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Fanfiction

Dunkle Nächte und lichte Moment - Prolog und Der Geist der vergangenen Weihnacht

von Muggelchen

Prolog

An der Weihnachtszeit hatte Harry einen Narren gefressen. Es erinnerte ihn jedes Mal an das erste wirkliche Weihnachtsfest in Hogwarts, mit seinem allerersten echten Geschenk, das nicht dazu bestimmt war, ihn traurig zu machen. Kein 50-Pence-Stück von Onkel Vernon und Tante Petunia, sondern einen Pullover von Mrs. Weasley, der fühlbar warm und mit Liebe gestrickt worden war. Ihm gefielen die geschmückten Tannenbäume, die dekorierten Fenster und vor allem die Süßigkeiten. Selbst die Menschen waren freundlicher. Für einige Bürger war Wohltätigkeit wie ein Wintermantel, den man nur einmal im Jahr trug. Harry war das ganze Jahr über herzensgut. Zu Weihnachten machte er keine Ausnahme.

In diesem Jahr organisierte er eine Tombola. Als Preise hatte er einige Exemplare des neusten Besens gekauft, die es auf dem Markt gab: den Nimbus-Rocketeer! Zwanzig davon schleppte Harry zum Ort der Veranstaltung und das war Weasleys Zauberhafte Zauberscherze.

»Harry!« George begrüßte ihn freundlich und nahm ihm mit einem Zauber die vielen Besen ab, die hinter Harry schwebten. »Komm erst mal rein und trink einen Tee.«
Harry nickte. »Es ist verdammt kalt draußen!« Aus einer Ecke des Ladens hustete es plötzlich kräftig. Es war Verity, die erste Verkäuferin, die damals noch von Fred und George gemeinsam eingestellt worden war. Fred war nun schon fünfzehn Jahre tot und fehlte doch jeden einzelnen Tag. »Hast du dir eine Erkältung eingefangen?«, fragte Harry die junge Frau.
»Ich glaube ja.« Wieder hustete Verity, doch sie ließ sich nicht beirren und räumte die leeren Regale weiter ein. Bevor das Geschäft öffnete, musste diese Aufgabe erledigt sein.
Die junge Frau hustete unentwegt, sodass Harry sich an George wandte: »Willst du sie nicht lieber nach Hause schicken?«
»Ich weiß nicht … Ohne sie bin ich heute aufgeschmissen. Es ist Heiligabend!«
Harry überlegte nicht lang: »Ich könnte aushelfen. Sag mir nur, was ich tun muss.«
»Das würdest du tun?«, fragte George, obwohl das überflüssig war, denn er kannte Harry lange genug. »Verity?« Die Frau drehte sich zu ihrem Boss um. »Gehen Sie nach Hause und legen Sie sich ins Bett. Ich möchte nicht daran schuld sein, dass die Kunden sich bei Ihnen anstecken. Noch weniger möchte ich, dass Sie Weihnachten flachliegen. Gehen Sie ruhig.«
»Das ist so lieb von Ihnen«, bedankte sich Verity, zog sich ihren Winterumhang um und nahm ihre Tasche. »Frohe Weihnachten Ihnen beiden!«

Harry räumte die Regale ein. Es war nicht das erste Mal, dass er aushalf. So hatte er immer das Gefühl, Fred ein bisschen näher zu sein.

Kaum hatte der Laden seine Pforten geöffnet, stürmte mit all den anderen Kunden zusammen auch eine Horde Kinder herein, die sich die Besen, die als Preise für die Tombola gedacht waren, mit leuchtenden Augen ansahen. Einer der Jungen nahm sich einen Besen und wollte mit ihm einfach wieder verschwinden.

»Hey, hiergeblieben, junger Mann!«, sagte Harry. »Du musst ein Los kaufen – und selbst dann weißt du noch nicht, ob du einen dieser Besen gewinnen wirst.«
Der Junge hob arrogant die Nase. »Meine Eltern kaufen mir keinen Rocketeer. Es wäre nur gerecht, mir zu Weihnachten einen zu schenken.«
»Warum sollte ich dir einen Besen schenken?«
»Weil mein Vater mir erzählt hat, dass Sie damals den neusten Rennbesen geschenkt bekommen haben, den es auf dem Markt gab: einen Nimbus 2000. Es wäre doch nur fair, wenn ich das gleiche Glück haben würde.«
»Wer ist dein Vater?«, wollte Harry wissen.
»Malcolm Baddock«, erwiderte der Junge arrogant.

