Technische Ãœberwachungs-Allianz [Conformance Alliance]
„Na, Ron, sauer, dass Harry Dich ausgebootet hat?“ George konnte das Sticheln nicht lassen.
Ron schaute ihn verständnislos an: „Wie jetz'?“
„Wolltest Du nicht mit der alten Truppe nach Edinburgh?“
„Warum denn? Die machen da irgendwas mit Muggeln, Tierwesen oder Kräutern. Das waren noch nie meine Lieblingsfächer!“
„Lass das bloß nicht Hagrid oder Neville hören! Die sind dann tödlich beleidigt ...“
„Schon klar, aber …“, Ron blickte sich um. Sie saßen an dem Steintisch im Kellerlabor. Ringsum herrschte Chaos, noch größer als beim letzten Mal. Bambushölzer, alle zwischen vielleicht 30 und 50 cm kurz oberhalb der Knoten geschnitten, türmten sich links vom Tisch. Ein großer Haufen Glasscherben und Metallgewinde auf dem Tisch vor Ron ließen darauf schließen, dass er Glühwendel ausgepuhlt hatte.
„Das hier ist WICHTIG! Und macht mehr Spaß als diese ganzen hundsgemeinen Schwammerln, oder wie die nochmal heißen?“
George antwortete nicht, sondern hantierte mit feinen Instrumenten und einer Art brodelndem Leim an einem der Stäbe herum. Es ploppte vernehmlich, zischte dann kurz bedrohlich. Ein violetter Funkenschwarm zerstob. „So, das war Nummer 492 und erst mal der Letzte! Die Wendel sind aus.“
Er drehte den offenbar fertigen Stab sorgfältig in kreischend buntes Ölpapier ein und warf ihn in eine bereitstehende Holzkiste. Neun andere, ähnliche Kisten waren schon ordentlich an der Treppe aufgestapelt.
Es summte leise. Ron schaute auf seine Armbanduhr: „Oh, schon halb Vier! Da müssen wir uns sputen. Wir sind mit Lee, Seamus und Dean im Obstgarten beim Fuchsbau verabredet. Endlose Testreihen, auf geht's!“
George nickte beifällig: „Jep! Und bei der Gelegenheit werden wir Dad um seine Glühbirnensammlung erleichtern. Mum wird begeistert sein!“
„Sei Dir da nicht so sicher! Sie meckert zwar immer mit Dad, aber wenn wir `was von ihm wollen, kann sie blitzschnell auf Löwenmama umschalten, das weißt Du doch!“
„Na, mal sehen“, George ließ sich nicht entmutigen. „Jetzt aber los! Mit den Kisten müssen wir bestimmt fünfmal apparieren.“
Eine gute halbe Stunde später standen sie tatsächlich mit Gepäck zwischen den Apfelbäumen, wo sie früher immer Quidditch geübt hatte. Mit großem Hallo war schon Lee erschienen, der sofort begann, eine Radioübertragung zu simulieren:
„Guten Tag, meine Damen und Herren, hier spricht Ihr beliebter Radio-Kommentator RIVER! Heute melde ich mich aus dem idyllischen Örtchen Ottery St. Catchpole, einer der Ortschaften in Südengland, wo sich gehäuft Zauberer niedergelassen haben.
Bei mir sind die Besitzer des genialen Scherzartikelladens ,Weasleys Zauberhafte Zauberscherze', George und Ron Weasley. Es apparieren gerade auch die Herren Thomas und Finnigan herein, gute Bekannte aus der Schulzeit!“
„Halt die Klappe, Lee!“, sagte Ron misstrauisch. „Du bist doch nicht wirklich live?“
George hielt dagegen: „Warum nicht? Was wir hier tun, ist doch im öffentlichen Interesse!“
Lee lachte leise über seinen kleinen Scherz. „Was habt Ihr den in den Kisten? Sagt bloß, das sind alles Prüflinge? Okay, dann benennen wir die DA in TÃœA um, in die Technische Ãœberwachungs-Allianz [CA = Conformance Alliance]!“
Dean und Seamus kringelten sich vor Lachen, bis sie von George die ersten Exponate in die Hände gedrückt bekamen.
„Also, das Testprogramm ist mindestens Lumos, Avis, Wingardium Leviosa, Accio, …“
„Levicorpus!“ brüllte Seamus und zielte auf George. Am Fußknöchel in der Luft hängend vervollständigte dieser ungerührt seine Liste: „ … Levicorpus, Expecto Patronum und ein kleines Duell mit Wabbelbein und Schildzauber. Ach ja, und Liberacorpus! Aber dalli!“
Einige Minuten später wurde schon kräftig gezaubert - Funken, Rauch, Knaller und Pfeifer überall. „Gut, dass sich hierhin so selten Muggel verirren!“ meinte Ron in einer Pause und sah sich prüfend um.
KNALL! Schon wieder hing er am Knöchel! „Verdammt, müsst Ihr den Levicorpus immer an mir üben!“
„Du bist halt am hübschesten, wenn Du auf dem Kopf stehst!“, lachte George.
„Lass mich runter! Mach schon!“
„Dann sag schön ,bitte bitte'!“
Ron verlor die Geduld und nahm die Sache selbst in Hand. Wutentbrannt griff er sich den ersten besten Stab, den er im Gürtel stecken hatte. „Finite Incantatem!“, brüllte er, machte einen Bauchplatscher und verhexte noch im Fallen seinem Bruder mit Wabbelbein.
George eierte lachend herum, wurde aber plötzlich still, als er realisierte, dass Ron einen der Attrappenstäbe verwendet hatte!
„Wo hast Du denn DEN Stab her?“ fragte er erstaunt.
Ron schaute selbst voller Verwunderung abwechselnd auf den Stab und auf das Ergebnis seiner Hexerei. Kleinlaut erinnerte er sich: „Für alle Fälle hab' ich zuletzt im Keller die Taschen und den Gürtel mit den falschen Fuffzigern vollgestopft, weil ich das auch mal probieren wollte!“
„Geht doch!“ grinste Lee. „Ich habe aber den Verdacht, dass es schwer fallen dürfte, mit den Dingern bewusst zu zaubern. Wir können es aber auch versuchen, aber erst nach dem TÃœA-Pflichtprogramm!“
„Jep, Du hast Recht! Weiter geht's!“
Nach einigen Stunden harter Arbeit waren die beiden Konstrukteure einigermaßen sicher, dass die Stäbe überwiegend ihren Zweck erfüllen würden. Sie hatten nur ein Dutzend aussortieren müssen, die nicht magisch genug geraten waren.
„Das hat ja super geklappt!“, resümierte George. „Schluss für heute! Und vielen Dank, unbekannterweise auch im Namen des Ministeriums!“
Ron ergänzte: „Jetzt fehlen nur noch die Langzeittests. Harry hatte ja den Verdacht, dass die Dinger durchbrennen können wie Muggel-Glühbirnen. Aber das ist wegen des Zeitaufwands nicht so einfach! Am besten nimmt sich jeder einen mit und testet zwischendurch, wann immer es geht. Ansonsten ist Bananentest angesagt - reift beim Kunden!“
Nachdem die hoffnungsvollen Tester aufgeräumt hatten, gingen die Brüder hinunter zum Fuchsbau. Es wurde allmählich schon dämmerig. Die Hühner verschwanden gerade im Stall, als Molly um die Ecke bog und vor Freude aufschrie: „Ron, George! Das ist aber eine Ãœberraschung! Kommt in die Küche, ich mach' Euch schnell eine Zwiebelsuppe. Wollt Ihr einen Tee? Ich habe auch Trickle Tart und Pudding! Oder soll ich Euch ein paar Bratkartoffel machen? Wo sind denn Angelina und Hermine? Und die Kinder? Ach so, die sind ja in Hogwarts! Arthur, komm schnell! Bastelst Du wieder an Deinem Muggelschrott herum? Komm schon, wir haben Besuch …“
„Langsam, Mom! Hol doch mal Luft!“ rief George grinsend, während sich Ron aus einer mütterlichen Umarmung schälte. „Wir haben Dich auch lieb! Ein wenig Zwiebelsuppe wäre prima. Den Rest bitte nächstes Mal! Aber Dad mit seinem Muggelschrott brauchen wir. Der kann uns wirklich helfen!“
„Arthur, George und Ron sind da! Wo bleibst Du nur?“
Inzwischen kam Arthur aus seinem Bastelstall und begrüßte seine Söhne weniger aufgeregt, aber nicht minder herzlich.
„Was gibt es Neues?“ fragte er besorgt.
Als Ministeriums-Mitarbeiter wusste er natürlich, dass es problematische Zeiten waren.
„Wir haben gerade fast 500 nagelneue Zauberstäbe getestet, falls es mit den alten Probleme geben sollte!“, erzählte Ron stolz.
„Wer hat die denn hergestellt? Ist Ollivander wieder aufgetaucht?“, bohrte Arthur nach.
„Nein, eben nicht!“, entgegnete George. „Deswegen produzieren wir jetzt selbst neue Stäbe. Und der Test lief richtig gut!“
Molly lief vor Stolz dunkelrot an: „Meine Söhne werden Zauberstabmacher! Versorgen ganz England mit den notwendigen Stäben! Dass ich das noch erleben darf! Keine Scherzartikel, sondern gesellschaftlich notwendige Arbeit!“
„Na ja!“, antwortete George etwas kleinlaut. „Sind eigentlich nur Weiterentwicklungen der alten Juxzauberstäbe, Mom! Die mit dem Kabeljau und dem Gummihuhn, weißt Du noch?“
„Egal“, Molly zog ihre beiden großen Söhne in die Arme, dass sie mit dem Kopf zusammenstießen.
„Dad, weswegen wir eigentlich gekommen sind! Hast Du eigentlich Deine Glühbirnensammlung in letzter Zeit ausgebaut?“
„Nein, aber jemand muss mir mindestens die Hälfte geklaut haben! Wisst Ihr etwas davon?“
Beide Söhne wurden schlagartig rot und schauten pfeifend in der Küche herum.
„Ihr Gauner!“, brüllte Molly sofort. „Habt Ihr Euren Vater bestohlen? Bei allem, was wir für Euch getan haben? Gönnt Ihr Eurem Vater nicht sein Hobby?“
Die beiden großen Söhne schauten sich betreten an und rollten die Augen. Ron flüsterte: „Hab' ich doch gesagt, die Löwenmama!“
„Ron, das habe ich gehört! Auch, wenn Du jetzt selbst Kinder hast, bist Du noch nicht alt genug, um bestraft zu …“
Molly's Temperament rollt allmählich aus und kam dann irgendwann auf Normal Null an.
Arthur nutzte die Gelegenheit und fragte nach, was es denn mit den Glühbirnen auf sich hätte. Ron und George erklärten ihm, dass ausgerechnet die Stäbe aus Bambus und Wendel aus Glühbirnen die besten der Kollektion seien.
„Natürlich könnt Ihr den Rest der Sammlung mitnehmen! Ich kann ja wieder mit Sammeln anfangen“, sagte Arthur etwas wehmütig, um gleich darauf fasziniert nachzufragen: „Die Glühbirnen sind also magisch? Ich hab's ja gewusst! Molly, die Muggel sind gar nicht so dumm! Das ist alles so interessant!“
„Wo wollt Ihr denn die neuen Zauberstäbe verkaufen?“ dachte Molly weiter. „Doch hoffentlich nicht im Scherzartikelladen!?“
„Doch, zuerst in unserem Hinterzimmer mit den seriöseren Artikeln. Wenn es sich als Geschäft erweist, dann expandieren wir vielleicht:
WEASLEY'S ZAUBERHAFTER ZAUBERRAMSCH SEIT 2019 NACH CHRISTI GEBURT!“
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