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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (H/G) - Gerettet zu werden

von Jessica21

Das ist ein ziemlich langes Kapitel geworden. o.O

Ja! Ich lebe noch! Ich steckte nur mal wieder in einem kleinen KreaTief ... und nebenbei war ich damit beschäftigt, einen Haufen Geburtstage zu feiern (hat am 31. noch jemand Siruptorte gebacken ... ? Oder war das nur ich?) und die Artikel zur Quidditchweltmeisterschaft zu verschlingen, die ganz großartig waren und ... hach, 2014 scheint für uns Potterheads ein ganz schon bewegtes Jahr zu sein, nicht wahr? ^^

Egal - legen wir los!



***

Gerettet zu werden



"And the vision that was planted in my brain
Still remains
Within the sound of silence"
Sound of Silence - Simon & Garfunkel






Eine Stimme.

„Ginny. Hey, Ginny. Aufwachen.“

Eine vertraute Stimme. Ein alter Freund, eine freundlich ausgestreckte Hand inmitten der allzu vertrauten Dämonen, die durch ihren Kopf wankten.

„Ginny … Ginny, bist du wach?“

Harry.

Seine Stimme.

Seine Hand.

Sein Gesicht, als sie die Augen aufschlug.

„Ich wollte dich schlafen lassen“, sagte er leise, während sie den zentnerschweren Bleiklumpen auf ihren Schultern, der ihren Kopf darstellte, auf die Sofalehne hievte. „Aber du … “

Er musste gar nicht fortfahren. Sie konnte die Schreckensbilder ihres Traums noch allzu deutlich vor ihren Augen sehen – rasiermesserscharfe Fotos, mit stumpfen Nadeln an ihre Schädeldecke genäht. Bilder, die ihre Augen nie gesehen hatten.

„Danke für's Wecken“, flüsterte sie rasch und griff nach seinem Handgelenk, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen; sie konnte kaum ein paar Minuten geschlafen haben. Es war in den letzten Tagen nicht selten geschehen, dass sie an verschiedenen Orten im Haus eingeschlafen war – nur kurz in einem unruhigen Halbschlaf verfallen, um dann entweder von ihren Albträumen oder von Harry geweckt zu werden.

Ihr ganzer Tagesablauf war durch die schlaflosen Nächte, die sie gemeinsam durchlebten, heftig aus dem Gleichgewicht geraten. Meistens war es fast Mittag, wenn sie frühstückten, und alle anderen Mahlzeiten fanden entweder gar nicht oder spätabends statt – sie hatten den Schlaf beide so dringend nötig, und doch gingen sie mit jedem verstreichenden Tag später zu Bett, vielleicht auch, weil sie wussten, dass Schlafen wohl das Letzte war, das sie tun würden. Zu Unternehmungen waren sie dadurch erst recht nicht aufgelegt; es kostete schon so viel Überwindung, morgens aus dem Bett zu kriechen, dass sie den ganzen Tag über in Godric's Hollow blieben, Zauberschnippschnapp spielten, und versuchten sich etwas von den immer wiederkehrenden Horrornächten zu erholen, ohne einzuschlafen.

„Irgendwas muss sich ändern“, raunte er, das Kinn auf das Sofakissen gestützt und die Hände fest um ihre eigenen geschlungen. Seine waren wärmer. „Das kann nicht ewig so weitergehen.“

„Was schlägst du vor?“, murmelte sie düster und hievte sich träge in eine sitzende Position – sie wollte so dringend schlafen, doch Schlafen bedeutete Träumen, und es war das Träumen, das sie um jeden Preis vermeiden wollte.

„Ich weiß es nicht“, gestand er irgendwann. „Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber – “

„Du hilfst“, nuschelte sie – die Augen offen zu halten, entsprach körperlicher Anstrengung, so als müsste sie Gewichte stemmen statt ihrer Augenlider. „Du merkst es nur gar nicht.“

„Ich liebe dich“, sagte er leise.

Hätte sie doch wenigstens die Worte, ihm zu sagen, wie viel erträglicher er all das machte. Von ihnen beiden war es Harry, der die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, Harry, der jede Nacht an ihrer Seite war und ihr einredete, es würde schon alles gut werden, es würde schon in Ordnung sein; Harry, der sie morgens aus dem Bett zog, und Harry, der sich alle Mühe gab, ihre Stimmung zu heben. Harry, der sich so sehr bemühte, eine Lösung zu finden. Sie, Ginny, hatte nur gelernt, es zu ertragen.

„Merkst du eigentlich, wie tapfer du bist?“, hatte er gefragt, in einer der vielen Nächte, die sie wach verbrachten.

„Das hat nichts mit Tapferkeit zu tun“, murmelte sie undeutlich – sie hatte die Stirn auf seine Schulter gestützt, sodass ihre Haare ihr käsebleiches Gesicht und ihre unheilvoll glänzenden Augen verbargen. „Man gewöhnt sich einfach daran.“ Und als ihr nur entsetztes Schweigen antwortete, fügte sie hinzu: „Klingt furchtbar, oder?“

„Tut es.“

Sie zuckte benommen die Schultern und drückte die Nase in sein T-Shirt, damit sie ihn nicht ansehen musste.

