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Fanfiction

Erinnerungen - Sichtwechsel - Eingesperrt auf dem Dachboden (Sirius)

von Savannah

Also dieses Kapitel wurde von Brina gewünscht. Es ist die Szene, in der Sirius und Eve auf dem Dachboden eingesperrt sind. Aber ich fange schon ein bisschen früher an, damit es nicht ganz so zusammenhanglos ist.
Ich hoffe es gefällt. ;)


~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~

Ich schlief noch schlechter als üblich in der Nacht nachdem ich sie geküsst hatte. Doch dieses Mal waren es nicht die Albträume, die mich wachhielten. Dieses Mal sah ich mich nicht selbst mit einer knochenweißen Todessermaske vor dem Gesicht, ich sah nicht, wie Regulus mich für meinen Verrat abfällig musterte und ich sah auch nicht wie die Slytherins, diese gierigen Schlangen, meinen Freunden auflauerten, um sie für meine Fehler zu bestrafen.
Nein, alles was ich sah, war sie. Dieses verdammte, winzige Mädchen mit dem braunen Lockenkopf. Ich stellte mir ihr Gesicht vor. Es war hübsch, keine Frage, aber auch nicht außergewöhnlich. Sie hatte ein kleines Kinn und eine kleine Nase mit einigen wenigen Sommersprossen darauf. Ihre Haut war ohnehin schon blass, doch durch ihre dunkelbraunen Locken wirkte sie manchmal beinahe wie ein Gespenst. Ihr Haar war immer widerspenstig und meistens in einen unschönen Pferdeschwanz gezwängt. Wie oft hatte ich diesen buschigen Pferdeschwanz im Unterricht in der ersten Reihe sitzen sehen, neben dem Roten der Furie Evans, die meinem besten Freund den Kopf verdrehte und regelmäßig in tiefe Phasen des Unglücks stürzte. Die Freundschaft mit Evans war nur einer der Gründe gewesen, weshalb ich Eve früher nie hatte ausstehen können. Ein weiterer Grund war die Tatsache, dass sie so winzig und zerbrechlich aussah mit ihren großen blauen Augen und den dünnen Armen. Sie war überhaupt nicht mein Typ. Und dass sie mir trotz dieser eindeutigen körperlichen Unterlegenheit niemals auch nur einen einzigen Funken Respekt entgegengebracht hatte, sorgte auch nicht unbedingt dafür, dass ich sie mochte.
Ich hatte gerne die Kontrolle. In jeder Situation. Und ich hasste es, wenn man mich bloßstellte. Und dieses verfluchte Mädchen hatte mich mit ihrem Mundwerk viel öfter in die Enge getrieben, als mir lieb gewesen war.
Dann war da noch die Tatsache, dass sie sich so wunderbar mit James verstand, mit Remus und mit Peter. Ja, vielleicht hatte es einmal eine Zeit gegeben, in der ich eifersüchtig auf sie gewesen war… Und ihre Aufnahme ins Quidditchteam hatte bei mir endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht, dicht gefolgt davon, dass Remus sie in unser größtes Geheimnis einweihte und damit klar machte, dass er ihr ebenso sehr vertraute wie mir.
Doch eigentlich – und es fiel mir sehr schwer, das einzugestehen – eigentlich war es nie die Eifersucht gewesen, es war nie Quidditch gewesen, nie die dürre Gestalt, die große Klappe, nicht einmal Evans war es gewesen, die diesen Groll gegen Eve verursachte.
