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Fanfiction

Dämmerlicht - Überraschende (Er)kenntnis

von SynthiaSeverin

Die Ruhestätte liegt brach. Mit verkniffenem Mund blickt Severus auf den verwilderten Rasen hinab, der einst mit Kränzen und Sträußen bedeckt war. Wie lange ist er nicht mehr hier gewesen? Wie hat er es nicht mitbekommen können, dass die Pilger aufgehört hatten, hier Blumen und Gestecke niederzulegen? Und wann genau hatten sie begonnen, Lily zu vergessen? Wie Wasser sickert Severus die Kälte von der Gänsehaut auf dem Rücken tiefer in den Körper hinein, bis sie schließlich sein Herz zu erfrieren droht. Nicht einmal das giftige, zornige Feuer, das in ihm auflodert, als er den zweiten Namen auf dem Marmor überfliegt, kann ihn wärmen. Zeitgleich schwillt ein Kloß in seinem Hals an, der sich weder hinunterschlucken noch ausspucken lässt und ihn so langsam aber sicher ersticken wird. Severus ist flau, ihm ist schummrig. Seine Knie werden weich und ein Zittern rauscht durch seine Glieder. Es war dumm von ihm hier her zu kommen. Ein Fehler, wie er jetzt bitter erkennt. Die Erinnerungen an jenen Schicksalstag im Herbst 1981, die er mit dieser Konfrontation in Schach halten wollte, brechen an diesem Ort nur noch stärker über ihn herein. Es ist, als ob ihn aus der Dunkelheit unzählige grüne Augenpaare hinter roten Haarsträhnen voller Anklage anstarren. Geschwächt und atemlos schwankt Severus einen Schritt rückwärts. Er möchte schreien. Er möchte sich in der Mitte zerreißen und in den Boden stampfen, in dem ihre Leiche ruht. Der Druck in seinen Augen schmerzt und seine ausgetrocknete Kehlte brennt. Die Gefühle, die er an Dumbledores Grab gerade noch aushalten konnte, erreichen hier, hundertfach gesteigert, das Maß der Unerträglichkeit. Sich selbst, seine Schuld und seine Schwäche verfluchend wendet Severus sich ruckartig ab, um ihren Grabstein nicht mehr ansehen zu müssen. Alles, was ihm noch in den Sinn kommt, ist Flucht. Hilfesuchend wendet er den Blick gen Himmel, während er darum ringt, seinen Geist zu klären. Dann konzentriert er sich auf den nächstbesten Ort, der als sicherer Hort vor seinem geistigen Auge aufblitzt. Er hofft, nicht zersplintert zu werden und disappaiert.

Wohin ihn seine Intuition geführt hat, kommt Severus erst zu Bewusstsein, als er gegen eine Baumgruppe strauchelt und zwischen den Stämmen hindurch einen Blick auf eine Koppel voll grasender Thestrale erhascht. Schnaubend atmet Severus aus. Der Verbotene Wald. Er hätte es sich denken können, dass sein Unterbewusstsein ihn vor die Tore des einzigen Zuhauses bringen würde, das er kannte. Auch wenn der Ort längst nicht mehr sicher für ihn ist. Doch er wollte ja ohnehin hierher kommen. Ein Schmerz vom Sturz gegen den Baumstamm durchzieht seine Schulter, doch Severus fühlt keine Flüssigkeit rinnen. Zersplintert hat es ihn also nicht. Aber das kühle, blanke Gefühl auf seiner Schädeldecke ist verschwunden und als er den Kopf dreht, streifen Haarsträhnen seine Wangen. Der Vielsafttrank hat seine Wirkung verloren. Egal. Auf dem Schulgelände würde ihn das Aussehen eines Fremden ohnehin mehr gefährden als schützen. Mürrisch zieht Severus den Zauberstab und spricht einen Desillusionierungszauber auf sich, unschlüssig, wie gut seine Tarnung sitzt. Dann senkt er die Lider und versiegelt seine Gefühle, schließt vor allem die Gedanken an seine Entdeckung auf dem Friedhof von Godric’s Hollow tief in sich ein. Als sein Geist einem weißen Blatt Papier gleicht, schlägt er die Augen auf und macht sich auf den Weg.

Hinter den Scheiben der Bogenfenster funkeln keine Sterne. Es ist ruhig im Schulleiterbüro, zu ruhig. Noch immer fällt es Severus schwer, sich an diese besondere Stille zu gewöhnen. Die Abwesenheit vom Scharren, Federrascheln und Flöten, die diesen Raum immer erfüllten, seitdem er ihn vor vielen Jahren das erste Mal betreten hatte. Doch lange hält sich Severus damit nicht auf. Er ist nicht hier, um in Melancholie zu versinken. Er ist hier, weil er eine Mission zu erfüllen hat.