„Wie konnte ich über zwei Monate lang nichts, gar nichts davon mitbekommen?“, flüsterte irgendwann seine Stimme an ihrem Ohr.

„Weil ich nicht wollte, dass du es mitbekommst“, nuschelte sie, bemüht, die Augen offenzuhalten, die so dringend zufallen wollten. „Ich hab dich immer abgewimmelt, solltest du aufwachen … ist ja nicht so, dass ich die Einzige war, die nicht schlafen konnte, es ging uns doch allen dreckig, und ich … es war eigentlich einfach.“

Sie sah die Bitterkeit in seinen Augen nicht.



„Ginny, bist du das?“

Die Stille des nächtlichen Fuchsbaus schien sie zu erdrücken – sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, unter Wasser gezogen zu werden von nichts als Bildern in ihrem Kopf.

„Ginny?“

Sie rollte sich schwer atmend dorthin, wo sie wusste, dass Harry ein paar wenige Meter von ihr entfernt auf seinem Feldbett lag – der herein scheinende Mond malte scharfe Kanten aus kaltem Licht auf sein Gesicht, uns insgeheim war sie dankbar, dass die Dunkelheit ihres verbarg.

„Ist alles in Ordnung?“, flüsterte er.

„Jaah, klar.“ Niemals, niemals würde sie verstehen, wie sie so ruhig, so gefasst klingen konnte, obwohl alles in ihr zitterte, sich vor Angst regelrecht zusammenkrampfte, doch jetzt, angesichts seines viel zu besorgten Tonfalls, war das Lügen so einfach. „Ich hab nur … bin nur aufgewacht, keine Ahnung, warum. Schlaf weiter, ja?“




„Und jetzt?“, fragte er, nachdem er eine Zeit lang geschwiegen hatte.

„Es ist ja besser geworden … ich hatte nicht – damit gerechnet, dass es wieder passiert und … “

„Aber du hättest nie etwas gesagt, oder?“, fragte er. „Wenn ich nichts bemerkt hätte, hättest du jemals etwas gesagt?“

Er fragte zwar, doch es war eigentlich keine Frage – das wussten sie beide.

„Ich hätte … nein“, krächzte sie. „Ich hätte nichts gesagt.“

„Du wolltest allein klar kommen.“

„Ich bin allein klar gekommen“, erwiderte sie, obwohl sie wusste, dass es nicht das war, was er hören wollte. „Und ich käme auch weiter allein klar, was denkst du denn, wie's mir dabei geht, dass du dir meinetwegen die Nächte um die Ohren schlägst – “

„Verdammt, Ginny, ich mach mir Sorgen um dich, ich lass dich das nicht a–“

„Kapierst du nicht, dass das der Grund ist?“, fiel sie ihm ins Wort, mit einer Stimme, die ruhig und stark hatte klingen sollen, doch nach dem ersten Wort zerbrach und so heftig ins Zittern geriet, dass er es nicht mal wagte, zurückzustreiten – weil sie beide hörten, wie wenig diese Stimme nach der alten Ginny klang. „Deswegen – deswegen habe ich doch nicht geredet, verdammt, ihr hattet doch alle nun wirklich genug durchgemacht, du ganz besonders, auch ohne mich – und es reicht doch wohl, wenn einer von uns nicht schlafen – “

„Ändert es etwas?“, fragte er plötzlich.

„Was?“

„Ändert es irgendetwas, dass du nicht allein da durch musst – ändert es etwas, dass ich mit dir aufbleibe?“

„Abgesehen davon, dass ich es hasse, dir den Schlaf zu rauben?“ Er schien etwas sagen zu wollen, doch sie kam ihm zuvor. „Du hast keine Ahnung, wie viel es ändert, aber ich – “

„Dann bleibe ich mit dir wach“, sagte er, jedes Wort getränkt von Müdigkeit. „Und es ist mir egal, was du sagst, wir stehen das zusammen durch.“

„Harry, das hier ist nicht dein Kampf.“

Jede Zelle ihres Körpers lechzte nach Schlaf wie ein Ertrinkender nach Sauerstoff, ihr ganzer Körper schrie sie an, endlich einzuschlafen, doch sie konnte noch nicht, sie durfte nicht … schlafen ist träumen, schlafen ist träumen, nicht einschlafen …

„Es ist meiner“, fuhr sie fort, den Kopf in die Hände gestützt, und kniff die Augen zusammen, bevor sie sie wieder aufriss, immer wieder – nicht einschlafen, schlafen ist träumen, schlafen ist träumen, auf, zu, auf, zu, schlafen ist träumen, nicht einschlafen – „Und du – ich weiß, dass du das willst, aber du kannst ihn nicht für mich kämpfen.“

Nicht einschlafen nicht einschlafen NICHT EINSCHLAFEN!

„Dann lass mich dir wenigstens den Rücken decken.“



Ginnys Albträume allein waren nicht der Grund, warum Harry sich solche Sorgen machte. Es veränderte sie – jede weitere Nacht, jeder neue Traum schienen Ginny tiefer in eine benommene Gleichgültigkeit zu stürzen, und es machte ihm Angst, wie teilnahmslos sie es ertrug, wie emotionslos sie ihm davon berichtete, wenn sie einmal mehr wachlagen. Er hatte diese kühle Benommenheit zunächst für Stärke gehalten, für ihre Art, damit umzugehen, doch diese Illusion war ihm bald geraubt worden; sie war nur zu müde, um länger nach dem Warum zu fragen, oder auch nur die Kraft aufzubringen, etwas ändern zu wollen.

