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The Trial - Awakening - Expectations Exceeded

von Dante

Die Eröffnungsrunde stieg am vierundzwanzigsten des Monats nach dem Mittagessen. Während des Mahls verkündete Dumbledore, dass die Professoren Snape und Flitwick uns nach draußen auf die Ländereien bringen würden; die Champions wurden bereits etwas früher zum Veranstaltungsort eskortiert – den bisher noch niemand genau kannte; er wurde bis zum Schluss geheimgehalten.
Nach dem Essen versammelten sich die Schüler in der Eingangshalle, um zu warten; meine Freunde und ich nahmen etwas abseits bei den Stufen der Marmortreppe Aufstellung. Die drei Slytherins hatten zwei gute Bekannte dabei, zwei lustige Gesellen, die sie mir vorgestellt hatten, nachdem sie sich mit ihnen angefreundet hatten, und vermutlich die einzigen beiden der wenigen akzeptablen Gryffindors, mit denen wir überhaupt je etwas zu tun haben würden: Die Zwillinge Fred und George Weasley.
»Heyho, Drake«, sagte Fred lächelnd, als die beiden zu mir traten und streckte die Hand aus. Ich schüttelte sie, ebenfalls mit hochgezogenen Mundwinkeln.
»Hallo, ihr beiden.«
Ich hatte die beiden Weasley-Brüder vor etwas über einem Jahr kennengelernt. Zuvor waren sie mit den drei Slytherins in Kontakt gekommen, natürlich über Alan, der sie vom Quidditch als ernstzunehmende Gegner kannte – dass die beiden als Treiber nicht zu unterschätzen waren, hatte er immer wieder (und immer mehr oder weniger unzufrieden) verlautbart. Mit der Zeit dürfte er zu dem Schluss gekommen sein, dass die beiden Gryffindors nicht nur wie das gesamte Quidditchteam äußerst fair waren und Respekt verdienten, sondern es sich bei ihnen auch abseits des Platzes um zwei außerordentlich sympathische Typen handelte. Alan war mit ihnen offensichtlich immer mal wieder nach dem Training in der Umkleide ins Gespräch gekommen, sodass auch diese beiden einigermaßen beeindruckt eingeräumt haben mussten, dass Alan mehr als ›zumindest am Platz okay und ein fairer Sportsmann‹ war.
Der Weg zu Darius, Damian und mir war dann selbstredend kein weiter mehr gewesen. Beim ersten Treffen war ich selbst nicht zugegen gewesen, und Darius hatte vor dem zweiten mit funkelnden Augen versichert, dass die beiden mir gefallen würden – was sie auch getan hatten. Es waren Witzbolde, Schelme allererster Güteklasse; für keinen Streich waren sie sich zu schade, und vermutlich hatte niemals jemand öfter für Unsinn nachgesessen als sie. Sie kannten fast jeden Geheimgang im Schloss und aus dem Schloss hinaus, und ihre Kreativität und ihr Talent kannten nicht nur im Unruhestiften keine Grenzen, sie waren auch magisch äußerst begabt.
Vor allem aber hatten sie Humor und waren zwei herzliche, aufrichtige junge Männer. Wir mochten nicht eng befreundet sein, doch ich schätzte die Bekanntschaft der beiden sehr.
»Na, wie geht‘s dir? Alles paletti im UTZ-Kurs?«, erkundigte sich George.
»Sicher«, antwortete ich gelassen und schob die Hände in die Hosentaschen. »Bei euch?«
»Ja ja, man kann nicht klagen. Abgesehen von unserem … du hast davon gehört?«
Ich nickte mit einem bösen Grinsen auf den Lippen. »Dass ihr euch ins Turnier schmuggeln wolltet, das hab‘ ich mitbekommen, ja.« Es war eine geraume Zeit, bevor ich an jenem Samstag gefrühstückt hatte, passiert, doch Darius, Damian und Alan waren dabei gewesen und hatten mir nachher unter nur mühsam zurückgehaltenem Gelächter davon berichtet. Der Alterungstrank, den die Zwillinge verwendet hatten, hatte es nicht vermocht, den Feuerkelch zu überlisten – der Zauber der Sperrlinie hatte den beiden meterlange Bärte wachsen lassen; ein Anblick, den versäumt zu haben ich zugegebenermaßen eine Weile bereut hatte.
