von queenie
Kampf um Leben und Tod
Wenn ich gewusst hätte was für eine entscheidende Wendung nun mein Leben nehmen würde, was für Grenzen heute überschritten werden würden, wäre ich an den Grimmauld Place geflüchtet, hätte mich in meinem Zimmer versteckt, so aber stellte ich mich dem Schicksal und es geschah was geschehen sollte. Ich musste mich direkt beeilen, um pünktlich zu meinem Sensei zu kommen. Als wir das Training beendeten, meinte der zu mir:
„Sie sind eine erstaunliche Schülerin und ich sehr stolz auf Sie! Sie haben in der Kürze der Zeit ein unglaubliches Können und Wissen aufgebaut. Es war eine Freude Sie zu unterrichten.“ Er machte mir ungewohnte Komplimente, was nicht unbedingt seine Art war, mich aber umso mehr freute.
„Sensei, Ihr Lob freut mich ungemein. Ich hätte eine Bitte, könnten Sie mich weiter einmal die Woche unterrichten, jeden Freitag, von 17 bis 21 Uhr?“, fragte ich ihn eindringlich.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. „Aber natürlich, ich hatte die Hoffnung, dass Sie weiter machen wollen, denn Sie können es im Kampf zu wahrer Meisterschaft bringen, Miss Granger!“, meinte er es sehr ernst und dies zeigte sich auch in seiner sonst so gestrengen Miene.
„Sie sind zu gütig, Sensei!“, zeigte ich meinen Respekt und verbeugte mich tief. „Die monatliche Mitgliedschaft werde ich zur Auszahlung bei meiner Bank veranlassen, sagen wir 500 Pfund im Monat?“, fragte ich weitsichtig.
„Machen Sie das, das geht in Ordnung. Ich freue mich, Sie dann nächsten Freitag zu sehen“, er lächelte sehr erfreut und verabschiedete mich.
Wunderbar, dass wir uns auf einen Termin einigen konnten, denn ich hatte mich dazu entschlossen,
trotz der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten mein Training fort zu setzten. Ich würde die Schule unerlaubterweise verlassen müssen, aber es war einfach zu wichtig meine Kampfausbildung fortzusetzen, daher war ich bereit dieses Risiko ein zu gehen. Außerdem bot Hogwarts viele Möglichkeiten, um für ein paar Stunden zu verschwinden. Als ich aus dem Zentrum kam, hatte sich der strahlend blaue Himmel von heute Morgen verzogen. Es hatte sich verdunkelt, Wolken waren aufgezogen, eine gewisse Schwüle hatte sich über London ausgebreitet, die ein Gewitter ankündigte, so dass es jetzt kurz vor acht richtig finster war. Als ich mich meiner Seitenstraße zum Apparieren näherte, vernahm ich weiter hinter mir eigenartige, verdächtige Geräusche!
Ein etwas lauterer, hektischer Ausruf, Getuschel schneller werdende Schritte, die mich unruhig und misstrauisch werden ließen. Auch ich erhöhte instinktiv mein Tempo, wagte es aber noch nicht mich umzudrehen, da ich nicht darauf aufmerksam machen wollte, dass ich sehr wohl mitbekommen hatte, das etwas nicht stimmte.
Wurde ich verfolgt?
Ich hob vorsichtshalber meinen Arm, an dem das Halfter mit dem Zauberstab saß. Über meiner Jeans trug ich meine unsichtbaren Horusdolche, so fühlte ich mich relativ sicher und gut geschützt. In diesen Zeiten wusste man ja nie, aber trotzdem verflog das ungute Gefühl nicht. Ich ging flott weiter auf die dunkler erscheinende Gasse zu. Meine Handinnenflächen wurden vor Aufregung ganz feucht, da ich die Schritte hinter mir noch immer drohend wahrnahm.
Sie blieben an mir dran, verdammt!