Manchmal lag sie nur neben ihm und starrte stumm die Decke an, mit diesen ungesunden, glasigen Augen, die so gar nicht zu ihr passen wollten. Meistens jedoch weinte sie, all seinen tröstenden Worten zum Trotz, und das war es, was er an der ganzen Sache so sehr hasste, er hasste es, sie weinen zu sehen, weil das doch so gar nicht die Ginny war, die er kannte, und weil sie in den letzten Wochen, die sie im Fuchsbau verbracht hatten, schon zu viel geweint hatte.

Schlussendlich war es tatsächlich ihr Kampf; und das einzusehen, war ihm nie schwerer gefallen als jetzt.

„Lass uns was unternehmen“, schlug er deswegen irgendwann vor, als sie beide, erschlagen von der letzten Nacht, einmal mehr gegen Mittag am Frühstückstisch saßen. „Wir haben seit Tagen das Haus nicht mehr verlassen.“

„Und was schwebt dir vor?“, murmelte sie; sie hatte das Gesicht in die Hand gestützt, als wollte sie sich vor der Sonne schützen, die durch das Fenster fiel, und ihre hellbraunen, glasigen Augen blinzelten ihn über dunkle Augenringe hinweg an.

„Was hältst du von London? Wir könnten dort zu Mittag essen und sehen, wohin uns der Tag verschlägt … einfach ein bisschen den Kopf freibekommen.“

„Ein Uhr!“, krächzte die Gnomen-Uhr.

„Hm“, machte sie undeutlich. „Warum nicht.“

„Wirklich?“, fragte er. „Meinetwegen können wir auch hier bleiben und solange fernsehen, bis uns die Augen rausfallen, wäre mir egal … “

Sie sah aus, als versuchte sie verzweifelt, nicht zu grinsen, doch so richtig gelang es ihr nicht, und ihr schiefes Lächeln steckte ihn sogar an, obwohl er es ihr nicht wirklich abnahm. „Du hast keine Lust, oder?“

Sie zuckte benommen die Schultern und stützte den Kopf in die andere Hand, sodass ihr die Haare ins Gesicht fielen. „Ich will nur … ich würde sowieso nur schlechte Stimmung verbreiten.“

„Nein, schon gut“, sagte er rasch. „Fernsehen klingt auch nicht schlecht.“

Sie machte ein Gesicht, als hätte sie gerne gelächelt.



Also blieben sie … und die Zeit in Godric's Hollow stand still.

Fernsehen war nie anstrengender gewesen als jetzt: sie waren beide so unendlich müde, so sehr bemüht, nicht einzuschlafen – Harry wusste, dass sie Angst davor hatte, und er selbst wollte sie einfach nicht wissen lassen, dass auch ihm die schlaflosen Nächte mehr zusetzten, als er zugeben mochte, und so versuchten sie beide nur, sich etwas auszuruhen, jedenfalls vermutete er, dass es das war, das Ginny versuchte, indem sie mit geschlossenen Augen neben ihm auf der Couch saß, halb gegen seinen Arm, halb gegen die Sofalehne gelehnt. Für einen winzigen Moment dachte er, sie sei eingenickt; er würde es ihr wünschen, wenigstens einen kleinen Teil des verlorenen Schlafs nachholen zu können, Schlaf, den er selbst dringend brauchen könnte – doch sie wirkte so friedlich, so ruhig, dass er nicht wirklich daran glaubte.

„Schläfst du?“, flüsterte er, und, wie erwartet, schüttelte sie kurz den Kopf und schlug die Augen auf. Sie wirkte nicht erholt, eher noch müder.

Er war so unendlich blind gewesen.

„Guter Witz“, sagte sie tonlos.

„Ginny, das muss aufhören“, murmelte er, obwohl er wusste, dass er sich wiederholte.

„Sag mir, wie“, erwiderte sie hölzern und rieb sich unwirsch die Müdigkeit aus den Augen. „Ich hab allmählich wirklich das Gefühl, ich höre Stimmen ... “

„Das bist nicht – Sekunde, ich hör' das auch“, sagte Harry plötzlich und richtete sich ein Stück auf.

„Ist das – “ Ginny drehte sich um, und die lähmende Müdigkeit in ihren Zügen wich für einen Moment leichter Verwirrung. „Das klingt wie ein Klopfen.“

Harry wollte ihr eigentlich antworten, doch er brach ab, als er gerade erst den Mund geöffnet hatte, und ein vertrautes, klopfendes Geräusch ertönte – es konnte gar nicht allzu weit weg sein, was immer er war, musste sich hier im Raum befinden.

„Harry, das ist Elfe!“

„Was? Wo?“

„Da, am Fenster!“

Und sie hatte Recht – Elfe, schwer bepackt mit zwei dicken Pergamentumschlägen, saß draußen auf dem Fensterbrett und trommelte geduldig auf die Scheibe ein.