Da war dieser eine Moment im August vor sechs Jahren gewesen. Es war der heißeste Tag des ganzen Jahres und meine Mutter schleppte mich und meinen Bruder in das überfüllte London, um mich mit allem auszurüsten, was ein zukünftiger Slytherin gebrauchen konnte. Ich war schließlich der Erstgeborene der Blacks, in mich wurden hohe Erwartungen gesetzt und so musste jede Zaubertrankphiole und jeder Zipfel meines Umhangs perfekt sitzen. Ich blieb zu lange stehen, um den neusten Besen zu bewundern. Meine Mutter schrie und keifte und zog mich grob am Ohr weiter. Und dann sah ich sie. Damals kannte ich ihren Namen noch nicht, doch heute wusste ich ihn. Lucy. Sie lief zwischen ihren Eltern, die beide so herzzerreißend normal aussahen wie man nur aussehen konnte. Lucy lachte und redete aufgeregt auf ihre Mutter ein, der Vater sah sich immer wieder nach hinten um. Da lief ein weiteres Mädchen. Sie war furchtbar klein und ihre kurzen braunen Locken sahen aus als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen. Ihr Blick war finster, sie hatte die dünnen Arme grimmig vor der Brust verschränkt und schlurfte hinter ihrer Familie her, als gäbe es nichts Schrecklicheres auf der Welt.
„Jetzt komm schon, Eve!“, rief der Vater, ließ die beiden anderen weiterlaufen und ging stattdessen auf seine jüngere Tochter zu. „Hab dich nicht so. Du bekommst auch ein Eis. Wie klingt das?“
Eve kickte mürrisch einen Stein davon. „Ich will kein Eis.“
„Aber Kürbispastete.“ Der Vater ging vor ihr in die Hocke, doch sie starrte ihn nur finster an. „Na komm schon, zu einer Kürbispastete kannst du doch nicht nein sagen.“
„Doch. Kann ich sehr wohl.“, erwiderte das Mädchen trotzig.
Und dann riss mich der Schmerz zurück in meine eigene Welt. Es fühlte sich an, als würde mir gleich das Ohr abgerissen. Eve konnte sich nicht daran erinnern, mich vor dem Hogwarts-Express schon einmal gesehen zu haben.
Aber jedes Mal, wenn ich sie ansah, musste ich daran denken, dass mir noch nie jemand ein Eis oder eine Kürbispastete angeboten hatte, schon gar nicht wenn ich unverschämt war.

Und sechs Jahre später saß ich nun hier. An ihrem Küchentisch und brütete über einer Tasse dampfendem Schwarztee. Eves Mum rannte ein und aus, um den Tisch zu decken. Ich hatte ihr angeboten, zu helfen, doch sie hatte augenzwinkernd abgelehnt und mich auf den Stuhl gedrückt. Es war mir gerade recht gewesen. Ich hatte eigentlich keine Lust, irgendetwas zu tun, sondern starrte lieber in meinen Tee und machte mir Gedanken darüber, wie ich Eve ab sofort in die Augen sehen sollte. Wie ich mit ihr sprechen sollte.
Das meinte ich. Bei Merlins Leopardenfellunterhose, Sirius! Eine bescheuerte Begründung dafür, dass du deine beste Freundin geküsst hast, konnte dir ja auch nicht einfallen, oder? Und dann bist du auch noch davongerannt wie ein feiger Köter…
Ich zuckte zusammen, als ich eine Türe im oberen Stock aufgehen hörte. Schritte, die die Treppe hinunterkamen. Langsame Schritte. Sie fürchtete sich ebenso sehr vor dieser Begegnung wie ich. Sie flog schwindelerregende Sturzflüge, um einen Schnatz zu fangen und schlich nachts im verbotenen Wald umher. Doch genau wie mich verließ auch sie der Mut, sobald es um Gefühle ging.
Ich hatte nie gelernt, mich mit Gefühlen auseinanderzusetzen, sie freizulassen und zu zeigen. Doch im Gegensatz zu Eve hatte ich dafür gelernt, den Anschein der Kontrolle zu erwecken.
Meine Miene war unergründlich, als sie ins Zimmer trat, da war ich mir sicher. Sie sah mich kurz an, in ihren blauen Augen leuchtete Unsicherheit, Angst und auch ein bisschen Wut.
Ihr Haar war auffallend ordentlich zurückgebunden. Vermutlich hatte sie versucht, so viel Zeit wie möglich zu schinden, ehe sie beim Frühstück aufkreuzte. Wie schon die ganze Woche trug sie eine zerrissene Jeans und ein Hemd, das so groß war, dass sie darin zu versinken drohte. Es juckte mich in den Fingern, sie zu berühren.