Mist aber auch, ich konnte ihren rasselnden Atem hören. Sie kamen schnell näher und ich war mir sicher, dass mir diese Leute folgten! Dabei erkannte ich, dass ich es nicht mehr schaffen würde ungesehen zu apparieren, auch wusste ich nicht mit wem ich es zu tun hatte, ob es jugendliche Muggel waren, denen ich mit meinem Zauberstab keine Angst einjagen würde, da diese sich eher in dieser Weise über ihn amüsieren würden: „Was ist das denn für ein dünnes Stöckchen?“ Aber somit hätte ich im Umkehrschluss leichtes Spiel mit ihnen. Oder aber die andere Alternative, an die wollte ich gar nicht denken, doch bei meinem Glück war es fast sicher, dass ich die weniger wünschenswerte Alternative erwischt hatte.
Es blieb mir nichts mehr übrig, ich musste mich umdrehen, mich dem stellen und sehen was bzw. wer mich verfolgte. Es waren mindestens zwei, das hatte ich anhand der Geräusche erkannt. Na los, mach schon, sprach ich mir Mut zu! Du machst das schon, Hermione, befahl ich mir unnachgiebig.
Und dann tat ich es, blickte rasant über die rechte Schulter nach hinten… von einer Sekunde auf die andere…
Was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich konnte zwei große, männliche Gestalten in dunklen Hosen und T-Shirts sehen, die mir zu meinem Leidwesen bekannt waren und mir damit mal wieder das Schlimmste passierte war, was passieren konnte. Wieder einmal war mir mein Glück hold. Ich hatte die Ehre von zwei im letzten Jahr abgegangenen Slytherins, die mich wohl als Hermione Granger erkannt hatten, verfolgt zu werden und die ihr Glück offenbar selbst kaum fassen konnten.
Okay, wo war ein Snape wenn man ihn brauchte und liebend gerne bereit war diese Alternative zu nehmen, um wieder für ihn willig die Beine breit zu machen, für Geld hin oder her, aber nein, ich musste mal wieder das Sahnehäubchen abkriegen. Toll, ich war ein Glückskind. In mir ratterte es. Wie hießen die zwei Breitschädel, die mir folgten? Ich kannte sie vom Sehen, die waren doch im Quidditchteam gewesen, der eine, in ihm erkannte ich Bole, einen hässlichen Jungen, der schon zu viele Klatscher abbekommen hatte, mit seinen langen, zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten, blonden Haaren. Der neben ihm gehende, schwarzhaarige war Derrick. Ihn erkannte ich als seinen Treiberpartner, dieser war eher hoch aufgeschossen im Vergleich zu dem in die Breite gehenden Bole. Beide waren schon in der Schule eher unsympathische Schlägertypen gewesen.
Leider ließ es bei den beiden grobschlächtigen Typen nur einen Schluss zu und dieser schmeckte mir gerade gar nicht, Death Eater! Bestimmt mit einem vor Neuheit noch schmerzenden Dark Mark gezeichnet. Mein Glück war kaum zu fassen, ich musste in einem reinen Muggelgebiet auf Death Eater stoßen. Was hatten die hier zu suchen?
Und diese Idioten waren natürlich auch noch ehemalige Schulkameraden von mir, die in mir sofort Harry Potters Freundin erkannten. Manchmal schrieb das Leben wirklich groteskere Geschichten als jedes beschissene Filmdrehbuch. Es war zum Haare ausreißen, da sie Zauberer waren konnte ich meinen Zauberstab benützen, etwas Gutes musste es an der ganzen Sache geben, denn damit würden sie nicht rechnen. Auch würden sie mich in meiner Verteidigung unterschätzen, da sie in mir nur ein kleines Schulmädchen sahen. Diesen Vorteil musste ich nutzen, denn rein körperlich war ich diesen Schlägertypen bei weitem unterlegen. Ich sollte es sportlich sehen, auf so etwas bereitete ich mich die ganze Zeit vor: Death Eather! Und anderen, mir körperlich deutlich überlegenen Personen, in einem Kampf trotzdem Paroli bieten zu können und eine gleichwertige Gegnerin zu sein. Jetzt gab es kein Zögern für mich. Ich wollte mich in diesen Kampf stürzen und tat es, ähnlich wie mit Snape, als ich es durchgezogen hatte und für ihn die Hure gegeben hatte, die er in mir hatte sehen wollen, also würde ich auch hier die Sache durchziehen.