Noch im Gehen tippt Severus sich auf den Kopf und fühlt die Tropfen durch seinen Körper rinnen, während er vor das Pult tritt. Es braucht nicht mehr als einen geflüsterten Lumos, um die Schulleitergalerie aus der Dunkelheit zu heben. Inmitten all der Verblichenen lümmelt sich Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore in seinem Lehnstuhl: Die Glieder schlaff, die Brille auf dem Schoß, den Mund im Silberbart weit aufgerissen, offensichtlich in tiefem Schlaf. Severus kann sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Es ist ein seltenes Vergnügen, den alten Mann in einer so privaten Geste zu beobachten, auch wenn es nur sein Gemälde ist. Und sein Schnarchen könnte Tote wecken. Lautlos und das Licht dimmend schleicht sich Severus an das Bild heran, bis seine Nasenspitze es fast berührt.
„Dumbledore?“, ruft er laut.
Augenblicklich schreckt Albus auf, greift sich ans Herz und wirft dabei fast seine Halbmondbrille vom Schoß, bis er schließlich aufatmend zurück in den Stuhl sinkt.
„Ah, Sie sind es nur“, sagt er erleichtert.
„Gut geschlafen?“, frotzelt Severus.
„Wie man es nimmt, nicht wahr?“, meint Dumbledore.
Für eine Sekunde glaubt Severus eine Spur von Verärgerung aus der vertrauten Stimme herauszuhören. Doch dann setzt sein Gegenüber seine Halbmondbrille auf und aus den blauen Augen dahinter blitzt ihn ein schelmisches Funkeln an.
„Nun, Severus womit verdiene ich die Ehre, so sanft geweckt zu werden?“, erwidert Albus sichtlich gut gelaunt, „Gibt es etwas Neues?“
Für einen Augenblick mustert Severus das Porträt, während langsam der Ernst zurückkehrt.
„Allerdings“, entgegnet er und beschließt, sich nicht mit vielen Erklärungen aufzuhalten, „Der Orden des Phönix plant, Potter am 27. Juli per Seit-an-Seit-Apparieren von seinen Verwandten wegzubringen. Er und auch die Dursleys selbst sollen auf unterschiedlichen Wegen in das Haus der Weasleys beziehungsweise zu den Philippinen gebracht werden. Man gedenkt außerdem, im Ministerium eine falsche Spur zu legen, um zu verhindern, dass die Information in Hände gerät, die der Dunkle Lord sich bereits unterworfen hat.“
„Ah“, erwidert Albus aufatmend, „Sie haben es inzwischen also selbst herausgefunden. Nun, dann brauche ich Sie wohl nicht mehr in diese Sache einzuweihen.“
Severus, der vor dem Pult auf- und abgeschritten war, bleibt abrupt stehen. Glaubend, sich verhört zu haben, reißt er seinen Kopf zu Dumbledores Goldrahmen herum.
„Was soll das heißen?“, blafft er Albus an, „Ich dachte, sie wüssten nicht davon?“
Hitze steigt Severus ins Gesicht. Welches Spiel wird hier eigentlich gespielt? Warum der ganze Aufwand um Mundunges, wenn Dumbledore doch davon Kenntnis hat? Für eine Sekunde droht seine Schläfe heftig zu pochen. Doch dann reißt er sich am Riemen. Es wäre nicht gut, hier einen Wutausbruch zu riskieren.
„Minerva“, erklärt Albus ruhig, „Sie war heute hier. Eigentlich hatte sie Charity erwartet, um sie im persönlichen Gespräch vielleicht doch noch davon überzeugen zu können, ihren Rücktritt zu überdenken. Doch nachdem Charity stundenlang umsonst auf sich warteten ließ, unterhielten Minerva und ich uns stattdessen etwas ausführlicher.“
Severus Stimmung kippt beim Stichwort Charity augenblicklich. Ein ungutes, leicht flaues Gefühl regt sich in seiner Magengrube. Schnell wendet er sich wieder von der Schulleitergalerie ab.
„Und Sie, Severus?“, ertönt neben ihm Dumbledores Stimme.
„Fletcher“, antwortet Severus knapp.
„Ah, natürlich. Die gute, alte Legilimentik“, kommentiert Albus. Doch Severus hört nur mit halbem Ohr zu.
„Das ist noch nicht alles, Dumbledore. Der Dunkle Lord plant, seine Reihen wieder zu vervollständigen. Die Dementoren gehorchen ihm bereits. Doch das reicht ihm nicht aus. Er hat seine Anhänger ausgeschickt, um-“
„-die Verhältnisse in und um Askaban auszukundschaften, da dort inzwischen nicht nur Dementoren, sondern auch etliche Auroren stationiert sind“, fällt ihm Dumbledore ins Wort.
Verblüfft wendet sich Severus dem Porträt zu und starrt es finster an.
„Gibt es eigentlich etwas, vom den Sie nicht schon wissen?“, schnaubt er gepresst. Allmählich fühlt er sich wirklich nutzlos in diesem Zimmer.
Albus lächelt.
„Das Ministerium hat es ob meiner Berühmtheit für nötig befunden, einige Porträts von mir aufzuhängen. Wirklich komisch, wenn ich an mein letztes Gespräch mit Scrimgeour zurückdenke. Nun ja, wie dem auch sei. Eines davon befindet sich in der Ehrengalerie des Zaubergammots. Es kann schon eine sehr willkommene Ablenkung sein, sein Übermaß an Freizeit als gezeichnete Erinnerung mit einem kleinen Besuch dort zu verbringen. Es kommen einem dort die interessantesten Dinge zu Ohren. Zum Beispiel, wenn zwei Auroren sich über die Sichtung einiger schwarz gekleideter Gestalten mit weißen Masken im Himmel über Askaban unterhalten. Offensichtlich waren ein paar von Voldemorts Gefolgsleuten etwas unvorsichtig. Ich denke, das Ministerium wird sich der Angelegenheit bald annehmen.“
„Ich will es hoffen. Noch zwei Tage nichts als salzige Meeresluft ertrage ich nicht“, kommt es Severus spontan über die Lippen, während er missmutig zu den Bogenfenstern blickt. Für einen Moment erfüllt Schweigen das Schulleiterbüro.