»Hmpf«, machte George gespielt verdrießlich. »Wir wollen nicht mehr darüber reden«, fügte sein Bruder hinzu, zwinkerte jedoch gleich darauf. »Wir werden übrigens vor Beginn der Aufgabe noch mit allen Leuten, die Interesse haben, Wetten auf die Champions abschließen – Lust, mitzumachen?«
»Ah, das Weasley-Wettbüro, oder wie?«, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und schüttelte dann den Kopf. »Nein, das ist nichts für mich.«
»Schade. Wir haben schon einige Interessenten, die dabei sind, unter anderem die drei Gentlemen hier … dürfte ein gar nicht mal so kleines Wettspiel werden.«
Ich richtete den Blick auf die drei Slytherins. »Das tut ihr euch an? Auf den Unfähigsten unter den Durchschnittszauberern zu wetten?«
»Warum nicht? Wird sich noch herausstellen müssen, wer das ist«, sagte Darius.
»Darum meine ich ja. Das wird sehr schwer festzustellen sein.«
»Du würdest wahrscheinlich sofort auf Fleur setzen, da geh‘ ich jede Wette ein«, stichelte Damian, worauf ich abfällig schnaubte.
»Einen Scheiß würde ich«, gab ich halblaut zurück und entfernte mich von den anderen – die Schülermenge hatte sich nämlich soeben in Bewegung gesetzt und verließ geschlossen die Halle. Die anderen folgten mir unter einem Kichern nach draußen auf die kahlen, herbstlichen Schlossgründe.
Durch den Höhenunterschied, den die Treppe gewährte, erblickte ich das Ziel unseres kurzen Marsches sofort: Ein weißes Zelt und eine halbkreisförmige Tribüne am Rande des Verbotenen Waldes. Was den Inalt der Aufgabe darstellen würde, war nicht zu sehen. Gemeinsam überquerten wir die Ländereien bis zum Zelt, in dem wohl die Champions auf den Beginn der Aufgabe warteten. Bei unserer Ankunft traten Professor Sprout und McGonagall daraus hervor und schlossen sich Snape und Flitwick an, die ihren Weg seitlich am Zelt vorbei zu den Tribünen fortsetzten. Gemeinsam begaben sich die vier Lehrer ins Innere der Arena, zum Richtertisch, wie ich annahm, während die Schüler begannen, die Tribüne zu erklimmen. Die Slytherins, die Zwillinge und ich nahmen in der obersten Reihe Platz, wo die beiden Weasleys sofort eine pergamentene Liste mit Namen, eine Feder und einen klimpernden Geldbeutel hervorzogen und noch einmal die Umsitzenden auf ihr Wettspiel aufmerksam machten.
Von hier oben sah ich nicht nur die Arena und den Richtertisch, sondern auch eine Aussparung in der Umzäunung, die den Platz vor der Tribüne begrenzte, dieser genau gegenüber. Der Zaun führte an dieser Stelle einige Meter in den Wald hinein und säumte somit ein kurzes Wegstück, auf dem, so nahm ich an, was auch immer in die Arena gelangen oder dorthin gebracht würde.
Die Spannung im Publikum stieg. Pfiffe und Klatschen wurden laut, als Ludo Bagman als letzter der Richter aus dem weißen Zelt geeilt kam, seine Stimme mit dem Zauberstab magisch verstärkte und schließlich unter großem Applaus das Trimagische Turnier für eröffnet erklärte. Doch wenn schon der Beifall bei diesen Worten gewaltig gewesen war, er war nicht zu vergleichen mit dem Moment, der darauf folgte – als, mit wachsamen Augen begleitet und in Schach gehalten von gleich vier Zauberern, ein leibhaftiger, bläulich geschuppter Drache aus dem Wald in die Arena gestapft kam.
Die Slytherins und ich trauten unseren Augen nicht. »Seht ihr gerade dasselbe, was ich sehe?«, fragte Darius mit Grabesstimme, und wir Übrigen nickten.
»Bitte sagt mir, dass ich mir das nicht nur einbilde, und die tatsächlich einen echten Drachen hierher gebracht haben«, meinte Alan mit mühsam zurückgehaltener Euphorie, die seine Stimme zittrig machte.
