgenommen zu werden; das enthusiastische Plappern wollte einfach nicht nachlassen, obwohl Harry irgendwann nicht mehr wusste, worüber sie sprachen. Es war ihm auch egal – er war mit den drei besten Menschen zusammen, die er kannte, und sie schienen glücklich zu sein, obwohl Rons Lächeln im immer noch ein wenig beunruhigend vorkam, und irgendwann kam er darauf, warum: Es war Ginnys Lächeln.

Genau das Lächeln, dass sie den ganzen Vormittag lang gelächelt hatte – bemüht, irgendwie erschöpft und nur eine kleine Spur zu breit.

„Erzähl mal“, sagte Harry irgendwann, „was haben wir so alles verpasst?“

„Och, nicht viel“, erwiderte Ron, der neben ihm auf dem Küchentisch saß und Hermine beobachtete; erst, als er seinem Blick folgte, fiel Harry auf, dass sie und Ginny ein Stück abseits standen und leise tuschelten.

„Und? Wie geht’s euch?“

Und da war es wieder – Ginnys Grinsen auf Rons Gesicht.

„Ron, hast du 'ne Minute?“, rief Ginny plötzlich herüber und winkte; Harry warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie zwinkerte nur und wedelte mit der Hand. Er grinste ihr kurz zu zum Zeichen, dass er verstanden hatte, entschied, dass er es schon früh genug herausfinden würde, und verschwand im Garten.

„Harry“, sagte George, der gemeinsam mit Percy zwei lange Tische per Zauberhand in den Garten beförderte, und machte ein Gesicht, als hätte er ihn just in diesem Augenblick bemerkt. „Schön, dich zu sehen, alter Junge.“

„Dich auch, danke“, grinste Harry. „Kann ich euch hier helfen?“

„Och, geht schon.“

Das dumpfe Geräusch der Tische, die auf dem Boden landeten, mischte sich mit dem Geräusch weiterer im Fuchsbau apparierender Gäste – in Form von Bill und Fleur kamen sie in den Garten gelaufen.

„'Arry“, sagte Fleur und küsste ihn auf beide Wangen. „Su schön, disch wiedersuse'en.“

„Hi, Fleur“, erwiderte er grinsend. „Wie geht’s euch?“

„Très bien“, erwiderte sie, hielt kurz inne und wechselte die Sprache. „So eine schöne Idee von Molly, ce dîner.“

„Aber kein Wort zu Harry!“

„Kein Wort worüber?“, fragte Harry prompt, als Ginny nebst Ron und Hermine ebenfalls in den Garten kamen.

„Das erfährst du früh genug“, rief sie zwinkernd und umarmte Percy. „Spätestens am Einunddreißigsten!“

„Nur ein kleines Geschenk, ja?“, sagte er rasch, während er zu ihnen hinüber ging und er und Ron mit einem kurzen Fuchteln ihrer Zauberstäbe die Tischdecken über den blanken Holztischen ausbreiteten – sonderlich ordentlich sah es nicht aus, also zogen sie sie von Hand gerade – doch Ginny lächelte nur schalkhaft. „Oh, wart's nur ab.“

„Du wirst dich freuen“, sagte Ron. „Und wie. Aber wenn wir dir schon jetzt mehr sagen, wäre die ganze Überraschung hin – ich nehme an, dass ich ihm sagen darf, dass wir nichts sagen dürfen, oder?“, fügte er hinzu, als er Ginnys Miene sah. Harry und Hermine wechselten über den Tisch hinweg einen kurzen Blick – einen Moment lang sah sie aus, als wollte sie grinsen, doch dann lächelte sie nur matt, sah kurz in Rons Richtung und verschwand im Haus, um Molly zu helfen. Harry runzelte die Stirn.

