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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (R/H) - So glücklich

von Jessica21

Puh. *fassungslos den Bildschirm anstarr*

Echt mal. Hatte ich nicht Ende des letzten Chaps noch eine Fußnote angefügt von wegen "es wird wohl ein, zwei Wochen still um diese FF"? In Anbetracht der Tatsache, wie viel Zeit ich tatsächlich gebraucht habe, mit dem nächsten Kapitel fertig zu werden, will ich mir eigentlich nur noch eine Papiertüte über den Kopf ziehen. Ein Jahr. Mehr als ein Jahr!
Ich würde mich ja wirklich gerne rechtfertigen von wegen viel zu tun etc., aber alles, was ich sagen kann, ist: Sorry :)

Sagt mal ehrlich, existiert ihr überhaupt noch? Oder bin ich meine Abonnenten mittlerweile los? Also, aus gegebenem Anlass: Bitte glaubt absolut niemals, dass diese FF ausstirbt, ich werde immer immer IMMER irgendwann weiterschreiben. Dauert eben nur manchmal etwas länger. *hüstel* Also brav Abo anlassen und vor allem: ganz brav weiter Kommis schreiben! Das motiviert am allermeisten! :)

Als kleine Entschädigung tausche ich die Kekse, die hier eh keinen zu interessieren scheinen, mal gegen eine große Portion Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen ein, die in einer anderen FF von mir als Bestechungsmittel hervorragend funktioniert haben. Also erst Kommis schreiben, ja!

Und nun - nach einer kleinen Ewigkeit - geht es endlich weiter mit ...





... So glücklich



Irgendwann waren sie gegangen.

Im Nachhinein vermochte sie nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, wie lange sie so, beide in ihren eigenen, benommenen Gedanken versunken, dagestanden und der Stille gelauscht hatten. Sie hatte keine Ahnung, sie hatte den Überblick verloren; ein Gefühl, das sie sonst hasste, doch jetzt war es nicht wichtig – das einzig Wichtige auf Erden war es, weiterhin seine Hand zu halten, neben ihm zu gehen, bei ihm zu sein.

Tatsächlich jedoch hatte sie kaum das Gefühl, wirklich bei ihm zu sein. Sein ausdrucksloser Blick, der den ganzen langen Weg nicht ein einziges Mal den ihren getroffen hatte, war weit davon geschweift und verriet ihr nicht, wohin.

"Ron - ", wollte sie ansetzen, doch ihre Zunge schien wie in Blei getaucht, und kein Wort schaffte den Weg über ihre Lippen.

Unwillkürlich umklammerte sie seine Hand ein wenig fester und spürte nur einen Wimpernschlag später, wie er den Händedruck erwiderte, doch er hielt den Blick weiterhin auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet.

Was war nur mit der Sonne geschehen? Wie konnte sie nur weiter scheinen, als wäre nichts gewesen, gerade jetzt, da es ihm doch so schlecht ging, auch, wenn er sich bemühte, es nicht zu zeigen?

"Ich weiß nicht, warum ich da hingegangen bin."

Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, und schloss ihn dann wieder, weil es nichts gab, was sie sagen könnte.

Er starrte mit regungsloser Miene seine Schuhspitzen an, während er lief, und aus seiner Stimme klang etwas wie Trotz, ein Drang, sich zu rechtfertigen, vielleicht für etwas, das keinerlei Rechtfertigung verlangte.

"Warst du ... warst du oft dort - in letzter Zeit?"

Er schüttelte abrupt den Kopf. "Nein."

"Nicht? Du bist nie - "

"Nein, stell dir vor!", fuhr er sie an. "Das ist doch nicht Fred, Hermine, das ist nur der Stein, der beweist, dass er tot ist."



Gerade jetzt hätte er Hermine eigentlich brauchen können, irgendetwas, irgendjemanden, der neben ihm stand. Obwohl er von Percy und Bill flankiert wurde und Charlie sich nur einen halben Schritt hinter ihn gestellt hatte, wäre sie trotzdem die Einzige gewesen, die er halbwegs in seiner Nähe hätte ertragen können, ohne schreien zu wollen.

Um nicht vollends die Beherrschung über sein ohnehin schon zum Zerreißen gespanntes Gemüt zu verlieren, hielt er ein paar Sekunden die Luft an und sah sich um.

Atmen. Das war für die meisten Menschen eine grausam alltägliche Sache; so viele Menschen, die an jedem Tag ihres Lebens hunderte und tausende Atemzüge taten, ohne darüber nachzudenken, ohne es zu schätzen zu wissen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass das alles begrenzt war.

Fred atmet nicht mehr, dachte er und spürte ein kaltes Zittern seinen Körper durchlaufen. Ob es Trauer war oder Wut oder Angst, vermochte er nicht zu sagen.

Er konnte es nicht fassen, dass die Sonne schien. Sie beleuchtete die ganze Szenerie wie eine unbeteiligte Zuschauerin, die sie wohl auch war, erhitze seinen roten Haarschopf und warf warmes Licht auf das Grab, das von den Weasleys umringt wurde. Ein dunkler, wolkenverhangener Himmel, eisiger Regen, vielleicht ein Gewitter, das wäre Wetter gewesen, wie es zur Situation gepasst hätte.

Hermine mochte Regen. Das hatte sie ihnen einmal erzählt, als er mit Harry nach einem besonders ungemütlichen Quidditch-Training in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt war und sie nicht hatten aufhören können, sich über das fürchterliche Wetter zu beklagen. Es schien so lange her zu sein.

Er wandte unwillkürlich den Kopf ein Stück und sah hinüber zu seinem besten Freund. Er stand nur wenige Meter von Ron entfernt, die Arme um die weinende Ginny gelegt, als könnte er sie vor allem Unheil der Welt bewahren, nur, indem er sie festhielt.

Wenn es doch mal so einfach wäre, dachte er verbittert und fing für den Bruchteil einer Sekunde Harrys Blick auf.

Seine Eltern standen beide mit gesenkten Köpfen nebeneinander, wenige Schritte von ihm entfernt; für einen kurzen Moment schloss er die Augen, wünschte, sich die Ohren zuhalten zu können, nur, um das verzweifelte Schluchzen seiner Mutter nicht mehr hören, die stummen Tränen seines Vaters nicht mehr sehen zu müssen.

George stand als Einziger in der Familie alleine da. Er hatte die geballten Fäuste tief in der Hosentasche vergraben, seine Lippen bewegten sich unablässig zu einem fiebrigen Text, den nur er alleine kannte, seine starren Augen bohrten sich allmählich in den hellen Stein, der Freds Namen trug, in die Erde, die nun seinen Zwillingsbruder von ihm trennte.




Sie war bei seinen Worten abrupt stehen geblieben und ihre Lippen begannen verdächtig zu beben, als ihr erschrockener Blick auf den seinen traf.

"Tut mir leid", sagte er fast sofort und meinte es auch so. "Ich hab nur ... "

Seine Stimme verblasste; die wenigen leisen Worte schienen in der Luft zwischen ihnen zu kleben, und doch waren es die, die nicht gesprochen worden waren, die am schwersten auf seinen Schultern lasteten.

... die Kontrolle verloren.

"Ist schon in Ordnung", murmelte Hermine und nun war sie diejenige, die angespannt auf ihre Schuhe hinunter sah. "Ich hätte nicht fragen sollen."

Er hob halb einen Arm, sie machte einen zaghaften Schritt auf ihn zu und schmiegte für einen kurzen Moment das Gesicht an seine Schulter, dann setzten sie schweigend ihren Weg fort, der sie in unregelmäßigen Schlangenlinien durch die Umgebung des Fuchsbaus führte, über die weitläufigen grünen Wiesen, die sich hier kilometerweit in sanften Hügeln erstreckten und ihnen einen Anschein von Idylle vorgaukelten.

Es war ihm egal, wohin sie gingen, egal, wie weit sie liefen, er wusste nur, dass er noch nicht zurück in den Fuchsbau wollte, wo die Stille unter den Türspalten hindurch in alle Zimmer kroch und auf dem Haus lastete wie eine Krankheit, Stille, die, gleich triefendem Wasser an seiner Kleidung haften blieb.

Niemals hatte Schweigen so sehr in seinen Ohren geschmerzt, niemals war es ihm so unerträglich und drückend vorgekommen, niemals hatte es sich so dauerhaft eingenistet und langsam, aber stetig ausgebreitet, wie es das nun tat. Selbst hier draußen schien die Stille noch auf ihm zu liegen wie ein schwerer Mantel, den er nicht ablegen konnte. Er wünschte, er könnte etwas sagen, irgendetwas, schon allein, um ein wenig Sorge aus Hermines Blick zu nehmen, Sorge, die, wie ihm nun langsam bewusst wurde, ihm galt.

Für einen kurzen Moment, der sofort wieder vorbei war wie vorübergehendes Sonnenlicht, das hinter einer Wolke verschwand, drückte er sie an sich und versuchte, das schwache Lächeln zu erwidern, das ihre Züge bewegte.

"Lass uns zurückgehen, was meinst du?", fragte sie behutsam und er war so froh, das Schweigen gebrochen zu hören, dass er nickte, bevor er sich ihrer Frage überhaupt hatte bewusst werden können; trotzdem, obwohl er herzlich wenig Lust verspürte, auf George oder seine Mutter oder sonst jemandem, der nicht Hermine war, zu treffen, wandte er sich mit ihr um und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren.

"Ron?", meinte sie zaghaft, während sie nebeneinander her durch das trockene Gras stapften, und warf einen kurzen beunruhigten Blick in seine Richtung. Er hasste die unverkennbare Vorsicht in ihrer Stimme, als sie ihn ansprach, hasste es, dass sie ihn behandelte, als wäre er eine tickende Bombe, die bei jedem falschen Wort explodieren konnte. Stumm rammte er die Zähne in seine Unterlippe und riss sich mit der größten Anstrengung, die es ihn je gekostet hatte, zusammen, zwang sich, ihren Blick zu erwidern.

"Du bist nicht allein."



Der Fuchsbau begrüßte sie mit einem Schwall schwerer, süß duftender Luft, die so gar nicht zu Hermines gedrückter Stimmung passen wollte, und als sie hinter Ron in die kleine Küche trat, bekam sie über seine Schulter hinweg gerade noch mit, wie Molly ein riesiges Kuchenblech aus dem Ofen zog. Der Duft süßer, heißer Früchte bohrte sich in ihre vielen sorgenvollen Gedanken wie eine schillernde Farbe, die sich mit dunklen Grautönen mischt.

"Ach, da seid ihr zwei ja", sagte sie, als sie Ron und Hermine in der Tür stehen sah, und die Sorgenfalte auf ihrer Stirn schien eher noch größer zu werden, als sie die Mienen der beiden sah. "Wo seid ihr so lange gewesen? Ich fürchte, ihr habt das Mittagessen verpasst."

Hermine warf einen schnellen Blick in Rons Gesicht auf der Suche nach einer Gefühlsregung, doch er zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern und wandte sich ohne ein Wort ab. Einen kurzen Moment lang wollte sie ihm hinterhergehen, doch schließlich drehte sie sich um und verkroch sich im Wohnzimmer, die Stirn in tiefe Falten gelegt und ein unangenehmes, klammes Gefühl auf der Haut.

Wenn sie doch nur irgendetwas für ihn hätte tun können. Und wenn er doch wüsste, wie dringend sie sich das wünschte. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck noch nicht vergessen, dieser stumme, hilflose Blick in seinen Augen, den er versucht hatte, im Schweigen zu ertränken.

Es passte nicht zu ihm. Er war sonst nicht so - so ... ja, wie eigentlich? Sie rief sich seine Miene in Erinnerung, den abweisenden Ausdruck in seinen Augen, als würde ihn all das nichts angehen. Obwohl sie ihr doch sonst jede seiner Gefühlsregungen verrieten.

Gedankenversunken lehnte sie die Stirn gegen die Sofalehne und schloss die Augen, deren Blick flackernd im Raum umhergeirrt war, unfähig, irgendetwas zu fixieren, unfähig, innezuhalten.

Verrückt, dass sie sein Fehlen so deutlich spürte, obwohl er noch vor zehn Minuten neben ihr gestanden hatte, einen Arm um ihre Schultern gelegt. Sie waren während der letzten Tage praktisch nicht von der Seite des anderen gewichen - was würden sie nur tun, wenn Hermine erst wieder in Hogwarts war?

Fast hätte sie die Schritte nicht gehört, die sich dem Wohnzimmer näherten; was gäbe sie doch dafür, dass sie zu Ron gehörten, Ron, der sich neben sie auf das Sofa plumpsen ließ und ihr schmunzelnd die penetrante Locke hinters Ohr schob, die ihr schon wieder in der Stirn hing ...

Doch es war nur Molly, die verdutzt in der Tür stehen blieb, als sie Hermine auf der Couch sitzend vorfand.

"Hermine, ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und setzte sich in den abgewetzten Sessel auf der anderen Seite des Raumes.

"Jaah ... alles in Ordnung - mit mir." Mühsam setzte sie sich ein wenig aufrechter hin und straffte die Schultern.

Molly runzelte die Stirn und betrachtete sie eine Weile mit schiefgelegtem Kopf. "Sag mal, Hermine - du und Ron, ihr habt euch nicht ... gestritten, oder?"

Vielleicht hatte sie gehofft, dass Hermine ihr Zögern nicht auffallen würde, dass sie nicht bemerken würde, wie kurz Molly davor gewesen war, "wieder" zu sagen.

"Nein", erwiderte Hermine und ein flaues Gefühl beschlich ihre Magengegend. "Nein, wir haben nicht gestritten."

"Aber irgendetwas muss doch vorgefallen sein, dass ihr zwei heute so schweigsam seid?"

Die unzusammenhängenden Worte, die sie vor sich hin murmelte, ergaben nicht einmal in ihrem Kopf Sinn.

"Ich ... ich weiß es nicht", schloss sie matt und stand auf. "Ich wünschte, ich wüsste es."

Sie hatte die Tür schon erreicht, als sie sich noch einmal umdrehte. "Molly ... du und George, habt ihr euch vertragen?"

Und wieder Stille.

"Schon gut. Klärt das unter euch. Aber klärt es."



Er hörte ihre Schritte, bevor er sie sah. Die Tür öffnete sich mit einem kaum wahrnehmbaren Quietschen und fiel leise hinter Hermine ins Schloss.

"Ist alles in Ordnung mit dir?"

"Klar, was sollte nicht in Ordnung sein?", fragte er, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten.

"Du weißt doch genau, wovon ich rede", erwiderte sie leise.

Er hielt den Blick stumm aus dem Fenster gerichtet.

"Ron, sieh mal", setzte sie wieder an und in ihrer Stimme schwang wachsende Verzweiflung mit, "ich weiß doch, wie du dich fühlst, aber - "

"Tust du nicht."

Drei Worte.

Drei Worte, und er wusste, dass er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.

"Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle."

Jedes Wort stach auf seiner Zunge wie eine ätzende Flüssigkeit, und er wollte es zurücknehmen, jetzt sofort, konnte nicht fassen, dass er es gewesen sein sollte, der das sagte, konnte nicht fassen, dass er es fertigbrachte, ausgerechnet Hermine solche Dinge vorzuwerfen, obwohl sie ihn doch vielleicht besser verstand als irgendjemand sonst, obwohl sie doch vielleicht am allerbesten wusste, was in ihm vorging ...

"Ron, ich will dir doch nur helfen - "

"Verdammt, Hermine, dann finde dich einfach damit ab, dass du's nicht kannst!", brüllte er. Die wenigen Sekundenbruchteile, die er brauchte, sich zu ihr umzudrehen, wurden vom heftigen Wummern seines Herzens in schmerzhaft feine Scheiben geschnitten, das nicht nachließ, als er zur Tür stürmte und sich an ihr vorbeidrängte.

Er war schon fast aus dem Zimmer, als sie sprach.

"Ja, genau. Hau ab." Ihre Stimme zitterte, doch ihr Tonfall war ruhig, fast sachlich, als wäre sie eine Außenstehende, die die ganze Szene nichts anging. "Hau einfach wieder ab, davon wird es sicherlich besser."

Seine Hand rutschte kraftlos von der Türklinke und sein Puls raste, als er sich zu ihr umwandte, doch nicht aus Wut.

"Wenn du glaubst, dass ich nicht weiß, wie es dir geht, dann erklär's mir doch", flüsterte sie. "Aber weißt du was, ich glaube, du weißt es im Moment selbst nicht so genau."

Es blieb ihm nicht mal Zeit, zu antworten, denn aus der Küche rief eine laute Stimme zu ihnen hoch: „Ron! Hermine! Harry und Ginny sind da! Und bringt Errol mit!“

Sie starrten sich zwei Sekunden lang an, dann marschierte sie an ihm vorbei; er folgte ihr schweigend, als sie die Treppe hinunterrannte und im Vorbeigehen Errol packte, der auf dem Treppengeländer gedöst hatte und beleidigt schuhute, als er so unsanft geweckt wurde.

"Hier, wie bestellt", sagte Hermine zu seiner Rechten, als sie in die Küche traten, und setzte Errol nebst Tintenfass und Pergament - wo hatte sie es hergenommen? - auf den Tisch. "Und hallo erst mal."

Ihre Stimme klang munter, gut gelaunt und ganz und gar nicht so, als hätte er sie gerade noch angeschrien und ihr Dinge vorgeworfen, die das ganze stumme Einverständnis vom Vormittag zunichte gemacht hatten. Er konnte es ihr nicht verdenken, und er spürte ein Grinsen sein eigenes Gesicht verzerren, auch wenn ihm gar nicht danach zumute war, doch noch viel weniger hatte er Lust, sich ihren Streit von irgendjemandem anmerken zu lassen.

Ginny angelte über den Tisch nach Pergament, und Ron beobachtete unbemerkt Harry, der einen halben Schritt hinter ihr stand und mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln den Worten folgte, die sie schrieb.

Er wirkte so glücklich. Und so unbekümmert. Sein Gesicht, noch vor zwei Monaten gezeichnet von Müdigkeit und Trauer, enthielt nun nichts mehr als schlichte Zufriedenheit, während er sich leise mit Ginny unterhielt ... und mit einem Mal hoffte Ron, dass es so bleiben würde, dass Harry gar nicht erst bemerkten würde, wie steif und schweigsam er und Hermine einander gegenüber waren; er hätte die Sorge und Verwunderung in Harrys Augen nicht ertragen können, nicht nach allem, was passiert war.

Für einen Sekundenbruchteil drehte Harry sich zu ihm um, während Ginny den zerzausten und missmutig aussehenden Errol aus dem Fenster komplimentierte, und Ron setzte hastig ein Grinsen auf, das sich wenig überzeugend anfühlte, doch Harry grinste zurück, bevor er sich wieder abwandte, und als Ron aus den Augenwinkeln zu Hermine herübersah, entdeckte er auf ihrem Gesicht noch die Überreste eines ähnliches Lächelns, das gerade verblasste.

Sie drehte den Kopf ein paar wenige Millimeter in seine Richtung und er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, wegzusehen; ihre Blicke trafen sich, und in Hermines Augen tauchte etwas auf, dass er erst viel später, als sie sich längst wieder von ihm abgewandt hatte, als Sorge erkannte.

"Das wär's dann eigentlich schon", riss die Stimme seiner Schwester ihn aus seinen Gedanken, und er spürte jähe Enttäuschung in sich aufflackern; Harrys und Ginnys Gesellschaft wäre eine willkommene Abwechslung gewesen.

"Ihr geht schon?"

Beide drehten sich zu ihm um, als sie seine Stimme hörten, und er spürte von der Seite her auch kurz Hermines Blick auf sich ruhen.

"Ja, wir sollten los", antwortete Harry. "Ist schon bald sechs Uhr."

Das war in Rons Augen eine ziemlich schwache Ausrede, doch er verkniff sich die Erwiderung und nickte stattdessen nur, bevor ihm wieder Worte herausrutschten, die er später bereute.

Sie verabschiedeten sich voneinander, und mit dem Knall, der Harrys und Ginnys Disapparieren auf dem Hof verursachte, schien das falsche Grinsen von seinem Gesicht zu tröpfeln wie kaltes Wasser. Er wandte sich zu Hermine um, entschlossen, ihren Streit hier und jetzt aus der Welt zu schaffen, doch sie hatte sich schon umgedreht und stapfte die Treppe hinauf.



Die Ruhe in Ginnys Zimmer war keine Erleichterung. Es war die gleiche beklemmende Stille, die sie schon den ganzen Tag lang verfolgte, und die aufziehende Dämmerung schien es nur schlimmer zu machen.

Das Abendessen war weitgehend schweigend verlaufen. Sie hatte neben Ron gesessen und er hatte mehr als einmal versucht, ihren Blick aufzufangen, doch sie war seinen Augen immer wieder ausgewichen und hatte gleichzeitig auf das Wunder gehofft, das sie selbst verhinderte.



Der allabendliche Zubettgehverkehr war im Fuchsbau ausgebrochen; die gesamte Familie Weasley und Hermine wuselten die Treppen hinauf und hinab und das Haus schien durch diese rege Betriebsamkeit sogar noch um einiges kleiner als sonst.

Hermine hatte gerade erst eine freie Minute im Bad ergattern können und war schon wieder auf dem Weg in Ginnys Zimmer, in der einen Hand ihre Zahn-, in der anderen ihre Haarbürste. Sie wich Percy aus, der in ein Gespräch mit Arthur vertieft war und ansonsten nichts wahrzunehmen schien, wollte die Treppe hinunter laufen und rempelte versehentlich jemanden an.

"Tut mir leid", murmelte sie, war schon im Begriff, weiterzugehen - und dann erst fiel ihr auf, dass sie Ron gegenüber stand.

Er schien für den Moment genauso überrumpelt von ihrer plötzlichen Erscheinung, wie sie von der seinen. Seine Hand hatte sich bei dem Zusammenstoß reflexartig um ihre geschlossen und nun starrte er schweigend ihre Finger an, vielleicht, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Herm-"

"Geht schon", sagte sie rasch, löste sich von ihm und wandte sich dann ab, ließ ihn stehen, wo er stand, und wäre doch am liebsten bei ihm geblieben.




Sie empfand kein Selbstmitleid; vielleicht lag es an dem dumpfen Gefühl, dass auch dieser Streit früher oder später wieder vorbei sein würde, wie es auch alle anderen davor irgendwann gewesen waren, doch es änderte nichts daran, dass sich alles in ihr zusammenkrampfte und ihr Herz panisch gegen ihren Hals hämmerte, sobald sie sich seine Worte ins Gedächtnis rief.

Er hat es nicht so gemeint. Er hat es nicht so gemeint. Er hat es nicht so gemeint.

Das war das Einzige, was sie denken konnte, das Einzige, was sie denken wollte - wenn es doch nur wirklich so wäre, aber hatte er all das wirklich nur aus seiner Wut heraus gesagt oder war es zum Schluss doch nur schlichte Ehrlichkeit gewesen?

War ihm bewusst gewesen, was er da gesagt hatte? Und wusste er, wie sehr es sie verletzt hatte?

Es wäre ihr lieber gewesen, er wäre hier - ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass er ein Stockwerk über ihr alleine in seinem Zimmer war, nicht jetzt, wo es ihm so schlecht ging.

Ächzend drehte sie sich ein Stück und starrte nun an die allmählich dunkler werdende Decke; sie fühlte sie ausgepumpt und verbraucht und starrte doch mit glasigen Augen in die Dunkelheit, ohne tatsächlich müde zu sein. Vielleicht hätte sie geschlafen, wenn sie gekonnt hätte, doch Müdigkeit war das Letzte, das sie jetzt empfand - das einzig klar Definierbare, was da war, war Sorge.

Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich fast einbilden, seine Schritte zu hören, die sich über den Fußboden bewegten, der gleichzeitig ihre Zimmerdecke darstellte; es kam ihr absurd vor, dass das das Einzige sein sollte, das sie trennte, obwohl im Moment so viel zwischen ihnen stand.

Über ihr öffnete und schloss sich eine Tür - seine Schritte entfernten sich langsam, verstummten schließlich ganz, und Hermine schlug erneut die Augen auf, wünschte, er wäre auf dem Weg zu ihr.

Vielleicht ist er das ja.

Sie wollte so gerne daran glauben.



Und er kam tatsächlich.

Sie hob jäh den Kopf, als das Klopfen ertönte, drehte sich in Sekundenbruchteilen zur Zimmertür um; der eigene Herzschlag wummerte in ihren Ohren, während sie mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starrte, hoffte, wartete.

Er klopfte noch einmal. "Hermine?" Seine Stimme klang leiser, brüchiger, als sie es von ihm gewohnt war. "Schläfst du schon?"

Taumelnd stieg sie aus dem Bett, bewegte sich auf die geschlossene Tür zu. Ihre Hand zitterte, als sie die Klinke herunterdrückte.

"Hey", murmelte er. Sie konnte sein Gesicht kaum sehen: Er wirkte gegen das hereinsickernde Licht wie eine dunkle Kohlezeichnung.

"Hi", erwiderte sie leise, lehnte den Kopf gegen den Türrahmen und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er sah ihr nicht ins Gesicht, er starrte die Tür an und suchte offensichtlich nach Worten.

"Kann ich ... kann ich reinkommen?"

Sie machte einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen, und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, während er zögernd eintrat.

"Ich hab mich gefragt ... ob du kommst", flüsterte sie.

"George hat mich aufgehalten."

"Was wollte er?"

Er wich ihrem fragenden Blick aus und starrte stattdessen den Fußboden an. "Wissen, ob wir - gestritten haben", antwortete er kaum vernehmbar.

Sie schloss kurz die Augen und wünschte, sie könnte sich an seine Schulter lehnen statt an den kalten, harten Türrahmen. "Und?", fragte sie schwach - ihre Stimme schien mit einem Mal zu versagen. "Haben wir denn?"

"Ich - " Er holte tief Luft, richtete sich auf und sah ihr direkt ins Gesicht. "Das mit vorhin ... das tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen."

Sie stellte sich ebenfalls ein wenig aufrechter hin und schob sich die Haare aus dem Gesicht. "Irgendwie hast du sogar Recht, ich hätte nicht behaupten sollen - "

"Vergiss, was ich gesagt hab. Es stimmt nicht, kein Wort. Und ich wollte nie mit dir streiten", setzte er leise hinzu.

Sie wollte an ihm vorbeigehen, um sich zu setzen, streifte auf dem Weg zum Bett seine Hand und registrierte, dass sie zitterte; stockte, blieb vor ihm stehen und wünschte, die Dunkelheit würde etwas weichen, damit sie sein Gesicht sehen konnte.

"Alles okay?", fragte sie vorsichtig.

Er nickte stumm, wandte den Kopf zur Seite. "Mir geht's gut", sagte er und jedes seiner leise gesprochenen Worte schien ihm unendliche Mühe abzuverlangen.

Sie hätte ihm so gerne geglaubt.

Zögernd ging sie an ihm vorbei, nicht ohne vorher kurz seine Finger zu berühren, und setzte sich dann auf Ginnys Bett, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Und er blieb reglos stehen, wo er stand. Und die Schritte ihrer nackten Füße auf dem Holzfußboden waren das einzige Geräusch im Zimmer.

"Was ist nur los mit dir?", fragte sie leise.

Er zuckte vage die Schultern, drehte sich zu ihr um. "Ich dachte, das wüsstest du?", erwiderte er und seine Stimme klang, als steckte ein Glassplitter in seiner Kehle.

Dachte ich ja auch.

Fragend klopfte sie auf die Bettdecke; er kam mit stockenden Schritten näher und ließ sich neben sie auf die Matratze fallen.

"Ist es ... ist es wegen heute Vormittag?"

Sie meinte, etwas in seinen Augen verschwinden zu sehen; er starrte seine Knie an, als wären sie brennend interessant, und ein Frösteln durchlief seinen Körper, das mit Kälte nichts zu tun hatte.

Sie setzte sich näher zu ihm hin, wartete, dass er etwas sagte, betrachtete schweigend seine Hände, die auf seinen Knien zu Fäusten geballt waren. Er rührte sich nicht, schien kaum wahrzunehmen, dass sie da war, und wären da nicht seine heftigen Atemzüge und das unkontrollierbare Zittern, hätte er eine Statue sein können.

Ihre Finger schoben sich langsam zwischen die seinen und er umfasste ihre Hand wie in Zeitlupe.

Sachte legte sie die Stirn gegen seine Schläfe und hielt seine Hand ganz fest.

"Ist schon okay", stieß er heraus.

"Nein, ist es nicht." Sie hatte so leise gesprochen, dass sie nicht überrascht gewesen wäre, wenn er sie gar nicht gehört hätte, doch der kurze Blick, mit dem er sie ansah, sprach für sich. "Du weißt ganz genau, dass es das nicht ist."

Dabei schien das alles so gut zu sein, als ich hier angekommen bin.

Die wenigen Sekunden, in denen sie ihn nur schweigend beobachtete, schienen kein Ende nehmen zu wollen, schienen sich zu Stunden hinzuziehen, obwohl ihnen doch ein jähes Ende gesetzt wurde, als er die Augen schloss, ohne, dass es die Tränen verbergen konnte.

Er wollte den Arm heben, sich harsch übers Gesicht fahren, doch sie hielt seine Hand fest, fast als wäre sie ein Vogel, der gegen eine Glasscheibe fliegen wollte. Eine einzelne Träne tropfte auf ihren Handrücken, und er drehte abrupt den Kopf weg, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte.

"Ron ... ", murmelte sie leise, rutschte enger an seine Seite und legte ihm wieder eine Hand auf die bebende Schulter; sagte nichts, tat nichts, ließ nur die Finger sachte über seinen verkrampften Rücken gleiten, wünschte, ihn umarmen zu können, ihn vor allem beschützen zu können, was ihm wehtun könnte, und saß doch nur da und schwieg.

"Ist kein Problem, ich - "

"Hör doch auf, mich anzulügen." Ihre Stimme war nicht mehr ein Flüstern gewesen, ein besorgtes, angsterfülltes Flüstern. "Es ist ganz offensichtlich ein Problem."

Er hielt den Kopf abgewandt, doch durch die schummrige Dunkelheit konnte sie noch sehen, wie er wieder die Augen schloss; seine Hand schloss sich etwas fester um ihre.

Lass dir doch helfen. Lass es doch zu.

"Ron ... weißt du, was ich heute Vormittag meinte, als ich sagte, du wärst nicht allein?"

Sie ließ ihm mehr Zeit als notwendig, zu antworten, doch er reagierte nicht auf ihre Frage, sah sie nicht einmal an.

"Ich wollte, dass du weißt, dass ... niemand, den du liebst, dich jemals alleine lassen wird. Ich nicht. Harry nicht. Deine Familie nicht. Nicht einmal - ", ihre Stimme stockte kurz und seine Hand krampfte sich hart um ihre, "nicht einmal Fred. Weil sogar F-Fred noch irgendwie da ist, und er wird dich genauso wenig alleine lassen wie George oder deine Eltern oder sonst irgendjemanden."

Er hob halb den Kopf, drehte sich nur für einen kurzen Moment zu ihr um, als wünschte er, ihr glauben zu können, als wollte er sich an ihre Worte klammern wie einen Rettungsanker.



"Bitte hör auf damit."

Ihr Flüstern grub sich in die Stille wie ein Pistolenschuss, zwang ihn, den Kopf zu heben; sie saß nicht einmal einen halben Meter von ihm entfernt, und ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte sie ihn nicht eine einzige Sekunde aus den Augen gelassen.

Sogar ihre Hand lag noch ganz nah bei seiner. Er könnte sie berühren, wenn er wollte.

Sie hatten beide minutenlang geschwiegen, wenige Minuten nur, die ihm vorgekommen waren wie Stunden. Stunden, in denen er verzweifelt versucht hatte, sich zu beruhigen, Stunden, die ein einziger Kampf um die Fassung gewesen waren, die er längst verloren hatte.

"Merkst du eigentlich, was du machst?", fragte sie leise. Ihre Stimme war viel höher als gewöhnlich. "Du - kann es sein, dass du das alles am liebsten ... w-wegschließen und vergessen würdest?"

Er spürte, dass sie versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen, doch er drehte den Kopf zur Seite, starrte mit fest zusammengepressten Lippen die verblassten Quidditch-Poster an der gegenüberliegenden Wand an und versuchte, das Brennen in seinen Augen zu ignorieren.­

Er würde es nicht zulassen. Er würde sich nicht wieder von den Tränen und dem Schmerz der letzten Nacht zerfressen lassen.

Er würde nicht nachgeben.

Hermines Stimme zitterte, als sie weitersprach. "Wann bekommst du eigentlich endlich auf die Reihe, dass ich Angst um dich habe?"

Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Es war schlimm genug, ihre Stimme zu hören, die klang, als wäre sie den Tränen nahe.

"Es kann doch niemand etwas daran ändern, dass es - wehtut."

Sein Kopf fühlte sich so schwer an. Wie ein vollgesoffener Schwamm. Wie ein kalter Backstein, der bei jeder Bewegung gegen seine Schädeldecke donnerte. Und jedes ihrer Worte schien Nadeln in seine Haut zu rammen. Vielleicht, weil er irgendwo wusste, dass sie Recht hatte.

"Aber du musst dir nicht auch noch selbst wehtun", flüsterte sie.

Er sah aus den Augenwinkeln, wie sie sich übers Gesicht wischte, doch sie tat es anders, als er es zuvor versucht hatte. Sie war das Weinen nur leid.

"Denkst - denkst du, dass es besser wird, wenn du immer wieder v-versuchst, es einfach ... zu verdrängen? Denkst du, dass das hilft?"

Und das Schweigen wurde unerträglich.

"Es hilft doch nicht."

Er schloss die Augen, als sie ihn in eine ohnmächtige Umarmung zog, klammerte sich an sie, froh, dass er das Gesicht an ihrer Schulter verbergen konnte, froh, dass sie da war, auch wenn er sich wie eine alte, bröckelnde Mauer fühlte, die bei jedem Windstoß einstürzen konnte.

"Alles wird gut", wisperte sie ihm ins Ohr.

Und da war der Wind.



Er schien in ihren Armen buchstäblich ein Stück zusammenzusacken; sein klammernder Griff ließ nach, die ganze krampfhafte Anspannung wich aus seinem Körper und ein ersticktes, trockenes Schluchzen entfuhr ihm - jetzt war es passiert, jetzt war der Punkt gekommen, an dem es nicht mehr weiterging. Und sie konnte nichts tun als dazusitzen und ihn festzuhalten und ihm trostspendende Worte zuzuflüstern, während er weinte.

Weinte, wie er vielleicht noch nie geweint hatte, und jedes bittere Schluchzen schien ein Hieb gegen ihre eigene Seite zu sein, jede Träne auf seinem Gesicht ein weiterer glühender Draht, der sich unter ihre Haut bohrte. Alles, was sie wollte, war, dass man aufhörte, ihm wehzutun, dass all das nur ein böser Alptraum war, der so schnell verschwand, wie er gekommen war, und doch hielt sie sich an der krankhaften Hoffnung fest, dass es ihm besser gehen würde, wenn es vorbei war.

Und es würde vorbei gehen. Es würde, musste ganz einfach besser werden; das war das Einzige, das in ihrem Gehirn Platz fand, der einzige hoffnungsbringende Gedanke, den sie zustande brachte, während sie langsam über seinen bebenden Rücken, in monotonen Bewegungen durch seinen roten Haarschopf strich, stundenlang, wie es ihr vorkam, wollte ihm doch so dringend helfen und konnte doch nichts tun.

Wie gerne hätte sie die Augen davor verschlossen, die letzten vierundzwanzig Stunden ungeschehen gemacht, wie gerne hätte sie es weggeschoben, vergessen, obwohl sie wusste, dass es falsch war, nur, um nicht zusehen zu müssen, wie er litt, wie die Verzweiflung ihn schüttelte ... und vielleicht war das der Moment, in dem sie verstand, was die ganze Zeit in ihm vorgegangen war. Weil Verdrängung für den Moment so viel einfacher erschien, obwohl es nicht half.

... bis du daran kaputt gehst.

Und irgendwo zwischen ihrer Trauer und Sorge um ihn mischte sich ein brennender Funken bitterer Wut; Wut auf die, die seinen Bruder getötet hatten, Wut auf die, die ihm das antaten, Wut und Angst und hilflose Verzweiflung, weil sie nichts daran ändern konnte, weil es nichts gab, das es besser machen würde, außer zu warten, einfach da zu sein, bis es leichter ging.

Er richtete sich abrupt auf und rang nach Luft wie ein Ertrinkender, rieb unsanft mit dem Handrücken über seine tränennassen Wangen; konnte er nach allem, was vorgefallen war, wirklich immer noch versuchen wollen, ihr vorzumachen, es ginge ihm doch gut, es wäre alles halb so wild?

Sie hätte so gerne etwas gesagt, doch Worte schienen unerreichbar; die Stille hatte das kleine Zimmer zurückerobert, und sie streckte zögernd, fast wie in Zeitlupe, die Hand aus, um sie dann in seine zu legen und weiterhin zu schweigen, weil keine Worte der Welt dem gerecht geworden wären, was sie sagen wollte.

Man hatte ihn nicht gefragt. Niemand hatte gefragt, wie viel Schmerz ein einzelner Mensch ertragen konnte.

Sie sprach erst, als er den Mund öffnete. "Da ist nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest", flüsterte sie. "Ron."

Er wandte beim Klang seines Namen den Blick ab und starrte an ihr vorbei in die Dunkelheit.

"Wenn da jemand ist - mit dem du reden willst ... "

Sie sah ihn noch für einen ohnmächtigen Moment die Augen schließen, dann wandte er sich ihr zu und sah sie direkt an.

" ... versprichst du mir, dass du es dann tust?"

Er tat einen heftigen Atemzug und seine Stimme zitterte von der Anstrengung, ruhig zu sprechen. "Was ist mit dir?"

Sie schloss ihre Hand ganz fest um seine, bevor sie antwortete.

"Auch mit mir."



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Husch, Kommis schreiben!


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All unsere Freunde fanden es unheimlich, so nahe am Friedhof zu wohnen, doch wir mochten das. Ich habe noch immer viel für Friedhöfe übrig - sie sind eine großartige Fundgrube für Namen.
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