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Fanfiction

Never Mind Pride - Nagual

von ninadaniela

Nagual

Hunderte von Augen waren aufmerksam auf ihn gerichtet. Langsam, Schritt für Schritt, bewegte er sich vorwärts. Am liebsten wäre er gerannt. Genau, er könnte einfach losrennen, sie am Ärmel packen und irgendwo hinbringen, wo sie alleine waren. Doch das hätte die Augen sicher noch neugieriger gemacht. Sie hätten irgendwelche schwachsinnigen Gerüchte in die Welt gesetzt. Zum Beispiel, dass sie ein Paar waren oder so ähnlich. Kalter Schweiß trat ihm aufs Gesicht, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ganz wie in alten Zeiten, als er noch gefürchtet und nicht nur verabscheut wurde, hatte sein kalter Blick alle um ihn herum verstummen lassen. Jetzt war dies ebenso der Fall, aber daran war nicht seine kalte Aura Schuld, sondern viel mehr die Spannung der anderen, die auf eine „Show“ aus waren. Immerhin war es nicht gewöhnlich, dass ein Slytherin beim Frühstück in der Großen Halle direkt auf den Tisch der Ravenclaws zusteuerte und dann auch noch ein Malfoy.

Normalerweise hätte sich Draco gehütet etwas dergleichen zu tun. Na ja, normalerweise wäre er zuvor auch nie in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws eingebrochen, oder? Fast hätte er laut aufgelacht. Er schien wirklich nicht mehr bei Sinnen zu sein. Und es war nicht mal seine eigene Schuld. Der Grund für diese peinlichen unfreiwilligen Ausrutscher blickte noch nicht mal auf als er direkt vor ihm stehen blieb. Genüsslich kaute Looney Lovegood weiter auf ihrem Buttercroissant herum und blätterte fasziniert in einer neuen Ausgabe des „Klitterer“. Sie hatte sich dabei vorgebeugt, dass ihre Nasenspitze fast auf der Tischplatte hing. Draco holte nochmal Luft bevor er sich räusperte geschäftlich. Das Geräusch schien durch die gesamte Halle zu tönen und er betete, dass er die Sache so schnell wie möglich hinter sich gebracht hatte. Zu seinem Ärger reagierte Looney nicht und die anderen Schüler begannen leise zu flüstern. Draco kam sich mehr und mehr so vor als würde er sich vor der gesamten Schule zum Deppen machen. Er warf den den anderen wütende Blicke zu, aber sie starrten nur belustigt zurück.

„Sie genießen es richtig“, dachte Draco frustriert. Er schaute zum Lehrertisch und konnte sehen, dass selbst die Professoren gespannt in seine Richtung sahen. Er begegnete dem Blick von Minerva McGonagall, die misstrauisch die Augenbrauen anhob, so als würde sie nur darauf warten, dass er etwas Verbotenes tat. Er schloss die Augen, um seine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen und sprach das Mädchen diesmal direkt an:

„Looney, wir müssen sprechen!“ Er versuchte seine Stimme möglichst gleichgültig klingen zu lassen, sodass niemand auf die Idee kam, er würde irgendeine Verbindung zu der Ravenclaw haben. Looney reagierte immer noch nicht und Draco war nun wirklich kurz davor sie einfach zu zwingen mitzukommen. Glücklicherweise schienen nun auch Looneys Mitschüler ungeduldig zu werden, denn sie wollten gerne wissen, was Draco Malfoy von ihr wollte.

„Luna!“, zischte das Mädchen neben ihr und stieß die blonde kräftig an, „der Verräter (Draco schnaubte an dieser Stelle nur verächtlich) möchte was von dir!“

„Wie bitte?“, als wäre sie aus einem tiefen Traum erwacht, blinzelte Looney ein paar Mal und schaute dann ihre Mitschülerin erstaunt an. Diese deutete nun auffordernd auf den Malfoy. Looney hob den Kopf und lächelte den Slytherin erfreut an.

