von queenie
Draco
Ich hatte mein Gesicht ganz unter meiner Kapuze versteckt, als ich wie immer meinen Schutzzauber sprach und dann forsch den Gemeinschaftsraum betrat. Erneut zog ich unmittelbar mit meiner Finsternis natürlich alle Aufmerksamkeit auf mich und durfte zusehen, wie vielen der sonst so gleichgültigen Slytherins, die Münder aufklappten und sie mich erschrocken anstarrten. Sie hatten wohl gehofft mich nicht mehr zu sehen. Ich glaube, sie mochten es nicht, wenn ich in ihr Haus eindrang! Verständlich, aber nicht zu ändern. Pech für sie, ging meine Gehässigkeit mit mir durch. Ich erlebte, wie sich der schöne Zabini rasch von seinem Platz vorm Kamin erhob und mich skeptisch, überlegend ansah.
Ich wusste, dank Lav und Pav, dass Zabini ein sogenannter Frauen… äh, nein, halt! Ein Mädchenschwarm war, groß gewachsen und mit seiner dunklen Haut, die an Vollmilchschokolade erinnerte und den hohen Wangenknochen und diesen leicht schrägstehenden, dunkelbraunen Augen, war er auch wirklich hübsch anzusehen. Er gefiel vielen hier und wie Slytherins halt nun mal waren, wusste er, dass er umschwärmt wurde und genoss es, so wie er tagtäglich selbstbewusst durch die Schule schlenderte, sich seiner Ausstrahlung, seines Charismas nur zu bewusst. Und mutig war er anscheinend auch, da er sich jetzt langsam auf mich zubewegte. Ich hatte, wie immer in diesem Raum, meinen Stab in den Falten meines Mantels verborgen und ihn verteidigungsbereit in meiner Hand.
„Ähm, hallo, womit kann ich dir helfen?“, fragte er unsicher und versuchte ein charmantes Lächeln in seinem durchaus attraktiven Gesicht. Er wagte es wirklich mich anzusprechen, das musste in diesem Haus etwas bedeuten. Aber was, schließlich war auch er es gewesen, der Draco und mich geholt hatte, als Snape im Gemeinschaftsraum gewartet hatte, interessant. Warum hatten die Slytherins die bestaussehenden Männer und gleichzeitig die hässlichsten und schrecklichsten, siehe Bole, Crabbe und Goyle? Ich war positiv überrascht und reagierte souverän auf diese erstaunlich freundliche Aufnahme und neigte leicht das verborgene Haupt.
„Draco!“, meinte ich dann nur heiser.
„Erwartet er dich?“, wagte er sehr vorsichtig zu fragen und machte ein unbehagliches Gesicht. Die Schlangen belauerten uns bewegungslos und warteten ab.
„Wäre ich sonst hier?“, gab ich die Gegenfrage an ihn kalt zurück und konnte sehen, wie die Schlangen leicht zu tuscheln begannen und uns nicht aus den Augen ließen.
„Er ist in seinem Zimmer, aber ich weiß nicht ob du…?“, fuhr er sich in einer abwägenden Geste durch sein kurzes, schwarzes Haar.
„Ich darf, nur keine Sorge und danke, Zabini!“, sagte ich fest zu ihm und schritt nun zielstrebig auf die Schlafzimmer der Jungen zu und ließ die neugierige Meute überrumpelt zurück. Draco, Draco… du und deine Spielchen, dachte ich mir, hatte er sich doch absichtlich verkrochen, um zu sehen wie ihm das Haus gehorchte? Durchschaubarer ging´s ja wohl kaum, was mich gefährlich lächeln ließ. Er war echt unmöglich! Diese Machtspiele, ich glaubte zu wissen, dass er da oben schon sehr neugierig auf mein Erscheinen wartete! Er war echt ein schlimmer Finger, aber wie es schien hielt sich sein Haus an seine Anordnungen und befolgte seine Befehle, gut zu wissen, für ihn wie für mich.
„Du bist unmöglich, Draco!“, verkündete ich ihm auch als Begrüßung, schlug die Tür bestimmt ins Schloss und verzauberte sie. Ich hatte ohne zu klopfen seinen Raum betreten.
„Hallo, mein Mudblood! Haben sie dich leben lassen?“, meinte er verschlagen und grinste mich von seinem Bett aus verrucht an. Er lehnte mit seinem Oberkörper an seinem Kopfende und lag entspannt da, dabei hatte er ein Buch auf dem Schoß liegen.
„Hallo, mein spielerisches Pureblood! Was wäre gewesen wenn sie sich nicht an deine Anweisungen gehalten hätten?“, fragte ich pikiert, aber auch lässig und legte den Mantel ab, auf einen der grünen Samtsessel, die vor dem Kamin standen.