Irgendetwas an der Sache kam ihm mehr als seltsam vor. Obwohl offensichtlich mehr als bemüht, gute Laune vorzuschützen, irgendetwas – und er war sich nicht sicher, ob er die Definition von 'irgendetwas' überhaupt kennen wollte – stimmte nicht bei Ron und Hermine. Harry waren die kurzen, sorgenvolle Blicke nicht entgangen, die Hermine dann und wann Ron zuwarf, und Ron wiederum verfiel gelegentlich in seltsame Schweigepausen. Er beschloss, einen von ihnen zu fragen, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte – doch dann überlegte er, ob ihn das überhaupt etwas anging.

Aber sie waren seine besten Freunde – ja, aber jetzt waren sie zusammen – deswegen waren sie trotzdem noch seine besten Freunde … und wenn überhaupt nichts passiert war? Aber irgendetwas musste los sein, sonst würden die beiden sich nicht so seltsam aufführen …

„Vorsicht, Harry!“

Harry zog automatisch und ohne hinzusehen den Kopf ein und warf dann einen Blick über die Schulter, wo eine lange Reihe von Tellern und Besteck auf ihn zuschossen, in der Luft zum Schweben kamen und sich dann elegant auf dem Tisch verteilten.

„Pass ein bisschen auf, Harry“, sagte Hermine, die aus der Küche gelaufen kam, ihren Zauberstab allerdings nicht dabei hatte – dann war sie wohl nicht diejenige gewesen, die ihn mit Geschirr attackiert hatte – und einen Blick zum Himmel warf, während Ron dumpf etwas von aggressiven Gabeln murmelte. Harry hatte das vage Gefühl, dass Hermine normalerweise einen Kommentar zu diesen geistreichen Worten abgegeben hätte, doch diesmal lächelte sie entgegen jeder Ordnung nur schwach – ein ähnliches Lächeln wie Ron. Ein ähnliches Lächeln wie Ginny.

„Molly meinte, es könnte später vielleicht wieder regnen, also sollten wir den Himmel ein bisschen im Auge behalten, nur für den Fall – dann könnten wir rechtzeitig einen Regenschutz heraufbeschwören“, sagte sie.

Sie sollte – wie hätte es auch anders sein können – Recht behalten; der Regen kam ein paar Stunden später, als sie alle längst mehr als satt beieinander saßen und schläfrig den Lampions zusehen, die sie entzündet hatten und die jetzt langsam durch die Dunkelheit schwebten wie überdimensionale Glühwürmchen.

Der Tisch im Garten der Weasleys hatte sich merklich geleert; Bill und Fleur waren nach Shell Cottage zurückappariert, George war irgendwann verschwunden, und Hermine hatte zum ersten Mal an diesem Abend ihren Platz neben Ron verlassen, um Molly mit dem übrig gebliebenen Geschirr zu helfen. Harry fiel ein, dass er eigentlich mit ihr hatte reden wollen, und nach kurzem Zögern erhob er sich von seinem Stuhl, drückte kurz Ginnys Hand und schlüpfte durch die Hintertür in die Küche – just in dem Moment, indem Hermine ihm entgegen kam.

„Hey“, sagte er rasch. „Vorsicht.“

Hermine blickte verdutzt auf; sie schien ihn gar nicht bemerkt zu haben. „'Tschuldigung.“

„Kein Problem“, sagte er wahrheitsgemäß und betrachtete die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. „Ich wollte sowieso mit dir reden. Hast du 'nen Moment für mich?“

„Äh, ja“, sagte sie, rieb sich stirnrunzelnd die Hände an der Hose ab und straffte die Schultern, als wollte sie den Moment der Unachtsamkeit ungeschehen machen. „… was ist?“

„Ich hab mich nur gefragt … “ Harry trat einen Schritt zu ihr heran und senkte die Stimme. „Ist mit Ron alles in Ordnung?“

Hermine senkte den Kopf; als sie wieder aufsah, schimmerten ihre Augen. „Du glaubst gar nicht, wie gerne ich 'ja' sagen würde.“

Dann hatte er Recht gehabt … dann war wirklich etwas nicht in Ordnung.

„Hattet – habt ihr Stress?“ Vielleicht wäre das sogar die logischste Erklärung – immerhin hatten Ron und Hermine schon so manchen dummen Streit hinter sich – doch sie hatten den ganzen Abend zusammengesessen, ganz normal miteinander geredet – vielleicht sogar um einiges normaler als früher – und wenn sie gestritten hätten, wären sie sich wenigstens aus dem Weg gegangen.

„Nein – wir – Ron geht’s im Moment gerade einfach nicht so gut.“

Harry bemerkte, dass sie ihm auswich; auf der einen Seite wollte er sich nicht in etwas einmischen, das ihn vermutlich absolut nichts anging, doch wenn er es jetzt nicht versuchte, würde er vielleicht nie dahinter kommen, was eigentlich los war. „Ich nehme nicht an, dass du's mir erzählen willst, oder?“

„Das ist eine längere Geschichte“, sagte sie langsam.

„Ich hab Zeit“, sagte Harry rasch. Und dann, nach einer kurzen Pause: „Was ist passiert?“

„Ziemlich viel“, sagte sie, trat mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf an ihm vorbei; Harry lief ihr hinterher, ohne zu wissen, wohin sie wollte. „Und in der falschen Reihenfolge … zum falschen Zeitpunkt.“

Sie traten unter der magischen Barriere hervor, die sie früher am Abend gegen den Regen errichtet hatten – gleich einem unsichtbaren, wasserdichten Zeit über dem Fuchsbau – und Hermine fuhr mit zitternder Stimme fort. „Molly und George hatten vor ein paar Tagen einen ziemlich schlimmen Streit. Ich hab gar nicht so viel davon mitbekommen, aber – Ron zufolge ging es wohl darum, dass Molly … Fred's Bett und seine ganzen Sachen mal wegräumen wollte. Du kannst dir vorstellen, dass George ausgerastet ist, oder?“, fügte sie matt hinzu. „Ich meine – ich kann Molly verstehen, wirklich … George aber auch.“

Harry nickte langsam. „Und Ron?“

„Er … ich glaube, ihn hat das mehr – mitgenommen, als er zugeben würde. Er war jedenfalls ziemlich … durch den Wind, als er später zu mir kam.“

„Was hat er gesagt?“, fragte Harry vorsichtig und setzte sich neben sie auf die Holzbank neben der Haustür des Fuchsbaus, die wegen des Regens dunkel gefleckt war.

Hermine stieß Luft durch die Nase aus und richtete den Blick auf den Erdboden zu ihren Füßen. „Gesagt hat er praktisch gar nichts ... tut er auch immer noch nicht.“

Harry runzelte die Stirn. „Dann hab ich mir das nicht eingebildet, dass er heute alles andere als gesprächig war?“

Ihre Locken hüpften, als sie den Kopf schüttelte. „Obwohl er sich eigentlich immer noch vormacht, es ginge ihm gut … sich und allen anderen.“

Harry ließ die Zeit, die Hermine in Australien verbracht hatte, vor seinem inneren Auge Revue passieren, und etwas fügte sich in seinem Gehirn zusammen, der Grund nämlich, warum Rons Verhalten ihm so vertraut vorgekommen war. Ginny war dafür nicht der einzige Grund: Denn Ron hatte sich in diesen ersten Wochen nach der Schlacht gar nicht anders aufgeführt als jetzt. Wortkarg, ernster als sonst, doch in unregelmäßigen und unvorhersehbaren Abständen vermeintliche gute Laune vorschützend, was den Umgang mit ihm nicht selten zu einer regelrechten Zerreißprobe gemacht hatte. Meistens jedoch war er damit beschäftigt gewesen, Hermine zu vermissen.