„Das wird allmählich echt zum Running Gag“, murmelte Harry, und auf Ginnys Gesicht zuckte ein Grinsen wie ein kurzer Blitz, brach für einen kleinen Moment eine glücklichere Ginny hervor, eine lang vermisste Sonne hinter allzu dunklen Wolken.

„Das ist deiner“, sagte sie, als sie Elfe hereinkomplimentiert und ihr die Briefe abgenommen hatte, und reichte ihm einen schweren Pergamentumschlag, dessen Siegel das Zeichen des Zaubereiministeriums trug. „Dann ist der hier für mich“, und sie drehte den Brief in der Hand, der ihre Zukunft enthalten könnte. Ihrer trug ein dunkelgrünes Logo mit einer goldenen Klaue – Harry erkannte das Zeichen der Holyhead Harpies anhand der Beschreibung aus Quidditch im Wandel der Zeiten, an die er sich noch vage erinnern konnte.

Sie starrten beide die Briefe in ihren Händen an – es hing so viel von ihrem Inhalt ab.

„Riskieren wir's“, sagte Harry irgendwann und zerrupfte seinen Umschlag.



Hallo Harry,

vielen Dank für Deine Nachricht.

Wenn Du den Tagespropheten verfolgt hast, wirst Du sicher mitbekommen haben, dass das Zaubereiministerium im Moment geradezu Kopf steht – dazu zählt nicht nur, dass die Gesetzgebung komplett überarbeitet, sondern ganze Abteilungen entlassen, neu eingerichtet, und umkonstruiert werden. Darüber hinaus sind wir immer noch damit beschäftigt, geflohene Todesser aufzuspüren und zu verhören, sowie Voldemorts Komplizen in unseren eigenen Reihen aufzuspüren, die er hier sehr geschickt positioniert hat.

Nun, wie Du Dir vielleicht denken kannst – und damit komme ich zum eigentlichen Teil dieses Briefes – ist von all diesen Aufräumarbeiten, wenn man es denn so nennen mag, auch die Aurorenzentrale betroffen. Gerade jetzt, da wir fähige Auroren am dringendsten bräuchten, scheinen sie überall zu fehlen, weswegen wir junge Talente natürlich gut gebrauchen könnten. Davon ganz abgesehen, Harry, hast Du natürlich längst bewiesen, dass Du ein Naturtalent bist, also sehe ich keinen Grund, mein Angebot von vor zwei Monaten zurückzuziehen: Wenn Du willst, kannst Du Ende des Sommers mit Deiner Ausbildung beginnen.

Und da Du nach Deinem Schulabschluss gefragt hattest – ich weiß, dass Du nicht vorhattest, nach Hogwarts zurückzukehren, und Du musst es auch nicht. Gemessen an der momentanen Situation würde es vollkommen genügen, Deine UTZ-Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste abzulegen; ich habe es geschafft, einen Termin gegen Ende des Jahres zu organisieren, aber dazu lasse ich Dir genauere Informationen zukommen, wenn Du eingewilligt hast.

Beste Grüße,

Kingsley Shacklebolt

P.S.: Ich meine mich zu erinnern, dass Du damals nicht alleine zu mir gekommen bist – Du kannst Ron also ausrichten, dass für ihn die gleichen Bedingungen gelten, wenn er denn noch Lust hat.


„Du, weißt du was, ich habe meine Meinung geändert“, sagte Ginnys Stimme und er sah auf – sie grinste ihn an. „Was hältst du von einem Trip in den Fuchsbau? Dann könnten wir das den anderen erzählen.“

„Was steht bei dir?“, fragte er rasch und beugte sich über ihre Schulter.

Sie schwenkte ihren Brief, lächelte, und Harry waren ihr Brief und sein Inhalt plötzlich herzlich egal: es schien sie glücklich zu machen, und mehr wollte er nicht sehen, mehr kümmerte ihn gar nicht. „Das ist eine Einladung zur Vorauswahl.“

„Du – “ Er wollte sie umarmen, mit ihr zusammen diese wenigen Seiten Pergament feiern, die ihnen wenigstens eine Sorge, wenn auch ihre kleinste, von den Schultern gehoben hatten, doch er stand nur da und grinste zurück. „Das ist fantastisch.“



„Nur, um dich nicht misszuverstehen“, sagte Molly, „du denkst, es ist wirklich das Richtige, dich bei einer professionellen Quidditchmannschaft zu bewerben? Das zu deinem Beruf zu machen?“

„Wieso, traust du's mir nicht zu?“, fragte Ginny mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen.

„Nein, aber soweit ich weiß, hast du bis auf ein paar Spiele in Hogwarts kaum Erfahrung!“

Ginny lachte ungläubig auf. „Mum, ich spiele Quidditch, seit ich sechs Jahre alt bin! Nur weil die anderen mich nie mitspielen lassen wollten – “

„Und sie spielt fantastisch“, fügte Harry hinzu.

„Es ist meine Sache“, ergänzte Ginny.

