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Fanfiction

Alice Leech und das tickende Herz - Über Bücher und Familien

von Tequi

Als sie am Bahnsteig 9 ¾ ankamen, war es bereits kurz vor elf, so blieb nur Zeit für eine schnelle Umarmung. Alice war das nur recht so, sie war schon gespannt darauf zu sehen, was ihre Freundinnen von ihrer Entdeckung halten würden. Sie fand die drei in einem Abteil am Ende des Zuges. Alle hatten sie wieder ihre Hogwartsumhänge an und spielten Zauberschach. Alice ließ sich auf einen der freien Plätze fallen und sah ihnen eine Weile lang zu.
Als sie London hinter sich gelassen hatten hielt sie es nicht mehr aus. Triumphierend nahm sie das tickende Herz aus ihrer Tasche und hielt es in die Höhe: „Meine Lieben, darf ich euch das Ticken des Überfalls präsentieren?“ Die anderen Drei sahen sie verwundert an. Fiona war mal wieder die erste, die die passenden Worte fand: „Wo hast du das denn auf einmal her?“ „Naja“, Alice zuckte betont lässig mit den Schultern, „also mein Vater hat es mir bei meinem Besuch in der Winkelgasse geschenkt. Ich hatte es total vergessen, bis meine Schwester mich daran erinnert hat. Also nicht wirklich, sie hat mir nur etwas erzählt und dass hat mich dann daran erinnert.“ Lily sah sie verwundert an: „Heißt dass, das Ticken warst du? Das hat also nichts mit dem Fremden zu tun?“ Jetzt schüttelte Alice den Kopf: „Nee, das Herz, also so habe ich es genannt“, fügte sie auf die verwunderten Gesichter der anderen hinzu, „also das Herz war die ganze Zeit in meinem Koffer. Es muss mehrere von solchen Dingern geben.“ „Was genau ist das eigentlich?“, meldete sich nun wieder Fiona zu Wort. „Mein Vater hat gesagt, es funktioniert so ähnlich, wie ein Denkarium. Man kann es benützen, um einen klaren Kopf zu bekommen.“ Fiona runzelte die Stirn, doch dieses Mal war es Liv, die antwortete: „Wie ein Denkarium sagst du? In einem Denkarium kann man bereits vergangene Ereignisse noch einmal betrachten, solange man die Erinnerung daran hat. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es die eigene oder eine fremde Erinnerung ist. Solche Gegenstände sind überaus selten und ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was du da in der Hand hast, Alice, ein Minidenkarium oder so etwas in der Art ist, denn Denkarien funktionieren über Erinnerungsfäden und ich kann weder Erinnerungsfäden noch Platz für solche erkennen. Darf ich mal?“ Bei den letzten Worten nahm sie das Herz aus Alices Hand und betrachtete es kritisch. „Und, spürst du es?“, Alice beobachtet Liv aufgeregt doch diese schüttelte nur verwundert den Kopf: „Was soll ich spüren?“
Die restliche Fahrt wurde der Gegenstand herumgereicht, doch nur Lily spürte die Wärme. Die Zwillinge waren darüber mehr als ärgerlich und überlegten, ob man dafür aus einer Zaubererfamilie kommen müsse.
Als sie in Hogwarts ankamen, blieb ihnen der Atem stehen. Das Schloss sah wie verzaubert aus. Über die Weihnachtsferien hatte es geschneit und so wirkte das ganze nun vielmehr wie das Schloss einer Eisprinzessin als wie eine Schule. Dennoch, die vielen erleuchteten Fenster strahlten Wärme und Geborgenheit aus.