Sie hatte einen Streit erwähnt; auch das hatte es im Fuchsbau nicht allzu selten gegeben. Es war sogar erschreckend oft zu Auseinandersetzungen dieser und anderer Art gekommen – natürlich, auch das hatte sich im Laufe der Zeit wie eigentlich fast alles gebessert – doch es war, als hätte ihr Zusammenleben Ecken und Kanten bekommen, die vorher nicht dagewesen waren.


„Ich halt das nicht mehr aus, wie die sich alle in die Haare kriegen“, fauchte Ginny und knallte ihre Zimmertür hinter sich zu. Es rumste laut, doch nicht laut genug, um das wütende Stimmengewirr zu übertönen, das von draußen zu ihnen hereinwehte. „Ein Glück, dass wir bald hier raus sind.“

Harry war klar, dass sie das nicht wirklich so meinte; doch er konnte es ihr auch nicht verdenken. Obwohl er es bis jetzt geschafft hatte, selbst nicht allzu oft in die ständigen Streitereien im Fuchsbau verwickelt zu werden, fiel es ihm schwer, die permanente dicke Luft im normalerweise so friedlichen Fuchsbau zu ertragen – doch was war im Moment schon normal?

„Ich versteh's einfach nicht“, murmelte Ginny und plumpste auf ihr Bett. „So eine Sache – “, sie machte eine kurze Pause und Harry konnte sich denken, dass sie über Fred sprach „– so was sollte eine Familie eigentlich enger zusammenschweißen, oder?“ Sie streckte zwei Finger nach Arnold aus, der auf ihrem Kopfkissen thronte, und streichelte durch sein plüschiges Fell, während sie zu Harry aufsah. „Warum habe ich dann das Gefühl, dass es hier einfach nur verdammte Löcher frisst?“




„Dir scheint das auch ziemlich zuzusetzen“, sagte er schließlich, weil sie traurig aussah.

„Ich mach mir nur Sorgen um ihn“, murmelte sie und zuckte die Schultern, als wäre es plötzlich keine große Sache mehr. „Vor allem bin ich ja bald wieder in Hogwarts – “

„Du bist dir also sicher?“, fiel er ihr unwillkürlich ins Wort. „Du gehst?“

Offenbar hatte er ein sensibles Thema angeschnitten; sie mied seinen Blick jetzt unmissverständlich und schlang schniefend die Arme um ihre Knie, als wollte sie sich daran festhalten. „Und glaub nicht, ich wüsste nicht, was das heißt“, flüsterte sie und schien den Tränen nahe. „Ihr werdet mir fehlen … “

Sie sprach es nicht aus und Harry beschloss, es lieber für sich zu behalten – doch für Harry klang das 'ihr' ziemlich stark nach Ron. Vermutlich sollte er sich nicht darüber wundern – immerhin hatten die beiden noch so gut wie keine Zeit miteinander verbringen können, bis auf die letzten Tage, die offenbar nicht die schönsten gewesen waren.

„Ich hatte keine Ahnung“, hörte er sie gedämpft nuscheln – und ähnlich wie bei Ginny hatte er das Gefühl, sie eigentlich trösten zu müssen, aber keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Zum Schluss entschied er sich da für, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen.

„Wir waren dort“, fuhr sie mit brüchiger Stimme fort – wahrscheinlich war ihr seine fragende Miene aufgefallen. „Bei – seinem Grab.“ Sie wandte den Blick wieder ab. „Ich wusste nicht mal, dass es da stand und plötzlich waren wir einfach da – und Ron …“

Harry war sich nicht sicher, ob er mehr davon hören wollte oder sich auch nur dazu berechtigt fühlte, doch sie schien ohnehin nicht imstande, weiterzusprechen – sie presste nur die Lippen aufeinander, offenbar krampfhaft versuchend, nicht vor ihm in Schluchzen auszubrechen, und nachdem sie tief Luft geholt hatte, sagte sie plötzlich: „Kennst du dieses Gefühl, wenn es jemandem, den du liebst, so schlecht geht und du – “

„ … einfach nichts tun kannst?“, rutschte es ihm heraus. Etwas hatte sich bei ihren Worten in ihm geregt, und jetzt, da er für sie zu Ende gesprochen hatte, wusste er, dass es Ginny war – er war sich ihrer Anwesenheit plötzlich seltsam bewusst, der Tatsache, dass sie nur wenige Meter von ihm entfernt beim Rest der Familie saß â€“ so als würde von ihr eine starke, glühende Strahlung ausgehen.

