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Fanfiction

Dämmerlicht - Nachklang

von SynthiaSeverin

Das Rascheln einer Ratte in der Zwischenwand, das Zirpen einer Grille auf der Fensterbank und fahles Mondlicht, das durch irgendein Loch der zerschlissenen Gardinen hereinfällt. Es ist Sonntagnacht. Wie ein Stein liegt Severus in seinem Bett und starrt hinauf zur unverputzten Decke. Die Glieder steif vor Erschöpfung, doch unfähig Ruhe zu finden. Wie vieles einem durch den Kopf gehen kann, wenn man eigentlich schlafen müsste. Die Woche war lang gewesen und die nächste wird nicht viel kürzer werden. Auf ein Wochenende hat Severus vergebens gehofft. Die achtlos in den Schrank geworfene Todessermaske markiert nur den Übergang zur nächsten Station. Er muss nach Hogwarts. Sobald wie möglich. Das wusste er schon am Donnerstagabend, seit dem Wochenende weiß er es noch besser. Doch er fand noch keine Zeit dazu. Und nun kreisen seine Gedanken um die Freitagsversammlung im Hause der Malfoys. Und Voldemorts Stimme klingt ihm in den Ohren.

„Ah, Severus“, überraschte dieser ihn in der Eingangshalle, als er gerade zur Haustüre hereingestürmt war. Der Dunkle Lord stand etwas abseits vor dem Porträt einer Dame in einem schweren Barockkleid, offensichtlich ins Gespräch mit Yaxley vertieft, der sich mit einem Aktenkoffer in der Hand umwandte, um den Blick seines Meisters zu folgen. Voldemorts Stimme hatte einen unverkennbar erwartungsvollen Unterton, der Severus sofort innehalten ließ. Für einen Moment musste er an den Abend zurückdenken, als der Dunkle Lord ihn mit der Frage nach dem Hauptquartier des Phönixordens fast in die Bredouille brachte und Severus in der Seelenruhe eines geübten Okklumentikers erklären musste, dass er die Adresse trotz Dumbledores Sturz nicht verraten könne, da dessen misstrauische Verbündete wohl einen Schweigebann auf ihn gelegt hätten. Dass auch dieses Gespräch nicht angenehm werden würde, hatte Severus geahnt, als ihn die roten Augen durchbohrten.
„Ja, Herr?“, antwortete er in gespielter Ahnungslosigkeit, schritt auf die beiden Männer zu und verneigte sich zur Begrüßung.
„Ich frage mich, ob du mir gute Neuigkeiten bringst“, erklärte der Dunkle Lord ohne sich mit Begrüßungsworten aufzuhalten.
Severus nahm wieder Haltung an.
„Die habe ich, mein Herr“, entgegnete er und warf Yaxley, der ihr Gespräch interessiert belauschte, einen warnenden Seitenblick zu, „Es ist mir gelungen, unsere Quelle anzuzapfen.“
Die Pupillen des Dunklen Lords weiteten sich. Die von Yaxley auch, sehr zu Severus‘ Missfallen.
„Der Orden des Phönix plant, Potter noch vor dessen Geburtstag in Sicherheit zu bringen“, erklärte Severus, wissend, dass er dem Dunklen Lord damit nicht mehr verriet, als wovon dieser ohnehin schon ausging.
Ein begieriges Funkeln trat in die roten Augen, das mit Severus‘ nächsten Worten augenblicklich erlosch.
„Mehr konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, Herr. Unser Verhör wurde unglücklicherweise unterbrochen. Doch ich bin unserem Informanten dicht auf den Fersen und es wird nicht lange dauern, bis er mir erneut ins Netz geht. “
Für eine Sekunde glaubte Severus, einen Anflug von Zorn über das schlangenhafte Gesicht seines Gegenübers huschen zu sehen, ehe es in ein falsches Lächeln überging.
„Ich hätte nichts anderes von dir erwartet, Snape. Dann darf ich annehmen, bald mehr von dir zu hören?“
Severus nickte knapp. Währenddessen wandte der Dunkle Lord sich wieder dem Dritten in ihrem Bunde zu.
„Nun, Yaxley“, sprach er mit Bedacht auf diesen ein, „Ich will hoffen, dass auch du das nächste Mal nicht mit leeren Händen zurückkehren wirst. Gewöhnliche Ministeriumsangestellte sind ein Anfang, doch unzureichend. Wir brauchen hochranginge Hexen und Zauberer unter unserer Kontrolle. Ich nehme an, du hegst nicht die Absicht, mich noch einmal zu enttäuschen?“
„Gewiss nicht, Herr“, antwortete Yaxley ein wenig blass um die Nase.
„Gut, dann kommt. Die Versammlung sollte längst beginnen.“
Und ohne einen weiteren Blick wandte Voldemort sich ab. Mit gehobenen Augenbrauen sah Severus ihm hinterher. Ihm und Yaxley, der ihm hastig auf dem Fuß folgte. Noch immer erinnert sich Severus an seine Gedanken in diesem Moment. Er wusste, dass der Dunkle Lord das Ministerium längst infiltriert hatte und anstrebte, den Zaubereiminister aus dem Weg zu räumen, um ihn durch seine Marionetten zu ersetzen. Doch wenn Yaxley jetzt schon, noch vor Potters Abreise, versuchte, sich an die Führungsetage zu heften, war das wahrlich kein gutes Zeichen.

Die offizielle Versammlung stand vor allem unter dem Stern der Befreiung der inhaftierten Todesser. Es wurde eine Patrouille zusammengestellt, zu der auch Severus gehörte, um Askaban und die Anflugwege auszukundschaften. Die Dementoren waren zwar längst zu Voldemort übergelaufen. Doch das Ministerium hatte wissend darum auch einige Auroren als Wachposten ins Zauberergefängnis abbestellt. Und da der Dunkle Lord um jeden Preis einen Tumult vermeiden wollte, der vielleicht seine Marionetten entlarvt hätte, war es notwendig, die Verhältnisse in und um Askaban genau zu kennen. Im Vorfeld hatte Severus bangend gehofft, dass er in dieser Mission nie seinen Patronus würde gebrauchen müssen. Im Nachhinein erwies sich seine Sorge als unbegründet. Auf seinem Posten mitten auf einer der Anflugsrouten über dem Ozean begegnete er weder Dementoren noch irgendeiner Menschenseele. Bis auf die Sichtung eines Wales und dem Beinahe-Zusammenstoß mit einem Seemöwenschwarm blieb seine Observation ergebnislos. Eigentlich hätte Goyle ihn begleiten sollen, doch der war kurzfristig zu einem anderen Auftrag abberufen worden. So verbrachte Severus das Wochenende allein auf einem Besen in der salzigen Meeresluft über der Nordsee, bis er vor etwa zwei Stunden in seine Pension zurückkehrte und in sein Bett fiel.

Noch immer bekommt er kein Auge zu. Einsamkeit, in der niemand einem ein beruhigendes Wort zuspricht; Sorge um das Gelingen der Pläne und schmerzende Gelenke von zu vielen Stunden auf dem Besen – sie sind der beste Wachtrunk. Schwerfällig wälzt Severus sich zur Seite, blickt statt zur Decke nun ins Zimmer. Silbriges Mondlicht streift den Nachttisch, enthüllt schemenhaft das Gesicht und Haar und einer jungen Frau, die lachend zur Decke schaut. Ein warmer Strom gießt sich Severus durch die Adern, als er das Gesicht erblickt, ein Stich in seiner Brust. Mühselig ringt er sich ein gequältes Lächeln ab und rappelt sich allmählich auf.

Das Foto von Lily.

Es ist das Einzige, was ihm in Nächten wie dieser, wo seine Seele sich verkrampft, ein wenig geborgen fühlen lässt. Das Einzige, was ihm noch Kraft gibt, wenn er niedersinken, die Augen schließen und einfach nur sterben möchte. Kein Zaubertrank der Welt könnte eine solche Wirkung auf ihn entfalten. Sie ist sein Trost, sein Anker. Vorsichtig ergreift Severus seinen Zauberstab und das Bild, spricht einen stummen Lumos, um in Lilys grünen Blicken zu versinken. Sanft streicht er über das Foto, spürt wie sich stechend eine warme Welle in seiner Brust ausbreitet. Und dann auf einmal blitzt eine Erinnerung vor seinem geistigen Auge auf. Eine Erinnerung, die nichts mit Lily zu tun hat - aber mit Albus. Es war einer jener Tage kurz bevor die Schüler ins Schloss zurückkehrten, nach diesen grässlichen Sommerferien, in denen Severus mit Wurmschwanz und einem Unbrechbaren Schwur zu kämpfen hatte. An diesem Morgen begegnete er Albus zum ersten Mal nach seiner Rückkehr ins Schloss und dieser führte ihn, wohl ahnend, mit welchen Lasten er sich quälte, in eine gut verborgene Porträt-Galerie.
„Wo wir die Bilder der Menschen, die wir lieben, in uns behalten, da können auch die Zeit und der Verfall sie nicht zerstören. Wahre Freunde verlassen uns nie ganz, nicht einmal im Tod“
Das hatte Dumbledore ihm dort zwischen den gemalten Gesichtern erklärt. Und er – war geflohen. Damals zumindest. Und heute?

Nachdenklich lässt Severus den Zauberstab sinken. Kann es sein, dass Albus vielleicht Recht hat? Dass Freundschaft und Liebe die Macht hatten, den Tod zu überwinden? Severus wusste, dass er nur einem Verwandlungszauber begegnen würde, als er zum Schulleiterbüro aufbrach und doch hatte das Gespräch mit dem Porträt ihm genau den Halt, die Ruhe und die Denkanstöße gegeben, die er in diesem Moment bitter gebraucht hatte - wie die vielen, vielen einstigen Gespräche mit Dumbledore selbst. Von Lilys Foto, seinen unsterblichen Gefühlen und ihre Macht über ihn ganz zu schweigen. Tief atmet Severus aus. Er weiß, welches mächtige Versprechen ihm Albus damals vor der Galerie gab. Er ist sich nur noch nicht sicher, ob er dem trauen kann.

Zögerlich wendet er sich von Lilys Foto ab, als das Licht seines Zauberstabs zufällig die alte Ausgabe des Tagespropheten streift, der unter ihrem Bild auf dem Nachttisch lag. Es ist die dritte Erinnerungstrophäe, die er neben Lilys Foto und ihrem Brief aufbewahrt hat: Der Nachruf auf Albus Dumbledore. Verwundert darüber, dass dieser Artikel ihm gerade jetzt ins Auge fällt, runzelt Severus die Stirn. Eine Weile lässt er seinen Blick auf dem Zeitungspapier ruhen, während eine leichte Gänsehaut seinen Rücken herabläuft. Er hat den Nachruf ein paar Mal gelesen. Doch es scheut ihn jedes Mal wieder davor, es zu tun. Nicht nur, weil die bewundernden Worte dieses Elphias Doge ihn schmerzlich daran erinnern, dass er selbst es war, der Dumbledore ins Jenseits beförderte. Nein, es war auch das, was Doge von ihm zu berichten hatte. Dinge, bei denen Severus sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt wissen wollte. Dinge, die ihm das Gefühl gaben, gerade im Tagebuch seines Mentors zu blättern.

Er kannte Albus Dumbledore: den guten Geist von Hogwarts; den Muggelfreund; den gütigen, alten Mann, der jeden mit seinen weisen Worten wieder aufbaute; die Lichtgestalt, die alle in ihm sahen. Er kannte auch den anderen Albus Dumbledore: Den kühlen Strategen; den Drahtzieher, Pläneschmieder, Geheimniskrämer; den gerissenen Kopf des Phönixordens - besser wohl als jeder andere. Aber kannte er auch Albus Dumbledore, den Menschen?

Severus zögert einen Augenblick, ehe er den Tagespropheten greift. Doch als seine Finger das Zeitungspapier berühren ist er auf einmal wie getrieben. Er muss Antworten finden. Antworten auf Fragen, die so verworren sind, dass er sie nicht einmal ausformulieren kann. Und die doch tief in ihm brennen, ja ihm den Schlaf rauben. Ein Mal, ein einziges Mal sah er selbst hinter Albus‘ Maske. Und das nur für einen Augenblick, für eine Andeutung zwischen einer silbernen Hirschkuh und der Einweihung in einen waghalsigen Plan.