An Malcolm Baddock konnte sich Harry sogar noch erinnern. Ein unscheinbarer Slytherin aus seinem Jahrgang.

»Ich bin Bademus Baddock.«
»Dann hör mal zu, Bademus Baddock: Kauf ein Los und wir werden sehen, ob du …«
Der Junge fuhr ihm einfach über den Mund: »Ich hab’s gewusst! Für Sie gibt es immer eine Extrawurst, ganz wie mein Vater es immer erzählt hat, aber wir sind halt nur normales Fußvolk.«
Harry war im ersten Moment sprachlos angesichts der Dreistigkeit, die von dem Dreikäsehoch kam. »Damals gab es einen großen Unterschied, mein Junge. Ich habe mir nämlich nie einen Besen gewünscht. Den schenkte man mir aus freien Stücken. Außerdem …«
»Na, Sie haben es doch!«, sagte der Junge herablassend. »Sie stinken vor Galleonen. Es würde Ihrem Geldbeutel nicht wehtun, einem Jungen ein solches Geschenk zu machen, oder etwa doch?«
»Äh, nein …« Falsche Antwort, dachte Harry, denn der Junge reagierte schneller, als Harry dessen Flegelhaftigkeit rügen konnte.
»Dann danke ich Ihnen vielmals«, sagte der Junge keck und ging mit dem Besen, gefolgt von seinen kichernden Freunden, raus aus dem Laden.

Diese Frechheit raubte Harry für einen Moment komplett die Fähigkeit, irgendetwas sagen zu können. Er war sauer, stinksauer, wollte aber nicht zugeben, dass ein dreizehn- oder vierzehnjähriger Pimpf ihm so zugesetzt hatte. Dieser kleine miese Bengel …

»Alles klar, Harry?«, fragte George mit einem Hauch Sorge in der Stimme.
»Ja.« Mehr konnte Harry nicht über die Lippen bringen.
»Mensch«, begann George, als er auf Harry zukam, »ich hätte den ja in hohem Bogen rausgeworfen, aber du … du bist einfach viel zu nett.«

Innerlich war Harry der gleichen Meinung. Er war viel zu nett. Das war nämlich auch das Problem. Und es gefiel Harry nicht mehr sonderlich, nett zu sein.

Ein paar Stunden später war der Laden brechend voll, sodass die Luft schnell abgestanden war und zudem nach Schweiß stank. Die Leute kauften wie die Irren Scherzartikel, Weihnachtsgeschenke und vor allem Lose. Die Tombola lief super. Es entging Harry jedoch nicht, dass viele der Kunden offensichtlich wegen ihm in diesem Laden waren und nicht, weil sie den armen Waisen etwas Gutes tun wollten. Man wollte Fotos mit ihm machen, Autogramme von ihm haben … Man reichte ihn herum, sagte ihm, wie er zu posieren hätte oder was er auf das Bild schreiben sollte. Er kam gar nicht mehr dazu, George zu helfen, dem der Trubel bereits über den Kopf gewachsen war.

»Harry, kannst du mir einen Gefallen tun?«, bat George, um seinem Freund damit etwas Luft zu verschaffen. »Bring doch bitte diese Päckchen zum Posteulenamt. Das hätte Verity heute gemacht, aber sie liegt ja leider krank zu Hause.«

Natürlich konnte Harry die Bitte nicht abschlagen. Das war die Chance für ihn, die immerzu fordernde Meute zu verlassen. Vielleicht würde der Laden etwas leerer werden, wenn man bemerken würde, dass er gar nicht mehr anwesend war.

Auf dem Weg zum Posteulenamt, gefolgt von vielen Päckchen, die ihm magisch nacheinander hinterherschwebten, traf er auf ein bekanntes Gesicht. Verity! Anstatt Zuhause im Bett zu liegen, ließ sie sich von drei jungen Männern Glühwein, Zuckerstangen und kandierte Äpfel kaufen. Ihre Nase war zwar ganz rot, aber der Husten schien wie von Zauberhand verschwunden zu sein. Verity kostete die extra Freizeit laut lachend aus und bemerkte dabei nicht einmal, dass Harry längst hinter ihr kränkelndes Geheimnis gekommen war.