„Voldmort ließ Sie das Wochenende über die Anflugsrouten auskundschaften?“, dringt Severus dann leise Albus‘ Stimme ans Ohr. Ein Hauch von Verwunderung schwingt in seinem Ton mit.
„Ja“, erwidert Severus zähneknirschend, „Seitdem er mich als Spion nicht mehr benötigt, kennt der Dunkle Lord keine Schonung mehr. Ich zähle für nicht mehr als jeder andere Todesser. Auch wenn er seit dem ‚kleinen Gefallen‘ große Stücke auf mich hält, mir öfter den Platz zu seiner Rechten zuweist. Aber es gibt keine Art von Aufträgen mehr, in der er nicht auch mich einbindet.“
„Nun, das war abzusehen“, bemerkt Dumbledore ein wenig abwesend.
„Natürlich nicht, ohne mir deutlich zu machen, dass er von mir noch immer die alten Dienste verlangt“, ergänzt Severus.
„Er bedrängt Sie noch immer um Informationen über den Orden des Phönix?“, fragt Dumbledore ruhig und doch ein wenig bestimmter als zuvor.
„Oh ja“, antwortet Severus mehr zu sich selbst, „Er scheint mich in dieser Hinsicht für allwissend zu halten. Glaubt, dass ich durch die Jahre alle Schwachstellen kenne, selbst wenn ich inzwischen ausgeschlossen bin.“
Ein Seitenblick zum Porträt offenbart Severus nicht nur, dass Albus sich inzwischen aus seinem Thronstuhl erhoben hat, sondern auch einen nachdenklichen Ausdruck auf dessen Gesicht, den Severus nicht so recht zu deuten weiß.
„Er versucht seine Macht auszuweiten“, fährt er hastig fort, ehe Dumbledore irgendetwas sagen kann, „In alle Richtungen. Setzt seine Spitzel überall ein. Infiltriert das Ministerium, wie Sie wissen. Die Schulbehörde. Malfoy. Er hielt immer gute Kontakte zu den Schulräten, von denen einige gewiss seine Gefangenschaft überlebt haben. Sollten die Auroren in Askaban scheitern und er freikommen, wird er dies wohl ausnutzen, um sich wieder in seine Gunst zu bringen. Und der Dunkle Lord machte den Carrows Avancen, Ihnen eine Stelle im Schuldienst zu geben“.
„Alecto und Amycus?“, ruft ihm Dumbledore zu.
Es gleicht mehr einer überraschten Feststellung als einer Frage.
„Ja“, antwortet Severus gedankenverloren, „Es soll wohl eine Art Belohnung sein. Die Carrows haben sich als nützliche Handlager erwiesen. Auch wenn ihnen für die taktischeren Aufgaben die Intelligenz fehlt.“
Er dreht sich um. Für einen Moment treffen sich ihre Blicke und Severus weiß, dass sie einander verstanden haben. In Dumbledores Augen spiegelt sich seine eigene Besorgnis, ohne dass ein Wort gefallen wäre. Sofort wendet Severus sich wieder ab, blickt zu den Fenstern, zu der sternlosen Nacht dahinter.