„Draco, wie schön, dass du da bist. Möchtest du dich vielleicht zu uns setzten und etwas essen?“ Sie rutschte zur Seite, um zwischen sich und ihrer Mitschülerin, Platz für ihn zu machen. Die anderen Ravenclaws starrten sie an als sei sie nicht mehr ganz dicht im Kopf. Andere, die Looneys Verrücktheiten wohl schon länger kannten, schüttelten nur entsetzt die Köpfe. Das Mädchen neben ihr warf Draco einen ängstlichen Blick zu, so als fürchtete sie, er würde dieser Bitte nachgehen. Für einen minimalen Moment dachte er sogar darüber nach, nur um ihre Gesichter zu sehen, aber das, was von seinem Stolz noch übrig war, verweigerte seinem Körper die entsprechenden Bewegungen. Stattdessen beugte er sich vor und flüsterte ihr so freundlich ins Ohr:

„Komm gleich in den Raum der Wünsche. Du weißt doch noch wo das ist, oder? Denk einfach an euren Gemeinschaftsraum. Ich habe da noch ein paar Fragen...äh...wegen...wegen der Perku-irgendwas-Brille.“

Er richtete sich wieder auf und warf den anderen Ravenclaws düstere Blicke zu, während er mit erhobenen Kopf die Große Halle verließ. Er brauchte auf keine Antwort von ihr zu warten. Er wusste, dass sie kommen würde. Als er draußen auf dem Flur stand, konnte er nicht anders als triumphiert zu grinsen. Natürlich hatte er nicht wirklich Interesse an ihrer blöden Brille, aber er wusste, dass das ihr Schwachpunkt war. Sie hatte ihm bei ihrem letzten Treffen am liebsten noch mehr darüber erzählt. Diese Begeisterung konnte er sich jetzt also zunutze machen. Auf die anderen Schüler musste es den Eindruck gemacht haben, als habe er ihr einfach nur gedroht (jedenfalls war das Mädchen neben Looney ganz blass geworden). Wenn er Glück hatte, dann hatte er sich trotz der befürchteten Demütigung, jetzt ein wieder ein wenig Respekt verschafft. Vielleicht würden jetzt auch die lästigen Streiche weniger werden.

Er stecke die Hände in die Hosentasche und lief geradewegs zum Raum der Wünsche. Wenn er ehrlich war, dann verabscheute er diesen Raum. Er war mit vielen schlechten Erinnerungen verbunden. Beispielsweise seine Versuche mit dem Verschwindekabinett. Oder das Feuer bei dem einer seiner besten Freunde umgekommen war und er, der stolze Draco Malfoy, ausgerechnet von seinem Erzfeind, Harry Potter, gerettet worden war. Er schauderte, kniff die Augen zusammen und versuchte an etwas anderes zu denken. Er musste in diesen Raum, denn es war der einzige Ort an dem man ungestört war und verschwinden konnte, ohne gefunden zu werden.

Entschlossen lief er vor dem Wandteppich von „Barnabas den Bekloppten“ auf und ab und dachte konzentriert an den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Eine Tür erschien, die genauso aussah wie diejenige, die er am Vortag verbotenerweise geöffnet hatte. Der Türklopfer verlangte sogar von ihm die Lösung eines Rätsels. Bevor er den Raum betrat, blickte er sich nochmal sicherheitshalber um, doch in diesem Teil des Schloss schien sich nach dem Krieg selten ein Schüler aufzuhalten.

Der Raum glich dem Gemeinschaftsraum der Ravenclaws haargenau. Kein Feuer. Kein Verschwindekabinett. Draco atmete erleichtert aus und entspannte sich etwas. Um die Zeit ein wenig zu überbrücken griff er sich ein beliebiges Buch. Er zeigte der riesigen Steinfigur von Rowena Ravenclaw, welche mitten im Raum stand, die Zunge und ließ sich in einen der plüschigen Lesesessel fallen.

Er war gerade im dritten Kapitel und kurz davor ein zu nicken, als die Tür quietschend aufschwang. Alarmiert ging Draco in Deckung, doch es war nur Looney, die fröhlich summend und auf einen Bein hüpfend in den Raum kam. In der einen Hand hielt sie die besagte Brille und in der anderen Dracos Tarnumhang.

„Wow, es sieht hier ja wirklich aus wie in unserem Gemeinschaftsraum“, staunte sie und ließ setzte sich im Schneidersitz einfach vor ihm auf den Boden. Dann warf sie ihm den Tarnumhang zu, grinste übers ganze und sagte überflüssigerweise:

„Den hast du in unserem Schlafsaal vergessen.“

„Danke“, noch ein wenig schlaftrunken nahm er den nutzlosen Umhang und warf ihn achtlos hinter den Sessel. Er setzte sich aufrecht hin und räusperte sich einige Male, um die Müdigkeit loszuwerden. Looney beobachtete ihn nur aufmerksam und ließ ihre Brille von einer Hand in die andere wandern. Aus irgendeinem Grund schien es ihn als wüsste sie ganz genau, dass er mehr von ihr wollte als nur Informationen über ihre Brille. Er beschloss sich so direkt wie möglich zu sein:

„Wer ist gestern noch alles im Schlafsaal gewesen? Eine deine Klassenkameradinnen?“
Im ersten Moment schien sie sehr verwirrt zu sein. Dann runzelte sie die Stirn und legte nachdenklich den Kopf schief.

„Da waren nur du und ich. Die anderen waren alle im Gemeinschaftsraum“, sagte sie schließlich und lächelte, aber weniger freundlich als sonst. Eher verwirrt. Draco schloss die Augen und musste tief durchatmen, um nicht seine Beherrschung zu verlieren. Er beugte sich in seinem Sessel soweit vor, dass seine Stirn fast gegen ihre stieß. Sein Blick war jetzt düsterer und intensiver als zuvor. Looney zog ihren Kopf nicht zurück. Sie erwiderte seinen Blick sogar-ruhig, geduldig, offen.

„Ich habe eindeutig eine Stimme gehört, aber ich konnte niemanden sehen. Also, ich frage dich nochmal: Wer war dort noch?“, seine Stimme war leise, aber eindringlich und mit untersetzter Wut. Ganz langsam füllten sich die Augen der Ravenclaw mit Erkenntnis. Sie wurden ganz groß und rund und auch ihr Mund öffnete sich erstaunt.

„Oh“, entwich es ihr und auf einmal schien sie richtig aufgeregt zu sein. Sie lächelte von einem Ohr zum anderen und kam ihm dann plötzlich so nahe, dass ihre Nasenspitzen nun gegeneinander stießen. Draco zuckte bei der Berührung zusammen und lehnte sich rasch wieder in seinem Sessel zurück.

„Du kannst ihn also auch hören?“, hauchte sie aufgeregt.

„Ihn?“, dachte Draco verwirrt, „es war also ein Junge in ihrem Raum?“

Bevor er sie das jedoch laut fragen konnte, war sie aufgesprungen und hatte ihre Hände als Trichter um ihren Mund gelegt:

„Hallo Nagual, bist du da? Draco sagt er hat dich auch gehört, du kannst dich also ruhig sichtbar machen!“

„Bist du irgendwie geistig umnachtet?“, platzte Draco endgültig der Kragen. Mit panischem Gesicht sprang er auf und zerrte ihren Arm vom Mund weg.

„Bist du bescheuert? Du hast den Kerl auch noch hierher gebracht?“, schrie er ihr ins Gesicht. Looney schaute ihn nur mit großen, erschreckten Augen an, aber antwortete nicht. Fluchend ließ der Slytherin ihren Arm los und lief, die Arme wie ein Schlafwandler nach vorne gestreckt, im Raum herum.

„Zeig dich endlich oder ich hetzte einen Fluch auf dich!“, brüllte er und stolperte in seiner Wut fast über eine Sitzbank. Natürlich wusste er, dass seine Drohung vollkommen sinnlos war. Wie konnte er jemanden verfluchen, den er er nicht mal sah?

„Huuu, der Malfoy-Sprössling wird böse“, hörte er dann plötzlich die Stimme kichern, die er auch schon am Vortag im Schlafsaal gehört hatte. Zu Dracos Erstaunen schien sie von ober zu kommen. Er richtete seinen Blick zu der gewölbten Steindecke, konnte aber niemanden dort entdecken.

„Wo bist du?“, rief er und zückte vor Wut zitternd seinen Zauberstab.

„Huhuu, jetzt will er mich auch noch verfluchen. Dann muss er mich aber erst einmal kriegen!“, meinte die Stimme jetzt hämisch aus einer anderen Ende. Draco raufte sich die Haare. Er kam sich vor wie jemand mit Wahnvorstellungen.

„Zeig dich oder ich verpasse deiner kleinen Freundin eine neue Visage“, in seiner Verzweiflung richtete der Slytherin jetzt seinen Zauberstab auf das Mädchen. Schon im selben Moment wusste er, dass er das nie tun würde. Er sah ihn ihre blauen, ruhigen Augen und wusste es einfach. Im letzten Jahr hätte er etwas ähnliches mit Vergnügen und ohne Gewissensbisse getan. Doch er war jetzt ein anderer, was ihn einerseits überraschte, aber andererseits auch irgendwie Angst machte. Der Besitzer der Stimme schien seine Drohung anscheinend ernster zu nehmen als er selbst. Er kniff ein paar Mal die Augen zusammen, um sicherzugehen, dass er nicht träumte. Direkt über Looneys Kopf, flimmerte die Luft plötzlich.

Etwas tauchte dort aus dem Nichts auf. Erst ein paar Flügel, die aussahen wie die einer grau-weißen Eule und schließlich folgte der Körper eines Polarfuchses (oder jedenfalls etwas vergleichbaren) mit kleinen Hörnchen auf dem Kopf. Das seltsame Wesen starrte Malfoy aus seinen schwarzen Knopfaugen hasserfüllt an:

„Pfui, ich kann es gar nicht glauben, dass so ein niederträchtiger Mensch mich hören konnte.“ Das Fuchs-Wesen sprach tatsächlich mit der Stimme, die er die ganze Zeit gehört hatte.

„W-was zur Hölle bist du?“, Draco richtete jetzt mit zitternder Hand seinen Zauberstab auf das Wesen.

„Das ist mein Freund Nagual“, meldete sich jetzt wieder Looney stolz zu Wort.

„Das habe ich jetzt begriffen“, fuhr Draco sie unwirsch an, „ich will wissen, was es ist und wo es herkommt.“

„Ha, das verrate ich dir bestimmt nicht, du falsche Schlange“, krakelte das Biest und landete mit erhobenen Kopf neben Lunas Füßen.

„Du kleines-“, zischte Draco und machte einen Schritt darauf zu, doch Looney stellte sich schützend vor ihren vorlauten Freund.

„Tu ihm nichts, Draco. Nagual ist zwar manchmal ganz schön frech, aber ansonsten ein lieber Kerl“, erklärte sie sanft und mit flehendem Unterton. Der Slytherin gab nur ein verachtendes Schnauben von sich und ließ dann mit einem Seufzen seinen Zauberstab wieder in seinem Umhang verschwinden. Das Vieh machte nicht den Eindruck als sei es gefährlich.

„Heißt das außer uns beiden kann dieses...dieses Ding niemand hören?“, fragte er schließlich.

„Ich bin kein Ding“, protestierte der fliegende Fuchs und streckte Draco die Zunge heraus.

„Nagual, das ist nicht sehr nett“, tadelte Luna es, „Draco ist nur so wütend, weil du ihn erschreckt hast, also reiß dich zusammen.“ Das Tierchen verdrehte nur die Augen und tappte dann ein wenig im Raum herum, während Luna sich wieder ihrem anderen Gesprächspartner zuwandte.

„Als ich letzten Monat am Rand des Verbotenen Walds spazieren gegangen bin, da habe ich plötzlich Hilferufe aus dem Wald gehört. Ich bin hinein gelaufen und habe dort Nagual gefunden, der sich in einer Teufelsschlinge verfangen hatte. Ich habe ihm geholfen und seit dem ist er immer an meiner Seite. Normalerweise kann ihn außer mir niemand sehen oder hören. Du bist der erste, der von ihm weiß“, erklärte sie aufgeregt.

„Moment mal“, Draco hob eine Hand und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen, „du willst mir also weiß machen, dass außer uns beiden niemand diese grässliche Stimme hören kann?“

„Hey“, beschwerte sich das Fuchs-Wesen, aber die beiden Schüler reagierten nicht darauf.

„Ja“, Looney nickte lächelnd, „ist das nicht toll? Jetzt haben wir ein beide ein Geheimnis.“

Ob das wirklich so toll war, konnte Draco nicht wirklich beurteilen, aber zumindest war er jetzt sicher, dass diese nervige Etwas seinen Ausflug in den Ravenclaw-Turm nicht verpetzen konnte. Damit hatte er sein größtes Problem endlich geklärt und er wurde wieder etwas ruhiger. Er brauchte sich nicht weiter mit Looney und ihren lästigen Brillen, Fabelwesen und sonstigen herum ärgern.

„Tja, danke für die Auskunft, aber ich denke ich muss los“, sagte er ganz abrupt und lief fast fluchtartig in Richtung Tür.

„Warte noch“, Looney hielt ihn an der Hand fest, „möchtest du nicht noch etwas mit uns hier bleiben? Ich dachte, du wolltest noch mehr über meine Brille wissen?“

„Äh, nein danke“, meinte er abweisend und befreite sich aus ihrem Griff. Looney machte ein enttäuschtes Gesicht. Anscheinend hatte sie nicht mehr viele Leute zum Reden seit Potter und seine Band nicht mehr auf der Schule waren. Dieser Gedanke machte Draco nur noch wütender. Warum musste er sich mit solchen Nervensägen herumschlagen, während sein Erzfeind, gefeiert und verehrt, sofort eine Stelle im Zauberministerium angeboten bekommen hatte. Nur weil der Goldjunge Du-weißt schon-wen besiegt hatte? Nur weil er den Krieg für die „helle Seite“ entschieden hatte? Nur weil er, schon seit seinem ersten Jahr auf Hogwarts, von allen bevorzugt wurde?

„Lass den Knallkopf in Ruhe, Luna. Der feine Herr gibt sich nicht mit einfältigen Personen wie uns ab.“ Draco hatte den frechen geflügelten Fuchs schn wieder vergessen. Er blickte ihn daraufhin aber nur geringschätzig an:

„Wie kannst du dich selbst als Person bezeichnen, du Monster.“ Während das Wesen mit wütenden Flüchen auf ihn los jagte, als wolle es ihn mit Haut und Haar fressen, schlug Draco nur kräftig die Tür hinter sich ins Schloss. Er atmete tief durch und war froh, dass er jetzt wieder sein einsames Außenseiter-Leben weiterleben konnte. Das dachte er jedenfalls. Er konnte ja zudem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass das gerade erst der Anfang seiner kommenden Probleme gewesen sein sollte.

Eine Woche lang schaffte er es jedenfalls Looney Lovegood aus dem Weg zu gehen oder zumindest sie zu ignorieren, denn aus irgendeinem Grund war sie ständig in seiner Nähe. An ihrer Seite war immer dieser seltsame Fuchs, den außer ihnen beiden wirklich keiner sehen konnte. Langsam begann sich Draco zu fragen, warum er es konnte. Immerhin sah Looney oft Wesen, die es für andere gar nicht zu geben schien, aber wieso er plötzlich auch. War genauso durchgeknallt geworden? Hatte der Krieg und die Zeit davor doch tiefere Narben hinterlassen, als bloß das dunkle Mal auf seinem Unterarm? Er wünschte sich, er wäre wirklich verrückt. Dann würde das alles wenigstens Sinn ergeben. Dann hätte er eine Ausrede dafür, warum er überhaupt noch atmete, lebte, spürte.

Am dem zweiten Wochenende nach ihrem eigenartigen Gespräch im Raum der Wünsche, gingen die meisten Hogwarts-Schüler nach Hogsmeade. Draco hatte keine Lust drauf. Den Grund dafür konnte sich natürlich jeder denken, der nur ein bisschen Verstand vorweisen konnte. Er wollte die Zeit in der das Schloss so gut wie leer stand nutzen, um über die Ländereien zu streifen. Das Wetter war sehr mild und der Himmel klar ohne ein Wölkchen, obwohl es bereits Anfang November war. Er beobachtete eine Weile wie der Riesenkrake im See seine Tentakeln aus dem Wasser schnellen ließ, um die Möwen zu erwischen, die über der Wasseroberfläche segelten. Ein seltenes Bild. Draco hatte so etwas bisher einmal beobachtet und manche Schüler wussten wohl noch nicht mal, dass es ihn gab. Hogwarts schien so einige Geheimnisse zu haben von denen niemand etwas zu ahnen schien. In den letzten acht Jahren, die er hier verbracht hatte, waren mehr enthüllt worden als ihm lieb war und er vermutete das dies nur ein Bruchteil von dem gewesen war, was dieses magische Schloss sonst noch zu bieten hatte. Nachdenklich betrachtete der wie sich das Licht in den Fensterscheiben des Gebäudes brach und der Schatten des Zeigers der großen Turmuhr einen Millimeter weiter südlich wanderte. Und wie schließlich ein anderer Schatten am Rand des Verbotenen Waldes jetzt direkt auf ihn zu kam und immer größer wurde. Der Slytherin stutzte und kniff verwirrt die Augen zusammen. War das dort eine Eule, die auf ihn zuflog? Oder ein anderer Vogel? Doch irgendwie war es etwas größeres. Etwas mit Fell und ohne Schnabel. Ein weißer Fuchs mit Flügeln. Lunas seltsamer unsichtbarer Freund.

„Na toll, jetzt nervt der mich auch noch“, murmelte Draco und schlug schnell einen anderen Weg ein. Doch das seltsame Wesen schien sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen. Erst als es näher kam, fiel Draco auf, dass es nicht in einer geraden Linie flog, sondern wild auf und ab schlingerte. Als wäre er in Panik.

„Gefahr!“, krakelte er als er in Dracos Hörweite war, „Gefahr! Luna ist in Gefahr!“

Abrupt blieb Draco stehen, sodass der fliegende Fuchs, der gerade zur Landung angesetzt hatte, noch seinen Hinterkopf streifte. Er geriet noch mehr ins Schlingern und landete unglücklich in einem Dornenbusch. Doch er schien viel zu aufgeregt zu sein, als sich darum zu kümmern. Ungeschickt rappelte er sich wieder auf, schüttelte die Dornen ab und blieb vor Draco stehen.

„Was ist passiert? Wird Looney wieder von ihren Mitschülern gehänselt?“, er konnte sich den hämischen Unterton nicht verkneifen. Im fünften Schuljahr hatte er beobachtet wie jüngere Schüler immer wieder Looneys Schuhe verstecken und im letzten Schuljahr hatten sie sogar ihre gesamten Schulbücher mit Tinte getränkt. Früher hatte er das sehr amüsant gefunden und sich mit seinen Freunden darüber lustig gemacht, aber nun, wo er selber auch Opfer ähnlicher Streiche geworden war, fand er es nur noch kindisch und unreif. Was hatten sie diesmal angestellt, dass Lunas Fuchs-Freund so außer sich war?

„Sie wird nicht gehänselt!“, blähte sich jetzt das geflügelte Wesen wütend auf, sein gesamtes schneeweißes Fell sträubte sich dabei, „Luna ist wirklich in Gefahr!“

Jetzt stutzte Draco wirklich etwas. Es war neu für ihn, aber er machte sich ein wenig Sorgen. Ganz unbewusst wurde seine Stimme sanfter:
„Ganz ruhig, Kleiner. Was ist passiert?“

„I-Im Wald. Luna wollte nur Thes-Thestrale füttern und plötzlich“, das Wesen schlug wild mit den Flügeln, aber blieb dabei am Boden.

„Was ist passiert?“, Draco spürte wie sich sein gesamter Körper anspannte.

„Ich weiß nicht was genau sie sind und woher sie kommen. Plötzlich waren sie da und haben Luna mitgenommen in ihr Nest. Ich wollte ihr helfen, aber es waren zu viele. Selbst die Thestrale hatten davor Angst.“

Draco hörte gar nicht erst, was der Fuchs noch zu sagen hatte. Es war das erste Mal, dass er nicht zuerst an seine Furcht, sondern an das Wohl eines anderen Menschen dachte. Er kannte Looney nur flüchtig. Sie war seltsam. Sie war eine Freundin seines Feindes.Trotzdem rannte er ohne groß nachzudenken in den Verbotenen Wald. Das hätte er noch nicht mal für seine Freunde aus Slytherin getan. Vielleicht lag es daran, dass er im Moment genauso zu den Ausgestoßenen zählte wie sie. Vielleicht war er ihr auch noch etwas schuldig, weil sie ihm geholfen hatte unbemerkt aus dem Ravenclaw-Gemeinschaftsraum zu entkommen. Oder an etwas anderen. Jedenfalls fand er sich nur wenige Minuten später auf einer dunklen Lichtung wieder. Den Zauberstab hielt er kampfbereit vor sich ausgestreckt und aufmerksam blickte er sich um, lauschte in die unheimliche Stille.

„Wo hast du sie das letzte Mal gesehen? Und in welche Richtung sind sie verschwunden?“, fragte er seinen geflügelten Begleiter, der neben ihn lief, leise.

„Noch ein Stück weiter dort hinten, bei den Zedern“, gab das Wesen eben so leise, aber mit einem Zittern in der Stimme zurück, „dann sind sie Richtung Osten gelaufen. Ich konnte ihnen noch ein ganzes Stück unbemerkt folgen.“

„Führst du mich dort hin?“, Draco konnte selbst kaum glauben, was er da fragte.

„Natürlich, aber wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät“, der geflügelte Fuchs begab sich wieder in die Lüfte und zeigte dem Slytherin den Weg.

Die Pfade wurden immer düsterer und enger, sowie die Bäume und Büsche dichter wurden. Dornen zerkratzen sein Gesicht und seine Arme. Doch er konnte nur auf diese innere Stimme hören, die ihm sagte, dass er Looney so schnell wie möglich finden musste. Er wusste noch nicht mal mit was er es zu tun bekommen würde. Wenn selbst ein magisches Wesen nichts wusste, wie sollte er das? Verteidigung gegen die dunklen Künste war noch nie sein Lieblingsfach gewesen, geschweige denn Pflege magischer Geschöpfe, was in diesem Schuljahr schon wieder von diesem trotteligen Halbriesen unterrichtet wurde.

Einhörner, Drachen, Hippogreife – mit allen magischen Wesen hatte er bisher schlecht Erfahrungen gemacht. Wie sollte er gegen etwas antreten, dass er dann noch nicht mal kannte. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich er hätte im Unterricht mehr aufgepasst, anstatt sich über andere Schüler lustig zu machen.

„Hier ist es“, riss das Wispern des geflügelten Fuchs Draco aus den Gedanken. Sie befanden sich in der Nähe eines kleinen, dunklen Felsens. Obwohl es mitten am Tag war, lag eine tiefe Dämmerung über ihm und Draco konnte sich gerade noch davon abhalten mit seinem Zauberstab die Gegend etwas zu erhellen. Er konnte neben seinem lauten Herzschlag nun auch unmenschliche Laute erkennen, die ihn das Blut in den Adern gefrieren ließen. Es war ein Schnauben, Grunzen und Zischen. Ihm war als hätte er etwas ähnliches schon mal erlebt. Leise schlich er sich auf eine Spalte ihm Felsen zu und schob sich hindurch. Nun hatte er, sicher nicht gleich entdeckt zu werden, einen guten Blick auf das Geschehen nur wenige Meter von ihn entfernt. Das erste, was er sah, war Luna Looney Lovegood, deren Körper leblos über einen bemoosten Baumstamm ruhte. Im ersten Moment dachte Draco es sei bereits zu spät, aber dann sah er, dass ihr Atem in der kalten Nachtluft sichtbar wurde. Vor Erleichterung wollte er ein Seufzen ausstoßen und schnell hielt er sich die Hand vor den Mund. Gerade noch rechtzeitig, denn keine zwei Sekunden später, huschte ein dunkler Schatten an seinem Versteckt vorbei. Obwohl er sich nicht selber sehen konnte, wusste er, dass ihm nun jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Jetzt wusste er, was Looney entführt hatte – Oger.


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