Diese gemeinen Menschen, dachte Harry, als er im Posteulenamt die Päckchen mit den Bestellungen der Kunden abgab. Wie konnte Verity nur Georges Gutmütigkeit so ausnutzen? Das Schlimme war jedoch, dass die Idee auf seinem Mist gewachsen war. Er könnte sich ohrfeigen. Wann war ihm seine Menschenkenntnis abhandengekommen, sodass er nicht einmal mehr einschätzen konnte, wann jemand eine Krankheit vortäuschte oder nicht? Harry war wieder sauer, aber dieses Mal auch auf sich selbst.

Ihm folgte jemand, als er zurück zu Georges Laden ging. Mehrmals drehte Harry sich um, doch er konnte niemanden in der Menge ausmachen. Kaum war er ins Geschäft getreten, öffnete sich die Tür hinter ihm ein weiteres Mal. Ein Mann mit Kamera in der Hand trat ein. Es blitzte. Davon völlig überrascht blinzelte Harry mehrmals mit den Augen, um die Sterne wegzubekommen.

»Wenn das nicht Harry Potter ist …« Der Mann wollte gerade ein weiteres Foto schießen, da drückte Harry dessen Kamera hinunter.
»Es reicht, keine Fotos mehr«, verlangte Harry.
»Ja, ja, die verkaufen sich eh kaum.« Weil Harry ihn fragend anblickte, sagte der Journalist in einem widerlich gehässigen Tonfall: »Sie sind nicht einmal das Papier wert, auf dem ein Artikel mit Ihnen gedruckt wird! Auf die erste Seite schaffen Sie es sowieso nicht mehr. Die Zeiten sind längst vorbei.«
Harry war von den Worten tief getroffen. Einige der Kunden um ihn herum hatten alles gehört und entweder hinter vorgehaltener Hand gelacht oder peinlich berührt weggesehen.
»Dann wäre es vielleicht besser, Sie gehen gleich wieder«, schlug Harry vor.
»Nein, ich möchte mich hier ein wenig umschauen.« Der Journalist nahm wahllos eine der Schneekugeln in die Hand und schüttelte sie, sodass es in ihr schneite.

Harry hatte ein schlechtes Gefühl, aber er ließ sich nichts anmerken und arbeitete weiter. Leider übersah er, wie der Journalist einer jungen Frau etwas ins Ohr flüsterte und danach zu Harry hinüber nickte. Harry bemerkte auch nicht, wie der Mann ihr Geld zusteckte, woraufhin sie sich ihm näherte. Die fremde Zunge, die sich plötzlich in seinem Mund befand, konnte ihm jedoch nicht entgehen. Nach einer Schrecksekunde, die für den Journalisten ausreichte, um ein Foto zu schießen, stieß Harry die Kundin so stark von sich, dass sie auf die gerade gestapelten Weihnachtssocken fiel. Sie riss den ganzen Tisch um. Eine Frau zu schlagen oder, wie in diesem Fall, zu schubsen, war ein absolutes Tabu. Gerade Harry, über den schon lange nichts mehr in der Zeitung gestanden hatte, dürfte sich so einen Fauxpas nicht erlauben. Leider war es zu spät. Dem grinsenden Gesichtsausdruck des Journalisten zufolge hatte dieser von dem Malheur sogar ein Foto geschossen – eines, das es womöglich doch auf die erste Seite schaffen könnte: Harry Potter greift Kundin in der Winkelgasse an! Das fehlte ihm gerade noch. Warum mussten die Menschen auch so einen schlechten Charakter haben? Sie hatten Harrys kleinen Wutausbruch doch geradezu provoziert!

»Harry«, hörte er nahe an seinem Ohr, »du gehst besser hoch in die Wohnung und ruhst dich aus.« George wollte ihn aus der Schusslinie haben. Schweren Herzens kam Harry der Aufforderung nach.

Oben in der Wohnung über dem Laden legte sich Harry auf die Couch, auf der er schon einige Male genächtigt hatte, wenn er vor Fans und Journalisten geflüchtet war. Noch eine Weile hörte er unten den kleinen Aufruhr, doch der löste sich, voraussichtlich wie auch Harrys guter Ruf, bald in nichts auf. Was in seinem Leben hätte er anders machen müssen, damit die Menschen ihn weiterhin achten würden?

Viele Gedankenfetzen, die nirgends so richtig hingehören wollten, huschten so schnell durch Harrys Kopf, dass es ihn ganz schläfrig machte.

Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Durch die Fenster drang nur der Schein des durch Wolken verhangenen Mondes. Harry setzte sich auf und blickte zur Tür. Dort sah er die Silhouette von George.

»Gott, wie spät ist es? Ich muss ewig geschlafen haben.« George kam näher und erst da bemerkte Harry, dass er ein wenig durch ihn hindurchsehen konnte. »George? Ist das ein neuer Scherzartikel?«
»Ich bin nicht George! Also ehrlich, Harry, du willst mein Freund gewesen sein, wenn du mich nicht einmal von meinem Bruder unterscheiden kannst?«

Zwei Möglichkeiten gab es, dachte Harry: George nahm ihn auf pietätlose Art auf den Arm und probierte einen neuen Scherzartikel an ihm aus oder es war tatsächlich …

»Fred?«
»Gratuliere! Der Kandidat hat hundert Punkte und einen aufblasbaren Besen gewonnen!«
Harry schüttelte den Kopf. »Du bist tot! Himmel, du bist doch kein Echo, oder? Davon müssten wir doch wissen.«

Die meisten Geister in Hogwarts waren Echos ihres damaligen Seins. Ähnlich wie die magischen Gemälde der Direktoren und Direktorinnen beinhalteten sie nur einen kleinen Teil ihres Selbst, der ihr Wesen ausgemacht hatte. Normalerweise waren solche Echos beim Ministerium registriert und durften nur dort spuken, wohin man sie per Verfügung beorderte. Peeves hingegen war ein waschechter Poltergeist, den man manchmal sogar zu fassen kriegen konnte. Fred sah wesentlich solider aus als zum Beispiel der Geisterkörper vom Kopflosen Nick.

»Ich muss noch träumen …«
»Mach es dir mal nicht so einfach, Harry. Ich bin wirklich hier.« Freds nur leicht durchsichtige Erscheinung kam näher. Es war schwer, aber Harry bemerkte aus der Nähe den klitzekleinen Unterschied, der nicht lügen konnte. Es war Fred.
»Wie ist das möglich?«, wollte Harry wissen.
»Ich war auf dem Weg zu Malfoy: Draco Malfoy, nicht seinem Alten. Ein kleiner Auftrag, den ich dort erledigen muss … Da dachte ich, weil du so traurig bist, schaue ich bei dir vorbei, um dich aufzuheitern, wo es mir doch sonst nicht möglich ist, außer heute.«
»Was ist heute anders?«
»Heute ist Heiligabend, schon vergessen? Father Christmas wird zur Nacht die Geschenke unter die Weihnachtsbäume legen. Diese Zeit ist heilig.«
Harry runzelte die Stirn. »Das klingt überhaupt nicht nach dir.«
»Echt nich’? Na ja, ist ja auch wortwörtlich aus meiner Fibel übernommen.«
»Was für eine …? – Warum willst du zu Malfoy?«
»Ich möchte ihm zeigen, wie es sich entwickelt hätte, wenn er nett geworden wäre, und was ihn noch erwarten wird, sollte er sein hässliches Inneres beibehalten.«
Harry traute seinen Ohren kaum. »Glaubst du wirklich, das interessiert ihn? Und wie willst du ihm das überhaupt zeigen?«
Fred nahm neben Harry auf der Couch Platz und schnitt nur kurz an: »Ach, man zeigt ihm einfach Momente aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft und wie das Leben dann verlaufen wäre, wenn er sich in manchen Situationen anders verhalten hätte. – Aber genug davon. Wie geht es dir?«
»Kann man das bei mir auch machen?«, fragte Harry, ohne auf Freds Frage einzugehen.
»Nun, du bist ein guter Mensch, was willst du mehr? Warum sollte ich …«
»Ich möchte sehen, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich ein bisschen … sagen wir, weniger nett gewesen wäre.«
Diesmal runzelte Fred die Stirn und in den Falten sammelte sich glitzernd ein wenig Ektoplasma. »Wieso interessiert dich das?«
»Nur so …«
Fred presste die Lippen zusammen, bevor er sagte: »Das ist keine gute Idee, Harry. Weißt du, die Argumente der drei Geister sind sehr überzeugend. So überzeugend, dass diese Begegnungen zu 99,9 Prozent einen Menschen um 180 Grad ändern können.«
Neugierig wollte Harry wissen: »Was ist mit den 0,1 Prozent?«
»Suizid, Harry. Daher lieber ni…«
»Hey, du kennst mich doch! Als ob ich mich von irgendjemandem manipulieren lassen würde. Ich möchte doch nur mal sehen, ob ich für mein jetziges Leben auch alles richtig gemacht habe.«

Für eine lange Zeit betrachtete Freds Geist seinen Freund sehr eindringlich. Völlig ungewöhnlich war das Fehlen jedweden Anzeichens von Schabernack in Freds Mimik. Die Sache war sehr ernst, das wusste Harry nun.

»Gut, ich werde es anregen, aber versprechen kann ich nichts«, sagte Fred schließlich. »Lass dir aber von mir den Rat geben, niemandem zu trauen. Ich weiß nicht, ob man dir jemanden schicken wird und wenn ja, wer das sein könnte.«
»Ich lass mich so leicht von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen, das müsstest du wissen.«

Mit einem schelmischen Augenzwinkern verabschiedete sich Fred von Harry, der nun wieder allein auf der Couch saß und nicht wusste, ob er das eben erlebt oder geträumt hatte.




Der Geist der vergangenen Weihnacht

Harry ging zum Fenster und schaute hinaus, da bemerkte er plötzlich, wie sich in Windeseile Eisblumen an dem Glas bildeten und ein frostiger Windzug durch das Zimmer fegte. Erschrocken drehte er sich um. Eine durchsichtige Gestalt. Das musste der Geist der vergangenen Weihnacht sein, der dort stand. Harry blickte in das Gesicht eines alten Professors. Er war es, ohne jeden Zweifel. Der Turban war eindeutig.

»Professor Quirrell!«
»P-p-p-otter! Seien Sie wärmstens gegrüßt!«, sagte der verstorbene Abenteurer mit einem schüchternen Lächeln. »Sie hab…« Ein summender Ton war zu vernehmen, als Quirrell versuchte, seine Sprachbarriere zu überwinden. Ruckartig ging es weiter: »â€¦ben den Wunsch geäußert, einen Blick zu wagen?«
»Ja, schon, aber dass das gerade durch Sie geschehen soll …?«
Quirrell winkte ab und ging einen Schritt auf Harry zu, um aus dem Fenster zu schauen. »Ich weiß, wir hatten unsere Differenzen …«
»Sie trugen Voldemort als neuen Haarschnitt!«
Mit einem Mal lachte Quirrell laut, um die unangenehme Situation zu überspielen. »Wie erfrischend witzig! Da passt es gar nicht, dass Sie so nachtragend sind.«
»â€¦ und Sie wollten mich auch noch umbringen!«, fiel Harry ihm ins Wort.
»Ich nicht!«, sagte Quirrell plötzlich laut, als wäre er in der Tat erbost über den Vorwurf beziehungsweise dass man ihm dafür die Schuld gab. »Mr. Potter, bitte glauben Sie m-m-mir, wenn ich sage, dass ich komplett unter dem Einfluss von … Sie-wissen-schon…«
»Sagen Sie seinen Namen, sonst traue ich Ihnen nicht!«
»Gut, ich sag’s: Vold-d-d…« Harry stieß Quirrell an, als hätte dieser wie eine Platte einen Sprung, und es half tatsächlich. »â€¦demort! Sehen Sie!« Quirrell, über sich selbst erstaunt, klatsche in die Hände. »Ich hab’s getan. Zufrieden?« Weil Harry gleichgültig nickte, fuhr Quirrell fort: »Sie möchten also einen Blick auf die Vergangenheit werfen.«
»Ja.«
»Gut, dann einen Moment noch …« Mit einem Male fuchtelte Quirrell mit seinen Händen vor Harrys Gesicht umher.
»Was soll das?«, beschwerte sich Harry darüber, dass man ohne Vorwarnung in seinen Dunstkreis eingefallen war.
»Jetzt funktioniert es!«

Es dauerte nicht lange, da wusste Harry, was sein ehemaliger Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste meinte. Die Umgebung verschwamm, bis er sich plötzlich bei Madam Malkins - Anzüge für alle Gelegenheiten wiederfand. Harry betrachtete sein jüngeres Ich. Eine Dame zurrte an seinem allerersten Zaubererumhang. Gleich daneben, ebenfalls auf einem kleinen Podest, stand Draco Malfoy. Die beiden unterhielten sich nett, viel netter als beim richtigen ersten Mal, bei dem Harry noch von all dem Neuen so überwältigt und sprachlos gewesen war. Harry erinnerte sich, dass dies der Moment war, in dem er Draco kennengelernt hatte.

Einen Moment später standen die Erstklässler versammelt vor der Tür zur Großen Halle. Draco beleidigte Ron und pauschal auch gleich dessen ganze Familie, streckte aber kurz darauf Harry in Freundschaft die Hand entgegen. Dieses Mal ergriff er sie. Das Lächeln auf Dracos Gesicht schien das erste echte zu sein, das Harry jemals bei diesem Malfoy gesehen hatte.

Wenige Minuten später. Der kleine Harry saß vorn auf dem Stuhl. McGonagall setzte ihm den Sprechenden Hut auf und der brüllte nach nur wenigen Sekunden: »Slytherin!« Der Handschlag mit Draco war ausschlaggebend für diese Entscheidung gewesen, die ersten Bande der Freundschaft saßen fest. Es schmerzte den erwachsenen Harry ein kleines bisschen, als er Dumbledores Gesichtsausdruck wahrnahm. Ihn hatte er zwar enttäuscht, dafür schien sich jedoch Snape wie ein Schneekönig zu freuen, und selbst Quirrell, der neben Snape saß, blickte auf und lächelte zufrieden.

Während der junge Harry an seinen Tisch ging und seine unter grüner Flagge sitzenden Klassenkameraden ihn mit dem gerufenen Kampfspruch »Wir haben Harry! Wir haben Harry!« begrüßten, drehte sich der erwachsene Harry zu seinem Begleiter um.

»Wie hätte Voldemort das aufgenommen, wäre das wirklich so abgelaufen?«, wollte Harry vom Geist der vergangenen Weihnacht wissen.
»Der wäre davon so fasziniert gewesen, dass er dich in den ersten Jahren in Ruhe gelassen hätte. Aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen euch wäre es ihm schwergefallen, dir etwas anzutun. Du weißt ja, dass du in seinen Augen etwas ganz Besonderes warst.«

Ein Horkrux, dachte Harry.

Im ersten Schuljahr wäre Harry von Voldemort verschont geblieben. Der Dunkle Lord hätte sich weiterhin von Quirrell genährt und wäre wie ein Geschwür an dem Professor gewachsen, bevor die Kraft ausgereicht hätte, als eigenständige Person zu existieren.

Nach einem kleinen Zeitsprung sah sich Harry als sehr beliebten, aber auch gefürchteten Schüler. Besonders die Slytherins verehrten seine abgeklärt mächtige Art, denn weil er sich nicht als Außenseiter fühlte und von niemandem gehänselt wurde – Gryffindors machten so etwas grundlos nicht –, entwickelte sich Harry prächtig und völlig ohne Komplexe. Sein Hauslehrer Severus Snape kümmerte sich besonders gut um ihn und lehrte ihn Dinge, von denen Dumbledore nie erfahren durfte. Harry hatte zudem keine Probleme, mit einem Mädchen anzubändeln. Zum Trimagischen Turnier, an dem er nicht aktiv teilnahm, weil es niemanden gab, der seinen Namen in den Kelch geworfen hätte, hatte Harry die Qual der Wahl. Achtundzwanzig Mädchen aus allen Häusern waren in die engere Wahl gekommen, mit ihm auf den Ball gehen zu dürfen. Sein bester Freund Draco wählte die Passende für ihn aus – natürlich reinblütig.

Das Bild vor seinen Augen verschwamm, wurde dunkler.

»Moment noch, ich will sehen, mit wem ich zum Ball …!« Eine sanft grollende Stimme, die seinen Namen zischte, ließ das Blut in seinen Adern gefrieren. Vorsichtig dreht sich Harry um. Quirrell. Doch es war nicht dessen Stimme gewesen. Sie sprach noch einmal und es kam direkt aus dem Turban. »Du wärst mir so ähnlich gewesen, ich hätte dich bei mir aufgenommen. Zusammen hätten wir …«
»Nein!« Harry schüttelte den Kopf. »Es hätte nie ein Zusammen gegeben, Voldemort!«

Quirrell griff zu seinem Turban und löste ein Ende, um ihn abzuwickeln. Als er damit fertig war, drehte sich der damalige Lehrer um. Voldemorts Gesicht war die ganze Zeit über am Hinterkopf des Geistes der vergangenen Weihnacht gewesen.

»Hast du es gar nicht bemerkt?«, fragte Voldemort. »Die Narbe hat dir keine Schmerzen verursacht. Das bedeutet, wir sind uns näher verbunden, als du es für …«
»Nein!«

Harry schloss die Augen und schrie immerzu: »Nein! Nein! Nein!« Weder er noch sein jüngeres Ich hatten irgendetwas bemerkt. War das ein Zeichen dafür, wie sehr er bereits dem dunklen Pfad gefolgt war?


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