von marie29
Sie hatten den heiligen Mann tatsächlich besucht, bevor sie hierher zurückappariert war, allein. Der Anblick des von der Sonne bereits stark geröteten Körpers, der da hilflos auf dem heißen Sand lag, ließ ihr Herz schneller schlagen. Es war soweit! Jetzt würde er büßen für alles Leid, das er so sehr genossen hatte.
Die Bemalung der indianischen Körper wirkte wahrlich furchteinflößend, doch der Hass in ihren Augen war es, der Lucius vor Angst schlottern ließ. Marie sah es, konnte es riechen. Der Sand zwischen seinen Schenkeln war trotz der sengenden Sonne nass. Sie stand zwischen seinen gespreizten Beinen und sah auf ihn hinab. Nichts war übrig von dem stolzen, arroganten Reinblüter. "Töte mich, bitte!", flehte seine weinerliche, vor grauenvoller Furcht zitternde Stimme. Die grauen Augen starrten sie bittend an, schwammen vor Tränen.
Ihre Sicherheit schwand. Sollte sie es wirklich tun? War sie dazu fähig, ihm willentlich Schmerz zuzufügen? Die Krieger hatten ihr den Vortritt überlassen. Sie sollte die Erste sein. Das Messer in ihrer Hand glänzte im Sonnenlicht, scharf war es, frisch geschliffen. Nein! Sie ließ es zu Boden fallen. Halbherzig stieß sie ihm ihren Stiefel zwischen die Beine. Sein jaulendes Heulen erfüllte sie nicht mit Genugtuung, nur mit Scham. Sie zog sich zurück, nicht soweit, dass es nach Flucht ausgesehen hätte, nur ans Ufer des Flusses, hüllte sich in einen Schatten spendenden Zauber und blickte ins Wasser.
Hier saß sie immer noch, sehnte ein Ende herbei und wusste doch, sie würden ihn erst sterben lassen, wenn auch dieser neuerwachende Tag sich dem Ende näherte. Solange musste auch sie hier ausharren, hatte es selbst so gewollt. Ihr Blick wanderte zu Draco hinüber. Auch seine Leiche war an vier Pflöcke gespreizt, übersät von Schnitten, aber er schrie nicht, blutete nicht, litt nicht. Er war geflohen. Ihre Hand tastete nach dem Haar, das immer noch in ihrem Ärmel steckte. Sie hatte noch nicht alles gesehen. Die Schreie, der Gesang, so ging es nicht. Sie brauchte Ruhe, musste hier weg. Oder …, wie dumm sie doch war, warum hatte sie nicht längst Augen und Ohren verschlossen, sich in die Stille geflüchtet, die der Imperturbatiozauber ihr bot. Erleichtert seufzend warf sie ihn über sich.
Die Indianer würden sie nicht stören, niemand achtete auf sie. Die Energie dieser Menschen schien durch Lucius Schreie ins Unermessliche gesteigert zu werden. sie waren wie im Rausch. Selbst Rhanas Mutter hatte ihr Leid für kurze Zeit vergessen. Dracos Skalp baumelte bereits an ihrem Gürtel, gut sichtbar für dessen Vater. Und er musste hinsehen, konnte die Augen nicht schließen. Seine Lider waren fort. Deutlich sah er ein ums andere Mal die Klinge aufblitzen, die sein Fleisch durchschnitt, sah die Fackeln sich der Wunde nähern, bevor der grauenvolle Schmerz alle Sinne durchfuhr. Der Gestank seines eigenen verkohlten Fleisches hing überall in der Luft. Immer, wenn er die Besinnung verlor, brachte ihn ein Schwall kalten Wasser zurück, keine Möglichkeit hatte er, sich der Qual zu entziehen.
Marie jedoch war fort. Ihr Geist betrachtete das Leben seines Sohnes, war dabei, wie er seine Mutter wiedersah. Grauenvoll sah sie aus, verwahrlost, ungepflegt, als wäre sie es, die in Askaban hause nicht Lucius. Ihr Verstand hatte unter der Einsamkeit gelitten. Nur die Hauselfen waren ihr geblieben und die fürchteten sie fast so sehr wie zuvor Bellatrix. Immer ähnlicher war sie ihrer toten Schwester geworden, als hätte diese Besitz vom Leib Narzissas ergriffen.