»Das ist … echt nicht schlecht«, sagte auch ich gewissermaßen überrumpelt und in Ermangelung besserer Worte – etwas, das ich nun wirklich nicht erwartet hatte –, indes ein Raunen durch die Menge ging: Überraschte ›Oh‹s und ›Ah‹s waren die erste, erstaunte Reaktion, ehe schließlich, nach ein, zwei Sekunden, die Begeisterung überwog und ein doppelt so lauter Beifall wie gerade eben vom Publikum herab in die Arena schallte. Und schon trat Diggory als erster Champion aus dem Zelt und der gewaltigen Bestie entgegen, die ihn, so schien es, mit nahezu berechnendem Blick empfing.
Es wurde ein grandioser Auftakt zum Turnier. Wie Bagman soeben verkündete, bestand die Aufgabe der Champions darin, an dem Drachen vorbei zu kommen und ihnen aus ihrem Gelege – das mir und wohl auch vielen anderen erst jetzt einige Meter vom Fuß der Tribüne entfernt auffiel – ein goldenes Ei zu stehlen – und das war gar nicht so einfach, wie wir nun an Diggorys Beispiel sahen. Der Drache wehrte sich, wachsam und misstrauisch vom durch sein Naturell eingegebenen Instinkt, der ihm befahl, alles daran zu setzen, seine Eier vor dem Angreifer zu beschützen. Er schlug und schnappte nach dem Hufflepuff, trampelte zornig in dessen Richtung und ließ dann und wann eine Stichflamme los, die vom Publikum unisono mit einem erschrockenen Aufstöhnen kommentiert wurde.
»Okay, Leute«, sagte Darius mit einem Grinsen, das er sichtlich nur mühsam im Zaum und davon abhalten konnte, sich unkontrolliert über sein ganzes Gesicht auszubreiten. »Ich nehm alles zurück, was ich über das Turnier gesagt hab‘. Das«, er deutete hinab auf Diggory, der soeben einen Hund als Köder für den Drachen beschworen hatte, nun aber wieder selbst das Ziel einer Flammenwolke wurde, »ist einfach nur geil!«
»Kannst du laut sagen!«, bekräftigte Alan, ebenfalls zufrieden grinsend. »Und das liegt auch gar nicht nur ausschließlich daran, dass ich es zum Schießen finde, Diggory zu sehen, wie er von einem Drachen durch die Gegend gejagt wird. Das Vieh an sich ist einfach nur großartig!«
»Erwartungen übertroffen«, meinte ich sachlich. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Irgendwelche belächelnswerten, jugedgerechten Aufgaben, ein paar Kreaturen aus dem Unterricht, mehr oder weniger schwierige Rätsel – ja, durchaus. Aber Drachen? Das war nicht nur weitaus anspruchsvoller, als wir uns gedacht hatten, es war vor allem auch einfach cool!
Das nenn‘ ich mal eine positive Überraschung … hätt‘ ich echt nicht erwartet … Hut ab, Dumbledore …
Im nächsten Moment hob Diggory die Hand hoch, in der er das Ei trug, und Applaus brandete die Ränge entlang. Der Drache wurde von den Sicherheitszauberern eskortiert, Diggory bekam seine Wertung von achtunddreißig Punkten, ehe er sich zurück ins Zelt zur Ersten Hilfe begab, und die Zauberer brachten gleich den nächsten Drachen, eine grüngeschuppte Bestie, zwar nur mannshoch, aber mindestens zwanzigmal so massig, mit martialisch wirkenden Dornen am Rücken und auf dem Schwanz.
Dann kam Fleur. Gekleidet in eine weiße Bluse, einen dunklen Rock und hohe Stiefel, trat sie dem Drachen entgegen, und ich meinte, ihre Blässe und ihr Zittern selbst von hier oben sehen zu können. »Ah«, machte Damian neben mir und ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie sowohl seine, als auch die Miene der anderen beiden Slytherins sich mit einem Mal erhellten. »Na mal sehen, was deine Französin sich einfallen lässt.«
»Sie ist nicht meine Französin«, murmelte ich geistesabwesend, den Blick auf Fleur fixiert, während diese den Zauberstab hob, einige Schritte nach vorn machte und ihn dann auf den Drachen richtete. Sie sprach eine Formel, die auf der Tribüne niemand verstehen konnte, und kurze Zeit später verkündete Bagman aufgeregt, was wir schließlich selbst begriffen, als dem Drachen die Füße wegknickten und er seitwärts zu Boden ging: Sie hatte ihn eingeschläfert.
Tosender Applaus kam von den Beauxbatons, und Damian meinte anerkennend: »Auch nicht übel … die scheint was drauf zu haben.«
»Scheint ganz, als wär‘ sie zurecht Champion«, bestätigte Darius, indes Fleur raschen Schrittes am Drachen vorbeiging, um zu den Eiern zu gelangen – doch just in dem Moment tat dieser einen gewaltigen Atemzug, und aus seiner Nase schoss eine Stichflamme, die der Französin im Sekundenbruchteil den Rock entzündete.
»Oh, da hat Miss Delacour jetzt Schwierigkeiten bekommen, sie fängt ja buchstäblich Feuer!«, rief Bagman aufgeregt, als Fleur schon dabei war, die Flammen mit einer hektischen Bewegung ihres Zauberstabs zu löschen. Das gelang ihr – bloß brach dabei logischerweise die Verbindung ihres vorherigen Zaubers zum Drachen zusammen, der sich nun verschlafen wieder aufrichtete. Er schickte Fleur noch eine Stichflamme hinterher, als er sah, dass sie auf dem Weg zum Gelege war, die der Französin eine kleine Brandwunde am Unterarm zufügte, als sie diesen zum Schutz vor ihr Gesicht hielt – dann schnappte sie sich das Ei, und erneuter Applaus untermalte ihren Triumph.
»Mhh … die Dame kann was«, resümierte Darius noch einmal abschließend. »Das ist auf jeden Fall über dem Durchschnitt.«
»Das wussten wir aber. So ungern wir Diggory haben, er ist leider in gewissen Belangen besser als die meisten anderen.«
»Hmpf«, machte Alan, dem die Erwähnung dieser Tatsache gar nicht gefiel, und wir konzentrierten uns wieder aufs Geschehen. Fleur erhielt fünfunddreißig Punkte und räumte einem riesigen, aggressiv und zornig wirkenden feuerroten Drachen den Platz, der gehetzt hin- und herblickte und schien, als würde er jederzeit nach einem der Wachzauberer schnappen wollen.
Er war für Krum reserviert. Der Durmstrang-Champion machte im Grunde kurzen Prozess mit dem Drachen, indem er ihm einen Fluch ins Auge schoss, der ihm völlig unmöglich machte, den Quidditchstar anzuvisieren; leider trampelte er in seiner vermutlich schmerzbedingten Rage zwei seiner eigenen Eier nieder, sodass Krum nur vierzig Punkte erhielt. Es hätten mehr sein können – doch das schmälerte den Applaus nicht.
Als letztes folgte Potter, der mit dem gefährlichsten Drachen zu tun bekam, einer schwarzen, baumhohen und über und über mit Stacheln gespickten Kreatur, die ihresgleichen suchte. Er mochte den interessantesten Ansatz gewählt haben, denn der Gryffindor beschwor seinen Besen und lenkte den Drachen mit einer Flugeinlage ab, um sich anschließend auf das goldene Ei hinabzustürzen und es so an sich zu nehmen – uns rang es jedenfalls nicht mehr als ein kleines Lächeln ab.
»Das hätte ich nie im Leben so gemacht«, schrie Alan, der auch nicht schlechter flog als Potter, in die folgenden Beifallstürme hinein, »wenn ich schon mit einem Drachen kämpfen kann, dann ordentlich!« Trotzdem klatschte er höflich mit, als Potter seine vierzig Punkte bekam, die ihn zusammen mit Krum auf den ersten Platz beförderten. Bagman kündigte die zweite Turnierrunde für den vierundzwanzigsten Februar an, dann wurde die johlende und jubelnde Menge entlassen, die Schüler erhoben sich und machten Anstalten, die Tribüne zu verlassen.
»Das war jetzt aber ein gelungener Auftakt«, räumte Darius ein, als wir das Gedränge am Fuße der Tribüne hinter uns gelassen hatten und am Rückweg zum Schloss waren, fast noch ein wenig ungläubig darüber, dass es so gekommen war.