„Und verbiete ich es dir?“, erwiderte Molly heftig, und es könnte deutlicher nicht sein, dass sie vorhatte, diesen Streit zu gewinnen; Ginny hatte allerdings dasselbe im Sinn. „Nein! Ich sage dir nur, dass es nicht gerade vernünftig ist – “

„ – meinetwegen, dann bin ich unvernünftig, es ist meine verdammte Sache“, schoss Ginny zurück. „Und ich werde bei den Probespielen antreten, egal, was du sagst.“

„Und dann? In einigen Jahren wirst du schon wieder zu alt dafür sein oder vorher die Lust verlieren, wenn sie dich überhaupt nehmen, was sowieso – “

„Die Lust verlieren?“ Sie bemerkte selbst, dass sie immer lauter wurde, und immer gereizter, doch die Müdigkeit und die wachsende Fassungslosigkeit gegenüber ihrer Mutter stauten sich langsam, aber sicher auf, und ihr Stimmvolumen schoss unwillkürlich in die Höhe. „Jetzt tu doch nicht so, als wäre es nur eine Phase, ich wollte das schon immer machen!“

„Was ist mit Hogwarts?“, fragte Molly, kein bisschen leiser als ihre Tochter. „Du musst ohnehin noch dein letztes Schuljahr machen, bevor du spielen kannst – “

„Sekunde, was?“, fiel Ginny ihr ins Wort, während sie sich von ihrem Stuhl erhob, und tat, als wäre sie überrascht, obwohl sie diese Diskussion kommen gesehen hatte. „Du denkst doch nicht wirklich, dass ich zurückgehe?“

Ihre Mutter öffnete den Mund, brach dann aber ab, als plötzlich Fußgetrappel ertönte; und wie auf Geheiß kamen Ron und Hermine durch die Hintertür in die Küche gelaufen, beide mit leicht geröteten Gesichtern, auf denen gleichermaßen Verwirrung und Besorgnis stand.

„Hallo“, sagte Hermine zaghaft und sah sie alle fragend an, während Ron, der sich nicht die Mühe machte, zu grüßen, auf den freien Stuhl neben ihr fiel und unerwartet düster drein sah.

„Also?“, fragte er, als niemand das Wort ergriff. „Wollt ihr nicht weiter streiten?“

„Wir streiten nicht“, sagte Ginny prompt, und zuckte zusammen, als sie realisierte, dass sie und Molly im Chor gesprochen hatten.

„Doch, tut ihr“, sagte Harry sehr leise, der zwischen ihnen saß und ihren funkelnden Blick erwiderte, so als wollte er sie herausfordern, etwas zu sagen.

„Meinetwegen“, fauchte Ginny irgendwann und bemühte sich, ihre Stimme wenigstens einigermaßen ruhig zu halten. „Meinetwegen – du denkst also, ich sollte mir lieber etwas suchen, dass mir zwar keinen Spaß macht, aber immerhin – vernünftig ist.“

„Sieh mal, Molly“, warf Harry über Ron und Hermines Getuschel hinweg ein, „dachtest du wirklich, dass wir … dass wir ein Haus kaufen – “

„ – dass du ein Haus kaufst“, korrigierte sie mechanisch, und sein Blick blitzte für einen Moment zu ihr herüber.

„ – und dann nach Hogwarts zurückgehen?“, schloss er.

Mollys Blick verdüsterte sich noch mehr. „Harry, ich bin nicht deine Mutter, und ich kann dir nicht vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast, auch wenn ich es nicht unbedingt gutheiße, dass ihr eure Ausbildung in den Wind schießt – “

„Das tun wir doch gar nicht!“, riefen sie beide, und das Blut in Ginnys Ohren begann zu rauschen.

„ - aber du, Ginevra“, fuhr ihre Mutter fort, als hätte sie sie nicht gehört, „du gehst zurück und machst deinen Schulabschluss.“

„Nenn mich nicht Ginevra“, sagte Ginny kühl. „Und, Mum, ich hatte wirklich gehofft, dass ich diese Karte gar nicht erst ausspielen muss, aber ich werde vor Beginn des Schuljahres volljährig sein, und dann kannst du es mir sowieso nicht mehr vorschreiben!“

„Und du denkst, sie nehmen bei den Harpies ein sechzehnjähriges Mädchen ohne Schulabschluss auf?“, fragte Molly schrill.

„Was?“, sagte Ron laut. „Die Harpies? Nicht die Holyhead Harpies?“

„Oh, da du es erwähnst … “, sagte Ginny und grinste sie alle breit an, obwohl ihr ganz und gar nicht danach zumute war, bevor sie den Brief der Harpies in die Luft reckte. „ … das tun sie. Das ist die Einladung zu einem Probespiel. Es stand schon vor einer Weile im Tagespropheten, dass sie eine neue Jägerin suchen, und es wäre doch ziemlich unvernünftig – “, fügte sie mit einem finsteren Blick in Mollys Richtung hinzu, „diese Chance nicht zu nutzen.“

„Du willst wirklich bei den Harpies spielen?“, fragte Ron von der anderen Seite des Tisches her, milde beeindruckt.