Auch Draco erschrak, doch es erleichterte die Ausführung seines Planes. Beinahe begeistert willigte sie ein, an Lucius Stelle zu sterben, sehnte den Tod herbei und die damit verbundene Rache an Snape. Ihr irres Gelächter dröhnte Draco noch in den Ohren, als sie längst tot und begraben war und er mit seinem Vater sicher Russland erreicht hatte. Fast war er froh, dieses schreckliche Wesen in den verhassten Vater zurückverwandeln zu können, wohl wissend, dass dieser ihm das Leben zur Hölle machen würde.
Und so war es auch, bis ihm das erste Mädchen in die Hände fiel. Zufällig. Auf der Suche nach Ablenkung, hatte er einen Studenten verhext. Die verwahrloste Kleine, die im Schutz der Dunkelheit die Mülltonen durchwühlte, hatte er übersehen. Er schockte sie, wollte gerade ihre Erinnerungen verändern, als der Gedanke wie ein Blitz durch seinen Kopf schoss. Sie war jung, sie war ein Mädchen, ebenso wie zwei von Snapes Kindern. Die Idee war geboren. Er brachte sie seinem Vater als Geschenk.
Der perfide Plan begann, klarere Formen anzunehmen.
Nicht Snape sollte es sein, der leiden musste, nicht nur zumindest. Nein, seine Töchter würden sie benützen, um ihn zu bestrafen. Doch er hütete sie wie seinen Augapfel. Keine Möglichkeit gab es, in Hogwarts einzudringen. Sie mussten eine der beiden herauslocken, aber wie? Wieder verstrichen Jahre. Draco setzte seine Studien fort, während die Versuche seines Vaters, den Körpern der Mädchen ihre Unversehrtheit wieder zu geben, ganz langsam zum gewünschten Ergebnis führten.
Dracos Leidenschaft galt den Zaubertränken. Das zerfledderte Buch, das er einst als Schüler im Raum der Wünsche in Hogwarts gefunden hatte und die Zeit bei Walinsky hatte ihn erkennen lassen, wie faszinierend die Forschung auf diesem Gebiet war. Jede winzige Veränderung der Zutaten hatte eine verblüffende Wirkung. Oftmals war er versucht, seine neuesten Kreationen an Lucius zu testen, doch er wagte es nie. Die Angst vor seinem Vater steckte immer noch tief in ihm, war unauslöschbar.
Die Grausamkeit, die er den Mädchen gegenüber an den Tag legte, bewies ihm immer aufs Neue wie gerechtfertigt diese Furcht war. Dieser Mann würde nicht davor zurückschrecken, seinen eigenen Sohn zu bestrafen und Draco brauchte ihn, musste ihn bei Laune halten. Also tat es, was immer der Vater von ihm verlangte, bis endlich der erlösende Artikel im Tagespropheten erschien. Die alte Tonksche Madam und ihr Enkel gingen auf Reisen. Eine bessere Gelegenheit konnte es nicht geben.
Dracos animagische Fähigkeiten, von denen Lucius keine Ahnung hatte, halfen ihm, ins Haus der alten Hexe einzudringen. Alles andere war ein Kinderspiel. So einfach hatten sie es ihnen gemacht. Marie überlief ein kalter Schauer beim Gedanken daran. Aber wie hätten sie ahnen können, welch teuflischer Plan um sie herum geschmiedet wurde. Draco kannte die Route ganz genau, er hatte sie entworfen, hatte den Platz weitab jeder Siedlung, bereits ausgewählt, lange bevor die Reise begann. Das verlassene Farmhaus war ideal. Nur die Indianer, die hatte er übersehen, wie so viele Andere es auch taten. Sie waren unwichtig, keine Gefahr.
Alle Vorbereitungen waren erledigt, die Schutzzauber zeigten jedem zufällig vorbeistreifenden Wanderer nur das alte verlassene Gebäude, was Draco darin geschaffen hatte, blieb verborgen. Den alten Stall hatte er in ein gut ausgerüstetes Labor verwandelt, den verdreckten Keller in ein Verließ, so wie Lucius es mochte. Die Schlafräume im Obergeschoß waren ihrem Zweck gemäß ausgestattet. Lucius luxuriös, durch einen einfachen Zauber ums dreifache vergrößert.