»Mhh. Ich muss sagen, da haben wir das Ganze unterschätzt«, schloss sich Damian an, der nicht sonderlich betrübt über diese Fehleinschätzung zu sein schien. Wie wir alle hatte er ein Lächeln äußerster Zufriedenheit auf den blassen Lippen.
»Wenn‘s nach mir geht, kann‘s gern so weitergehen«, meinte ich, indes ich die Hände in die Hosentaschen steckte, und die anderen bestätigten dies mit auf mich gerichteten Fingern, als wollten sie sagen: ›Hört auf diesen Mann‹.
»Das kannst du laut sagen … wie‘s aussieht, dürfte diese ganze Turniergeschichte ja doch noch interessant werden …«

Noch interessanter als diese erste Turnierrunde war jedoch der folgende Tag. Es war früher Nachmittag, als ich Fleur in der Eingangshalle traf, kurz vor Beginn des Nachmittagsunterrichts. Die schwachen Strahlen der schon tief stehenden Novembersonne, die durchs Schlossportal fielen, tauchten die Halle in blasses Licht, vermittelten irgendwie den trügerischen Eindruck, es begänne bereits, zu dämmern. Dabei war das so weit hergeholt nicht einmal: Die Tage waren längst auf winterliche Kürze zusammengeschrumpft; in zwei Stunden würde die Sonne sich zurückziehen.
Ich hatte später als sonst gegessen, weil ich mich gleich nach dem Unterricht an eine Zusammenfassung gesetzt und diese davor noch zuende hatte schreiben wollen, die Französin musste daher früher als ich fertig gewesen sein, denn ich nahm nicht an, dass sie nun, um zwanzig vor zwei, noch dafür auftauchen würde. Sie war aus einem anderen Grund hier, dessen war ich mir sicher …
Ich hatte nicht einmal Zeit, zu entscheiden, ob ich überhaupt wissen wollte, aus welchem, denn die Französin erblickte mich schon im nächsten Moment, was in letzter Konsequenz dazu führen sollte, dass ich ihr bei ihrem Anliegen sogar behilflich war.
»Oh … ‘allo«, sagte sie, als sie mich aus der Großen Halle kommen sah, ein wenig überrascht, dass gerade ich es war, den sie traf, aber nicht wirklich enttäuscht oder gar verärgert, mich zu sehen.
»Hallo«, sagte ich und nickte ihr zu, darin begriffen, mich wieder abzuwenden und meinen Weg fortzusetzen, dachte ich schließlich, dass es sich nur um einen kurzen Gruß gehandelt hatte. Doch ich hielt inne, als die Französin weitersprach.
»Könnten Sie mir vielleischt die Weg sum Krankenflügel seigen?«, fragte sie, unerwartet freundlich – was war aus den letzten Tagen geworden? Aus dem Spott und ihrer Verärgerung – hatte ich mir die nur eingebildet? – und sah mich bittend an. »Isch muss sur … wie sagt man … Sie wissen schon, meine Verletzung von gestern; isch muss sie noch einmal anse‘en lassen, und isch kenn‘ misch ‘ier nischt richtig aus.«
Ich sah sie einen Moment lang schweigend an, überlegte, wie viel Zeit ich noch hatte, sagte dann jedoch einfach, ohne diese Überlegung zuende zu führen: »Ja … ja, selbstverständlich.« So lange konnte das nicht dauern, dachte ich; außerdem war es ein Gebot der Höflichkeit, die Französin zu begleiten. Da ging es ums Prinzip.
Gemeinsam stiegen wir also die Marmortreppe in den dritten Stock hoch, ich folgte dem Korridor direkt vor uns bis zu seinem Ende, bog in den Nordflügel des Schlosses und schließlich noch ein weiteres Mal in den Gang ab, in dem der Krankenflügel lag.
»Voilà«, sagte ich in einem Anflug von Sarkasmus, als wir vor der Tür standen, und wies mit der Hand darauf.
»Merci beaucoup«, bedankte sich die Französin und setzte einen entschuldigenden Blick auf, den ich im ersten Moment nicht zu deuten wusste. »Könnten Sie noch … ‘ier warten? Isch glaube, isch finde sonst nischt surück, es –«
»Ja, sicher … schon gut«, antwortete ich mit dem Anflug eines Seufzens in der Stimme und winkte mit der Hand ab, woraufhin die Beauxbatons mit einem verlegenen, schiefen Lächeln die Krankenstation betrat. Die drei Meter Weg hättest du dir merken können auch …, dachte ich resigniert, als sie darin verschwunden war, regte mich jedoch nicht wirklich darüber auf. Ich hatte ja noch Zeit … und dass Fleur etwas eigen war, hatte ich ja schon mitbekommen.
Dabei war ihr momentanes Verhalten ebenfalls wieder sehr suspekt … ich durchschaute die Blondine nicht: Zuerst war sie beleidigt von meiner Direktheit und Ehrlichkeit und versuchte tagelang, mich zu provozieren, und jetzt tat sie wie aus dem Nichts plötzlich wieder freundlich? Normal war das nicht, fand ich …
Es dauerte etwa zehn Minuten, bis Fleur wiederkam und wir uns gemeinsam in Bewegung setzten, um den Rückweg anzutreten.
»Und? Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Oui, dankese‘r. Die Verbrennung ist … äh … ordnungsgemäß abge‘eilt.« Sie machte eine kurze Pause. »Und danke nochmal, dass Sie misch begleiten. Diese Schloss ist etwas verwirrend für misch, wissen Sie … na ja …«
»Schon in Ordnung«, sagte ich, um weitere Worte zu diesem Thema zu unterbinden. »Und hör endlich auf, ›Sie‹ zu mir zu sagen. Das ist doch schwachsinnig …«, fügte ich mit entnervtem Tonfall hinzu, als mir zum wiederholten Male auffiel, dass mir das auf den Geist ging. Ich war kaum älter als sie, warum musste sie mich da so anreden?
»Versei‘ung«, sagte sie, ein wenig verdutzt über diese harsche Antwort, und sah mich an – just in dem Moment, als ich mitten im Korridor vor einem der Fenster stehenblieb, um die Gelegenheit zu nutzen und sie auf meinen Gedankengang von vorher anzusprechen.
»Übrigens würde mich etwas interessieren, wo wir schon dabei sind«, sagte ich mit erwartungsvollem Blick und verschränkte die Hände vor der Brust.
»Und … was?«, wollte Fleur wissen.
»Warum du mich beobachtet hast.«
Die Französin blinzelte und sah mich einen Moment verständnislos an, ehe sie begriff, worauf ich anspielte – dann blitzte Erkenntnis in ihrem Gesicht auf und sie gab sich Mühe, beiläufig und lapidar zu klingen, als wäre die Sache etwas Belangloses, was ihr jedoch nicht ganz gelang. »Achso … isch ‘ab gese‘en, dass du da liest und wollte disch fragen, was für Bücher es sind. Aber isch wollte disch nischt stören, und du bist dann immer gegangen, ehe isch fragen konnte.« Sie wirkte ein wenig … unsicher, als sie das sagte. Als wäre es aufgesetzt.
»Und warum bist du dann weggelaufen, als ich dich bemerkt habe?«, fragte ich und machte eine entsprechende, verständnislose Geste.
Darauf antwortete sie nichts. Sie schien in Verlegenheit geraten zu sein, wich meinem Blick aus und wusste offenbar nicht, was sie sagen sollte.
»Warum läufst du mir nach?«, fuhr ich in ihr Schweigen hinein fort, »warum setzt du dich beim Frühstück immer neben mich? Warum sprichst du mich bei jeder Gelegenheit aus irgendeinem fadenscheinigen Grund an? Warum –«
»Weil isch disch interessant finde, mon dieu!«, unterbrach sie mich verärgert und hob schwungvoll die Hände, um dann trotzig die Arme vor der Brust zu verschränken und den Kopf über meine Fragerei zu schütteln. Ihre Antwort kam überraschend, und im ersten Moment fiel mir nichts anderes darauf ein, als zu schweigen und sie einfach nur unschlüssig anzusehen. Dann sagte ich, ohne weiter nachzudenken, das erste, was mir einfiel, und zugleich das einzige, was vollkommen der Wahrheit entsprach:
»Ich dich auch.«


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung