von Nerventod
Eng umschlungen lagen Harry und Draco im Bett des Blonden und genossen die Nähe zueinander. Nie im Leben hatte Harry geglaubt, dass er das tun würde, als er die letzte Nacht hier her gekommen war. Er war glücklich, richtig glücklich, hier in Dracos starken Armen liegen zu können. Er bereute nicht, was er getan hatte, im Gegenteil, Dracos Gesicht gesehen zu haben, wie dieser in vollen Zügen genoss, was Harry ihm gegeben hatte, hatte ein warmes Gefühl in seinem Bauch entstehen lassen.
Es dauerte nicht lange, bis Harry bemerkte, dass Draco erneut eingeschlafen war. Er musste darüber schmunzeln und auch wenn er wusste, dass sie eigentlich aufstehen sollten, brachte er es nicht übers Herz, ihn aufzuwecken. Viel zu schön war es, mit ihm hier zu liegen, und so schloss auch Harry wieder seine Augen und driftete in einen erholsamen Schlaf.
Unglücklicherweise wachten beide erst wieder auf, als jemand sich geräuschvoll neben ihrem Bett räusperte. Harry fuhr erschrocken herum, während Draco nur müde die Augen öffnete. Das Gesicht, was beiden entgegensah, gehörte zu niemand anderem als Lucius, der die beiden mit amüsiertem Blick musterte.
„Ich will euch ja nicht stören“, sagte er grinsend, „aber wir frühstücken bereits seit einer halben Stunde und Narzissa hat mich gebeten nachzusehen, wo ihr bleibt. Wie ich sehe, kann ich mir den Gang zu Harrys Zimmer sparen.“
Harry, dessen Kopf mittlerweile die Farbe einer reifen Tomate angenommen hatte, konnte in diesem Moment nichts anderes tun, als sich schnell die Decke über den Kopf zu ziehen, worauf er hörte, wie die beiden Malfoy-Männer glucksten. „Das ist nicht witzig“, grummelte er aus seinem Versteck heraus.
„Doch, das ist es“, erwiderte Lucius, worauf Harry wieder unter seiner Decke hervorkam und ihn wütend anfunkelte. Lucius` Gesicht wurde wieder ernst. „Eine weitere Vision?“, fragte er.
Harry nickte. „Ich wollte einfach nicht allein sein und da bin ich halt hier her gegangen“, sagte er mit gesenktem Kopf. Sofort bemerkte er, wie Draco einen Arm um ihn legte und ihn zu sich zog.
„Und das war genau richtig“, sagte der. „Du kannst immer herkommen, auch dann, wenn du zuvor keine Vision hattest.“
Harrys Gesichtsfarbe, die bereits wieder auf dem Weg zu normal war, wechselte erneut zu knallrot. Er schaute zu Lucius, der ein weiteres Mal grinste. „Harry, es ist wirklich nichts falsches daran, wenn du hier her kommst“, sagte er. „Allerdings würde ich euch empfehlen, das nächste Mal das Fenster aufzumachen, denn hier drin riecht es nach Sex.“
„Oh Gohott“, wimmerte Harry und verschwand erneut mit seinem Kopf unter der Decke, was beide Malfoys jetzt offen lachen ließ. Es war ja wieder einmal so typisch. Es war die erste Nacht, die er hier mit Draco verbracht hatte und sofort musste es jemand herausfinden. Gut, sicherlich war Lucius eine bessere Alternative als Narzissa, denn Harry musste eingestehen, dass er dann wahrscheinlich vor Scham im Erdboden versunken wäre. Allerdings hätte das auch den Vorteil gehabt, dass er ihr nicht mehr davon erzählen musste, was bedeutete, dass Lucius doch nicht die bessere Alternative gewesen war.
„Wenn du jetzt damit fertig bist, Harry in Verlegenheit zu bringen, Vater, kannst du ja wieder nach unten gehen. Wir sind in einer Viertelstunde da“, hörte er Draco sagen. Er lauschte gespannt und hörte, wie Lucius wieder zur Tür schritt und kam danach erst wieder unter der Decke hervor. Draco lachte, als er das immer noch rote Gesicht von Harry sah, dann strich er ihm sanft über die Wange. „Hach, ich liebe dich, wenn du so schüchtern bist“, gluckste er.
Sofort wurden beide ernst, als sie bemerkten, was Draco da gerade gesagt hatte. Die Augen des Blonden weiteten sich erschrocken und er wollte seine Hand schon zurückziehen, als Harry sie ergriff. „Was hast du gerade gesagt?“, fragte er flüsternd und sah dabei zu, wie nun Dracos Wangen ein leichtes Rot zierte.