Furcht oder Angst spürte ich augenblicklich nicht in mir. Meine Atmung war normal und ruhig, der Schweiß in meinen Handflächen getrocknet, so machte ich mich geistig auf die zu erwartende Konfrontation gefasst und unterdrückte jedwede Panik im Keim. Ich musste einen klaren Kopf behalten und verbannte mit einer inneren, eisigen Beherrschtheit mein rauschendes Blut in den Hintergrund. Ich erhöhte stetig mein Tempo und lief jetzt gehetzt in die Gasse, hieß die hier herrschende Dunkelheit willkommen und sah sie als Freund, denn als etwas Furchteinflößendes an. Schnell schlug ich einen flinken Haken und versteckte mich hinter einer Mülltonne, da in dieser Hintergasse überall Mülltonnen und Container verteilt standen. Von dort aus richtete ich den Zauberstab zielend auf Bole. Jetzt hieß es schnell sein, denn zwei Zauberer gegen eine Hexe, da musste ich den Überraschungsmoment, den ich hatte und die Schnelligkeit ausnutzen. Dann mal los! Auch die beiden gaben jetzt Gas, da sie anscheinend vermuteten, dass ich sie gesehen hatte. Sie zogen im Lauf ihre Zauberstäbe.
Ich rief einen stummen Expelliarmus gegen Bole, der somit mitten im Lauf seinen Stab verlor, da sich dieser aus seiner erhobenen Hand riss und zu mir flog. Er schaute überrumpelt, blöd aus als er misstrauisch die Augen zusammenkniff aber stur weiterlief, an Geschwindigkeit sogar weiter zulegte. Derrick, der etwas weiter vorweg rannte, schickte ich einen laut ausgerufenen Stupor entgegen. Der rote Strahl aus meinem Zauberstab traf ihn direkt in die Brust und schleuderte ihn brutal an eine Mauer. Er schlug mit seinem Körper hart auf. Man konnte es deutlich knirschen hören, als er wie in Zeitlupe bewusstlos zu Boden sank. Das geschah alles in wenigen Sekunden.
Haha, ich hatte einen 18jährigen so was von ausgeschaltet, aber meine Freude hielt nur kurz, da sein Kumpel wie ein riesiger, wildgewordener Bär auf mich zu raste. Weil ich ihn ja entwaffnet hatte, rechnete ich mit einer körperlichen Attacke. Durch meinen Kampf mit Derrick war ich nur eine Millisekunde abgelenkt gewesen, doch diese hatte Bole genutzt, um mich blitzschnell an meiner Kehle zu packen und mich mit Schwung an die hinter mir liegende Mauer zu schlagen.
Peng… das dröhnte in meinem Kopf, wie in einer Kirchenglocke, als dieser an den massiven Stein schlug und ich kniff meine Augen schmerzverzerrt zu und stieß ein Keuchen aus. Der Aufschlag war extrem schmerzhaft. Ich sah Sternchen, die vor meinen schmerzverkniffenen Augen tanzten. Die Wucht des Aufpralls hatte mir meinen Zauberstab aus der Hand geschlagen, so dass sich nun mein Kampftraining würde bewähren müssen. Von nun an lief für mich alles wie in einer Slow Motion ab, denn in Wirklichkeit geschah es in Bruchteilen von Sekunden und ich war mir darüber vollkommen im Klaren. Dies hier, mein Kampf mit Bole, würde sich zu einem Fight auf Leben und Tod entwickeln, so wütend und unbeherrscht wie er sich gebärdete. Einen Auftrag hatten sie anscheinend nicht und genügend Grips um die Strategie zu erkennen, dass man mich auch als viel effektiveres, lebendes Druckmittel würde einsetzen können, hatten diese beiden Hohlköpfe mit Sicherheit nicht.