Er konnte Hermines Blick auf sich ruhen spüren, und als sie leise „Jetzt erzähl schon“ sagte, wusste er, dass sie nun genau das tat, genau das fragte, das er zuvor gefragt hatte – er wusste nur nicht, wie viel von dem, was sich in der letzten Nacht in Godric's Hollow abgespielt hatte, erzählen wollte. Andererseits hatte sie ihm die Sache mit Ron auch anvertraut.

„Da gibt’s nicht viel zu erzählen“, sagte er schließlich zögernd. „Ginny … träumt zurzeit ziemlich schlecht.“

„Sie sieht doch richtig gut aus – also, wie immer – ein bisschen bemühter, vielleicht.“

Harry hatte vielleicht gelacht, wenn die Situation etwas lustiger gewesen wäre. „Das dachte ich von Ron auch, als ich noch nicht wusste, was ich jetzt weiß“, sagte er, und erst jetzt fiel ihm auf, dass es regnete – er konnte dicke, warme Tropfen auf seinem Rücken spüren.

„Was träumt sie?“, fragte Hermine leise, und Harry hatte zunehmend das Gefühl, sich in eine Art Teufelsschlinge verwickelt zu haben – eigentlich sollte Ginny diejenige sein, die entschied, wer davon erfahren sollte und wer nicht. Doch Hermine hatte ihm von Ron erzählt, und Harry überlegte, dass er ihn schon ziemlich schlecht kennen müsste, wenn er dem zugestimmt hätte. Und immerhin waren sie Freunde, und vielleicht konnte Hermine ihm ja besser helfen als er ihr.

„Das kannst du dir denken, oder?“, fragte er matt.

„Ja“, sagte sie und es überraschte ihn nicht im Geringsten. „Kann ich. Geht das schon lange so?“

„Ich glaube nicht. Hat wohl erst wieder angefangen.“ Soweit ich weiß jedenfalls, dachte er plötzlich und vermied es, sie anzusehen – er befürchtete, sie könnte seine Gedanken lesen. „Ich wusste ja bis vor Kurzem auch nichts davon.“

Jetzt würde sie ohnehin Bescheid wissen, dachte er und biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe.

„Und du bist – enttäuscht, weil sie nichts gesagt hat?“

War er? War er nicht?

„Nein“, sagte er irgendwann, und in dem Moment, indem er es aussprach, war er vollkommen überzeugt davon, dass es die Wahrheit war, und er wusste sogar, warum. „Enttäuscht ist das falsche Wort; keine Ahnung, ob ich was gesagt hätte. Ich hätte es nur zu schätzen gewusst, wenn sie's getan hätte, aber es ist am Ende sowieso ihre Sache, oder?“

„Vielleicht“, erwiderte sie und fügte den für Hermine vielleicht untypischsten Satz hinzu, den er sich denken konnte: „Ich weiß es wirklich nicht. Sah sie deswegen so müde aus?“

„Das ist dir aufgefallen?“, fragte er, ehrlich überrascht – ihm selbst waren Ginnys Augenringe und ihr glasig-müder Blick natürlich geradezu ins Gesicht gesprungen, doch er war davon ausgegangen, dass das daran lag, dass er wusste, was los war – immerhin hatte sie den ganzen Tag lang gelacht und Witze gerissen, so wie immer eben – Harry hätte nicht gedacht, dass jemand anderem auffallen könnte, dass das mehr oder weniger Schauspielerei gewesen war.

„Irgendwie schon, ja“, sagte Hermine.

Harry nickte, und sie hörten eine Weile dem Regen zu, bis er schließlich sagte: „Soll ich mal mit Ron reden?“

Offenbar hatte er das Richtige gesagt – er entdeckte Spuren eines Lächelns auf ihrem Gesicht. „Du meinst, so von Mann zu Mann?“

„Warum nicht“, grinste er und erhob sich. Es wurde allmählich Zeit, zurück in den Garten zu gehen – sie mussten schon eine ganze Weile hier vorne sitzen und das Letzte, was er wollte, war es, von jemand anderem hier gefunden zu werden.„Vielleicht erwisch' ich ja 'nen günstigen Moment.“

Sie rief ihn erst zurück, als er schon fast wieder unter dem magischen Regendach stand. „Muss er wissen, dass wir geredet haben?“

Dann war er also tatsächlich nicht der Einzige gewesen, dem dieser Gedanke Sorgen bereitet hatte. „Nein, muss er nicht. Versprochen.“

Er hatte das Gefühl, einen stummen Pakt mit ihr zu schließen – dass dieses Gespräch mit niemandem geteilt werden würde bis auf die Personen, die es unmittelbar betraf.

„Danke“, sagte sie und lächelte.

Harry nickte, ziemlich sicher, dass sie ihn verstanden hatte. Der Berg an Sorgen, vor dem er stand, hatte sich eher vergrößert als verkleinert, doch er hatte das Gefühl, dass er später um einiges ermutigter in sein Bett kriechen würde – einfach nur aus der Gewissheit, dass sich alles irgendwie wieder beruhigen würde, früher oder später. „Hermine?“

„Hm?“

„Du tust ihm gut.“



Harry hatte im Stillen gehofft, der lange Abend hätte Ginny müde genug gemacht, durchzuschlafen, doch diese Hoffnung hielt sich nicht lange. Sie waren beide kurz davor gewesen, im Stehen einzuschlafen, als sie nach Mitternacht wieder in Godric's Hollow ankamen, in die seltsame Atmosphäre, die ein Ort verbreitet, wenn man sich mitten in der Nacht dorthin zurückkehrt. Sie hatten gerade noch in ihre Schlafanzüge und dann ins Bett kriechen können, bevor sie mit einem dumpfen „Gute Nacht“ eingeschlafen waren; doch Harry war es, als wären ihm gerade erst die Augen zugefallen, als er Ginnys Hand auf seiner Schulter spürte und hochschreckte – obwohl sich jede einzelne seiner Gehirnzellen heftig gegen das Aufwachen wehrte.

„Du wolltest, dass ich dich wecke“, murmelte Ginny.

Das stimmte; das war das Letzte gewesen, das er letzte Nacht zu ihr gesagt hatte, bevor sie auf der Couch eingeschlafen waren – hatte sie gebeten, ihn zu wecken, falls es wieder passierte.

„Dasselbe wie letzte Nacht?“, fragte er leise, richtete sich halb auf und sah auf die Uhr – sie waren vor nicht einmal zwei Stunden zu Bett gegangen.

„Hmm“, machte sie tonlos, zu müde, um sich zu sträuben, als er sie in die Arme nahm. „Dasselbe wie jede Nacht.“

--
Funfact am Rande ... es hat einen Heidenspaß gemacht, Fleur zu schreiben (obwohl sie nur ungefähr zwei Zeilen lang vorkam *chrm*) ... aber der Rechtschreibchecker verabscheut sie. ^^
Gute Nacht alle zusammen & fleißig Kommis schreiben nicht vergessen! Ich bin gespannt!


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Beziehungskomödien aufzubauen und die entsprechenden Dialoge zu schreiben kann Joanne K. Rowling so gut wie Woody Allen. Im vierten und fünften Band ist das schön zu beobachten, wenn es die ersten Eifersüchteleien zwischen den Freunden gibt.
Klaus Fritz