Kobold-Investituren [Goblin Inaugurations]
Samhain - Nos Calan gaeaf - OÃche Shamhna - Halloween
Der MANN wirkte unwillig - wenn nicht gar angewidert - als die kleine, großköpfige Gestalt am wüsten Treffpunkt erschien. Der KOBOLD zahlte in gleicher Münze zurück, auch wenn sich in seinem Minenspiel etwas Verlangendes herauslesen ließ.
Von oben herab mahnte der Mann: „Leprechaun, Du hast deinen Willen gehabt! Die Zauberer gehen am Stock. Das Unternehmen ,Morgennebel' war ein voller Erfolg! Jetzt möchte ich auch in Eurer Welt Resultate sehen!“
„Nenn' mich nicht Leprechaun!“, schnappte der Kobold zurück, die Augen tückisch glänzend. „Deine Banditen haben total versagt! Sie haben nicht genug versprüht. Potter hat die Stabträger gerettet und schwirrt jetzt überall herum und stellt unangenehme Fragen.“
„Potter!“, spottete der Mann. „Den werde ich Dir vom Hals halten! Die Panik ist groß genug. Und vielleicht gibt es ja noch einen Nachschlag!
DEINE Pflicht liegt woanders. Was wirst Du jetzt bei Deinen Leuten unternehmen, damit die Planung nicht den Bach heruntergeht?“
In Gedanken führte sich der Kobold nochmals seine Maßnahmen vor Augen. Alles war in Gang gesetzt!
Seine beiden Mitstreiter waren effektiv und loyal. Die Aussicht auf verheißungsvolle Positionen gepaart mit der Ehrfurcht vor seinen weitreichenden Verbindungen - wirkungsvoll genug für bedingungslosen Gehorsam!
Die Symbolik und Mystik der Bewegung schien gut gewählt zu sein. Die Eiferer fraßen ihm aus den Händen. Die Steinkreise - optimal wirksam - grandiose Kulissen für seine Tiraden!
Feuer, Fanatismus, Gruppenzwang! Das war das Richtige für alle die sensationslüsternen Einfaltspinsel und Jungspunde. Der Slogan ,Stein und Eisen, Gold und Bank!' wurde schon zum geflügelten Wort.
Die Vereinnahmung des alten Bergschmied-Namens Ragnuk in Kombination mit der magischen Zahl 13 gefiel hingegen den Traditionalisten! Die mochten auch die althergebrachten Werte der ,Kalteisen-Legende'.
Zwei Augureys mit einem Stein erschlagen:
Der lästige Bergschmied war aus dem Weg - und sein eigenes Ansehen war ins Unermessliche gestiegen.
Sein phänomenalster Coup war aber die Rückbesinnung auf den alten Dämon BODROG! Das gab der Bewegung etwas Verruchtes, das noch nie dagewesen war! Hier kamen all die Nonkonformisten mit intellektuellem Gehabe auf die Kosten!
Für alle frustrierten Zaubererhasser arbeitete er sich zudem vehement an der Kriegshetze ab. Und da war jede potentielle Schädigung der Stabträger recht! Die Ergebnisse der letzten Nacht mochten noch nicht optimal sein, aber seine Klientel hatte mit der Zunge geschnalzt vor Freude. Hunderte panische Stabträger ohne Stab - ein Traum für jeden Kobold! Die hämische Presse („Weiß der Bodrog, warum der Zauberminister die nicht schon längst abserviert hat!“) und die angstvolle Mundpropaganda nagten weiter an der Befindlichkeit und Disziplin der Zauberer.
Das passte wunderbar in seine allabendliche Einschwörung im Steinkreis! Er hört sich voll Vorfreude bereits mit hohler, metallischer Stimme predigen:
„ES IST VOLLBRACHT. BODROG SEI DEN STABTRÄGERN GNÄDIG!“
Gezielt hatte er alle Stimmen der Vernunft diskreditiert. Sie hatten es ihm aber auch leicht gemacht! Der naiv-lästige Eigenbrötler Modrog mit den willkommenen Marotten war ein besonderes willfähriges Opfer gewesen. Das gesamte Auroren-Gesindel suchte vermutlich jetzt nach rothaarigen Kobolden! Er strich sich demonstrativ über sein Haupt - freiwillig die Haare färben, also wirklich!
Und bei dem Kobold-Mob wurde Modrogs Ruf täglich schlechter! Die Geschichte der angeblichen Rechtmäßigkeit der Weitergabe von Gryffindors Schwert, garniert mit ein paar erfundenen, wiewohl aber ausgesprochen unappetitlichen Details, zeigte wunderbare Erfolge.
Er hatte alle Register gezogen. Manchmal war er schon selbst überrascht über das Ausmaß seiner Genialität. Das weiße Pülverchen des Squibs konnte etwas!
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder jenem zu: „Alles ist in Gang gesetzt! Die Investitur wird reibungslos verlaufen. Und dann machen wir gegen die Stabträger mobil. Und wie!“
„Na, wenn das mal stimmt, du mieser, kleiner Stollenjunkie! Wann ist es denn endlich soweit? Zum Vollmond? Zur Sonnenwende? Und wie läuft die Investitur denn wirklich? Gibt es so etwas wie eine Abstimmung?“
„Squib! Du weißt, dass ich davon nicht reden darf, nicht vor Zauberern und Muggeln!?“
„Komm schon, mach Dich nicht lächerlich - als wenn Du irgendeine Art von Ehrfurcht oder Verpflichtung gegenüber einem Deiner Koboldgötter empfinden würdest!
Außerdem hast Du sonst dein Pulver schneller verschossen, als Du Bodrog murmeln kannst!“, drohte der Mensch unverhohlen mit einem ironische Grinsen und einer ziehenden Handbewegung.
Der Kobold sackte in sich zusammen, musterte seinen Partner von unten herauf durch halb geschlossene Lider mit einer Mischung aus Angst und Heimtücke. „Also gut! Wir müssen noch 50 Tage warten, bis zur Wintersonnenwende.
Aber Kobolde stimmen nicht ab wie blödes Wahlvieh! Etwa mit Handzeichen, oder was? Nein, die Zeremonie beruht auf einem alten Sprechgesang, einem ,Bo-trum', der unentwegt rezitiert wird - in Deiner Sprache etwa:
,
DU MUSST EISEN UND GOLD HECKEN, BEVOR DU ES SCHMIEDEN KANNST!'
[Thou have got to breed iron and gold before thou can forge!]
Abgeleitet vom Tonfall oder der Lautstärke wissen dann alle, was Sache ist!“
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