Doch sie rauschte so schnell in die Küche, dass ich nicht befürchten musste, sie könnte es in meinen Augen lesen.
„Was soll denn der Aufzug, Eve?“, fragte Isobel Winter kopfschüttelnd und übersah den flehentlichen Gesichtsausdruck ihrer Tochter. „Heute ist Sonntag. Sonntags wird nicht gearbeitet. Macht euch einen schönen Tag!“

Ich spürte, wie sie mir aus dem Weg ging. Und ich wusste, dass sie das Recht dazu hatte. Mir waren die Sicherungen durchgebrannt. Ich hatte die Kontrolle verloren und nicht mehr nachgedacht. Als sie da vor mir gestanden war, mit blitzenden Augen, den kleinen Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst und halb nackt… Das Handtuch war ihre Schulter hinuntergerutscht, als sie mich ausgeschimpft hatte und ich hatte nur die Hälfte verstanden, wenn überhaupt. Mein Verstand schaltete auf Autopilot und die Worte kamen aus meinem Mund ohne dass ich sie mir vorher zurechtgelegt hätte. Und dann war ich davongerannt ehe es noch schlimmer kommen konnte. Und doch war es noch schlimmer gekommen...
Eve stand nun in der Küche und rührte einen Teig zusammen. Ihre Bewegungen waren hochkonzentriert und ich wusste nicht, ob sie mich wirklich nicht bemerkte oder ob sie nur so tat.
„Eve?“, fragte ich vorsichtig und weil sie nicht zusammenzuckte, musste sie sehr wohl wissen, dass ich schon eine ganze Weile im Türrahmen stand. „Kann ich helfen?“
Sie verschüttete die Hälfte des Mehls, als sie es in die Schüssel gab, ehe sie sich zu mir umdrehte und gezwungen lächelte. „Nein, das schaff ich schon allein. Auf dem Esstisch liegen Motorradzeitschriften. Mach’s dir doch draußen gemütlich.“
Und so verbrachten wir den ganzen Tag. Wir lebten aneinander vorbei und keiner von uns wollte den ersten Schritt tun, um etwas daran zu ändern.
Am nächsten Tag fiel es Eve leichter, mir aus dem Weg zu gehen, denn Pferde-Melinda kehrte zurück und wir arbeiteten weiter auf dem Dachboden. Das übergroße Hemd hatte sie ausgezogen, sie trug nur noch ein weißes Top und ihre Jeans. Ihre Haare lockten sich wie verrückt und jedes Mal, wenn wir alleine in einem Raum waren, hatte ich das Bedürfnis, irgendetwas zu sagen oder noch besser: etwas zu tun. Doch mir fielen nicht die richten Worte ein und Eve würgte mich jedes Mal so schnell ab, dass ich mir sicher war, nichts was ich sagen würde, könnte sie milde stimmen.
Und so vergingen noch ein Tag und noch eine schlaflose Nacht.
Am Dienstagabend, als ich den Boden nach einem verlorengegangenen Ohrring abtastete, wusste ich schon, dass ich nicht würde schlafen können und plötzlich war ich nicht mehr wütend auf mich selbst, sondern wütend auf Eve. Denn sie war es, die mich mit ihrem unergründlichen Verhalten und ihren verflucht blauen Augen so aus dem Konzept brachte.
„Was machst du?“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Ihre Stimme. Ich fuhr erschrocken auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
„Ich… ich suche einen Ohrring.“, sagte ich langsam und bemerkte, dass sie einen großzügigen Abstand zu mir hielt. „Deine Mum muss ihn beim Streichen hier verloren haben und sie hat mich hochgeschickt, damit ich ihn suche.“
Sie runzelte ärgerlich die Stirn. „Nein. Sie hat mich geschickt, damit ich danach suche.“
Ihr Sturkopf ging mir auf die Nerven und so konnte ich über das warme Gefühl in meiner Brust hinwegsehen und den Wunsch ausblenden, sie auf der Stelle zu küssen. Lässig zuckte ich die Schultern und klopfte mir den Staub von der Hose. Nein, so schnell kommst du mir nicht davon, Prinzessin. „Wenn wir uns zusammentun, geht’s schneller.“
Ich sah genau, wie sich eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen bildete. Sie trat schon fast einen Schritt zurück, da kam ihr ihr Stolz in die Quere und sie räusperte sich kurz, ehe sie in eine der hinteren Ecken schlenderte, sich auf den Boden kniete und mitsuchte.
Es war kühler geworden, weshalb sie jetzt wieder ihre karierte Bluse trug. Das Licht war allerhöchstens spärlich, Eve kauerte in einer höchst uneleganten Position auf dem Boden, das zerzauste Haar fiel ihr ins Gesicht und ihre weiten Klamotten verbargen jede Spur ihrer Figur. Doch ich konnte den Blick nicht von ihr nehmen. Den Ohrring hätte ich vermutlich nur dann gefunden, wenn ich direkt draufgekniet wäre. Die Minuten verrannen, die Glühbirne über uns flackerte. Wir sprachen kein Wort.
Plötzlich sprang Eve auf wie von der Tarantel gestochen. Sie stürmte zum Fenster, riss es auf und stemmte sich auf den Fenstersims, um auf die Straße blicken zu können. Erst jetzt hörte ich das Knattern eines Motors, der sich langsam vom Haus entfernte.
„Nicht zu fassen!“, rief sie empört und warf mir einen kurzen Schulterblick zu, ehe sie wieder in die Dunkelheit sah. „Sie lässt uns zwanzig Minuten lang nach ihrem verdammten Ohrring suchen und jetzt haut sie einfach ab!“
Ich stand auf und zuckte die Achseln. „Vielleicht hat sie ihn unten gefunden.“
„Dann hätte sie uns zumindest Bescheid geben können.“, erwiderte Eve heftig und ließ sich wieder zu Boden gleiten. Ein Windstoß wehte ihr das Haar ins Gesicht und sie strich es sich genervt hinter die Ohren. „Wie auch immer… Ich geh jetzt ins Bett… Du auch?“
Ich nickte und sah zu, wie sie an mir vorbeiging, ohne mich zu rühren. Mit jedem Schritt den sie sich von mir entfernte, wuchs mein Bedürfnis irgendetwas zu sagen. Irgendetwas, was alles einfacher machen würde. Ich war doch sonst nie um Worte verlegen. Aber noch schlimmer war das Verlangen, sie einfach festzuhalten und nicht wieder loszulassen. Ich rührte mich nicht. Ich sah zu, wie sie ihre Schritte beschleunigte, als könnte sie meine Gedanken hören und schließlich hektisch an dem eisernen Türknauf rüttelte.
„Was ist los?“, fragte ich und konnte dem Drang nicht mehr widerstehen, näher an sie heranzutreten.
„Die Türe klemmt.“, murmelte sie und trat schwach dagegen.
Ich war ihr jetzt so nah, dass ich den Duft ihres Haars riechen konnte. Es roch immer nach Pfirsich und in letzter Zeit verfingen sich so viele Staubpartikel darin. Das Bedürfnis, mit der Hand über die dunklen Locken zu streichen, war beinahe überwältigend. Einzig und alleine meiner eisernen Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass ich stattdessen einfach nur sagte: „Lass mich mal.“
Sie trat so schnell aus dem Weg, als hätte ich sie angeschrien und ich bemerkte wie mir ganz kurz vor Enttäuschung die Gesichtszüge entglitten. Doch ich fasste mich schnell wieder und konzentrierte mich voll und ganz auf den Türknauf. Ich schloss meine Hand darum und versuchte ihn zuerst mit Feingefühl und dann mit aller Gewalt zu drehen, doch die Türe rührte sich keinen Zentimeter. Ich wusste nicht, ob ich froh darüber sein oder es doch lieber mit der Angst zu tun bekommen sollte. Denn ich konnte es mir nicht leisten, noch einmal die Kontrolle zu verlieren. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel… Andererseits war da Eve. Und sie stand da so unfassbar ahnungslos. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer was für eine Wirkung sie auf mich hatte und genau diese Tatsache gab mir den Rest und ließ mich alles vergessen, was außerhalb dieses Dachbodens vor sich ging.
„Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie ist abgeschlossen.“, sagte ich ruhig.
Eve biss sich unruhig auf die Lippe. Ihr war gar nicht bewusst, wie häufig sie das tat. „Pff…“, sagte sie dann bemüht locker, doch ihre Tonlage war zu hoch. „Ich hab sie bestimmt nicht abgeschlossen. Kannst du nicht das machen, was du damals in der Bibliothek gemacht hast? Das mit der Nadel?“
Oh Eve, du willst so schnell wie möglich weg von hier, ich weiß. Wenn du könntest, würdest du aus dem Fenster springen. „Kein Türschloss.“
„Hmm…“ Sie kaute schon wieder auf ihrer Unterlippe. Ich musste mich zwingen, ihr dennoch in die Augen zu blicken. Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Und was machen wir jetzt?“
Ich lächelte leicht. „Deine Lieblingscousine um Hilfe bitten, würde ich sagen. Du verstehst dich in letzter Zeit ja recht gut mit ihr.“
Eve öffnete kurz den Mund und schloss ihn wieder. Sie schluckte. Dann schüttelte sie den Kopf. „Keine Chance. Sie… wird uns nicht hören. Sie schläft mit diesen riesigen Ohrstöpseln und mit Augenbinde. Ein Wunder, dass sie sich nicht auch noch die Nase zu klemmt.“ Sie lachte nervös auf. „Aber bitte. Du kannst dich gerne heiser schreien.“
„Nein…“, sagte ich. „Ich denke, ich glaube dir aufs Wort. Und ein Gutes hat die Sache ja.“
Sie räusperte sich und ihre Nervosität war nicht mehr zu überhören. „Tatsächlich?“
„Ja.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen die Türe. Mein Selbstbewusstsein war endlich zurückgekehrt und ich war wieder der Alte. Der, der sich nahm, was er brauchte. Und ich brauchte Eve. Jegliche Konsequenzen waren nebensächlich. „Du kannst nicht mehr weglaufen.“
Sie versteifte sich augenblicklich und ihre Augen wurden noch ein wenig größer. Mir wurde klar, dass sie sich vor mir fürchtete. Doch dazu hatte sie keinen Grund.
„Wieso…“, setzte sie an, doch ihre Stimme brach. Sie räusperte sich vernehmlich und kaute noch einmal auf ihrer Lippe. „Wieso sollte ich denn weglaufen?“
„Du tust seit Sonntag nichts anderes als vor mir davonzulaufen, als wäre ich Du-weißt-schon-wer höchstpersönlich, Eve.“
Schon wieder kaute sie auf ihrer Unterlippe und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie machte mich wahnsinnig. „Was möchtest du mir denn sagen? Willst du dich entschuldigen?“
Ich rechnete es ihr hoch an, dass sie das Thema überhaupt ansprach. Nach außen hin vermittelte ich vermutlich noch immer den Eindruck, vollkommener Ruhe, doch innerlich brannte ich. „Du willst eine Entschuldigung von mir hören?“
„K-keine Ahnung.“, stotterte sie vollkommen überfordert. „Ich habe keine Ahnung, was ich hören will, Sirius. Die Wahrheit wäre schön. Oder… zumindest eine Erklärung.“
Die Wahrheit. Die Wahrheit würde nicht schön sein. Zumindest nicht für sie. Ich wollte sie küssen. Nichts weiter. Ich hatte noch nie zuvor ein Mädchen so sehr gewollt wie Eve.
„Du willst wissen, weshalb ich dich geküsst habe.“
Sie nickte.
Die Wahrheit. „Weil ich es wollte, Eve. Ganz einfach, weil ich es wollte.“
Sie sah mich an, so unendlich verwirrt und ängstlich. Und dann wurde ihr Gesichtsausdruck mit jeder Sekunde zorniger. Das Blut schoss ihr in den Kopf. „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Du… du küsst mich… und alles… alles was du dazu zu sagen hast, ist dass du es wolltest? Ist dir grad nichts Besseres eingefallen, oder was?“
Du hast genau ins Schwarze getroffen, Eve. Etwas Besseres habe ich noch nie zuvor in meinem Leben getan. „Nein.“, gestand ich und sie schnaubte.
„Ich bin deine… eine einfache Freundin! Du kannst… du hast nicht das Recht, mich einfach so zu küssen, wie du es mit… all den anderen Mädchen tust, Sirius! Du hast einfach kein Recht dazu und wenn dir das bisher nicht bewusst war, dann sage ich es dir hier und jetzt. Es gibt Regeln, an die man sich zu halten hat!“
An Regeln hatte ich mich lange genug gehalten. Und meine Rechte strapazierte ich schon über seit ich denken konnte. „Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden.“
„Und Versprechen auch?“, fauchte Eve und trat einen Schritt auf mich zu. „Brichst du deine Versprechen genauso schnell?“
„Das kommt ganz auf das Versprechen an.“, sagte ich und machte ebenfalls einen Schritt auf sie zu. „Und auf die Person, die mir das Versprechen abgenommen hat.“
„Vielleicht erinnerst du dich an das kleine dürre Mädchen mit den kurzen Haaren. Du hast ihr versprochen, dich… du hast ihr versprochen, dich nie in sie zu verlieben. Und während du ihr das versprochen hast, hast du sie ausgelacht.“
Ich hatte keinen blassen Schimmer. „Von wem zum Teufel sprichst du, Eve?“
Sie atmete tief ein und aus. Ihre Miene entspannte sich ein wenig, wohl eher aus Resignation als aus Sympathie mir gegenüber. „Von mir.“, sagte sie und ihre Stimme klang ganz ruhig. „Ich spreche von mir, Sirius.“
Plötzlich dämmerte es mir. „Du meinst den… Waffenstillstand, den wir in der Vierten ausgehandelt haben?“
„Ganz genau den. Schön, dass du dich erinnerst.“
„Natürlich erinnere ich mich, Eve.“ Ich lachte laut auf. Wir waren Kinder gewesen! „Aber das ist doch Jahre her…“
„Na und?“, fragte sie unwirsch. „Versprechen verjähren nicht.“
„Da hast du Recht.“, stimmte ich zu. In dieser Hinsicht bedeutete mir meine Ehre sehr viel. „Und ich breche meine Versprechen nicht gerne… Tatsächlich habe ich dir damals versprochen, mich nie in dich zu verlieben… Aber von Küssen war nie die Rede.“ Das Funkeln in ihren Augen war unbezahlbar. Ihre tobende Wut war einer stillen gewichen. Und das war viel schlimmer. „Du bist unmöglich, Black.“
„Tja, Winter.“, sagte ich kühl. „Wenn du ehrlich bist, dann ist es genau das, was du so an mir magst.“
„Im Moment bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt irgendetwas an dir mag.“, erwiderte sie und sah mich so abfällig an wie schon lange nicht mehr.
Oh doch, du magst mich, Eve. Und wie du mich magst. Ich werde es dir schon noch beweisen.
„Du magst mich nicht mehr?“, fragte ich und trat einen weiteren Schritt auf sie zu. „Was kann ich tun, damit du mich wieder magst, Eve?“
Sie kaute wieder auf ihrer Unterlippe und meine Selbstbeherrschung war beinahe aufgebraucht.
„Du… kannst aufhören, mich so bescheuert anzustarren.“, stotterte sie und dann: „Und du kannst dich entschuldigen. Dann können wir die ganze Sache vergessen.“
Dazu ist es jetzt zu spät. Wir werden beide nie vergessen, Eve. „Okay.“, sagte ich leise und sah zu, wie sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich werde mich entschuldigen.“ Ich war ihr jetzt so nah. Sie duftete nach Pfirsich und der Staub funkelte in ihren Locken. Sie sah mich an, trotzig und furchtbar stur. Und ich konnte nicht mehr. „Es tut mir leid, Eve… Es tut mir leid, dass ich dich so schnell wieder losgelassen habe.“
Ich beugte mich zu ihr herab, um sie zu küssen. Es war einfach unmöglich, es nicht zu tun. Sie hatte keine Ahnung, was sie mir antat, als sie zurückwich. „Lass das!“, schrie sie. „Spinnst du jetzt komplett?!“
Ja, ich spinne. Ich drehe durch, Eve. Und du bist Schuld. „Wieso?“ Ich brauche dich, Eve. Bitte. „Du hast doch deine Entschuldigung!“
„Du weißt genau, dass es nicht die ist, die ich hören wollte!“
Ich trat wieder auf sie zu und sie wich zurück bis sie an der Wand stand. Aber für Rücksicht war es jetzt zu spät. Ich war zu weit gegangen.
„Bleib… bleib sofort stehen, Sirius Black. Ich warne dich.“
Und ich brauche dich. Jetzt. „Hältst du deine Versprechen, Eve?“, fragte ich ungeduldig.
„Na-natürlich halte ich meine Versprechen. Was soll denn jetzt die Frage?“
„Weil ich gerne einen Gefallen einlösen möchte, den du mir einmal versprochen hast.“
Sie zuckte zusammen. „Was willst du?“
„Einen Kuss.“, sagte ich und versuchte es so klingen zu lassen, als wäre es nichts. Dabei war es alles.
„Wieso?“
Plötzlich strich meine Hand eine ihrer Locken aus dem Gesicht. Ich konnte mich nicht erinnern, sie ausgestreckt zu haben. „Wieso nicht?“, murmelte ich.
Sie zögerte, war unruhig, hin und hergerissen. Aber sie war bei Weitem nicht so gefesselt wie ich. „Du willst mich also küssen.“
Ja, verdammt. Ja.
„Nein.", sagte ich leise und meine Stimme klang rau vor Ungeduld. "Ich will, dass du mich küsst.“
Sie atmete zitternd ein und aus. Jede Sekunde, die verstrich, war eine Qual. „Wie lange?“
„Solange du willst.“, antwortete ich sofort und überbrückte den letzten Abstand zwischen uns. Sie war wie eine Droge. Ich fühlte mich so heil, wenn ich in ihrer Nähe war. Ich musste wieder auf sie hinabblicken, doch sie erwiderte meinen Blick nicht, sondern starrte hartnäckig auf meine Brust. Sie rang mit sich und es ärgerte mich, dass sie sich tatsächlich zu diesem Kuss überwinden musste. Eigentlich hätte sie es gerne tun müssen. Wie alle Mädchen. Doch natürlich war Eve nicht wie alle Mädchen. Und deshalb erlosch mein Ärger augenblicklich, als sie den Kopf hob, um mir in die Augen zu sehen. Ihre Pupillen waren geweitet, die Iris darum herum so blau und tief wie Ozeane. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ich hörte tatsächlich auf zu atmen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie lange ich mich danach gesehnt hatte. Sie betrachtete mein Gesicht, nervenzerfetzend lange. Mein Blick fiel auf ihre zarten Lippen. Und dann lagen sie plötzlich auf meinen. Weich und warm und viel zu kurz. Dennoch vibrierten all meine Nerven, nur aufgrund dieser einen winzigen Berührung, die kaum länger währte als ein Wimpernschlag. Ich schloss die Augen. Nein, ich konnte nicht zulassen, dass sie schon wieder davonlief. Nicht jetzt. Ich brach meinen letzten guten Vorsatz. Es kümmerte mich nicht, dass sie nicht wollte. Ich legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie zurück, küsste sie so fest und unnachgiebig, dass sie erschrocken zusammenfuhr. Ein überraschter Laut entwich ihren Lippen, doch es kümmerte mich nicht. Es kümmerte mich einfach nicht, denn alles, was ich noch wahrnahm, war ein alles übertönendes Rauschen in meinen Ohren und jeden Zentimeter meines Körpers, den Eve berührte. Vor allem ihre Lippen. Ihre weichen Lippen.
Ich spürte, dass sie mich von sich drücken wollte. Es war ein lächerlich kraftloser Versuch, doch ich löste mich kurz von ihr, aus dem einfachen Grund, dass sie ohnehin nicht weiter zurückweichen konnte. Die Wand war in ihrem Rücken.
„Du hast gesagt, nur solange ich…“, setzte sie hastig an, doch ich unterbrach sie sofort. „Ja.“ Ich hörte selbst, wie rau meine Stimme klang. Die Worte kamen von weit her und ich konnte mich nicht daran erinnern, schon einmal etwas Vergleichbares gefühlt zu haben. Eve überwältigte mich mit jedem ihrer Atemzüge, mit jeder einzelnen Sommersprosse und jedem Laut. Ich wollte nichts sehnlicher als dass sie mir nur diesen einen einzigen Kuss gewährte. Und ich wusste, wenn sie es tat würde es niemals wieder genug sein, einfach neben ihr zu sitzen. „Aber du weißt nicht, was du willst, Eve…“
„Das…“
„Lass es zu.“, flüsterte ich und spürte wie sie erschauderte. Ob nun aus Furcht oder aus Erregung vermochte ich nicht zu sagen. Ich bildete mir jedenfalls ein, dass es letzteres war und küsste sie wieder. Ich versuchte wirklich sanft zu sein und mich zurückzuhalten. Und es funktionierte. Ganz langsam bröckelte ihr Widerstand. Ihr Körper wurde weicher, sie presste die Lippen nicht mehr so fest aufeinander und schließlich öffnete sie sie sogar. Und spätestens jetzt war es um mich geschehen. Wenn ich die Kontrolle schon zuvor verloren hatte, so war es nun mein Verstand, der sich verabschiedete. Ich drückte sie noch fester gegen die Wand, um ihren Körper besser spüren zu können. Ihre kleinen Finger gruben sich in den Kragen meines Hemdes. Mein Gehirn war vollkommen ausgebrannt, das Blut rauschte in meinen Ohren und ich küsste sie so leidenschaftlich, dass sie atemlos aufkeuchte. Dieser winzige Laut ließ einen Schauer nach dem anderen über meinen Rücken wandern. Ich küsste ihren Hals, ließ meine Hände tiefer wandern, hastig, da ich ständig befürchten musste, dass sie mich wegschob und verschwand. Bevor das geschah, wollte ich so viel mitnehmen wie ich nur konnte. Ihre Haut war weich und warm. Sie roch nach Pfirsich, wie ihr Haar. Ich ließ geschickt den obersten Knopf ihrer Bluse aufspringen und sie zuckte wieder zusammen, flüsterte meinen Namen, doch das bekam ich nur am Rande mit. Stattdessen bedeckte ich ihren Hals weiter mit Küssen, ihre Schulter. Doch es war nicht genug. Es war einfach nicht genug. Mit der linken Hand zupfte ich das Unterhemd aus ihrer Hose und ließ meine Hand auf ihrer nackten Haut nach oben wandern. Als ich spürte wie sie erschrak, hob ich schnell wieder den Kopf, um sie zu küssen, doch sie riss sich von mir los und tauchte unter meinen Armen hindurch. Und dann war sie fort.
Eine kalte Welle brach über mir zusammen. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und atmete schwer. Auch Eve bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen und verschränkte die zitternden Arme vor der Brust.
„Merlin…“, brachte ich hervor und wie so oft in ihrer Gegenwart fragte ich mich, wo mein Mund bloß die Worte hernahm. „Merlin… Danke, dass du mir Schniefelus‘ Foto ausgeredet hast.“


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