„Das hätten sie nicht gewagt! Und außerdem kannst du dich wehren, das sind doch keine Gegner für dich!“, meinte er selbstsicher und abwertend und winkte mich zu sich, legte sein Buch auf dem Nachttisch ab. Auf der anderen Seite hatte er mir ein großes Kompliment gemacht, was mich großzügig über seine Arroganz hinwegsehen ließ.
„Zabini hat mit mir gesprochen und mich gefragt was ich will“, ging ich selbstsicher auf Draco zu.
„Er war schon immer tapfer in Bezug auf mich“, verdrehte er leicht die Augen und zeigte mir ein breites Grinsen in dem attraktiven Gesicht.
„Bitte?“, ich blickte ihn ungläubig an.
„Er denkt, er wär ein Freund und müsste mich beschützen und auf mich acht geben!“, er lachte rau auf. „Als ob ich das nicht selbst könnte!“, war Draco schrecklich blasiert.
„Ist er nicht dein Freund?“, wollte ich überrascht wissen.
„Wen kann man schon als Freund bezeichnen... aber er kommt dem nahe! Er ist seit jeher mein Stellvertreter in Slytherin!“, räumte er unbehaglich ein.
„Na, dann ist ja gut! Er war sehr höflich“, beschied ich ihm und stand nun abwartend am Rand seines Betts.
„Setz dich“, klopfte er einladend neben sich, was ich auch tat, zog mir meine Schuhe aus und setzte mich im Schneidersitz hin, machte es mir auf Dracos großem Bett gemütlich.
„Du wolltest mich schon heute sehen?“, fragte ich lauernd, sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, meine Haare fielen nach vorne, da ich sie offen trug.
„Du hast heute, nachdem du die Zeitung gelesen hast, so angespannt ausgesehen“, faltete er seine Hände überlegt in seinem Schoß und blickte nun von ihnen auf.
„Ja, da ich weiß wer da ausgebrochen ist!“, setzte ich ihn vorweg davon in Kenntnis, dass ich alles wusste und schaute ihm ernst in die grauen Augen.
„War ja klar! Was denkst du?“, war in seinem Gesicht rein gar nichts zu lesen, keine Meinung, keine Emotion und selbst sein Ton war nichtssagend neutral.
„Gefahr!“, meinte ich überlegend.
„Ja, soviel ich weiß, schließlich sind drei von den zehn besonders gefährlich!“, versuchte er die Klippe zu umschiffen.
„Lestrange!“, nahm ich es ihm ab, es laut aussprechen zu müssen.
„Ja!“, antwortete er leicht entnervt, aber nicht wegen mir, sondern wegen ihnen.
„Sie ist deine Tante und ich bin mir sicher, dass die beiden Lestranges auch irgendwie mit den Malfoys verwandt sind“, klang ich leicht zynisch bei der Feststellung.
„Wie immer erstaunlich gut informiert, was weißt du noch?“, schaute er nun wieder auf seine Hände, so dass seine weißblonden, seidigen Haare in sein schön geschnittenes Gesicht fielen.
„Longbottom!“, sprach ich es nicht aus, sondern warf ihm nur mein Wissen hin.
„War ja klar!“, hauchte er einen Seufzer, dabei strich er sich bedächtig die Haare hinter die Ohren. „Was meinst du?“, er wirkte gar nicht glücklich.
„Was soll ich meinen, Verwandtschaft kann man sich wahrlich nicht aussuchen!“, erwiderte ich relativ kalt.
„So einfach ist das für dich? Selbst mich hat es überrascht und entsetzt, dass die wieder draußen sind!“, rief er erregt und überrumpelte mich damit.
„Warum? Du warst noch ein Kind, als sie in das Gefängnis kamen, warum solltest du Angst vor ihnen haben?“, fragte ich perplex nach.
„Angst, ich hab keine Angst! Ich fühle mich genervt, denn von Vater weiß ich, dass mit Bellatrix nicht zu spaßen ist, sie war schon vorher verrückt… nicht ganz richtig im Kopf und dank der Dementoren, wohl jetzt absolut nicht mehr zurechnungsfähig!“, erregte er sich zornig und wuschelte etwas frustriert durch seine helle Pracht.
„Und zu den Weihnachtsferien nach Hause zu fahren, darauf freue ich mich nicht, wenn ich ins Manor komme und mir eine ausgetickte Tante vor der Nase herumhüpft!“, meinte er ärgerlich.
„Und du bist auch nicht bei mir, das gefällt mir nicht!“, verzog er wütend sein Gesicht. Wenn es nicht so lief, wie sie es wollten, konnten Malfoys echt unausstehlich in ihrem Verhalten werden und ich rümpfte das Näschen. Wie, bei ihm sein? Manchmal wusste ich nicht, was Draco wirklich mit mir vorhatte, aber ich wollte mich überraschen lassen.
„Ich meine, ich vertrag ja nicht mal Mutter länger als eine halbe Stunde, mit ihrem verkniffenen, blasierten Gesicht und dann auch noch ihre Schwester, von der Vater sagt, dass sie als junges Mädchen schon schizophrene Züge hatte. Black muss man heißen!“, ätzte er verächtlich. Es war zu schön, wenn sich die Familienmitglieder untereinander derart schätzen, mochten und achteten. Ich konnte mir bei seinem Gejammer das Lachen nicht mehr verkneifen, was ihn mich bitterböse anstarren ließ. Aber es war auch zu komisch, denn dank Narcissa war auch er ein halber Black, aber für Malfoys typisch, stand er weit über solchen Tatsachen.
„Oh, du Armer, armes Pureblood! Schon echt schlimm mit einer solchen Verwandtschaft, aber ist euer Manor nicht groß genug, dass du dich verkrümeln kannst?“, wollte ich erheitert wissen und spöttelte leicht.
„Lach nur, Mudblood! Natürlich hab ich meinen eigenen Flügel und meine Suite! Ich bin der Erbe! Aber ich sehe jetzt schon die gemeinsamen Essen vor mir… Familienzusammenführung! Da läuft’s mir jetzt schon kalt den Rücken runter! Hast du die Bilder gesehen?“, schnauzte er und schaute mich mit großen Augen an.
„Draco, bitte, ich bin mir sicher… sie werden sich vorher waschen!“, darüber kicherte ich wieder etwas albern. Ich konnte ihn gerade nicht so ernst nehmen.
„Hast heut deinen lustigen Tag, was?“, maulte er mich böse an.
„Nein, ich hatte einen echt schlechten Tag, heute lief nichts wirklich so, wie von mir gewünscht!“, beruhigte ich mich, da ich an meine kleinen oder größeren Missgeschicke dachte.
„Ähhh?“, schaute er mich fragend an.
„Kräuterkunde!“, meinte ich verschnupft und blickte beschämt auf die Seite.
„Ach, du meinst deine heldenhafte Tat, die Fangzähnigen Geranien zu vernichten! Das war herrlich, ich hab gedacht ich krieg mich nicht mehr ein!“, johlte jetzt er lachend auf und vergaß sein Familiendrama über meinem Unglück.
„Ja, du warst einer der am lautesten und am meisten gelacht hat!“, zischte ich ihm jetzt beleidigt entgegen. Ich konnte mich gut daran erinnern, dass er sich mit seinen Anhängseln fast vor Schadenfreude auf den Boden des Gewächshauses geschmissen hätte. Er hielt sich von Lachkrämpfen geschüttelt seinen Bauch, sehr unmalfoyhaft, aber mein Unglück schien ihn das großzügig übersehen zu lassen. Doch man musste ihm zugutehalten, dass auch die Gryffindors sich nicht wirklich mehr zurückgehalten hatten, alles Verräter, zog ich mein wenig schmeichelhaftes Resümee.
„Wie hast du das eigentlich geschafft? Ich mein, die sind doch recht pflegeleicht und die Alraunen, die wirklich sensibel sind, hast du doch auch geschafft!“, meinte er jetzt ehrlich interessiert, nachdem er sich schwer nach Luft schnappend einbekommen hatte. Ich schluckte hart. „Gib mir einen Kaktus und den krieg ich auch tot, hab ich schon daheim als Kind geschafft, Pflanzen. Ich kann sie finden, verarbeiten und verwenden aber nicht züchten, hegen und pflegen. Da bin ich die absolute Versagerin, was schwer an mir nagt…“, gab ich widerwillig zu, dabei knabberte ich aufgeregt an meiner Lippe. „Die Alraunen! Warum, denkst du, ist Neville immer mein Partner, er ist der geborene Gärtner und Züchter!“
„Du bist mir ein manipulatives Weib! Holst dir Longbottom, nur um eine gute Note abzugreifen“, er schüttelte entrüstet den Kopf.
„Hey, ich danke es ihm, ich helfe ihm auch bei seinen Aufgaben in den anderen Fächern, besonders bei Snape!“, verteidigte ich mich, um nicht als gar so kalkulierend dazustehen, aber er schüttelte nur weiter sein Haupt.
„Du bist eine Heilige, Granger, ich hab es immer gewusst“, meinte er augenrollend. „Was machst du eigentlich Weihnachten?“, lenkte er nun ab.
„Sagen wir mal so, Harry und Ron denken, ich bin bei meinen Eltern, meine Eltern denken, ich bin bei Ron und Harry und in Wirklichkeit, bin ich in meinem Haus auf dem Land!“, erzählte ich ihm umständlich meinen wohl ausgetüftelten Plan, um Weihnachten die Zeit zu haben, um einige Dinge zum Laufen zu bringen, die elementar für mein weiteres Vorgehen waren.
„Wow!“, schaute er mich mit großen, überraschten Augen an. „Bist du dann allein?“
Ich nickte.
„Du musst vorsichtig sein, jetzt da so viele durchgeknallte Death Eater auf freiem Fuß sind!“, mahnte er besorgt. Ach, war seine Sorge nicht süß, lächelte ich ihn süffisant an.
„Danke für deine Sorge um mich Draco, aber ich habe vor, sehr vorsichtig zu sein“, erklärte ich abwehrend.
„Hey, da kommt mir eine Idee, ich will zu dir kommen, dann kann ich mich öfters vor den Treffen drücken und schlüpf bei dir unter! Das wär doch lustig, dann kannst du mir auch zeigen, ob du die Inhalte der Bücher verstanden hast und wir können ein bisschen üben?“, bot er an und hatte sich nun aufgerichtet, lag mit seinem Oberkörper nicht mehr länger lässig, angelehnt am Bett.
„Klar, wenn du willst, würde mich über deine Gesellschaft freuen, sehr sogar!“, ließ ich ihn wissen. „Aber die Twins werden öfters kommen, wenn dich das nicht stört?“, meinte ich unsicher. „Sie erzählen ihren Eltern, sie wären bei Lee, sind aber in Wirklichkeit dann später bei mir!“
„Ich sollte sie doch eh kennen lernen! Ich störe euch doch nicht in eurer trauten Dreisamkeit?“, fragte er nun misstrauisch, da ich bei dieser Aussage leicht zusammengezuckt war, aber nicht aus dem Grund, den er gerade vermutete, eher weil ich mich gefragt hatte, was Draco zu der Beziehung der Twins zueinander sagen würde, da sie ja unter anderem zu mir kamen, um ihrer Liebe zu frönen. Die beiden taten mir halt immer leid. Sie teilten eine große, innige Liebe und die Entscheidung diese zu leben, hatten sie sich echt nicht leicht gemacht. Aber irgendwann hatten sie eingesehen, dass sie alles andere unglücklich machen würde und sie alle anderen Partner ebenfalls unglücklich machen würden, was nicht fair wäre, niemandem gegenüber. Und so hatten sie ihr Schicksal angenommen zusammen zu sein und wenn auch erstmal nur im Geheimen. Sie taten mit ihrer Liebe ja niemandem direkt weh, nur den Moralvorstellungen der Gesellschaft. Und ich konnte mit ihrer Entscheidung ebenfalls gut leben. Was aber Draco sagen würde und wenn er länger im Cottage war, würde er es höchstwahrscheinlich mitkriegen, wir würden sehen!
So wandte ich meine Gedanken wieder zu Draco und seiner Frage.
„Lächerlich, Draco, lächerlich! Du würdest überhaupt nicht stören, wir würden uns freuen. Die beiden sind auch schon ganz aufgeregt dich kennenlernen zu können. Da fällt mir ein, wo wollen wir uns treffen, damit ich dir das Cottage zeigen kann, denn es liegt ein Blutschutz darauf…?“, wandte ich ein.
„Das freut mich zu hören, Mudblood. Ich frage mich eh... schon die ganze Zeit, wie ihr drei zueinander steht, aber ich kann warten!“, schaute er mir nur tief sowie intensiv in die Augen und ich war mir gerade sehr bewusst auf seinem Bett zu sitzen und leckte mir unbewusst über die trockenen Lippen. „Blutschutz… nicht schlecht… aber ist es genug in dieser Zeit?“, meinte er langgezogen.
„Ich wollte jetzt dann auch den Fidelius darüber werfen und da ihr drei dann da seid, euch auch gleich in das Geheimnis mit aufnehmen…“, nickte ich ihm zu.
„Das wäre gut, ja und was hältst du davon, wenn wir uns bei Flourish&Blotts in der Winkelgasse treffen?“, schlug er vor.
„Hermione Granger und Draco Malfoy, so offensichtlich, wäre das nicht sehr unklug?“, meinte ich abwehrend. Er verdrehte theatralisch, übertrieben die Augen.
„Granger, bitte, ein bisschen intelligenter. Ich hätte nichts dagegen mal mit Minna gesehen zu werden, eine schöne Frau!“, erklärte er nun mit einem teuflischen Grinsen und ich hob eine Braue, denn eine so hinterlistige Bosheit musste man erst mal besitzen.