„Jetzt nimm aber mal an“, sagte Molly an Ginny gewandt, „dass sie dich nicht nehmen; dann stehst du vollkommen ohne Ausbildung da!“

„Warum eigentlich so optimistisch, Mum?“, fragte Ginny mit vor Wut bebender Stimme. „Die Probespiele sind schon Anfang August, und wenn es nicht klappt, kann ich mir doch immer noch überlegen, ob ich nach Hogwarts zurückgehe – was ich sowieso nicht tun werde, nicht n– jetzt guck mich nicht so an!“, fauchte sie, als sie Mollys Blick bemerkte. „Es geht nicht darum, dass ich zu faul bin, meinen Schulabschluss zu machen. Ich will nur nicht zurück nach Hogwarts. Nicht nach allem, was da passiert ist.“

Der Blick ihrer Mutter verhärtete sich, nur für einen Moment, doch statt etwas zu erwidern, taxierte sie Harry mit der gleichen, grimmigen Miene.

„Ich auch nicht“, sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken, und er klang um einiges ruhiger als Ginny.

Mollys Blick wanderte weiter in Rons Richtung, der nur nickte.

„Schön“, schnappte sie dann, und selbst Ginny hatte plötzlich Mühe, ihr in die Augen zu sehen, denn sie wirkte trotz ihres gereizten Tonfalls kaum noch wütend. „Wie es aussieht, ist Hermine die einzige vernünftige P– “

„Ich verstehe sie aber auch!“, rief Hermine zittrig. „Ich verstehe sie wirklich, und wenn ich nicht müsste, würde ich auch nicht gehen – aber ich habe auch Pläne, und für die brauche ich einen Schulabschluss und … ich kann sie wirklich gut verstehen“, sagte sie leise. „Sie alle.“ Alle in der Runde schwiegen sich betreten an, und selbst Molly war für einen Moment verstummt.

„Was willst du eigentlich machen, Harry?“, fragte Hermine in das Schweigen hinein.

Also legte auch Harry seinen Brief offen auf den Tisch und schubste ihn in Rons Richtung, und während er zu erklären begann, plumpste Ginny stumm auf den freien Stuhl neben ihn, den Kopf, wie schon am Morgen, in die Hand gestützt, obwohl Harrys Schulter sich dafür wesentlich mehr angeboten hätte.

Ihre Beine fühlten sich lahm und taub an, nicht vor Wut, sondern weil sie das Streiten so unendlich satt hatte, und weil sie es nicht glauben konnte, dass es ausgerechnet ihre Mutter sein sollte, die das klägliche Bisschen Hoffnung, das sie gerade erst zurückgewonnen hatte, den mageren Rest, der sie noch dazu brachte, einen Fuß vor den anderen zu setzen, so gründlich zunichte gemacht hatte – ja, sie war ihre Mutter, ja, sie machte sich nur Sorgen, das tat sie immer, sie hatte immer nur das Beste für all ihre Kinder gewollt, ja, und trotzdem …

Ist eines ihrer Kinder tot, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Die Stimme, die sie jede Nacht hörte. Seit mehr als zwei Monaten.

„ … für so viel Stoff ein verflucht kurzer Zeitrahmen, aber es ist eben auch nur ein Fach, und wenn wir uns richtig reinhängen … was denkst du?“, fragte Harrys Stimme wie durch eine Wattewand.

„Ich denke, wir schnappen uns unsere Bücher und fangen an, das Zeug in unsere Köpfe zu prügeln“, grinste Ron. „Das ist klasse.“

„Mum“, sagte Ginny plötzlich, sah auf und rang sich das überzeugendste Lächeln ab, das sie zustande brachte – es fühlte sich trotzdem ziemlich schief an. „Was sagtest du noch mal von wegen, wir würden unsere Ausbildung in den Wind schießen?“

Molly wirkte nicht vollkommen überzeugt, doch etwas besänftigt, und ihre Miene verriet, dass sie die Situation genauso wenig im Streit beenden wollte wie Ginny. „Das ist kein idiotensicherer Plan, das wisst ihr.“

„Wir sind ja keine Idioten“, sagte Ginny.

Und als niemand das Wort zu ergreifen schien, fügte sie hinzu: „Lass es uns wenigstens versuchen, bevor du dir Sorgen machst.“

„Ihr bleibt doch noch, oder?“, fragte Hermine nach neuerlichem betretenen Schweigen.

„Natürlich“, sagte Ginny etwas zu schnell und mied Harrys fragenden Blick, weil sie eigentlich keine Lust hatte.

Selbst Schuld.



Also quälte sie sich durch die losen Gespräche, die glücklichere Menschen, als sie es waren, auch hätten führen können, durch den endlosen Reigen aus gezwungenem Gelächter und unterdrücktem Gähnen, während der Drang, sich sofort auf der Decke hinten im Garten, wo sie sich zu viert um ein Schachspiel scharten, zusammenzukugeln und einzuschlafen. Hätte sie doch einen Moment, wenigstens für einen kleinen Augenblick, daran teilnehmen können, hätte sie doch für einen kleinen Moment der lähmenden Traurigkeit entfliehen können, die sich niemals ganz bekämpfen, kaum für ein paar benommene Minuten vergessen ließ.

„ … keine Lust mehr“, sagte Hermines Stimme irgendwann, ein einziges, schmerzhaftes Pulsieren in Ginnys Kopf anstelle von Worten, und für einen kurzen Moment regte sich Erleichterung in ihr – dann war es jetzt vielleicht endlich vorbei, vielleicht konnten sie und Harry sich mit einer Ausrede loseisen und nach Hause gehen – es war schon dunkel, es musste spät sein … doch dann kamen auch Hermines restlichen Worte endlich in ihrem lahmen Kopf an, verrieten ihr, dass sie lediglich nach Ablösung gefragt hatte.

Ginny tauschte schweigend den Platz mit ihr, während Ron sich, halb im Scherz, halb tödlich beleidigt, ereiferte: „Einen Zug hättest du mir jetzt noch gönnen können, der wäre genial geworden!“

„Du kannst ihn doch immer noch machen“, sagte Hermine und legte sich auf Ginnys freien Platz.

„Kann ich nicht, der ist zu offensichtlich. Das merkt sie doch.“

„Das heißt konkret, ich hätte es nicht bemerkt?“

„Du hast es nicht bemerkt.“

Ginny stützte sich ächzend auf die Ellenbogen, und sagte, um sich überhaupt am Gespräch zu beteiligen: „Du bist ein unglaublicher Charmeur, weißt du das, Ron?“

„Das war ironisch gemeint, hab ich Recht?“, sagte er grinsend.

„Nö. Sarkastisch.“ Sie zwang sich, einen Blick auf das Desaster zu richten, das Hermines Teil der Schachpartie darstellte. „Meine Güte, Hermine, was hast du hier angestellt?“

„Du würdest auch meschugge werden, wenn du das den ganzen Tag lang spielst“, erwiderte Hermine. „Vor allem, wenn der Schachkönig höchstpersönlich dir jeden deiner Fehler unter die Nase reibt.“

„Das klingt, als hättet ihr einen fantastischen Tag gehabt“, sagte Harrys Stimme von weit, weit weg.

„Hm-hm. Ron mehr als ich, aber ja.“

„Wie kann man denn auch so schlecht in Schach sein“, murmelte Ron und sein Blick blitzte verstohlen zu seiner Schwester hinüber. „Schau dir mal ihre Verteidigung an, das ist doch kläglich – “

„Auch Hermine kann nicht in allem perfekt sein“, grinste sie zurück. Ein hohles, kränkliches Grinsen, doch genug, um ihn zu überzeugen. Um sie alle zu überzeugen.

„Kann ihr nur gut tun … “

„Dir täte eine haushohe Niederlage gut, junger Mann, du bist schon schlimmer als Percy – “

Ron zog eine Schnute, blinzelte sie an, als erwartete er, sie lachen zu sehen, und stutzte, als sie stattdessen gähnte. „Ihr zwei habt auch nicht viel Schlaf abbekommen, oder?“

„Wir waren lange wach“, sagte Ginny ausweichend.

„Verschone mich mit Details, ich will's gar nicht wissen.“ Er bewegte eine Schachfigur und fügte hinzu: „Und Schachmatt. Das war einfach.“

Harry blickte auf und schielte im Halbdunkel auf seine Uhr. „Das könnte ein Rekord sein.“

„Ich musste mit Hermines Vorlage weitermachen, und die war kläglich!“, rief Ginny, so, wie eine glücklichere Ginny es getan hätte, eine Ginny, die keine größeren Probleme als ein dummes, bedeutungsloses Schachspiel kannte.

„Danke“, erwiderte Hermine verschmitzt.

„Mit dir ist alles in Ordnung?“, fragte Harry leise in ihr Ohr, als sie wieder an seiner Seite war.

„Ha, ha. Klar.“

„Wir können gehen, wenn du willst.“

„Nein“, sagte sie rasch, weil sie ihm angesehen hatte, dass er Ron und Hermine vermisst hatte, und weil sie ihm, gerade ihm, diesen kurzen Moment des Glücks so sehr gönnte; auch, weil sie wusste, dass sie später in dieser Nacht diejenige sein würde, die ihn diesen Glücks beraubte. „Nein, ist schon gut, wir bleiben noch.“

„Du siehst furchtbar aus“, flüsterte er.

„Charmant“, sagte sie in einem Akzent, der eine perfekte Imitation von Fleur war, und sie beide grinsten matt vor sich hin, einmal mehr an die verschwindend kleinen Reste von Hoffnung geklammert, die noch da waren, obwohl Hoffnung in den letzten Wochen so ein lächerliches Wort geworden war.



Im Nachhinein hätte sie sich gewünscht, sie wären länger geblieben, erschien es wie ein fataler Fehler, überhaupt zu gehen – nicht sofort, doch spätestens in dem Moment, in dem sie einmal mehr, mit weit aufgerissenen Augen und stoßweise atmend, aus dem Schlaf fuhr und nur mühsam den Schrei zurückhalten konnte, der ihr in der Kehle saß.

Nicht heulen, dachte sie, und da waren sie auch schon, die allzu verhassten Tränen, die in ihren Augen brannten.

Nicht. Heulen.

Eine zehn Jahre jüngere Ginny hatte sich unter ihrer Bettdecke verkriechen können, klein und schmal genug, um zur Gänze darunter zu verschwinden. Jetzt war sie ein wenig zu groß dafür geworden, doch auch ohne diesen unbedeutenden Unterschied bot ihr ihr altvertrautes Nest der Sicherheit keinen Schutz mehr; selbst hier konnte sie sich nicht verstecken vor dem Horror, den ihr Kopf unaufhaltsam produzierte, jede Nacht, jeden Tag, immer wieder die gleichen, zermürbenden Bilder.

Hör. Auf. Zu. Heulen.

Hoffentlich hatte Harry nichts bemerkt. Sie hatte die Angst und die Ratlosigkeit in seinen Augen so unendlich satt.

Sie zog die Beine an, kugelte sich zusammen, damit auch ihre kalten Füße unter der Decke verschwinden konnten, und versenkte lautlos das Gesicht in ihrem viel zu warmen, viel zu weichen Kissen, während sie sich einredete, dass alles gut werden würde – sie müsste nur auf den Schlaf warten, irgendwann würde es schon in Ordnung sein, und vielleicht würde sie dann schlafen können … vielleicht würde es dann aufhören, vielleicht würde Fred endlich aus ihrem Kopf verschwinden …

„Hör auf zu heulen“, murmelte sie kaum vernehmbar vor sich hin.

„Bist du da drunter?“

Die Bettdecke um sie herum begann, sich zu bewegen, und Harry steckte den Kopf in ihre sichere kleine Höhle. „Kann ich reinkommen?“

„Fühl' dich wie zu Hause“, nuschelte sie.

Sein Körper brachte einen Schwall von Wärme mit sich, der die Taubheit, die ihr in den Knochen saß, etwas linderte. Hoffentlich konnte er ihr Gesicht nicht sehen.

„Hab ich dich geweckt?“, flüsterte sie.

„Nein, ich bin von ganz allein drei Uhr morgens aufgewacht.“ Er stutzte, als sie den Blick abwandte und die Augen schloss. „Was?“

„Es ist drei Uhr morgens?“

„Fast, ja.“

„Es tut mir leid, Harry.“

Sie spürte seine Lippen an ihrer schweißfeuchten Schläfe, und dann waren sie auf ihrem Mund, erlaubten ihr, für einen kleinen Moment die Augen zu schließen und in einem Kuss zu versinken, der wie Frieden schmeckte, wie eine schönere Welt – ohne schlaflose Nächte, und mit Fred.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte er leise.

„Hm. Schlafen?“

„Ich meine – was machen wir, damit das aufhört?“

„Harry, bitte.“

„Bitte was?“, fragte er hölzern und schob die Decke beiseite, sodass kalte, klare Nachtluft sich auf Ginnys glühendem Gesicht ergoss. „Bitte hör auf, dir Sorgen zu machen, bitte – “

„ – hör auf, nach einer Lösung zu suchen für ein Problem, das keins ist.“

„Das keins ist?“

„Das hier – “ Ihre Hand fuhr wild durch die Dunkelheit. „Das alles, das ist eine Nebenwirkung des Problems, mehr nicht – nicht das Problem selbst.“

„Ist es so schlimm?“, fragte er plötzlich.

„Was?“

„Ich dachte, zurzeit geht’s dir eigentlich … na ja, gut wäre übertrieben, aber du … du schienst in letzter Zeit doch einigermaßen klarzukommen; bis jetzt.“

„Aber?“, murmelte sie und hoffte, dass er nicht sagen würde, was sie befürchtete.

„Du – “ Er schien für einen Moment um Worte verlegen, unsicher, ob er fortfahren sollte. „Ich hab das Gefühl, du wehrst dich gar nicht, als wär's dir schon egal, dass das jede Nacht – “

„Nur, weil ich aufgehört habe, in Sackgassen nach Ausgängen zu suchen?“, fiel sie ihm ins Wort, einmal mehr an diesem Tag mit aller Kraft darum bemüht, nicht zu schreien, weil er nur helfen wollte, weil er es nur gut meinte – „Ich hab dir gesagt, dass das – das geht seit zwei Monaten so, und, nein, es hat nie wirklich aufgehört, aber ich bin schon damit klargekommen, es ist jetzt immer noch erträglicher als kurz nach – ich will es einfach nur die Zeit richten lassen, okay? Was anderes kann ich, kannst du sowieso nicht machen, also – “

Ihr letztes Wort schwebte in der Luft; sie hatte erwartet, von ihm unterbrochen zu werden, doch er schien noch dabei, sich Worte zurechtzulegen.

„Du hast mich gerettet“, sagte er schließlich. „Damals, du – ich weiß, dass das nichts war verglichen mit dem, was du damals durchgemacht hast, aber – “

„Es ging dir dreckig, Harry, wie jedem von uns.“

„Und du warst da, und du hast mich gerettet.“

„Und?“, sagte sie, obwohl sie wusste, was jetzt kam.

„Warum darf ich dich nicht retten?“, fragte er leise.

Sie hätte gerne zurückgestritten – wenn sie denn stritten – doch sie starrte nur seine ineinander verhakten Hände an, zu müde, um ihm noch ein weiteres, sinnloses Mal zu erklären, dass diese Diskussion sich im Kreis drehte. „Du hast wirklich ein Menschenrettungsdings, weißt du das?“

„Ich habe ein Ginnyrettungsdings.“

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