So hielt ich mich mit meinem pochenden Schädel schwer auf den wackeligen Beinen, während ein wildgewordener Bole versuchte mich in seiner Wut zu erdrosseln. Ich konnte genau seine Finger an meinem Hals spüren. Jeden einzelnen, wie sie sich immer fester um meinen Hals schlossen und versuchten, mir erbarmungslos die Luft zum Atmen abzudrücken oder besser, mir die Pulsadern zu verschließen um mir die Blutzufuhr abzuschneiden. Sollte ihm dies gelingen, würde ich sofort ohnmächtig zusammenbrechen. Ich verspannte als Reaktion darauf sofort meine Halsmuskeln und versuchte verzweifelt mit schnappenden Bewegungen meines Mundes nach Luft zu haschen. Nur schwer widerstand ich dem Instinkt meine Hände an seine zu legen und diese von meiner Kehle wegzuzerren, aber ich musste schnell handeln. Seine Hände von meiner Kehle wegzerren zu wollen waren hilflose und aussichtslose Versuche ihn von seinem Vorhaben abzubringen, so ergriff ich denn, ohne jedwede Emotion und mit erstaunlicher Klarheit in meinem sauerstoff- und nun auch blutarmen Hirn und trotz meiner misslichen Lage, sehr ruhig meine einzige Chance.
Meine Hände glitten in einer zielstrebigen, fließenden Bewegung an meine Oberschenkel und zogen meine beiden Horusdolche hervor. Ich hielt sie nun links und rechts von mir im Anschlag und zögerte nicht, stach mit meiner linken so fest ich konnte in seine rechte Seite und zielte dabei auf seine Leber. Sehen konnte ich nichts, da mir Bole zu nahe war, dadurch hatte mein Stoß auch keinen wirklich festen Durchschlag. Aber ich konnte fühlen, wie die silbrige Klinge des Dolches zuerst den schwarzen Baumwollstoff seines Shirts durchstieß, wie der Stoff der scharfen Klinge nachgab und dann an die elastische Haut kam, durch die meine magische Klinge mühelos glitt. Ich konnte den leichten Widerstand bestehend aus Fett und Fleisch spüren, der dem scharfen, kalten Schaft des Stahls im Weg war. Aber dieser Stahl bohrte sich durch mein stetes Drücken beständig weiter und tiefer in Bole hinein. Er stieß einen markerschütternden, lauten Schrei aus. Sofort ließ er abrupt von meiner Kehle ab.
Ich holte hustend und japsend nach Luft, um panisch wieder Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen. Das Schlucken tat unendlich weh, so fest wie er meinen Hals zugedrückt hatte kein Wunder. Auch rauschte das Blut nun laut in meinem Schädel, als es endlich wieder fließen konnte. Während Bole verwundet zurück sprang und sich dadurch meinen Dolch wieder aus der Wunde riss, da ich diese fest in meinen Händen hielt, richtete ich mich wieder voll auf. Ich hatte es nicht geschafft ihm das ganze Heft in die Seite zu rammen, aber genug um ihn von mir ab zu bringen. Er blickte schockiert und ungläubig auf die Stelle, doch aufgrund des schwarzen Stoffes konnte man das Blut fast nicht sehen, welches beständig aus seiner Wunde lief. Er hielt sich eine blutrote Hand vor sein Gesicht und schrie wutentbrannt auf und blickte mich mit einem irren, schmerzverzogenen Blick an. Hass, unkontrollierter Hass, schien aus jeder seiner Poren heraus zu tropfen.
„Scheiß Mudblood, ich werde dich in Einzelteile schneiden, was denkst du dir Fotze!“, brüllte er zornig, griff mit seiner Hand hinter seinen Rücken und zog nun ebenfalls ein Messer und ging leicht in die Knie mit gespreizten Beinen und geöffneten Armen, wie ein Ringer. Er würde ohne Stil und Plan in den Nahkampf gehen, somit ein schwer einzuschätzender Gegner sein. Aber bitte, der Scheißkerl hatte versucht mich zu erwürgen. Komm nur her, ging es mir durch den Kopf und ich freute mich fast ihn überraschen zu können. Ich stand in dieser Zeit noch immer an der Wand gelehnt und versuchte meine sieben Sinne beieinander zuhalten. Auf seine Obszönitäten und Beleidigungen reagierte ich gar nicht, sollte er sich ruhig selbst ablenken, denn ich würde mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Ihn!
Auf in den Kampf hieß es nun und so stieß ich mich entschlossen ab. Ich hielt meine Dolche im Anschlag und wartete, dass er den ersten Angriff ausführte, was er mit einem lauten Kampfgebrüll auch tat. Er schoss schnell auf mich zu. Ich blieb ruhig und kalt, beherrscht, schaffte eine Drehung, bekam aber einen leichten Schlag und konnte leider gar nicht so schnell schauen, wie er wieder direkt vor mir stand und mir den Dolch aus der linken Hand schlug. Dabei sah ich das silbrige glitzern seiner Waffe in der Düsternis drohend aufblinken und spürte jetzt selbst, wie seine Klinge nun mit Gewalt und rücksichtsloser Rohheit in mein Fleisch getrieben wurde. Scheiße, schrie ich in meinem Kopf!
Was für ein absolut schreckliches Gefühl, wie der kalte, unnachgiebige Stahl, sich so unbarmherzig seinen Weg in meine Gedärme bahnte. Tiefer und tiefer trieb er die Klinge in mich und grinste dabei böse und irrsinnig auf mich herunter. Ich biss mir brutal auf meine Lippen bis ich Blut schmeckte, bohrte meine Zähne in mein eigenes Fleisch um den Schmerz zu ertragen. Aber gleichzeitig nützte ich die Gunst der Stunde, denn trotz der Schmerzen sah ich alles gestochen scharf und als er mir so nah und so bar jeden Schutzes vor mir stand und mich mit einem mörderischen, bösartigen Grinsen im Gesicht bedachte, da er es genoss nun mir als Rache brutal das Messer bis zum Heft in mich zu stoßen, sah ich meine Chance. Ohne groß darüber nachzudenken hob ich meine rechte Hand und stieß sie nieder, fuhr ihm damit über seinen Hals. Ich schnitt seine Kehle auf, konnte hier fühlen wie der Schnitt in die Haut, die Sehnen und die Venen eindrang und diese mit einer erschreckenden Leichtigkeit durchtrennte, bis ich auf die Kehle stieß, deren leichter Widerstand an Knorpel erinnerte, worauf ich diese auch schon schwungvoll durchfuhr. Er stieß erbärmlich röchelnde und gurgelnde Laute aus.
Ein absolut entsetzter, total ungläubiger Ausdruck blitzte in seinen blauen, schockiert blickenden Augen auf, als ihn die blitzschnelle Erkenntnis durchdrang, dass dies das Ende war. Die klaffende Wunde öffnete sich schmatzend und gab blubbernde Geräusche frei, als er hektisch und panisch nach Luft schnappte und seine Hände hilflos zu seinem offenen Hals zuckten. Wirklich ein absolut widerlicher Anblick, aber auch die Laute konnten einem das Fürchten lehren. Während er pfeifend versuchte Luft zu holen, schlug und blubberte das Blut nur in Blasen hervor, wobei die Wunde immer weiter aufklaffte. Es erinnerte stark an das breite Grinsen eines Clowns, oder des Jokers bekannt aus Batman. Es ergoss sich eine Fontäne frischen Blutes über mich, die mich von oben bis unten durchtränke, als das sprudelnde, warme Blut, das von seinem Herzen aus dem Körper gepumpt wurde, aus ihm lief. Er fiel. Er fiel wie ein Stein rückwärts zu Boden, nein, er sank nicht, er krachte unsanft auf den mit Unrat übersäten und nun mit seinem tiefdunkelroten Lebenssaft getränkten Boden. Ich war in meiner eigenen, kleinen Hölle gelandet.
Der große, mächtige Körper, der hier vor mir lag, mit dieser großen, zerfetzen, weit aufklaffenden Wunde, die mal seine Kehle gewesen war, brannte sich bis ins kleinste Detail in mein Hirn. Ich konnte es nicht fassen, ich hatte gerade, ich hatte, ich war eine… halt, stopp, Hermione! Reiß dich zusammen, sonst kannst du dich gleich zu denen legen und den Löffel abgeben. Nachdenken und überlegt handeln. Es war und es ist noch nicht aller Tage Abend, rief ich mir resolut ins Gedächtnis. Mich überkam eine eisige Ruhe. Ich fühlte fast nichts, kein Gewissen, kein Mitleid aber auch keinen Schmerz, als mein eiskalter Blick über das Schlachtfeld, in das wir die Gasse verwandelt hatten, schweifte. Bewusst nahm ich es noch nicht wahr. Nachdenken konnte ich später. Ich blickte nun emotionslos, kalt auf die Leiche, da sich sein Brustkorb nicht mehr hob und senkte war ich mir recht sicher, dass er jetzt tot war. Ich konnte den intensiven, metallischen Geruch des noch warmen Blutes riechen, denn durch die schiere Menge, war er sehr intensiv. Mir drehte sich leicht der Magen um, als ich schnüffelte, aber dieses Gefühl konnte ich zum Glück schnell überwinden.
Auch war ich von oben bis unten mit Boles Blut besudelt, hielt immer noch einen meiner beiden Dolche in der Hand, war jederzeit bereit weiter zu kämpfen und erst jetzt kam mir wieder zu Bewusstsein, das auch ich eine Verletzung davon getragen hatte. Ich blickte schnell an meinem Körper hinab. Dank des Adrenalinschubs, den mir der Kampf beschert hatte, spürte ich jetzt absolut keinen Schmerz! Schock gestand ich mir mit einem süffisanten und fast traurigen Lächeln zu, als ich Boles Messer noch immer in mir stecken sah, dass ich versucht war bei dem Anblick zu schreien. Aber dann rief ich mir beherrscht alle medizinisch von mir gelesenen Bücher, die bei uns zu Hause gewesen waren und die ich schon in meiner Jugendzeit gelesen hatte, ins Gedächtnis. Danke, dass meine Eltern Ärzte waren, dies hatte dazu geführt, dass ich auch den ein oder anderen Erste Hilfekurs hatte besuchen dürfen.
Das Blut rauschte pulsierend in meinen Ohren und das Adrenalin wurde nur so durch meine Adern gepumpt. Also, wo waren wir? Das Messer steckte links, hinten in meiner Seite. Ich wusste, da musste die Milz sein, kein lebenswichtiges, kein überlebenswichtiges Organ. Ich legte den Kopf kalkulierend schief, während ich an mir hinunter schielte. Ich musste den starken Impuls unterdrücken, das Heft zu packen und es einfach heraus zu ziehen, doch das wäre nicht gut. So wie es jetzt war, war die Wunde gut verschlossen und ich konnte nicht verbluten, also traf ich die eiskalte, kalkulierte Entscheidung es erst mal stecken zu lassen, da ich so vorerst nicht allzu sehr behindert wurde.
Es war nicht einfach, aber die Disziplin es bewusst stecken zu lassen hatte ich, wenngleich ich auch schwer mit mir kämpfte. Ich hob den Kopf und atmete erst einmal tief durch. Scheiße, war das knapp gewesen. Ich hatte beinah ins Gras gebissen. Stopp, hielt ich mich auf, denn dafür war nun keine Zeit. Ich musste handeln und das schnell, denn wenn mich jemand entdeckte, hier in dieser mehr als kompromittierenden Lage, würde ich viel zu viel erklären müssen. Ich würde mit einer Leiche nicht nur mit den Muggeln, nein, auch mit den Zauberern Ärger bekommen, also musste ich alles beherrscht angehen, um mehr als in einer Hinsicht heil hier rauszukommen. Scheiß Death Eater!
Ich schob in einer geübten Bewegung meinen Dolch zurück und hob die Hand, um nachzusehen ob sich der Kauf des Halfters für den Zauberstab gelohnt hatte, da er mir doch vorher aus der Hand geschlagen worden war und siehe da, Ollivander hatte nicht mit seinem Familiengeheimnis gelogen, mein Stab war bereits an Ort und Stelle. Sehr gut, die Investition hatte sich gelohnt, genauso wie diese magischen Messerchen, die ohne allzu großen Kraftaufwand wunderbar durch alles schnitten und stachen, dachte ich höchst erfreut. Als nächstes rief ich meinen verloren gegangenen Dolch, den mir Bole aus der Hand geschlagen hatte, magisch zu mir.
Wie gut, dass ich schon immer flott im Pläne schmieden gewesen war, denn schon hatte ich mir etwas überlegt. Als erstes rief ich mit einem Accio beide Zauberstäbe von Derrick und Bole zu mir und ließ sie magisch in meiner Sporttasche verschwinden. Diese hatte ich hinter der Mülltonne fallen gelassen. Erst dann wandte ich mich der lebenden Person am Boden zu, dem von mir mit dem Schocker ausgeknockten Derrick. Ich konnte sehen, dass er anscheinend am Hinterkopf eine Platzwunde hatte. Der Rest schien mehr oder weniger ganz zu sein. Offenbar verlor der Stupor langsam an Kraft, da er immer wieder aufstöhnte, wobei er bestimmt einen Schädelbruch hatte, so wie es sich angehört hatte als er mit Schwung an die Mauer geschlagen war, aber mir sollte es gleich sein. Trotz der ganzen, grotesken Situation kam mir eine brillante Idee, um Fudge vielleicht zeigen zu können, dass doch eventuell einige komische Dinge geschahen, die mit Death Eatern zu tun hatten, denn wie sollten zwei Schulabsolventen sonst an das Dark Mark kommen?
Ich bewegte mich fast nicht, sondern drehte mich immer nur mit Vorsicht hin und her. Mit einem Diffindo schnitt ich die Shirts an der linken Schulter bei beiden ab und schon leuchtete mir auf der weißen, blassen Haut ihres linken Unterarms das, an eine Tätowierung erinnernde, Zeichen eines Totenkopfes mit einer sich aus dessen Mund windenden Schlange entgegen. Trotz dieser Surrealität machte ich weiter, verfolgte meinen auf die Schnelle erarbeiteten Plan mehr wie ein Roboter funktionierend. Nun erweckte ich ihn mit einem Enervate, holte ihn aus der Bewusstlosigkeit des Stupors. Dereck riss sofort die Augen panisch auf und wollte trotz seiner Verletzungen loslegen. Das hatte ich erwartet und war folglich wieder schneller. Ich sprach zuerst den Incarcerus, worauf sich Seile um seinen Leib schlangen und ihn fesselten. Er schrie nur kurz erbost auf, um darauf zu wimmern, da ihm anscheinend sein Schädel schmerzte.
Sofort folgte ein Obliviate von mir. Seine Augen wurden trüb und glasig, so sagte ich ihm, er solle seinen Namen, seine Familie, das Dark Mark, mich, die Gasse, alles vergessen, dafür flüsterte ich ihm ein, bösartig wie ich war, dass er ein Muggel sei und es so etwas wie Zauberei nicht gab. Strafe und Rache musste sein und ich war echt sauer. Aus mir ragte, zum Teufel aber auch, ein Messer. Meine Laune war gerade sehr im Keller. Als ich den Zauber aufhob, wirkte er noch immer weggetreten. Wunderbar, nun hatte ich die komplette Löschung und neu Eingabe einer vollkommen anderen Lebensgeschichte auch geübt. Ich wurde für meine Eltern immer besser. Als nächstes drehte ich den Kopf und blickte gleichgültig auf die Leiche. Bei ihm würde ich mir keine große Mühe geben müssen, dachte ich abwertend, so ein Arsch!
Meine linke Hand wanderte geistesabwesend an das in meiner Seite steckende Messer und fuhr leicht darüber. Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Nicht jetzt, bleib bei der Sache, später kümmerst du dich darum, motivierte ich mich! Ich versuchte mich die ganze Zeit so wenig wie möglich zu bewegen. Meinen Oberkörper hielt ich die ganze Zeit starr, als hätte man mir ein Brett auf den Rücken geschnallt. Tja, was machte man nicht alles wenn ein Messer in einem steckte. So schlimm konnte das alles nicht sein, wenn mein Humor schon wieder kam, dachte ich kurz resigniert, aber nicht wirklich erheitert. Mit einem Mobilcorpus, den ich auf die Leiche sprach, erhob sich der leblose Körper in die Luft, schwebte wie in einem schlechten Gruselfilm mitten in der schwach beleuchteten Gasse. Wenn man denn Angst hätte, würde man sich jetzt sicher in die Hosen machen. Mit einem Wink des Stabes ließ ich den Toten sanft auf seinem Kumpel zum Liegen kommen. Das sollte jetzt kein makabrer Scherz sein, nein, ich hatte einen Grund die zwei als kleines Päckchen zu verpacken. Ich grinste fies vor mich hin, vielleicht auch ein bisschen wahnsinnig, war wohl eindeutig der Schock!
Nun gut, dann würde ich mich mal daran begeben ein weiteres Gesetz des Ministeriums zu brechen. Jetzt würde ich zum ersten Mal, irgendwie erlebte ich in der letzten Zeit für meinen Geschmack viel zu oft das erste Mal von allem Möglichen, einen Portschlüssel erstellen. Aufmerksam sah ich mich in der Gasse um und entdeckte eine Cola Dose, die ich mit einem Accio zu mir rief. Sie flog in meine Hand. Ich konzentrierte mich und deutete mit dem Zauberstab auf die Dose und flüsterte: „Portus, Zaubereiministerium Ankunftshalle“, worauf die Dose auch schon in einem hellen Blau aufleuchtete, um dann wieder völlig normal auszusehen.
Es war kein leichter Zauber, aber für mich auch kein schwerer. Ich dirigierte sie dem verletzten Death Eater in seine Hand und trat zurück, betrachtete aufmerksam das Geschehen, hoffend alles hinbekommen zu haben und Schwupps war ich allein in der nach frischem Blut und sommerlichem, verwesendem Müll stinkenden Gasse. Mein blutbesudeltes Aussehen hatte ich total vergessen. Meine Gedanken hingen noch den zwei Angreifern nach. In der Überlegung, ob ich hoffentlich den Portschlüssel richtig hinbekommen hatte und was jetzt, wenn es denn funktioniert hatte, für eine Aufregung in der Halle des Ministeriums herrschen dürfte, in der zwei Death Eater aus dem Nichts aufgetaucht waren. Einer war schwer verletzt, mit einem Obliviate mehr oder weniger verblödet und der andere eine heftig verstümmelte Leiche. Tja, hoffentlich waren keine kleinen Kinder gerade dort. Ich würde Rita darauf ansetzen, um alles genau zu erfahren, denn dafür war ich viel zu neugierig.
 
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