„Ach so, kein Problem, wann wollen wir uns Treffen? Ich würde den zweiten Ferientag vorschlagen, um zwölf?“, bot ich an.
„Genau, abgemacht!“, grinste er mich teuflisch an. „Ich freue mich!“, klang es irgendwie doppeldeutig. Ich lächelte verrucht, denn ich wollte gespannt sein, als mir etwas einfiel.
„Ach, da fällt mir noch was ein, ich brauch nochmal deine Galleone!“, streckte ich fordernd die Hand aus.
„Warum?“, hob sich skeptisch seine elegante Braue.
„Das siehst du gleich“, ich zupfte an meinem Rolli rum und zog sie selbst raus. Er tat es mir gleich und nahm sie ab. Ich trug wie immer meine Dolche, die ich über der Jeans trug und zog jetzt einen daraus hervor.
„Wow, sind das die Dinger, mit denen du Bole aufgeschlitzt hast?“, fragte Draco mit einem faszinierten Glitzern in den rauchgrauen Augen.
„Ja, sind sie nicht schön?“, fragte ich verzückt und ließ die Klinge im Schein des Lichts glänzen. Zog den zweiten und hielt ihm den Dolch auffordernd hin. Er nahm ihn gekonnt und begann ihn zu begutachten und ihn wissend in der Hand zu wiegen.
„Liegt gut in der Hand, magisches Silber, nicht schlecht, wo hast du sie her?“, kam es mit Kennermiene von ihm.
„Borgin&Burkes!“, erzählte ich verklärt.
„Ja, er hat eine gute Auswahl… was… w… w… was tust du da?“, rief er erschrocken aus. Da ich mir, schneller als er schauen konnte, mit der Klinge gerade rücksichtslos in den Zeigefinger geschnitten hatte und nun dunkelrotes Blut daraus sickerte. Ich musste über seinen schockierten Ausruf lächeln und sah ihn von unten herauf verschmitzt an, da er sich nun kniend auf dem Bett befand. Draco konnte, wenn er wollte, sich erstaunlich schnell bewegen.
„Hermione, spinnst du! Du kannst dich doch nicht einfach schneiden, ohne einen Mucks!“, keifte er empört.
„Sei still Draco!“, beschied ich ihm und tropfte nun auf beide vor mir liegende Galleonen mein Blut, nahm meinen weißen Zauberstab und führte nochmals den Proteus aus. „Komm her, gib mir einen Finger“, befahl nun ich. Er blickte mich bei meinem kommandierenden Ton erstaunt an, tat aber wie von mir geheißen und reicht mir ohne zu zögern seinen Zeigefinger. Ich nahm wieder meinen Dolch und zog mit einem schnellen Strich darüber. Wie sanft diese silbrige Klinge durch die Haut und das darunterliegende Fleisch schnitt, es war als würde man durch Seide schneiden. Schon kam auch gleich sein Blut und ich führte seinen Finger zu den Münzen und ließ ein paar Tropfen darauf fallen, wiederholte den Zauber und sprach dann einen Episkey auf unsere Wunden, die sich sofort schlossen. Danach steckte ich die Dolche weg und wir legten schweigend die Münzen wieder um.
„Warum?“, fragte nun Draco, der bisher keinen Mucks oder auch nur einen Ton, von sich gegeben hatte, weder beim Schnitt, noch danach. Wie es aussah war er, genauso wie ich, es gewöhnt, interessant.
„Du meinst, warum ich die Münzen personifiziert habe? Ich werde die Idee der Kommunikation mit den Galleonen noch mit anderen nutzen müssen, aber ich will nicht, dass jemand von uns erfährt, daher die Personifizierung, vielleicht nimmst du noch die Twins an Weihnachten mit auf, das musst du wissen“, meinte ich erklärend, dann schenkte ich ihm ein schelmisches Zwinkern.
„Wirst du es bei ihnen und dir auch tun?“, fragte er nun überlegend nach.
„Ja, ich muss über einen Weg verfügen, nur mit ihnen zu kommunizieren, ohne Harry oder Ron!“, erklärte ich mich ihm.
„Ach, denen willst du auch eine Münze geben?“, legte er den Kopf schief und zog die Augenbrauen hoch.
„Ja, aber ohne Blut“, erklärte ich nun weiter.
„Ja, das wäre auch zu schwarzmagisch nicht wahr, aber wenn du die Twins aufnimmst, werde ich sie wohl auch aufnehmen, denk ich mal…“, schien er es geistig abzuwägen und malte Kreise auf die Decke.
„Du musst dich ja nicht heute entscheiden“, warf ich ein und er nickte mir zu.
„Genug geredet, komm her!“, packte er nun ungeduldig meine Hand und zog mich schwungvoll mit sich auf die Matratze, fiel zurück und ich kam auf ihm zu liegen, mit einem kleinen…
„Uff…!“, „… so stürmisch…“, lachte ich erheitert auf, war aber auch gleichzeitig leicht überrumpelt, dass Draco meine Nähe derart suchte. Ich hatte damit nicht gerechnet, aber es fühlte sich gut an. Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar und atmete tief ein. „Du duftest immer so gut“, flüsterte er leise und ich kuschelte mich bereitwillig in seine Arme, bettete mein Haupt bequem auf seiner Brust. „Danke, du auch, Sandelholz rieche ich immer bei dir!“, meine ich und inhalierte seinen Duft genießerisch.
„Dein Duft erinnert mich an Ambra, ich liebe solche intensiven Düfte“, sinnierte er, dabei schnupperte er erneut. Er zauberte nonverbal das Licht herunter, so dass nur noch ein paar Kerzen brannten und das flackernde Feuer des Kamins heimeliges Licht spendete. Auf einmal begann er wieder zu reden.
„Ich hätte nie gedacht, dass du diejenige sein würdest, die mal an meiner Seite stehen könnte! Das kommt sehr unerwartet! Ich meine, du hast mich geschlagen! Du bist eine Gryffindor, auch wenn ich finde, dass du da falsch einsortiert worden bist und du bist ein Mudblood! Und ich… das ist so unrealistisch und doch reicht mir ein Blick von dir und ich weiß, was du denkst!“, überlegte er laut. Ich lag immer noch halb auf ihm und malte Zeichen auf seine Brust, zuerst vollkommen sprachlos was er mit „an seiner Seite stehen“ meinen könnte, aber auf der anderen Seite konnte ich ihm nur zustimmen, ich fühlte mich bei ihm verstanden, geborgen und wohl, wie noch nie bei einem anderen.
„Denkst du, ich bin nicht weniger geschockt, so etwas habe ich auch noch nie erlebt, du bist der Erste zu dem ich voll und ganz offen und ehrlich bin! Dem ich nie etwas vorgespielt habe, der erste der mich versteht und nicht verurteilt, für das was ich tue!“, seufzte ich auf und erlebte zum ersten Mal ein derart inniges, intimes und aufregendes Gespräch.
„Echt, du hast auch vor den Roten Geheimnisse?“, klang er ungläubig.
„Ja, natürlich, es gibt bisher niemanden in meinem Leben, der alles weiß, du auch noch nicht, aber daran sind eigentlich immer nur die Umstände schuld und nicht, weil ich es dir nicht sagen möchte….“, verteidigte ich mich, als ich seine Hände spürte ,die mich fester, weniger sanft umschlossen.
„Das ist gut, du wirst mir immer alles sagen können, ich werde auch keine Geheimnisse vor dir haben. Wir können uns etwas geben, was nur wenige Menschen in unserer Umgebung haben und das ist gegenseitiges Vertrauen und Verständnis!“, versprach er mir mit tiefer Stimme, dabei streichelte er unablässig meinen Rücken, während er selbst immer ruhiger wurde.
„Oh Draco, du weißt gar nicht wie glücklich mich deine Worte machen, danke!“, meinte ich ehrlich, so hob ich meinen Kopf von seiner Brust an und strahlte zu seinem Gesicht hinauf und so schnell konnte ich gar nicht schauen, da lagen seine Arme um mich und sein Mund auf meinem. Wir küssten uns zum ersten Mal richtig lange, ausgiebig und intensiv, so dass mir die Sinne schwanden. Das Gefühl, als sich seine Lippen auf meine legten, war überwältigend! Der bestimmende Druck, den diese ausübten, verführerisch langsam, als seine Zungenspitze leicht und sanft, fast neckisch über meine Lippen strich und um Einlass bat. Ich gewährte ihm diese Bitte augenblicklich und als dann unsere Zungen zueinander fanden, war es, als würde ein Stromstoß durch meinen Körper jagen. Mein Herz setzte kurz aus, um dann in einem sehr viel schnelleren Takt zu schlagen und zum ersten Mal in meinem Leben erwachten wirklich und wahrhaftig alle meine Sinne zum Leben, so etwas hatte ich noch nicht erlebt und das schaffte er nur mit einem Kuss, somit genoss ich ihn sehr.
Wir küssten uns immer noch heftig, als er sich leicht zurück zog, um gleich darauf seine Hände leidenschaftlich in meinen Haaren zu vergraben und mich noch enger und besitzergreifender an sich zu ziehen, was mich wohlig in seinen Mund stöhnen ließ. Denn eins musste ich nun erkennen, ob ich wollte oder nicht, er war der Erste, bei dem ich mehr empfand als Lust oder Verlangen. Bei ihm fühlte ich so viel mehr, dass es schon fast zu viel war und wehtat. Bei mir, einem Menschen der bisher seine Gefühle immer mehr als gut unter Verschluss gehalten hatte, war dies überwältigend und etwas beängstigend in seiner Intensität. Ich glaube ihm ging es ähnlich, denn dieser immer leidenschaftlicher und stürmischer werdende Kuss, vereinnahmte uns immer mehr. Ich krallte mich vorne in seinem Pullover fest, da ich Angst hatte sonst die Sinne zu verlieren.
Ich konnte unsere Zungen ein nie gekanntes, unglaublich erregendes Duell führen fühlen. Es war berauschend ihn zu schmecken, zu fühlen, ihm so nah zu sein. Unsere Körper pressten sich eng und begierig aneinander. Ich konnte ihn vollständig an mich gepresst spüren, ein unbeschreiblich warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Nach langer Zeit lösten wir uns schwer atmend voneinander, seine Hände gaben meine Haare wieder frei und so sahen wir uns entsetzt und schockiert über das an, was wir gefühlt hatten, was wir gespürt hatten, was nur dieser eine Kuss emotional ausgesagt und ausgelöst hatte.
„Wow!“, fand er als erster seine Stimme wieder und wohl auch sein Gleichgewicht. „Was wird erst passieren, wenn das weiter geht?“, fragte er rau, wobei seine Augen erwartungsfroh und abenteuerlustig funkelten.
„Draco das war… unglaublich ich…“, kam es ziemlich abgehackt von mir, da ich sehr außer Puste war.
„Schsch… ich habe auch noch nie so empfunden, es ist etwas Besonderes…“, wisperte er und zog mich wieder an sich und kuschelte mich so dicht an sich, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Er küsste wie immer sehr zärtlich meine Stirn. Und so lag ich mit meinem Haupt in seiner Halsbeuge. Ich konnte sein Kinn auf meinem Kopf spüren. Noch immer war ich etwas atemlos, denn diese unerwartete Richtung beschäftigte mich doch schon, das hatte ich weder geplant noch vorgehabt, dass so etwas zwischen Draco und mir passieren könnte, aber ich war keine Person, die diese Entwicklung groß in Frage stellen würde, dies hatte ich auch schon bei Sirius nicht getan, aber ich musste ihn etwas fragen was mich beschäftigte.
„Draco, ich habe ab Montag doch mein Nachsitzen bei Snape, ich weiß, dass ich ihn immer auf die Palme treibe, wenn das nur Ansatzweise so abläuft wie ich befürchte, müsste Minna bald wieder eine Eule bekommen… eigentlich ist er überfällig, schon längst“, nuschelte ich peinlich berührt in seinen Pullover.
„Severus ist in letzter Zeit jede Nacht unterwegs, der Ausbruch musste geplant werden und noch so einige andere Dinge, wo Vater und Severus unabdingbar waren… ach, ich kann dir übrigens sagen, dass er den Gang ganz toll findet. Er hat mich darauf hingewiesen, dass ich niemandem von dem Gang erzählen soll, da dies Hogwarts unsicher machen könnte. Er denkt doch manchmal immer noch, ich sei ein Kind…“, schüttelte er sich empört wie ich spüren konnte.
„Aber zu deiner Frage, wenn er ruft, musst du gehen. Das versteht sich von selbst, er würde sofort misstrauisch werden, solltest du dich weigern und seit dem letzten Mal wäre es nicht gut, wenn er wüsste, dass ihr identisch seid“, meinte er leutselig, wenngleich ich ein leises Bedauern in seiner Stimme wahrnahm, aber er erkannte die Notwendigkeit dessen und war hier so wie ich tickte. Man tat was man tun musste. Währenddessen hielt er meine rechte Hand fest in seiner und presste sie auf sein Herz.
„Du bist seltsam, macht es dir gar nichts aus?“, wusste ich nicht, was ich von der Aussage halten sollte, nachdem wir uns so geküsst hatten.
„Macht es dir was aus?“, antwortete er mit einer Gegenfrage, was ich sehr enervierend fand.
„Was? Dass ich wieder mit Snape ins Bett soll?“, fragte ich und wägte ab. „Nein, ich meine, er ist gut im Bett, es gäbe schlimmeres als ihn und es ist schnell vorbei, nach dem ernüchternden Motto, Augen zu und durch…“, war ich wie so oft sehr kalt und hielt Dracos intensivem Blick stand.
„Dann ist doch alles gut! Solange es nur Severus ist, alles andere wäre inakzeptabel und als Hermione, ist es ausgeschlossen“, zeigte er eine erstaunliche Gefühlskälte, aber mit so etwas verstand ich eher umzugehen, als wenn er mir seine Liebe gestehen würde.
„Draco, wirst du auch mit anderen schlafen?“, wagte ich da zaghaft zu fragen, nachdem er sich so beherrscht zeigte.
„Vielleicht, aber nicht weil ich will… du weißt ja nicht, wie es dort bei solchen Feiern zugeht, es wäre ähnlich wie bei dir, Augen zu und durch! Manchmal kann man es sich halt nicht aussuchen... Nox“, murmelte er noch bestimmt und sehr endgültig und das Zimmer lag nun in Dunkel.
Bei seinem „Vielleicht“ hatte ich kurz die Luft angehalten und nur langsam wieder entweichen lassen, da ich tief in mich gehorcht hatte was ich Empfand und zu meiner Schande musste ich sagen, dass ich seinen Einwand akzeptierten könnte, wenn es denn sein musste, aber gefallen tat es mit genauso wenig, wie die Erkenntnis, dass ich Snape nicht entkommen würde. Er hielt mich in dieser Zeit wie etwas sehr Wertvolles, das er nicht mehr loslassen würde. Er streichelte zärtlich über meinen ganzen Körper, was in mir wohlige Schauer auslöste und so schliefen wir eng aneinander gekuschelt nebeneinander ein.
Erschöpft schliefen wir ein, da es spät war, aber auch gefühlsmäßig überrollt und ausgelaugt, weil es sehr intensiv gewesen war was wir fühlten. Für mich war es etwas vollkommen Neues, nicht nur, dass es nicht sofort im Sex geendet hatte, nein, auch das Vertrauen zu haben mit dem anderen zu schlafen und hier meine ich nicht die sexuelle Ebene. Nein, das Vertrauen zu haben mit dem andern den Schlaf zu teilen und eine ganze Nacht in einem Bett zu verbringen, was ich bisher noch nie getan hatte, war etwas völlig neues, aber mit Draco, von dem ich umschlungen wurde, war es ein wundervolles Gefühl. Am nächsten Morgen schlug ich wie gewohnt die Augen auf und war von jetzt auf gleich wach. Ich konnte mich dank der ungewohnten Umgebung gerade noch davon abhalten hochzufahren und ließ erst einmal die Erinnerung auf mich einwirken und so bemerkte ich, dass ich auf etwas sich auf und ab bewegendem lag.
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf meinen Zügen aus, das hier war Draco! Mein Draco. Ich hob nun leicht meinen Kopf, um sein schlafendes Gesicht zu betrachten. Er war wirklich schön! Seine ebenmäßigen, edlen Gesichtszüge und während ich so genüsslich sein aristokratisches Aussehen betrachtete und mir den gestrigen, welterschütternden Kuss in Erinnerung rief, erkannte ich, dass wir noch immer in unserer Kleidung waren. So schmunzelte ich, als auch er seine Augen aufschlug, um mich mit einem sehr wachen Ausdruck in den grauen Augen anzusehen, bis auch er ein fröhliches Lächeln zeigte.
„Morgen, mein Mudblood“, meinte er gutgelaunt.
„Morgen, Draco!“, küsste ich seine Wange und schmiegte mich nochmal in seine Arme, die mich willkommen hießen.
„Gut geschlafen?“, wisperte er fragend in meine Haare.
„Sehr gut, ich weiß gar nicht wie ich noch ohne dich schlafen soll!“, erwiderte ich, was seine Brust leicht erzittern ließ, da er ein Lachen unterdrückte.
„Warum bist du schon auf, es ist erst kurz vor sechs!“, wollte er neugierig wissen.
„Was, schon so spät?“, rief ich schockiert aus, Mist! Ich sprang aus dem Bett und suchte hektisch nach meinen Schuhen.
„Warum, was ist?“, zog er sich auf die Arme und betrachtete meine Hektik skeptisch.
„Ich muss mich beeilen, wenn ich heute noch meinen Lauf schaffen will!“, erklärte ich weiter hektisch. Er ließ sich nach dieser Aussage wieder zurück auf sein Bett plumpsen.
„Lass es halt mal ausfallen“, meinte er lapidar und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
„Nein, kommt nicht in Frage!“, gestand ich mir so was an Liederlichkeit meinen Pflichten gegenüber nicht zu.
„Dann danke ich dir für die schöne Nacht, Hermione!“, erklärte er mit samtiger Stimme. Ich warf mir gerade den Mantel über und verlor vor Schreck beinah das Gleichgewicht, was ihn dreckig kichern
ließ.
„Das machst du mit Absicht, oder! Bis dann, mein Pureblood und danke für die wundervolle Nacht!“, meinte ich noch und floh ungesehen aus Slytherin.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel