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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Das Royal College of Music

von Viola Lily

Am nächsten Morgen wurde ich ausnahmsweise mal nicht von meinem Wecker geweckt, sondern von meinem Magi-Timer. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, das Geräusch zuzuordnen und pfefferte stattdessen meinen Wecker vom Nachttisch. Als es danach mit dem Surren nicht aufhörte, tastete ich verstört nach meiner Brille, setzte sie auf und griff dann nach dem Magi-Timer. Ich unterdrückte das Verlangen, ihn aus dem Fenster zu schmeißen und guckte stattdessen auf die Anzeige.
„Und, was sagt er?“, fragte Ammy neugierig. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie bereits wach war.
„Treffen im Stadion“, krächzte ich mit meiner verschlafenen Stimme. Gleichzeitig muss ich mich aber ziemlich darüber wundern. „Ich frage mich nur, wieso... . Das erste Training war für Samstag angesetzt.“
„Vielleicht haben die es sich ja anders überlegt“, meinte Ammy und grinste gönnerhaft.
Augenblicklich war ich hellwach. Was, wenn Ammy recht hatte?
„Das passt mir eigentlich GAR nicht“, entgegnete ich erschrocken und sprang aus dem Bett. „Ich wollte mich doch heute vorbereiten. Auf den Unterricht morgen, du verstehst?“
Schnell schlüpfte ich in meine Uniform und lief ins Bad. Mabel stand dort mit nassen Haaren und sah mich etwas seltsam an. Ich kam selten so schnell aus dem Bett. Zudem hatte ich es auch noch ziemlich eilig. Ich wusch mich schnell und tauschte meine Brille gegen Kontaktlinsen ein. Dann suchte ich den Schlafsaal nach meinen Schulsachen ab, schmiss alles in meine Tasche und rauschte, ohne auf Ammy und Mabel zu warten, hinaus. Ich wollte so schnell wie möglich mit einem anderen Team-Mitglied reden. Am liebsten mit Luke oder Brian. Die beiden waren um so eine Uhrzeit schon helle genug, um mir wahrscheinlich eine vernünftige Erklärung für das Magi-Timer-Dilemma zu geben.
In der großen Halle war noch nicht viel los, doch ich entdeckte Brian am Slytherin-Tisch, wo er in ein Gespräch mit Harriet Zeekin vertieft war. Als ich auf die beiden zulief, hob er den Kopf und runzelte überrascht die Stirn.
„Guten Morgen“, grüßte er. „Was machst du denn schon hier?“
„Ich wurde von unserem Magi-Timer geweckt“, erklärte ich und setzte mich neben ihn. „Weißt du, warum wir uns nachher treffen?“
Ich musste wohl ziemlich abhetzt und panisch ausgesehen haben – was ich im Grunde ja auch war – denn das erste, was Brian sagte, war, dass ich mich beruhigen sollte.
„Komm mal wieder runter, Lauren. Hast du was wichtiges vor oder was?“
„Nein... Ähm, ja, doch schon. Egal, weißt du, ob wir heute schon trainieren?“
Zu meiner Erleichterung schüttelte Brian den Kopf: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Mr. March hat ausdrücklich gesagt, dass das erste Training erst am Samstag statt finden wird. Das ist ein offizieller Termin. So was werden die nicht einfach verschieben. Hast du irgendetwas wichtiges vor, oder warum bist du so auf Strom?“
„In der Tat hatte ich meinen Tag schon anders verplant.“
Brian hob neugierig die Augenbraue. Doch ich war nicht sehr erpicht darauf, Brian über meine Übe-Pläne aufzuklären, drum war ich sehr froh, als sich Harriet räusperte und wieder um Brians Aufmerksamkeit bat.
„Brian? Die Minotauren-Kriege“, erinnerte sie ihn und klang leicht genervt. Offenbar waren sie gerade mit einem Thema aus Wahrsagen oder Zaubereigeschichte beschäftigt. Jedenfalls für mich ein Zeichen, an meinen Tisch zu gehen.
„Was auch immer es sein wird, wir sehen uns nachher“, sagte ich abschließend.
Ich entfernte mich, doch ich hörte noch, wie Harriet leise zu Brian sagte: „Erst kommen sie und Luke zusammen, dann wird sie plötzlich zum Treiber-Star und jetzt kommt sie sogar vor halb 8 zum Frühstücken? Hoffentlich haut Lauren auf ihre späten Hogwarts-Tage nicht noch mehr Überraschungen raus.“
Ich schenkte Harriets Worten keine weitere Beachtung. Ich kannte sie lange genug und wusste, dass sie zu den Leuten gehörte, die ihre fiesen Bemerkungen nie für sich behalten konnten. Ich hatte zwar auch eine große Klappe, aber ich legte es nie darauf an, andere Leute damit zu belästigen. Zum Glück betraten Mabel und Ammy kurze Zeit später die große Halle und lenkten mich mit ihrem belanglosen Gerede über sprechende Kochlöffel und Küchenmöbel (wie auch immer die darauf gekommen sind) von Harriets Worten ab.
Zu meiner Enttäuschung wusste nicht mal Luke, weshalb wir uns trafen. Auch Annebirth mit der ich in der ersten Stunde Verwandlung zusammen hatte, wusste von nichts. Somit dachte ich den ganzen Vormittag über an den Grund für dieses Treffen nach. Ob Barry Ryan irgendwelche Taktiken mit uns besprechen wollte? Ging es vielleicht um die Ernennung des Team-Kapitäns? Oder betraf es vielleicht die Reserve-Spieler? Hoffentlich wollte er niemanden von uns austauschen.
Bis zum Ende des Nachmittagsunterrichts zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie ich dieses mysteriöse Meeting und meine Horn-Übe-Zeit unter einen Hut kriegen sollte. Dass die Hausaufgaben bis morgen eindeutig den kürzeren ziehen würden, war mir bereits klar. Da das Meeting Vorrang hatte, bekam ich Angst, nicht genug Zeit für mein Instrument zu haben – dabei wollte ich morgen doch einen guten Eindruck machen. Ich konnte mir dieses Meeting - salopp gesagt – zeitlich partout nicht leisten.
Ich wusste nicht, woher es plötzlich kam, dass ich mein Instrument über alles andere stellte. Ob damit zu tun hatte, dass es für meine Zukunft entscheidend war?
Zum Glück war Pflege Magischer Geschöpfe meine letzte Stunde, weshalb ich nach dem Unterricht mit James direkt rüber zum Quidditch-Stadion laufen konnte. Als wir eintrafen, tummelten sich nur Fred und Fergus auf dem Feld herum. Offenbar hatten die beiden sich nicht viel zu sagen, denn sie standen weit auseinander und ihre ausdruckslosen Mienen sprachen alt gewohnte Slytherin-Gryffindor-Bände. So viel zu Team-Geist jenseits der Häuser.
Keine 5 Minuten später gesellten sich auch Luke, Annebirth und Brian zu uns. Jedem von ihnen standen mehrere Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.
„Ihr habt auch nicht den blassesten Schimmer, weshalb wir hier sein müssen, oder?“, fragte Annebirth und verschränkte genervt die Arme. „Mein Gott, ich hasse so 'ne Geheimniskrämerei. Können die nicht einmal Klatext – hä? Was macht Selina denn hier? Hey, SELINA!“
Annebirth hob die Arme und winkte der Hufflepuff-Sucherin zu. Nun war ich an der Reihe, genervt zu sein. Was hatte die[/] denn bitte hier zu suchen?
Selina kam auf uns zu geschlendert. Und sie war nicht allein: Tom Kane, ein Sechtsklässler aus Gryffindor, Ryan Flint und Emily Corner waren bei ihr. Angeführt wurden sie von einer dunkelhäutigen Frau mit strengen und erhabenen Gesichtszügen. Offenbar kam sie aus dem Ministerium. Und ich hatte schon so eine Ahnung, warum sie unsere Mitschüler dabei hatte.
„Guten Tag“, grüßte sie uns. „Ich bin Angelina Weasley und ich bin die Assistentin von Mr. March.“
Ich konnte meine Überraschung nur schwer verbergen. Diese Frau gehörte zu den Weasleys? Na, dann musste sie aber eindeutig eingeheiratet sein. Ich warf einen schnellen Blick zu James und Fred. Letzter war leicht rot um die Nase geworden. Alles klar, Mutti und Sohnemann auf einem Rasen.
„Es freut mich, dass Sie alle den Sinn und Zweck des Magi-Timers verstanden haben“, sprach sie mit kräftiger Stimme. „Ich möchte Ihnen heute die Reserve-Spieler vorstellen: Tom Kane als Hüter, Emily Corner als Jägerin, Ryan Flint als Treiber und Selina Jefferson als Sucherin.“
Ich freute mich sehr für Emily, das sie jetzt auch im Team war. Doch mein Frust über Selinas Anwesenheit überwog in diesem Moment. Diese wusste ganz genau, wie wütend ich war und lächelte mir biestig zu. Und über die Neuigkeit, Ryan Flint als Quasi-Treiber-Partner zu haben, konnte ich auch keinen Luftsprung machen.
Luke stieß mich leicht mit dem Ellbogen an: „Mrs. Weasley guckt schon komisch“, flüsterte er, worauf ich mich zwang, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzulegen.
„Zudem habe ich noch etwas für Sie“, fuhr Mrs. Weasley fort und griff in ihre Umhang-Tasche. Heraus holte sie ein faustgroßes Päckchen, welches sie mit einer flinken Bewegung vor sich warf. Noch in der Luft wuchs es auf die Größe einer Holz-Truhe heran und landete mit einem schweren Plumps auf dem Rasen.
„Darin befinden sich ihre Mannschaftsumänge“, erklärte sie. „Jeder bekommt eine zweifache Ausführung mit Umhang, Trikot und Hose. Verlieren Sie sie besser nicht.“
Hier und da ertönte ein bewunderndes [i]Ooooh
und ausnahmslos jeder rückte neugierig geworden näher an die Truhe ran. Plötzlich war ich gespannt wie ein Flitzebogen und konnte es kaum erwarten, mein Paket zu öffnen. Wie würden wohl Quidditch-Umhänge aussehen, die 4 Häuser in einer Mannschaft vereinten?
„Wie sie wohl aussehen?“, fragte ich, doch Luke zuckte mit den Schultern.
Mrs. Weasley kniete sich vor die Truhe, öffnete sie und holte das oberste Paket heraus. Es sah weich aus und war in hellbraunes Papier verpackt. 11 Köpfe beugten sich gleichzeitig vor. Das war ja spannender als vor 7 Jahren bei der Zeremonie der Häuserwahl. Ich fühlte mich wie an Weihnachten bei der Bescherung.
„McDougal“, sagte Mrs. Weasley und sah uns der Reihe nach an. Annebirth gab einen Quiek-Laut von sich, als sie das Paket entgegen nahm.
Ich wollte ihr gern beim auspacken zusehen, doch Mrs. Weasley hatte es offenbar eilig, denn schon rief sie den nächsten Namen auf: „Potter.“
„Danke, Tantchen.“
Daraufhin schmiss Tantchen Weasley ihrem Neffen das Paket mitten ins grinsende Gesicht. Ich lachte kurz auf, als ich sah, wie sich James die Nase rieb.
„Das ist nicht witzig“, sagte er leise.
„Find' ich schon“, gab ich zurück.
„Pass auf, sonst bist du gleich die nächste“, mahnte Luke und zeigte auf Mrs. Weasley, die Fred sein Paket gekonnt zu warf.
Annebirth hatte in der Zwischenzeit die Schnur und die äußere Schicht des Papiers entfernt. Zum Vorschein kam ein zusammen gefalteter Umhang aus hellen, fast weißen Stoff, der hier und da dünne, rote Streifen aufwies. Die Hose erkannte ich sofort, sie war dunkelblau, ebenso wie der Pullover, wobei dieser noch breite, hellblaue Streifen hatte.
„Broderick!“
Diesmal war James an der Reihe zu lachen, als Mrs. Weasley mir mein Paket um die Ohren pfefferte. Ich ignorierte James Gelächter und mein schmerzendes, rechtes Ohr und machte mich an meinem Paket zu schaffen. Was Annebirth hatte, wollte ich auch haben.
Keine Minute später hielt ich den schönsten und leichtesten Umhang hoch, den ich je gesehen hatte. Er war aus diesem Stoff, den die National-Spieler trugen: leicht, geschmeidig und wasserabweisend. Diese Umhänge konnten im Wind flattern wie die großen Segel eines Drei-Masters, und gleichzeitig war der Luftwiederstand so wenig zu spüren, dass man das Gefühl bekam, selbst ein Teil des Windes zu sein.
Mein Umhang war weiß mit sportlichen, roten Streifen an der Seite und einem ebenso roten Innenfutter, welches besonders an der Kapuze und den Ärmeln hervor stach. Diese reichten bis an die Ellbogen und knapp über die Knie. Vor der Brust konnte man ihn mit Hilfe eines roten Schnürbandes öffnen und schließen und er besaß zwei praktische Taschen auf beiden Seiten. Doch am tollsten fand ich den großen, roten Aufdruck auf dem Rücken. Dort war halbkreisförmig über dem Hogwarts-Wappen, in dessen Mitte statt des üblichen H eine große 5 gestickt war, mein Name zu lesen. Ich war also die Nummer 5.
Dasselbe Wappen, inklusive Name und Nummer, stand auch vorne auf der rechten Brustseite. Auf der anderen Seite, etwas kleiner, die englische Nationalflagge.
Dazu kamen noch der blaue Pullover und die etwas dunklere Hose.
„Welche Nummer hast du, Luke?“, fragte ich neugierig. Luke hatte gerade sein Päckchen erhalten und hielt wenige Sekunden später einen längeren Umhang hoch.
„Die 7.“
Ich sah, dass Fred die Nummer 4 hatte und James die Nummer 1. Beide hatten ihren Hogwarts-Umhang achtlos zu Boden sinken lassen und sich den neuen über gezogen. Sie sahen darin viel, viel besser und sportlicher aus als ich erwartet hatte.
Während ich mir meinen Umhang überzog, hörte ich Fergus fragen: „Aber warum haben sie denn nur die Farben von Gryffindor und Ravenclaw genommen?“
„Streng mal dein Hirn an“, sagte Selina genervt und verdrehte die Augen. „Weiß, Rot und Blau sind die Farben der Englischen Flagge.“
„Wow, so viel Intelligenz hätte ich dir gar nicht zugetraut“, kommentierte ich. Ich sah sie nicht an, doch ich konnte spüren, dass mein Spruch eingeschlagen hatte wie eine Bombe. Ich lächelte triumphierend.
„Das sagt die richtige, Broderick.“
„Hey, wir wollen uns hier nicht streiten!“, ging plötzlich Mrs. Weasley dazwischen. Die Truhe war nun leer und sie richtete sich auf. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah uns der Reihe nach mahnend an. „Damit hier eins klar ist: eure Streitigkeiten macht ihr untereinander im Schloss aus, aber nicht hier. Solange ihr euch im Stadion befindet und diese Umhänge tragt seid ihr ein Team und benehmt euch gefälligst auch wie eins, verstanden?“
Sie sah vor allem Fergus, Selina und mich einmal kurz an.
„Ja, Mrs. Weasley“, murmelten wir im Chor.
„Lasst euch eins gesagt sein: besser ich sage es euch als euer Trainer am Samstag. Barry versteht bei so etwas keinen Spaß. Ihr seid zwar eine Schulmannschaft, aber ihr habt es nun mit Profis zu tun. Und diese erwarten, dass ihr euch ebenfalls professionell verhaltet.“
Da war es wieder, dieses Wort: professionell. Ein Wort, welches mir zukünftig noch öfters über den Weg laufen würde. Ein Wort, das mich nervte, gleichzeitig aber auch beeindruckte.
Mrs. Weasley holte mich aus meinen Gedanken: „Ob ihr die Umhänge im Training tragt oder für die Spiele aufhebt, ist eure Sache. Ihr müsst nur aufpassen, dass ihr sie nicht auf eine Art und Weise kaputt macht, sodass wir sie nicht mehr reparieren können. Solche Umhänge kosten Geld, also geht sorgfältig mit ihnen um.“
„Ja, Mam.“

Ich konnte die ganze Nacht kaum schlafen. Immer, wenn ich die Augen schloss, sah ich Professor Borries vor mir, wie er mich in Grund und Boden stampfte. Oder mich in höchsten Tönen lobte. Oder sagte, dass wir gar keinen Termin ausgemacht hatten. Oder er war plötzlich zu Professor Boot geworden. Und beide trugen meinen neuen Quidditch-Umhang.
Auch während des folgenden Unterrichts ließ meine Konzentration zu wünschen übrig. Dabei war die Doppelstunde Alchemie heute besonders spannend, da uns Professor March zum ersten mal ein sogenanntes Lampentierchen mitgebracht hatte. Ein echtes.
Lampentierchen waren die Alternative zur Labor-Maus. Das Versuchskaninchen der magischen Alchemie. Sie bestanden aus einer Wässrigen, braunen Substanz, die aus Erde, Pflanzen und Quellwasser gebraut wurde. Deshalb musste man sie regelmäßig in die Sonne stellen, sonst gingen sie ein. Sie waren gerade mal Faustgroß und hatten große Ähnlichkeit mit einer Fee. Das besondere an ihnen war, dass sie vielleicht keine richtigen Lebewesen waren, trotzdem aber über so etwas wie Gefühle verfügten. Sie waren in der Lage, ähnlich wie die Menschen, auf Reize, Tränke und äußerliche Einwirkungen reagieren.
Der Höhepunkt der Stunde war wohl, als das Tierchen anfing, mit seiner hohen, piepsigen Stimme zu singen. Und Professor Marchs ungläubigen Blick nach war diese Einlage nicht geplant gewesen. Ich nahm es als gutes Zeichen. Wenn das Tierchen mir ein Ständchen brachte, könnte der Horn-Unterricht am Nachmittag besser werden als ich mir vorstellte.
Kurz nach dem Mittagessen war es Zeit für den Aufbruch. Ich kontrollierte mindestens drei mal, ob ich alle meine Mundstücke und Noten dabei hatte, schlüpfte in ein halbwegs passables, unauffälliges Muggel-Outfit und machte mich dann auf den Weg. Da ich noch nie am College gewesen war und daher nicht einfach dorthin apparieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, gesehen zu werden (ganz abgesehen davon, dass ich dafür erst mal das Gelände verlassen musste), entschied ich mich für den Muggel-Weg. Ich flohte aus Professor Boots Büro in den Tropfenden Kessel und nahm dort vom Leicaster Square die U-Bahn bis South Kensington – und ich war echt froh darüber, dass ich nicht umsteigen musste. Bei meiner Nervosität und dem verwirrenden U-Bahn-Verkehr in London wäre ich bestimmt irgendwo am Regents Park raus gekommen.
Dann, nach ein paar Zähneklappernden Minuten Fußweg stand ich dann vor dem College. Mit seiner roten Backsteinfassade und den cremefarbenden Fensterrahmen sah es aus wie das Gebäude, welches sich neben Kings Cross befand. Ich hatte noch etwas Zeit und weil es nicht regnete (noch nicht – der Himmel sah nämlich schon ziemlich danach aus), blieb ich ein paar Minuten auf der anderen Seite der Straße mit dem Rücken zur Royal Albert Hall stehen und beobachtete die Leute hinter den Fensterscheiben. Es waren ausnahmslos alles Musiker. Muggel mit großen Talenten. Die meisten waren allein in ihren Räumen und übten – oder waren an ihrem Handy zugange. In anderen Räumen wurde unterrichtet. Ein junger Mann hatte offenbar gerade Posaunen-Unterricht, denn er war schon ganz rot im Gesicht, während ihm ein dicker, älterer Mann mit rudernden Armen Zeichen gab. Ein Stockwerk höher sah ich, wie ein Mädchen an der Geige von einer Pianistin begleitet wurde. Im Raum direkt daneben befanden sich drei Saxophonisten.
Und dann waren da noch die Klänge. Es waren so viele auf einmal, und doch waren sie alle von einer solch guten Qualität, dass mein Respekt noch weiter wuchs – und damit meine Angst, nachher völlig niedergeschmettert aus diesem Gebäude zu kommen.
Mich überkam eine Welle von Ehrfurcht, aber auch von Stolz. Für ein paar Minuten konnte ich mich fühlen wie eine von ihnen. Nicht wie eine Hexe, die alles mit dem Wink ihres Zauberstabes bewerkstelligen konnte. Nein, sondern wie eine Musik-Studentin, die ganz allein mit ihren musikalischen Fähigkeiten arbeitete. Und das inmitten der talentiertesten jungen Erwachsenen Londons. Vielleicht sogar der ganzen Welt? Diese Muggel hatten alle möglichen Nationalitäten: Asiatisch, Europäisch, Afrikanisch.... .
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gern noch ein paar Minuten länger hier gesessen und den gedämpften, leisen Klängen zugehört, die trotz der geschlossenen Fenster nach draußen drangen, doch ein Mann auf einem Fahrrad zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte, wie ich, einen Hornkoffer auf dem Rücken. Da er sein Fahrrad abschloss und den Haupteingang des College anzielte, entschloss ich mich schnell, ihn nach dem Weg zu fragen. Vielleicht konnte er mir ja helfen.
„Entschuldigen sie, Sir“, rief ich und machte ein paar schnelle Schritte auf ihn zu. Wir trafen uns an der Treppe, neugierig beäugt von ein paar Studenten, die rauchend und telefonierend hier draußen herum lungerten.
Der Mann war etwa so groß wie ich, doch schlank und fit. Seine dunkelbraunen Augen musterten mich neugierig.
„Vielleicht können Sie mir helfen?“, bat ich. „Ich muss zu Professor Borries. Kennen Sie ihn?“
Als sei ihm in diesem Moment ein Licht aufgegangen hob er den rechten Zeigefinger, kniff sein rechtes Auge leicht zusammen und fragte: „Lauren Broderick, richtig?“
„Ähm, ja“, antwortete ich verwirrt, und eine Sekunde später hielt er mir seine rechte Hand hin. Automatisch schüttelte ich sie.
„Gared Borries“, stellte er sich vor und ein breites Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Er erinnerte mich von seiner Art her sehr an meinen Onkel George Leighchaster, der im städtischen Orchester von Bristol Klarinette spielte. „Tut mir Leid, ich wurde aufgehalten. Wartest du schon lange hier?“
„Nein, überhaupt nicht. Ich hab mir die Zeit mit Warten vertrieben.“
Das war schon der erste Satz, für den ich mir am liebsten einen Avada Kedavra um die Ohren gehauen hätte. Ging es eigentlich noch unhöflicher?
„Also, ich meine, dass ich eh zu früh da war“, fügte ich schnell hinzu und lachte nervös.
Doch zum Glück lächelte Professor Borries nur und bat mich, ihm zu folgen. Noch eine kleine Hürde, die ich zu bewältigen hatte. Für ihn war es wohl etwas stinknormales, durch die schwere Holztür in das College zu gehen, doch für mich war es ein ziemlich großer Schritt. Diese Holztür war das letzte Hindernis, welches meine vertraute, magische Welt von jener trennte, die den musikbegeisterten Muggel gehörte. Wie viele Hexen in meinem Alter hatten sich je dazu entschlossen, die vertraute und bequeme Welt der Zauberei zu verlassen, um etwas völlig brotloses wie Musik zu machen?
Bevor meine Gedanken noch mehr ausschweifen konnten, gab ich mir einen Ruck und schritt zuversichtlich durch die Tür. Konzentration, Madame! schalt ich mir selbst und folgte dem Professor in eine völlig neue Welt. Konzentration! Und Professionalität.

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So, ihr Hübschen,
schon länger gibt es Ferien. Seit ein paar tagen gibt es einen neuen Laptop für mich - und wieder ein bisschen Motivation, meine Geschichte weiter zu bringen.
Den wenigen, die mir treu geblieben sind: Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung. Was diese FF angeht, gibt es gibt momentan leider viel zu lange Durststrecken. Ich versuche mich zu bessern.
Grüße,
Vio


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
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