von queenie
Vorbereitungen und ein gelungenes Geschäft
Heute war der zweite Ferientag. Ich agierte schnell, musste schnell sein, da die Zeitleisten der Pläne, die ich die letzten drei Wochen nach dem Turnier ausgearbeitet hatte, eng gestrickt waren. Als der Zug in Kings Cross hielt verabschiedete ich mich rasch mit einer Umarmung von Harry und Ron und begrüßte mit einem strahlenden Lächeln meine Eltern. Ja, strahlendes Lächeln! Ich wäre nie und nimmer so dumm meinen Eltern die Wahrheit über die magische Welt zu erzählen. Diese wären absolut entsetzt, in was für einer düsteren, gefährlichen Welt ihre Tochter lebte. Für sie war die magische Welt einfach nur spannend und faszinierend bunt und fröhlich, die Diagon Alley eben. Diese Einkaufsstraße war das Einzige was sie kannten und von mir würden sie nie etwas anderes erfahren. So fuhren wir nach der kurzen Begrüßung auch schon schnell nach Hause und ich würde beginnen meine Pläne in die Tat umzusetzen.
„Schön wieder daheim zu sein. Mum, Dad ich habe euch vermisst!", erklärte ich freudig, als wir unser Stadthaus betraten.
„Und wir dich erst, Schatz!", sagte Mum und zog mich im Foyer noch einmal in eine Umarmung.
„Und habt ihr heute noch was geplant?", fragte ich gespannt und lächelte die beiden an.
„Nein, nichts Großes! Später ein schönes Abendessen und du... erzählst uns die spannendsten Neuigkeiten vom letzten Jahr!", sagte mein Vater interessiert.
„Hmm, ja klar. Aber vorher möchte ich noch schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen, in der Drogerie und so…, da sind mir in Hogwarts ein paar Sachen ausgegangen", meinte ich erklärend.
„Möchtest du, dass ich mitkomme, Liebes?", fragte Mum bemüht.
„Nein, lass mal. Ich freue mich viel zu sehr auf das Abendessen, da will dich nicht davon abhalten es vorzubereiten", lehnte ich ab und schenkte meiner Mutter ein vorfreudiges Lächeln.
Dad zückte währenddessen seinen Geldbeutel, reichte mir mit einem verschmitzten Lächeln 100 Pfund und meinte mit einem nachsichtigen Gesichtsausdruck: "Na dann viel Vergnügen und komm nicht zu spät!"
„Danke, bis gleich", wandte ich mich schnell zur Haustüre, schenkte meinen Eltern noch ein dankbares Lächeln und verließ das Haus wieder. Ich hatte es nicht weit bis zum Geschäft, schnell lief ich hinein und nahm einen Einkaufswagen. Es gab da einiges was ich brauchte.
Als erstes, stand ich leicht verzweifelt vor der riesigen Auswahl an Make-up. Ich kaufte alles vom Puder, über Concealer, bis zum Lidschatten, Lidstrich, Wimperntusche, Lippenstift einfach alles und weiter ging's zum Nagellack und … Ja, das war schwerer, meine Haare färben wollte und konnte ich nicht, aber ich brauchte für das was ich noch vorhatte andere Haare, Punkt. Also eine Inspiration musste her, eine Perücke wäre viel zu teuer. Also, was bot dieser Shop, und dann sah ich es, Haarteile. Da gab es ein schwarzes Haarband, welches man über den Kopf zog und an diesem Haarband waren Haare angebracht. Perfekt, wenn ich das Band bis in die Stirn zog und meine Haare zu einem straffen Dutt band, würde keiner mehr sehen, dass sie nicht dunkelblond und glatt waren.
Am nächsten Abend stand ich da, stark geschminkt und mit dem unechten Haarteil bestückt. Man würde mich heute nicht als Hermione Granger erkennen können, da ich mit mir so gar keine Ähnlichkeit mehr hatte. Auch wirkte ich viel älter, nicht wie 15, sondern mindestens wie 19. So würde es keine blöden Fragen geben. Ich hatte gewartet bis Mum und Dad ins Bett gegangen waren und tief und fest schliefen. Was nicht allzu lange gedauert hatte und wenig verwunderlich war, da ich ihnen zu ihrem abendlichen Glas Rotwein, je einen Tropfen Schlaftrank mit hinein getan hatte, schockierend, die böse Hermione hatte ihre Eltern schlafen gelegt. Mir entwich in Gedanken daran ein fieses Kichern, aber so war ich nun einmal, auf alles vorbereitet und meine Pläne waren immer gut ausgearbeitet. So musste ich mir keine unnötigen Gedanken darüber machen, ob meine Eltern bemerkten, dass ihre Tochter über Nacht ausgeflogen war.
Gut, jetzt stellen sich bestimmt einige die Frage: Was zum Teufel macht die hier? Das werdet ihr jetzt sehen, denn ich war nämlich gerade am Ziel angekommen.
Ich stand vor einer Ladentür, ähnlich der von Borgin & Burkes. Durch das Schaufenster konnte man weiter hinten im Laden Licht schimmern sehen. Auf dem schiefhängenden Ladenschild stand „Dark and Hell Wand"! Ich war sehr froh bei meinen Recherchen herausgefunden zu haben, dass dieses Geschäft immer Mittwochs auch von 23 Uhr bis 1 Uhr aufhatte, für die nicht ganz so legalen Transaktionen, denn Untertags wäre alles doppelt so schwer für mich geworden.
Einmal tief durchatmend, gerade und vor allem selbstsichere Haltung annehmend stieß ich die Tür entschlossen auf und trat mit selbstbewussten Schritten in einen dunklen, nicht besonders sauberen Laden, in dem es leicht muffig, nach moderigem Holz, roch. Hier und dort hingen in den Ecken Spinnweben. Hinten, wo die Laterne etwas Licht spendete, stand ein unsympathisch aussehender, älterer Mann, so um die 60, mit lehmfarbenen, langen, ungewaschen aussehenden Haaren und sah mir misstrauisch entgegen.
„Was kann ich für Sie tun Mrs…?", quakte mir seine schlecht geölte Stimme entgegen.
Ich versuchte in einem möglichst kühlen Ton zu antworten: „Was denken Sie weswegen ich hier bin?"
„Ich weiß nicht, sagen Sie es mir?", antwortete er gekonnt mit einer Gegenfrage. Er beäugte mich misstrauisch von oben bis unten und versuchte unter meine Kapuze zu sehen. Die Angst, dass ich ein Auror sein könnte stand ihm ins Gesicht geschrieben, also schlug ich sie zurück. Er durfte mich ruhig anschauen, weil ich sehen musste wie gut meine Verkleidung war. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, denn eine Verteidigung hatte ich noch nicht, nur meinen Zauberstab, der in meiner Robe steckte. Diesen Stab durfte ich aber nur im absoluten Notfall zur Verteidigung verwenden, wenn ich keinen Ärger mit dem Ministerium bekommen wollte, denn aufgrund ihres bekloppten Gesetzes zur Beschränkung der Zauberei Minderjähriger, deren Gruppe ich zu meinem Leidwesen noch angehörte, war es mir untersagt einfach so zu zaubern. Nun, nachdem ich die Kapuze abgelegt hatte, starrte er mich an, nahm meine Erscheinung gierig in sich auf. Man konnte fast aus seinem Mund die Sabberfäden tropfen sehen, dem musste ich schnell entgegen wirken! Mein Gesicht nahm einen kalten, bösen Ausdruck an, ließ aber ansonsten keine Regung zu. Außerdem nahm eine sehr viel geradere Haltung an, nur nicht nervös wirken, sagte ich mir in einem Mantra vor, obwohl mein Herz immer schneller schlug, so dass ich auch mein Haupt arrogant erhoben hielt.
„Ich hab nicht ewig Zeit, denn meine Zeit ist kostbar! ", schnarrte ich in bester Malfoy Manier. Vier Jahre Draco Malfoy mussten für etwas gut sein und wenn nur, um mir abzuschauen wie ein Reinblut mit seinen Mitmenschen umging.
„Können Sie mir nun helfen, oder wollen Sie mein Geld nicht?", sagte ich schneidend und beugte mich ein bisschen provokant über den Tresen, drohend in meiner ganzen Haltung.
„Ich, ich… natürlich Madam, was genau suchen Sie? ", stotterte er quakend und hielt sich geduckt, anscheinend wirkte es und dies ließ mich doch etwas aufatmen.
„In Zeiten wie diesen…, möchte ich… noch einen Zweiten...", sagte ich geheimnisvoll zweideutig und schaute den Mann aus zusammengekniffenen Augen abwartend an. Nicht zu viel sagen war die Devise. Ja, so langsam fand ich den richtigen Umgangston, zum Glück lernte ich schnell.
„Oh. Ich verstehe, natürlich Mrs…? Aber natürlich kann ich Ihnen da behilflich sein. Wenn ich kurz dürfte…?", fragte er unterwürfig, mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich glaube er kam zu der Überzeugung, dass ich zu jung war um ein Auror zu sein. Er öffnete seine Hand und entließ daraus ein Maßband, welches in der Luft schwebte und sich selbständig entrollte. Und schon vermaß es mich, an meiner rechten Hand, meinen Arm, genau wie damals bei Olivanders. Dann begab sich der alte Mann schlurfend in der abgetragenen, dunkelblauen Robe in den hinteren Raum und kam nach kurzer Zeit mit fünf Schachteln heraus. Nun begann das Testen und Suchen. Damals, mit elf, hatte es gut eine halbe Stunde gedauert bis ich endlich meinen ersten Zauberstab, Weinrebenholz mit Drachenherzfaser, in Händen gehalten hatte, heute hingegen klappte es schon beim dritten Versuch.
Ich war perplex, dass es hier so schnell ging, versuchte aber keine überraschte Gefühlsregung zu zeigen. Mein Gesicht spiegelte eine reglose Maske, als ich den Zauberstab schwang. Ich spürte augenblicklich ein starkes, magisches Kribbeln in meinen Fingerspitzen und schon brach ein Strauß schwarzer Rosen hervor, die auf dem Tisch zum Liegen kamen. Ja, ich hatte meinen neuen Zauberstab gefunden! Ein Lächeln glitt über die verlebten Gesichtszüge des Verkäufers und entblößten dabei stummelige, gelbe Zähne. Einer Zahnarzttochter, wie ich es war, liefen bei dem Anblick kalte Schauer den Rücken hinunter.
„Meine Dame, wie es scheint hat die Suche schon ein Ende. Ein guter Stab, der Sie ausgesucht hat. Weißdornbirke mit Thestralschweif. Ein sehr schönes Stück, aber selten. Es gibt nicht viele Zauberstäbe, die aus hellem, weißem Holz gefertigt werden!", sagte er mehr als einschmeichelnd und schaute recht stolz dabei aus.
„Wie meinen Sie das…?", fragte ich recht barsch, denn das interessierte mich schon.
„Nun ja, solches Holz ist sehr eigen, sehr mächtig, nur wenige kommen damit zurecht, also nicht wirklich kommerziell geeignet, deswegen werden Sie nie so etwas bei Olivanders sehen, auch ist der Inhalt eines solchen Holzes meist eher dunkel angehaucht!", ein fieses Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er dies sagte: „Da es in Verbindung mit hellem Material, wie zum Beispiel Einhornhaar, nicht harmoniert. Nie, verstehen Sie!" Jetzt nuschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart: „Wirklich sehr interessant, dass so ein seltenes Stück in die Hände einer so jungen Frau wandert." Seine Augen blickten mir sehr verschlagen entgegen. Jetzt war der Zeitpunkt für einen geordneten Rückzug, wie ich befand.
„Wie viel schulde ich Ihnen?", fragte ich daher schnell, um weitere Fragen zu unterdrücken.
„Ach, was, wie? Ach so ja… für Sie 30 Galleonen!", sagte der schmierige Mann mit einer angedeuteten Verbeugung und einem anzüglichen Lächeln. Mir entwich ein zynisches Schnauben, aber gut, ich würde nicht feilschen. So etwas war unter meiner Würde. Also langte ich in die Taschen meiner Robe, zog einen Beutel hervor und fischte nach dem verlangten Geld, dann legte ich es auf den dreckigen Tresen, während ich den Stab schon in meine innere Robentasche gesteckt hatte. Ich hatte nun einen einsatzbereiten Zauberstab, der nicht registriert war, was bedeutete, dass ich nun nicht mehr schutzlos war.
Ich konnte mich jetzt verteidigen, ohne Angst haben zu müssen entdeckt zu werden. Wunderbar, ich liebte es, wenn alles so lief wie ich es geplant hatte. Keine Worte wurden mehr gewechselt, kein Smalltalk, das Geschäft war beendet, anders als in der Diagon Alley. Ein knappes Nicken von mir und ich verließ mit wehender Robe den Laden, zog dabei noch meine Kapuze wieder über und verschwand rasch in der Dunkelheit, die ich willkommen hieß.
 
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