Davon war in den nächsten Wochen allerdings nicht viel zu spüren. Nicht nur der Unterricht wurde immer anspruchsvoller, auch die Kälte machte sich bemerkbar und zerrte an den Nerven aller, Schüler und Lehrer. Die Kerzen gaben lange nicht so war wie die Heizungen, die die Muggel benutzten und dass die Mauern des Schlosses aus kaltem Stein gebaut waren, half auch nicht gerade weiter. Besonders in Zaubertränke, was in den Kerkern unterrichtet wurde, war es unerträglich. So wurde Zaubertränke schnell zu einem sehr unbeliebten Fach, auch wenn Professor Wilson versuchte dagegen anzukämpfen. Die einzige, die noch immer Spaß daran zu haben schien, war Fiona.
Ein Lichtblick war das Kaffeetrinken bei Hagrid. Hagrid war freundlich und hatte nicht das Geringste dagegen, dass Lily zu ihrer Verabredung noch drei Freunde mitbrachte. Sie bekamen selbstgebackene Kekse, von denen Alice aber nur aus Höflichkeit nahm, denn sie schmeckten nicht gerade gut und waren unmöglich zu kauen. Dafür war der Tee, den er ihnen servierte mehr als vortrefflich. Bei der Kälte tat es gut, die warmen Tassen einfach nur in der Hand zu halten. Hagrid erzählte ihnen viel von Lilys Vater, der ein guter Freund war. Sie erfuhren, dass der berühmte Harry Potter zu seiner Schulzeit auch oft in Schwierigkeiten geraten war und dass er bei seiner ersten Strafarbeit mit Hagrid in den Verbotenen Wald musste. Doch das war offensichtlich nicht das einzige Mal. Lily hörte mit großen Augen zu. Manche Geschichten kannte sie bereits, doch besonders die vielen Missetaten ihres Vaters hatte ihr niemand erzählt. Der Nachmittag verging viel zu schnell nach Alices Geschmack, doch als sie gingen, lud Hagrid sie ein, in zwei Wochen wiederzukommen. Die Vier nahmen die Einladung dankend an.
So verging der Winter. Jane hatte ihr erstes Quidditchspiel gegen Hufflepuff, welches sie mit grandiosen 170 Punkten Vorsprung gewannen.
Als der Schnee zu schmelzen begann, war die Aufregung über das Herz längst wieder vergessen. Stattdessen spukte etwas anderes in ihren Gedanken herum. In Verteidigung gegen die dunklen Künste würden sie sich bald mit dem Streit zwischen Griffendor und Slytherin und der daraus resultierenden Kammer des Schreckens befassen. Davor sollten sie sich allerdings mit den Gründern als Personen beschäftigen.
So verbrachten die Vier ihre Freizeit von nun an in der Bibliothek und lasen in dicken Büchern über die vier Gründer von Hogwarts. An einem Donnerstagabend, die Vier hatten gerade beschlossen, für heute Schluss zu machen, lasen sie es. Liv stieß ganz zufällig darauf: „Hey, kommt mal her, das müsst ihr euch anhören: `Die vier Gründer von Hogwarts gelten als die bedeutendsten Zauberer ihrer Zeit, weswegen sie sich zusammensetzen, um eine Schule für Zauberei zu Gründen. Den wenigsten Zauberern ist allerdings bekannt, dass sich die vier Gründer schon wesentlich länger regelmäßig trafen, um sich über Magie auszutauschen. Gerade Griffendor und Slytherin, die heutzutage vielerorts als Erzfeinde gesehen werden, waren sehr gute Freunde, die schon von klein auf miteinander zu zaubern vermochten. Diese Tradition behielten sie auch im Erwachsenenalter bei. Bei eben diesen Treffen sollen viele magische Artefakte ihren Ursprung gefunden haben. So wird der erste Zeitumkehrer auf sie zurückgeführt oder auch der mächtige Drachenstein. Ein Artefakt, um welches sich noch heute viele Mythen ranken, sind die zwei sogenannten brüderlichen Gedankenfänger, kleine Gegenstände aus Elfenglas, die in purem Gold gebunden sind. Darin eingeschlossen sollen sich mächtige Erinnerungen befinden. Der Sage nach heißt es, wenn man die beiden Gedankenfänger aus freiem Willen verbindet, so öffnet sich das Tor zum Wissen über das sonst kein Anderer verfügen mag. Als Zeichen wahrer Freundschaft haben die beiden mächtigen Zauberer diese wertvollen Schlüssel mit einem Zauber belegt, aus dem nur sie, sollten sie in Freundschaft verspüren, das Tor zu öffnen, dazu in der Lage wären. Doch bevor es dazu kommen konnte, folgte der große Streit der beiden mächtigen Zauberer (Abs. 3). So ist und bleibt das Tor zum Wissen bis heute verschlossen´. Das ist das Herz, alles passt!“ Liv sah ihre Freundinnen mit glühenden Wangen an. Die waren sprachlos. „Aber das heißt, dann besitze ich ein wahres Unikat, es ist vermutlich unersetzbar und enthält… Erinnerungen.“, Alice sah die anderen aufgeregt an. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie schon die ganze Zeit beobachtet wurden.
An diesem Abend wurde das tickende Herz zum ersten Mal seit langem wieder aus Alices Koffer genommen und herumgereicht. Jetzt allerdings wesentlich behutsamer, als zuvor. „Warum können nur Lily und Alice die Wärme und das Ticken spüren?“, Fiona sah ihre Schwester fast trotzig an. Diese blätterte verzweifelt in dem Buch und schüttelte dann den Kopf: „Hier steht nur das drin, war ich euch vorgelesen habe. Aber ich habe einen Verdacht.“ „Na los, sag schon!“, kam es von den anderen drei wie aus einem Mund. „Also“, fuhr Liv mit leicht bebender Stimme fort, „In dem Buch heißt es doch: nur sie können das Tor zum Wissen öffnen, ein Zauber besiegelt das. Was ist, wenn mit dem `nur sie´ Blut gemeint ist. In allen, in denen das Blut der Gründer fließt, ist die Möglichkeit, das Tor zu öffnen, lebendig.“ Erwartungsvoll sah Liv die anderen an. Diese brauchten eine Weile um die Neuigkeiten zu verarbeiten. „Aber das hieße, dass Alice und ich…“, Lilys Stimme versagte beinahe. „Ja, es passt“, ergänzte Alice aufgeregt, „deswegen spüren nur wir die Wärme. Ihr stammt von Muggeln ab, bei euch kann es also nicht in der Verwandtschaft liegen.“ „Was?“, Fiona sah verwirrt vom einen zum anderen. „Lily und Alice müssen direkte Nachfahren von Godric Griffendor sein.“, legte Liv nun die Tatsachen dar. Als auch Fiona die Neuigkeiten durchschaut hatte, wurde sie von der Aufregung der anderen mitgerissen: „Das heißt, wenn wir das zweite Gedankendings haben, können wir ein Tor zu unendlichem Wissen öffnen? Nun ja, Geld wäre mir lieber, aber vielleicht wird man ja dadurch auch schlau. Man, glaubt ihr, dass Ticken, das Alice gehört hat, war das Gegenstück zu deinem Ball? Dann müssen wir es unbedingt finden!“ „Oder verhindern, dass es uns findet“, fuhr Alice nachdenklich fort. Ihr war gerade ein schrecklicher Gedanke gekommen, „was, wenn der Überfall damals geplant war. Wenn ich bewusst das Opfer sein sollte. Vielleicht hat der, wer auch immer mich entführen wollte, mitbekommen, dass ich den zweiten Gedankenflüsterer habe und ihn vermutlich auch benützen könnte?“ „Du meinst, dein Vater hat dich überfallen? Müsstest du sein Gesicht nicht gut genug kennen, um es zu erkennen, auch wenn es dunkel ist?“, Fiona grinste Alice frech an.
Doch der Gedanke wollte Alice nicht mehr aus dem Kopf. Sie war sich sicher, dass sie Recht hatte. Doch noch viel öfter als ihr eigener dachte sie an Livs letzten Satz an diesem Abend: „Das will ich lieber nicht hoffen. Denn wenn er dich entführen will, dann hieße das, er hätte auch einen Nachkommen Slytherins in seiner Gewalt, wenn er es nicht sogar selbst ist. Und nach allem was ich gelesen habe, will ich das lieber nicht hoffen. Der angeblich letzte Nachfahre Slytherins hat zur Zeit unserer Eltern einen schrecklichen Krieg geführt und unzählige Leid über die Menschen gebracht. Lasst uns hoffen, dass Lord Voldemort der letzte seiner Sippe war.“
Sie hatten beschlossen, keinen Lehrer nach einem möglichen Nachkommen von Slytherin zu fragen und auch vor Professor Pommeroy wollten sie ihre Entdeckung geheim halten. Für das Projekt hatten sie auch genügend andere Informationen gesammelt. Dennoch verbrachten sie Nachmittag um Nachmittag in der Bibliothek. Währen Liv und Fiona nach weiteren Informationen über das Herz suchten, blätterten Lily und Alice in Aufzeichnungen über alte Familienstammbäume. Doch finden konnten sie nichts.
An einem dieser Nachmittage war auch Jane in der Bibliothek. Das war nichts Ungewöhnliches. Jane war nicht selten hier doch Alice fiel auf, dass sie von Mal zu Mal bedrückter wirkte. Heute schien es ihr besonders schlecht zu gehen. Alice fragte sich gerade, ob sie mal mit ihr reden solle, als Jane von selbst auf sie zukam: „Alice, ich muss mit dir reden, es ist wichtig. Ich halte es keinen Tag länger aus.“ Alice sah ihre Schwester bestürzt an. Was war so Schlimmes vorgefallen, dass sie es nicht mehr aushielt. Jane bedeutete Alice ihr zu folgen. Sie liefen ein wenig im Schloss umher. An einem schöneren Tag wären sie vermutlich nach draußen gegangen, da konnte man sich am ungestörtesten unterhalten, doch es regnete ich Strömen. Jane führte die Beiden über unzählige Umwege in den siebten Stock. Dort befand sich eine winzige Tür. Jane zog sie ohne zu zögern auf und betrat gefolgt von ihrer jüngeren Schwester einen kleinen aber sehr gemütlichen Raum. An den Wänden standen sehr gemütliche Sessel und in der Mitte ein Tisch, auf dem bereits zwei Tassen Heiße Schokolade auf sie zu warten schien. Daneben lag Janes Tagebuch, oder vielmehr das Buch, dass Jane in dem Verließ ihrer Eltern gefunden hatte.
Hinter Alice schlug die Tür zu. Sie sah sich verwundet um: „Wo sind wir hier?“ „Der Raum heißt `Der Raum der Wünsche´. Das Ganze ist ein wenig komplizierter, aber im Grunde taucht er immer dann auf, wenn du ihn benötigst und nimmt jede beliebige Form an.“ „Und spendiert einem heiße Schokolade?“, Alice deutete witzelnd auf die zwei Tassen. Jane schien aber nicht zum Scherzen aufgelegt. Sie schüttelte den Kopf und setzte sich: „Nein, Essen kann er nicht herbeizaubern, das hab ich hier hergebracht. Ich muss mit dir reden und wusste nicht, wie ich am besten anfangen soll.“ „Am besten frei heraus“, auch Alice ließ sich nieder. „Gut“, Jane räusperte sich, „also wie schon gesagt, es geht um das Tagebuch, dass ich im Verließ gefunden habe. Ich hatte es immer noch in der Hand, als wir zurückgefahren sind und da habe ich gedacht, es kann ja nicht schaden, wenn ich ein wenig darin lese. Ich hätte natürlich sofort aufgehört, wenn es zu privat geworden wäre.“ Jane lief rot an. Alice vermutete, dass sie zuvor noch nie etwas getan hatte, was auch nur annähernd so verboten war. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch Jane hatte dafür keinen Blick übrig. Sie war damit beschäftigt, auf das Tagebuch, das vor ihr lag zu starren. Nach einer Weile griff sie zögernd danach und schlug es auf. Die Seite war mit einem Lesezeichen versehen. Alice beugte sich neugierig zu ihr hinüber, aber Jane bedeckte das Buch mit ihren Händen, so dass Alice nicht mitlesen konnte. „Also, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wusste nicht einmal, ob ich es dir überhaupt sagen soll, aber wenn ich es nicht tue, wirst du mir das ewig vorhalten.“, Jane nahm Alices Hand in ihre, „das Tagebuch ist über dich und ... deine Familie.“ Alice sah ihre Schwester verwundert an, doch etwas in ihrem Magen begann sich zu drehen. Ihre Familie? „Hmhm“, Jane räusperte sich und fuhr mit der freien Hand über die Seiten des Tagebuchs, „willst du mehr erfahren?“.
Die Blicke der Schwestern trafen sich, in beiden Augenpaaren lag Angst, Angst, die Wahrheit zu erfahren. Dann nickte Alice, sie wusste nicht, wieso. Jane begann zu lesen: „7. November 2008; Mein süßes Mädchen, so unschuldig, so zart. Ich will dich nicht verlassen. Du bist mein ein und alles. Warum habe ich nicht geschwiegen. Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen. Jetzt ist es zu spät. Du bist in Gefahr, mein Engel, aber ich kann dir nicht helfen. Was soll ich nur machen? Ich muss dich weggeben, doch das bricht mir das Herz. Es ist die einzige Möglichkeit.“, Jane verstummte. Über ihre Wangen liefen Tränen, die sanft auf die alten Seiten tropften, die vor zehn Jahren mit den traurigen Erinnerungen gefüllt worden waren. „Was, was bedeutet das? Und warum, was ist, also ich?“, auch Alice weinte, doch sie wusste nicht, warum. Sie konnte sich aus all dem keinen Reim machen. Dennoch, die Zeilen waren gefüllt mit unendlicher Trauer, Trauer das eigene Kind verlassen zu müssen. Vor zehn Jahren war es geschrieben worden.
Plötzlich begannen Alices Beine zu zittern: „Bitte, Jane, was bedeutet das, wer ist die Mutter?“ „Es ist deine Mutter, meine Kleine“, Jane sah ihre Schwester unendlich traurig an. Und da begriff Alice. Das Mädchen das hier saß, war nicht ihre Schwester, nein es war eine Fremde, mit der sie die letzten zehn Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Das konnte nicht stimmen, es durfte nicht stimmen. Sie warf einen Blick auf das Tagebuch. „Bist, bist du dir sicher?“, Alices Stimmer überschlug sich. Jetzt begann auch sie zu weinen. Und da nickte Jane.
Die nächsten Stunden vergingen für die beiden Mädchen wie in Trance. Sie lagen noch lange in dem Raum. Jane versuchte Alice zu trösten, doch auch sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Wie sie in das Büro des Schulleiters gekommen waren, daran konnte sich keine der Beiden mehr erinnern. Doch plötzlich loderte ein Kamin im Feuer und da waren sie, die Eltern der beiden. Die Mutter lief sofort auf Alice zu, das Tagebuch war in Janes Händen zu sehen. Oh wie verfluchte sie dieses Buch, doch sie wusste immer, es war nicht recht, es zu verbrennen. Es war ein Teil von Alice, ihrer Tochter.
Die Familie lag sich lange in den Armen und weinte. Es war schon weit nach Mitternacht, als Alice die Frage aussprach, vor der es den Eltern so viele Jahre gegraut hatte: „Ihr seid nicht meine Familie, oder?“ Langsam schüttelte die Mutter den Kopf, doch es war der Vater, der antwortet: „Wir sind vielleicht nicht deine biologischen Verwandten, doch wir lieben dich, für uns bist du genau wie Jane, unsere Tochter.“ „Wer waren meine Eltern?“, Alice fühlte sich so schwach und verloren.
Die Eltern warfen sich einen verzweifelten Blick zu, doch es war an der Zeit, die Wahrheit zu sagen: „Ester war eine gute Schulfreundin von mir. Wir haben damals alles gemeinsam gemacht. Auch als wir älter wurden und die Schule hinter uns hatten, haben wir uns noch fast täglich gesehen. Sie war meine Brautjungfer und die Erste, die außer eurem“, sie schwieg einen kurzen Augenblick, „eurem Vater und mir Jane nach der Geburt in ihrem Arm gehalten hatte. Doch dann wurde unser Kontakt immer schwächer. Es waren gerade mal ein paar Jahre seit dem schrecklichen Kampf gegen Lord Voldemort vergangen und hier und da gab es sie noch, seine alten Anhänger. Eines Abends kam Ester zu mir und erzählte mir von ihm. Er war einer von ihnen. Schon sein Vater hatte Lord Voldemort gedient und seine ganze Familie war in Slytherin gewesen. Er war böse, das wusste ich. Ich haben Ester davon abgeraten, sich weiter mit ihm zu treffen. Das war unser erster richtiger Streit. Danach habe ich sie zwei Jahre lang nicht gesehen. Und dann, es war Weihnachten, ich weiß noch, wie unser Baum mit den Lichtern so viel Wärme ausgestrahlt hatte, da stand sie vor meiner Tür. Nur mit einem einfachen Umhang bekleidet und einem Bündel unter dem Arm. Das Bündel warst du, Alice.“ Sie verstummte und Alice spürte einen Schlag in ihrem Bauch. Es war, als würde die Wahrheit auf sie einbügeln und nicht locker lassen, ehe sie jeden Tropfen davon aufgenommen hatte. Das konnte nicht wahr sein. Sie wollte es nicht glauben, sie hatte doch einen Familie. Alice spürte, wie die Blicke der Eltern und ihrer Schwester sie musterten. „Soll ich weiterreden?“, die Mutter betrachtete ihre Tochter verunsichert, doch Alice nickte nur. Wenn sie es schon erfuhr, dann auch die ganze Geschichte. „Ester gab mir ihr kleines Baby und sagte, ich solle gut auf es aufpassen. Es sei ein Mädchen und sein Name ist Alice. Sie würde es keinem anvertrauen, den sie weniger gut kannte als mich. Dann gab sie mit ihr Tagebuch und gestand mir, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Sie habe in die falschen Menschen ihre Hoffnung und Träume gesetzt und das würde sich jetzt auszahlen. Ich wusste schon immer, dass Ester eine starke Verbindung mit Griffendor hatte, schon zu unserer Schulzeit. Doch in dieser Nacht erfuhr ich das erstem Mal, wieso: Sie war eine direkte Nachfahrin von Godric Griffendor. Die andere Seite, wie Ester es nannte, wusste davon und wollte es zu ihren Gunsten nützen. Wenn sie ihr Kind in die Hände bekommen würden, dann wäre alles aus. Denn es war stärker mit Hogwarts verbunden, als alle, die sie kannte. Nach dieser Nacht habe ich sie nie wieder gesehen. Das Tagebuch ist für dich, Alice, um sie zu verstehen. Und noch etwas hat sie uns damals gegeben. Dein Vater gab es dir in Gringotts, es ist ein Erbstück, dass schon seit Jahrhunderten in der Familie deiner Mutter ist.“
Die Stille war unheimlich. Keiner wusste, was er sagen sollte. Alice sah ihre Eltern an: „Wer ist mein Vater?“ Sie wollte die Antwort eigentlich nicht hören, denn es war jemand böses, da war sie sich sicher. Sie war also die Tochter der besten Freundin ihrer Mutter und einem Anhänger Voldemorts. Ihr Vater schüttelte den Kopf: „Wir wissen es nicht, wir haben das Tagebuch nie gelesen, aber du bist meine Tochter, ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern.“ Dann fiel sein Blick auf Jane, die nur stumm zugehört hatte. „Weißt du mehr?“, Jane schüttelte den Kopf: „nein, es wird nur von ihm gesprochen, einmal nennt sie ihn Lenny, aber ich weiß nicht, ob das sein wichtiger Name ist.“ Da kamen Alice wieder die Tränen. Warum musste das ausgerechnet ihr passieren. Was hatte sie getan, dass ihr Leben so einen Wendung nehmen musste. Sie wollte es nicht wahrhaben.
Die nächste Woche bekam Alice schulfrei. Sie durfte mit ihren Eltern nach Hause fahren und sich ausruhen. Die Zeit nützte sie, um in Esters Tagebuch zu lesen. Die fremde Frau als ihre Mutter anzusehen, das weigerte sie sich.
Je mehr sie in dem Tagebuch las, desto mehr verstand sie. Über die Gefühle ihrer leiblichen Mutter und warum sie sich damals überhaupt verliebt hatte. Er hatte ihr geschmeichelt. Es war das erste Mal gewesen, dass Ester und nicht ihre beste Freundin im Mittelpunkt gestanden hatte. Doch die Liebe war nicht von langer Dauer. Bald schon hatte Ester verstanden, dass ihr Freund nicht aus eigener Hand sondern für seinen machtsüchtigen Bruder gehandelt hatte. Als sie ihm erzählt hatte, dass sie ein Kind erwartete, da hatte Ester es gespürt: Reue. Er war es gewesen, der Ester geraten hatte, das Kind, ihr Kind wegzugeben, um es zu schützen.
Die Lektüre linderte zwar nicht ihren Schmerz, doch Alice fand etwas anderes darin. Neue Hinweise zu dem Rätsel, dass sie mit ihren Freunden zu lösen versuchte. Das Herz wurde ein, zwei Mal ganz beiläufig erwähnt. Wie Esters Geliebter darauf reagiert hatte und dass er sie angeschrien hatte, als Ester es ihm nicht überlassen wollte. Alices leibliche Mutter schien nicht gewusst zu haben, was es mit dem Herz auf sich hatte, doch hergeben wollte es sie nicht.
Als es für Alice Zeit war, ins Schloss zurück zu kehren, hatte sie mehrere Entschlüsse gefasst. Zum einen wollte sie die fremden Menschen aus dem Tagebuch nicht als ihre Eltern ansehen. Sie hatte eine Familie und daran würde sich nichts ändern. Aber dennoch wollte sie dem Herz auf die Spur kommen. Ester hatte mehrfach geschrieben, dass ihr Geliebter sehr erschrocken war, als er von dem Kind erfahren hatte. Er schien etwas zu wissen, weswegen sie, Alice schon damals in Gefahr war und daran schien sich offenbar bis heute nichts geändert zu haben. Sie wusste nicht wieso, doch in diesem Augenblick tauchte das Narbengesicht von ihrem inneren Auge auf. Er wusste, wer sie war. Es war kein Zufall gewesen, dass er zuerst in der Winkelgasse und dann in Hogwarts aufgetaucht war. Und er wollte etwas von ihr: den Schlüssel für unendliches Wissen. Wenn sie wirklich eine Nachfahrin Griffendors war, dann könnte sie das Tor mit einem Nachfahre Slytherins öffnen. Deswegen war sie in Gefahr, denn wenn sie den Schlüssel nicht freiwillig anfassen wollte, dann würde man sie dazu bringen und genügend Druckmittel hatte man ja. Sie hatte Menschen, die sie liebte. Da verstand sie auch, warum sie bei ihrer Mutter in Gefahr gewesen wäre: Sie wäre das Druckmittel für ihre Mutter geworden.


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Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Klaus Fritz