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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Gespräch unter Männern

von Viola Lily

Wotcha!!!
Yeah, es geht weiter. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich die Fortsetzung beginnen lassen kann und bin mit diesem Resultat durchaus zufrieden.
Wie gesagt: ich würde mich freuen, alte und neue Leser an Bord Willkommen heißen zu können. Kommentare, Kritik und Tipps sind gerne gesehen und scheut nicht davor, mich auch mal auf Logik-Fehler aufmerksam zu machen oder Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist.
Viel Spaß,
Vio

_____________________________________


Der 20. August war ein Samstag. Er begann mit einem schönen Morgen und der blaue Himmel versprach, dass noch ein viel schönerer und vor allem heißer Tag draus werden würde. Die Sonne war bereits über dem Zauberer-Dorf Merlins Milesstones aufgegangen und löste die letzten Nebel auf, die auf den Feldern waberten. Die Stunde der Vögel war fast vorbei und neben gelegentlichem Gezwitscher der Meisen hörte man nur noch das vertraute Rauschen des Windes, der durch die Äste und Blätter fegte.
Das Dorf war noch nicht ganz wach. Nur in wenigen Gärten saßen die Bewohner beim Frühstück, Eulen flogen durch die Luft und brachten die Morgenpost und vor einem Haus saßen zwei Kinder auf der Straße und malten mit verzauberter Kreide lebendige Bilder auf den Asphalt. In jedem Gesicht stand die Entspannung und Zufriedenheit der Sommerferien geschrieben, niemand schrie oder beschwerte sich. Es herrschte eine friedliche, familiäre Stimmung unter den Zauberern und nichts schien diese idyllische Ruhe zerstören zu können.
KA-BOUMM.
Erst hörte es sich an, als wenn ein großer 10-Liter Kessel unter offenem Feuer explodiert wäre und dabei den ganzen Kamin zerstört hätte.
KLIRR.
Irgendwo zersprang mindestens ein Fenster, und durch diese drang der laute, aufgeregte Lärm einer ganz bestimmten Familien-Brut nach draußen auf die Straße.
Ralph Broderick war nach der Explosion schlagartig wach. Mit weit geöffneten Augen sah er zu, wie sich die Vorhänge bewegten, das Wasser auf seinem Nachttisch kleine Wellen schlug und das Foto seiner Familie aus dem letzten Sommer-Urlaub von der Wand fiel.
Mit einem Ruck richtete er sich auf. Bei dieser Bewegung griff er nach seinem Zauberstab auf dem Nachttisch und umklammerte ihn fest.
Neben ihm im Bett schlug seine Frau Mary-Anne die Decke weg, drehte sich schlaftrunken zu ihm und suchte seinen Blick.
„Wassn los, Liebling?“, nuschelte sie und ihr Gesicht war bei weitem nicht so angespannt wie das ihres Ehemannes.
Ralph gab ihr keine Antwort und horchte. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung bis zum Hals und jeder seiner Muskeln war zum zerreißen gespannt - bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr zu reagieren. Erst nach ein paar Sekunden drang das vertraute Gezeter seiner jüngsten Tochter nach oben, gefolgt von lauten Protestschreien der Drillinge. Ralph beruhigte sich und atmete erleichtert die aufgestaute Luft aus. Neben ihm hielt sich Mary die Hand vors Gesicht und ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen.
„Wie spät ist es?“, fragte sie und klang dabei ziemlich genervt.
„Fast halb 10“, antwortete Ralph und schwang die Beine aus dem Bett. „Bleib liegen Mary, ich geh schon.“
Mary lächelte ihn dankbar an und vergrub ihren Kopf wieder in den Kissen. Ralph fuhr sich seufzend durch die schwarzen Haare, ging dann rüber zum Schrank und zog sich seinen Morgenmantel über. Sein Blick blieb dabei auf dem Bild hängen, das bei der Explosion von der Wand gefallen war. Darauf standen seine Kinder, nach Alter sortiert, auf einer Steinmauer und winkten in die Kamera. Im Hintergrund stand ein alter Leuchtturm, umgeben von Dünen und Strandhafer, und eine Küste war zu erkennen. Außerdem schien es an dem Tag der windig gewesen zu sein, denn die Haare der Kinder - die der Mädchen dunkelbrauen, die Jungen schwarz - wirbelten wild durcheinander. Er musste kurz lächeln, als ihm einfiel, wie sehr sich seine älteste Tochter Esther nach dieser Aufnahme über den Sand in ihren Haaren aufgeregt hatte.
Reparo.
Der Bilderrahmen setzte sich wieder zusammen und Ralph legte das Foto auf eine Kommode. Danach verstaute er seinen Zauberstab in einer Tasche und machte sich auf den Weg nach unten. Das Gezeter von Rebbecca, seiner jüngsten Tochter, drang jetzt deutlich an seine Ohren und der Geruch von verbrannten Essen stieg ihm in die Nase.
Genervt verzog Ralph das Gesicht. Es waren zwar Schulferien, doch im Ministerium war diese Woche ein Groß-Event geplant worden und als Reporter des Tagespropheten war er öfter in der Redaktion gewesen als ihm lieb war. Seit Anfang August hatte er schon kein freies Wochenende mehr gehabt, an dem er ausschlafen konnte. Dieses war der erste freie Samstag-Morgen seit langem und dass sein Nachwuchs es ausgerechnet heute darauf anlegte, ihm zu dieser frühen Stunde aus dem Bett zu jagen, passte ihm gar nicht. Während er die Treppe runter ging, legte er sich schon die richtigen Worte für eine Standpauke zurecht und wäre auf der letzten Stufe beinahe über ihren Familienhund Artax gestolpert. Der Labrador mit dem rostroten Fell hatte sich mit angelegten Ohren an den Fuß der Treppe zurück gezogen und schaute mit ängstlichen Augen zu Ralph hinauf.
„Haben sie dich erschreckt, mein Junge?“
Er bückte sich und streichelte dem Hund beruhigend über den Kopf. Dankbar wedelte er mit dem Schwanz und kläffte leise. Aus der Küche hörte Ralph jetzt hastige Schritte und leises, panisches Geflüster. Er richtete sich auf und mit verschränkten Armen stellte er sich in den Rahmen, der zur Küchentür gehörte. Prüfend ließ er den Blick über das Chaos und die erschrockenen Gesichter seiner Kinder schweifen. Bevor er überhaupt ein Wort verlieren konnte, brabbelte die Jüngste schon los.
„Wir wollten euch überraschen“, krächzte Rebbecca und die Drillinge, Oliver, Charlie und Ellis, nickten zustimmend. „Weil wir doch heute alle frei haben.“
Die Arbeitsflächen und der Herd sahen aus wie nach einem Pfannkuchen-Fiasko. Überall klebte Teig an den Kacheln, Platten und Wänden. Stücke von verbrannten Versuchen lagen um den Herd herum auf Tellern und Schüsseln verteilt, in der Spüle häufte sich der Abwasch und klebrige Löffel und Schöpfkellen lagen herum. Auf dem Boden war Mehl verstreut und so wie es aussah, waren seine Kinder mit ihren nackten Füßen dadurch gerannt: überall in der Küche bemerkte er weiße Fußspuren. Milchflaschen lagen geöffnet herum, teilweise noch halbvoll. Auf den Arbeitsflächen verteilte Eierschalen und ein Haufen klein geschnittenes Gemüse erinnerte ihn eher an ein exzentrisches Kunstwerk als an Zutaten für Rühreier. Obst lag direkt daneben und zwei Pakete Schlagsahne.
Eigentlich war es kein ungewöhnlicher Anblick in diesem Haus - wenn seine Frau mit den Kindern Weihnachtsplätzchen oder so etwas backte, sah es nicht anders aus - doch die schwarzen Rußflecken an den Wänden, Händen und Nasenspitzen seiner Kinder verrieten eine größere Katastrophe. Als seien die Pfannkuchen und das Rührei nur als Beilage geplant gewesen.
„Ich höre?“, fragte Ralph und suchte den Raum nach dem Hauptgang ab. „Was war los?“
Weder die Drillinge noch Rebbecca trauten sich, den Mund zu öffnen. Sie guckten sich nur schuldbewusst an. Dann sah Ralph, dass die Tür zur Terrasse halb offen stand und als er wenige Sekunden später weitere, kleinere Explosionen von draußen hörte, lief er los, um nachzusehen. Die Drillinge und Rebbecca wurden plötzlich ganz aufgeregt und folgten ihm neugierig.
Auf der kleinen Rasenfläche, die die Brodericks ihr Eigen nennen konnten, stand seine zweitälteste Tochter Lauren über ein Backblech gebeugt, von dem dunkler Rauch aufstieg. Der Grund allen Rußes und schwarzer Flecken war also gefunden - und er explodierte und rauchte munter vor sich hin wie ein Vulkan. In der Eile hatte Lauren das Blech achtlos auf den Rasen geschmissen und das Gras war an dieser Stelle schwarz und leicht angebrannt. Ihr Gesicht war verrußt wie das eines Schornsteinfegers aus und irgendwie schaffte sie es, zwischen ihrem ständigen Gehuste mit Worten zu fluchen, über die sich Ralph ziemlich wunderte.
„Kann ihr dir irgendwie helfen?“, fragte Ralph und ging langsam auf Lauren zu.
Sie sah ihn entsetzt an, doch sie sammelte sich schnell und setzte zu Erklärungen und Entschuldigungen an.
„Wir haben Rosinenbrot gebacken“, verkündete sie stolz und zeigte auf den verkohlten Klumpen, der neben dem Geranienbeet lag und hin und wieder eine Rauchwolke ausspuckte. „Wir wollten euch überraschen.“
„Das hat Becci auch schon gesagt. Das ist aber kein Grund, die Küche in ein Kriegsgebiet zu verwandeln.“
„Das war ja auch keine Absicht!?, sagte sie hastig und für Ralphs Geschmack eine Spur zu trotzig. „Mein Zauber ist irgendwie außer Kontrolle geraten. Oliver wollte unbedingt ausprobieren, den Pfannkuchen in der Luft zu wenden und Becci hat versucht, Sahne für Obstsalat zu schlagen. Und dann hat der Ofen wieder Zicken gemacht, wir brauchen echt mal 'nen neuen... .“
Während Ralph sich die Worte seiner Tochter anhörte, sah er aus den Augenwinkeln, wie ihre Nachbarn, Mr und Mrs Desert und ihre beiden Kinder Heiko und Andrea, am Zaun standen und neugierig das Spektakel beobachteten. Er winkte ihnen gutmütig zu. Die Deserts wohnten schon seit 15 Jahren neben ihnen und kannten die Brodericks lange genug, sodass sie sich über etwas banales wie angebranntes Rosinenbrot nicht mehr wundern mussten. Ralph war richtig froh, so tolerante und humorvolle Nachbarn zu haben.
Seufzend ließ er den Rauch verschwinden und beförderte den schwarzen Klumpen Brot in die Mülltonne. Dann schickte er Lauren duschen und beauftragte die Drillinge und Rebbecca damit, die Küche sauber zu machen. Unter lautem Protestgeschrei schob er seine Brut ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich. Wenn er die Ruhe des Samstag-Morgens schon nicht genießen konnte, wollte er wenigstens den Nachbarn die Gelegenheit dafür geben.
Vor allem musste er sich erst mal wieder richtig beruhigen. Während seine Kinder murrend damit anfingen, die Küche aufzuräumen, ging er ins Wohnzimmer und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen. Ein alter Tagesprophet, der im Zeitungskorb vor den Kamin lag, fiel ihm ins Auge und die Titelüberschrift hätte für seinen Gemütszustand nicht passender sein können: Wizards for Wizards sagen sich endgültig vom Ministerium los.
Das sich diese Gruppe im Juli selbständig gemacht hatte und sich nun offiziell nur noch die Bullguards nannten, hatte die Zaubererwelt in Angst und Schrecken versetzt. Ihr Anführer, Garymus Bullstrode, war vielleicht nicht so stark wie Voldemort, doch was ihm an Größe und Macht fehlte glich er mit Raffinesse und Verschlagenheit gekonnt aus. Das Ministerium war wieder dazu übergegangen, die Angestellten vorm Betreten des Ministeriums darauf zu prüfen, ob sie nicht vielleicht unter dem Imperius-Zauber standen und viele begegneten sich mit Misstrauen. Und leider waren die Muggelgeborenen- und Halbblutfamilien die Hauptleidttragenden der Gesellschaft und mussten wieder mal Angst um ihre Sicherheit haben. Vor allem Familien, von denen man wusste, dass die Bullguards ein Auge auf sie geworfen hatten. Ralph hatte sein Haus eigenständig mit Schutzzaubern versehen, die ihm vorerst ein gutes Gefühl für Sicherheit gaben, doch man konnte sich bei dunklen Zauberern nie sicher sein, welche Tricks sie anwendeten. Er war der Einzige in der Familie, der davon wusste - er wollte vor allem Mary, die nichts mit seiner Welt zu tun hatte, nicht verängstigen.
Heute morgen hatte er für einen kurzen Moment befürchtet, dass die Bullguards seinen Schutzzauber geknackt hätten. Auch wenn es nur seine Kinder gewesen sind, die Frühstück zubereiten wollten: leider sah die Küche so aus, als wäre eine Horde Schwarmagischer Zauberer eingebrochen.

Eine Stunde später saß Ralph mit Mary und den Kindern im Garten am Frühstückstisch, wo es zuging wie am ersten Tag nach der Fastenzeit:
Kaffeekannen wurden herum gereicht, Milch verschüttet, Brötchen von Oliver zu Ellis geworfen und es wurde um den letzten Rest Sanddornmarmelade oder die letzte Scheibe Chili-Pfeffer-Käse gestritten. Corey legte sich zwei Scheiben Salami aufs Brötchen was zu einem Streit mit Rebecca führte, weil sie sich nur eine Scheibe genommen hatte. Esther rümpfte bei jedem lauten Wort die Nase und kaute schweigend und missmutig auf ihrem Vollkornbrot herum. Abigail regte sich über Wespen auf und fuchtelte mit ihrer Hand vor den Gesichtern der anderen herum. Und Lauren zertrümmerte eine Fensterscheibe, weil sie mit einem Accio-Spruch das fehlende Salz und das Zuckerdöschen herbei rufen wollte.
Mary und Ralph tauschten hin und wieder einen stummen Blick und ließen sich von den belanglosen Streitigkeiten ihrer Kinder nicht das Frühstück verderben.
Zwischen Ralphs erstem und zweiten Brötchen verkündete Lauren plötzlich, dass sie heute in die Winkelgasse wollte.
„Ich treffe mich mit Mabel und Ammy“, fügte sie hinzu und biss herzhaft in ihr Käsebrötchen.
„Wie jetzt, nicht mit Woodylein?“, stichelte Charlie und Oliver und Ellis lachten leise.
Lauren schnaubte. Sie hasste es wie die Pest, dass ihr Freund hier im Haus nur Woodylein genannt wurde. Ralph und Mary waren die einzigen, die ihn Luke nannten.
„Könnte man das nicht prima mit einem Einkauf kombinieren?“, hakte Mary nach und sah in die Runde. „Diese Woche kamen doch die Listen der Bücher, die ihr für nächstes Schuljahr braucht.“
„Aber die müssen wir doch nicht alle kaufen“, bemerkte Ralph schnell und ignorierte die genervten Blicke der Kinder. „Die meisten Bücher haben wir doch aus den Jahren davor.“
„Aber das Lehrbuch für Zaubertränke aus der 3. Klasse müssen wir neu kaufen“, sagte Rebbecca. „Das der Drillinge ist schon richtig zerstört.“
„Und der Einband des Flüche und Gegenflüche ist auch schon halb durch. Außerdem ist in dem alten Verteidigung gegen die dunklen Künste Band 6 immer noch ein Faustgroße Loch drin“, bemerkte Abigail trocken und warf Lauren einen eindeutigen Blick zu.
Anders als der Rest des Tisches brach Lauren in lautes Gelächter aus. Die Geschichte, die hinter dem Brandloch steckte, war Ralph bestens bekannt, doch sie hatte sich damals geweigert, ein neues Buch zu kaufen. Das ganze Schuljahr über hatte sie bei Freunden mit ins Buch geguckt.
Es mussten aber nicht nur Bücher besorgt werden: Corey kam diesen Herbst nach Hogwarts und brauchte vor allem seine eigene Zaubertränke-Ausrüstung mit Kesseln und Zutaten, einen Satz Schreibfedern und Pergament und natürlich einen Zauberstab. Was die Schuluniform betraf würde er nur Schuhe bekommen, ansonsten müsste er sich mit alten Umhängen der Drillinge zufrieden geben. Denn ausgerechnet die brauchten dieses Jahr dringend eine neue Garnitur Umhänge: seit einem halben Jahr schon waren ihnen die Ärmel zu kurz und der Saum endete weit über ihren Knöcheln. Rebecca müsste halt ein Jahr warten, bis sie einen neuen Umhang bekäme. Zum Glück passten Abigail und Lauren noch in ihre Garnituren.
Letzterer passte es nur nicht, dass aus ihrem Plan, nach London zu reisen, ein kompletter Familien-Ausflug gemacht wurde und dementsprechend mürrisch beendete sie ihr Frühstück.
Während sich zur Mittagszeit alle für die Abreise fertig machten, schrieb Mary auf, was benötigt wurde. Ralph guckte ihr dabei über die Schulter und bei jedem Wort, dass sie schrieb, wurde nicht nur die Liste sondern auch sein Gesicht länger.
„Ich liebe solche Ausflüge, Mary“, klagte er leise. „Wenn wir nicht aufpassen, rutschen wir bei den Kobolden wieder ins Minus.“
Mary strich ihm beruhigend mit der Hand über die Wange.
„Wenn es knapp wird, tausche ich was von meinem Spar-Buch in Galleonen um.“
„Aber das sollst du doch nicht.“
Mary lächelte gutmütig.
„Komm schon, Ralph. Einen neuen Cello-Bogen kann ich mir auch später noch kaufen. Im Moment sind die Kinder wichtiger.“
Sie gab ihm einen Kuss und ging dann ins Haus, um ebenfalls ihre Sachen für die Abreise zu packen.

Eine halbe Stunde später stolperten die Brodericks aus dem Kamin hinein in den Schankraum des Tropfenden Kessels. Die Wirtin, Hannah Longbottom, guckte belustigt drein und murmelte etwas von „Guter, alter Weasley-Zeit“, als sich die große Familie an ihr vorbei in den Hinterhof drängelte, um von dort in die Winkelgasse zu gelangen. Ralphs Miene entspannte sich Zusehens, als sie die belebte Gasse betraten. Hier herrschte der alljährliche, ausgelassene Trubel und niemand schien sich über irgendetwas Sorgen zu machen. Beruhigt raffte er die Schultern.
Die Drillinge wollten sich schon davon schleichen, um als erstes die neuen Scherzartikel im Weasley-Laden unter die Lupe zu nehmen, doch Mary bestand bei jedem Besuch in der Winkelgasse darauf, dass erst gemeinsam eingekauft wurde. Sonst wäre es eine Tortur, die Familie zusammen zu halten, damit jeder das bekam, was er brauchte. Wenigstens war Esther zu Hause geblieben - sie ging ja nicht mehr zur Schule und brauchte nichts.
„Also schön. Als erstes gehen wir zu Ollivanders, Corey einen Zauberstab besorgen. Wer kommt mit?“, fragte Mary und zog damit die Aufmerksamkeit der Kinder wieder auf sich.
Corey bekam leuchtende Augen und wäre am liebsten sofort los gestürmt. Für ihn war dieser Einkauf die Erfüllung aller Träume, denn seit Jahren konnte er es schon nicht abwarten, seinen eigenen Zauberstab zu bekommen.
„Ihr könnt danach immer noch los ziehen“, sagte Mary streng, als sie die entgeisterten Mienen der Dillinge sah. „Geht schon mal zu Madam Malkins, ich komme später nach. Becci, du kommst mit mir. Lauren, wann triffst du dich mit deinen Freunden?“
„Wir haben uns um halb 3 verabredet. Kann ich vorher noch zu Flourish & Blotts?“
„Ich würd' mitgehen“, verkündete Abigail.
Mary verzog nachdenklich das Gesicht und nickte schließlich.
„Na gut“, sagte sie und sah dann Ralph an. „Dann könnt ihr auch gleich die Schulbücher besorgen. Danach kommt ihr zu Madam Malkins, okay?“
Ralph nickte und sah zu, wie seine Frau mit den Jungs und Rebecca los marschierte. Dann setzte sich auch Ralph in Bewegung.
„Hast du was?“, fragte Lauren plötzlich.
„Nein. Wieso?“
„Du bist den ganzen Morgen schon so unruhig.“
„Ach Quatsch. Vielleicht nur, weil es jedes mal ein Abenteuer ist, mit euch nach London zu fahren. Schließlich weiß ich hinterher nie, ob wir nicht jemanden in der Gasse vergessen haben.“
Lauren erwiderte nichts, aber ihr Blick blieb skeptisch. Ralph konnte es ihr nicht verübeln, er war noch nie gut im Lügen gewesen. Doch er wollte sie nicht mit seinen eignen Sorgen verunsichern und schob sie und Abigail schweigend vor sich her, bis sie die Buchhandlung erreicht hatten.
Als er das vertraute Läuten der Glocke hörte und ihm darauf der himmlische Geruch von Büchern in die Nase stieg, fühlte sich Ralph plötzlich wieder um Jahre jünger. Schon als er mit 9 Jahren zum ersten mal den Laden betreten hatte, war es Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Heute wie damals gab es immer etwas neues zu entdecken und er konnte stundenlang durch die skurrilsten Bücher schmökern, ohne dass ihm langweilig wurde. Abigail hatte diese Eigenschaft zweifelsohne von ihm und wenn sich Lauren für ein paar Bücher begeistern konnte, war sie auch über lange Zeit nicht mehr von ihnen weg zu kriegen.
Ihm fiel sofort ein vielversprechender Stapel in dunkelblau auf der Treppe ins Auge, als Lauren an seinem Ärmel zog und zur Kasse nickte.
„Guck mal, die Potters sind auch da.“
Damit lief sie auch schon los, um sich dem ältesten, James Potter, um den Hals zu werfen. Ralph begrüßte seine Kollegin, Ginny Potter, förmlicher, aber nicht weniger freundlicher. Sie arbeiteten jetzt schon seit fast 15 Jahren in derselben Branche und spielten sich die Artikel zu wie Jäger den Quaffel.
„Ralph, lange nicht gesehen“, witzelte sie und schüttelte seine Hand.
„Ich meine, es wäre erst gestern gewesen“, fügte Ralph hinzu.
Es war wirklich erst gestern gewesen. Bis in den späten Nachmittag hinein hatten sie mit ein paar Kollegen bei einer Besprechung um den Runden Tisch gesessen. An diesem wurde mit Vertretern aus den anderen Büros diskutiert, gesprochen und geplant. Ralph bemerkte, wie sich Lauren und James angeregt unterhielten und beugte sich zu Ginny runter.
„Du hast es ihm aber nicht erzählt, oder?“, fragte er im Flüsterton.
„Nein. Du etwa?“
Ralph schüttelte den Kopf und beide grinsten sich verschwörerisch an. Plötzlich tauchte auch Ginnys Mann, Harry Potter auf. Bei seinem Anblick musste Ralph unwillkürlich schlucken. Es war etwas völlig anderes, dem berühmtesten Zauberer seiner Zeit zu begegnen als einen harmlosen Plausch mit dessen Frau zu halten.
„Hallo Ralph“, grüßte Harry Potter und reichte ihm die Hand.
„Hallo Mr Potter - ähm, Harry.“
Harrys Mine entspannte sich sofort wieder.
„Ich hab dir doch schon vor Ewigkeiten das Du angeboten, Ralph.“
„Ich weiß, ich weiß.“
Ralph fand selbst keine Erklärung und schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Vergessen wir's. Was für ein Zufall.“
„Wenn man bedenkt, dass bald die Schule wieder los geht...“, sagte Harry und guckte zu Abigail, die neugierig ein blau leuchtendes Buch betrachtete. „Familienausflug?“
„Ja. Jaja, schon irgendwie. Nur die Älteste ist zu Hause geblieben, sie ist im Sommer fertig geworden. Dafür wird jetzt der Jüngste - und auch letzte - eingeschult.“
„Oh, Großeinkauf?“
„Ich hoffe, dass er nicht noch größer wird“, gab Ralph zu und lächelte bescheiden.
Harry winkte lächelnd ab. Er gehörte zwar zu den bestverdienenden Zauberern im Ministerium, doch er gab nicht damit an und behandelte ärmere Zauberer auch nicht wie den letzten Dreck, so wie es die ein oder andere Reinblütige Familie noch tat.
Plötzlich erschien ein etwa 14-Jähriges Mädchen neben Ginny und hielt ihr eine Zeitschrift unter die Nase.
„Ist das Lily?“, staunte Ralph. „Meine Güte, ist sie gewachsen.“
Harry atmete schwer und nickte. Beide Männer tauschten einen Blick und verstanden einander sofort.
„Ein Jammer, dass man die Kinder übers Jahr so selten sieht“, sprach Ralph den Gedanken der beiden aus. „Ich kann es auch immer noch nicht glauben, dass Lauren jetzt in die 7. Klasse geht.“
Plötzlich wurde Harrys Miene ernst. Ralph stutzte und wunderte sich, ober vielleicht etwas falsches gesagt hatte. Harry warf einen kurzen Blick zu den Kindern und räusperte sich dann.
„Hast du kurz Zeit?“
Der Ton in Harrys Stimme verhieß nichts gutes. Augenblicklich waren Ralphs Nerven wieder wieder so angespannt wie heute Morgen. Er nickte steif und die beiden Männer verschwanden unauffällig in eine ruhige, abgeschottete Ecke des Ladens. Als Harry über seine nächsten Worte nachdachte, ahnte Ralph nichts gutes.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Leider nicht“, begann Harry und senkte die Stimme. „Du hast das Verschwinden der Livermans mitbekommen, oder?“
Ralph nickte klamm. Mit einem Satz hatte Harry alle Befürchtungen ausgesprochen, die Ralph so lange zu unterdrücken versucht hatte.
„Das sind die dritten Reinblüter, die diesen Sommer verschwunden sind. Und das bestätigt leider meine Vermutung, dass sich diese Familien wieder dem Bösen zugewendet haben.“
„Es ist wie damals auch schon, oder?“
„Ja. Nur dass sie diesmal Bullstrode als Anführer haben und sich nicht Todesser nennen. Und Bullstrode versucht auch nicht, die Älteren Zauberer für seine Sache zu gewinnen. Dafür steckt in den meisten noch zu sehr der Krieg von vor 20 Jahren in den Knochen. Er hat es vor allem auf die junge Generation abgesehen. Die meisten seiner Gefolgsleute sind nicht älter als 30. Allem voran haben sie es natürlich auf Slytherins abgesehen, doch die meisten wollen seit dem großen Kampf nichts mehr mit der dunklen Seite zu tun haben. Vielmehr bemühen sie sich jetzt um die Leute mit schwachem Charakter - um die, denen Entscheidungen schwer fallen.
Diejenigen, die sie schon für sich gewonnen haben, haben es vor allem auf Personen und ihre Familien abgesehen, mit denen sie noch eine Rechnung offen haben. Dieser Manson - von dem hast du sicher schon gehört - ist auch einer der Bullguards und soweit ich weiß, steht er mit deiner Tochter nicht auf gutem Fuß.“
„Er wird Lauren doch nichts antun?“, fragte Ralph in einem Anflug von Panik.