Harry wusste nicht genau, was er in diesem Moment fühlte. War es Hoffnung? Wenn es so war, war er sich sicher, dass Draco das in seinen Augen erkannt haben musste, denn er schien sich wieder zu fassen und lächelte nun leicht. „Ich habe gesagt, ich liebe dich, Harry“, antwortete er nun ehrlich. Leichte Unsicherheit stand dem ehemaligen Slytherin nun ins Gesicht geschrieben, doch er löste seine Hand von Harry, um sie in dessen Nacken zu legen und ihn zu sich zu ziehen. Seine Lippen legten sich sanft auf die Harrys und der konnte bei diesem Kuss sofort spüren, dass der Blonde jedes Wort meinte, was er gesagt hatte. Er ließ sich in den Kuss fallen und öffnete leicht seinen Mund. Diese Einladung nahm Draco nur zu gerne an und schon tanzten beide Zungen liebevoll miteinander, was beiden ein kleines Seufzen entlockte.
Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, schauten sich beide wieder tief in die Augen. In Harrys Magen tanzten tausend Schmetterlinge und als er die hoffnungsvollen Augen des Blonden sah, wusste er, dass er ebenso empfand(, wie er). Erneut beugte er sich zu Draco, nur um einige Millimeter vor dessen Mund zum Stehen zu kommen. „Ich liebe dich auch, Draco“, wisperte er leise und küsste den Blonden ein weiteres Mal.
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Sie hatten länger als eine Viertelstunde gebraucht, um zum Frühstück hinunterzukommen, doch keiner der Anwesenden sagte etwas, als sie endlich ins Esszimmer traten und sich auf ihre Plätze setzten. Harry konnte nicht verhindern, als er erneut errötete, als er Lucius` Blick begegnete. Seine Augen huschten zu Narzissa, die ihn ebenfalls mit wissendem Blick musterte. Offensichtlich hatte ihr Lucius von seiner vorherigen Entdeckung erzählt.
Nachdem sie gegessen hatten, ging Harry mit Narzissa zusammen nach oben ins sein Zimmer. Sie machten es sich, wie es ihre Gewohnheit war, in der Sitzecke gemütlich und Harry spürte langsam, wie er nervös wurde. „Lucius hat gesagt, dass du diese Nacht wieder eine Vision hattest“, sagte sie schließlich.
Der Schwarzhaarige war unendlich dankbar, dass sie nicht gleich auf die Tatsache zu sprechen kam, dass er heute Nacht im Zimmer ihres Sohnes geschlafen hatte, was seine Nervosität leicht beruhigte. Er nickte. „Ich habe die Folterung einer Muggelfamilie gesehen und auch, wie sie getötet wurden“, sagte er und all die schrecklichen Bilder der letzten Nacht kamen ihm wieder in den Sinn. „Ich will das nicht mehr, Narzissa. Ich will, dass das aufhört. Ich will, dass wir endlich handeln und diesen Bastard vernichten.“
„Ich verstehe“, nickte Narzissa. „Was genau hast du gesehen?“
„Es war eine Familie. Vater, Mutter und zwei Töchter. Ich schätze, sie waren zwölf und vierzehn, aber ich kann mich da auch irren. Sie haben sie mit Cruciatus-Flüchen gefoltert, ihnen Knochen gebrochen, aber das Schlimmste war, dass sie den Mann mit einem Imperius dazu gezwungen haben, seine eigenen Töchter zu vergewaltigen, ehe sich auch einige Todesser an ihnen vergangen haben. Seine Augen, als sie den Fluch von ihm genommen haben… ich glaube, ich werde nie vergessen, wie entsetzt er gewesen ist.“
„Was hast du empfunden, nachdem du aus der Vision zurückgekehrt bist?“, fragte Narzissa ruhig weiter.
„Angst“, antwortete Harry. Als die blonde Frau nichts darauf erwiderte, fuhr er fort. „Angst, Verzweiflung, Leere…“
„Warum bist du danach zu Draco gegangen?“
„Ich wollte nicht allein sein“, antwortete Harry. „Ich wollte nicht die ganze Nacht allein in diesem Zimmer sitzen. Ich wusste, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Es… es war so dunkel hier und ich hatte das Gefühl, dass jemand in der Dunkelheit auf mich lauert. Ich weiß, dass das dumm ist und dass keiner hier war, aber… Ich meine, ich bin erwachsen. Ich sollte keine Angst im Dunkeln haben, aber sie war trotzdem da. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass jemand nach mir greift und da wusste ich, dass ich hier raus musste. Ich wollte zu jemandem, der mich beschützen und mir Halt geben kann.“
„Und du hattest das Gefühl, dass Draco dir diese Sicherheit geben kann?“, fragte die Blonde weiter.
„Ich konnte ja schlecht zu Lucius gehen und mich zu euch ins Bett legen“, schmunzelte Harry. Narzissa erwiderte nichts darauf, sondern lächelte ihn nur leicht an. Harrys Gesicht wurde wieder ernst. „Ja, ich wusste, dass ich bei Draco sicher bin. Ich vertraue ihm. Trotzdem hätte ich mich wohl nicht zu ihm gelegt, wenn er nicht wach geworden wäre. Vielleicht hätte ich mich einfach nur in einen der Sessel in seinem Zimmer gesetzt. Mit wäre die Gewissheit, dass er da war, genug gewesen.“
„Aber du warst eigentlich zu ihm gegangen, um dich zu ihm zu legen“, sagte Narzissa.
„Ja, aber als ich dann bei ihm war, hatte ich… ich weiß nicht… Als er die Decke angehoben hat und ich mich neben ihn gelegt habe, war da trotzdem wieder diese Angst. Ich fühle mich schrecklich deswegen“, gab Harry zu. „Ich weiß, dass er mir nicht wehtun würde und trotzdem…“
Narzissa sah zu, wie Harry hilflos mit den Schultern zuckte. „Harry, Lucius hat mir erzählt, wie er euch beide heute Morgen gefunden hat und deshalb gibt es auch keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden. Also sag mir, warum du es dann doch zulassen konntest, dass er dir so nah ist“, bat sie ihn.
„Er hat mich zu sich gezogen und für einen Moment konnte ich nicht anders, als darauf zu warten, dass er etwas tun würde, was ich nicht wollte. Aber dann war es so, als würde sich ein Schalter in meinem Kopf umlegen. Immerhin war das Draco neben mir, und ich vertraue ihm und ich liebe ihn. Mein Körper hat sich von ganz allein entspannt, als ich gefühlt habe, wie sich sein Arm um mich legte. Ich habe mich in diesem Moment so sicher gefühlt, dass ich es gar nicht beschreiben kann.“
Narzissas Augenbraue war nach oben gewandert und erst jetzt wurde Harry klar, was er ihr gegenüber zugegeben hatte. Er errötete leicht und sah sie unsicher an, doch Narzissa lächelte jetzt einfach, ehe sie aufstand. „Warte bitte kurz hier“, sagte sie und verschwand aus dem Zimmer. Harry schaute ihr verwundert hinterher. Was sollte denn bitteschön das hier? Warum war sie gegangen? Er verstand es einfach nicht. Da er es aber nicht ändern konnte, blieb er einfach sitzen, wie sie es gesagt hatte, und wartete. Fünf Minuten später kam sie wieder hinein und Harry riss die Augen auf, als hinter ihr Draco ins Zimmer trat. Narzissa setzte sich wieder auf ihren Platz und deutet Draco an, sich neben Harry zu setzen. Zögernd tat der Blonde das und schaute nun gemeinsam mit Harry zu seiner Mutter.
„Ich denke, wir sollten darüber reden, was letzte Nacht passiert ist“, sagte sie schließlich.
Draco riss entsetzt die Augen auf. „MUTTER“, rief er entsetzt. „Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, was Harry und ich gemeinsam tun, und was nicht.“
„Draco, du musst verstehen, dass ich das hier nicht tun will, um euch beide in Verlegenheit zu bringen. Harry hat eine schwierige Zeit hinter sich. Ich möchte nur, dass ihr beide euch vollkommen klar darüber seid, was ihr in der Lage seid, zu tun. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr auf Schwierigkeiten stoßen werdet und dabei ist es besonders wichtig, dass du weißt, wie du darauf zu reagieren hast, genauso, wie es wichtig ist, dass Harry seine Grenzen bewusst sind, die ihm im Moment noch entgegenstehen und dass er rechtzeitig versucht, solchen Situationen auszuweichen“, erklärte Narzissa.
„Denkst du etwa, ich würde Harry zu etwas zwingen, zu was er nicht bereit ist?“, brauste Draco nun auf.
„Natürlich denke ich das nicht“, sagte Narzissa und hob abwehrend ihre Hände. „Ich habe euch in den letzten Wochen genau im Auge behalten und ich weiß, dass du so etwas nie tun würdest. Was ich aber auch weiß ist, dass ihr in dieser Nacht einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht habt und so sehr mich das auch freut, komme ich nicht umhin, mich zu fragen, ob es für Harry nicht doch noch etwas zu früh war.“
Draco schaute jetzt entgeistert zu dem Schwarzhaarigen. „Harry?“, fragte er, nun unsicher geworden. „Ich… habe ich dich zu sehr gedrängt?“
Harry nahm seine Hand und drückte sie leicht. „Mach dir keine Sorgen, es ist nichts passiert, was ich nicht auch wollte“, sagte er, ehe er sich an Narzissa wandte. „Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber Draco ist wirklich großartig und ich fühle mich in seiner Nähe wohl. Vielleicht ist es richtig, dass wir heute früh zu weit gegangen sind und das hätte böse enden können, aber das ist nicht passiert. Ich vertraue ihm und ich denke, dass es nötig ist, wenn er mich an meine Grenzen heranführt, damit ich sie letztendlich überwinden kann. Er würde es respektieren, wenn ich an einer bestimmten Stelle nein sage.“
Narzissa sah zu, wie die beiden jungen Männer sich nun liebevoll anlächelten. „Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen“, sagte sie und stand auf. Weder Draco noch Harry reagierten auf sie und so ging sie leise aus dem Zimmer und ließ sie allein.
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