Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Nach dem großen Krieg (R/H) - Fallen und Aufstehen

von Jessica21

Hallo zusammen, da bin ich wieder - ein neues Kapitel im Gepäck und genau 73800 Worten in meinem Word-Dokument. Für euch war es mal wieder eine entsetzlich lange Wartezeit, ich weiß, ich weiß ... ich hoffe, dass ich in Zukunft wieder schneller vorwärts komme. Aus irgendeinem Grund bleibe ich ja immer an der Schlussszene hängen.

So, schnell noch Re-Kommis, dann geht's los!

@Hermine+Ron forever: (Ich liebe deinen Usernamen.) Na ich hoffe, dass das als gutes Zeichen zu verstehen ist!

@AngelEmily: Dutzende Abonnenten! :D Davon träume ich noch - aber danke für deine wundervollen Worte, wieder einmal hast du mir den Tag damit vergoldet!

@mephisto: Ja ja, du mit deinen Zitaten (und ich bin KEIN Rumhüpfimzimmergummiball ... nur gelegentlich. :D) ... da diese deiner Meinung nach "als solche zu kennzeichnen sind" (siehst du, vorbildlich in Anführungszeichen!) schicke ich gleich voraus, dass ich dir heute eine Formulierung geklaut habe, wobei ich nicht weiß, ob sie wirklich von dir ist, du klaust ja selbst ganz gerne, nee? (Mal sehen, ob du's findest!)

@Solistatos: Danke auch an dich! Willkommen an Bord!

Übrigens muss ich heute noch die Leser der (H/G)-Parallele vorwarnen ... diesmal gibt es für euch ein paar kleine Spoilerchen. Nichts Gravierendes (so komplex ist die Handlung ja sowieso nicht), aber ihr habt euch alle über die Cliffhanger aufgeregt, und es wäre schade, wenn die umsonst gewesen wären.

Also, jetzt aber!



Fallen und Aufstehen

Hermine hatte nicht erwartet, dass mit dem Anbruch eines neuen Tages die Schrecken des alten vergessen sein würden, und war daher nicht überrascht, dass Ron in den nächsten Tagen mit ihr ebenso wie mit den Weasleys vorwiegend über ausweichende Blicke kommunizierte. Doch je öfter sie sich einredete, ihm die Zeit zu lassen, und obgleich es ihr selbstsüchtig erschien, es drängten sich ungewollt andere Gedanken in ihren Kopf; jetzt, da ihre Rückkehr nach Hogwarts zunehmend greifbarer zu werden schien, wäre sie froh um ein paar glücklichere Momente gewesen, an denen sie sich festhalten konnte, wenn der Moment des Abschieds gekommen war.

Manchmal, beim Abendessen oder Aufwachen, oder wann immer sie neben ihm stand, griff sie unbemerkt nach Rons Hand, als wollte sie ihm aus der Ferne etwas zurufen; und manchmal erwiderte er den Händedruck, wie um Bescheid zu geben, dass er verstanden hatte. Und sobald sie losließ, sah er für einen Moment zu ihr herüber, grinste, und sie lächelte zurück, obwohl ihnen beiden klar war, dass es weniger gelogen wäre, nicht zu lächeln.

Das Beste, was sich über die folgenden Tage sagen ließ, war, dass Molly und George sich wohl mehr oder weniger versöhnt zu haben schienen – jedenfalls hatten alle anderen diesen Eindruck, als George eines Morgens aus heiterem Himmel doppelt und dreifach von seiner Mutter geherzt wurde. In erster Linie war es die unglaubliche Erleichterung auf Rons Gesicht, die Hermine von dieser Szene in Erinnerung behalten hatte, und hätte es nicht so viele unausgesprochene Dinge gegeben, hätte sie den Eindruck gehabt, es wäre alles gut.

Sie hatte mehr als einmal versucht, Ron zum Reden zu bewegen, doch wann immer sie das tat, schien er ihr buchstäblich eine Tür vor der Nase zuzuschlagen – das war der Moment, in dem er in jenes bedrückende Schweigen zurück verfiel, das es ihr unmöglich machte, ihn länger zu erreichen.

Mehr als alles andere waren es die Abende, die ihnen beiden zu schaffen machten; die Abende, in denen jene quälende Stille einmal mehr zuschlug, die sie so krampfhaft zu vertreiben versuchten. Meistens gesellten sie sich dann zu den anderen Weasleys ins Wohnzimmer, um sich zumindest halbherzig an diversen Gesprächen beteiligen zu können, und gingen nach der vierten Runde Zauberschach (Hermine hatte es nicht verlernt, haushoch zu verlieren, obwohl Ron offensichtlich versuchte, sie gewinnen zu lassen) als Letzte zu Bett. Und wenn die Müdigkeit sie doch nicht heimsuchen wollte, setzte Hermine sich neben ihn und kuschelte den Kopf an seine Schulter, um mit ihm gemeinsam zu schweigen und doch auf die Worte zu warten, von denen sie wusste, dass sie nicht kommen würden.

Dann waren da die Fragen. Hermine hatte nicht wirklich damit gerechnet, obgleich doch insgeheim gehofft, niemandem würde Rons so gänzlich verändertes Verhalten auffallen, dennoch war es ein kleiner Schock für sie gewesen, als George sich eines Nachmittags nach seinem jüngeren Bruder erkundete.

Die halbe Familie hatte sie gefragt, ob ihnen etwas auf dem Herzen lag, doch was hätte sie schon antworten sollen? Warum war sie denn diejenige, die gefragt wurde, warum schien niemand auf die Idee zu kommen, Ron selbst anzusprechen? Sie hatte versucht, mit ihm darüber zu reden, er hatte jedoch – und sie bemerkte es mit einem Anflug von Bitterkeit – keine eindeutige Antwort verlauten lassen.

Ein weiterer kleiner Lichtblick in diesem ständigen Auf und Ab jener Tage war die Aussicht auf ein Abendessen im Kreis der Familie, das Molly aus dem Nichts heraus für den kommenden Samstag arrangiert hatte; sowohl Bill und Fleur als auch Harry und Ginny hatten sofort zugesagt und sogar Percy bemerkte mit einem verschmitzten Grinsen, er könnte die Arbeit zu diesem Anlass verschieben. Die Bedrückung wich zaghaft, aber unmissverständlich einer deutlichen Vorfreude, fast so, als stünde ihnen ein Fest bevor und nicht nur ein gemeinsames Abendessen, doch derartige Ereignisse waren in letzter Zeit so selten gewesen, dass sich niemand großartig darum scherte – zumal am Freitag ein erneutes Stimmungstief in Form von Pigwidgeon den Fuchsbau erreichte.

„Du hast uns gerade noch gefehlt“, murmelte Hermine, als sie den kleinen Kauz auf dem Küchentisch vorfand, offenbar erschöpft von der Reise in die schottischen Berge, doch glänzend gelaunt und über alle Maßen stolz auf sich. „Gib mir den mal.“

Mit zitternden Händen knotete sie den schweren, nur allzu vertrauten Brief von Pigwidgeons winzigem Beinchen, drehte und wendete ihn mehrfach hin und her, als könnte sie ihn dazu zwingen, sich einfach vor ihren Augen in Luft aufzulösen, wenn sie ihn nur lange genug anstarrte.

„Was meinst du, kann ich es riskieren, den aufzumachen?“, fragte sie die winzige Eule.

Pigwidgeon gluckste leise, blieb ihr aber die Antwort schuldig.



„Das ist der Brief aus Hogwarts.“

Ron nahm den leicht gelblichen Umschlag schweigend entgegen; er konnte ihren Blick auf sich ruhen spüren, während er die mit giftgrüner Tinte verfasste Anschrift überflog: „Hermine J. Granger, Der Fuchsbau, Ottery St. Catchpole“.

Er warf ihr einen kurzen Blick zu, dann drehte er den Brief wieder um und stutzte beim Anblick des ungebrochenen, purpurnen Siegels.

„Ich hab ihn noch nicht aufgemacht“, bemerkte sie überflüssigerweise; ihre Stimme zitterte ein wenig.

„Warum nicht?“, fragte er verdutzt.

„Weil ich Angst vor dem habe, was drinsteht.“

„Als gäb's da was zu befürchten“, murmelte er. „Soll ich?“, fügte er mit einem Nicken in Richtung Brief hinzu.

„Bitte.“

Er sah sie die Hände ineinander verschlingen, während er – nach einem letzten, fragenden Blick und einem nervösen Nicken ihrerseits – die schweren Pergamentbögen entfaltete und zu lesen begann.

„U-Und?“, piepste sie, als er fertig war, und trommelte mit den Händen auf ihren Knien herum; die Unwissenheit schien sie zunehmend wahnsinnig zu machen, jetzt, da er die Antwort schon in den Händen hielt.

„Was glaubst du denn? Die können die beste Schülerin des Jahrgangs doch auf keinen Fall zurück an die Schule nehmen, die wollen ja nicht riskieren, dass du schlauer als die Lehrer wirst.“ Er verzerrte das Gesicht zu einem schmerzerfüllten Lächeln. „Obwohl sie da auf verlorenem Posten kämpfen, wenn du mich fragst – schon okay, war nur ein Witz!“, sagte er hastig, als er ihr schockstarres, weißes Gesicht bemerkte. Er reichte ihr den Brief, damit sie sich davon überzeugen konnte, obwohl in der Nähe seines Herzens das unbedingte Verlangen pochte, ihn sofort zu zerfetzen und in den Kamin zu werfen.

Für einen Moment herrschte Schweigen, während er ihr dabei zusah, wie sie den Brief ein-, zwei-, dreimal durchlas, als könnte sie die Worte nicht begreifen, die ihr sagten, dass sie zurückgehen konnte – wenn sie wollte.

„Ron … “

„Hm-hm?“

„Ich weiß, du willst nicht, dass ich gehe.“

„Du wirst trotzdem gehen, hab ich Recht?“

Sie sah verzweifelt aus. „Du kennst die Antwort doch.“

„War auch keine Frage.“ Seine Hand war langsam, fast scheu über ihre dunklen Locken gewandert, berührte sie kaum; erst, als sie den Brief auf den Küchentisch warf und den Kopf in seine Richtung drehte, zog er sie zurück.

Stille.

„Ein Jahr ist keine Ewigkeit“, flüsterte sie irgendwann; sie klang jetzt, als hätte sie einen üblen Schnupfen.

„Ich weiß.“

„Und es wird Ferien geben und Hogsmeade-Wochenenden … rein theoretisch wären es nie mehr als ein paar Wochen … “ Es klang, als würde sie sich an einen winzigen Strohhalm klammern wollen. „Ich will nicht weg von dir“, schniefte sie dann und wischte sich die Augen. „Aber hierbleiben kann ich auch nicht.“

„Wir – “ Er musste gegen den Kloß in seiner Kehle ankämpfen. „Wir kriegen das schon geschaukelt, ja? Mal ehrlich, wir haben doch schon Schlimmeres hinter uns?“

Sie gab einen seltsamen, erstickten Laut von sich; halb Lachen, halb Schluchzen.

Er zog sie in seine Arme mit dem Gefühl, Wasser in hohlen Händen halten zu wollen; er konnte sie schlussendlich festhalten, solange er wollte, am Ende würde sie gehen, und jeder Versuch, sie aufzuhalten, würde den Abschiedsschmerz wohl nur unnötig vergrößern.

Immerhin war es doch erst Anfang Juli.

Noch hatten sie Zeit.



Harry und Ginny standen Samstagnachmittag vor der Tür des Fuchsbaus und das Erste, was die vier machten, war es, sich gegenseitig in die Arme zu fallen wie Menschen, die sich zum ersten Mal seit Jahren wieder begegneten.

„Euch beide muss ich nachher mal sprechen“, flüsterte Ginny Hermine zu – nach einem wachsamen Blick in Richtung Harry, der gerade Ron umarmte und offenbar nicht mithören sollte. Hermine bemerkte Augenringe in Ginnys Gesicht.

„Was gibt’s denn?“, fragte sie erstaunt.

„Verrat ich euch später. Hey, Brüderchen, wie geht’s dir?“, grinste sie dann und umarmte ebenfalls Ron.

„Prima, euch?“

„Gut, danke. Mum!“, rief sie aus, als Molly in die Küche trat.

„Hallo, ihr beiden, schön, dass ihr es einrichten konntet“, erwiderte Molly und herzte die beiden ebenfalls zutiefst enthusiastisch – Hermine wunderte sich eine Sekunde lang ernsthaft, keine Rippe knacksen zu hören.

„Natürlich konnten wir's einrichten, was sollen wir schon vorhaben?“

„Genau“, fügte Harry breit lächelnd hinzu, „Ferien auf unbestimmte Zeit, mit anderen Worten – “

„ – unser Leben“, schloss Ginny grinsend.

„Erzählt mal, ihr beiden, wie geht’s euch?“, fragte Molly.

„Sehr gut. Wir haben vor ein paar Tagen Teddy besucht – “

„Und entgegen deiner Befürchtung, Mum, haben wir uns nicht nur von Tiefkühlkost ernährt“, fügte Ginny ein wenig entnervt hinzu, grinste jedoch nach wie vor breit.

„Sag mal, du wolltest uns doch sprechen?“, fragte Hermine sie eine halbe Stunde später, als Harry in ein Gespräch mit Ron vertieft schien.

„Oh, ja, stimmt – Ron, hast du 'ne Minute?“, rief Ginny zu den Jungen herüber und winkte ihren Bruder zu sich heran – Harry zog kurz fragend die Augenbrauen hoch, wechselte einen Blick mit Ginny, grinste dann aber und verschwand im Garten, um George und Percy mit den Tischen zu helfen.

„Was ist denn nun?“, fragte Ron, als sie allein waren.

„Hört mal, ihr wisst doch, dass Harry Ende des Monats Geburtstag hat, oder?“

„Oh um Himmels Willen“, sagte Hermine erschrocken, „das hatte ich völlig vergessen, du hast Recht!“

„Kein Problem, ist mir auch vor ein paar Tagen erst wieder eingefallen. Jedenfalls hatte ich da eine Idee … was wir ihm schenken könnten.“

„Harry wird kein großes Geschenk wollen, oder?“, fragte Hermine.

„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Ginny augenrollend, „aber ich werd's ihm trotzdem schenken, und, ohne angeben zu wollen, das ist so ziemlich das großartigste Geschenk, das ich mir vorstellen kann.“

„Raus damit“, drängte Ron.

Ginny schielte in Richtung Garten, dann trug sie im Flüsterton ihre Idee vor. Hermine konnte es nicht ganz verhindern – auch sie musste grinsen. „Wie bist du bloß auf diese Idee gekommen, das ist großartig!“

„Keine Ahnung, ehrlich“, meinte Ginny achselzuckend, „aber ich glaube, das wird ihn freuen.“

„Freuen ist kein Ausdruck“, erwiderte Ron, „der wird dreieckig im Kreis springen!“

Sie lachten und für einen kurzen Moment schien sich selbst Rons Gesicht aufzuhellen; Hermine bemerkte es mit einem Anflug von Wehmut.



Mit dem Abend kam der Regen.

Als die ersten Wolken aufzogen und der Himmel sich zunehmend verdunkelte, beschworen sie Laternen herauf, die auf Kopfhöhe bedächtig durch die warme Abendluft schwebten und im Einklang mit einigen verirrten Glühwürmchen weiches Licht verbreiteten; ein magisches Schutzschild bot ihnen Schutz vor den gelegentlichen Tropfen, die der Sommerregen zu ihnen herab sandte.

Mit dem beständigen Voranschreiten der Zeit flauten auch die Gespräche nach und nach immer mehr ab, bis nur noch gelegentliche Satzfetzen an Hermines Ohr drangen. Sie hatte sie, die Augen geschlossen, auf ihrem Stuhl nach hinten gelehnt und lauschte eher mäßig interessiert den kleineren und größeren Unterhaltungen, die vom einstigen Stimmengewirr der Familie noch übriggeblieben waren.

Ron verhielt sich nicht viel anders. Er saß, wie sie, die meiste Zeit nur stumm herum, halbherzig über die Witze der anderen lachend, ansonsten starrte er schweigend seinen Teller an und schien nicht wirklich darauf erpicht, sich an den Gesprächen zu beteiligen – Hermine hatte unter dem Tisch ihren Fuß zu seinem hin geschoben und warf ihm dann und wann kurze Blicke zu, die er mit einem Lächeln erwiderte, das sie ihm nicht abnahm.

Erst spät am Abend, als die Gesellschaft sich allmählich wieder auflöste – als Bill und Fleur längst nach Shell Cottage zurückgekehrt und George in seinem Zimmer verschwunden war – verließ sie ihren Platz neben ihm, um Molly mit dem übriggebliebenen Geschirr zu helfen, nur um auf dem Rückweg fast mit Harry zusammenzustoßen.

"Hey, Vorsicht."

"'Tschuldigung", murmelte sie.

"Kein Problem, ich wollte sowieso mit dir reden – hast du 'nen Moment für mich?"

Sie blinzelte ihn erstaunt an, für diesen Moment aus ihren Gedanken gerissen. "Äh – ja, was ist?"

"Ich hab mich nur gefragt – " Er sprach leiser, als es notwendig gewesen wäre. "Ist mit Ron alles in Ordnung?"

Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille – selbst der Regen schien für einen Moment zu schweigen. "Du glaubst gar nicht, wie gerne ich ja sagen würde", flüsterte Hermine dann.

"Hattet – habt ihr Stress?", erkundigte Harry sich, nun mit besorgt zusammengeschobenen Augenbrauen.

"Nein – wir – Ron geht's im Moment gerade einfach nicht so gut", murmelte sie.

"Ich nehme nicht an, dass du's mir erzählen willst, oder?"

"Das ist eine längere Geschichte."

"Ich hab Zeit." Harry zögerte kurz, dann setzte er hinzu: "Was ist passiert?"

"Ziemlich viel. Und in der falschen Reihenfolge, zum falschen Zeitpunkt."

Als Hermine für einen kurzen Augenblick den Kopf hob, stellte sie fest, dass sie vorm Fuchsbau standen – sie hatte nicht bemerkt, dass sie auch nur einen Schritt getan hatte.

„Molly und George hatten vor ein paar Tagen einen ziemlich – schlimmen Streit. Ich hab gar nicht so viel davon mitbekommen, aber … Ron zufolge ging es wohl darum, dass Molly – F-Fred's Bett und seine ganzen Sachen mal wegräumen wollte. Du kannst dir vorstellen, dass George ausgerastet ist, oder?“, fügte sie matt hinzu. „Ich meine – ich kann Molly verstehen, wirklich … George aber auch.“

„Und Ron?“

„Er – ich glaube, ihn hat das mehr mitgenommen, als er zugeben würde. Er war jedenfalls ziemlich – durch den Wind, als er später zu mir kam.“

„Was hat er gesagt?“

Hermine ließ sich auf die Holzbank vorm Fuchsbau fallen und wandte die geschlossenen Augen dem dunkler werdenden Himmel zu – hier vorne waren sie vor dem Regen nicht länger geschützt. Der Boden war längst von nassen Flecken gezeichnet.

„Gesagt hat er praktisch gar nichts“, murmelte sie. „Tut er auch immer noch nicht.“

„Dann hab ich mir das nicht eingebildet, dass er heute alles andere als gesprächig war?“

Sie schüttelte heftig den Kopf. „Obwohl er sich eigentlich immer noch vormacht, es ginge ihm gut … sich und allen anderen.“

Auch mir, setzte sie stumm hinzu und verspürte einen Stich in der Magengrube.

„Dir scheint das auch ziemlich zuzusetzen“, sagte Harry nach einer Weile leise, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Sie zuckte die Achseln. „Ich mach mir nur Sorgen um ihn. Vor allem bin ich ja bald wieder in Hogwarts – “

„Du bist dir also sicher? Du gehst?“

Hermine nickte, ohne ihn anzusehen, und schlang die Arme um ihre Knie. „Und glaub nicht, ich wüsste nicht, was das heißt. Ihr werdet mir fehlen“, setzte sie heiser flüsternd hinzu, ohne den Tränen auf ihrem Gesicht weitere Beachtung zu schenken – in den letzten Tagen waren sie so zahlreich vergossen worden, dass es kaum noch einen Unterschied machte.

Von irgendwoher tauchte Ron in ihrem Kopf auf, sein hartes, versteinertes Gesicht, als sie bei Fred's Grab gestanden hatten, und sie umklammerte ihre Beine unwillkürlich etwas heftiger, als sie den schlecht versteckten Schmerz in seinen Augen wieder so deutlich vor sich sah.

„Ich hatte keine Ahnung“, flüsterte sie gegen ihre Knie.

Harry legte ihr zaghaft eine Hand auf die Schulter; in diesem Moment kam sie nicht umhin, heftige Dankbarkeit dafür zu empfinden, einen Freund wie ihn gefunden zu haben.

„Wir waren dort“, brachte sie auf seine fragende Miene hin hervor. „Bei s-seinem Grab.“ Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie Wasser aus den Ohren bekommen. „Ich wusste nicht mal, dass es da steht und plötzlich waren wir einfach da – und Ron – “

Sie presste die Lippen aufeinander, damit ihr kein Schluchzen entfuhr. „Kennst du dieses Gefühl, wenn es jemandem, den du liebst, so schlecht geht und du – “

„ – einfach nichts tun kannst?“

Sie sah auf, für einen Moment abgelenkt von ihren eigenen Sorgen; Harry drehte stumm die Hände hin und her, als fürchtete er, zu viel gesagt zu haben.

„Jetzt erzähl schon“, murmelte Hermine irgendwann.

„Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ginny träumt zurzeit ziemlich schlecht.“

„Sie sieht doch richtig gut aus, also, wie immer – ein bisschen bemühter, vielleicht.“

„Das dachte ich von Ron auch, als ich noch nicht wusste, was ich jetzt weiß.“

„Was träumt sie?“, fragte Hermine nach einer langen Pause, die nur der Regen mit Geräuschen füllte.

Harry sah auf. „Das kannst du dir denken, oder?“

„Ja, kann ich“, erwiderte sie nach einem resignierten Nicken. „Geht das schon lange so?“

„Ich glaube nicht. Hat wohl erst wieder angefangen.“ Er hob die Schultern, die grünen Augen nach wie vor fest auf den vom Regen verdunkelten Erdboden vor sich gerichtet. „Ich wusste ja bis vor kurzem auch nichts davon.“

Hermine war der Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme nicht entgangen und sie fragte leise: „Und du bist … enttäuscht, weil sie nichts gesagt hat?“

Er schüttelte rasch den Kopf. „Nein. Enttäuscht ist das falsche Wort – keine Ahnung, ob ich was gesagt hätte. Ich hätte es nur zu schätzen gewusst, wenn sie's getan hätte, aber – es ist am Ende sowieso ihre Sache, oder?“

„Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht.“ Sie stützte die gerunzelte Stirn in ihre Handfläche, ihr Ellbogen auf ihrem Knie ruhend. „Sah sie deswegen so müde aus?“

„Das ist dir aufgefallen?“

„Irgendwie schon, ja.“

Einmal mehr schwiegen sie sich an, bis Harry erneut das Wort ergriff. „Soll ich mal mit Ron reden?“

Für einen Moment war sie versucht, zu lächeln. „Du meinst, so von Mann zu Mann?“

Er grinste ebenfalls kurz und erhob sich. „Warum nicht. Vielleicht erwisch' ich ja 'nen günstigen Moment.“

Erst, als Harry schon fast wieder im Garten verschwunden war, rief sie ihn zurück. „Harry … muss er wissen, dass wir geredet haben?“

„Nein, muss er nicht“, sagte Harry nach einer kurzen Pause. „Versprochen.“

„Danke.“

Er nickte zur Antwort nur. „Hermine?“

„Hmm?“

„Du tust ihm gut.“



Es war fast Mitternacht, als schlussendlich Ruhe in den Fuchsbau einkehrte. Rückblickend betrachtet, dachte Ron, als er neben Hermine in sein Bett kletterte, war der Abend so lang gewesen, dass er allen Grund dazu gehabt hätte, müde zu sein, und obgleich er das vermutlich tatsächlich war, starrte er doch in die Dunkelheit, lauschte dem Regen, der gegen sein Fenster prasselte und dessen rhythmischen Trommeln sich mit Hermines gleichmäßigen Atemzügen neben ihm mischte, ohne an Schlaf einen Gedanken zu verschwenden.

„Schläfst du?“, flüsterte ihre Stimme durch das Schwarz und er drehte sich ein Stück zur Seite, um in ihre Augen zu sehen, die das Mondlicht spiegelten.

„Nein, ich bin nicht müde.“ Das war glatt gelogen, doch was hätte er schon sagen sollen?

„Ich auch nicht.“

Er richtete sich ein Stück auf, bis er sich mit dem Rücken gegen die Wand hinter ihm lehnen konnte, und breitete die Arme ein Stück aus, sodass sie sich an seine Brust kuscheln konnte.

„Geht's dir gut?“, murmelte sie irgendwann.

Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und wünschte, sie hätte nicht gefragt – das hatte sie in den letzten Tagen so oft getan und er hatte immer dasselbe geantwortet, wohl wissend, dass sie ihm diese Lüge keinesfalls abnahm.

„Ja“, erwiderte er, einen Tonfall von Verwunderung vortäuschend, so als hätte er nicht mit dieser Frage gerechnet – auch das war schlussendlich nicht wahr.

„Harry macht sich Sorgen um dich“, flüsterte sie; ihre Stimme war so leise, dass sie ein Teil des Regens hätte sein können.

„Warum?“

„Du weißt, warum.“ Ihre Fingerkuppen strichen langsam seinen Handrücken entlang, hinterließen ein warmes Prickeln auf seiner Haut, bevor sie fortfuhr: „Ich mach mir auch Sorgen um dich.“

„Du musst dir keine Sorgen um mich machen.“

„Vielleicht nicht.“ Sie kuschelte den Kopf mit einem leisen Seufzer an seine Schulter und er spürte abermals etwas seinen Rücken hinuntertröpfeln, das sich anfühlte wie warmes Wasser – all die Jahre, die er sie jetzt schon kannte, und noch immer schaffte sie es, ihn mit der kleinsten Berührung, einem einzelnen Blick, gänzlich aus der Fassung zu bringen.

„Vielleicht aber schon.“

Er schloss die Augen – wie gerne wäre er jetzt einfach in ihren Armen versunken, eingeschlafen … wie gerne hätte er gewusst, dass alles gut war, solange sie da war …

„Wie war es hier … als ich in Australien war?“, flüsterte sie; er hatte das Gefühl, dass sie versuchte, ihm Steine vor die Füße zu legen, auf denen er laufen konnte.

„Still“, erwiderte er nach einer langen Pause, weiterhin, ohne sie anzusehen. Er wusste, dass sie versuchte, ihn zum Reden zu bringen; doch er war sich ebenso vollkommen sicher, dass sie verstehen würde, wenn er es nicht wollte, wie sie es die letzten Tage doch immer verstanden hatte … hätte er doch bloß gewusst, was er wollte. „Weißt du, die Art von Stille, wenn – wenn … “

„ … wenn es einfach nichts zu sagen gibt?“, fragte sie irgendwann und er nickte, froh, dass sie die Worte fand, nach denen er gesucht hatte – besser hätte er es ohnehin nicht ausdrücken können.

„Hat sich ja auch nicht viel dran geändert“, murmelte er. „Ich meine, klar, die versuchen alle nur, irgendwie weiterzumachen, aber … “

„Aber?“

„Keine Ahnung. Funktioniert wohl irgendwie noch nicht so richtig.“

Sie antwortete nicht sofort; sie ließ nur ihre Fingerspitzen weiterhin sanft seinen Arm entlang tanzen.

„Als wir – als wir dort waren, was hast du da gedacht?“

Irgendetwas in Rons Bauch verknotete sich bei ihren Worten – er musste gar nicht erst fragen, was sie meinte. Durch die Dunkelheit konnte er ihr Gesicht nicht sehen, doch er hätte schwören können, dass sie ihn beobachtete.

„Ich hab einfach – gar nichts – gedacht“, sagte er schließlich, mit möglichst gleichgültiger Stimme und nun weit geöffneten Augen, als könnte das die Bilder aufhalten, die durch seinen Kopf taumelten. „Nur – dass ich da eigentlich gar nicht hin wollte.“

Hermines Hand ruhte nun wieder reglos auf seiner; er hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Bewegungen innegehalten hatten. Jetzt klammerte er sich mit allen Sinnen an dieses Detail; ihre warmen Finger, die seine festhielten, ihre kitzelnden Locken an seinem Kinn … der Regen, der gegen sein Fenster trommelte … das heftige Stechen in seiner Brust, das ihm den Atem nahm … er war so müde … Hermines leise Stimme, die unverständliche Worte flüsterte … Hermine …

„Ron … “

„Hm-hm?“

„Fühlt sich das … leichter an, nicht dran zu denken?“

Als hätte er auch nur eine Sekunde damit aufgehört, seit sie dort gewesen waren.

„Wieso?“

„Ich frag mich nur, hast du – in den letzten Tagen, hast du irgendwann mal nicht daran gedacht?“

Offenbar hatte er vergessen, wie gut sie darin war, seine Gedanken zu lesen.

„Nicht wirklich“, gab er zu, gegen den Kloß in seinem Hals sprechend.

Etwas strich durch seine Haare – er benötigte einen Moment, zu realisieren, dass es ihre Fingerspitzen waren, die sachte, kaum merklich, die roten Haarsträhnen bewegten. Das Gefühl durchdrang seine Trauer wie eine sprudelnde Farbe – für einen Moment imstande, das Dunkel zu lichten.

--
Husch, Kommis schreiben!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dass die computer- und videogeprägten Kinder in 400-Seiten-Romanen versinken, reißt deren Eltern zu Jubelstürmen hin. Ganz abgesehen davon, dass auch die Erwachsenen längst mit der "Pottermania" infiziert sind.
Elisabeth Sparrer, Abendzeitung