„Ich werde tun, was in meiner Macht steht, das verspreche ich. Doch du musst mir versprechen, auf deine Tochter auf zu passen, solange sie noch zu Hause ist. Auf Esther auch. Sie hat schon einmal der Versuchung der Bullguards widerstanden, doch ob sie es ein weiteres mal wird, steht in den Sternen.“
Ralph fuhr sich seufzend durch die Haare und sah in Laurens Richtung. Sie stand mit James vor einem Regal und ließ sich von ihm etwas aus einem Buch zeigen.
„Das hört sich einfach an, doch du kennst Lauren nicht. Sie ist ist keins von den Mädchen dass beschützt werden will, sondern für sich selbst kämpft. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie das auch durch. Es wird nicht einfach sein, sie im Zaum zu halten.“
„Was soll ich denn sagen?“, entgegnete Harry mit belegter Stimme und guckte ebenfalls zu den beiden Teenagern rüber. „Wenn es um seine eigene Sicherheit geht, hat James leider die ungeeignetsten Charaktereigenschaften von mir und Ginny geerbt. Am liebsten wäre er in den Ferien schon aufgebrochen, um Bullstrode und seine Leute zur Strecke zu bringen. Was glaubst du, wie viel Mühe es mir gekostet hat, ihn davon zu überzeugen, erst die Schule zu beenden?“
„Harry?“
Ginny erschien und runzelte besorgt die Stirn, als sie die ernsten Gesichter der beiden Männer bemerkte.
„Habt ihr darüber geredet?“, schlussfolgerte sie, und Harry nickte.
Ein dumpfes Rauschen erklang aus einer Ecke des Buchladens, gefolgt von dem Geräusch, das ein Bücherstapel verursachte, der gerade umfiel. Dann ertönte das schrille Läuten der Türglocke. Die drei erwachsenen Zauberer drehten sich um und erblickten vorne am Schaufenster ein Tohuwabohu, wie es nur Brodericks hinterlassen können. Abigail und Albus standen dort und blickten ziemlich teilnahmslos auf einen Berg von Büchern, der im Eingangsbereich auf dem Boden lag. Jemand musste dagegen gestoßen sein und fluchtartig den Raum verlassen haben.
„Ich war's nicht“, sagte Abigail und sah unschuldiger aus wie eh und je.
Auch Albus zuckte mit den Schultern und meinte: „Das war Brian Partridge, und er hatte es offenbar sehr eilig.“
„Wie auch immer“, sagte Harry und zückte seinen Zauberstab. „Wir sollten das Chaos schnell beseitigen, bevor der Geschäftsinhaber was davon mitkriegt.“
„Oh, darf ich das machen?“, fragten James und Lauren wie aus einem Mund und erhoben ihre Zauberstäbe.
Ehe Ralph und Harry ihre Kinder davon abhalten konnten, hatten sie schon „Wingardium Leviosa“ und „Mobiliarbus“ gemurmelt, was zur Folge hatte, dass die Bücher - von zwei Zaubern gleichzeitig getroffen - unkontrolliert wie kleine Kamikaze-Flugzeuge durch den Laden flogen. Sie klatschen gegen Regale, Fenster, Lampen und Ralphs Stirn, warfen weitere kleine Bücherstapel um und demolierten eine Pappfigur im Schaufenster, die für das neue Kochbuch von Ginger Higgins warb.
Immobilus!
Die Bücher blieben wie erstarrt an Ort und Stelle schweben, doch weder Ralph, noch Harry oder Ginny hatten diesen Zauber ausgesprochen. In der Tür stand Hermine Weasley und ließ mit zufriedener Miene ihren Zauberstab sinken.
„Danke Hermine“, sagte Ginny.
„Keine Ursache. Aber wer war dafür verantwortlich?“
Ralph empfand es nur als gerecht, dass Lauren und James allein die Bücher wieder von der Decke pflücken mussten. In der Zwischenzeit kümmerte Ralph sich um die Schulbücher und mit jeder Münze, die er über die Ladentheke reichte, krampfte sich sein Herz weiter zusammen. Bevor er noch mehr Geld ausgeben konnte - und seine Kinder vielleicht auf andere, dumme Gedanken kämen - verabschiedete er sich von den Potters. Während er den Laden verließ und die Gasse nach seiner Frau und dem Rest der Kinder absuchte, fuhren seine Gedanken Achterbahn.
Harrys Worte hatten sehr ernst geklungen. Bullstrode war über die Ferien immer mächtiger geworden. Die Bullguards waren hinter den jungen Zauberern und Hexen her. Er fühlte sich für die Sicherheit seiner Familie verantwortlicher denn je. Doch wie sollte er das alles schaffen? Sollte er Mary davon erzählen? Und vor allem: wie würde Lauren reagieren, wenn er ihr berichtete, dass die das Grundstück nicht mehr verlassen dürfe?
Sein einziger Trost war der Gedanke, dass er nicht der Einzige, der sich mit solchen Problemen herum schlagen musste.

Der Ausflug in die Winkelgasse lag jetzt schon ein paar Tage zurück und am Abend des 30. August herrschte im Haus der Brodericks pures Chaos. 7 Hogwarts-Koffer mussten gepackt werden. Die Waschmaschine arbeitete im Akkord, Mary lief von einem Zimmer ins nächste und verteilte Wäschestapel, Umhänge und Schulunterlagen. Gerne vertauschte Mary auch mal die Wäschestapel und so liefen die Kinder mit Klamotten von Zimmer zu Zimmer, in der Hoffnung, diese los zu werden und ihre eigenen wieder zu finden. Im ganzen Haus wurden Schulbücher zusammen gesucht, Ralph erwischte die Drillinge, wie sie Kiloweise Scherzartikel in ihre Koffer schmuggeln wollten und Rebbecca machte Stress, weil sie ihre Katze Tinky nicht vom Schrank bekam. Lauren musste den Eulenkäfig ihres Uhus Pfiffels säubern und blockierte fast den ganzen Nachmittag das Bad, Abigail suchte im ganzen Haus die Medikamente für ihr Frettchen Temer und Corey brach fast in Tränen aus, weil er an diesem Abend die ersten Anflüge von Heimweh verarbeiten musste.
Ralph entging diesem ganzen Trubel gekonnt. Er hatte sich in seinen Sessel zurück gezogen, Artax an seiner Seite und schrieb an einem Bericht über das erste Spiel der Quidditch-Saison. Arbeit war immer noch die perfekte Ausrede für andere Arbeit. Zudem hatte er, was Koffer-Packen anging, kein Talent. Bevor seine Brut am morgigen Tag jedoch aufbrach, musste er noch etwas erledigen. Ein Gespräch, über dessen Inhalte er lange nachgedacht hatte.
Ohne von seinem Sessel aufzustehen, rief er: „Lauren?“
Lauren antwortete nicht. Vermutlich hatte sie ihn gar nicht gehört.
„Lauren!“, rief er nun etwas lauter und sah von seinem Bericht auf.
„Ist draußen“, bemerkte Rebbecca im Vorbeigehen und verschwand die Treppe rauf nach oben.
Ralph war sofort hellwach. Es war bereits nach 8 Uhr und es war schon ziemlich dunkel. Ralph griff nach seinem Zauberstab, erhob sich und ging mit schnellen Schritten zur Terrassen-Tür.
„Lauren?“, rief er und betrat mit erhobenem Zauberstab den Garten.
„Gegen wen willst du denn kämpfen?“
Kopfüber erschien Lauren in seinem Blickfeld. Sie hing an ihrem neuen Besen, einem Nimbus Superior X, und sah ihn fragend an. Ihr Gesicht war vom Flugwind gerötet und ihre Augen glänzten vor Freude. Erleichtert ließ er seinen Zauberstab wieder sinken.
„Was habe ich dir gesagt? Du sollst- .“
„-sollst nach 8 Uhr nicht mehr ohne Erlaubnis draußen sein“, beendete sie den Satz.
Die Freude verschwand so schnell aus ihrem Gesicht wie Cookies-Eis, das es bei den Brodericks zum Nachtisch gab. Ralph tat es weh, seine Tochter so gekränkt zu sehen, doch er hatte letztendlich keine andere Wahl gehabt.
„Du weißt genau, warum“, sagte Ralph nachdrücklich und sein Ton verlangte unmissverständlich, dass sie landen sollte.
Lauren bockte, doch nach einem kleinen Schenker über den Garten landete sie auf dem Rasen. Ihre sonst so großen Augen waren zu zwei wütend aussehenden Schlitzen verengt.
„Guck mich nicht so an“, warnte Ralph und sah seine Tochter nicht weniger freundlich an.
„Dad, ich bin 17. Ich bin volljährig und darf außerhalb von Hogwarts zaubern.“
„Lauren, ich bin 43. Ich bin dein Vater und kann gewisse Dinge besser einschätzen als du.“
„Ich kann auf mich selbst aufpassen“, entgegnete sie zickig.
Ralph schloss kurz die Augen. Dann fuhr er mit scharfer Stimme fort: „Wir hatten die Debatte schon tausendmal und ich habe keinen Nerv, mich am letzten Tag mich mit dir über so etwas zu streiten.“
„Das ist es ja“, motzte Lauren. „Heute ist der letzte Ferientag. Aber so wie du dich in letzter Zeit aufgeführt hast, hatte ich nicht das Gefühl, Ferien zu haben. Nur weil du scheinbar vergessen hast, was die Ferienzeit für einen Schüler bedeutet, hast du nicht das Recht, mir diese durch irgendwelche Sicherheitszauber oder Ausgangssperren zu vermiesen. So was ist echt uncool, Dad.“
Ralph konnte erst nicht glauben, was er da hörte. Lauren musste alles über die Ferien aufgestaut, bzw. runter geschluckt, haben und nun war bei ihr der Knoten geplatzt. Anders konnte er sich diese zügellosen Worte seiner Tochter nicht erklären. Doch dadurch platzte bei ihm auch etwas, und zwar der Geduldsfaden.
„Du hast doch keine Ahnung!“, sagte er und seine Stimmte war so laut, dass er fast brüllte. „Du hast überhaupt keine Ahnung, worum es eigentlich geht.“
„Ich bin nicht doof, Dad“, erwiderte Lauren wütend. „Du willst uns vor den Bullguards beschützen, ist schon klar. Ich finde allerdings, dass du da ein bisschen übertreibst. Es liegt doch schon ein Schutzzauber auf unserem Grundstück, diese Ausgangssperre ist lächerlich. Was willst du eigentlich von mir?“
„Das du einfach mal das tust, was man dir sagt“, brüllte er. „Hast du in den vergangenen Wochen mal versucht, dich in meine Lage zu versetzen? Als du in Italien warst, habe ich keine ruhige Nacht gehabt - du kannst deine Mutter fragen. Da draußen sind dunkle Mächte am Werk. Man sieht es noch nicht, aber ich spüre es. Ich habe es schon mal gespürt. Und ehe es zu schlimmeren kommt, hätte ich es gern, dass meine Familie in Sicherheit ist.“
Lauren machte immer noch einen verbissenen und sturen Eindruck, doch an ihrer Haltung merkte Ralph, dass er sie mit seinen Worten getroffen hatte. Er war allerdings noch nicht fertig. Auch in ihm hatte sich etwas aufgestaut und das brach jetzt aus ihm heraus wie ein Tsunami.
„Meine Schutzzauber sind bei weitem nicht so stark, wie ich gern hätte und ich kann nicht auf alle gleichzeitig aufpassen. Du hast keine Ahnung, wie viel Nerven ihr mir die letzten Wochen gekostet habt. Ich kann es also echt nicht gebrauchen, wenn du wieder deinen Dickkopf durchsetzen musst, nur weil du deine Ferien genießen willst. Ausgerechnet du, die dem ein oder anderen eh schon ein Dorn im Auge ist. Du bist vielleicht volljährig, aber bist du auch bereit, dich gegen einen Bullguard zu behaupten, wenn er dir gegenüber steht?“
Jetzt ging es Ralph nicht mehr nur um Lauren, sondern auch um das, was er selbst erlebt hatte. Plötzlich kam alles wieder in ihm hoch, was er erfolgreich verdrängt hatte - versteckt in einen Teil seines Kopfes, hinter einer Tür, die er für immer geschlossen halten wollte. Nun war die Pforte wieder geöffnet und brachte die ganzen Bilder von vor 20 Jahren zum Vorschein, als er in der Schlacht von Hogwarts gekämpft hatte. Bilder von verletzten Freunden. Bilder von einem zerstörten Schulgebäude, das in Flammen stand. Bilder von Leid und Tod. Dieses taube Gefühl kehrte wieder in seinen Körper zurück, dieses stets präsente Gefühl, wenn er nur das Wort Todesser hörte. Sein Mund wurde trocken, sein Blut geriet in Wallungen und alles, woran er nur noch denken konnte, war, dass er nicht sterben wollte. Diese Panik vor dem Tod ließ ihn erbleichen.
„Du hast keine Ahnung, Lauren. Und jetzt geh ins Haus. Sofort!“
Lauren festigte ihren Griff um den Besenstiel und schweigend stampfte sie an ihm vorbei ins Haus. Ralph blieb allein zurück und fuhr sich verzweifelt mit der Hand durch die spärlichen Haare. Er hasste es, wenn seine Kinder unglücklich waren - und noch mehr hasste er es, wenn er der Grund dafür war. Doch was sollte er tun? Er wollte sie doch nur beschützen.
„Ralph?“
Mary stand in der Terrassentür. Sie hatte einen Stapel Hemden auf dem Arm und blickte ihn fragend an.
„Lauren tobt wie ein verschnupftes Nashorn“, bemerkte sie.
„Ja“, seufzte Ralph.
Fragend blickte er hinauf in den Himmel. Das strahlende Blau des Tages verblasste, und paar vereinzelte Sterne waren zu sehen. Das Zirpen von Grillen drang an seine Ohren und im Nachbarsteich quakten die Frösche. Alles war so friedlich - und doch spürte es in seinen Knochen, dass sich ganz weit draußen ein Sturm zusammen braute.
Mary schmiegte sich an seinen Rücken und legte die Arme um ihn.
„Ich weiß, du willst nur das beste für sie“, sagte sie. „Aber Lauren ist kein Kind mehr. Sie ist eine junge Erwachsene, die beginnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
„Ich weiß, ich weiß, Mary. Trotzdem ist sie immer noch meine Tochter. Und verdammt dickköpfig, wenn es um ihren Willen geht.“
Mary lachte: „Ich kenne da jemanden, der genauso dickköpfig ist, wenn es um die Sicherheit seiner Kinder geht.“
Unbehelligt starrte Ralph weiter in den Himmel.
„Alle acht sind Zauberer geworden“, sagte er und ein seltsamer Klang von Verwunderung lag in seiner Stimme. „Nicht ein einziger Squib. Und das bei nur einem magischen Elternteil. Alle unsere Kinder waren magisch genug, um Hogwarts zu besuchen.“
„Was mal wieder beweist, was für ein mächtiger Mann du bist, Ralph.“
„Umso größer ist meine Verantwortung.“
Mary zwang ihn, sie anzusehen. Ihre Augen verrieten Verständnis und Mitgefühl, aber Ralph merkte sofort, dass sie die Sache ein bisschen anders sah.
„Unsere Kinder sind nicht dumm, Ralph. Sie sind talentiert, gerecht und haben ein großes Herz. Der Glaube an das Gute ist größer als du ahnst. Gib ihnen ein bisschen mehr Freiraum und du wirst sehen, wie stark sie sind.“
Nachdenklich blickte Ralph seine Frau an. Dann schloss er sie in die Arme und drückte sie an sich.
„Manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne dich tun soll.“
Mary lachte erneut laut auf: „Ich auch nicht. Du allein mit deinen Kindern? Du weißt noch nicht mal, wie man unseren Backofen bedient, damit er richtig funktioniert und aus einer Pizza keine Frisbee macht.“
„Du hast Recht, ich wäre völlig aufgeschmissen.“
Er küsste sie leidenschaftlich. Nach einer Weile löste sich wieder bestimmt von ihm.
„Ich muss wieder rein. Die gelben Umhänge von Abigails müssten jetzt trocken sein. Versprich mir, dass du noch mal mit Lauren redest.“
Ralph verschränkte die Arme und schwieg.
Bevor sie morgen abfährt!“
„Ja, Chef!“


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