Dracos eigenes einfach und schlicht, nur der geöffnete Koffer, der sämtliche Bilder und Artikel enthielt, die je über Snape veröffentlicht worden waren, war wie ein Schrein von silbernen Kerzenleuchtern umgeben. Der Schein der Kerzen tauchte die Bewegungen der Personen auf den Fotografien in sanftes Licht. Stundenlang saß Draco dort und ließ seinen Fantasien freien Lauf, während er Hand an sich selbst legte. Immer aufs Neue rang er die aufwallende Erregung nieder, wartete ab, bis Geist und Körper sich beruhigt hatten, bevor er sich erneut Severus nackten Körper vorstellte, der sich vor ihm am Boden krümmte vor Schmerz. Seine eigene Hand war es, die ihm unerträglichen Qualen zufügte. Er genoss die unartikulierten Schreie, das vergebliche Winseln um den Tod. Und immer wieder die beiden Worte, unverständlich, leise, verzweifelt: "Verzeih mir!", wenn die Schmerzen nachließen.
Erst als Draco fühlte, dass es unmöglich wurde, den Drang seines Geschlechts noch länger zu unterdrücken, erlaubte er es sich, Severus Gesicht so vor seinem geistigen Auge erstehen zu lassen, wie er es sich tief in seinem Innern wünschte. Die schwarzen Augen, nicht vom Schmerz entstellt, sondern erfüllt von brennender Sehnsucht, die geöffneten Lippen, die danach lechzten, Draco zu küssen, sein Gesicht zu liebkosen. Die Zunge, so sanft und zärtlich, dass er glaubte vor Wonne zu vergehen und dann, im Augenblick höchster Ekstase, die Worte, nach denen er sich so sehr sehnte: "Ich liebe dich!", bevor Severus Mund sein Glied umschloss, seinen Saft gierig schluckte und dabei ebenso vor Lust erschauderte wie Draco selbst.
Vollkommenes Glück, ein paar Sekunden, bis die graue Realität wie eine scharfe Klinge in Dracos Verstand fuhr und den Hass auf diesen Mann, der ihn verschmähte, seine Liebe von sich stieß, zurückbrachte und jedes andere Gefühl aus ihm vertrieb.
Maries Geist schreckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Verbrannt an der Hitze, die ihren eigenen Schoß bei Dracos Vorstellung durchfuhr. Fassungslos riss sie ihn fort aus der Kammer, zurück zum Fluss. Lucius Schreie erklangen, das heftige Pochen in ihrem Unterleib erlosch und sie glaubte zu sterben vor Scham. Dracos unbändiges Verlangen hatte ihren Körper überflutet. Nur langsam kam auch er wieder zu sich, verkrampfte sich vor Entsetzen. Die Hand, die zwischen ihren Schenkeln lag, zog sich zurück. Marie starrte sie an, wie etwas Fremdes, Widerwärtiges und kam endgültig zur Besinnung. Wie hatte das geschehen können?
Um auch den letzten Rest dieses grässlich, herrlichen Gefühls zu vertreiben, stand sie auf und wandte sich zu dem misshandelten, schreienden Etwas um, in das Lucius Malfoy sich verwandelt hatte. Grauenvoll war er zugerichtet, verstümmelt, skalpiert, entmannt. Der Gesang war verstummt. Die Indianer saßen reglos um ihn herum als schliefen sie, doch ihre Augen beobachteten jedes Zucken. Sobald es schien, als ließe der Schmerz nach, sorgte einer von ihnen dafür, dass ein Neuer an die Stelle des Alten trat und der Teufel vor ihnen sich erneut krümmte und wand, aufjaulte vor Qual.
Hufgetrappel ließ Marie herumfahren. Ein Indianerpony näherte sich, stoppte neben ihr und Tiponi streckte ihr die Hand entgegen. Marie schwang sich hinter ihr aufs Pferd und umklammerte die Frau fester als nötig gewesen wäre. Keinen Blick warf sie zurück, als das muntere Tier in einen scharfen Galopp verfiel und sie fortbrachte von diesem schrecklichen Ort.
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