Die ersten Worte überfliegt Severus nur. Sie schildern den Albus Dumbledore, den jeder kannte. Eine Geschichte aus einer Vergangenheit, die zu einem Mann wie ihm passt. Es ist das Ende des ersten Absatzes und der Beginn des zweiten, die Severus beim ersten Lesen stocken ließen und zum ersten Mal dieses flaue Gefühl in seinem Magen heraufbeschworen, das ihm seitdem nicht wieder verlassen will, wann immer er diese Zeilen liest.

„Albus für seinen Teil war mit der Bürde unfreiwilliger Berühmtheit nach Hogwarts gekommen. Knapp ein Jahr zuvor war sein Vater Percival wegen eines brutalen und Aufsehen erregenden Überfalls auf drei junge Muggel verurteilt worden. Albus hat nie versucht zu bestreiten, dass sein Vater (der später in Askaban starb) dieses Verbrechen begangen hatte.“

Während Severus den Buchstaben folgt, wird ihm heiß und kalt zugleich. Ein inzwischen vertrautes Gefühl bei dieser Lektüre. Er hatte damit gerechnet, dass sie Albus Dumbledores Privatleben ins Licht der Öffentlichkeit zerren würden. Das taten sie bei jedem, der berühmt genug war. Selbst bei Lily hatten sie es getan, wie Severus grimmig dachte. Über Potter ganz zu schweigen. Doch nie, nie hätte er erwartet, dass Albus Dumbledore, DER Albus Dumbledore, der größte Muggelfreund der Geschichte, der größte Widersacher des Dunklen Lords, einen solchen Familienhintergrund hatte. Auch wenn Elphias Doge betonte, dass Albus immer weit davon entfernt war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Severus auch nichts anderes geglaubt hätte, ließ diese Aufdeckung doch all seine Gewissheiten wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen. Immer war er davon ausgegangen, dass sich eine unsichtbare Mauer durch die Welt zöge, die die Guten von den Bösen trenne. Und er der Einzige sei, der verdammt war, verlassen in einem Niemandsland zu wandeln. Zu tief gefallen für die Guten, zu reuevoll für die Bösen. Diese Vorstellung hatte vor einem Jahr schon einmal einen Knacks erlitten - damals, in der Nacht, als er Dumbledore vorwarf, Potter wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen zu haben und ein Jahre alter Schleier von seinen Augen gezogen worden war. Doch diese Offenbarung war ihr Todesstoß. Zumindest verstand Severus, warum Dumbledore ungern darüber sprach. Oh, er verstand es besser als jeder andere. Er wusste, was es bedeutete, eine düstere Vergangenheit hinter sich lassen und vergessen zu wollen.

Die nächsten Zeilen des Artikels hatten Severus beim ersten Lesen weniger Neues verraten und sie tun es auch jetzt nicht. Tatsächlich kommen sie ihm so vertraut vor, dass er sich ein leichtes, wenn auch gequältes Schmunzeln nicht verkneifen kann. Etwas, das Severus sich äußerst selten gestattet. Aber es geht um Dumbledore und der war der Einzige überhaupt, der ihm in den letzten Jahren hin und wieder ein Lächeln entlocken konnte. Meist gegen Severus‘ Willen. Wer hätte gedacht, dass der große Dumbledore schon in Hogwarts so ein genialer Kopf war? Andererseits: Wer hätte das Gegenteil erwartet? Für einen Moment erwischt sich Severus dabei, sich Dumbledore als Schüler vorzustellen. Auch wenn es ein äußert merkwürdiges Bild ist, den alten Mann als Jugendlichen mit einem Gryffindorschal vor Augen zu haben. Wie es wohl gewesen wäre, ihn zu unterrichten? Hätte er Albus gern in seiner UTZ-Klasse begrüßt oder wäre der Junge für ihn genauso ein besserwisserischer Klugscheißer gewesen wie dieses Granger-Mädchen, dem er die schlecht möglichste Note auf seine Leistungen gegeben hätte, weil er ihm auf die Nerven ging? Severus verdrängt den Gedanken sofort. Die Vorstellung ist genauso absurd wie unangenehm.

Und was ihm am diesem Nachruf am meisten bewegt, kommt ohnehin erst jetzt. Severus Finger werden schwitzig und er fühlt, wie sich sein Magen zusammenkrampft. Wieder einmal, wie beim schon ersten Lesen des Artikels. Stocksteif sitzt er auf der Bettkannte, während er weiterliest und das klamme Gefühl in seiner Brust wächst. Dieses Gefühl eines verbotenen Blicks in ein Tagebuch. Es ist die Geschichte über Dumbledores Familie, die Severus so bewegt. Die etwas tief in ihm Vergrabenes anrührt, das niemals aufgeweckt werden sollte. Er hat in den letzten eineinhalb Jahrzehnten viel über Dumbledore gerätselt. Vor allem darüber, wie Albus zu ihm wirklich stand. Doch er hat sich nie die Frage gestellt, was sein Mentor in seinem Leben wohl erlebt hatte, was ihm widerfahren war, was er vielleicht für verschleppte Wunden und Narben der Vergangenheit mit sich herumtrug. Es gibt Parallelen zwischen ihren Schicksalen, die Severus nicht leugnen kann und die ihn doch tief verunsichern. Tief verunsichern, weil Albus dadurch nicht mehr die Gallionsfigur ist, die er für Severus immer war, sondern ein Mensch mit einem Gesicht auf Augenhöhe.

Mit einem leichten Zittern und Frösteln liest Severus weiter, wissend dass das Ende noch wehtun wird. Es ist der letzte Absatz, der ihm die Kälte wieder aus den Gliedern treibt, durch den warmen Schmerz ersetzt, der sich in seiner Brust ausbreitet, als er dort ankommt.

„Albus Dumbledore war nie stolz oder eitel; er konnte in jedem etwas Wertvolles finden, wie unbedeutend oder erbärmlich er auch wirken mochte […] Er starb, wie er lebte: stets dem größeren Wohl verpflichtet und bis zu seiner letzten Stunde bereit, einem kleinen Jungen mit Drachenpocken die Hand zu reichen“.

Das war der Albus Dumbledore, den Severus kannte und den er heute so grausam vermisst. Er, Severus, war der Junge mit Drachenpocken, dem Albus die Hand reichte. Er, Severus, war der unbedeutende, erbärmliche Abschaum, der vor so vielen Jahren auf einem Stuhl in Hogwarts zusammengebrochen war und in dem Dumbledore doch noch etwas Wertvolles erblickt hatte. . „Mein Wort, Severus, dass ich niemals das Beste an Ihnen offenbaren werde?“ Sein Bestes! Sein Bestes!

Doch wenn, wie dieser Elphias Doge schreibt, Dumbledores eigene Verluste ihn Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen gelehrt haben, warum bei Merlins Bart, hat er Severus nie erzählt, dass sie beide noch in ihrer Jugend zu Waisen geworden waren, dass sie beide einen geliebten Menschen verloren hatten, dessen Tod sie wohl tief getroffen hat?

„Ich kehrte nach Hause zurück und fand einen jungen Mann vor, der das Leid eines viel älteren Menschen durchlitten hatte“.

Warum? Warum, wenn Albus diese Gefühle kannte, hat er sich nie offenbart? Verflucht, ihm, Severus, geht es doch genauso!

Der Gedanke fühlt sich an wie Verrat. Severus wird flau, als er ihn weiterspinnt, auf ihre letzten Gespräche im Leben bezieht, wie eine düstere Vorahnung. Doch ehe seine Emotionen ihn ganz einnehmen, springt er auf und befördert den Koffer unter seinem Bett hervor. Eine kleine Phiole blitzt im Mondlicht auf, wandert in Severus Hand und ist im Nu entkorkt. Ein Löffel voll des Tranks für einen Traumlosen Schlaf später sinkt er auf seine Matratze zurück.

Er darf sich nicht noch mehr seines Schlafs rauben lassen. Nicht von Albus oder sonst wem auf der Welt. Morgen wird er zum letzten Mal im Auftrag des Dunklen Lords unterwegs sein und ihm dann am Abend mit einer guten Lüge abspeisen müssen, wenn das ihm Schicksal weniger gnädig sein sollte als in den letzten Tagen. Müde sinkt Severus auf das Kissen und schließt die Augen.
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Kursivtext: J.K. Rowling, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, S. 24- 27 sowie S. 686


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