„Das ist noch nicht alles“, fährt er fort und beginnt wieder, auf und ab zu laufen „Der Dunkle Lord begnügt sich nicht mehr mit kleinen Fischen. Yaxley hat offenbar den Auftrag erhalten, sich an die Führungsebene zu heften. Auch wenn ich nicht sagen kann, an wen.“
„Ja, das würde Sinn ergeben“, entgegnet Dumbledore mit schwerer Stimme.
Im Gehen wirft Severus ihm einen prüfenden Seitenblick zu. Albus hat sich inzwischen an den Bildrand gedrängt und blickt gedankenschwer in eine Ferne jenseits des schweren Goldrahmens, die Severus nur erahnen kann.
„Es gab in der letzten Woche ein paar Zwischenfälle im Ministerium“, beginnt er sich zu erklären, offenbar den auf sich gerichteten Blick spürend, „Arthur berichtete auf der letzten Versammlung davon. Der Orden des Phönix hat den unbestätigten Verdacht, dass sich jemand an Pius Thicknesse selbst geheftet hat. Ich schätze, man denkt bereits über ein Ablenkungsmanöver nach.“
„Pius Thicknesse?“
Severus kommt der Name vage bekannt vor, doch er kann ihn mit keinem Gesicht verbinden.
„Der Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung und magisches Transportwesen“, antwortet Dumbledore nebenher.
„Der Leiter für magisches….“, wiederholt Severus ungläubig. Dann reißt er die Augen auf als in seinem Kopf plötzlich Bombada loszugehen scheint, „Bei Merlins Bart!“

Getrieben als wäre ihm ein Geschwader Dementoren auf den Fersen läuft Severus nicht mehr vor dem Pult auf und ab. Er hastet zur Tür, macht kehrt und rauscht zum Fenster. Wie Gift gießt sich ein siedend heißes Kribbeln durch seinen Körper. Der Zorn wallt in ihm auf. Der Zorn auf die Gier des Dunklen Lords; dessen Erfüllungsgehilfen Yaxley, auf unfähige Ministeriumsabteilungsleiter. Und auf die Dummheit dieses Haufens, der sich einst Verbündete nannte. Eines Haufens namens Orden des Phönix, der geradewegs dabei ist, Lilys Sohn, den sie schützen sollen, seinem Mörder auf die Fußmatte zu legen. Wenn Yaxley wirklich den Leiter der Abteilung für magisches Transportewesen unter seine Kontrolle bringt, dann bedeutet dies, dann bedeutet dies…
„Man könnte auch sieben Potter als Lockvögel zur Ablenkung einsetzen“, zischt Severus, „Wenn sie unter diesen Umständen apparieren, wird der Dunkle Lord ihr Nest schneller ausgeräuchert haben als Longbottom seinen Kessel in die Luft jagen kann!“
„Das lässt sich wohl nicht ganz von der Hand weisen“, bemerkt Dumbledore beiläufig.
„Dieser Idiot!“, Severus schäumt vor Wut, „Und da heißt es, Moody wäre als Ex-Auror immer so auf Vorsicht bedacht-“
„Nun, ich denke, Alastor wird sich bereits eine Alternative überlegt haben unter diesen Umständen“, unterbricht Albus ihn abwesend. Dann sagt er gar nichts mehr.
Für eine Weile lauscht Severus seinem Schweigen, bis ihn das Gefühl überkommt, dass etwas nicht stimmt.
Verwundert dreht er sich um und geht zurück zum Pult, wo er das Porträt tief in Gedanken versunken vorfindet. Albus hat das Gesicht in Grübelfalten gelegt und seine Augen blicken ins Leere. Severus‘ Wut kühlt sich rasch ab beim Anblick seines in sich gekehrten Mentors. Die schweren Lider, die sich halb über die nachdenklichen Augen senken, lassen das Gemälde des alten Mannes fast trauervoll erscheinen. In Severus und um ihn wird es still. Für einen Augenblick tauchen aus der Tiefe seiner weggeschlossenen Gedanken die Erinnerungen an das Grab in Godric’s Hollow wieder auf. Es ist ein merkwürdiger Moment, ein merkwürdiges Gefühl. Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore war der Einzige, der sein Geheimnis kannte. Nun ist er selbst es, der etwas sehr Privates über den großen Mann in Erfahrung gebracht, ohne dass Dumbledore auch nur den leisesten Verdacht hegt. Doch Severus verschließt den Gedanken sofort wieder. Es ist unwichtig im Moment. Er fragt sich viel mehr, was in Albus‘ gemalten Kopf vor sich geht.
„Dumbledore?“, ruft er dem Porträt mit gehobenen Augenbrauen zu. Doch Albus scheint ihn nicht zu registrieren. Er blickt weiter in jene unbekannte Ferne abseits des Bildrahmens. Bis sich mit einem leichten Kopfwiegen und tiefen Seufzen endlich seine Lippen öffnen.

„Sie werden Lord Voldemort das genaue Datum nennen müssen, an dem Harry das Haus seiner Tante verlässt. Wenn Sie es nicht tun, wird er Verdacht schöpfen, da Voldemort Sie für so gut informiert hält.“, sagt er leise und mit belegter Stimme. Mit diesen Worten wendet er sich endlich wieder dem Zimmer zu, sieht Severus an und lässt ihm eine Gedankenpause Zeit, seinen Blick zu erwidern. Severus schaut aufmerksam auf.
„Allerdings müssen Sie die Idee von den Lockvögeln ins Spiel bringen – das dürfte Harrys Sicherheit gewährleisten. Versuchen Sie Mundunges Fletcher mit einem Verwechslungzauber zu belegen. Und, Severus, wenn Sie gezwungen sind, an der Jagd teilzunehmen, seien Sie darauf bedacht, Ihre Rolle überzeugend zu spielen… ich verlasse mich darauf, dass Sie so lange wie möglich in Lord Voldemorts Gunst bleiben, andernfalls wird Hogwarts auf Gedeih und Verderb den Carrows ausgeliefert sein…“

In Dumbledores Worten liegt etwas so Endgültiges, dass Severus nicht anders kann, als knapp zu nicken.
„Hoffen wir auf das Beste“, schließt Albus, „Ich werde morgen wohl die Ehrengalerie des Zaubergammots aufsuchen müssen, um ein paar Auroren den Floh ins Ohr zu setzen, den Himmel über der Nordsee etwas genauer im Auge zu behalten. Wenn man auf Porträts doch nur öfter hören würde.“
Er ringt sich ein Lächeln ab, das augenblicklich erstirbt, als er Severus‘ Gesicht mustert.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Severus, dessen Gedanken wieder im Begriff stehen, nach Godric’s Hollow abzugleiten, blickt auf.
„Ich überlege nur, wie ich Fletcher am besten abpassen kann“, lügt er seinem Gegenüber glatt ins Gesicht, „Außerdem werde ich allmählich müde. Das Wochenende war lang.“
Albus schließt die Augen und nickt verständnisvoll.
„Ja, das glaube ich Ihnen. Nun, dann sollte ich Sie wohl nicht länger aufhalten. Erholen Sie sich gut und viel Erfolg, Severus. Denken Sie daran: Was uns einmal gelungen ist, kann uns auch ein zweites Mal gelingen“
Abermals nickt Severus. „Gute Nacht, Dumbledore“, sagt er knapp und wendet sich zum Gehen, aus den Augenwinkeln gerade noch erhaschend, wie das Porträt müde auf den Lehnstuhl zurücksinkt.

Auf der Türschwelle dreht Severus sich ein zum letzten Mal zum Zimmer um, das inzwischen wieder von lautem Schnarchen erfüllt ist. Keine Blicke folgen ihm, keine blauen Augen dringen wider Willen in seinen Geist ein, keine gutmütige Stimme spricht die Wahrheiten aus, die er zu verbergen sucht. Es ist das erste Mal, dass Albus Dumbledore seinen Lügen glaubt. Als der alte Mann noch lebte, war er der Einzige gewesen, gegen den Severus‘ Okklumentik machtlos war.

Überrascht, ebenso über Dumbledore wie über sich selbst, betritt Severus die fahrende Wendeltreppe, noch unschlüssig, was er von dieser Wendung halten soll.
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Kursivtext: J.K. Rowling, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, S. 696


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